Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, July 18, 1902, Sonntags-Blatt, Image 16

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    Ves Skrohwittwers Plage.
M Nitsch, EBC» sieht allerlei Trug
bikder und Erscheinungen. —- Be
fsxchtet, dem Vetfotgungöwahns
sum zu verfallen.
Mister Editeri
Js des nit e herrlicher Tag heink, so
e agenehme Kühlung, gar tee Sitz
mehr, an so e reine Luft, schun beinah
mehr AetmosphäkZ
Nämilch die
Alti is fort in die
Kauntrie un Ich
sein alleiniq hier.
Von Un’fere zwei
Mädcher tJch
meen ni: Unsere
Töchter, sonnern
Die Zorn-nim
Görliu bot die
Eine Waldschen
gekriegt un Die
Amme is hier
geloße work-e, fot
zu Mir ze tende.
Of course is es
Die Jüngere un
Schönen, wo
Wakäschen ge
kriegt hot un die
Gatftige, Ange
älteite, wo so
strohdumm is, das mer e Mauer mit
khkUn Kopp dorchtenne könnt, Die is
Vier gebläva Mir bleibt ja des of
course ganz gleich, Ich hen es blos- ge
mnefjsqö disk m--- d-- O-«l- hu
...-....«..,..... U-, ».. .·-».. -....
dem Mädche that-: sich gleich dikihe for
Mich, die Dummheit nit.
Es is nämlich ganz rimarkäbli. was
des Fraunzimmer for Sache macht.
Gestern hen.Jch ihr gesagt, sie soll
heim Grocer schwebtsche Seterets
Tandesiickers-Mätsches orderm Wie
»Ich Abends heim kimm un will Licht
streiche, da geht keins vun die Mätsches
an. Was denke Sie, was des Kameel
gethat hat? Sie hot all die schdredische
Wisches aus die Schächtelche »aus
gethan un in gewöhnliche Mätschboxes
eigesiillt. Wie Jch gefragt hen, was
sie mit die Schächtelchers, wo mer die
Schwedische dra aztinde muß, gethan
hätt, da hot sie gesagt, vie hätt sie ass
get-rennt.
Biseits ihrer Dummheit scheint Mir
des Frauenzimmer awwer aach noch
dinnerlistig un bockbeinig ze sei. For
Jnstenz, ich sag ihr, sie thtit tei Din
ner sor Mich zse mache brauche, weil
Ich nit heim komme thät, da segt sie,
die Mises hätt ihr gesagt, sie müßt
jede Mittag um Eins des Dinner for
Mich readh hawwe. »Well«, sag Ich
,,Jch sag Jhue awwer, »Sie brauche
heint kei Dinner readh ze hawwe.« Da
segt sie wieder: »Die Misses hot ge
sagt, ich müßt’s jede Tag um Eins
ready hawwe.« Un da derbei bleibt
Lie. Un wann Jch Nachts heim kimm,
a steht das Dinner am owwere End
dum Deiningroom-Täbel un des Zep
per am unnere End un Jch kann sage.
was Jch will, sie hot um Eins des
Dinger un um Sewwe des Zopper
veash un stellt es usf de Tisch, weil
sie Misses ihr gesagt hot. Well, Mei
html-, der Professor, hot ve Benesit
herve. Der kriegt all die Dinnees un
MATM ch o- Jch s
irt or e n ,weiles o
scho kühl is, e gestärktes weißes Buse
Hesd aziehe wolle, un weil Jch nit
heiß, wo die Sache sein, hen Jch es
hin Mädche sage müsse, sie sollt Mir
des Schört un Kaller un Koffs bringe.
M e Sie, was sie gesagt hat? »Die
Psi es hot gesagt, Sie thäte im Som
mer blos die«Auting-Schörts trage.«
yn Fa derkei is sie gebliwwe un Jch
Ell Iscl MchL OTJIU qccllch
erewrhaupi, Mistet Evitet, es
qebt tei vollkommene Freid usf dere
Welt. Noch nit emol des 'Strohrvitt
werthum macht merSpaß. Un Ich will
Aue sage, wie des timmt. Nämlich,
wie vie Alti fort is, da hot sie gesagt:
szohn, ma tei dumme Sache —ri
membey J erfuhr Alles.« Un dann
Ipi sie die Misses Meyer un zwei an
nere LIdy-Frents, wo zum Abschied
ueinme da warn un die Alti mit Mir
taki Depot geseb hawwe, ageguckt un
bot noch enwl aefagt: »Ich erfuhr Al
les, nit wahr, Misseö Meyer un Misses
Hub-er un Misses Mjuller?« (Miillet
heißt se of course.) Un die drei Wei
ber den mit dem Kopp genickt Un how
eøe mit eine bedeutungsoolle Augena
drehe gefagt: »Schur, Misses Nitsch,
Sie erfahre Alles.«
Mister Editser, diese Abschieds-Scen’
un die Abschiedswokt vun der Alti un
des Augenetdtehe vun Die drei Weibs
bilder die spoile Mein ganze Fon. Des
unschuldigstse Vergnüer werd Mir
durch die Erinnerung gespoilt an die
drei Weibsbilden Jch hör immer,
wann ich Mir des unfchuldigste Ver
Miq gpnne will, die Wort »Schur,
sei Nitsch- Sie etfahre Alles« un
Ich seh mit Meint geistige Aug die drei
Hexe die Auge verdrehr.
see Jnsteis ich fieig in e Cat« for
nach Coney iliind ze fahr’n — da
bild Ich Mir ei, Jchj tböi die Misseä
M uff eine Frontfeat fide sehe un
"JI mp wieder vuu der Car.
W seh fech, daß ei eTrnabils
In. III-er Mit Fpn an ves- Coneq
Wiss-is is f u sieh-eilt
U nss en oofgarde un denk·
te gute Zeit bat-we, da net-unt
IIII del M eine bät-sehe
II M be
det Nises habe
her us et hot Mir recht gut gefalle.
W Mich ziemticb nah zum Orche
s Liseer un dde Such bot Mir im
mer besser grinse, uff empl. wie Zec
ukfgcs, girrt Ich, daß vie M· s
Mir-Ia die große Trommel schlägt un
Mei Ida war of course grspoilt un Ich
sein fort.
Wer kann doch nit immer imWerthss
hegt siye un mer will sich auch emote
Bißbe Exerzeis mache. Wsnn ch aw
tpet horch die Verzehnte Stra oder
am owwere Braut-way erumflaakr —
for Exerzeis un wege Luft ze schnappe
—- da seh Ich plöslich die MissesMeyer
un vie Misses Haber un die Misses
Mjulper Arm in Arm vor Mir wan
dcrn un in mein-e Ohr’n hör Ich deut
lich: »Misses Nitsch, Sie erfahre Al
les.« Wann Ich genauer hinguch
merk Jch of course, Daß-IS blos e Wi
sion woz« awwer es verleitet Mir des
Spazierngrh:n.
Mifier Editer, könnte Sie jetz unner
folcheSirkumsränzes, wann Sie immer
Gespenster un Geisterersechinunge sehe«
eWakäschrn entschoie un r merklich
gut Zeit heuva
Jch sag Ihne, waan des so fort geht,
da artet vie Sach bei Mir noch in Ber
folgungswahnsirm aus.
Jhne Tes- Nämliche wünschend,
Mit Rigards,
Yours
John Nitsch, Esa.
Misier Editer, kann Jch nit e Sub
pinäiWarnung arg-e die drei Hexe er
auånemme, damit sie bsei Mandämus
m Grund ackewwe müsse. warum sie
nit dorch die Court bei Weg vun Jn
tschunktschen derhikiiiert wern soll-e,
Mir zu erscheine, oder unner Bail ge
stellt wern, der Friede ze halte? Ich
wär Jline sehr dankbar, wann Sie des
sixe thäte for Mich.
D. O. Esa.
——--·-.
schalt seid Dichter-.
Von einem Vorfahren des Schahs
von- Persien, seinem Großvater Seid
«Ali-Schah (1797—1833), wird fol
gende Geschichte erzählt, die durch ihr
echt orientalisches Fabelgepriige in
teressirt. Wie Nasr-Eddin war auch
Feth-Ali ein hochgebildeter Mann, der
nicht blos in der gesarnrnten persischen
Literatur bewandert war, sondern sich
auch selbst hin und wieder als Dichter
versuchte. Eines Tages nun hatte er
zahlreiche Versuche seiner Dichttunst
in einem Bande gesammelt und den
großen und schweren Folianten mit
seinen Dichtungen legte er seinern
Hofdichter, der den stolzen Namen
Melito-el-Schar, d. h. König der
.Dichter, trug, rnit den Worten: »Höre,
Melilo-sel-Schar. Hier sind meine
Gedichte, die ich nicht für allzu schlecht
halt-e. Lies sie zu Hause alle durch
und zeige mir dann mit dem Finger
aus all’ die Stellen, die Du für ver
besserungshediirstig hältst. Wehe Dir
aber, wenn Du zu mir ein tadelnd-es
Wort sprichst! Du weißt, der Schad
in-schah kann keine Kritik hören-«
Der Dichter ging und kam nach eini
gen Tagen wieder. »Nun? Welche
Stellen hast Du gefunden? Zeige ein
mali« rief Fritz-Ali ihm entgegen.
Der Dichter aber legte den Band auf
den Teppich und zeigte mit dein Fin
ger auf das ganze Werk. Der Schah
verstand sofort diesen Fingerzeig und
zornig rief er aus: »Was-! Statt
meine Gedichte eingehend zu lesen,
erfrechft Du Dich mich einfach zu ver
höhnen! he. Leute! Faßt ihn!
Schleppt ihn in den Pferdestall!«
Der Befehl des Herrschers wurde voll
streckt, und dein ehrlichen Kritiler
wäre es vielleicht sehr schlimm ergan
gen, wenn der ganze Hof nicht für
Lrsiens glänzenden Stern wie Ein
L --— -.- --F--A-- ims-- mass «
sprach der besänftigte Zchah, ,,mag er
wieder vor mir erscheinen und dann
mir ehrlich und ernst seine Meinung
enthüllen.« Meliko-el:Schar kam,
wiederholte sein mimisches Urtheil,
und abermals mußte der Kritiker in
den Pferdestall wandern, mit dem
Unterschiede nur, daß jetzt kein Gro
ßer mehr wagte, bei dem ergrimmten
Gebiet-er sür den Muihigen ein gutes
Wort einzulegen. Lange muß-ge der
Dichtersiirst seinen Pegasus in Ge
sellschaft von Stallknechten und Pfer
dejungen reiten, schließlich aber ließ
der Schah,. der wohl glauben mochte,
Meliio-el-Schar habe seine unfreiwil
ligen Mußesiunden dazu derwendei,
die poeiischen Ergüfse seines herrn
nunmehr ernstlich durchzulesen, sei
nen Kritiker zum dritten Male vor
sich erscheinen. Der Dichter kam,
legte den Band dem Schah zu Füßen,
machte eine tiese Verbeugung und
wollte sich sogleich schweigend wieder
entfernen. »halt! Wohin?« rief der
Schah. — »Zurüc! in den Pserde
siall!« erwiderte der Kritiker mit der
Ruhe eines alten Philosophen. Un
williiirlich mußte der Schuh auslachen
und eniliesz MelitockbSchat gnädig
nach Hause. Zeus-Alls sämmtliche
Gedichie aber harren im königlichen
Archiv zu Teheran noch immer einer
weiteren Verbreitung.
Dars- hei Ochs-MS um Ism- nich
ar ten.
Dat hett mi nülich ein Wewer ver
teilt. I weit nich, ob sit dei Weweri
un ustees nich gaut siabn, aeioer
wehe soll bat sin, wat mi bei «sSpull
kniet« vertellt heti. » ,« siid hei, ,dei
Muster- geiht da ja heil ltmrn. Sei
hehhen einen Mandaa in't ahr, denn
diesen sei nich arbeissy un wer denn
arisik bei umt- hunp. Nu hebt-en
W Schar-see- sergeiey weiter
Its-das Mk Jghr dat ts, un Mai
arbeiten sei sei-er see teil-n in’i ganze
Strafe muß sein.
Dumoresie aus dem Ehelebem
Wie ein Turteltaudenpaar lebten sie
im Uebrigen. der Herr Register-tot
Schutze und seine holde Ehehiil e mit
dem poetischem schwungvollen anren
Jphigenie, der eigentlich nicht so rth
in tleindiirgerliche Verhältnisse und die
denselben entsprechende Umgebung und
Lebensweise passen wollte, aber di-:
Mutter selig der jungen Frau, die rin
rnal in ihrem Leben in der Residenz ge
wesen und die diesbezügliche Oper dort
gesehen, hatte ans Schwärmerei ihrem
Tochterchen in der Taufe diesen Ru
msen geben lassen. Sich-er war auch
nur dieser hochtrabende, noble Name
Daran schuld, daß Frau Jphigenie
Schulze sich partoue nicht in die de
scheidenen, eng gezogenen Grenzen
thres Hauses und Gelobeutels schicken
konnte, sondern ihrer llassischen Na
mensschxoester zu Liede eine mehr idea
listisch und schmäcmerisch wie häuslich
angelegte Natur war, der Aschen, Fli
den, Stopsen eine ganz wildern-ind
lichen Abscheu einslösztem Aus ganz
besonderem Kriegssusze stand sie mit
den Knöpfen an Hemden, Ritelem We
sten und anderen unentbehrlichen Uteru
silien ihres pedantisch ordentlichen
und Aliuratesse liebenden herrn und
Gebieters, und hatte dieser ihr gänzlich
mangelnde Sinn Jenen schon zum
Oesteren in glindse Raserei versetzt
Kein Mittel hals, weder Bitten noch
Vorwürfe, Jphigenie setzte allen Ver
aründen die größte Passivität und im
F—
außerften Falle wahre Thranendache
enrgx en. Dumpf arollend roie ein ser
nes etoitter hatte sich der gute Regi
strator nach einer solchen ehelichenAuZ
einanderseßung eben in sein Zimmer
zurückgezogem die Thür, wie sich’s na
türlich gehört, hinter sich in’o Schloß
mersend, als ein alter Freund aus sei
ner, ach! roie schönen Junggesellen-Heiß
der ein berüchtigter Kneipbruder
war und deshalb von Frau Jphigenie
nicht gern gesehen wurde, bei ihm ein
trat und ihn aussorderte, mit ihm in
den »Goldenen Engel« zu kommen.
Standhast weigerte sich Schulze, ließ
den Freund reden und dürstete mit To
desoerachtung weiser an seit-m Pale
tot, diesem geduldiaen Sündenbock die
in ihm lochende Wuth ent elten las
send.. Da, was ist das? Heiß Gott,
da fehlt noch immer der Knopf- den er
vor acht Ta. en verloren, und diese un
bestreitbare « hatsache erregte nun feine
Galle dermaßen, daß seine Langmuth
zur Neide ging und er sich in gerade
nicht sehr schmeichelhasten und wenig
klassischen Auf-drücken über seine Iphi
qenie erging, deren Schluß in dem
frommen Wunsche aixfeltu »Ach,
wenn ich doch endlich einmal ein Exem
pel statuiren tönnte!«
Diabolisch lächelnd hatte Freund
Müller diesem Ausdruch zugehöri, hü
tete sich aber, seine Schadenfreudr mer
ten zu lassen, er zählte nämlich bis
dato zu der beneidensiveribenkaste der
Unbeweibten, sondern sagte mit der
harmlosesten und unfchuldigsten Miene
von der Welt: »Aber, alter Junge,
nichts leichter als das! Ziehe Dir ’mai
gesälligft Dein Futteral an und zähle
an den noch hängen gebliebenenen
Knijpsen ab: soll ich in den «Goldenen
En l« gehen, oder soll ich nicht.
Se hftversiändlich richtest Du es so ein,
daß Du sollst! Nun degleitest Du
mich sosort und wenn Deine Gattin,
siir die ich natürlich die größte Hoch
achtung empfinde, Dir beiDeiner jin
tehrVorwürse machen will, dann setzest
Du ihr im Vollgesiihle Deines reinen
Gewissens mit mathematischer Ge
nauigkeit auseinander-, daß Du un
schuldig bist wie ein neugeborenes
Kind, und daß nur der bewußte, von
ihr nicht« angenälge Hier-us die mSchuld
tlllql, Isl USE plain Ia tunsr trau
vzldarn Riese naturgemäß hätte ander-H
lauten müssen!«
»Freund, Herzensbruder,« rief
Schulze, ganz begeistert von diesem
Einfall, «das ist ja eine samose Jdeet
Jo, ja, Strassmuß sein und ich weiß
wie glühend Jphiaenie das Kneipens
gehen — haßt (und mich dazu, vollen
dete der »herzensbruder« den Gedan
tenstrich im Stillen bei sich). Die Pile
tvird sitzen!« Gesagt, gethan, Arm
in Arm wanderten Beide seelenoer
gnägt in den «Goldenen Engel«. Für
n nächsten Theil des Programmes
sorgte nun Müller in ausopsernder,
sreundschastlicher Weise; es entziehen
sich die näheren Details unseren neu
gierigen Augen und Ohren. So viel
nur stand bombensest, daß sich- Frau
Sonne bereits aus den Federn gemacht
hatte, als Schulze undMiiller traulich
umschlungen sich aus den Heimweg
machten, in einer Gangart, die etwas
start von den Gesetzen der geraden
Linie abwich, auch einiae Laternen
psöhle hatten die lolossale Unver
schämtheit, ihnen nicht aus dern Wege
zu ehen. Ader sidel waren sie, ur
fide , davon zeugte das lustige Hinein
liedchen, mit dem here Schutze in das
Schlaszimrner stolperte, als er endlich
nach Ueberwindung mancherlei hin
dernisse und nachdem er mit größter
Uciihe das Schlüsselloch in der haus
. thür gesunden. in seiner Wohnun e
landet war. Entsett fuhr Frau sd i
genie aus ihrem uan igen S lase,
m den fee sich nach undenlangem
Harren aus den Unaetreuen geweint
hatte, sah nach der Uhr die eben vom
ersten Sonnenstrahl beieuchtet wurde,
und was siä da ihren erschrockenen
Au n enthli te, muß gerade u haar
TZHMZW Rest-»Wika
me u
redtsarnleit Eber den o«·ties unle
ses satte- und schto n, wie lich,
mit dein our-net nnd tiefsten- Mit
leide sitt selbst, til-er ihre so miß
drauchte itte und Liebe, ih- Uner
fahrenheit und Arglostgteit etc. Jth
jin-Worte zu toninien,tpar einDing der
Unmöglichkeit, das war so klar, tote
Kloßbriihe, und großmüthis verzich
tend machte Herr Schutze daher rnit
einiger Anstrengung Kehrt, holte aus
dem Korridor seinen Paletot und legte
dieses Corpus delicti statt aller Ant
woit mit hoheitsooller Grandezsa sei
ner erzürnten Gattin auf das Bett.
T Dieses eigenthiiniliche Mansder brach
t: oie Geträntte aus dem Konzept·
»Was soll das beißen?' Was soll
ich mit Deinem Paletot?« sragte sie
ebenso erstaunt wie entrüstet iiber die
. sonderbare Unterbrechung ihres Rede
I flusses.
»Hi, mein holdes Täubchen,« lallte
Schutz-: mit schwerer Zunge. »das xoll
weiter nichts heißen, als daß man ei
nem Manne hübsch ordentlich die
Knopr an seine Sachen näht und sei
nem armen geplagten Gatten nicht mit
Gemalt aus dem Frieden der Häus
lichteit in den fürchterlichen Höllen
psubl der Kneipe treibt!" Und nun
erzählt er seinerseits mit überraschens
der Beredtsainleit und Ueberzengungs
treue, tdie energisch und tugendhaft er
Zuerst allen Verführungsliinsten seines
Freundes Müller Trotz geboten, wie
dann aber endlich das als lenke Jn
stanz anaerufene Oratel durch den ab
gerissenen Knon beeinflußt, der Sache
eine solche Wenduna gegeben hätte nnd
er nun leider, leider in den «Goldenen
Engel« hätte gegen seine Willen wan
dern niiissenL
c—
Mit weitausgerisienen Augen horte
Frau Jphigenie dieser seltsamen Aus
einandersetzung zu, murnielte noch et
was von Hinterlist u. s. w. und drehte
sich dann etwas deprimirt und be
schämt aus die andere Seite. schloß die
Augen und stellte sich schlafend, wel
chem Beispiele Schulze nun schleunigst
und thatsiichlich folgte, höchst vergnügt
lächelnd, triumphrrend und seinem
Freunde von Herzen dantb"ar.
Ein liebliches Traumbild zeigte ihm
seine »klassische'« Jphigenie am Näh
iisch sehend, emsig slickend und abge
rissene Knöpse an die ihnen angewie
sene Stelle dringend.
WH—
Ein sie-entstei.
Die rührende Liebesepistel eines
banerischen Soldaten hat den »M. N.
Nachr.« im Original vorgelegen. Der
Brief lautet: »Libe Theresia. Meine
Augen sind die Feder, meine Wangen
raf- Papir, meine Thriinen die Tinte«
wen ich Schreiben wiel zu Dier, das
ietzt die Zeit schon so lang ist und wier
nicht mer persöhnlich reden können,
Liebe Theresia, den bei mir vergeht
teine Stunden, keine Minute ja sogar
bei der Nacht, imTraume sehe ich dich,
in der Früh wen ich von schlas erwache
so ist mein erster gedante o lönnte ich
bei meiner einzigen Geliebte, nur eine
Minute sein, da würde ich mein lumer
voles Herz ausleren und würde sagen
aus ewig bist du mein, bis der Tod
mir mein mildes Auge drückt. Da
solst du noch aus meinen Grabesbiigel
die heißenThriinen fallen fassen, Liebe
iTheresich Wenn deine Liebe so groß
wäre wie die meine zu dir so tönte
uns aus ewig Niemand scheiden, Liebe
Theresia, schiecke mir sobald als mög
lich eine Pordergrasi. das ich dich wie
der einmal sehe den du bist meine ein
zige Freude. aber ich tönte mir gar
nicht denten, wo ich mir eine andere
suchen kann, in diesen Brief sag ich
ein Wort, ich libe dich getreu bis in
den Tod. Jetzt musz ich mein schrei
ben beschlissen sonst tönt dich das le
sen oerdriisen. Schön ist es nicht ge
schrieben aber herzlich gut gemeint.
Liebe Theresia ich hose das dich mein
Brief in bester gesundheit antriist, Jch
verbleibe dein aufrichtiger schatzf
Wer seinen Kopf wettet, gedenkt
nicht zu zahlen.
Unmut-se Anstatt-m
, ·U
»Hu-se lassen Sie Ihren Sohn lernen, et soll wohl Birkuose werden?«
» irtuofef Warum nicht gar —- Ofsiziet soll et werd-en und eine bril
lcmte Partie wird et machenz denken Sie sich nur den kolossalen, noch nie
dass-reimen Etsch wenn et ernst in Damen-Gesellschaft als Lieutenant in
Un vrtn an der Harfe situ« «
Oess sitt-.
Ein Lehrer in Indien kaufte täglich
sechs Brote. Da stagte ihn einmal
ein Bekannten »Sage mir, lieber
Freund, was brauchst Du denn immer
sechs Brotelt« Der Schulmeister ant
wortete: »Eines fiirmich sekth ein
anderes werf’ ich weg, aber es tommt
wieder; zwei leihe ich her, und mit den
übrig bleibenden zweien bezahle ich
meine Schulden.« «Erlläre Dich-ident
licher," entgegnete der Andere, »ich
verstehe Dich nicht.a »Nun,« sagte
der Schulmeister, »ein Brot esse ich,
ein Brot gebe ich meiner Schwieger
mutter, zwei meinen Kindern und
zwei meinen Eltern.«
W
Zofe-hink- Gebieten-us
»Die Plantage Pagerie, aus welcher
Josephine, die erste Gemahlin Rapp
leon’g, das Licht rer Welt erblickte, ist
jedenfalls bei der Zerstörung von St.
Pierre gleichfalls vernichtet worden,«
erklärte Professor J. Balthazard. »Ich
wohnte nämlich 1896, als ich aus Mar
tinique naturwissenschaftlichen Stu
dien oblag, längere Zeit aus dem dicht
bei der unglücklichen Stadt gelegenen
Landgut. Hier wurde Josephine Te
scher, die nochmalige Marquife von
Beauharnais und schließliche Kaiserin
der Franzosen. aeboren. Jhre Verhei
ratbung mit Alexander de Beauhar
nais, dem Sohne des damaligen Gou
verneurs von Martinique. erfolgte
1779 in Frankreich. 1788 lehrte sie,
nachdem sie sich von ihrem Gatten ge
trennt hatte, mit ihrer Tochter nach
. ist«-'- cuimnsfe Ins-Cis bonrrh rieb Jedoch
schon zwei Jahre später wieder nach
Frankreich. Nachdem sie die Schrecken
der französischen Revolution durchge
inacht hatte, ihr Gemahl auf deni
Schassot gestorben und sie selbst mit
tnapper Noti- der Guillotine entgangen
war, wurde sie die Gattin des Gene
rals Bonararte, des großen iorsischen
Eroberers, der ihr 1804 die Krone
aufs Haupt setzte und sie bald nachher
verstieß, uni eine österreichische Prin
zessin zum Traualtar führen zu tön
nen. Jhr jetzt von glühenden Lava
strömen zerstörtes Geburtshaus hat sie
nicht wieder gesehen.«
Das rechte Dort.
Der Zigeuner Banda Jancsi meldet
sich freiwan zu den husaren und wird
assentirt. Dabei fragt ihn der Attiiar,
woher er sei. »— »Aus Szentsttvan!«
entgegnet der edle Sohn der Pußta
stolz. — Da es aber sehr vieie Orte
diesesNamcns gibt,sortscht derBeainte
weiter: »Welcher Bezirt?« — Banda
Jancsi sieht ihn stumm und fragend an
und schweigt auf die wiederholie Mah
nung. Er versteht offenb nicht und
der Attuar weiß sich nichtt zu helfen.
Da tritt der Wachtineister hervor,eine
alte, dienstseste Lederhofr. »Sie erlau
ben!« sagt er, klopft dein Burschen aus
die Schulter Uno spricht freundlich:
»He, mein Sohn, nu fag’ mir, wo
habt Jhr zu Haus denn das nächste
Kriininalk —- ,,Al)!'« ruft da der
Zigeuner und seine Augen leuchten:
«Jn VegpriniP
peesteheie sie rechnen.
Folgendes interessante Gespräch,
das sich zwischen zwei Freundinnen in
Berlin abspann, hat nian auf eineni
«Jour sixe'« belauscht: »Mein Mann
hatte ein so schlechtes Geschäftsjahr,
daß sich seine Steuern uin zwölfhun
dert Mart verminderten. Mit diesen
ersparten zwölfhundert Mark machten
wir eine Reise nach Paris. Jn Paris
entdeckte ich eine ausgezeichnete Quelle
fiir Damenconfection. Dort kaufte
ich inir siir achtzehnliundert Mark
Kleider, fin die ich in Berlin wenig
stens dreitaufend gegeben hätte, und
auf diese Weise hat uns die ganze
Pariser Reise nicht einen Pfennig ge
toftzttf Das nennt rnan rechnen, nicht
Wa t
W M
»Wenn der sen Immer einen klei
YåucSpie bat, i er eku meinst-sicher
r .«
. III-einend
PCps Our Tochter bei ber Soiree):
AK bitte Dick, Laute-, stns’ nichii Ida
ver nsst Dir onst wieder einen Brau
Waan
Unbrsreisiis
Freund: »Was, Du willst in ldie
Lirma Müller Fa Mayer hinein
iraihens hast Du nicht an Einer
Schwiegermutter genug?«
sein- Urstamm-ist
»Aber Herr W» Sie liegen ja förm-A
iich auf dem Pferer«
»Das ist doch besser ais drunter!«
Musen-AMI.
Wahrsagerint »Ich kann Jhnen lei
der keine gute Zukunft prophezeien.«
»New-, Sie wollen hellseherin fein
und sehen so schwarz.«
Erkennest-m
A.: »Grstern famosen Abend ver
iebt. Habe mal wieder feste ge
schlemtnt.«
B.: »Da magst Du schön in die
Kreide gerathen sein.«
Väter-liebes Mitleid -
Lehrer (sein Neugeborenes betrach
tend): »O, mein armes Söhnchen, wie
viel deutsche Orthographieq wirst Du
wohl einst er- und umlernen müssen.«
Widerspruc. ,
»Der Herr Kupfer ist doch ein recht
widerspruchsvoller Mensch.«
«Wieso?«
»Er will Rechtsandidat sein und
tanzt immer linksherum!«
Geh-satt
(Jn der Kunstausstellung, herr und
Frau Kohn stehen vor einem Bilde.)
Sie: »Was is dvs for e Bilds«
Er: »Still-Leben!«
Sie: »Nu, man wird doch noch was
sagen dürfen!·'
,—
Reis.
Anna (reiche Erbin): »Du, Cmmy,
im Vertrauen: soeben hat mir der Ba
ron einen Heirathsantrag macht!«
Freundin: »So! Das it aber noch
lange keine Liebesertliirung!«
Echt weiblich.
Sie: »Ich möchte Dir eine Frage
vorlegem Erich!«
Er: »Was denn, mein herzli«
Sie: »Wenn Du mich nie tennen ge
lernt hättest, würdest Du mich dann
ebenso lieb haben?'«
Lassende Rede-wart
A.: »Nun, was macht denn die junge
Damenwelt in Euer’m Städtchens
hast Du noch keine passende Partie ge
sunden?'«
B.: »Ach, »das Fett ist ja bereits ab
aeschöpft" —- die beiden dicken Ban
tierötöchter sind bereits verloth«
kühne send-up
(Advotat, einen Raubmörder ver
theidigend): »Meine Herren, auf mich
persönlich bat der Mann einen so vor
t ilhasten Eindruck gemacht, daß ich
i n sei-on nun an auf der Straße grüßen
iver .«
crtstnese Illude
Gasttvirth tzum Studenten): »Auf
Jhr Versprechen, daß Sie abzablen
wollen, habe ich jetzt immer angeschries
ben siir Sie; nun möchte ich aber rn,
vak- Sie mal etwas anzahlen, damit ich
ab chreiben tann.«
Immer im Beruf.
Bankier (zu seinen heirathsfähigen
Töchtern): »Fiinfundfiinfgg giausend
Thaler hab ich heute an der örse ver
dient Kinder. Jhr seid Alle um
zehn Procent im Tours gestiegenl«
Scheinbar Widulmth
Alter Militiir (aus seinen Kriegs
erinnerungen erzählend): ,,— —- —
Die Plänleleien des Feindes machten
mich schließlich so unmuViY daß ich
muthig vorging.«
Inder-.
Dame gar neu eintretenden Zofe):
»Nimm ie auchF a yrräder puieni«
Zofe: »Nein, gnädige Frau, aber
ich tann Ihnen die Ali-reget geben wo
ich das meinige putzen la
Hin der Land-kuts.
Arzt: »Warum haben Sie denn die
Sache so lange ansiehen lassen?"
Bauer: »Ja freilich! Da wiir s leicht
turiren, wenn nia immer gleich zum
Doktor Initiati. »Was-i S« Jhna
nur a’ bisl!«
Lautmacht
,,Kimmst wieder außi zu uns, Jackl,
ballt frei dist?«
»Du die Bauernrammeli Zu die G
lcheerieni Na, mei Liada i hab mi von
der liiidiilchen Kehrrichiadfudr anwer
ben lassenX
Ein schied-ter
Biickerrneiften «Wer ist denn der
thietw Herr, den Du lo freundlich gegrüßt
Mr gerineilten » ’ Wodlthater von
mir! r war schuld, daß ich aus der
Latein chul’ hinan-geworfen word’n
din! nn der nicht a wel’n wär, hätt«
ich ut’ keine vier hör-l er und wär
hilch s a armlel Beamter statt
a reicher Messerme fier.«