Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, June 13, 1902, Sonntags-Blatt, Image 9

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    k-« -----.- --
Briefgxheimniffe «
HumoreelevontxllbertRoderich.
Die junge Frau Meta Ritter sanl
wie ohnmiichiig in den LehnfeffL Sie
hatte ganz zufällig auf dein Schreib
tifch ihres Mannes einen Brief folgen
den Jnhalti gefunden:
»Mein innigft Geliebter!
Wohl weiß ich, daß es nicht ohne
Gefahr ift, wenn ich Dir diesen Brief
sende. Aber ich lann nicht anders.
Habe ich Dich doch feit fünf Tagen
nicht gesehen, und, wer weiß, wann
ich Dich wiedersehe. Aber ich mufz
Dich sprechen. Heute noch. Du mußt
es möglich machen, es ift Gefahi im
Verzuge fiir unfere Liebe, alfo fiir
unser Leben. Meine Eltern wollen
jetzt durchaus Ernst machen mit mei
ner Verheirathung mit dem Menschen,
Den ich verabscheue. Du iennft ihn ja.
Wir müssen berathfchlasgem wag zu
thun ist, mein Lieb, alfo komm! Soll
ich auch hinein in ein unerträgliches
Joch, oder willft Du Dich befreien
von Deinem Joch, dass Du auch io oft
unerträglich genannt haft? Wollen
wir beide unglücklich seit-. oder glück
lich? Wollen wir einzeln im Elend
leben, oder zusammen in die Glückse
ligkeit fliehen? Komm, mein Gelieb
ter, daß wir uns entschließen. Was
Du willst, will ich auch.«
Der Brief trug weder eine Unter
fchrist noch ein Datum
Nachdem die junae Frau sich von
ibrein ersten Schrecken erholt hatte,
richtete fie sich hoch auf und ging ftolz
erhobenen hauptes zu ihrem Manne.
Er hatte eben sein Mittagsfchläschen
beende: und war im Begriffe fortzu
gehen.
Liebes Kind,« sagte er, »ich, werde
heute später nach Hause kommen. Zur
habe Gelchästsfreunde hier, denen ich
versprochen habe, den Abend mit ihnen
zuzubringen.«
»Aber Rudolf, wenn ich dich io recht
von Herzen bitte: bleibe bei mir, lieb
strr Mann, mir ist so sonderbar zu
Muthe, so ängstlich ---- bleib bei mitt«
»O, die resolutelte aller Frauen wird
ängstlich! Du untergröbst ja deine
ganze Autorität, Liebste.«
»Scherze nicht, oder thu’ nicht so.
als ob du scherzeitl Mann, muß ich
dir denn erst sagen: um 12 Uhr be
ginnt mein Geburtstag«
»L, bis dahin hoffe ich sicher, zu
riicl zu sein. Aber für alle Fälle
nimm gleich meinen eriten Geburts
tagaruß.«
,.Bleibe bei mir,« iliisterte sie in
toeichlter Zärtlichteit und preßte ihr
Haupt an seine Brutt.
»Ich tann nicht« Liebste," rief er, riß
sich fast gewaltsam los und eilte zur
Thür. Da richtete sieh Frau Meta wie
der hoch und stotz auf und rief drohend
nnd zornig:
»Du bist ein heuchler!« Er aber
wandte sich gar nicht um« Einen Au
genblick nur sann Frau Meta nach
Dann ging sie ans Fenster und war
tete, bis itir Gatte das Haus verlassen
hatte. Sie eilte in fein Arbeitsziim
mer. Der Brief war verschwunden.
Sie nahm einen Mantel und eilte
auf die Straße. Eben begann es zu
dämmern. Sie zog die Kapuze deo
Mantels über den Kopf und schritt
schnell dahin in der Richtung, die ihr
Mann genommen. Nach wenigen Mi
nuten iah sie ihn vor sich gehen. Sie
ließ ihn nicht mehr aus den Augen
und folgte ihm. Nach Verlauf von
taurn zehn Minuten sal) sie ihn in
ein Haus treten. Frau Meta kannte
das Haut-. Da wohnten gute Be
kannte, vie Familie Goere. Die junge
Frau sann einen Augenblick nach.
Dann schrat sie zusammen. up war
da eine Nichte zum Besuch »- Fräu
lein Johanna, wenn die ----- ha, ja,
sie war’«g! Hatte sie nicht schon mehrere
Male ihren Mann im vertraulichen
Gespräch gesehen mit dem Mädchens
Und sie war hübsch; so hübsch wie
dumm· O, wenn es möglich wäre, daß
ihr Gaite sie verrieth um dieser alber
nen, unwissenden Person willen, dann
--- dann -- möge er sie haben. Aber
vor allen Dingen wollte Frau Meta sich
Gewißheit verschaffen.
Sie trat ins Haus und stieg lang
sam die Treppen hinan.
Fräulein Johanna empfing die jun
ge Frau. Sie war sichtlich erschrocken
über den unerwarteten Besuch und
führte Meta in einen tleinen Salon.
»Ist Frau Goere nicht zu Hauses«
fragte Frau Meta.
»Nein, Onkel und Tante sind aus
gegangen.«
»Werden sie lange fortbleiben, oder
tann ich sie erwarten?«
Die Verlegenheit des jungen Mäd
chens wuchs.
»O, wen-( gnädige Frau warten
wollen, freilich, ich tann nicht sagen,
wann Tante zurücktommt, sie wollt(
Verschiedene-I besorgen und einige Be
suche t:«»achen."
»So, so Abendbesuchel Nun, es
schadet nichts. Jch tomme auch eigent
lich Jhretwegen, liebes Fröulein.«
,,«)·lteinetwegen?«
» a. Sie kommen doch morgen mil
zu unserem tleinen Feste?«
»Ja, gewiß, gnädige Frau.«
»Na, dann ist ja Alles in Ordnung
und meine Besorgniß war unbegrlins
det. Mein Mann nämlich hat Alles
Sonntags Blatt
Beilage des »New-Ihn Staats-äusseiger und Bewth
J. P Windolph,He1-ansgcbet. . Grund Islanv, Nebr» den 13. Juni 1902. Jahrgang 22. No. «
besorgt, was mit den Einladungen zu
samn:enhängt. Nun fürchtete ich, er
hätte Sie vielleicht vergessen. Mein
Mann bat so ein schlechtes Gedächt
nis;.«
»Gn«cidige Frau wollen schon —«
» a. Ich wollte ja nur den Fehler
meines Mannes wieder gut machen,
wenn «- er einen begangen hätte. Also
aus morgen. Grüßen Sie Jhre Frau
Tante. Adieu, Fräulein Johanna.«
Fräulein Johanna geleitete den
Gast an die Hausthüre. Frau Meta
fah in einer Ecke des Korridors einen
Spazierstock stehen, den sie sehr wohl
tannte. Es war das braune Rohr
mit dem großen Elsenbeingrifs, das
sie vor wenigen Monaten ihrem
Manne geschenkt hatte. Sie stisz
mit dein Fuß gegen den Stock, daß er
polternd zu Boden stel. Hastig bückte
sich Johanna, den Stock aufzuheben.
Mit unendlicher harmlosigteit nahnt
Frau Meta dem jungen Mädchen den
Stock aus der Hand.
,,Hiibsch dieser Elsenbeingriss, sehr
hübsch! Wem gehört der Stock?«
»Mei —- meinem —- Onlel —- na
tiirlich,« antwortete Johanna.
»Wirtlich, eine sehr hübsche Schni
tzerei. Ich interessire mich ganz beson
ders siir Elfenbeinschnitzereien an
Spaziersiöcken Jch habe auch vor ei
niger Zeit meinem Manne einen ähnli
chen Stock geschenkt. Aber dieser ge
fällt mir noch viel besser. Wissen Sie
vielleicht, woher dieser Stock stammt?«
»Nein —-- wirklich —- gnädige Frau
s-— ich ich weiß es nicht.«
,,
l »Auch las lockt-sc gcccgclllllw cllllllut
Herrn Goere danach fragen; also
Adieu, auf Wiedersehen.« -
Der nächste Tag war ein Sonntag
Frau Meta fand auf ihren: Geburts
tagstisch eine Fülle kostbarer Ge
schente und danlte ihrem Manne
herzlich und zärtlich Aber ihr ent
ging seine innere Unruhe nicht, so
sorgsam er sie auch zu verbergen
suchte.
»Weißt du, Liebster,'· sagte die
junge Frau, »ich freue mich so, daß
mein Geburtstag diesmal ans einen
Sonntag fällt; da können wir ein
paar Stunden gemiithlich verplau
dern.«
»Hm, sa, aber ich muß ins Ge
schäft -
Frau Meta ward iodienbleich und
starrte ihren Gatten erschrocken an.
,,Jns Geschäst?! Heute?! Sonst
gehst du nie Sonntags ins Geschäft —
und gerade heute?!«
»Ja, es ist mir auch furchtbar leid,
aber ich tann es ioirtlich nicht ändern
Tu hast doch gewiß noch manches bor
zubereiten siir unsere Gesellschaft
heute Abend.«
»O, wie rücksichtsvoll von dir! Aber
eins will ich dir sagen: Wir haben uns
beide falsch eingeschätzt.«
»Aber ich bitte dich, liebe Meta.«
»Fürchte nichts. Jch werde dir leine
Stene machen. Jch habe wohl von
uns beiden zu viel gehalten. Nur noch
eine Frage. Es werden heute viele gute
Freunde und Bekannte kommen, wann
wirst du zurücktonirnen in —— dein
haus?«
« n einigen Stunden, dente ich.« .
.»«
Jn diesem Augenblick tlopste es an
der Thür, nnd gleich darauf trat vie
Köchin ein.
Mit sichtlicher Freude benutzte Ru
dolf diese willkommene Störung, um
sich zu entfernen
Die ersten Gratulationgbesnche ta
men. Rudolf war noch nicht wieder zu
Hause. Frau Meta mußte all ihre
Lebengtunft aufbieten, um ihre Her
zensangft nicht zu verrathen.
»Ist denn Jhr Mann nicht zu
Hause an Jhrem Geburtstag?« fragte
Frau Note, und die Hoffnung auf
eine recht satnle Auskunft leuchtete aus
ihren Augen.
»Mein Mann i stim Gefchäft,« ant
tvortete mit beivundecungswiirdiger
Gelassenheit Frau Ritter.
»So, im Geschäft? Dann muß ich
mich geirrt haben. Aber ich hätte da
rauf geschtvorem daß ich Herrn Ritter
eben, ais ich vorheigina, bei Goeres
am Fenster gesehen habe.«
Frau Meta stützte sich auf den Josa
tisch, nebn dem sie gerade stand.
»Fräulein Goerc die Nichte von
Herrn Goere, die da im Hause ist« soll
ja verlobt sein," sagte Frau Krausr.
»Ist nicht wahr,« antwortete Frau
Note, »ich weiß die Sache besser. Jch
kann Jhnen fagen, daß die Sache
nicht zustande tommt. Von einer
Seite wäre es natürlich schon in Ord
nuna,- aber hören Sie, was ich Jhnen
fage.«
Neu antamrnende Besucher trieben
Frau Ritter aus der Nähe des Zwie
gesprächi, dem sie in athemloser
Spannung gelauscht hatte; drei Uhr
ungefähr war es, die Zimmer waren
noch voll von Gratulanten, als Rudolf
eintrat. Forschend blickte Frau Meta
auf ihn. Er schien ihr verändert. Er
war müde nnd abgesponnt und unter
lfielt sich mit den Gästen nur in den ar
wöhnlichften Phrasr. Frau Meta
seufzte tief auf, ohne daß sie selber
eS wußte.
Etwas nach sieben Uhr war’s, als
die Gäste zum großen Diner voll
ständig versammelt waren. Man saß
taum eine halbe Stunde bei Tische, als
sich die Thüre öffnete und ein Herr ein
trat, bei dessen Anblick die meisten An
wesenden wie elektrisirt aussprangen·
Es war der Bruder der Hausherrin,
der berühmte dramatische Dichter-,
Waldemar Sanden. Alles war begei
stert, mindestens entzückt, den berühm
I ten Mann in der Gesellschaft zu haben»
! Er hatte zunächst seine Schwester
herzlich begrüßt und ihr gesagt, daß sie
sein Geburtstagsaeschenk nachher er
fhalten würde. Es solle eine kleine
Ueberraschung werden. Er käme zn
seiner Premiere2i Wo? wie? wann?
Man hatte nichts gehört davon, nichts
in der Zeitung gelesen. Man war
auszer sich. Der berühmte Dramati
ier wich aber all den stürmischen Fra
gen ans.
E Das Diner war zu Ende. Die Ge
ksellschaft versammelte sich im kleinen
Salon zum Kaffee
Es gelang der Frau Goere, das
l Geburtstaastind für einen Auan
) blick aus dem Kreise der sie umringen
den Gäste heraus zu ziehen
I »Sie waren gestern Abend bei
ung, " sagte sie zu Frau Meta, »meine
E Nichte hat es mir erzählt. Sie waren
I so reizend zu ihr. Ach, Frau
Ritter, Sie könnten meiner Nichte
seinen sehr großen Dienst leisten. Es
lh handelt sich um ihr LebensglucL «
! Jm selben Augenblick sah Frau
Meta ihren Gatten mit Fräulein Jo
hanna im eisrigsten Gespräch das
Zimmer verlassen. Jhr schwindelte.
Sie wars der Frau Goere einen so
zornigen Blick zu, daß diese sich er
schrocken zurückzo oL
Eine halbe Stunde später ward
die Gesellschaft in den großen Saal
zurückgesiihrt Die Speisetafel war
verschwunden, und das anftoßende
lleinere Zimmer war wie durch einen
Zauberschlag in eine Bühne verwan
delt. Alle waren erstaunt und über
rascht, am meisten von allen aber die
Herrin des Hauses. Man ergriff die
gedruckten Zettel, die aus den Stühlen
vor der Bühne lagen und las: Zum
überhaupt erstenmal: "
»Meiner Schwester Geburtstaa
Lustspiel in einem Alt von Waldemar
Sanden. «
Das war die Preiniere! Man war
entzückt, man applaudirte. Ein Glo
ckenzeichen ertönte. Der Borhand hob
"sich und Herr Rudolph Ritter erschien
auf der Bühne. Er habe zuvor eine
Mittheilung zu machen· Fräulein
Elise Menzeh die ursprünglich die
Rolle der Marie spielen sollte, war
vorgestern plötzlich erkrankt. Fräulein
Johanna Goer habe in großer Siebens
wiirdigteit im letzten Augenblick noch
die Rolle übernommen. Man möge
Nachsicht mit ihr haben. Sie hätte nur
noch gestern Abend und heute Morgen
eine Probe mitmachen können.
Das Lustspiel begann. Jn der zwei
ten Scene saß Herr Rudolf Ritter, der
eine Hauptrolle spielte, in seinem Zim
mer, als ihm ein Brief gebracht wurde.
Er öffnete ihn und las ihn dor:
»Mein innigst Geliebteri
»Wohl weiß ich, daß es nicht ohne
Gefahr ist, wenn ich Dir diesen Brief
sende. Aber ich tann nicht anders
ti. s. Iv.«
Frau Meta jubelte laut auf. lss
schielte sich nicht, aber sie konnte nicht
anders. Das war der Brief, den sie
auf dein Schreibtisch ihres Gatten ge
sunden hatte.
Das Stiict war zu Ende, man war
natürlich begeistert. Man überschüt
tete den Dichter und die Darsteller mit
lautern Lobe. Es schickte sich nicht, aber
Frau Meta umarmte ihren Gatten
»Ich dante dir, Geliebten für —- die
tleberraschung«, flüsterte die junge
Frau zärtlich ihrem Gatten in’g Ohr·
,,Dante auch den anderen — o, da ist
Fräulein Goere.« Frau Meta zog das
junge Mädchen beiseite.
,,Jhre Frau Tante hat mir vorhin
gesagt. ich könnte Ihnen einen Dienst
erweisen. Das will ich gerne thun, lie
bes Fräulein, wenn ich irgend kann.«
»Ach ja, gnädige Frau. Fritz Blohm
und ich haben uns miteinander ver
sprochen. Aber seine Eltern wollen es
nicht zugeben. Jch bin ja nicht reich.
Sie sind so eng befreundet tnit der Fa
milie Blohm, wenn Sie, liebe gnädige
Frau Jhren Einfluß —
»Ja, mein liebes Kind, das will ich
thun. Wer weiß, vielleicht überraschen
wir meine Gäste heute auch noch mit
einer Verlobung.«
HO
,,So ier ein Weib habt-.«
Eti He alt-I dein Friscngcbirgc von Z
T a in s r n o.
Sie ift bereits eine Reihe von Jahren
todt, und draußen war es, in den
Bergen Colorados, wo ich mit ihm,
Mite Lanaer, ihr Grab besuchte, und
wo er mir ihre Geschichte so erzählte,
wie ich sie hier wiedergebe.
Sie war in Denver Schullehrerin
gewesen, sagte Mite, und ein so ver-s
schüchtertes, stilleg Ding war sie, als
ich um sie warb —- ich um sie warb,
wiederholte er langsam, ich Bär mit
meinen plumpen Manieren und groben
Fäusten, viel zu schlecht, viel zu rauh
sür sie! Aber sie nahm meinen Antraa
an, und sie sagte, sie sei mir herzlich
aut und sie habe mich lieb und sie
wollte mich aus den Handen tragen.
Wolle mich auf den Händen tragen,
wiederholte Mite langsam, und ein
trübes, melancholisches Lächeln aber
floa feine Züge, mich Bären auf ihren
tleinen, zarten Patschhänden tragen!
Der Frieden-richtet traute uns, und
oann zoan wir hinaus auf meine
Ranch in die Berge, wo nur die Schafe
und der Wind uns Gesellschaft leiste
Zell.
Frauen lieben Gesellschaft, Schaf
ziichter nicht! Je weiter der nächste
Nachbar entfernt, um so besser iiir
DIS. Mein nächster Nachbar wohnte
vierzig Meilen entfernt; mich freute
dag; sie härmte sich wohl in ihrer Ab
geschiedenheit, aber sie klagte nie, und
sie hielt unser Häuschen sauber wie ein
Schmuckkästchen und schaffte uno
» mühte sich den ganzen Tan, und wenn
ich Abend-Z nach Hause tam, empfinq
sie mich stets mit einem lieben Wort,
mit einem freundlichen Lächeln.
Mike schwieg einen Augenblick und
räusperte sich. Dann fuhr er sorg:
sffrauenaesellschast aab’5. wie gesagt,
E draußen am Doradobache nicht, aber
Hilbendg tamen manchmal Fred und
lJobnnie McGee, die am Bärenbache
Schafe fiir John Doualas hüteten, in
J uns herüber. Johnnie MrGee spielte
i dann »Hqu Fife« mit mir« und Frev,
der keine Karten anrührte, unterhielt
sich mit Mollie. Fred war ein lustiger
IGesell und ein hübscher Kerl dazu,
aber von Schasen verstand er nichts-.
durchaus nichts, saae ich Euch. Er
hatte die berriicktesten Ansichten über
Schaf-sucht, sodaß er mir nicht impo
nirte und ich ihn schließlich lintg lie
aen ließ· Anders mit Johnniel Jst
"»Hi«ah Fiie« war er taum unteriu
trieaen, und in der Schafzucht war er
bewundert, bewandert, saae ich Euch,
daß meine Achtung siir ihn von TM
Izu Taa stiea. Das aina so eine Wecle
"sort, und rann kam der Teufel und
sseszte mir eine Fliege weaen Mollie -
fund Fred’c3 in’S Ohr, und jener Ies.
» sel war Johnnie MrGee Ach, Mann
l Mann, vor allen Uebeln ist Eifersucht
Idas schlimmste. das uns plaatk Eis
» wirtt wie ein schleichendes Gift, dass sc
Eunser Hirn sich setzt, das an unsere-n
TMarte zehrt. das noch schlimmer :.:
iale die DrehtrantheiU Und ein«-s
Abends, als Fred und Johnnie as
.aanaen, als Mollie so aanz besondeizi
nlsicklieb mir Hin-- «»-b-i«««m-n csxnss
um den Lalsz learn wollte, stieß ich fi«,
ich stieß sie zurück, sodaß sie muntele
und um ein Haar aestiirzt wäre, uizn
schrie ihr zu, ich hätte ihr Spiel mit
Frev, dem Laffen, durchsckaut, und se
folle sich mit ihrem Buhlen zum Tei:
fet fcheeren. Das that ich, Manns Tazs
faate ich!
Es irae im Winter· ein Schnees
fturm stand zu befürchten, und am
nächsten Morgen nach jenem nnalii(1
feliaen Abend stand ich friihzeitia i-ui«,
und ohne Mollie Lebewohl zu saaen,
ritt ich auf und davon. Ich sehe sie
noch und werde sie bis zu meinem letz
ten Taae an der Thiir Unserer Hüt;e
stehen nn» mich anschauen sehen, as:
schauen, Mann, wie ein derwundetesz
Reh den Jäaer anschant· Aber isb
war harther,iia, und der Teufel hatte
in mein Herz aute Saat aestrent, und
so ritt ich davon und wandte mich auch
nicht um.
Was ich befürchtet, trat ein. er
hatte taum die Schafe gesammelt nnd
war im Begriff, sie der nächsten
Schlucht zuzutreibem da ballten sich
die Wolken zusammen, und der
Sturm brach log. Wart Jhr jemal
im Schneesturm, draußen in den Bet
aen, wenn der Wind um Euch heult
und fegt, als wolle er Euch vom
Pferde reißen, die Flocken mit mittinn
.der Gewalt Euch in’s Gesicht treibt,
Euch blind macht und taub und Wea
und Stea Euch verfehlen läßt«-U Solch
fein Sturm brach am Abend jenes
Tages los-; er deckte in wenigen
Stunden die Schluchten zu und
thürmte an den Abhängen der Hügel
den Schnee manneghoch aus, und die
Tannen beugten unter seiner Last sich
zur Erde. Jm Zorn und Aeraer, in
dem ich am Morgen von Hause fort
aeritten, hatte ich weder Mantel noch
Decken mitgenommen, nicht einmal
Vorrath hatte ich bei mir. Die Schafe
hatte ich alücklich in ein schützench
Canyon gebracht, jetzt galt es, mir
selbst den Weg nach Hause zurückzu
lämpsen. Die ganze Nacht irrte ich
im Sturm umher; bis an den Sattel
aurt versank mein Thier unter mir im
Schnee; mich fror und mich hungerte,
und, ziternd vor Kälte, dachte ich ins-?
neg traulichen, kleinen Heimg und
dachte ich Mollie’s. Ja, ich dachte
ihrer, Mann, und eine Art Sehnsucht,
noch einmil sie wiederzusehen, über
lam mich. Bei Morgengrauen tauch
ten endlich in der Ferne die Dach-se «
meiner Ranchaebaude vor mir aus. Jch s
spornte mein müdeg Thier zum
Aeußersten an, und vor der Hütte
sprang ich mit einem Satz aus dem
Sattel und riß die Thiir auf und
schrie: »Mollie!«
Es kam keine Antwort, Mann, und
es kam niemals wieder Antwort,
Mann! Jch durchsuchte die Hütte; fe
war leer. Jm Herde brannte kein
Feuer. Ich lief nach den Ställen und
Scheuern und schrie: »Mollie!«« Keine
Ullllookl lllmå Yll Pllcclc mich Die
Wuth, una ich warf mich auf mein
erschöpfteg Thier, und jagte dorthin,
wo Fred und Johnnie McGee hausten.
Fred traf ich allein, und ich packte ihn
bei der Gurgel und schrie ihm zu,
Mollie, mein Weib, mir herauszu
aeben. Schußwaffen hatte ich an jenem
Morgen nicht bei mir, Mann, und es
war gut so: ich wäre zum Mörder ae
worden! Fred schleuderte mich, den
zu Tode Erfchöpften, von sich, und als
ich von Neuem auf ihn eindrana, ariis »
er zum Revolver und schoß, die Kuae l
traf mich in ’S Knie.
Wie ich nach Hause aetornmen bir,
weis-, ich nicht Jch weis; nur« daß es;
W Wochen im Fieber gelean habe und
daß Fred mich während der Steit ac
Pflegt hat. Mollie kam nicht. Sie
tanr alle die Wochen nicht« und sie tarn
nie wieder! Als ich aber geneer UN
nach Wochen der Schnee von den Hal
den und Abhänaen acfchmolzen wc:«.,
da fanden Fred und ich sie. Ueber den
Kam-n der Mesa war sie aeiaat: is!
wüthenden Sturm hat sie mich suchen,
mir zu Hilfe eilen wollen. Der
Sturm hatte fie sammt dem Thier,
das sie ritt, den Abhang hinabgefead
Dort war sie unter dem Pferd und
unter dem Schnee lieaen geblieben.
Dort war sie gestorben Am Satte l
tnovse hatte sie meinen Mantel und
Decken und Vorrath für mich befestiat
gehabt!
SO Ihr ein Weib habt, Mann, hal
tet es lieb ind werth! Meiner-« ist Ein
Himmel!«
Die vertan-ne Eifeuronstrurtiotn
,I«,- lskWI E
Bauer: »So a Hoch-Sahn is g’wiß
recht fchö’, wann nur net Die Stieg-en
to oero . . . . steil cvär’n!«
Ein tüchtiqer Junge.
A.: »....Jt)r Sohn beirathet ja
eine Frau, bic fünfzigtausend Mart
n:ittrie«qt?!«
Mutter: ,,Jatvobl!.... Hab’ ich’s
nicht immer gesagt, aus dem Jungen
wird noch was?!«
Für alle Fälle«
Junge Frau: »Ach, Arthuy nie
könnte ich ohne Dich leben... Aber,
nicht wahr, in die Lebensversicherung
läßt Du Dich trotzdem aufnehmen«-"
—
i
k Der- Iee staune-.
Als der größte unterirdische See der
zWelt gilt der im Jahre 1836 von
seinem der hervorragendsten höhleni
! iorscher, dem Franzosen Martel, ent
; deckte und benannte See Miramar. Er
» befindet sich in der Drachengrotte
JCueva del Drach), die 12 Kilometer
; von Manacot aus der Insel Masorca
J (Balearen) gelegen ist. Die Höhle ist
; schon seit Langem berühmt, war jedoch
ihrs zu den Forschungen von Martel
nur in einer Länge von 800 Meter-i
ertundet, während Martel ihre Fort
setzung bis zu 2 Kilometer Länge er
forscht hat. Die Höhle ist eigentlich
eine Meeresgrotte, das Wasser ihrer
Seen stammt zum Theil aus einge
sickertem Meerwasser, zum anderen
Theile aus Quellen im Gestein. D:r
See Miramar hat eine Länae von 177
und eine Breite von 80 bis 40 Metern
und ist 4 bis 9 Meter tief. Die chemi
sche Untersuchung hat erwiesen, daß
das Gewässer zu einem Theil aus See
wasfer und zu drei Theilen aus Süß
wasser besteht. Diese Zusammen
setzung gilt nicht auch von den übrigen
Wasseransammlungen in der Hishi-,
die Vielmehr um so salzhaltiger sin;1,
je näher sie dein Eingang der Höhle
liegen· Im vorigen Jahre hat Mas
tel mit Zuhilfenahnie von Magus
siumblitzlicht einige der schönstcn
Raume der Grotte photographisch auf
genommen. Die Bilder lassen auf
eine unerhörte Pracht in der natü-.
lich-en Ausstattung der Höhle schließen.
Die Decke eines der unterirdische-i
Seen ist rurch eine große Zahl von
Tropfsteinsäulen gestützt, die das
Aussehen von schlanien Palmen
stäminen vortäuschen und das Gewölbe
wie mit einer Blättertrone zu stützen
scheinen. Eine große Sehenswiirdi.p
keit ist ferner der ,,See der Freuden«,
dessen Wasser beinahe ganz süß ist
Jn ihn hinein ragt eine Art von Vor
gebirge in Form eines scharf geschnit
tenen Kreuzes, und von den Wänden
sprießen unzählige glänzende Krhstall
nadeln hervor. Das größte Wunder
der Grotte ist aber ohne Zweifel der
See Miramar mit seinen Säulen,
Obeligten, schimmernd weißen Insel
chen und dem Glitzern der Milliarden
und aber Milliarden von Krhstallem
die ihn wie mit einein seenhasten
Schleier umgeben. Man kann es fast
verstehen, ras-, Martel in seiner Be
geisterung über diesen Zauber der
Natur an die Paläste in »Tausend und
einer Nacht« dentt und daß ihm gar
der Einfall gekommen ist, die mer-:
rischen Bautiinstler könnten sich In
dieser nämlichen Grotte die Vorstel
lungen geholt haben, nach denen sfr
ihre Städte im alten Spanien mit
ihrer wundersamen Pracht schmückte-J-»
CH- —
Geographische Merkwürdigkeitem
Als solche iverden in einem Artikel
des ,,Ber!iner LolaliAnzeigerH« alle
diejenigen Grundstücke bezeichnet, mel
che zu verschiedenen Ländern gehören.
An der Grenze des Großherzogthums-«
Baden liegt ein Gehöft, dessen einer
I Theil zu Baden, dessen andere Theile
» aber zu den Zchtveizer Kantonen
) Schaffhausen und Zürich gehören. un
l Jsarthal qibt’g ein Wirthshaus, dessen
l Kegelbahn so liegt, daß der Kegelspie
l ler im Amtgbezirt Straubing steht, di:
Kugel durch den Amtsbeziri Landau
sauft der Kegeljunge aber ini Aintsbe
Hirt Dinaolfina steht. Ein ähnliches
Verhältniß hat sich ein Gasttvirth in
Lilienthal bei Brecnen zu Nutze ge
macht, der in seinem Garten eine Dop
pelteaelbahn hat, deren eine Häler auf
dreußischem Gebiet, deren ander-:
«.s)äisie aber in Bremen liegt, so das;
die Kealer am Bremischen Bußtag.:
auf « reußifchem Gebiet, und am
Preu iichen Bußtaae in Bremeu ihrem
TVerqniigen nachgehen O te, die zu
Heivei verschiedenen Staaten aehörcn,
! ale es im Deutschen Reiche mehrere.
j So ist zum Beispiel Kakus-»Ich
»iheils Badisch, theils- Hessjjch Kra
Inichfeld lzum Theil zu Weimar, lzum
; Theil zu Meiningen aehöria. Jn Als
Itona gibth eine Straße, deren eine
i Reihe preußischeg Gebiet, deren andere
EStrafzenfeite Hamburgisch ifl. Das
’Wirthghaus auf der Lausche bei Zit
itau steht halb aus Böhmischeni, halb
Tauf Sächsischem Boden, ebenso befin
’ den sich auf der Spitze dec- Jnselsber
ges zwei Gasthäuser, von denen das
eine auf Preußifchem, das andere auf
Gothaischem Gebiet steht. In Thiii
ringen sind viele Ortschaften, deren
Einwohner ihre Kinder über dieGren·3e
eines anderen Bundesstaateg senden
müssen, wenn sie sie in die Schule ge:
hen lassen. Freilich hat das keine groß-e
Schwieriqteiten, denn man tann dor:
in wenian Stunden mehrere deutsche
Vaterlander passrren.«
--· - —
mcrechte Entrüstuiw
» Hausfrau: ,,Also der Metzger war
l l;ier!.- Haben Sie den kleinen Betrag
l i:u5gelegt?«
l Dienstmädchen: »Ich konnte nichi!«
Hausfrau: »Was ——— Sie sind erst
drei Tage bei mir, nnd haben schon
lein Geld inel1r?«
l
s
Das letesgelieintirifs.
Ein Prattitant äußert sich in einer
öffentlichen Witthschast sehr ungün
stig über seinen Vorstand. und läßt
sich sogar zu der Behauptung hinrei
ßen, derselbe sei ein dummer Mensch.«
Die Angelegenheit kommt der Oberbe
hörde zur Anzeige, und der Praktilant
wird schließlich »wegen Verletzung des
Amtsgeheimnisseö« mit einer Ord
nungsstrafe von drei Mark belegt.