Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, June 06, 1902, Sonntags-Blatt, Image 14

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    Mist-.
set-est von DoraDuncker.
Die Saison war endlich überstan
den. Gott sei Dankt Man würde
wieder in Ruhe arbeiten. seine gemiith
lieben Statabende haben können, ohne
fortwährend des Alarmrufes gewärtig
sein zu müssen, daß heute Diner bei
seiner Exc llenz, morgen Souper bei
einem una sstehlichen Collegen, über
morgen — horribile dictu —- Jour tm
im eigenen Hause sei.
Mit einem Seufzer der Befriedigung
ließ der Geheimrath sich in seinen Ars
beitssefsel fallen, zündete eine Henry
Clah an und schlug mit nicht über
großer Hast den Attendectet auf. Das
war eine tolle Jagd diesen Winter ge
wesen! Donnerwetter, ja, so bunt war
es lange nicht hergegangen, wenigstens
im eigenen Hause nicht. Er konnte ein
kleines ironisches Lächeln nicht unter
drücken, wenn er an den großen Av
parat dachte, der doch keineswegs zu
dem Ziele geführt, um dessentwillen er
einzig in Bewegung gesetzt war. Ihm
konnte es recht sein. Er hatte gat leine
Lust, seine kleine Elisabeth schon aus
dein Hause zu geben. Aber seine Frau!
Sie sing allgemach an ,es als eine Art
von Fluch zu betrachten, der aus de:
Familie ruhte, daß Exisabeth mit ihren
zweiundzwanzig Jahren nicht schon
Frau, mindestens Braut war.
Die Kleine hatte ihren Kopf für
sich. Bis jetzt wenigstens war es noch
keinem der vielen, von der Mutter be
vorzugten Freier gelungen, sich ihr
ernsthaft zu nähern.
Der Geheimrath lächelte befriedigt.
Es war ihm immer eine Genug
thuung, zu denken. daß das frische,
gescheit-te Mädel sich von der Mutter
nicht tutannisiren ließ wie das gaan
Haus und er on der Spitze. Und
dann lächelte er nicht mehr, denn die
Sache hatte nicht nur eine zweite, son
dern sogar auch eine dritte Seite, und
die sahen beide nicht vergnüglich aus.
Die zweite Seite: die Bermögenslage,
die nicht danach war, daß man den
Aufwand. ein arosies Haus zu
machen. um die Tochter zu verheira
tete, lange würde aufrecht erhalten
können; die dritte die, daß man, wenn
Elisabeths redellisches Herz und ihr
selbstständiaer Kon am Ende aller
Enden für einen unbemittelten Mann
sprachen, ein entschiedenes Veto würd-e
einlegen müssen. Ja, wenn man es
recht überlegte, hatte diese Sache wie
ein richtiges Quadrat noch ihre vierte
Seite, und zwar eine, über die der Ge:
heimrath mit einem Auge zu lachen,
rnit dem andern zu weinen geneigt
war, während die Geheimräthin nich:
nur mit beiden ganz energisch meinte,
sondern sich auch mit allen ihr veriiias
baten Mitteln gegen diese vierte Seite
in Opposition gesetzt hatte.
Elisabeth, modern vom Scheitel bis
sur Sohle, eine glühende Anhängean
der Frauenhervegung, hatte sichs näm
lich in den Kon gesetzt zu studiren,
Medizin zu studiren, und wie der Ge
heimrath im Stillen fürchtete, war di-:
Sache in iiingster Zeit durchaus nicht
mehr theoretisch geblieben. Jm tief
sten Grunde seines Herzens konnte er
seiner Kleinen wegen Dieses tapferen
Entschlusses nicht einmal ehrlich gram
fein. Was konnte ein mittelloseg
Mädchen, das zu viel Verstand un:
Charakter hatte, um zu heirathen, nur
um oersorgt zu sein« heute Besseres
thun, als sich aus eigene Füße stellen-,
Der Geheimrath ließ die Akten, auf
die sich eigentlich gefreut hatte, Akten
sein, stieß auch keine blauen Ringe aus
seiner Henry Clay mehr in die Lust,
sondern saß, den Kon in die Hand ge
stüdh sinnend da, die Zukunft seines
Lieblings über-deutend So überhörte
er es, daß ein paar mal leise an die
Thür seines Arbeitözimmers getlopst
wurde, und dann die Thür hinter der
schweren Yoztiere si-ch» öffnete.
---- --.
»tUI-O-l- III-Is- Isllcus
Der in Gedanken Berl lorene fuhr ar
gerlich über die Störunn, herum.
»Was giebt eLJ denn?«
»Hle GeheimeathS Die Frau Ge
heimrath lassen bitten, ob sie den Herrn
auf ein paar Minuten sprechen könne.
Es wäre was Wichtiqes.«
Im ersten Augenblick lam ihm der
Gedanke, sich bei feiner Frau entschul
Diaen zu lassen. Dann faate er fich,
daß ein Aisgweichen absolut keinen
Sinn habe. Nach einer Viertelstunde
würde das Mädchen wiederkommen
nach einer halb-en zum dritten Mal
und so fort. Besser, er machte die
Geschicht-: gleich ab. Jedenfalls wieder
irgend eine häusliche Lappalie, die Z i
einer aewichtigen Debatte aufgebaufcht
werden sollte.
Er fand feine Frau in hochgradiger
Erreauna. Sie erzählte ihm in flie
gender Haft, daß sie eine Unterrsedung
mit Elifabeth gehabt habe. Jetzt fei
das Mädel wie gewöhnlich davonge
laufen, ohne zu sagen, wohin. Ein
wahres Glück, daß das nun bald ein
Ende nehmen würde —- denn diesmal
—- dieitnal täusche sie sich nicht —
und nach den Andentnngen, die Glis-:
detfelbftiht eben gemacht-—- fie "tte
recht sefeheth fo vieler es an be
tktieubehs —- det Professor heit
— me erfle- Ungenblick ab
.. - H da was til-gespielt — nnd
Hist P M die Verhältnisse nicht
::-·? kaute —- ein ;- bekiihsntet
if ie Seele von
ID- tsirs doch nicht ins Ernst da
ran denks. das unsere lMeine und
diese-s gewiß se herllhtnte Herr Pro
fessor. der ihr ter fein könnte, denn
ich tax-ir- ihn ungefähr aqu meine
IM- . . .
Sie unterbrach ihn rasch. prttrt die
Unterlippe dorschiebend. .EB genügt
ja fiir Dich, wenn ich etwas bejahe,
es prinzipiell zu verneinen. Jch bin
es gewöhnt, und es chotirt mich weiter
nicht. Jch wollte Dir auch nur mit
theiien, daß, um die Sache zu einem
rafchsen, glücklichen Ende zu führen,
gir noch eine Gesellschaft geben wer
n wiss
Der Geheimrath oerfiirhte sich.
Darauf war er nicht vorbereitet ge
wefen.
ls,Und zwar am nächsten Sonnabend.
Weiter in’g Frühjahr hinein schickt es
sich nicht mehr so recht. Nicht zu
klein, nicht zu groß, ich denke. so zwi
schen vierzig und fünfzia Personen,
das giebt den jungen Leuten die beste
Gelegenheit, sich endgiitig zu finden;
und gründlich auszusprechen ier,!
wenn Du die Liste durchsehen will t—«
Er machte eine schwach abwehrende
Bewegung mit der Hand. Dann gab
er sich noch einen lenten Ruck.
»Sag’ mal, Clothilde, ift denn die
Gesellschaft durchaus nöthia? Jch
meine, wenn diese Beiden wirklich —« «
Eine maieftätische Handheweaung »
unterbrach die kaum beaonnene schüch- »
terne Einwendung.
»Es wird natürlich arranairt wie
immer. Deine Zimmer werden aus
aeriiumt. Jn Dein Arbeitszimmer
kommt das Biiffet, Dein Schlaf-fini
rner wird Damenaarderobe —- das
Essen wird bei Hufter bestellt, die
Weine übernimmft Du. Der Professor
hat jedenfalls eine feine Zunge fiir
Rheinweine, vergiß das nicht!«
Der Geheimrath war aufgestanden
und wandte sich in artnietter Haltung
zur Thiir.
»Noch eins, lieber Wilhelm!« —
Könnteft Du wohl ———« biet machte sich
zum erften Male eine klein-e Stockunn
in dem Redeflufz der Geheimräthin
geltend — »eiwa zweihundert Mart
als Vorschuß fiir nächsten Monat —
Eiisabeth braucht auch noch ein neues
Kleid —- eine jung-e Braut -—«
Er war schon an der Thür.
»Schön, schön! Morgen Mittag
sollft Du das Puglia-den«
Alles aina oroarammmößia seinen ;
Weg, und am Somman schwatzt-n
uno dränaten sich in den völlig auf den
Kovs gestellten Raume des siehe-jin-»
räthlichen Paar-s ungefähr sünfziqj
Personen durcheinander.
Elisabeth hatte zu dein Arrangement
ihrer Mutter kein viel sreundlicheresl
Gesicht gemacht als der Vater. Erst -
gegen Ende, als sie mit dem Professor
aemiijhlich in einer Ecke oon Panos
ansaeriiumiern Arbeitszimrner saß,
war wieder Sonnenschein in ihr hüb
sches, kluan Gesicht gekommen.
Als der berühmte Mann dann bald
darauf ais einer der ersirn aeaanaen
war, hatte er der kleinen Elisabeth
oerstiinonißinnia die Hand aedriickt,
was- von der Geheiknriithin mit stolzer
Gennaibuuna vermerkt und koiportirt
worden war.
Nachdem der Strom der Gäste sich
verlaufen hatte, rief die bealiickte Mut
ter ihre Tochter vor das durch ähnliche
Anlasse bereits historisch aetoordene
Rundsooha. Zärtlicher, als es sonst
ibre Art war, strich sie dem Kinde über
die runden, weißen Schultern.
»Hast Du rnir nichts zu sagen, Eli
iabeth?«
»Dort- fa, Mama,« das hübsche Ge
sichtchen röthete sich, »aber ich möchte
gern-, daß auch der Papa -—« »
«Sprich nur« mein Kleines, ich höre ;
schont« brummte eine Stimme aus ver- "
boraenern Winkel.
»Nun denn, Mama — Papa —- der
Herr Professor ——«' hier stockt-e das
Mädchen.
«Sprich nnr, Elisabeth —- ich höre
es gern!«
Eliiabeih sah die Mutter verwun
dert nn.
»Wie denn, Mann, mit einem
Mal?«
»Es war ja doch lange mein Wiinsck,
das-, Du, mein qui-II Kind, aliidli:n
werd-In solltest. Jch aebe Dir meinen
Zeiten«
Die Kleine umschlang die Mutter
ftürmiich.
»Also Du halt nichts mehr daxeqen
—- Du auch nicht, Papa —".)- Ihr ek
laubt eg? —— Oh, rann bin ich wahr
haft glücklich! In acht Tagen reis’ ich
mit dem Professor ab, er nimmt mich,
wie ich bin.«
Die Geheimräthin glaubte ihren
Ohren nicht mehr zu trauen. Jn acht
Tagen, ohne Aussiattunq, ohne große,
feierliche Hochzeit? — War das Mäd
chen komplet verrückt geworden? Daß
ihre Tochter den älteren Mann mit
solcher Gluth liebte, war ihrer Beob
achtung denn doch entgangen.
»Er meinte, es ließe sich noch alles
nachholen, nur jent dürfe keine Mi
nute mehr versäumt werden«
Die Geheimriithin faßte sich an den
Kopf. Der Geheimrath, der cui sei
nem Winkel gekommen war stand
schmnnzelnd daneben. Er tte die
Situation längst begriffen
Elisnbeth fah verwundert von einein
imn Anderen.
»Ja, »Mein-A Du sprichst ja kein
»Bei soll ich scgeni Jch bin cho
cirt, diese Eiiei«
»Die thut allerdings Bett-f ab
,.»·si«si.,«« mir- .:;
I n e
nat-ch« m sit-is sei Sapia-u sei
»k-—
Frei-Mr si- rei ask-m- Dai
Ima- vie oehkimkinris esse-i- ei
s mehr, ais fee es sprach, und sank ver
nichtet in die Polster des Rundsophais
zurück.
.,Und die Kollegiengelder —« fragte
der Geheirnratlz mit trockenem Humor,
»Wer zahlt die?«
Der Allei« ries die Kleine keck
und hing sich an seinen Hals.
Er hielt die Hand fest, die ihm lieb
losend ums Kinn gefahren war.
»Racker!« sagte er und zog sie zur
Monta. .
»Liebe Cloiilde! Jch habe die Ehre
Dir den künftigen stud. med· uno das
noch tiinftigere Fräulein Doktor Eli
sabeth Walter vorzustellen, Schülerin
des berühmten Klinilers Professors
Dr. heitlinger an der Universität zu
Heidelberg.
Die Geheimriitbin sprana aus.
»Was? Das ist »Z« Sie wollte
noch mehr sagen. aber der Grheimkath
fiel ihr diesmal in’s Wort.
»Bei-D Pudels Kern, ja. Du haft
nun einmal Deinen Segen gegeben.
Zurück kannst Du nicht mebt.«
»Nein, Mama, uno das wirst Du
auch nicht wollen« denn »Vorwärts!«
heißt heute die Devise.« Und dabei
leuchteten Elisabetbs Augen in einem
so hellen, ehrlichen Feuer auf, daß tei
ner der beiden den Muth sand, ein
ferneres Wort zu sagen.
—--—-.---s-——
Zu stät-.
Student A.: »Ich denke, Du hättest
Dir einen neu-en Anzug machen las-«
sen?« ——— Student B. (iitgerlich):
»Ach ja, aber die satale Zerstreutbeit5
wie oer Schneider zum Anprobiren
karn, habe ich ihn gleich herausge
schmissen . . . ich dachte, er hätte schon
Geld haben wollen!«'
, See-umgi- H
Erzählung von Berner v. Raven«
Durch sven alterthümlichen Schloß
parl schritt tändelno und lachenv der«
junge Tag. Er griff mit seinen Licht- i
armen hinein in vie grüne Flukh und i
streute einen Spriihregen von Son-’
,nensunken über vie vollsatten Wiesen, ’
Ewelehe sich im Schatten ver uralten
tPlotanern Eichen unv Brechen hin-i
» dehnten. Hier schwang nicht der Nutzen l
seine Sensen. Sie zeigten noch die(
Hganze schöne Verwilderung des Ro
Holo, dessen vom Zeitsturm versuchte
Spuren in den etwas windschiefen,
Ivon Evheu und Clematis umsponne
nen Urnen und Bilvwerlen erhalten
blieben. Der Zchloßpark war könig
licher Besitz und eine von den weniger
frequentirten Erholungsstätten ver
Weltfiavtöewohner. Fernah brauste
ver Lebensftrom vorüber. hier unv da
ein Flackern und Flirnmern von ver:
goldeten Thurmkpitzen aus dem Ne
bel und über verschlungenen Werkme
aen wob vie Einsamkeit. Ein Rau
schen und Raunen in den laum be
wegten Baumkronen wie vor Jahr
hunderten die Luft klar unv mild und
rein wie vom Werdehauch des Lebens
durchweht, und über dem allen ein
;itiller, schöner Gottessrieden . . .
T Pliiykich schallten Schritte und
Stimmen den verlassenen Waldweg
herauf und aus dichtem, ihn ver
deckendem Buschiverl hervor trat ein
junges Menschenvaar, vem Liebe und
Frohsinn hierher das Geteite hätten
geben fallen. Dem war jevoch nicht
so. Ihre Blicke gingen scheu nach allen
Jllustkationen zu bekannten Theaterstüsem
- . —
»Die zärtlichen Verwandten.«
«-k I — . - -.. » »,-».
»Das bemooste haupt.« ,
zNothcn der Weis-I
A-—
«
LDU Geigen-nachts von Ctmpna.«
Seiten. Sie sprachen in leidenschaft
licher Erregung und doch mit jener
Dämpsuna der Stimme, wie nur die
Furcht es thut.
»Um Deiner Liebe willen, rette
mich, Marie!'« flehte er, »Du kannst
es, mii einem Wart. Sage, daß wir
gestern nach dem Verlassen des Gar
tens zusammen geblieben sind, uns
erfi vor Deiner Hausthür getrennt
haben, und alles ist gut. Jch darf
wieder frei aihmen und des Leben-H
mich freuen, über dem es jetzt so dun
tel und dumpf liegt —- Zelleulusp
Man wird nicht sagen Vorschlag
man wird sagen Mord!« Sie zuckie
zusammen. »Und dann? Und dann?«
Seine bleichen Lippen bebten. Jn
seinen Augen lag ein flackernd-es
Licht. Wie er da ihren Arm drückte!
Auch das war ein stummes Flehen
um Gnade, um Erbarmen. »Auf Dein
Zeuaniß allein kommt es an,« fuhr
er überredend sort. »Niemand kann
es widerlegen. Hartwiges Mund ist
stumm, und die anderen haben mich
nur undeutlich gesehen. Es war
Nacht . . .9«- - - «
»Aber doch gesehen,« wars sie, an
dieses eine Wart sich antlarnmernd,
ein. »Und wie, wenn doch der eine
oder andere —«
»Nein, nein. nein,« wehrte er das
energisch ab. «Noch ehe fee hinzukn
nien, war mir das Seltsame meiner
Lage zum Izetpußtsäin gekommen.
-L-hc4-II —-s
4
UIUUI lultgjuquvk thsthssujuke »u
Hartmi», der doraufgenangen Streit
im Bieraarten, über-dem wir uns
dann auch entzweiten und itn Zorn
auseinander gingen; ich nun über den
von fremder Hand Gefallenen nebenat,
von seinem hervorquellenden Blute
befleckt —- es war genug, um michs
schuldig zu sprechen. Diesen Erwä
aungen hielt mein ilnschuldggefülzl
nicht Stand und ich floh, unbeküm
mert wohin. Es aelang mir auch, zu
entkommen. Vorläufig wußte und:
weist Niemand von mir. Ader diel
Jndieieni Man wird darauf kommen. ;
Heute schon sind alle eitungen voll;
von dem Mords auf o sener Straße. ’
Es werden Betundigungen gemacht
werden, die aus mich als den much-z
maßlichen Thäter hinreichen. Jch wer- -
de derhastet werden« Und so gab ich
noch gestern Nacht die paar flüchtigen
Bleisttftzeilen an Dich aus, die Dich
beschworen, heute sriih hierherzu
tommen. Niemand weiß von unserer
Begegnung, von unserem heimlichen
Eindetstöndniß. Wir dürfen aber
unser Zusammensein nicht zu lange
auide en. Darum sa«e «a, und ich
sann m Vertrauen au in Zeug
nis, mit Ruhe der eiterenttvicke
lttng der Dinge entgegensehem Sage
nein, nnd ich hin vernichtet!
»O Gott, mein Gatti« jammerte
Marie, mit ihren Thriinen tönet-send
«Ernst, Ernst, was verlangst Du von
miri Ich soll etwas Unwahres be
kunden, vor Gericht, soll es bes th
un, mein Gewissen mit einem sal chen
Ende sehseen lind dann die de n
di e Furcht vor Entdeckung Re neid
w rd init Zuchthaus bestraft Glaubst
Du denn. das aus einem solchen Bien
de uns Segen erhiiihen kann und
Freude und Glücks Rein, wir wür
den vor einander zittern, einander be
lauern, fürchten, vielleicht gar wiirdeft
Du rnich hassen, weil ich urn Dein Ge
hkimnlii weiß.«
»Wi) denlft Du hin!« Seine Miene
war finster; feine Stimme klang rauh. 1
»Ich würde darin nur einen neuenJ
Beweis Deiner fo oft betheuerien Lie- 1
de erolicken, Dich feanen und es Dirl
ewig danken. daß Du mich unter eige
ner Gefahr von einem fo ichweksznVer
dacht, um nicht zu sagen VerbrechenJ
befreit hast« an dem ich doch ganz un
schuldig bin.« Nach einer Pause angst- »
vollen Schweigens beiderseits: »Oderi
—- alaubit Du an meine linfchuldi
niclth Hälift Du mich fiir den Thä
ier ,«
»Nein, Gott nicht!« rang es fich ihr
schwer von den Lippen. »Das nicht
—- aber —«
»Ich —- lann nicht, Ernft . . .«
»Und wirisi mich zu den Todten,
zu ten Ehreren — Du!«
» »Du willst nicht?«
Mit einem Ruck machte er sich frei.
Ein Beben lief durch feine Gestalt.
Sein Blick war vernichtend.
»Du haft mich nie geliebt!'«
,,Rie geliebt? Ernst, lannft Du
das mit reinem Gewissen iagen?«
fragte sie vorwurfsdoll· »Es-In weil
ich Dich liebe —«
»Grbe Du mich preis,« erwiderte
er bitter. »Du bist angeblich oon mei
ner Unschuld überzeugt und hast nicht
den Muth, das öffentlich zu drinn
Un-«
»An jedem Ort und jeden Augen
hlict,« betheuerte Marie.
»Nun, und wag ist das anders. was
ich von Dir verlange, als eine Bekun
duna meiner Unschuld in einer so po
sitiven Form, die jeden weiteren Zwei
fel aufhedt and allen Nachforschungen
ein Ziel seht. Zunächst tommjt Du
ja auch gar nicht zum Schwur, und
wer weiß, ob Deine Bekundung vor
dem Untersuchungsrichter allein nicht
aeniigt um mich außer Verfolgung zu
setzen Man folgt um so eifriger an
deren Spuren, findet so den Schul
diaen und wir sind von dem Bann
erlöst. der so lange aus uns lastete.«
Mariens Widersinns begann nach
zulassen. Sie machte noch einige
ichiichterne Einwendungen, die er wi
derlegte. Noch einmal begann er mit
alühenden Farben auszumalem welche
schweren Folgen es siir ihn und siir
sie nach sich ziehen würde, wenn sie ihm
nicht helfe nachzuweisen, daß er zur
steit der That anderswo gewesen sei
Ehre und Freiheit waren dann dahin
und Beider Lebensglück vernichtet;
denn, als Verbrecher gebrandmarlt,
würde er nie daran denten tönnen,
seine band ihr zu bieten, sie zu hei
rathen. Er würde dann gezwungen
sein, unter einem falschen Namen im
fernen Auslande zu leben. Wurde
aber Ueber-leang angenommen, dann
war sein Leben verwirtt, dannbiißte
er die Schuld eines Andern mit dem
Tode. Würde sie dieses Kreuz auf sich
nehmen und es tragen können, wo ein
Wort von ihr genügt hätte, um ihn
schuldlos zu machen?
«Marie war ergriffen, erschüttert.
Sie tamnfte einen schweren inneren
Kampf mit sich selbst, mit jenem unde
tannten Dämon, der jedem Menschen
inne wohnt und der ihn immer drängt,
die Wahrheit zu sagen. Sie hat um
Bedenkzeit. Er tonnte ihr teine ge
währen. Die nächste Stunde schon
lonnte sein Schicksal entscheiden. Und
er mußte wissen, wie er seine Aussage:
einst-richten hat«-e. Ertappte man ihn:
auf einer Lüae, dann oerschlimmene
das seine Lage bedenklich. Man glaub
te ihm überhaupt nicht mehr. Endlich,
mit Bitten, Küssen und Drohungen
entris-, er ihren Lippen das Ja, und
dann stürmte er fort, um ihr kein-:
sieit mehr zu lassen zur ileberlegung,
zum Widerruf
Gebrochen schwankte Marie noch
eine Zeit lana zwischen den Biischen
hin. Dann kehrte auch sie, aus einem
anderen Wege, nach der Stadt zurück.
Sie war hierher geeilt in der frohen
Aussicht aus eine Versöhnung wegen
des gestriaen Streiteg; sie glaubte,
nur Reue habe Ernst getrieben, sie urn
die heutige Begegnung zu bestürmen,
und nun brach ganz unvorbereitet
diese Katstrophe über sie herein.
Sie hatte gestern Abend ein Con
certlolal ausaesucht. Das Unglück
führte sie in die Nähe jenes Hartwig,
mit dem Ernst seit Langem verseindet
war. Angedlich beleidigende Blicke,
die Hartwig aus- Marien gerichtet hat
te, stihrten zum Streit, der sieh, da
Beide des Lotals verwiesen wurden,
aus die Straßet inaus sortsetzte Ma
rie hatte es an« arnungen und Bit
ten, sich anderswo hinzusehen oder
das Lokal zu verlassen, nicht fehlen
lassen. Ernst tvar dazu nicht zu be
wegen ewesen. Sie selbst hatte keine
sie bele igende Blicke bemerkt, was sie
auch sagte. Darüber tarn es dann
zwischen ihnen selbst noch zum Streit,
und Ernst stiirmte soet, um sie all ein
» aehaguse gehen zu lassen Er ist,
ahne bsieht, seinem Gegner gefolgt,
hört Einen Hälseschrei. betätnpst sei
nen iderwillen und eilt hinzu. Er
sindet einen Stett-enden Ein be
trunken-er Itade hat ihn engerem
lt, und all er sieh das derbeten, nach
hin mea estachen Andere Menschen eilen
rbei und Ernst sticht aus Furcht
tie den Thiiter gehalten zu werden.
----kL
Das war der Weg, tote er ihn be
richtete.
Und inuin t er ge verlassen, da
bricht die Zug und otls aus ibrern
Inneren hervor. Wenn es nun an
ders gewesen? Er hatte ihr vorge
worsen, init Hart-pig, den sie nur vorn
Ansehen kannte, irn geheimen Einver
ständniß Iu sein, diese Begegnung her
beiaesübrt zu haben, und Anderes
mehr, was seine Muth und seine Ei
fersucht ibin einaaben Wenn er nun
jenem nachgerannt war, wen er ihn
angerempelt oder gestochen hatte, den
verbaßten Gegner, in dem er jetzt auch
seinen begünstigten Rebenbuhler salzi!
Jrvar schalt er sich beut’ selbst einen
arren, solchen albernen Gedanken
Ausdruck gegeben zu haben. Aber
zrvischen beut« und gestern lag die
Nacht. Er gestand zu, nicht geschlafen
zu haben. Er hatte also vollaus Zeit
zu ruhiger Nachprüfung und lieb-erle
gung. So schmiedete er den Plan zu
seinem Alibi, und nun hatte er ihre
Mitwirkung bei demselben til-geschwei
lt und abgetrotzt. Wenn es so war?
on diesen ersten Zweifeln stürzte
Marie zu anderen fort. War er schul
dig? Und wenn er es war, lzrtie sie
dann nicht die heilige Pflicht, das i r
entrungene Ja zu brechen und seine
Schuld osfenbar zu machen? Aus
diesen Wirrnissen kam sie, das lieben
de Weib, nicht mehr heraus. Sie
hörte von seiner Verbaftung und zit
terte nun dem Augenblick entgegen, wo
sie ibr Zeugniß abgeben sollte, das
Zeugniß, an welchem sein Schicksal,
an welchem sein Leben hing. Welche
Stunden, welch-e Tage, welche Nachte!
Alles das rrann in »rein schwarzen
Flor, der ich nun um ibreSinue legte.
Sie verfiel in ein heftiges Nervenfie
h»
Erwacht — zum Licht, zum Leben!
Ob aber auch zur Jugend, zum Glücks
Er lniet vor ihr und hält sie umfan
gen. Da strömt ihr alles Vergangene
wieder zu. Sie sagt nicht-, aber ihre
Augen enthalten eine stumme, bange
Frage: «Schuldig?« Er versteht sie.
Nein. er ist es nicht. Der Schuldige
iit längst entdeckt und erleidet jeßt sei
ne Strafe. Ernst ist stei. Es hat
ihres Zeugnisses nicht bedurft. Wie
hat er um ihr Leben gebangtk Und
als er nicht inebr bossen durfte, hatte
er nur einen lichten Augenblick von
Gott ersteht, um ihr sagen zu können,
das-« seine Unschuld erwiesen worden;
den im Fieber hat sie es verrathen,
wag- sie in diese Nacht gestürzt bat« die
schreckliche Seelensolter, der sie fast er
legen war. Sein-.- Worte senten sich
ibr wie Balsam in’s munoe Herz.
Jetzt weiß sie es, sie wird genesen .
Durch Den alterthümlichen Schloß
part schreitet müde ber Abend. seine
Lichtaime greifen durch das gotddraui
ne Laub und schüttete es wie einen
Goldreaen auf even Weg, welchen ein
junges Liebespaar schweigend entlang
wandelt —- detn Glück entgegen.
Seine Deutung.
Kindssraiu »Der Kleine ist furcht
bar zappelig!« ·- Lieutsenani: »Ja,
der lann es nicht erwarten, bis er Uni
forni trägt!'«
Neid-Blüthe.
»Du, die Ella bat einen so reichen
Mann getriegL baß sie seht auf Guin
rnireifen säbrt.'« —- »Die Gtiicklichel
Jch bin nur zu Fuß verheirathen«
Ja let
Vater: »Jetzt bisiDu schon 35 Jahre
alt, Moritz». wann willst Du denn
endlich Arzt werden?« —- »Ach,siveißt
Du lieber Vater, zu den jungen Aerzs
ten bat nian ja ohnedies tein Ver
trauen.« ·
Ein Feinschmecken
Richter: »Macht-ein Sie dcn Keller
im hotel erbrbchen, haben Sie sich zu
nächst an den Weinen gelabt?« — An
gellagter (ein saurek Gesicht schnei
dend): »Na »gelabt« önnt' ich gerade
nicht sagen!'«
Unter Kollegen.
»11nliingst wursen mir wies-er Die
Pferde aus-gespannt« -——— »M- Eie ins
Theater fahren wollten?«
Gute Beziehung.
»Deinen1 Onkel schickst Du zum Ge
burtstag eine Kiste Wein?« —- ,,Ja,
der ist ein alter Schissstapitiim uns
Da sieht er hie und da eine Flaschens
post gern."
Eine Perle.
»Ja, meine Tochter macht eine glän
zende Partie! . .. Die ist aber auch ein
außer-gewöhnliches Weib!... Sie hat
» ihren Doktorschmaus selbst bereitet!·«
Ins dem statement-L
; Unterossizier: »Na, Einjiihriger,
; Gyrnnasiuin gewesen, Zoologie gehabt
j --— was? . » Und da weiß der Mensch
J nicht ’inal, wie viele Pferde ’ne
; Schwadron hat?!"
Hulchmtfft
Studiosus gurVerniietherin): »Bei
meiner ersten hauswirthtn hab' tch
über zwei Jahre gewohnt —- und ich
Lande« wenn ich hie Mtethe bezahlt
tte, wohnte ich heute noch da.«
Jst-m sie-.
Richter Un einein Strolch): »Wa
rum betetnten Sie sich tn so viehischee
Wetsetk —- Steolch: «Um meinen
Kummer u ersäuf-» —- Nichter
«Geliagt hnen daU« — Streich (in
schwer licher setveaung): »Nein, er
taten chwimneen.«