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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (July 18, 1902)
(14. FortsedungJ .Sechs müssen sein. Neun dürfen sein. Ein schwerer Achtundzwanzing (Einbruch). Sohre: 150,s)00 Räder sThaley garantirt ——«' Ein Gemurmel erhob sich. Die Höhe der Summe wirkte oerbliiffend auf diese Söhne des Elends, die oon der Hand in den Mund lebten. 450, 000 Mart unter sechs oder neun ver theilt, das war genügend, um sich vom Geschäft zurückzuziehen Es gab ei nige, die in diesem Augenblick eine Bissen hatten von einein Fleckchen Stün. einem Häuschen zwischen Ge mllsebeeten irgendwo im hellen Son nenschein, dessen Besitz« einmal ais höchstes Jdeal hell in ihrer Kindheit Traum hineingeleuchter hatte. »Das Geschäft ist gut. der Masse matten ist tlotzig gut. Fragt sich: wer bat Contages Wer keine hat, der geht besser jeht gleich durch die Thür da wieder hinaus. Jedt kann er’s noch dreist. Wenn der Massematten aus kocht ist, dürft’s zu spät sein. Jch gecs gleich. Warum soll ich die Leute betrügen? Wenn Nr. 1 das Geschäft machi, geht teiner verschütt (kommt keiner ins GefängniU Will ein Kunde zurücktreten.« Niemand riihrte sich vom Fleck. Idee einer der schweren Jungen, der Erfahrung hatte, sagte: .150,000 Räder wachsen nich wild. Wie kommt man ’ran?« Jslap zuckt-e die Achseln. »Eure alte Frau und ein junger Mensch Ierden ins Gras beißen müssen.« Zwei Secunden des Zauderns. Es war unter diesen Verzweifel-. ten keiner, der im Augenblick der Ge- « ahr, in der Hast der Flucht, der uth der Bertheidigung vor einem Todtschlag zurückgeschreckt wäre. Jn dieser kühlen Unpersönlichteit aber hatte der Mord etwas Unheimliche3. Da stand der höfliche Alte mit dem Silberhaar auf, Weißludchen, der milde«Patriarch, nahm den Hut ab, machte eine seiner schönsten Verbeu gungen. »Die alte Dame nehm’ ich ans mich," sagte er freundlich. »Das ist ein einfacher Griff. Die soll sich nich auiilen.« Jin Nu schlug die Stimmung um. Man lachte. Den Teufel auch! wenn die alte Frau bis in ihr hohes Alter all dies Geld, dies verbliissend viele Gle besessen hatte, dann hatte sie ihr Theil weg. Junge Leute wollen auch leben. Und der mit dem geraden Scheitel und den Eisaugen richtete seinen nec vigen Körper auf. Er war immer wie in beständiger Spannung fortzukom men, seine Füße aus dem alten pedan kischen Europa zu retten in ein junges chweigsames Land, noch so beschäf igt mit seiner in den Windeln liegen Ieu Zutunft, daß es keine Zeit hatte, indistrete Fragen über vergangene Dinge auszuwerfen. Ein Declassir Ler, durch irgend ein brutales Verbre chen herabgeschleudert von der Höhe der Gesellschaft, wo er als verfeiner kei, den Bedingungen der Kultur an gezüchtetes Raubthier bis in seine Mannheit gediehen war, und nun, verzehrt von der brennenden Sehn sucht, aus den Jagdgriinden dieser gemeinen Bestien, mit denen er· nichts gemein yatic ais seine Mauoinxerns tur, wieder hinauf sich zu retten in die Schichten, wo man blüthenweißehemi den trägt, und die Ehre, wenn sieFle cken bekommt, im Blut des Beleidigeks ebenso rein wäscht. Mit einer Stimme, die schneidend war wie ein Messer, sagte er: »«Den jungen Mann übernehm’ Leise murmelnd ählte Jslap: pEinT zwei, drei — sieben. Sieben g nt. Acht würden besser sein. — ich rufen den Katzosf?« Er wandte sich nach dem Dunkel des Gang-es, der sich endlos ins Ein kleweide der Erde zu erstrecken schien. nd aus dem DnnteL in dem Nie mand bis jett eine Gestalt unterschie den hatte, antwortete eine Stimme klar und deutlich: »Der Katzoss muß amerikanische Krautsuppe essen vor Neumond!« Die Männer fuhren von ihren Sinken Messer flogen aus den Gür teln. Man war nerviis in Rase enanns Keller. Rettich packte Schwe felsiicken am Arm, daß er stöhnte, und rannte ihm zu: »Ne. 1! « Ader wie die Halse reckten, es war nichts ibar in dem dunklen Gelag im Schatten des Biendschirms Und Seil-f winkte beruhigend nnd breitete Unstig Papiere unt-Grund Iisse in hellen Lampenschein auf Ue List- « M heran, Kunden. Warum mich last sagen, was ich kann leise MIM nicht Indes hohenzollernstlrtek In Mai- ud ein tsieines liin. liest im Garten wth DIE-T Es VI sie-: THE-:- n s-- v- vv - Er gab die Einzelheiten. Zwanzig Schritte hinter dem Schweizerhaus lief die Gartenhecke an einem schma len Durchgang zwischen Gärten, ent lang den ausgedehnten Gärten der Hohenzollern- und der Friedrich Wil helmsiraße. Man gelangte dahin durch die Kaiserin Augusta- oder die Thiergartenstraße. Jn diesem Gang würden zwei Schmiere stehen, zwei andere nach dem Haupthause zu im Garten selbst. Es gab keine Hunde und im Haupthause würde an diesem Abend alles aus oder beschäftigt sein. Rettich, der nicht fiirs «Bluti e« war, zerrte Schwefelfticken mit sich dor. »Das Schmieresiehen sei seine Forsche. Er tenne auch den Durch gan , er kenne Piillemanns Garten bei — ag und Nacht, hiitte dort schon gearbeitet. Er wolle mit feinem Freund im Durchgang stehen.« Will und der «schwere Junge« erboten sich für die Plätze im Garten. Mit dem Finger deutend, erklärte Jslap den Plan. Die Küche war im Keller-. Jtn Erdaeschoß zwei Wohn räume und die Dienerstude. Oben geradeaus das Schlafzimmer der al ten Dame. daneben ihr Arbeitsziw mer. Jm dritten Zimmer schlief das Dienstmädchen, und alle drei Zimmer hatten Thüren auf den rings um das erste Stockwerk laufenden Balton hin aus. Die hausthiir war Nachts ge schlossen und von innen mit Kette und Riegel verwahrt. Die Fenster des Kellergeschosses waren dergittert, alle anderen hatten inwendig eiserne Laden, die Nachts geschlossen wurden. Ofsen pflegte nur das Clofettfenfter-, chen zu stehen, eine Lustscheibe von dreiiig Centimeter Höhe aus siinsund zwanng Breite, und man ließ sie os sen, weil es ausgeschlossen schien,daß ein tletterfähigerMensch sich hindurch zwängen könnte. Gleichwohl vermochte ein sehr schlanler geschmeidiger Junge sich durchzuarbeiten, man hatte die Probe gemacht. Und in der Nacht vom 30. Juni aus den 1. Juli wür de dieser Knabe durch das Closettsen sterchen ins Jnnere des hauses trie chen, behutsam Kette und Riegel der Hausthür zurückziehen und dasSchlosz ausschließen. Zwei Kunden schlichen sich dann in das haus. Der eine machte im Dienerzirnrner im Erdge schoß den Wächter stumm, der andere oben im ersten Stock die alte Frau. Danach hob man den Schatz. Und man würde sich nicht einmal zu be eilen haben. Der mit dem geraden Scheitel hat g einen Einwand: das Dienstmäd en. »Die Dille schliist im dritten Raum,« sagte Jslap achselzuckend »Sie schläft sesi. Vielleicht könnt man sie schlasen lassen?« Aber die Männer begehrten auf. Es gin um Kopf und Kragen. »Man würde ich nicht unglücklich machen um die dumme Dille (Miidchen).« Und Weißludchen, von dem man in den Kasseellappen bewundernd er zählte, dasz er seine drei Frauen ins bessere Jenseits befördert habe, ob gleich das Gericht ihm diese Verbre chen niemals hatte beweisen können, erhob sich wieder. »Die Welt ist überfällt vorn weib lichen Geschlecht. Glauben Sie mir, meine betten mit Männer würden inehr Lust haben, wenn uns die Frauen nicht erstickten. Warum sal len wir uns fürchten-i Das ist eine Unangenebnie Empfindung. Jch bring’ auch das Mädchen zur Nuh’. Erst die Frau, dann das Mädchen. Es ist ein Griff. Die Dinger sterben leicht.« Er war ein sanatis er Weiberhas ser, vielleicht weil er ie einmal zu sehr geliebt hatte. Jedenfalls trug er ihnen seinen Schiff ruch im Leben nach. « Jn diesem Augenblick gewann der Schatten hinter dem Blendschirm Le ben, glitt hervor ins Licht der kleinen Lampe, ein Mann in saltigekn Kra aenmantel, den hut tief in die Stirn gedrückt, vor dem Gesicht eine schwarze Samintmasle. »Schwört!« sagte er mit llingender Stimme. »Wer entschlossen ist, hebe die rechte hand, lege sie auf die Kiste neben dee Kameraden Hände, hand neben hand. Alle liegen? «Bei der größesten Un erechtigleit, die jeden von uns betroan hat, bei unserer liebsten hoffnung! bei unse re·.i grimmigsten haß! Wer den Ka meraden im Stich läßt, tver ihn ver riith ans Zorn, Habgier, Rachsiicht oder Feigheit, in Geahr, im Leicht sinn oder auf dem iechenbett, als freier Mann oder vor dem Richter, der soll diese rechte Hand nicht mehr anf heben in Freundschaft oder in haßt —- Et istæerichtet sa te Nr 1. Er fo gerichtet sen,« murmelten die siehen, langsam die hände zurück ehend Ein Schauer durchrieselte Eu Man dachte an Seibelschrviing, dein Polizeiconiniissiir Braun Lampen geben haben sollte. Es rvaren in ein Raum ein ,die ihn kamt-IM- ein r drüben auf Aktien tells, wo sit-Z eine etsat dantieoe km wie-. U- vae er ein«-. nn- sswis rn Und j t hob der in der Maske die schwarzbe andschuhte hand, zählte aus, wie-Kinder bei ihren Spielen ein-zählen »Ni- 2« (es war Jslap), »Br. s« (det Gescheitelte), »Ne. 4« (der liche Frauenmärdey »R: 5«( et tich), .Rr. s« (Schwefelsticken), «Nr. 7« (der schwere Junge), «Nr. s« (Will). Namen verrathen. Num- ? niern sind Nebel. Jhr kennt Eure Nummern? — Rechnung Nr. 2!" Jslap ergriff einen Stift. 400000 Matt Sohte (Beute). Je 100,000 die zwei, die die Arbeit im Haus ma chen. Je 50,000 die vier, dieschmiere stehen. 20,000 der Junge, der die Thiir ausschließt 30,000, der die Papiere in Umlauf setzt. — Jst’s ge recht?" »Ja, fa! Auf die Art kriegt jeder sein Recht.« »Und »Jedetn fein Recht« ist die Grundlage aller Gemeinschaft Weil Staat und Gesellschaft uns nicht un ser Recht geben wollten, nehmen wir’s uns selbst zehnfällig Von denen, die zu mir gehalten haben, ist noch nie einer verschütt gegangen. Viele sind als gemachte Leute in die Welt ezos gen, obgleich ich Zins erhoben abe, wie es mir zukommt. Denn der Ar beiter ist seines Lohnes werth. Von diesem Geschäft hier will ich keinen Zins. Das mach’ ich fiir die Kame raden.« »hutra!« schrie Rettich. Und Weis ludchen entblößte, sich verbeugend, fern Haupt als Zeichen seiner Hochachtung. Nur der »Baron« richtete durchboh oend seine harten Augen aus die aus druckslose Sammtmaske. Man macht sich nicht blutige Hände fiir nichts. Wenn der Mann da hunderttausende, die er haben konnte, wegwarf rnit ei nem Wort —- welche hölle von Rach gier kochte dann in seiner Brust und beste ihn vorwärts zu solcher That? »Den 30. Juni zu Jodelef (elf Ubr),« sagte der Schwarze mit seiner klingenden Stimme. Und wie sie alle zurücktraten, blieb et stehen irn Luni ICIIIIWI« IIU IWlUUIch OUUC, UIJI schwarzen Grund-e der Erde entstiegen. »Noch einst — Morgen wird die Teclelei (Polizei) ein Preisausfchreis ben anschlagen lasfen an alle Litfaß säulem »26,000 Mart fiir den Kopf von Nr. 1.« Jst einer hier, der sie ver dienen will?« Ein jubelndes Gelächter antwortete ihm, Hohnrufe auf die Greifen Man konnte rechnen. Fünfzigtausend, hun derttausend Mart! und eine unabseh bare Perspettive auf fernere glückliche Raubziige gegen elende 26,000, ver bunden mit einem Rattentönig höchst unangenehmer Fragen! Eine Schnavsslasche stand aus einer der Kisten. Im Nu waren die Gläser gefüllt. Sie tranken’s dem Chef zu in ehrlicher Begeisterung: Doch heur’ und immer Nr. 1! Hoch!« Auch der Schmutze nahm ein Glas. stieß an, trank es leer und warf es auf den Boden, daß es zersprang. »Am 30. Juni zu Jodeles.« Während die Genossen die Stufen hinaufstiegen zum ersten Keller, tauch te Nr. 1 zurück in die Finsterniß des schattenhasten Bierecks hinter der Lampe. i - « Als Hellmuth Wicelius an diesem Abend heimkom, fand er auf seinem Schreibtisch zwischen anderm Postsas chen einen Brief von Aervlitha. »Geehtter here Doktor! Jch hab’ Jhnen vier ehn Tage nicht gesehen, und ich fürcht , Sie sind sehr böse. Und das ist mir leid. Jch hab' Sie nicht tränken wollen. Denn Sie waren sehr gut sitt mich. Jch hab' mir nur schrecklich gefürchtet. Aber ich werd’ mich sehr freuen, wenn Sie wollen kommen zu mir einmal am Tat-. Und ikb net-bleib- stbe immer dantbare « Afferolithak 16. Es war Mittwoch. Die Uhr auf dem Rathhausthurm schlu Neun. Jm atoßen Saal des Po izeipräss diums auf dem Alexanderplatz be gann die Conferenz. Jedes Polizei revier der Niesenstadt hatte seinen Vertreter geschickt. Auch von höheren Beamten war eine stattliche Schaar anwesend. Die täglich sich steigernde Unsicherheit in der Stadt machte das Refsort nervös. Der Minister des Innern hatte vom Monarchen mah nende Worte zu hören bekommen, die sich als scharfer Tadel auf den Poli zeipräsidenten sortpslanzten und von diesem aus in Form hefti er Vor würfe ihre Stachelranlen tiber daä Heer der niederen Beamten weites trieben. Erfolg hatte in den letzt-n Wochen nur ein einziger aufzuweisen, der Commissiir Schuchardt, dem es gelungen war, das Spielerneft aus-· zunehmen. Auf ihn schauten denn auch vertrauenzvoll seine Vorgesetzten und das Puhlttum. Er freilich hatte nicht das Auftreten eines Siegerz. War der Präsident nervös, Schuchardt war ej in noch höherem Grade. Zwischen dem raschß ergrauenden haar und dem schon eis rau gewordenen, aus rasiierten Ba enbart erschienen die verwittean Züge mit den sinnlich breiten Kiefern gelb und gealtert. Ausdrucksloi stierten seine hellen Augen iider die drei entlassenensuchts häuiler weg, die eben langsam durch den Saal geführt wurden, damit die sersammelten Krirninalbeamten sich ihre Phosiognointen einprii ten, Der junge Yommissär mtdt, der Schuchardt nicht wohl wo te, pufste sit-In Kollegen Guntermann in die e· - Sehen Sie doch! Der Schuchardt heftet wieder liber einem hauptschlaa Ich sit W bvshaft Ihn treu der sich mal hlamiett bit aus die Knochen —!« Der Kriminalinspestor Zfssnete seine rathe Wappe. Jn der so ort eintre tenden Stille las er: »Requisition aus Vudapeit Vor einigen Wochen trat hier ein internationaler Hochstapler aus lo irte in den ersten Gasthösen, spielte ich als ein deutscher Ossizier aus. Er hat einige Juwelengeschäfte um Waa ren von beträchtlichem Werth betro vtren. Auch ein schwerer Einbruch wird ihm zur Last gelegt. Vor acht Wochen versuchte er bei dem Bank hause Cohn E Co. mittels gefälschten Wechsels eine Summe von zwanzig » tausend Mart zu erheben. Als das sBanlhaus mit der Einlösung zögerte verschwand er. Die Spur deutete nach Wien, doch ist es nicht unwahr lin gewandt hat. Der Verbrecher nennt sich Karl von . Boden. Es liegt die Möglichkeit ; vor, daß er identisch ist mit Kurt von " Schmutz, Sohn des Freiherrn von Schwatz auf Osterau in Schlesien, der vor sünf Jahren wegen ehrenriihi riger Handlungen aus der preußisch: .t Armee ausgestoszen wurde, und seit dem verschollen ist. Der Gesuchte ist pierunddreißig Jahre alt, über Mittelgröße, mit dunklem haar und Bart und scharfen blauen Augen. Er spricht ließend sdeutsch seanzösisch und englisch. schriftlich daß er sich später nach Ber ES wird um gesällige Nachsorschung j mach dem Flüchtigem Festnahme un Trahtnachricht nach hier gebeten. — Die K.K .Polizeidireltion Budapest « I Während die Beamten ihre Noti zen machten, entsaltete der Jnspettvr ein neues Papier. »Eine Berliner Angelegenheit Am 28.Mai, urn 10 Uhr Abends ist eine ledige Frauensperson, die Kö chin Dora Schnapphuhn, mit ihrem Bräutigam, demRentier KarlSchulze, aus dem hause Zehdenicker Straße 5, der Wohnung ihrer Schwester, der Kochsrau Wintermeier, weggegangen, .«I-«-f-"-Tn um se- msvmnuhssv has i 1 -- .--- ··-s-------· sk bei Magdeburg zu reisen. Beide sind seitdem weder an ihrem Bestimmungs ort angetommen, noch von ihren hie sigen Bekannten wiedergesehen wor den. Es wird ersucht, alle Kräfte einzu setzen, um den Aufenthalt der Dora Schnapphuhn resp. den des Karl Schutze zu ermitteln.« Folgte die genaue Beschreibung des Mädchens und des Mannes, sammt Angabe der Schmucksachen und der Geldfumme, die die Berichwundene bei sich getragen hatte. Und dann entsaltete der Jnfpettor ein drittes Papier, diesmal ohne Siegel und Stempel, und las mit er hobener Stimme: »Verrnd" ende Bürger der Stadt ha ben zwei Äreise ausgesetzt. Erstens ei nen Preis von 26,000 Mart siir den Kriminalbeamten, dem es gelings, das muthmaßliche Oberhaupt der Einbrecherbande, die Berlin in den letzten Jahrten unsicher macht, her auszufinden und zu ergreifen. Und zweitens ein Preis von R,000 Mart demjenigen Mitglied der muthmaß lichen Einbrecherbande, der dieses haupt in solcher Weise der Polizei ausliesert, daß es dingsest gemacht und überführt werden tann.« Die Augen der Beamten weiteten sich. Eifriger tritzelten die Bleisedern. 26,000 Mart. Es war eine Sache! KommissiirSchuchardt stand schwer athmend, die band zur Faust geballt, die Brauen zusammengezogen. Daß sie ihn doch entdeckten. Da sie ihn sällten in seiner üppigen rechheit, ihn, der ihn zum alten zitternden Mann gemacht hatte! Aber wenn sie ihn fanden, wenn sie ihn nor Gericht fehl-owed dankt war? aus auch mit Kommissar Schuchardt. Seine Frau! seine drei Knaben, de ren Augen heller leuchteten, wenn der Vater vom Dienst heimiaml Da war nun fein Tat-feind in seiner Hand. Es kostete ihn ein Wort, einen Na men — und nicht einmal in Gedan len durft' er ihm Vernichtune wün schen! Ja wenn er ihm ernma gegen iiber stehen sollte im Dienst, einer ge gen einen bei einer nächtlichen Aisaire, wo der Revolver und der Dolch das letzte Wort redeten! — Thor, der e: war! Nr 1 besorgte seine Angele genheit nicht persönlich! Einer seiner Vorgesihten klopfte ihm auf die Schulter. »Das ist eine Sache fiir Sie, Schuchardtt Verdienen Sie sich den Preis!« Den Preis? —- Vorgestern hatte er den Plan des häuschens abgeliefert! Ihrs häuschens in Piillernanns Gar en. Er erwiderte, er wußte nicht was. Er unterdrückte mühsam ein hohnla chen. Die in ihm wühlende Erregun sog ihn, zwang ihn unwiderstehlieg dem Gegenstand seiner Furcht, feines heisses entgegen. Er stieg in einen vor beiraiselnden Omnibui und fuhr nach der »Siiddeutschen Banl«. Dort ging ej heut- verhältnismäßig gemlithlich zu. Die Ruhe vor dem Sturm der Quartalögeschiifte lagerte über dem freundlichen Raum. Nathanael suchte mit müden Bewe gungen und ohne sich zu libereilen nach einem verlegten Werthpapier, den schweren Kopf noch ganz erfiillt von einem s mmernden Erinnerungibild nackter "dchenschultern und bleicher Seitslaschenhiilse. hinter der Doppelthiir aus mattern Glas conserirte der Direltor mit eini gen Geldleuten Und ledaaft dur Thiir aus und ein, bald im Dire tor iirmner mitberathend, bald in der Enechxelstude die nochtyhlisen Kun- — dienend, g nk ttor Wirelius init einen derd d tchen Formen. set tichen Lebendig trit, seiner beru diEenden Sicherheit die Seele des Ge ichsstei wie stets— Den beiden ungaren Schreiberges wachsen g eiiiider. die mitde in der Junidihe die Köpfe hänaen ließen, ar beitete ris Airotlx Ader immer wieder ockten ihm heut’ Jeder und Gedanken. Gestern war wieder Lis betW Musittag gewesen. Die ganze Woche hatte er heimlich daraus aewar tet. Und als er vom Tisch aufstand faßte er seine Mutter um die Schulter. »Mutting, tcch’ auch recht guten Kassee heut’, ja? Darfst dreist ein paar Bohnen mehr nehmen. Wir sparen’S schon wieder heraus. Und das alte Damasttisckituch mit den Greifen drin,« nicht wahr, das deckst du heut« auf?« Frau Asroth guckte mit tuininerdol sler Mine die Achseln. Ein hartes Le den datte in ihr eine Art sechsten Sinn ausgebildet sozusagen seelische Taster von wunderbarer Feinheit zur Wahr-· ne«miing alles dessen, was ihr oder den Ihrigen drohte. »Mein armer Juna’, sie kommt ja nicht« »Wie lannst du das wissen?« sragte er heftia. »Der Weg von Piilleniann’s zu As roths ist weit. Sie loinmt nicht wie der zu uns.« .Thorheit! — Warum wäre sie denn das eine Mal getoinmen!« Die Frau fah ihren Sohn an. Es fehlte bloß, daß ihr Junge sich thö richte Hoffnunan in den Kopf feste hoffnungem die ihn hemmten, der wirkten auf seiner schön aufsteigenden Bahn. Die Furcht machte sie scho nungslos. Sie sagte geradeaus, was sie dachte. »Sie lommt nicht wieder-, weil sie sich verloden wird. Mit Doktor Wi celius wird sie sich verloben.« »Verlobeni’! — Mit Wirelius? — Mutter, wer hst dir das gesagt?" Sie schüttelte den Kopf. »Derlei sagt nie Jemand. Wer sich daraus 1 dersteht, liest das aus den Augen, aus den Umständen. Jch habe die beiden Menschen zusammen gesehen — neu lich — Sie sahen mich nicht! — Sie passen zusammen, ihreGeldbeutei auch. Datum wikd’s geschehen. Und mein Beweis, siehst du, ist: daß sie nicht ;.kommt.« Er kaute stumm an seiner Unter lippe. Aber bald hob er wieder den Kopf. »Noch ist’z nicht bewiesen. »Deck’ du dein Tischtuch nur aus, Mutting.« Als er wiederkam, lag das Tischtuch mit den Greifen aus dem Tisch. aber keine Lisbeth Püllemann saß davor. Schweigend tranken Mutter und Sohn ihren Kasser. Dann wollte Fritz arbeiten. Ader er tonnt’s nicht. Er nahm seinen Hut und stürmte hinaus. Wiceliugk Ausgerechnet Wicelius seine Lisbeth! —- Durst’ er das zu lassen? — Er schlief die Nacht nicht« Er wurde den peiniaenden Verdacht gegen diesen Mann nicht los, der an jenem Abend in Wicelius’ haus in ihm ausgestiegen war und den ver schiedene Zusälligkeiten seitdem ge nährt hatten· Mit heißen Augen saß er im Bureau und beobachtete seinen Chef. Was allen entging, sein durch Eifersucht geschärfter Blick nahm es wahr: den jähen Umschlag in des Doktors Stimmung. Er war nicht plump, nicht augenfällig. Frih las ihn aus einem Zacken der Brauen, ei nem undewußten Lächeln, einer Se kunde von Berträumtheit unter der glatten Maske ewig gleicher-, verbind licher Höflichkeit heraus. Tagelang vorher verhaltener Grimm, neroiise Pekeizheih seit heFULte Morgena strah ITILUT Olcgcsaullclsiwl, IUUUI MIIUJIIH Menschmsreundlicheö, so daß er nicht an sich baiten zu können schien. seinem Glück Lust machen mußte in Freund lichkeiten, die er über seine Umgebung ausstreutr. Dem jüngsten Lehrling, einem verkümmerten, blassen Jüng ling« sprach er von einem Sommerur laut-, dem ewig in Geldberlegenheit besindlichen Nathaniel bot er ein Dar leben an« ganz heimlich, in einer Ecke. Des jungen AsrotW Spürsinn ent ging es doch nicht. Er trat auch zu ibm, legte ihm die hand aus die Schulter, sagte, daß er mit ihm zu frieden sei, daß, wenn er so sort abre, eine dauernde Anstellung bei der ank, eine bedeutende Gebaltserhöhung ihm in Aussicht ständen. Und salsch deutend, was er richtig sah, schrieb Fritz aus Lisbetb’ö Rech nung die strahlende Freude, die Vero sitan Bries LnWieelius bewirkt batte, eine Freude, iiber deren Gewalt Wi celiuc selbst staunte. Ja, er liebte sie leidenschaftlich, unbegreiflich, bis zur Opsersreudigleit, bis zur Tollheit! Und wiibrend er mit den Kunden iiber Wöhrungen und Procente debattirte, liesen seine Gedanken voraus zu ihr, der Tat-feren, Reinen, die aus dem schwanken Brett des Lebens so sicher stand, wie aus ibrem schaukelan Traben Jett össnete sich wieder die Tdtir. Piillemann mit seiner jüngsten Toch ter trat ein· Da Wicelius beschäftigt war, pusste NathanieL der seht mit verbissenem Eiser in einer Manne voll alter Briese nach seinem Wertbpapier suchte, den jungen Asrotb vor. »Den Commissionsratb beseblen?« Jn übertrieben corretter Haltung stand Fritz vor dem Berblitssten. Piillemann war seit vier Wochen nicht . aus der »Gut-deutschen Bank« gewesen und wußte daher nrch nichts von tn Amt und Würden oor M sah, te ihm das Wort im Munde, seine Augen wurden troh der sie einengenden gettpolster fast groß. Er stieß eine rt Knarren aus. » «Nee, danke schön. Mein Jeschaft ist wichtig. Jch warte lieher.« Und er zog Lifbeth mit sieh vorüber zu dem Fleck, too Wirtlius einem Detrn Chi nesische Anleihe verkaufte. Sie hatte kaum Zett, Iris flüchtig zazunicken. Seltsam geniert fiihlte sie sich ihm ge genäher. Defto lehhafter aestaltete sich die Begriißung mit Doctot Wicelius, als endlich der alte Herr sich empfahl. »Ich komme heut’ der Lisheth we gen, Herr Doktor,« sagte Piillernann. »Sie verwaltet fchon ihr eiaenes Ver mögen, damit kann man nicht zu friih anfangen. Bitte, strengen Sie Jbr Genie mal ganz besonders an, saß Sie eine recht aesieaene Anlage fiir sie ausfindig machen.« Und dann beuate er sieh vor, sprach leise, entrüstet, mit einem Seitenhlick auf Asroth: »Bester Dotter, wie konnten Sie sich blos den iriinen Jun gen da aufhalsen lassen?« Wicetius antwortete mit freundli cher Unbefangenheit: »Der Sothhres früheren Compagnong, Herr Kom missionsrath Das hat uns beftochen. Wir wissen, daß Sie Menschen zu be nrtheilen verstehen. Und wirklich, der junge Mann macht Jhnen Ehre.« Pülletnann schnitt eine Grimasse, aber er erwiderte nichts. Sich erzitt nen mit dem Mann, den er zum Schwiegersohn begehrte, um solch’ in famen Benael —- nein! Lisbeth hielt hielt ein grünieidenes Beutelchen, prall voll Goldstücke, in die Höhe. »Da ist mein Mammon.« »Ersparnisse vom Haushaltsgeldt Alle Achtung!« »Kränten Sie mich nicht, Herr Dok tor! Ersparnisse vom Toiettengeld. Jch bin sehr stolz darauf.« »Diirfen Sie auch! Um so mehr. als III- Anstellnna III er ihn to man die Sparsamkeit gar nicht merkt,« erklärte er, ihre Teilette mu fternd. »Dort; ja! Eins fehlt! Er ging in einen Nebenraum und lehrte gleich darauf mit drei bracht oollen Rosen zurück, die er Lisbeth überreichte. »Dars ich mir erlauben?« »Sie sind ja überwältiaendl Wie kommen Sie nur hier zu solch wun derschönen Rosen?« »Vermuthlich wachsen sie da, woZie eintreten.« »Mokiren Sie sich doch nicht immer! Jch bin gar nicht so eingebildet, wie Sie glauben!'« Sie steckte die Rosen in den Gürtel. Und während sie ihn ansah, fielen ihr plötzlich wieder die Andeutunaen ihrer Eltern ein. War das wirtlich ihr künftiger Mann? Wicelius schüttete die klingenden Goldstücke auf den Tisch. »Herr As roth, bitte, zählen Sie mal nachlk Uns während Fritz Asroihs Fin ger zitternd in eifersiichtigein Zorn in Lisbeth’s Gold wühlten, holte Wirr lius eine lange Lifte von Papieren nnd betäubte Lisbeth mit der herzählung ihrer Vorzüge und Nachtheile. Jhr war’s eine eigene Pein, den beiden Männern gegenüberzustehen. Sie konnt’s nicht auseinanderwirren, was sie fiir jeden von ihnen empfand. Etwas Weiches, Zärtliches und Schmerzliches zugleich fiir den Gespie len ihrer Jugend, ein Verlangen, ihtn wohlzuthun, ihn hervorragen, aufstei gen zu sehen, aber klar, einfach, selbst verständlich das alles. Das Gefühl fiir den anderen war heftiger und ver fchwommener, etwas wie der Rausch, den zu starker Duft, zu heiße Sonne hervorrufen, etwas ganz anderes, sehr Stolzes, etwas, das eigentlich gar nicht zu Lisbeth Piillemann paßte,und das sie gerade deshalb nur um so ei gensinniger seithieit in einer dumpfen Furcht, es könnte ihr entrissen werden. Und das, dies Unilare, Besondere, Stolze, das, sagte sie sich, müsse die Liebe sein. hinter Frau von Rössing trat fett Kommissar Schuchardt in die Wechsel skubr. Er verwaltete seiner rau Ver mögen und suchte Auskunft ber eines ihrer Werthpapieke. So nannte er vor sich selbst den Verwand, der ihn her trieb. Er kam gerade in dem Augen blick, ais Wiceiius sieh über die hand der Baronin beugte, die jene ihm mit mütterlicher Heriiichieit entgegen streckte. Gortseßunq solgt.) « Ein Mustetknabr. «"···· l ils I sent »Mein Sohn ist also nicht is Haus. Wo steckt er denn?« " Vermiethetim »Der Den Doktor wird im Kolleg fein.« - s Herk: «Gcht er denn fleißig is des I’otlesuugen7« » Vemietherim Eisen-iß manchmal kommt et die ganze Recht nicht Uns-J