Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, September 05, 1902, Sonntags-Blatt, Image 16

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    Der stille Beobachter
Ist-um John Nitsch, Esq., oieWirth
f besucht-In «Tschalli’s« U
zimmer.——Bötsen- und Grund
eigenthums-Spetu1anten und
Sportsleute eigener Att.
Mistek Editm
So Weibsleit die hawwe e Eidir.
- das mer nur wege dem Saufe int
Uekthshaus getm :h«ci:, während es in (
Wirklichkeit doch mehr wegen Büsineß «
un Unnerhaltung un Belehrung get
ichs-he 1
Jetz for Jus (
f sten; zusn Bei .
f p i e l d e i :n »
Tschauå in Neu;
York Irümme. !
Wisse Sie-, mai ?
Um Ich II. bi-«
geh-s- Zje Denke«
natürlich: Weze
deckt Tschallä
sejm Mosel over
Der Qualjtn un
Iemveräescher
vun feim impor
titte Bier oder
seine teleiädie
Bkänos v o n
Whiskey over
wege seim be
rühmte Kirsche
wässerche oder
feine demestic un
importitte Siggars. Da mache Sie
awkver en Mistähk, wann Sie des
denke, Mstet Editer.
Was for Mich die Atträktfchen beim
Tschalli is, des is sei Reading Room.
Des Reading Room is eteghmli ge
fötnifcht mit nit abgewjfchte Tifch3.
wo vie heintige Papiere un die Witz
blätter vuu der Woch vorher orusf
lege, pappige Stühl, wo an jedem Ver:
oo e Nagel kaussteht, an dem mer sich
die Fse verreißt, un eme Ticter, we
die uotäschens vun der StacksEx
Å«Us- Its-s Inn d;' REFPJIMT t5nfn
.·,....,. .... --.. -.- -,....,».» -
Cornet-E- bei Weg vun eme automäiick
Ielegräff mitaus Weier druff erei
ämmL
Jn dem Reading-Room kann ich
Stunde lang sitze un Michxroßartig
unnerhalte bei die annere Occupäntg"
vun dem ReadinasRoom zu maische.
Des Merkmiiroige vun dene Freiatzen
ters vun dem ReadingsRoom is, Daß
sie nie en Cents werih vun eraend mag
verzehrn (de Käs un Cräcler exfepted,
wo sie sich als mit erer Männer, als :
spaan es in eme Fi: nun Blei-sent
meindleneß geschehn that, aus;—’m Bar:
room hole), wann nit emol Ich Li
Drinls uffseg.
Da fein z. B. zwei Männer, wo im
mer jede Morche Die Rijell sitzt-Ri
soets in die inglifche Papiere studien
tu dann Rijell Jsiät kalte. Miiter
Ghin-h wann mer dene zwei Kerl zu:
«rt, da müßt mer Denke, Daß die de
sehe Pi Morgän, de Rockefeller un
die Asiots einige Zeit auslaufe könnte,
Iitauö ihr Feinänzes zu hörte. Die
Mntown - Büsneß - Blocks un die
Rillione fliege nor so erum, wann
mer die talke hört. Un sie wisse Alles
Srvwer Rijell thiit. Sie misse, wie viel
set for sei Broadroay - Papperti aes
krie t hot un wie viel des herrschaftli
Oe andhaus mit zweihunnert Aeckers
Land werih is, wo Selbiger for sei
763 Frontfuß am obere Broadway ge- .
sssnappt bot. Dabei fein die zwei
Ietl immer froh, wann sie am Abend
sie S Cenis for ihr Looging uffges
itiwwe hawwr.
««Dann fein da junge Leit, wo mit
eine hausschliisseL eme Messer, eme
Manier-sitt - Quarier un drei Cons
M in ihre hofeiasche en Lärm mache
ihne, wo sich täuschend so ahört, als
spann sie mit erer größerer Anzahl
Inn Gold- und Silbercoins klappern
ihäie. Die studiert die telegräffit Rate
Iiiports vun Saratogä, Chieago und
Iris-w in die Papiere un thun fo, als
sann sie uss jedes vun die Dorfe-H wo
flaase is, wenigstens bunnert Dol
aks stehn gehatt hätte. Jn Wertlickp
Ieit hat awwer Keiner oun die Kerls
seit eme vertel Jahr mehr wie en halbe
Doller ufs emol in seiner Tosch gehati,
Iehrschtetheils awwer weniger.
Ganz besonners awwer sein Mir
die Tschenieltnen, wo sich jede Tag
versammbe, sor be Ticker zu watsche
un bie Quotäschens ze stuoim Die
Kerl trage im November oder Dezem
ber noch de Strobbut vum vorigen
Sommer un helle Hofe Un bei der
größte Hitz traqe sie en Dicke schwarze
Rock. Besonnere zexnnzeichc sein e
celluloio - Hemmerirage, bei Kosss,
ichesppe Stieivelabsätz un verfranzie;
Mister Eoiier, die Kerl am Tickerj
zu Wische des is werkiich e Triet. Die ’
Expreschen oum Gesicht, wann Cop
r zwei Pointg ourpr oie verzwei
lte Miene, wann Atchison, Topeka
sc Sänta Fe um sins Poinis zeriick
fleht, Den Triumph in die Miene,
spann Siablirusi - Shares in die höl
ze,bn der Ausdruck, mit bem sie sage:
seDidni J told you so?« —es is wert
M großartig. Un die Kerl wern nii
III-. Stunoelang könne sie be Ticker
mische un bei jeder neue Quotäschen
e inneres Gesicht mache, bis drüwwe
is der annere Eck, wo es Fünf-Gemi
Misky un en Stuhner Bier for drei »
Guts gebt, der warme Ireilunch usi- »
Mk werb. Dann laafe sie all enüto- (
Der me deutsche un denn timme sie
M IN en weische de Tieser un
spie M Spemäschens in sitt-we
W un dann oebu sie in ibr
« oder, man sie sich en Rickel
« do fahre sie ans-. Zip
«M M et e ganz miser-edles
Wetter is. Sunscht laafe fee dun der
Batterie bis an die Verliert Britlch
etc-Feld ,
meiner Editer, die Kerl kann Jch
Stundelang watsche un Si arn der
bei schmale un e Schöppche osel der
zsu trinke. Des is so interesting, wie
Pinachel spiele oder die Deij Dr die
Drints schäke.
Deswege. Mistet Editet, is es Un
recht, ze denke, daß Ich blos ivege dein
Trinle in de Salubn geb. Wie Jch
Jhne setz explähnt hab, is aach viel
Kopfarbeit derbei.
Jhne das Nämliche wünschend
Mit Rigatds Yours
John Nitsch, Esq.
——--—-.- —
Dee schienst-Abenden via Jesui
Los-O
Er war ein schlecht bezabiter, unge
bildeter Kohlenardeiter, oer sub-Hebu
säbrige Michael Sabel, den sie kürzlich
in einem schlichten Grabe zur ewigen
Ruhe betteten. Aber als lösvenmutbi:
ger Held verdient er einen Ehrenplatz
in den Tafeln der Geschichte der Ar-:
beit. Jm widmet das »Baltiinore
Journal« folgenden schmungoollen
Nachruf:
«Michael Saboi hat keine feindlich;
Fahne erbeuiet in grausiger Schlacht;
er hat keinen Haufen von Feinden zur
ewigen Ruh-e gesandt mit blitzendein
Schwert; er ist nicht der Erste gewesen
in einer blutig erstiirmten Schanze.
Er hat aber ohne Zaudern und Beden
ken im giftgeschwängerten Bergwerk
zu Johnsiown sein junges Leben hint
aegeben im heldenhaften Streben nach
Rettung seiner M«arbeiter. Der sied
zebnfäbriae Jüngling kannte das-Berg
wert und feineGänge durch und durch.
er hatte ja schon lange darin gearbei
tet. Als die schreckliche Erdlosion statt
fand, war er zufällig in Sicherheit
außerhalb ihres- Bereiches. Aber in
den Gängen nicht fern von ihm sah er
Wonnen seine Kameraden niedersin—
j-- .--I -;le- -cs-- stssdson en Ists-se
Ihn uns- Deus sozus- Fpuusksu ou .-7-s
Rettunq hemei. Drei hintereinander
schleppte er hinweg aus- dein Bereich
der qiiriigen Dänipie, sie dem gäb
nenden Todesrachen entreißend. Und
abermals ftiirzxe er hinein in den
Schlund zur Rettunagarbeit —- da
überwältiate ihn der Gasdämdn, er
Itrauchelte und fiel, um sich nicht wie:
der zu erheben. Als man ihn später
fand, hielten seine Arme einen dierten
Kameraden umfaßt in dem Versuche,
auch ihn an die frische Lqu zu schlei
fen. Die umfchlungenen Leichen, starr
und stumm, erzählten die Geschichte
vom echten Geiste der Bruderliebe, der
Hingebung bis zum Tode. Jn der
Johnstowner Mine werden die Ma
schinen wieder knarren und lreifchen
und die Dampfpfeife wird die Arbeiter
zu ihrem mühevollen und gefährlichen
Thun rufen, während auf dem Kirch
hofe die Winde ein einfaches, grasbe
wachsenes Grab umfächeln. Großväter
in der Kohlenaeqend werden ihren En
leln in der Dämmerstunde erzählen
von Michael Seil-ot, dem läwenmuthi
gen Arbeiter, der fein junges Leben
äab fiir feine Brüder. Man wird lim
kein Dentnial errichten und sein Lob
nicht fingen und sagen in den Kreisen
der Reichen. Er war nur ein armer,
rußgeschwärzter, unwissender Kohlen
gtäder. Ader wenn wahrer Adel und
echter heldenmuth einen Platz verdie
nen in den Blättern der Geschichte,
dann wird Michael Saht-PS Name
noch lange in liebender Bewunderung
genannt werden.«
späht ein-O Ihm-meet an feine
Chef-am
L Qualm. hon- nscin Ost-nimmst
Hur net-m Witten an, qclictnc Frau.
Tcnn ci— fmszc innii an des Leben-z Erim
mer,
Und die Brit crickseinr mir aratt its grau,
Weil ciii itiirpf mir aliivrang von der
Weste:
L, (Si:l-.il.-i, niadi’ ihn wieder fein-l
Ach, wie oft bat ich Dich fast mit Thai
nen.
Alle Kniivfclfclmcll niir anzuniilfm
Ia sie stets Ia nach dem Platz sich sehnen.
s Iso nntitrqeriiäfz iie sollen stehn
lnd mit Bitten, Zchrviiren und Verglei
ckien
Zuchte icli Tein Herze zu erweichen
Aber DU, Tu wandtit Dich kalt von
dannen,
Gingfk Hei-: Zitmeidrin oder zum Kasser.
Tnchtcft nicht an miet: bei Teinrn Mannen
Und an meiner Weste bittres Weh,
Einiam ins-, ich da mit schwerem Kopfe
Und mit meinem abgerissnen Knovfr.
Ach, ich würd· die Eil-it ja nicht vertrö
e n
Mit dek Klage nrn den Weitenknovf.
Wenn ich nur ver-stände einziifädclm
Doch begriff ich's nie. ich armer Tropf.
Darum bitt« ich Dich-·E1:lalia, Beste
Nähe mir den Knopf doch an die Weste.
Die Battetie war auf dem Schießs
platze eingeriickt. Der Wachtrneister
hat seinem vergeßlichen Fast-nun der
Batterieordonnanz, Kanvnier Ansple
ein Notiszch dedizirt, worin dieser
sich alle Aufträge notiren soll, um
nichts meer zu vergessen. Eine halbe
Stunde vor der Befehlsausgabe wird
Krispr nach der Baracke des Bei-inde
Cotnmandeurz geschickt, um nach der
dort befindlichen Uhr zu sehen, welche
für das ganze Lager als Merkmal-Uhr
gilt. Die Untervssiziere sind etwas
vor 12 Uhr zum Befehliempfang beim
Wachtmeifter vetiammelt Endlich et
scheiut auch Lust-fl- nud meldet: «25
Minuten vor 1 Uhr!' Allgemeinei
Staunen und lebhafter «Ztoeiiel.
Mosi- eier steht mit Wird-w Oe
fäteu sein Notizbuch ans der Tasche
»und sagt: »so-is g’ivis, Herr M «
Ieise-, i’ how-new noch extra u -
ist«-Mk
! , die Uns-bef
Kriminalnooelle von W i l b. Sie t er.
Der Kommerzienrutb erhob stä. und
! fein-ern Besuches blieb nichts übrig. als
i das Gleiche zu thun.
» »Wie gesagt, « schloß Ier etwas kor
tpulente alte here die Unterredung,
»Ihr Antrag ehrt mich febr aber Sie
fein, wenn ich
» nicht sofort »ja und Amen« sage. Mein
iLlennelxen ift ein hübsches, iluges und
icoohlerzog Mädcher und bekommt
eine balbe illion gleich mit. Jch weiß,
ifie hat Sie ge . das ist zwar die
jhguptsoche, a doch ni cht genug Ich
will nichts dagegen sagen daß Sie
sobne Vermögen sind: Sie hab-en es
)fiir Ihre Studien aufgebraucht ich
weiß es wohl Auch daß Sie aus ein
Mal die Richtertorriere aufgeben und
Annoolt werden will icb hinne innen —
Des Menschen Wille ist eben sein Him
»melreich. Aber was ich zu sehen ver
lange-, bevor ich Ihnen meine Tochter
fgebc das ist ein Erfolg —- ein richtiger
Erfolg — mir ganz einerlei, welcher
)«Llrt. Ob Sie ils-n durch Jbre Kennt
niss-e orser durch einen glücklichen Zu
fall erringen, soll mich weiter auch nicht
,gseniren, die Hauptsache bleibt, das-,
der Erfolg da ist. und wenn Sie ein
mal, was ich hoffe, recht bald soweit
sind, dann soll es mich freuen, Sie
wieder hier zu seben.'«
»Das war deutlich,« simulirte Dr.
Hans Göring vor sich hin, als er fünf
Minuten später die vornehme Straße
entlang schritt. Man schüttelt doch
sogenannte große Erfolge nicht einfach
aus dem Aermel.« und ganz in sich
versunken rannte er im nächsten Au
genblick wider einen Jungen, der aus
Weshakaist-n ishr-i-·
Der Junge hielt ihm das Blatt ge
rade unter die Nase. und Dr. Görina
las die mit fetten Lettern gedruckte
ileberichrift:
Der Mörder Adam Winters Wer
haftet!«
Jetzt fina ihn die Sache zu interes
siren an: Vor nahezu vierzehn Tagen
kvar arn friihen Vormittag bei dem
Ebelannten Pfandleiher Adam Winter,
i :er in feinem Bnreau an einem Pult
mit dein Rücken der Thüre zugekehrt
saß, ein Mann eingetreten und hatte,
ehe dem Alten noch Zeit-zum Umdrehen
blieb, die Barriere geöffnet und ihrn
mit einein schweren Instrument einen
so wuchtigen Schlag iiber den Kon
Versetzt, daß der Getroffene zusammen
brach. Leute, die einige Zeit darauf in
Das Bureau kamen, fanden den alter.
Winter blutiiberftriiint auf dem Boden.
Der Kassenschrant war aus-geraubt.
Der Ueberfallene erholte sich merkwür
sdiger Weise rasch wieder und konnte
schon nach drei Tagen den Räuber als
einen schmächtigen Menschen rnit zu
fammenaewachsenen Augenbrauen und
fttuppiaen schwarzen Haaren bezeich
nen. Er hatte ihn durch den Spiegel
welcher über dem Pulte hing, noch ge
nau gesehen, bevor er feine ruchlose
That ausführen konnte, und dabei war
ihrn vor Allem eine breite Narbe aus:
aefallen, die sich von der rechten Stirn
ieite des Menschen bis auf seine Wange
hinzug. Die Polizei faßte gleich Ver
dacht gegen einen Schreinergesellen.
der in der Nacht vor jener That aus
der Durchreise in der Herberge Liber
nachtet hatte, dann aber fputloös ver
schwunden war und blieb. Selbstver
ständlich erregte detVorfall in der klei
nen Stadt ungeheures Aufsehen.
Dr. han. Görinngas das Blatt im
.· XII-— .
·»Extrablatt , allerneueste Tepefch’!«
i
i
chI uns Illilllcl lUl(U(1, häan IUHLlch
angestrengt nachzudenken. Plötzlich
stieß er einen nur halb unterdrücken
Freudenfchrei aus« wintte eineDrofchk
heran und befahl:
»Noch dem Untersuchnnasgefijna
niß.«
Kommerzienrath Eilz saß mit sei j
nem blonden, bilohiibichen Töchterchen J
in der ersten Reihe des Zuhdrerraums !
im SchwuraerichtgsaaL zu welchemi
ihnen am Abend zuvor Dr. Götan in ?
einem höflichen Briefchen die Zutrittsi
»larten geschickt hatte. Der stattlichen
Figur dG Anwalts stand die Amts- f
Trobe vortrefflich, und feine hohe weiße !
Stirn stach wirksam gegen dac
; schwarze Barrett ab. s
Jn dem überfüllten Zuhörerraumt
tgab sich eine merkliche Bewegung kund,
»als jetzt der Anaeklagtez eine wenig
IVertrauen erweckende Gestalt, herein
tgeführt kwurde. Die Gefchworenen
I hattten schon vorher ilsre Plätze einge
tnomrnen, und nachdem nun auch der
Gerichtshof erschienen war, begann so
fort die Verhandlungf
Der Angeklagte bestritt hartnäckig
jede Schuld, und es wurde als erster
und hauptbelastunaszeuge der damals
überfallene Adam Winter aufgerufen.
Adam Winter erzählte die Einzel
heiten des Raubanfalls und bezeichnete
den Angeklagten bestimmt als den
Thäter, den er durch den Spiegel er
blickt habe.
»An was erkennen Sie ihn haupt
sächlich wiedert« fragte hier Dr. Gö
ring dazwischen.
»An Allern; hauptsächlich aber an
feiner Narbe auf der rechten. Seite,«
gab der Zeuge zur Antwort. «
Nun ließ Dr. Göring durch seinen
Schreiber einen bereit gehaltenen gro
ßes-Spiegel in den Saal bringen und
vor einem Tifch anffdellerh an dein
Adam Winter hatte Plat nehmen
müssen. Der Angeklagte aber trat
hinter den ZW.
Das Publikum folgte mit atherni
loser Spannung vielen Vorbereitun
gen. Dann redete-— Dr. Oörtna sit
. - I
;
W
klarer eindrinng Stimme den Zeu
gen an:
»Ich frage Sie. ob Sie auch iest
noch den Angeklagte-i als jenen Mann
geizig-er erkennen, der Sie überfallen
? a -.s
Der Zeuge kutschte unruhig auf dern
. Stuhle bin und ber. Wie gebannt, mit
Iweii aufgetissenen Augen starrte er
sbabei in das Spiegelbild, um endlich
! hervorzuftoßem -
»Er bat die Narbe auf der anderen
Seite!«
Ungeheurer Tumult folgte diesen
Worten, und der Präsident batte keine
geringe Arbeit, die Ruhe wieder her
zustellen. -
Die Sache ivar riesig einfach.
Wenn der Ueberfallene durch den
Spiegel die Narbe bei dem Räuber auf
der rechten Seite gesehen hatte, so
mußte sie der Mann in Ætlichieit
naturgemäß auf Tier linken Seite tra
2«-.-3n, und das war bei dem Angeklagten
nicht der Fall.
Der Zeuge gab auch unumwunden
ru, daß ibm als sicher nur die Narbe
im Gedächtniß geblieben lei, während
er sich die übrigen Gesichtszügk des
sRöubers nicht genau babe einprägen
können. Jetzt müsse er selbst zugeben
Daß der Angeklagte nicht der Tbäter
Hemden fei.
Weitere Penaenvernebmungen waren
Danach überflüssig und Dr. Göring
batte Gelegenheit, eine glänzende Ver
theidigungsrede zu halten.
Dann wurde der Angeklagte freige
sprachen.
Kommerzienratb Sitz aber, seine
Tochter amArm, durchbrach den Kreis,
welcher den jungen Anwalt beglück
kviinfchend umstan·b, und rief mit sei
rer dröhnend-en Stimme:
»Bravo, mein lieber Junge, das
tust Du fein gemacht, das war ein
W Z-I"'n'r5nl« ..—. —
..-·-.---,--d
s «-«.--—-"
Die Löwen-rauh
Jm kaiserlichen Lustschlosse Neuge
däu, südlich von Wien gelegen, das
gegenwärtig als Artilleriedepot ver
wendet wird, befand sich ehedem eine
Menagerie, gegründet von Kaiser
Ucarirnilian Z. (1564 bis 1576), utw
vergrößert durch seinen Nachfolger
Rudolf 2. (1576 bis 1612), der 1587
den Bau des Schlosses erst vollen
dete.
Unter seiner Regierung soll das
merkwürdige Ereigniß in Wirklichkeit
sich zugetragen haben, daß der bekann
te Dichter Adalbert o. Chamisso in sei
nem berühmten Gedicht »Die Löwen
draut« besang.
Es war — erzählt die Chronik —
an einem Maientag, als Kaiser Ru
dolf 2. in Schloß Neugebiiu ein Fest
gab, bei welchem Bertba, des Thier
wiirtets damals dierjöhriges Töchter
chen, als Schutzengel Oesterreichs mit
einem Blumenfüllhorn die habenden
schaften begrüßte nnd ein Gedicht
sprach, das die jugendliche Prinzessin
Elisadeth seierte, deren Geburtstag
man beging.
Kaum hatte die kleine Bertha ihre
Verse hergesagt, so verwandelte die
festliches Scene sich plötzlich in einen
Ort des »s« retten-L Ein mächtiger
Löwe hatte, gereizt durch den Kano
nendonner, die Eisenstäbe seines Kä
sigs durchbrochen, und sprang brül
lend gerade aus die Prinzessin los. Die
abgegebenen Pistolenschiisse blieben
wirtungsloö, und mit gezogener De
gentlinge warfen die Kavaliere dem
zornigen Wüstenkönige sich entgegen.
Da schlang die kleine Bertha furcht
los ihre schwachen Arme-um den hats
des Leiden, und von-»Nichts zu leide
thun meinem guten Löwen — nichts
zu leide thun!« -- « und dann führte sie
ihn an der Mäth wie ein Hündchen
an der Leine, in den Käfig zurück.
Kaiser Rudolf schenkte dem muthi
gen, lieblichen Kinde nicht nur das
Leben dec- Uöwem sondern auch ihn
selber mit den Worten: »Führe du von
diesem Tage an den Namen Löwen
braut, bis das zarte Rankengewächs
deines herzene sich liebend um einen
edleren Stamm windet·«
So ward derLöwe Bertha’s Schütz- «
ling, den sie liebte, und der mtt treuer
Anhänglichkeit-ihr zugethan blieb, bis
sie zu einem schönen Mädchen herange
wachsen war und die Augen eines-;
Hauptmanns der kaiserlichen Reiterei
auf sich zog, dem sie herz und Hand
gewährte.
Schon im Brautqewand und Kran- .
e begab sich Bertha iurz vor der
- rauuna zum letztenmal in des Lö
wen Käfig, um ihrem langjährig
Freunde mit Thriinen lebewohl zu sa
gen.
Doch — sei es, daß die ungewohnte
Tracht oder ihr ungewöhnliches Be
nehmen des Löwen Aufmerksamkeit
erweckten, sei es, daß sein Jnstintt
ihm «vertieth, daß etwas Ungewöhnli
ches, ihn selbst Bedrohendeö vorgehe
—- er wehrte zum erstenmal ihr den
Ausgang, seine Augen begannen wild
zu funkeln, und als der Bräutigam
sherbeigeeilt kam, zerriß vor seinen
Blicken das in Wuth gerathene Thier
ldas geliebte Miit-den- »
Außer sich’stieß derbauptmann sein
Schwert dem Löwen in die Kehle, und
röchelnd brach derselbe todt zusammen
neben dem entseelten Körper der schö
nen Liswenbrautl
Fräulein: »Wie kam ei eigentlich,
daß Sie so ost in die lspiinde der Men
schenstesstr geriethen und doch immer
wieder he rect wurdens« -—· Afrikareis
reden . a, sehen Sie, ich war so ein
ettet It en, da man mich immer siir
die Sonntagdta l user-txt hat, und
in wägen habe ich immer Gelegenheit ;
u , wieder auszustreier
steter-seminis sur Bee.
was Oikizcerlords des yusarensNes (
girnents von - ists-In aus Rathenowl
war, wie geme det, Tausvathe deines
Stapellaus eines neuen Dampsers des I
Norddeutschen Llovd, und der Kam-«
mandeur des schneidigen Bestimmt-,
Oberst o.Kezzy5ti, tauste aus Ersuchen
der Schick-ansehen Werst den Dampsek
»Zieten«. Die Zietenhusaren, derenI
Chess einst die hcnnvver’schn Könige
Ernst August und Georg der Fäuste
waren, haben in ihrer ruhmvollen
Laufbahn mehrere bemerkenswertde
Thaten zur See vollbracht, an die jetzt
erinnert werden man. Jm Jahre 1787
befand sich das 1. Bataillon des Re
aiments, under Herzog Ferdinand von
Braunschweig dem Sieger von Kre
feld und Minden, in Holland im Feld
zuge gegen die »Patrioten«. Die Pa
trioten durchstach-en fortwährend die
Dämme und riefen durch das lieber
treten der Kanäle Ueberschrvemmungen
hervor, die den preußischen Trupven
das miltiirische Handeln sehr erschwer
ien. Eines Tages wurde gemeldet,
daß die Patrivten beabsichtigten, einen
großen Damm in der Nähe von Eva
dingen zu durchstechen. Dem Rittmei
ster v. Meckling gelang es mit 100 Hu
saren und 60 Mann Jnsanterie, die
Patrioten zu vertreiben, und er rückte
hieraus nach Vianen am Leck, wenige
Meilen von Utrecht gesegen, vor. Kurz
nach der Einnahme dieses Ortes erhielt
der Nittmeister die Meldung, daß eine
große seindliche Fregatte im Lea aus
gesahren sei und aus einer Sandhant
sestsiszr. xZunächst versuchte die Infan
terie vergeblich, die Fregatte zu nehmen
und auf Meldung deö Rittmeisters v.
Meckling erschien der Regimentsrhes
General von Eben mit der Leib
Schrvadron, einiger Jnsanterie und
mehreren Bataillonsaefchutzen Er for
derte den Kapitän durch einen Trom
peter zur Uebergabe auf und nach tur
zem Parlamentiren ftrich der Ktipitän
die Flagge. Das Schiff hatte an Be
fathng einen Kapitäm einen Leutn Int,
.)0 Soldaten einen Steuermann und
20 Matrofen. Der Herzog von Braun
fchweig schenkte die Fregatte dem Ge
neral d.Eben, während die Ladung,
außer den 10 an Bord befindlichen
Kanonen, den Hutaren zugute kam.
Die Flagge des Schiffes mit dem ora
nifchen Löwen auf goldenem Grunde
bang t heute noch im Zeugbause in Ber
lin eine Nachbildung derselben, die
der Kaiser vor einigen Jahren dem Re
giment überwies, hat einen Ehrenplatz
im Offiziertafsno in Nathenow gefun
den
Das zweite tiibne Seeftiick der Zie
ten- hufaren spielt im Kriege in
Schleswig Helftein 1864. Das ge
sammte Regirnent mit Pferden setzte
damals nämlich mit nach Alfen über.
Da das Ufer flach war« mußten die
Pferde ins Wasser geritten werden unr
wurden dann auf je zwei mit Balken
und Brettern verbundene Pontons ge
führt, die an den Seiten nur durch
dünne Seinen gefchiidt waren. Von den
schwankenden Fahrzeug-ein die je 5——7
Pferde trugen, stürzten biete Pferde
ins Meer, aber irr-Ideen gelangte alles
wohlbehalten auf der Jnfel an. Die
erste Schwadron, die das U r geschlos
fen erreichte, war die des ittmeifters
d. Thielr. Sie feste sich sofort nach
höruphafL wo sich die Dänen einschiff
ten, in Galopp, von der bereits vor
ausmarfchirten Jnfanterie mit lautem
Hurrah begrüßt. Troydem die lz
Meilen lange Strecke von Montielsöre
bis Höruphaff in 34 Minuten zurück
gelegt wurde, tain man doch erft an,
»l: bis l-bt-n Schiisso fislkn Und di
Dönen die rettenden Schiffe erreicht
hatten. Für die ruhmreiche Theil
nahme an dem Uebergange nach Alsen
erhielt die Regirnentsstandarde das
Alsenkreuz, eine in der ganzen deut
schen Kavallerie einzig dastehende
Auszeichnung.
-«-,-..-.· -.«,...-..
petechtisrer Schleif-.
Jn einer rheinischen Stadt geht der
dritte Bürgermeister spazieren und be
nützt die Gelegenheit, urn die Arbeiten
an einer neuen Straße zu besichtigen.
Er fragt einen der Arbeiter nach seinem
Besinden. »Ganz gut soweit, Herr
Bürgermeesterz nor dät’ ich meene, mer
bräucht net so viel Jtaliener anzustelle;
mir Deutsche däte unser Sach grad so
gut mache.« —- Der dritte Bürger
meister schüttelt den Kopf und äußert,
daß ein Jtaliener so viel arbeite wie
drei Deutsche. —— »So meene Sie, herr
Bürgermeeestrt Dann dät ich meene,
mer sollte en Jtaliener zum Bürger
meester wähle; dann bräuchte mer bloß
een bezahle- staat jeze drei!«
sekikiild.
Wo ist der Bräutigam?
—
—W
Nichts W
Ists GI- M): -’l M is Hqu
Instinkt-h nnd das Essen esp» ich
gen re mich ordentlich vie Zeche schul
dig zu bleiben!«
Eh nistet Messe-.
Onkel: »Wer hast Du 50 Mart, —
aber nur als Dattel-en, vergi das
nichtt« —- Reffe: »Niemnls, nkel,
ewig Dein Schutt-neck«
seist Bilde Wiese-.
»Ich habe mich jeht entschlossen, mit
der kleinen Kommerzienrathstochter
die Reife durch’s Leben zu machen.«
—— Hund wieviel Reifegeld kriegt fie
mit «
Nener Ausdruck
»Finden Sie nicht, oaß sich Fräu
leinBella start fchmintt und wattitt?«
—----.,Was wollen Sie? Sie ift eben eine
»Selfmade«-Schönheit.«
Unter Kollegen.
Professor A. (am Telephon): »Ach
gerr Kollege, hab ich vielleicht meine
ummifchuhe qeftern bei Ihnen ftthen
lassen2« — Professor B.: »Ich werde
gofozt einmal nachsehen; sind es diese
Ier "
K Rathe-e
Frau: »He e Morgen bin ich mit
dem Automobil in das Schaufenfter
eines Juwelieks gefahren!« — Mann:
»Ist ein Malheur pofsirt?« —- Frau:
»Nein. Für feinen Schrecken half ich
dem Manne einen herrlichen Schmuck
abgelauft."
—-.,..-—
Sein Standpunkt
A. lim Theater, wo Schiller’ö »Ka
lsale und Liebe« gegeben wird): »Wie
gefällt Ihnen die Aufführuna, Herr
Staats-Anwalt?« —- B.: »Ehe in
teressant! Bi jetzt kommen die Para
graphen 73, 4, 201, 2N, 204, 205,
211, 240 und 241 des Strafgesetz
buches in Frages«
Jst Eifer-.
A. idesfen Sohn »ju5« studiri, wü
thend zu seiner Frau: »Ein unver
schämt fauler Bursche, Dein lieber
Fritz! Er drückt und driickt vor dem
Gramen herum, während fein Vetter
Heinrich, der keine Minute früher mit
dein Studium angefangen hat, jeyt
fchdn zum dritten Male durchgefallen
ist·«
Vertröstung.
Eine Hochzeitsgefellichaft wartet auf
den Vetter des jungen Ehemannes, der
mit dein Mittagszuge zum Festmahle
eintreffen soll. Statt feiner tonicnt
aber nur ein Telegrcmitn des Jnhaltst
»3uganschluß versäumt. Komme be
stimmt zur »silbernen« hochzeit!«
UnscrisG
Junos: »Les i dor immer von mi
litärifche Estorte, woö is dos?« —
Milosch: «Dummer Kerl, Eötorte is
doch .Speistorte, Speisiorte fiir Mi
liiär.«
Im seteirr.
Vorsitzenden »Was ift denn da din
ien für ein Gepolter?« —- Mitglied:
»Ach nichts, ich habe blos meinen An
trag fallen lassen.«
Eures-schmis.
Dieb lalz er Alles doppelt und drei
fach verschlossen findet): »Na, und
solche Leute rühmen sich, sie siihrten
ein offenes han«
Jude- Wissens-.
Arzt (entriisiet zu seiner Freude
»3wei Stunden ftehst Du beider Nach
barin und schwatzest; es ift entsetzlich!«
Frau: »Oho, hast Du nicht auch Deine
Sprechitunden?«
Semesteeschlns.
Student lzum Couleurbruber in
der Maximilicnsftraßr. bei Beginn der
jetzigen großen Ferien): »Gott sei
»Dant, baß die Bummelei ihr Ende er
reicht und die Ferien beginnen!"
Gitter Rath
A.: »Meine Tochter bat tein Talent
für Musik und bringt durch ihr fort
währendes Spiel die ganze Familie
zur Verzweiflung «’anu würden Sie
mir rathen?« —-— B.: »Verbeirathen
Sie sie; dann tommt sie in eine andere
Familie!«
Vers-stunk Gaumen.
Zwei Bettler fragen bei der erst seit
Kurzem verheiratheten Frau Brandt,
Hob nicht etwas vom Mittagessen fiir sie «
zübrig geblieben fei. »Ob, es ist noch
Jeine ganze Menge ba, gleich sollen Sie
Ies haben!« antwortet die junge Frau·
Als sie zur Küche geht, um die Speise
izu holen, spricht der eine Bettler zum
ianberem indem er ibn bie Treppe bin
abzirbt: »Du, die ganze Menge ist ver
dächtig, laß uns rasch verduften!«
Die Folgen davon.
A.t »Sie führen ein trauriges Leben
zu hause, fagen Sie? Haben Sie so
viel zu leiden? —--—- Wie sind Sie denn
eigentlich zu Jbrer Frau gekornnIen?«
—- Q: »Hm, auf einem nicht mehr
ungewöhnlichen Wege —- burch Druck
in der Leitung« — A.: »Ah —- unt
da wundern Sie sich noch, wenn Sie
je t unter gedrückten Verhältnissen zu
f machten haben?«
Inst-stritt
Rasch entschlossen ergriff ber Dieb
Zik gelegenheit, bie Gelvtassete und die
u t.
Ei giebt nicht nur Kunstweiey es
Igtebt auch —bei den Frauen-— eine
iWeintunsu .