Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, July 11, 1902, Sonntags-Blatt, Image 16

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    W
,,Hello, Central!«
Hohn Nitsch, Esa« bat ein Telephon an
nnd gleich wieder abgeschafft
Mstrr Editieri
Wann Sie nextens emol hörn, dqß
M in eme Spell vun temporäki Le
hnsmündigtett bei Weq oun erer so
wifeitell Selbftentleibung Mich aus
der Welt qefchafft hen un Sie :volle,
wann Sie dies-:
Zenfäschm Ihre
Lesers mittheile
Ieö Ucorio der
unselige That.
svo Jena«-ge goa
:um Jch es ge
than bah, angede,
To könne Zie De
Gruns mn dem
einrion Wort
nenne: »De; Te
lephon hot e-« ge
than un nix An
neresk
Ich hen näm
lich e Telephon
im Haus-. Mi
fter Editer, Jch
den biseitg viele
. schmarte Sache
« ioo Ich gethan
ben, auch schun einige fuhlische Trick-J
gethan, awwet daß Jch e Telephon
ageschafft den« des es der fuhliichste
Trick, den Jch in Meint ganze Lebe
fertig gebracht heu. Ich könnt Mir
selwer vie Kränk.an de Hals wünsche
un vun Morchsens bis Abends- nix
Anneres thun, wie Mich selwer ticke.
Un Jch hen es Mir so schön vorge
stellt un Mich so druff gefreut un in
Meiner Freud hen Jch alle Zreindg un
Beiännie gesagt, daß Jch von dem un
sbetn Tag e Telephone hätt uns zvas die
mllmmsk hfkhfl MHP Poe-i mi- Isid
e Mistäht un e suhlischer Trick oun
Mir.
, Jch selwer hen des Telephon nor e
einzige Mal gejuhst, un oa hot des
HellogörL wo Mich so wüthig gemacht
bot, daß Ich e bißle kräftige Läng
wötsch gejuhst heu, gedroht, sie thät
Mich riporte un en Dämätsch-Sui:
gegen Mich seile wege Grobheit, Pro
säniti und Difiimäschen of Käräite:.
(J«ch hen blos gesagt. sie wär e dumme
Gans oder so was Aehnliches.)
Also ain erste Tag, wo Jch die höl
Iische Erfindung im Haus gehatt bot,
da ringe Mich glei oerschieoeneFreinos,
dene Mei Nummer gesagt ben,
ass. ie Alii bot zum Phon getenoset.
Ich weeß nit, was mei Freinos ge
phont hawwe. Die Atti ho: nämlich,
Z wie Einer gefragt hot, ob oes John
iisch, Esa» wär, jeoesmal geänßert
s, sie wär Jch, un dann hot der
reind am annere End was gesagt an
dan hot die Misses Nitsch Mir ge
agt, Jch sollt Mich schäme. Jch hen
— age könne, so viel Ich gewollt den«
- ie Alti hot nix weiter gesagt, als Jch
sollt Mich schäme, solche Freinos ze
haiowr. De einzige Weg, wie Jch
Mir die Sache explähne kann, des is,
daß die Kerl ergend e Riniark iimwer
die Alti oder en faule Witz ümroer sie
gephont hawwe. .
Es boi sich getroffe, baß Jch sein-pi
en Tag ieinlich sriih oun oerheim
fort bin. ch hen der Alti gesagt, Jch
with Mein Lawyet »an eme wichtige
Väsnesz wege enie Pravperti un erer
Motgätsch un erer Lies sehe, un Jch
"t in erer terze grade Bielein nach
ii York sahen un Des Büsnesz that H
Mich sehr lang nemme un Jch that;
innsequentli ziemlich spät heim kimme. z
Dann hen ch ufs die Uhr geguckt un l
hei- gesagt, ch müßt horry opp mache, i
soc Mein Trän noch ze tätsche un
dann bin Jch enaus, sunscht ätt die
Alti noch e Stuno weae die reinds
wo Jch Mich schäme sollt, ze hawwe,
sortgebruinth Jch genomlich ussge:
-ak.—-4 —:- O
UÄUUCI, AUE( JJUJ Illc ,JL(ic AUØL Ull sk
Telephon hinner Mir gehatt hen. l
Jch bin natürlich beim Tschaai sue-; i
for Ein uff den Schrecke e nemmel
Grad will Jch Mein Erze- pener an «
die Lippe seye, da ringt dem Tschalli
sei Phon. Der Tschalli geht an die
Bax un Jch hör ihn sage: «All right,
halt de Weier«. Dann hot der Tschallr
gesagt, es wollt Mich Jemand am
Phone sehe. Ich geb also hin, halt
Mir das Ding an’s Ohr un frag:
,.Well?« Da drufs ertönt dorch des
Phon des höhnische Höllegelächter, wo
Ich noch in Meint ganze Lebe gehört
heu. Es war die Altii
Jch hen des Geld for de Epe-Opener
geschmisse un hen dem Tichalli ge
agt, oes wär des letzte Mal, wo er
Mich an seim Platz gesehe hätt, bis Jch
informt wern thät, daß er sei Phon ab-,
gschafft hätte. Weil Mir der Aetger
orschi gemacht hot, bin Jch in de
nexie Platz enei. Wie Jch die Thür
binner Mir zumach, mert Ich, daß der
Darf-ever am ·Phone steht. »Dein
segst Du glei, er sollt sage, Jch wär nit
da, wenn Jemand nach Mir fragt«,
hen Jch Mir gedenkt. Jm selbige Aa
geblick sprecht der Bartieper ins 'Phon
enei: «Yes, ebe is er ereigetimme.«
Dann hot er abgerunge un hat Mir
gesagt, Mei Frau swär grad am Phon
Me, sie hatt weiter nix gewollt un
gesagt, sie thiit Mich grüße lasse.
- bin so wüxhig geworn, daß
des, al verlasse ben, mitauö wache
Existe. (Des is Mir aach noch nit oft
ist is Beim Lebe) Mit Wirth
u Donat im Heu bin
« USE-s us den de nexte Train arg
M sort Wun. Während ver
f eins-sue t
-WWJ.M;
einime ask-·
Es
dumme Telephongeschichi vergesse. Ich
herr- grad die zweite Runde get-wem
da kinunt ver Tfchalli aus der Hinners
ftub un fegi: »John, Dei Frau war
grad am Phpn un got-gefragt, ob Du
da wärst Sie loßt Dich grüße un Du
sollst nit in vie Hin knei trinke. Des
hoi de Tfchnlli for Mich for den Tag
gezettet. Jch bin fort un hen Mein
Mein uffgemacht, daß Ich die Atti
fuhle ihöt.
Jch hen also die Zeitung genomme
un den nachgeguckt, wo was los wär·
Richtig, driiwive in Hoboien hot Einer
Maibowle-Fesiiwwel aoverteisi. Also
Ich nenim die Ferry un fahr eniiivmer
nach hobotein Die Bowl war gut un
Ich hen so nach un nach Mein Kummer
vergesse un Mich drüwwer gefreut, daß
Jch die Atti horch Mei Flucht in en
annere Staat gefuhli hen. Ufi emol
klingelt des Phan, derMann geht eign,
Jch hör ihn sage: »Yes, er is den« Des
bot gezettelti Des Weitere hen Jch
fchun gewußt. Mei Frau bot Mich
wieder grüße lossc. Wie Jch später
ausgefunne ben, hot es die Atti ge
macht, wie Jch. Sie hgt nach in der
Zeitung nachgegucki, wo was los war,
un hot da überall hireleyhoniri. Die
Maibowl hot Mir uff emol bitter ge
schmeckt. Jch bin fort, un de Rest vum
Tag nor noch in Plätz enei, wo kri Te
lephon war.
Abends, wie Jch grad heimgeivollt
den« is Mir mri Lan-yet begegnet un
bot gefragt, was los wär. Mei Frau
hätt de ganze Tag alle Stand eniox ie
letzhonir:, ob Jch ichun dort gewefe
war. ·
Wie Ich heimiirnm, hoi die Alii des
Haus verlosse un en Brief zurückgelosse
gehntt, Jch ihäi am nerte Tag horch
ihren Lawyer des Weitere erfahrn.
Dorch die Maus, wo da gebliwwe war,
I hen Tckxausgefunnealxaß des Telephon
—..’-’-7 -..c---.-:
ULU III-Illu- OUUL »Ja-, tout- uukssxup
worn un e weibliche Stimin hätt ge
fragt: »Bist Du des, John«- Sei schar,
morche ze timmei
Die Alti will sich scheide lasse.
Was die Telephon-Kompeni for de
geschmäschteApparätus tscharscht, weeß
I Jch noch nit. Alles, was Ich ane sa
,gk, Mkster Editer, is, daß Ich die
) eubstripischen vun Jbrem Papier
)tiinzel, wann Sie nit Jhr Pbon ab
i schafft « ·
; Ernstwerlen io lang
’ Mit Rigardå
i Yours
John Nitsch, Esa.
Die Alti is zeriickgetimme. Sie war
in der Telephon-Visite un bot aus-ge
sunne, daß bei Mistäbl e falsche Kon
nectschen gemacht worn war, wie des
Frauenzimmer »Jobn, bist Du des?"
gefragt bot. Des Pbon timmt Mir
awwer doch aus’m Haus-.
WH
snsensheinucher sendet-.
Jrn siebenjiihrigen Kriege waren
die preußischen Truppen vielfach ge
nöthigt, in schlesischen Städten Kon
tributionen zu erbeben. Hierbei war
unter anderen auch das Städtchen
Neusalz an der Oder in Mitleiden
schaft gezogen, derart, daß schließlich
die Einwohner Noth zu leiden anfin
gen. Endlich sandten sie, nachdem alle
Vorstellungen bei den kommandieren
den Generälen wenig oder nichts ge
holfen hatten, eine Deputation an den
König Friedrich den Zweiten mit dem
Auftrage, ihm die Noth der Bürger
und die hätte der Zeiten aus das
nachdrücklichste zu schildern und um
Schonung zu bitten. An der Spitze
der Abgeordneten standen ein Gast
wirth und ein Bandsabritant. Jener
war der korpulenteste, dieser der hager
ste Mann in der ganzen Stadt.
Der Dicke und der Dünne wurden
zur Audienz zugelassen nnd schilder
ten die Lage aus das traurigste. Zum
Schlusse sagte der Gaftwirtb: »Und
Q-—:A mu» Msösssss tot-III Ins· fis
Uusuu cau- «»-»»-» --,--s»., .-.- -..
Noth sich bei uns ausgebreitet hat, ge
ruben Sie nur uns beide anzuschauen
So waren die Zeiten srüher,« —- und
er klopfte auf sein wohlgenährtes
Bäuchleirt —- »und so sind sie jetzt,«
auf den Hageren deutend.
Friedrich lachte laut aus, was sel
ten bei ihm der Fall war, und befreite
die Stadt von allen Lieferungen Und
Kontributionen.
—. ....-.
Ciue Ieise Lustviss des Achtzehn
tm.
Der sranzösifche Staat bezieht im
mer noch eine klein-e Rente, vie er einer
Prise Ludwigs des Achtzehnten ver
"oanlt. Man höre: Der König schnupste
leidenschaftlich-. Als er eines Tages
einen horazischen Vers seinem Almo
senier vortragen wollte, bemerkte er,
daß er seine Tabaksvose vergessen hat
te. Er blieb daher mitten im Verse
stecken: her Geistliche verstand sofort,
um was es sich handelte, verbeugte sich
und reichte dem König seine Defe. Der
Könia agte ihm daraus-aus Erlennt
lichteit « ganze Ove her und ettheilie
einer armen Nichte des geistlichen
Mannes die Konzessiou zu einem
Spielzeug- und ZuckerwaaremKiosk
im Tutlerien - Garten. Diese Nichte
betrieb ihren kleinen, aber eint-itali
chen Handel bis zu ihrem 1859 ersolg
ten Tade. Daran fette sich der Staat
wieder in den Besitz der llenien Bude;
usw ihre Verpachtung gegen eine Jahs
resmsethe von 490 rauhen wurde vor
Kur-kennen sfftzie n Inschlägen an
aezeiax o· bringt heute noch eine
Prise M I Hei Achtzehnten dem
Fässer Its i jährlich W Louisd’br
L ie- ai- «
m Whi- S seh-He, Kunst
W
EinBild.
Von Anrelian Scholl.
. Das Atelier des Malen Seel liegt
in Paris auf der Höhe der Rue de
der Akademiler Maxime du Camp de
wohnie. Ein elegantes und dedagliches,
den Modellen wohlbekanntes Zimmer.
und ein Eßziinmer. zu dem man iidek
eine alte Eichentreppe gelangte, bilden
die ganze Web-much Die Möoelitiicke,
eins nach dein andern auf interessanten
Spaziergängen zusammengetaust, sind
vorzüglich ausgewählt und äußerst ge
schmackoolL Nicht ein Gegenstand, der
nicht hinein gedör:s:, nicht eins der
Nippes« das nicht harmonisch wirkte.
An den Wänden Gemälde von Freun
den, die man zur Erinnerung ausge
tauscht, Altiftudien, Landschaften, ein
paar Stizzen von Svel selbst, außer
Jern Staiumen ausGips oder Brand-e.
Das Alles machte einen heiteren Ein
druck.
Dreimal in der Woche, manchmal
öfter, doch nie weniger-, besuchte ich
Svel gegen vier Uhr, um eine Zigarre
bei ihm zu rauchen. Dann drängte sich
in seinem Atelier eine Fülle von vor
nehmen Herren und Damen
Eines Tages hob ich aus reinerNeu
aier eine unter der Eichentreppe be
fseftigte Draperie hoch und konnte einen
Schrei der Bewunderung nicht unter
drücken, als ich ein-e Leinwand mit dem
Kopf eines entzückend schönen Mäd
chens entdeckte. Sie war blond, und
ihre nachlässia aeflvchtenen Haare sie
ten auf die Schultern herab. Auf der
lichtdlassen Stirn irua sie einen Kranz
aus weißem Finden Die aroßen, halb
aeiisfneten Augen batten einen eigen
thiimlich matten Blick, und auch das
c7:-I--f- m-- fi-—-.t- ...-L A--«.-:- M
Roine in einem Pause, das lange Zeit.
was-essen neun swruuuj unt-I sey-users- c
laa etwas Herzzerreiszendes über dem
Bilde, das mich erschütterte.
»Ach, Sie haben das Porträt gefun
den?« fraate Soel, hinzutretend.
»Sie ist todt?« fragte ich, als ob sich
das von selbst verstande.
» »Ja. Jch derber-ge dasBild sonst vor
J Allen und dor mir selbst, habe aber
nicht den Math, es ins Feuer zu wer
fen. —- Die Geschichte ist einfach. Jch
sah dieses junge Märschen zum ersten
Male in den Porenäen. Sie war Waise
und lebte bei einer Tante, einer guten,
braven, alltäglichen Frau. Einer mei
- ner Freunde, Richard Lerieur —- Sie
wissen« der Sohn des Brigadegenerals,
stellte mich den Damen vor. Das Mäd
chen hieß Blanche und war ein zartes,
ieinsinniges Geschöpf. Richard erzählte
mir, sie seien zusammen ausgezogen
worden, und ihre Heirath seit langen
Jahren beschlossene Sache. Das war
vorläufig Alles.
Jrn folgenden Winter sah ich sie auf
einem Balle wieder. Sie tanzte mit
dem, den sie liebte, den sie heirathen
sollte. Jhr Gesicht, ihre Augen, ihr
derziicktes Lächeln verriethen, wie ganz
und gar diese Liebe ihr Leben und
Denken aussiilltr. Es gab thatsiichlich
fiir dieses junge Mädchen in der gan
zen Welt nur den einen Mann, und
auf ihn waren all ihre Zulunstsgedan
ten gerichtet.
Der General Lerieux, Richard’3 Va
ter, besaß große Güter in Anam. Ein
Theil davon war ihm durch Erbschaft
zugefallen. den Rest hatte er dazu ge
kauft. Richard erhielt den Auftrag,
nach Indien zu reisen, um gewisse ge
schäftliche Maßnahmen zu treffen, die
zur Ausbeutung dieser Güter·ersorder
ich waren. Er war schon über sechs
Monate fort, als mir eines Abends, da
ich eben fortgehen wollte, ein Brief ge
bracht wurde, ungefähr M Inhalts
,,Frau von Barenne bittet Sie instan
digst, sofort u ihr zu kommen und
Palette und sinsel mitzubringen; aber
sofort, morgen wäre ej vielleicht zu
piit.«
ch nahm also meine Utensilien und
A s, was man zum Malen braucht,
und warf mich in einen Fiater. Frau
o. Varenne empfing mich in der Thur,
bat mich, recht leise aufzutreten, und
Misse- mikb in ins Schlaf-immer ib- .
rer Tochter. An der einen Länge-wand
stand ein ganz weißes Bett, darüber
ein Kruzifix an der Wand und ein ge
weihter Buchsbaunizweia.
Jn den Kissen sah ich einen blassen
Kinderkopi. ein von-Schmerzen entstell
tes Gesicht mit hohlen Wangen.
»Verzeihen Sie nur — daß ich Sie
bitten ließ « sagte sie zu mir, »aber ich
werde wohl Werden . . . sterben, ohne
ihn wiedergesehen zu haben . . . er oll
wenigstens ein Bild besiyen . . . la
chen Sie mich, bitte, nicht anz so, wie
ich jeyt bin; erinnern Sie ichein Bis
chen, wie ich früher aussah . . . Wenn
er später mein Bild betrachtet, dann
soll er mich wenigstens so wiederfinden,
wie er mich einst getannt hat. Jeanne,«
sagte sie zu ihrer Kammerzose, »mache
mir »die Haare so wie früher. Dann gib
mir den Kranz-Er ist wie der, den ich
aus unserem letzten Ball oor seiner Ab
reise trug . . .«
Jch stizzirte das Bild, aber Gott
weiß, ich mußte mich von Zeit zu Zeit
abwenden, um mir die Thriinen weg
uwischem Jch sehe sie noch- wie sie sich
so kurz vor dem Tode vor einem Spie
gel den Kranz auf die Siirn drückte
und dazu lächelte, daß es mir in’s herz
schnitt. Meine Hand zitterte. Sie war
siärter als ich. Mit heroischer Selbst
iiderwindung hielt sie sich aus den Kis
sen aufrecht; bis schließlichi re schwa
chen Gelenke nachgaben und sie er
schöpft zurücksank, immer noch das
Lächeln aus den Lippen. Jn der elben
Nacht no starb sie. kurz vor Sonnen
aufgang. as Bild behielt ich, da Nie
mand mehr danach fragte. —- —
Ein Jahr später tam Richard Le
rienx aus Inatn zurück und machte mir
einen Besnch Jn der heitersten Stint
mnng. tröllernd und oxeiienn besichtig
te er meinst-euer nnd a te dann plösi
lich zu knir: Erinnern ie sich noch an
das junqe Mädchen das Sie damals
in den Pyreniien gesehen hobenk
»Was siir ein junaez "Miidchen?«
»Nun. die ich heirathen sollte —- die
kleine Blanche.’«
»Nun Z«
« »Sie ist todt!«
»Was Sie saaen2«
»Ja, man hat es mir noch nach
Lin-Im geschrieben Es hat mich nicht
weiter iiderrascht, sie toar niedlich,
»wer ein Bischen zu mager. Mögen Sie
:-ie mageren Frauen? Jch nicht!«
Nackt diesen Worten nahm er sich
eine Zigarkette aus meiner Schachtel
und fügte hinzu:
»Sie gestatten doch?« —- —— —
Das war der Mann, dem Blanches
letzter Athemzug gegolten hatte — und
ich sollte dieses Bild prosaniren und eg
ihm geben 'T«
.Er hat nie davon erfahren. —
Ich habe es beiseite gebracht, und nur
manchmal in stillen Stunden hole ich
es mir vor und denke an das seltsame;
Erlebniß. .Aber war es nicht ein(
Glück für das zarte Geschöpf, daß ihm
der Tod die schlimmste aller Enttäu- ;
schungen so gnädig erspart hat?« ’
—-———--—s—-—
!
Lord Haue-echte, i
der verstorbene englische Gesandte in
Washington, besaß zu Zeiten einen
scharfen Witz. Folgende Anetoote aus
der Zeit des Haager Kongresses mag
dasiir sprechen. Lord Pauncesote der
trat England ankde m genannten Kon
greise. Bei der rstellung seiner No
::zen bediente er sich eines Federhal
text-; dessen Griff der Mantel einer
R..-.
- Costonsss In IKDOO LYCII
Hut-« Sen-u - Fu -------------
Feuer der Diskussion wendete sich eines
Taaes der Vertreter einer anderen
Macht an den Engländer mit den in
scharfem Tone dorgebrachten Worten:
.Mylord, Sie thun Unrecht, sich beim
Schreiben an diesem Ort dieser mör
derischen Kapsel zu bedienen. Das
Tlrbeitszeug eines Menschen ist fast
ein Symbol, es lann — und dies ist
hier der Fall — als ein Theil seiner
selbst betrachtet werden, als der Aus
druck seiner Ideen und der Art seiner
Denlweise.« Der Lord lächelte und
sch:vieg. Am folgenden Tag wendete
sich der Redner mit ein-ern Lächeln an
ibn und stellte die Bitte, der Lord möge
äbm um Ausfchreiben einiger Zeilen
cine Feder leihen. Lord Pauncesote
og langsam eine Gänseseder ans der
- asche, überreichte sie dem diplomati
schen Kollegen und sprach dann, als
dieser mit dem Schreiben zu Ende
war, zu ihm: »Mein herr, Sie thun
Unrecht, sich eines solchen Schreibw
struinentes zu bedienen. Das Ar
beitszeug eines Menschen ist fast ein
Symbol, es tann —- und dies ist hier
der Fall — als ein Theil seiner selbst
betrachtet werden, als der Ausdruck
seiner Jdoen und der Art seiner
Dentweise.«
—«——-—-.—--——
Ein menschliche- her-i als Freudeb
eit.
Bei einer Nenodirung, die unlängst
an der berühmten alten Abteilirche
Val-De-Grace in Paris vorgenommen
wurde, fanden Arbeiter eine herzför
mige silberne Kapsel von der Grösg
einer Handsläche. Das Medaillon lie
die lyalb vermischte Inschrift »Sister
Williarns« erkennen, und durch einen
Spalt in der Metallbülle gewahrte
man etwas, das wie ein Stück gelb
lich-brauner Kreide aussah. E. war
aber nichts dergleichen. Man hatte es
rnit dem Herz einer Nonne zu thun,
deren übrige Reste längst zu Staub
und Asche zerfallen sein dürften. Jn
einem Gewölbe, zu dem links neben
dem Altar der im Jahre 1645 erbau
ten Kirche eine Stiege hinabführt,
pflegten die Carmeliter zu beten.
Dort lag aus marmornen Tischen ge
ordnet eine beträchtliche Anzahl silber- .
ner und goldener Aapselm Diese
bargen die einhalsamirten Herzen von
Mönchen und Nonnen aus Adelsgoe
schlechtern, von Königen, Prinzen und
Prinzessinnen, deren Gebeine in den
Gräbern von St. Derris ruhten. Wäh
rend rer Revolution wurden diese Ne
liquien geraubt tin-v nach ihrem Me
tallwerth verkauft. Unter den Fami
lien, die vor etwa zwei Jahrhunderten
mit James Smart von jenseits des
Wassers nach Frankreich lamen, befan
den sich mehrere junge schöne Mad
chen, die bald nach ihrer Einwande
ruug den Schleier nahmen und sich im
Carmeliter-Kloster für immer von der
Welt ahschlossen. Das jetzt gesundene
Herz hat sicherlich in der Brust einer
dieser jungen Emigrantinnen geschla
en.
g s-—-—-..-.-—-- -
Der leiste com-rieth
Der letzte Sproß des uralten und
hochberühmten oenetianischenGeschlech
tes der Contarini, Graf Carlo Aloise
Contarini. herr vonAscalonea, Roma,
Mirahel und Jbelin, ist vor Kurzem
im Alter von sechzig Jahren gestorben.
Während die Vorfahren des Grasen
die herrlichsten Paläste Venedigs ihr
eigen nannten und die Revuhlil mit
Kgchm und wohlthiitigen Stiftungen
a gestattet haben, schlosz Gras Carl-z
Contarini seine Augen in einem arm
seliaen möhlirten Zimmer
Bon seinen Vorfahren hatte er nichts
anderes geerbt als ihren Stolz, der es
ihm verbot, eine Unterstühung unter
irgend welcher Form anzunehmen. Er
war Offizier, ursvriinglich irn Herzog
thum Modena, dann in der italieni
schen Armee- Es wäre ihm ein Leichtes
gewesen, den erloschenen Glanz seines
hauses durch eine reiche heirath aus
zufrischen, aber er wollte davon nichts
—
hören. Alt er sich nach seiner Pensio
nirung nach Venedig zurückzog, wur
den von Seiten ver Stadt und der ve
netianischen Eristolratie mehrfach Ver
such unternommen, ihm eine Lebens
haltung zu ermöglichen, die seinem
Namen angemessen sei· Diese ginge
meinten Versuche hatten aber nur den
Erfolg, daß Graf Contarini seine ge
selligen Beziehungen zur venetianischen
Aristotratie völlig abbrach. Er wollte
i nicht gevedmiithigt und bedauert sein.
Von seiner kärglichen Ossizierspension
- unterstützte er noch den einzn over an
deren Unglücksgsenossen. Er hatte die
Eigenheit, daß er um teinen Preis zu
bewegen war. durch den »Canal
Grande« zu fahren. Der Anblick der
fiinf Paläste des Kanals, die von sei
nen Vorfahren erbaut wurden und
s einst Eigenthum seiner Familie waren,
konnte er nicht ertragen·
Die Contarini haben der Republit
Venedig 8 Dogen uno 44 Prolurato
ren der Repudlil gegeben. Der erste
Doge aus dem Geschlecht der Conta
rini, Domenico regierte von 1043——71;
und hat die Markustirche in ihrer jetzi
gen Gestatl begonnen. Die marligstej
Gestalt des Geschlechts ist aber der
Dvge Andrea Contarini (1867-—-82),
der einen Krieg mit Genua, in dein
Venedig schon verloren schien, zu Gun
sten seiner Vaterstadt entschied und
dadurch den Vorrang Vnevigs vor
Genua feststellte. Die Rückt-ehe des;
Anvrea Contatini hat den venetiani- i
schen Malern und Dichtern häufig als ’
Vorwurf gedient. Zum letzten Mal
war ein Contarini, Tomenico der
Zweite in den Jahren 1659—74
oe
Das Geschlecht war ungeheuer reich,
aber auch sehr verschwenderisch. Einst
tanzte auf einem Balle im Bogen-»
palast eine Contarini mit dem stanzö- ?
sischen Gesandten. Da ging ihr Dia- s
manthalsband aus und siel zu Boden.?
Der Gesandte biickte sich und hob es1
aus. Die Dogentochter aber warf ihm(
mit dem Fächer das kostbare Ge- I
schmeide wieder aus der Hand und.
sagte: »Eine Contarini trägt teines
Steine, die andereLeute mit den Füßen s
berührt haben.« Das war bor8400.
Jahren. Die Contarini des 19. Jahr- .
hunderts hätten die sürstliche Geben-e
ihrer Ahne nicht nachahrnen können,
denn sie besaßen keine Diamanthals
bänder mehr, und die Paläste ihrer
Vorfahren waren Eigenthum der
Schwiegersöhne Rothschitds geworden
oder dienten als »Grand Hotel«.
Otto alter seines-.
Die Gewohnheit, gelegentlich eines
Gastmahles beim Weineinschenten zu
nächst das eigene Glas halbooll zu gie
ßen, läßt sich bis ins Alterthum zu
rückt-erfolgen
Die Alten bewahrten den Wein in
enghalsigen Krügen auf und schüßten
ihn vor dem Lustzutristt durch dasEin
gießen von etwas Oel,-welches dann
als dünne Schicht aus dem Weine
schwamm. Vor dem Einschenlen wur
de das Oel mit einem Rohr adgesogen,
aber in der Besorgniß, es möchte doch
noch etwas davon zurückgeblieben sein,
goß man sich zuerst ein, um nicht ei
nem Gast unreinen Wein vorzusehen.
Uebrigens ist die genannte Methode
der Konservierung des Weines auch
heute noch in manchen südlichen Län
dern üblich. Auch jeßt noch hat diese
Gewohnheit den praktischen Nußen,
daß man dadurch vermeidet, etwaige
in der Flasche obenan schwimmende
Karlstiickchen oder Siegallackabfälle in
das Glas seines Gastes gelangen zu
lassen.
———--QO-.-— «
Rache.
Telephonistim »Der Abonnent No.
50 chitanirt mich den ganzen Tag,
ich werde ihn dasiir täglich einigemal
mit- »seiner Schwiegermutter verbin
Ruf
Sei-In seiest
»Ja, so ein Pein-i braucht sich um
Nachruhm nicht zu sorgen Der wird
sozusagen schon ins Konversativnss
lexiton hineingeboren.«
same Reduktion-up
Sie: »Hier, auf dieser Bank haben
wir uns zucn erstenmal Liebe geschwo
ren.«
Er: »Ja, ich kann mich noch gut aus
die Kanikaiasirophe besinnen.«
setiöchttse Linka
Besuches (der einen Jugendsrennd
unerwariet aufs uchi) »Das freut mich,
daß ich Dich tresses Jst Deine Frau
auch zu hause?«
Freund: .Psi, ja!"
Dei ititiiche Live.
(Vexikbild.)
Wo ist Lord Lachen«-s I
W
Ostet Ite Me.
Es haben hunger, und Schwert
Oft fürchterlich die lt verheert
Und ganze Völker faft vernichtet.
So manches Schåge verschlang das
- er
So manche Stätte den«-irrte leer;
Doch hat des Unheilt noch viel mehr
Die kleine Zunge angerichtet.
Man wahrt das Feuer-, wahrt das
Gift
E Das Schwert mit fein-er scharfen
: Schneide,
Damit es nicht verletzend trifft,
Hält man’s behutsam in der Scheide,
Jndefz man ftündlich fast vergißt,
Wie scharf, wie fpiy die Zunge iftl
Ein kleines Wort oft nur zerstörte
Familiengliick und Völlerfrieden.
Was sich für immer angehörte,
Hat o t ein kleines Wort geschieden.
Was ; ahre mühsam aufgerichtet,
bat jäh ein kleines Wort vernichtet.
Und oft schon hat ein Frevelwort
Beriibt den größten Seelenmordl
Drum achtet nicht nur, was ihr thut,
Bedenket wohl auch, was ihr faget;
Seid mit der Zunge au der Hut,
Auf daß ihr Keinem nden fchlagei.
Macht diese Regel euch zu eigen:
O sprechei nie zu Andrer Leid,
O fprechei nur zur rechten it,
Sprecht da, wo Reden be er ift als
Schweigen.
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Unter Freunden.
A.: Entschuldige nur« daß ich Dir
das Buch mit einem Escisohr zurück
gefandi.«
B. iden Freund genauer betrach
««..--. am —.— Tons-l ich sieben kann.
niqu -
hast Daseinoch sei-ne beiden Ohren.«
Weis-herzig. «
Gräsim »Johann, sehen Sie doch
mal nach, warum der »Thtas« so
heult?« » «
Johann: »Gnä’ Frau, do’5 kann i
nit! J’ bin so weichherzig, vasz :’ sonst
mit ihm heulen müßt!«
Nicht schaut-is semin. »
»Ja möchte gerne eenen schonen
Zchateer-Roman.« ·
»Da kann ich Ihn-en den Mord hin
ter der Kirchhossmauer empfehlen.«
»Haben Se denn teen Buch mit Blut
stecken?«
Linn-are des Deren Professor-L
»Nachdein ich meine neue Wo -
nungsadresse vergessen habe, ersu e
ich meine Wirthin, mir diese sofort
unter »Obdachlos« hauptpostkagernd
mittheilen zu wollen«
In see Schule. ,
Lehrer: »Als Kaiser heinrich also
hie Städte gegründet und mit Mauern
umgeben hatte, was that er dann?«
Häuschen: »Er fahricirte Ansichtss
posttarten!«
Zuerst-fes Stadt-um
Bauer wessen Sohn Arzt gewor
den): Mest hast Du 17 Jahre stuvirt,
und noch immer kannst mi nit kuri
ren.«
Sohn: »Ja, Vater, ich habe Die
schon einmal gesagt, Du darfst keinen
Schnaps trinten.«
Bauer: »Wenn i keinen Schnar
ttinten will, da brauch i Dein Kuriren
nit.'«
Ein Finan- - Genie.
Schuhmachermeister: »Wer sitt-d die
neubesohlten Stiefel und eine Rech
nung für 2 Mark 50 Psennige.«
Graphokoge ( die Rechnung aufmerk
sam leseno): »Hm. Sie sind energisch,
aber doch sanft, fleißig, brav, wahr
heitsliebend, ehrlich, praktisch- aber
ohne höhere geistige Interessen. . . So,
siir diese Charakter - Analhse berchne
ich 3 Markt«
Scherzsrasr. .
si»Ihr war der erste Kritninalpokis
ök «»
ss M«:f -- !-.--- III-«
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»UIUHHUI« We It uns-Its Jan-u
schen suchte, die er nicht fand!«
Gemüll-lich.
,,Lieber Max, sag’ mir ’-nal, im
Vertrauen, was soll Dein neues Bild
da eigentlich vorsiellen2«
-,,Na, ratlf amal!«
Ins Gericht-faci
»An«aellagier, Sie haben den Mann
mit Ihrem Bierglas geschla n?«
»Gefchlaaen? Kerne Idee Blos eei
net-) Salamander hab’ ich auf ihm fe
tte ’n. «
- ,
. —
Jtn Elle-.
Gauner (als ihn der Richter wegen
uniorkeiien Benehmens ermahnl):
»Ich weiß schon, was ich zu thun habe
—«ich stehe nicht das erste und nicht das
leiste Mal hieri«
Rasse - Kennzeichen.
»Das ist also wirklich ein echiet
DadelW
»Das will ich meinen!«
»P,rvbir’n Sie ’s nur ’nial und·
schmeiß’n S’ den vorn Sopha ’runleel«
Unter Freundinnen.
Fräulein Aurelia (ihre, flir geisteeich
geltende Freundin uchend): »So ei
frig in Leliiive vertie i, liebe Claudiaf
Du machst wohl Gedankenioilette file
heute Abend?l«
Leimsie- - Rilke-.
»Du, Schorschl, wie geht Dir’s denn
bei Deine neuen Meisteri«
»Miieradel! Giebi s a Wurst, krieg«
i d’ Haaix giebki Kartoffeln, sei-.
i d’ Dant, und iß i «d’ han nei,n
baut ini da Meisteri«
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"«t". :
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