Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, September 12, 1902, Sonntags-Blatt, Image 14

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    M
Ro. 17. Mit !
hen en Peijen- i
etuhnet tout-I
mse josse un hen «
das Jnskkui ;
ment tuhne ge- ?
Laßt. Er hot I
drei Daytek ge: »
« tschaktscht un :
- ich möcht doctf
W emoi gern von?
Jhue höre, ob das nit autrehtschies is. s
For ebant zwei Stunde hoi et an dem
Peisenne erumgeoacktettx das meint er
Ist immer ufs die Kieg gepuscht uns
bot e tegeller Katzemjuhsid gemaoan
daß alle Hund-se an Die Stint gehault s
den ckn der Wedesweiler Wort geschickt i
bot, daß sei Bier sauer Ietzt mer«-z
wann Das Neue nit ganz dato stappe ;
dehti Jch meiselbst den e sich Hettettk ;
kriegt un Der Phit is in den Kellerj
sange. Wie der Tut-net damit fertig!
gewese is, do hot er gesagt, er hätt insl
sei ganzes Lewe noch kein Peijenne ge
tuhnk was in so en böse Schehp ges
wese wär. Er deht denke, mit hätte
getreit mit oen Hötschet un den Well
jerholz Peijenne zu spiele. Zo en un
serschämtet Fellei! No, was mer sich
in dies hier Konnte alles gefalle muß
losse, das duhk einiges biet-e. Awiver
in so en Kebs, Do sag ich nie nit e
Wort. mer muß immer Die Jmpteschen
Its-f die Piebel mache, daß mer e ge
bildete odder wie mer uss deitsch sage
dicht, e riefeinv Lehdie is, enniqu.
Wie das Räcket gestappt hat, do is
auch der Pbii wieder aus Den Keller
etausgettoche komme un bot kom
pkhnt, daß er Stontmeckehk kriegt
hätt. Off Keins hot et reiteweg zu
den Wedesweiier gemußt, vitahgi wann
et wirklich soc e fäckt e Stommeckeht
bat, dann ruht ihn ver Wigtie wo mir
ins Haus hen kein gut. Ich den en
nihau eckspecktet, daß et for Soppet
heim der komme, awwek inskett hotet
Wart geschickt, daß et noch ebbzs Laufe
MUBI Un XI cccjl clsclsi III-»kl- tut-nur«
Ich soll Cinihau die Kiog heim halte,
bikahs heit Nacht oehte die Peijennes
lessens starke. Do hen ich widder en
Schnecke diriegt, bikahs ich hen das
freche Ding von e Peijennetietschee nit
behte könne. Awwemr was war zu
duhm ich sin an oie Stritt un hen
mich sascht die Luna aus oen Hals ge
hallsert, bis ich die sämmtliche Kids
beixamme gehabt ben. Sie den ja
Iel st Buwe un mehbie Jhte sin disse
rent. Jch hen en schöne Schavp ge
bbat, bis se alle ufsgefickst ware. Wisse
Se, die Felletsch hen Händs wie die
Suhrdicketsch un do muß ich jedesmal
die Schktoppbtosch juhse, bis mei- wid
der die Kollet von oie Schiinn sehn
subt. Jch weiß gar nit wo vie Feger
die schreckliche Pohie bertrieae. Mei
SOper hen ich aria kurz gemacht. Jch
heu in die Hurtie e paar Eier acsreit
un do hen mer Schmisttäs un Pickels
dazu gesse un owwedtusf hen ich jeden
von die Buwe noch e Pietsch gewwe.
Das is doch e ganz gutes Sopper ge
wese, awxvek oie Feget hen getickt wie
alle-; se hen gesagt. se wäre noch
hungrig un se wollte noch e Stick
Schelliebtoi hawtvr. Sell hen ich aw
Iver osi Kohks nit gedahn, bikahs met
deks aus so en Kinnerstommeck Doch
seine Mördetgtube mache. Jch den
Iardlie die Disches cn vie Sink gestellt
gehabt, do is auch schon die Dohtbell
sange. Schuhe genug, es is die Tiet
fcher gewese. Se hot smit oie Nos in
die Luft erum geschnusfelt un hot ge
sagt: zSchig bei Jhne schmellts aw
toer emol gut! Sie misse ebbes seines
for Soppek gehabt den. Jch hen schon
IAIO Ist-Z mkdssssks cis-K be fl,bflb.«
Do hen ich gesagt: »Ich fiele aria sak
:ie, daß ich nickg mehr von Den Eos-wer
immer ben, awwer wann ich Jhne
mehbie mit e Tische Zchmierkäs unner
die Arme greife kann, Dann ftn Se
willkomm« Do hot se gefagi, sie oeht
nii den Schmierkäs gleiche. Well hen
ich gesagt, wie deht e Pickel vuhn? Do
hat se armer auch nicks von wisse woll
un do hen ich gesagt, das Peijenne
wär jetzt ahlrecht, der Tuhner wär
erseht heit dagewese. Das is der
Stoff, hot fe gesagt un hot ihr Ban
uet abgenomme un hats uff die Kautfch
gelegt. Vorher hot se erfcht immer die
Kautfch geblose, als wann se sich ihren
alte Schawwesdeckel mehbie on den
Dofi demmetsche könnt. Freileinche,
hen ich gesagt, wann Sie Dosi suche,
dann misse Se ihren hat an sieSiritt
lege, in mein Deus fi.nne Sie kein.
Ich denke, fell war e gutttwon. Jeyt
bn alle Kids anirete wisse-un se hoc
M den Kleinste ausgepickt un hot ihn
e Lied singe mache, bikahs se hot aus
sinne wolle, ob et e gutes Gehör hätt.
Ich denke, zu den Ttohbel hätt se gar
sit zu gehn brauche, bikahs wann e
Mdd Ohre hot wie der Bennie, wo so
»F sin wie Sahfetsch. dann«wetd
su das Gehör Ohkeh sein, ennihau·
Der sennie het« weicht e Stickelche
gehsllert un dann t et das tiehrende
Lied »Du du mei Hieb-Ihnen du« ge
zkssh das mich. die Thräne meine
ernnnetgelanfe sin, so hot
M ist Sins- getoiscbt Die Tietscher
U- M Bäche Winieriment mit
. · w «» Mdi gemacht un dann
it stiegs- W Ost se get-ehster
Die M stehe sann-e hätte so viel
’ täti- m W wie en onlqu
MWZ set dritte in die
W
stosst sein. Die anneee Buive wäre
ahlrecht un sie bebt denke, daß sie rnit
den-e ebbes mache könnt- WelL ich
diente, es is e Schehks so ebbes zu e
Mutter un Mo zu sage; ich fin schubr.
daß vie Buroe all großes Tällent how
we, awtver was versteht so e junges l
Ding von die Sach. Ufs eernol is es
arig neusie an die Stellen-eh geworde
ich mache die Dvhr uss un do kommt
der Phil inseit gestolpekt. Do hen ich
dann ausgefunne, was et noch getauft i
bot: ex Asf hot er sich lauft un das
war en Lalla. Ei tell juh ich hen mich
geschebmt wie alles. Er bot ichwiet
arg die Peiiennetietschet sein wolle aw
wer die bot gesagt: »Mäddem, Sie bes
ser losse Ihren alte Mann auch ernol
tubne, ver bot’s noch nothwendiger·
wie Jhne Ihr Peijenne.« Dann is se ,
fort un den Weg is die erschte Lessen s
zu End sange. Well, ich glantve rnir ]
erletve noch viel Freid mit den Klim- j
verlaschte. J
Mit beste Rirgards s
Jahr-s L
Lizzie hanfsiengel «
sit-Uria- seltsiu0t. s
Wie aus London geschrieben wird,
bat der bekannte angloindische Dichter
nnd Romanrier Rubin-ed Kiplina so
eben das ivtillische Küstenvors Rot
tingdean bei Brighton verlassen, Um
sich nach Tunvrioge Wells zu begeben
Seit fünf Iabren verbrachte Kipling
den größten Theil des Jahres in dem
kleinen Nest unweit des Baveorts. Er
besaß dort sein eigenes Häuschen, in
welchem er mit seiner Familie sehr zu
rückgezogen lebte. Nach seiner letzten
schweren Krankheit die ihn in New
Yocl monatelang ans Bett fesselte
und während welcher das ein-e seiner
beiden Kinder, dass sich von ibrn an
gesteckt hatte, gestorben ist, hat der
ohnehin nie sehr siir Geselliqleit in
clinirende Poet völlig das Interesse
für jeine Mitmenschen verloren. Da
fürbelundeten diese um so größeres
Interesse siir den Dichter nnd strömten
in Schar-ten nach Rottingvean, um
den Bewunderten von Angesicht zu
Angesicht zu schauen. "
Nur meniae der Neuaieriaen erreich
ten ihre Absicht, denn Kipling wagte
sich schließlich gar nicht mehr aus dem
Hause, das beständig von Fremden
umlagekt wurde. Oeiter als einmal
mußte die Ortspolizei einichreiten, um
Kivling vor gar zu lästig werdenden
Verehrern zu schützen. Die Zudrinck
lichteiten der Briobtonet Badeqiiste,
von denen viele täglich nach Rotting
dran hinauspilgertem wurden wäh
rend der gegenwärtigen Saiion fo
schlimm, daß Kiplina sich thatsächlich
genöthigt sah, die Flucht zu ergreifen.
J Er wendete sich nach einigem Suchen
dem romantisch gelegenen Städtchen
Tunbridge Wells zu, wo er eine et
was außerhalb des Ortes geleaene
Villa getauft hat, die durch eine hohe
Mauer nach der Straße zu begrenzt
ist. In den herrlichen Gatten- und
den ausgedeann Partanlagen dieses
Besitzthurns dürfte der menschenscheue
Poet vor profanen Blicken sicher sein.
" Einsamkeit ist dem körperlich Mänteln
den und seelisch leidenden Manne in
.nerstes Bedürfniß· Es giebt wohl
s taum eine zweite berühmte Persönlich
"teit in England, die so viele Einla
idungen ausschlägt wie Kipling. Alle
J Versuche der Vertreterinnen hoher und
H höchster Gesellschafts-kreise, den gefeier
, ten Dichter in ihren Salons zu zeigen,
, scheiterten an der Verachtung, mit der
lRudvard Kipling diese Bemühungen
, der eleganten Societh-Women betrach
tet und die zu verbergen er sich durch
aus keine Mühe giebt.
W
Dei sinkst sauer-.
)
Jrn Jardin des Plantes zu Paris
) soll demnächst das ehemalige Cabinet
für oergleichende Anatomie niederge-v
rissen werden, dessen Einrichtung von
Cuvier im Jahre 1796 begonnen und
im Jahre 1817 beendigt wurde. Das
Gebäude, in welchem sich zwei riesige,
einst vielbetvunderte Walfischgeripve
befanden, war dem Einsturz nahe.
Unter den anderen ehrwürdigen Thier
gerippen enthielt es auch das eines
Nashorns, das Ludwig der Vierzehnte
einst für seine Menagerie in Versailles
hatte kommen lassen. Der »Roi So
leil« stattete dem Dickhäuter, der da
mals in Europa natürlich als eine
große Seltenheit galt, jede Woche mit
seinem ganzen Hosstaate einen Besuch
ad. Als das Nashorn schließlich starb,
wurde es von Terranlt, Cottin und du
Verney für die Atademie der Wissen
schaften secirt. Jm Jahre 1793 konnte
Cuvier das prächtige Gerippe nur mit
großer Mühe retten, denn die strengen
Repechlitaner wollten ei durchaus ver
brennen, weil es einem »Tdrannen« als
Amiisement gedient hatte.
Der Erst-der der Ietutemutoswh
Manchem Zeitungsleser wird es wie
»ein Märchen aus alten Zeiten« vor
kommen, wenn ihm erzähit wird, daß
soeben der Mann, der als Erster das
Petroleum zu Beleuchtungszwecken
: verwendet hat, gestorben ist. »Beste-.
leuin —- Gas —- Elektrischli t, alles
; im Zeitraum eines Menscher-le nö zu
sanrnrengedrängti« hört man Zweif
let ausrufeik Aber Thatschee ist, daß
kürzlich in Hackensach Yedo rsey, A.
sExsFerris verstorben «rst, der über
j Nacht zur Berühmtheit wurde, als er
in etv York eine Lampe alt-stellte,
we Petroleum brannte. Der Vers
III-? alt geworden
, der 84
F, hat eine Mai-ge Abhandlungen
. iee feine Ers m Ieicht-seen
— Dir-X
» , » -
Eine Radlergeschichte.
Von harrt Koppeh
here Franz Diringer pflegte die
Nachmittage am Fensier zu oerbriml
gen. Jn lässiger Stellung bingeiehnt,
eine gute Cigarre im Munde, tonntel
er in aller Seeleanhe das Treiben auf
der Gafse betrachten, und ei machtei
ihm Spaß, die Leute spazieren zu se- l
den, während er sich ungestörter Bis-l
baglichteii hingab. Er war zwar noch
jung. hielt aber doch fchon etwas auf .
die Bequemlichteii. Das Leben genie: !
nieszen, o ja, er zählte in keiner Weise f
zu den Koftveriichterm allein eine An- s
strengung durfte damit nicht verbun-’
den fein. Gerne würde er sich unter
die Menschen draußen gemischt und:
hübschen Kindern in die SchelmenZ
augen geguckt haben, aber da .hiitte er
gehen müssen, und er empfand eines
förmliche Abneigung gegen jede über
flüssige Bewegung. So blieb er in;
feiner Fensternische und freute sich aus »
der Entfernun , wenn ein niedktchet
Mädchen vorii erschritt. Je langsa
mer und schlendernder eine dahinging. «
um so lieber war es ihm. da konnte er
sich satt schauen, lief aber eine in Haft
und Eile ibres Weges, so örgerte er
sich: wozu dieses sinnlofe Tummeln,
dessen Anblick einen schon fchtviyen
macht? Völlig in Zorn gerieth er se
doch, wenn eine Radlerin daherfaufte
— man weis noch nicht, ob es dafiir
steht, hinzusehen, und husch ift sie schon
weg. Das ist geradezu eine Rücksichts
losigteit, meinte er.
Schlag fünf Uhr mußte er täglich
eine Anwandlung schlechter Laune be
stehen. Er wartete beinahe auf den
Moment, der ihn gewissermaßen in
Aufregung sehen würde, denn ex wuß
te aus wochenlanger Erfahrung, fast
auf die Minute genau taucht ein Pe
dalrnädchen am Ende der Straße auf,
flitzt windrasch herunter, lautet vor
feinem Fenster wie nicht gescheidt auf
der Radglocke und ift auch schon um
die Ecke verschwunden Wie ein
Schnellphatograph tain sich Herr-Franz
Diringer vor. so ost er sich weit dor
heugte, um im Fluge ihr- Bild zu er
haschen. »Ein hlitzsauherer Käser,«
raisonnirte et. »und so eine Satans
geschwindigteit, soll man sich da nicht
ärgern?·' Gerade aus der würde er
seine Augen init besonderem Wohlge
fallen ruhen lassen, denn sie ist ganz
» sein Geschmack, so viel hatte er schon
jheraus: mittelgross, schlank und doch
rund, pechschwarz die haare und das
süße Gesichterl voll kecker Friihlichteit.
Jhn durchrieselte ein angenehmes Ge
: fühl, wenn er daran dachte. was für
ein Vergnügen es wäre, sie einmal
eine Viertelstunde ruhig sich Mgeniiber
zu haben. Ader aus welche Weise das
anfangen? Halhe Nachmittage grü
belte er nach, und je öfter sie wie ein
holder Schein an ihm vorübergautelte,
; um so erpichter wurde er, seinen
! Wunsch auszusiihren. Namen und
Wohnung zu erkunden, deuchte ihm
i unmöglich — srage einer die vorüber
s fliegende Schwalbe, wo sie nistet. Sie
verfolgen konnte er auch nicht« jeder
«Fialer, der ihr Tempo eingeschlagen
hätte, wäre vom nächsten Wachmann
E wegen Schnellsahrens angehalten wor
den. Sich ihr in den Weg stellen und
sie zum Absitzen zwingen? Zu «unrit
terlich und dann —- oielleicht würde
. sie ihn einsach niederrennen und er läge
dann mit seinen hundertzwei Kilo zur
höheren Belustigung der Schuljugend
in der Gasse —O auch das ginge nicht.
i Er wurde ganz gallig, und als sie
kak nnfinix im Verheiratieln einen
Blick hinaufzuwersen und, wie er
meinte, ein spöttisches Mäulchen zu
ziehen, da schlug er einmal mit der
Hand austr- Fensterbrett und sagte
wüthend zu sich: »Nein, Franz Di
ringer, auslachen darfst Du Dich nicht
lassen. Zu dieser harte muß ein Stiel
gefunden werden« Und sein Zorn
war so mächtig, daß er seine Vorliebe
fiir Ruhe und Bequemlichteit vergaß
und einen großen Entschluß faßte. Er
ging in eine Raoiahrichule: »Herr·
lehren Sie mich die Strampelei, aber
bitte ein bischen pliitzlich ich habe es
eilig.« Und der Unterricht begann.
Eine Stunde lang wälzten sich alle
Anwesenden —- die Zuschauer vor La
chen und der Schüler irn Staube, und
dann erklärte der Fahrmeister:
1 »Schlies3en Sie erst eine Unfallversiche
Y rung ab, ehe Sie wiederkommen, aus
die jesige Art ist jene Mühe umsonst.«
Mit einem Gefühl, als hiitte er lau
ter geflickte Knochen ini Leibe und ein
wenig beschämt in der Seele, begab sich
here Franz Diringer zum Nacht-naht
und klagte Tbeinr Käse seinen Freunden
das Leid allerdings etwas unausrich
Tig. Er wäre gerne sesch geworden
und wollte sich aus den Sport verle
gen, der Kasser in der Radsahrschule
hätte aber erklärt, aus allen Vieren zu
tadeln sei nicht iiblich und anders
würde er’5 nie erlernen. Von der Ur
sache seines Entschlusses schwieg er.
Die hätten über seinen Aexger ein
Juchhe gehabt und gar geglaubt, es
stecke so was wie Verliebtheit dahinter-.
Dai, bekriistigte er sich, sei doch wirt
lich nicht der Fall Iin Verlangen sei
nur, das rasende Mädel einmal einzu
holen und — und weiter gar nicht-.
Daß er seine Purzelbäume gebeichtet,
L
——I
war iibrigess gut, denn einer aus der
Gesellschaft hatte eine Rachtige Idee:
«Wenn Du durchaus Kilometerfresser
werden willst, so tauf’ Dir halt ein
Motornete — das läuft von feil-er, Du
brauchst nur ein bischen steuern und
der Schnellzug ist ein tahmer Schim
mel gegen Dich.« here Franz Mein
ger befolgte diesen Rath schon am
nächsten Tage, die nöthigen Hand
griffe und was man von der Wartung
wissen muß, waren ihm bald beige
bracht, eine kleine Probefahri fiel
gsnftig aus« und als es gegen 5 Uhr ,
ging, detlantirte er stolz: »Wohl, nun
tann der Guß beginnen.«
Vor dem Hausthor faßte er Postv,
gewärtig; jede Setunde loszufahren.
Sein Herz pochte —- es war aber auch
ein Abenteuer: er, der Bebabige, einem
jungen Fräulein nachsehen. Was man
nicht alles thut, wenn man sich ärgert
· Da radelt sie heran, frischer und
schmucker als je, wie's ihm scheint, ihr
Blick trifft ihn, verwundert, ein hel
les Lachen uclt in ihren Mienen auf,
schnarrend Piingelt ihre Glocke. wie ein
Signal, er hebt sich in den Sattel, ein
Ruck am hebeL Hurrah, und richtig,
das Seltsarne geschieht: er siihrt hin
ter ihr drein.
Herrn Franz Diringer war es wie
ein Märchen — er rührte die Füße
nicht und lief doch in fröhlichemTempo
durch die Gassen dahin, hinter ihr,
irn entsprechnden Abstande. Man
mu den Talt zu wahren cwissen, auch
bei Nachfteigen mit Benzin. Und
was für ein Vergnügen das war: sie
mußte sich plagen und in die Pedale
treten, daß sie ganz dorgebeugi dsa saß,
er saß gemiithlich und brauchte nur
den Hebel zu schieben, um die Schnel
ligkeit zu vergrößern —- ist das nicht
Uebertege it? Aus der Stadt wa
ren sie b draußen und auf freier
Landstraße. hei, ging das zwischen
den Wiesen dahin, an Dörfern vorbei,
daß es eine Art hatte. Nur etwas
länglich. Wo« soll das Ziel sein, sann
er, entweder leidet die Kleine am Re
tordwahnsinn oder-sie hat Lunte ge
rochen und sucht mir m entfliehen:
soll ich am Ende urn den Erfolg mei
ner Mühe kommen? Nee, Bruder,
ieht werde ich sie einholen und anreden.
Und er stellte den Hebel auf die erste
Geschwindigkeit, daß das Vehikel nur
so zu rasen begann. Nun hatte er sie
erreichtx eine elegante Wendsng, die
sein Gefährt an ihre Seite brachte, ein
Griff, um den hebel auf Langsam zu
riiclzirdrehen und —- pardautz, da lal
’ lerte er auch schon im Straßengraben
« und sie lag neben ihm.
Eine schöne Bescheerung. Jm Nu
war er auf den Beinen und half ihr
- auf. Sie machte ein paar Bewegun
? gen, Gott sei Dant, Alles heil. «Nein,
I so was,« herrschte sie ihn an, »dirett in
« Einen hineinfahren, Sie Baker« Sie.«
JCr bat demüthig Um Entschuldigung.
»Mein Radl ist taput,« war ihre zor
nige Erwiderung, »da, wie ein Regen
ichirmgestell.« »Er versicherte, jeden
Schaden gutmachen zu wollen, aber sie
fuhr has fort: «Schauen Sie sich doch
wenigstens um, vielleicht taugt sie noch
was, dann leihen Sie sie mir zum
Nachhausesahren.« herr Franz Di
ringer sprang aus dern Graben nnd
richtete dasFahrzeug auf, tin-d — irn
Moment rannte es auf der pfeilgraden ;
Straße wie. der Teufel davon. viel-E
leicht auf Nimmerwiedersehen. Er «
hatte früher einen falschen Griff ge-i
than und nicht die Geschwindigkeit ab
gestellt, sondern eine Wendung vorge
nommen Das Fräulein mußte la
chen, wie sie sein verthtes Gesicht sah.
»Was machen wir jetz ?« fragte er sehr
II-- -I-. -L -- h-- L—-0
uns- uuuuu -— «-su«s, uns-I ausser ou
Fuß gehen« -— Er seusztet »Na, der
Weg.« Jm nächsten Wirthshause
wurde ein Mann bestellt, die Trüm
mer des Napels zu holen sund nach
dem Motocyrle zu suchen.
Dann gingen sie zu Fuß die Straße
zurück. Es war spät, als sie beim
tamen. Beim Abschiednehrnen sahen
Beide gar nicht wie Verungliickte aus«
Warum?
Herr Franz Diringer derbringt setzt
seine Nachmittage nie mehr in der
Fensternischr. Den Fahrsport hat er
zwar nicht weiter tultidirt,·dasiir aber
ein merkwürdiges Gesallen an Fuß
wanderungen gesunden. So von siins
Uhr an.
-———-.
seinefahm
Ein bekannter Künstler hörte ,
wie ein Landmann und dessen Frau
sieh über ein Bild lust a machten, das
eine Seene aus einer arrn darstellte.
Er war in seinem Künstler-stolz darü
ber so getränkt, daß er schließlich die
beiden KritiIer mit der Bemerkung
unterbrach: «Dies Gemälde wird aus
100 Psd. Sterling an Werth ne
schiitzt. Gestatten Sie Mir die Frage,
alt-Sie von Kunstwerken dieser Art
etwas versteheni«
»Von der Kunst verstehe ich nicht
diel,« erwiderte der Farmm »aber von
der Natur tenne ich ein wenig. Wenn
Sie eine Kuh malen, die beim Aus
siehen vorn Boden ihre Vorderfüsse zu
erst ausrichtet, so thun Sie damit et
was, was die Natur nach niemals ser
tig brachte.« -' »
W
sra it Du nach dem Charakter ei
nes Menschen vergiß nicht nach seinen
Leibs-richten zu fragen.
—--·
Aus Ohne paar Kengeks Tor-T
respondenzniappe.
Der beldenkampf der Buren ift
vorüber. —- wie’5 nicht anders kam-»
men lehnte, fo kam’3: das kleine ta-’
pfere Voll wurde von der Riesenmacht
des britischen ltreiches langsam,
aber sicher zu Bd n gedrückt, und es
hörte auf, zu kämpfen, nicht weil es
besiegt, sondern weil es aufgerieben
war. -
Mit klingendem Spiele und fliegen
den Fahnen lehren die Unterlegenen in
die Heimath zurück; entgegengele t al
len Krieasgehriiuchen sind es ni t die
Schwächeren, welche dieses Mal den
Stärkeren die Kriegsentfchödigung
zahlen mußiem sondern umgekehrt der
Sieger, Ter dem Besiegten Ersas lei
stet. Und wie während des langen
blutigen Krieges, so bleibt auch nach
demselben die Sympathie aller Völker
auf der Euren-Seite, während der ar
rogante Stolz des Britenthums nach
wie vor die ichmerzhaften Geißel
fchliige des Spottes und der Satire
erdulden muß. « -
Ob Dom Krügen diefe in ihrer ein
fachen Größe an die antile Klafsik er
innetnde Figur, wo l auch in die hei
math zurückkehren wird? Es ift laum
wahrscheinlich, obgleich er feine hei
math mit all’ der heißen Gluth des
echten Patrioten liebt. Aber der alte
Nacken ist zu zäh, fich unter das frem
de Joch zu beugen: der ehemalige
Präsident der freien Republit wird
sich nimmer dazu verstehen, den der
haßten Engländern den Treueid zu
schwören. Und wohl mag in ihm
noch im r der hoffnungsfunlen
glimmen, Haß das jeht verlorene
Spiel in ferner Zulunst doch noch
einmal aufgenommen werden könnte.
Dom Ariiaer ist kein Mann der Fe
der, aber vielleicht treibt es ihn in der
Verhannung doch dazu, auf uzeichs
nen, was er erlebt. Was er schaffen
würde. wäre im vollsten Sinne des
Wortes ein «l)s,)cumcnr hurnain«,
Schriftstiicle, welche nicht nur fiir den
bistoriker den allerhöchsten Werth ha
ben, sondern einer der werthvollften
Beiträge zur Culturaeichichte, zur Ge
ickiirbte der Menschheit fein :viirden.
Und in all’ ihrem tiefen, blutigen
Ernste dürften diese Memoiren des
ehemaligen Präsidenten der Trans
oaalsRepubliten auch des Humors
nicht entbehren. Würde er doch von
den Sieaern so manch tragitomische
Aneldote zu erzählen haben. und
welch’ unendliche Fülle unsreiwilliger
Komik, aepaart mit manch’ rührenden
Zuge, könnte er allein aus den unzäh
ligen Eorrespondenzen, welche ihm
aus dem Auslande zugegangen sind,
schöpfen.
Eine kleine Auslese ist im Besisze des
Autograpbenhöndlrrs Benjamin in
New ort, sämmtliche in deutscher
Spra und von Deutschen an Oom
Krüger gesandt. Einige dieser Post
tarten und Briese brachte das New
Yorter Morgen-Journal in seiner vo
riaen Sonntagsausaabe.« Sie sind
der Wiedergabe werth. und so seien
sie hier unterbreitet.
Eines ist ihnen selbstverständlich
allen gemeinsam: die herzliche Sym
pathie siir das Burenoolt und die tiese
Abneigung oeaen die Britem in all’
dem E oismus unserer Zeit steht die
arosze asse der Menschheit immer
noch aus der Seite des Schwächeren.
Trotzdem jedoch sind auch diese
Sympathie-Beweise theilweise keines
wegs srei von — allerdings verzeih
lichen —- selbstsiichtigen Motiven: all’
die Noth des blutigen Krieges um die
Existenz eines Staates und eines
Volkes konnte die Ansichtslarten
Sammler, die in ihrer Art ebenso e
siihrlich sind, wie der Amateur-P o
tograph, nicht davon abhalten, auch
an Oom Krüger das Verlangen zu
stellen, ihnen doch Material zur Ver
mehruna ihrer Sammlunaen zukom
men zul affen.
Da schreibt ihm zum Beispiel aus
dein Städtchen Kall, das nahe dem
altehrwiirdigen Köln liegt« ein Jüng
ferchen, die neben dem durch Schil
ler’s »Näuber« llassisch gewordenen
Vornainen Amalie sogar den eng
lisch-schottischen Runarnen Gordon
führt« eine mit wilden Rosen ge
schlmiiclte Karte, welche die Worte ent
ia i:
I »Grijße aus dem schönen Rhein
lande (Germany) sendet Amme-Gor
dvn. Bitte uni eine Ansichtstarte aus
Afritak
Der Möglichkeit, daß Dorn Krüger
vielleicht tein Deutsch versteht, hat sie
durch das eingetlainrnerte ,,«Germany ,
sowie durch die Adresse, welche wört
lich lautet: «Mr. President d. S. t. R.
Zorn Krüger«,Rechnung getragen, eine
Reif-by welche bei den Anderen nicht
zu finden ist: sie sind offenbar stimmt
Ach der Ansicht, daß die Buren als
Stammesderwandte sämmtlichDeutsch
sprechen und lesen können.
So schreibt die Lehrerstochter Mia
Zörger aus der geirischen Stadt
ruck welche ihren rief an »Du ch
wohlgeboren herrn A. Krügen Prä
sident der Deutschen, in Pretoria«
adressirt, den Präsidenten dann aber
in dem Schreiben selbst auf »Eur:
Wohlgeboren« reduzird das Folgende;
»Eure stille Verehrerin erlaubt sich,
Ihnen und Ihren Unterthanen die
höchste Bewunderung, zugleich die
höchste Verehrung auszudrücken Zum
Schlusse erlaube ich mir die inniaste
Bitte, als Zeichen Jhrer Anertennung
mir eine Ansichtstarte mit Jhrer gnä
digsten Schrift zusenden zu wollen«
Davon, daß es in einer Resblil
keine «Unterthanen« giebt, hat du
c
Lehrerttöchterlein natitrlich seine
Ahnung —- ader dassr wird es wohl
auch die Ansichtslarte mit der »gem
digsten Schrift« nicht erhaltenhabem
Oom Krii r hatte ja ziemlich viel An
deres zu Fun. «
Glücklicher mag Gustav heinemann
aus Nienhurg an der Saale gewesen
sein« der«sich mit der ganzen edl—
Dreistigteit eines stechen jungen Dach
ses eine Transvaal - Briesmarte und
ein Autograph erhittet, aber ji«-enta
stens das Material gleich mitschrckt:
»Lieber Herr Präsident,« schreibt er,
»ich bin ein tleiner Morkeniammler
und möchte mir erlauben, Euer Exeels
lenz freundlichst zu bitten, die inve
gende Karte mit einer Briesmarle zi
betleben, einige Worte daraus zu
» schreiben und sie mir wieder zuzusens
»den. herzlichen Danl und Gruß aus
J Deutschland.«
» Wenn Oom Krügen-J Excellenz dem
tleinen Martensammler den Triuan
erfüllt hat, wird derselbe in spätere
Jahren als alter Mann seinen Kin
dern und Enteln mit Stolz und Rüh
rung des freien hetdenvoltes zeigen
können. «
Selbstverständlich fehlen auch die
Kneiphriider von Stammtischen nichts
wenn der Patriotismuö mit Bier he
gossen wird, schäumt er bekanntlich
besonders stark. ·
Dreisach ist dieses Genre in der klei
nen Sammlung vertretenkerstens aus
Villach in Körntem on wo rund
sechsundzwanzig trin este Männer,
die »Stammgäste bei Guntner«, Sr.
Excellenz Herrn Paul Kritaer eiu
»Den dem Führer unserer tapferen
Stammeebrüder« aus einer hübsch mit
Wappen oerzierten Karte zuschirlen
und um »gütige Erwiderung« bitten.
Das zweite dieser bierseuchtigeu
Schreiben kommt aus Horih im Böh
merivald und ist aus einem von dem
Bund der Deutschen in Böhmen zu
Agitationszwecken hergestellten »Er
satzdriese'«, die mit allerlei auten deut
schen Sprüchen verziert sind, geschrie
ben und von ungefähr dreißig »der-t
schen Bauern aus dem Böhmerrvald«.
welche ihren »heldendriidern im
Transvaal Glückwunsch und Heil«
senden, unterzeichnet. Leider haben
diese braven deutsch - böbmtschctl
i
(
!
k—
Bauern im Rausche der Begeisterung
mit Bleistist geschrieben, so daß dieser
wahlaemeinte Gruß einen etwas länd
lich - schändlichen Eindruck macht.
Aber Oom Krüaer hat wohl mehr
aufs Herz gesehen, als aus die Rein
lichleit.
Begreiflicher Weise fehlt auch
Deutsch-Amerika nicht, —- aus Bittg
burg ist dem Oom der folgende feucht
srähliche Gruß zugegangen:
»3wei alte deutsche Soldaten, ju
belnd iiber jeden Erfolg Jhrer wacke
ren Truppen und jeden Sieg mit herz
lich-r Freude beariiszend, erlauben sich,
aus Jhr Wohl und andauernde Ge- —
sundheit nach deutscher Studenten
tveise einen Ganzen zu trinken. Jn
Zochachtung Ernst Wiinnenbera, Ed.
oll.«
Hoffentlich habet-us die beiden alten .
vergnügten Studenten nicht bei dem
einen Ganzen bleiben lassen.
Wirkliche Freude mag dem Trans
oaal - Präsidenten der nachstehende
Neujahrstvunfch (1. 1. 1900) gemacht
haben, der ihm aus-dem schlesischen
Städtchen Patichtau zuging
»Wir deutschen Frauen und Jung
frauen, Männer und Jünglinge. ha
ben das Glück, diesen shochwichtiaen·
Tag in Gemüthlichteiti zu verleben.
Aber als Stammesbrtider und echte
deutsche Frauen gedeuten wir auch der
tapferen Buren, welche sich aus Liebe
zum Vaterland, zur Freiheit aufge
opfert haben und mit vielem Blutveri
gießen diese kolossalen Siege errungen
haben. Und daher Euer hochgeboren
und den braven tapferen huren ern
berzlichstes gliictlichftes Neues Jahr!
Möchte sich Alles recht bald zu Jhrem
Bortheil abspielen.« Achtzehn Unter
schriften, deren erste »Marie Teuber
Allendorf« lautet- während die letzte,
Frau Ida Brauner, noch den Spruch:
»Nu: Muth, Jlir Heran mit deutschem
Blut« zugefügt hat.
Zum Schlusse sei der Kuriosität we
gen auch noch des Briefes eines baye
rischen Postbeamten, der als Assiftent
in dem Landstädtchen Erstein thätig
ist und sich — im Jahre 1899.— er
bietet, die Postverhiiltnifse in Trans
vaai zu verbessern. Er redet den Prä
.fidenten mit »Ihr« an —— wahrschein
lich klang ihm das Vurenhafter —- und
schreibt wörtlich: «
»Auch Beendigung des Krieges, des
nach Gottes Zulaffung zu Euren
Gunsten verlaufen wird, bedürfen
Eure Postverhijltnisfe einer Verbesse
rung. Jch bin Kaiserlich-deutfcher
Postassistent, etatsmäßig angestellt
und fühle mich in der Lage» te Post
verhöltnisse in Eurem Lan nach
deutschem Muster einzur ten.«
»Was es sdoch für Gent thsmensche
giebt«, mag Dom Krüger gemurme’:
haben, als er dieses großherzige An
erbieten las. Aber näher darauf ein
zugehen, hatte er leider keine Gele
genheit. i-.
Und jeyt weht die·englische Flagge«
in Transvaai.
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n China sollen fte fest schönere
M nzen als bisher präsen. Wozu?
Beim Geld wird nicht auf bie Schön
heit gesehen. »Die Menge muß es
bringen«
Man soll seinen iton immer t
hoch vagen, niemals aber seine VIII