Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, May 16, 1902, Sonntags-Blatt, Image 11

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    Auf dem Zimmer-plagt
Eine Pfingsterinnecung von B. He r w i.
»Und nu is Allens fertig, Frau
Dotier, nu tann der Feiertag tommen.
Alles bliyblant geschruert uno reine,
und der Kuchen prachtooll gerathen;
wir werden uns Pfingsten nicht bla
miren, wen-US der liebe Himmel man
nicht mit rem Wetter thut.'«
»Also der Kuchen ist gerathen,
Jette?« fragte die noch rounderhiibfche
Hausfrau.
«Prachtooll, Frau Dotier, wunder
schön, der Bob tonnte sich gar nicht von
der Küche trennen, das riecht so nach
Feiertag, sagten nnd dabei ftibizt er
mir eine Mandel nach der anderen
weg.«
»Das mußt Du nicht mehr erlau
ben, Jette. Bob ift ein großer Mensch
und musz folche Kindereien lassen·«
»Mutter!« rief da eine jubelnd-:
Knabenstimrne und kräftige Arme um
iingen die zierliche Frau, »Mutter-,
beim Knchenbaeten werde ich noch zu:
sehen, wenn ich felbit Student gewor
den bin; aber wenn Ihr Beide meint,
daß Mandeln nehmen eine Sünde ist,
na, fo habe ich meine Strafe weg. is
warennämlich meist bittere, oie mir
m nie Finger tamen. Brrr,« -—— er
ichiittelie fich.
»Ein Hochschüler« Bedi« mahnte
Die Mutter: «na, sein-, iaa’, and wel
chen Unsinn nat er noch getri-:brn?«
»Unssnn?« ärgerte sich oie Mir-, ,,cr ’
wird schon keinen Unsinn nich machet-»
Geholfen hat er kni-. Ganze Berge
Maien nat der gute Junge in den
Keller geschleppt, daß fie tiilfl bleiben,
dann hat er Kalmus geschnitten, und «
icls auch-. und aabei ift’o ia arradei
pafsrrt... aber schlimm ift’o nicht!"
Ein weiß nnnoicteltcr Finger tam
zum Vorfchein. —
Die Dottorin erschrak einen Augen
blick.
..-..—--.-....... -
.- -- - - .. ««.
Ums in denn geschehen, Jene
fraate sie.
»Unjeschielt war ich, Frau Dotter,
ich lachte iiber seine Spaße, und schnit:
und schnitt und dachte so an all’ die
schönen Pfingsten, die wir schon erleb:.
Na, Frau Doiter, Jhnen brauch« irte
doch nicht zu erinnern. und schnitt met
einmal anstatt in den Kalmus in den
Finger, daß das Blut man so spritzte.
ich fiel Ihnen rein in Ohnmacht. Aber
da hätten Sie den Jungen mal sehen
sollen, wie er lief und Wasser bolie
und Leinwand und wusch und der
band er ganz allein, als ob er’5 sich
vorn Vater abgesehen. Und was mir
da so durch den Sinn ging, können
Sie sich wohl denken. Nun thut’«5
aber auch aar nicht mehr weh«
Die Köchin war wieder an die Ar
beit gegangen.
Die junge Frau stand. tvie in Erin
nerung versunken, ein süßes Lächeln
umspielte den feinen Mund.
»Sie bat ganz Recht,'« fliiiterte sie,
--««anz wie damals, merkwürdia ift’-«-«
aanz wie er,« und liebevoll zog sie
ibren Knaben an iich und legte ibrnl
die band auf den blonden Kopf.
»Wie wer, Mama-« iraate Bot-,
»und was ebenso?'« Ach, iaa’ es mir
doch. ·Friiher basl Du mir an solchen
Abenden oit Märchen erzählt, nun tats,
es mat eine wahre Geichichte sein.
bitte, Manni, bitte.« «
lkr zog sie liebevoll Juni Fenster
vlah.
»Eine Erinnerung iit’s, mein Kind.
aus der Zeit. da Papa und ich noch
Nachbarslinder waren. Es war auch
am Taae vor Piinaften, so wie heute;
viele, viele Jahre sind seitdem vergan
gen. Wir hatten damals hinter dem
bauie einen großen Zinirnrrplatz, aui
dem oiele fleißige Leute arbeiteten.
sich-habe Dir ja schon öfter davon er
zählt, auch von dem weiten Hofe mit
I- ----- 4m-ks-- Nimrod-sum in h»
q-,--.
User sinnst-»von .--.... »
Mitte. Da spielt-In wir-Kinder viel
umher; der liebste oon allen Gespie
len war uns aber Robert, der Sohn
unseres Wirthes, des Zimmermeifterg
Steffcns. Stundenlang waren wir
auf dem qroßen Platz, wo die Zim
nierleute arbeiteten mit riesigen Sä
uen, unter denen der feine, qelbe Holz
ftaub wie eine dichte Wolle hervor
quoll, mit scharfen Hodeln, die Bretter
ulatt machten unt alr- Vlbfall rie
fchönm holzlocken an die tfrde fallen
lief-en die wir dann zu Allouqe Per
riielen formten und uns cm csrn Kopf
steckten. Dicht neben dem Holzvlatz
war ein kleines-, fchattiged Gärtchen,
lein Zaun trsennte es vom Arbeits
raum, eine ooppel:e, dichte Reihe oon
Fliekscrbäumem Vlluzien und Gold
regen bildete die Grenze. Diefe Pracht
ist nicht zu beschreiben, wenn Alles im
Lenz ariinte unv blühte; rainalg frei
lich empfand-en wir Kinder den Zau
ber nicht fo, wir spielten mit sen Blit
rnen und Blättern, machten nu;
ilrönzchen aus :en Ilisederblii.hen nie
lkefzen st: durch ri: Schulbüch:r, in die
2Vir sie legten« flach pressen. hoch od.1:
fass-n wir auf den eng geschichtet-In
Ballen und pflückten die schönsten
Fli::kutr:ige, rissen die Alazietiblät
-l-:r ad uno murmelten dabei, fo wi:
wir es von den Großen gehört hatten
«Er liebt mich —-(- lieb: mich nicht-—
-von Her-im« ---— usw. Und dann über
lchautsrn wir ras weite Reich-vor unz.
Damals erschien ri: Welt fo groß,
trotzdem r:r Platz von sziiuoen um
eken mar. hinten btqrsznzte ihn .-in
affirseh roth-r Prachtdaut wir wuß
es war ein Kranlxnhatis, w««r
blinken. Mit unserem Spieltameraoen
Robert Steffens saß ich am liebsten
dort oben, wir plauderten, pdantasirs
ten uno machten Zutunstxpliine.«
»Nun lommt’5 von Papa«, unter
brach Bob freudig die Erzählung ver
Mutter und hörte mit verdoppelter
Spannung zu.
»Iawohl, mein Kind! er sollte auch
Zimmermeister werden, wie sein Va
ter, konnte sich dazu aber nicht ent
schließen, denn in ihm schlummerten
untere Wünsche. Diese vertraute er
mir an, wenn wir auf dem sammel
weichen holzspähne-Bo:en spazieren
ainaenz er hatte viel Elend und Noth
gesehen, schon damals half er soviel
als er es vermochte. Jectn Sonn
abend nach-Schluß cer Arbeitszeit war
es Sitte, daß sich die armen Frauen
der Nachbarschaft einfanden, um vie
reichlichen holzabfiillse zusammenu
suchen, oie sie in großen, grauenSä en
nach Hause trugen
Das gelb-: Hosthor war fest ver
schlossen, vor ihm sammelte sich der
Haus-: Ver b:viirstiaen, schlecht geklei
deten Frauen. Anfangs zehn bis
fünfzehn, schwoll nie Masse ost bis zu
vierzig, fünfzig an; gegenseitig such
ten sie sich den Vorrang streitig tu
machen, um nur ia eine der ersten zxt
sein« sobald stie Paradiespsorte sich Je
öffnet ..... das-·- schob und oriinatc
und schiamfte teno lacht:..., wie oft
standen wir tiinaer von Wzitem und
sah-en iu, sehnsüchtig mit sen arm-n
Weibern ten Moment Des- Ausschlie
skeng erwartend.
Dann sirömte D:r Hause unter Joh—
ten vorwärts-, eine jiberliei fast rte
ancere, sie stürzzcn lich aus Die bestin
Klötze Absallbolz una schluaen sich os:
um besonnt-S oorthtilhafte Stücke.
Wir halfen Dabei häufig, namentlich
rcn Alten, uno miihtm untt ab, ihnen
oie schweren Säcke aus d:n Rücken tu
heben. Jahr aus« Jahr ein aina das
so wespiterz Später beut-achteten wir
Das DICan Wclllgck, Illll UJJCH
Pflichten zu erfüllen, ich mußte der
Muttzr in der Wirthfchaft helfen, und
Robert hatte zu lernen. Wir ialIJt
uns wohl noch und sprachen uns, aber
die atte, rechte Kinderfröhlichtseit war
nicht mehr vorhanden.
Da ftanden einmal wieder an einer
Sonnabend die Weiber auf ihren
Posten vor rzm Hofthor. Ein herr
licher. wonniaer Maitag tvar es, der
Taa vor Pfingsten Alles grünte,
blüht-: und duftete.... Flieder und
Golkreaxn marzn rnii tila und gelben
Blüthen überschüttet. Ich hatte große
Sträufze gepflückt und alle Räum: da
mit geschmückt
Jetzt half ich der Mutter beisn
Feiertagskuchen Die Fenster der
Küche ftanben offen. vom Hofe klang
das Zwitfchern der Vögel, die in dem
alten Ahornbaum nifte:en; es klang
das Schweigen der Frauen vor dein
geschlossen-en Thore, und vom nahen
Itirchtburme klangen die Glocken. ;
Feiertagsftimmuna war in mein
inneres herz gezogen. Mit Rührung
und tiefern Mitleid sah ich dem un
ruhigen Treiben der armen Weiber zu.
»Wie bescheiden find ihr-s An:
fvriiche,« dachte ich bei mir, »ach, Oxr
sie doch aliirtlich machen, wer ihnen
doch mehr helfen tönnte. . .« .
Nun wird das Thor geöffnet; ir
ieb: wieder das alte Drangen u.id
Stofen und höre das freudige Ruer
der Ersten, das ärgerliche Stöhnen
ter Letzten... fast unabsichtlich folge
ich ihnen, Robert, dier am Fenster
steht, dabei einen Gruß zuiointend..·
ich wollte wieder einmal beim Sam
meln des Hat-fes helfen. Da plötzlich
bricht ganz in meiner Niibe ein Zank
aus. Ein kurze-ex erbitterteg Käm
pfen, ein kleines Brett, von wuchtiger
Hand geschleudert, sauft durch die
Luft und trifft eine arme Frau, die
dicht neben mir am Boden hockt, atn
n--: ...». tue-Ja II- so hsftia Pult
III-pp uns- ........ ,» » .,.’.-»,
sie ohnmijctnia zusamrncnsintt
Einen Moment stand ich wie er
starrt, dann stitrmte ich vom Platz bis
»Zum Thor.
»Nobert!« schreie ich unb Mutterl«
unt- eile ivieber zurück.
Bald tniete er neben mir vor der
BIrvußtlosen Man brachte Wasser.
Dein-e gute Großmutter Tücher. das
Blut sickerte aus einer Wunde am
Kopfe.·. nun fanden sich einige mit
leibiae Frauen -— die streitenden
Kampfhahne, die den trauriaen Vor
sall r-:ranlaszt, hatten sich wohl-neig
lich verzog-In zu ben nöthigen
Hilssleistunaen, und vieAermfte wurde
behutsam über den Plan nach oem
nabxn Nrantenhause getragen. Wir
ainekIn neben ihr; der wackere Freund
hielt ihr-: latte Hand uns drückte dac
seuchtz Tuch an ihre Stirn .. an Vesn
Portal sprach er mit der Pförtnerin
ließ sich bei ::r Oberin melden und
that dies Alles so gewandt unb sicher-,
baß Jeder seine Freude daran haben
mußte
Dann wurde die Frau untersucht
unr- besraat... Wittwe war sie, tin
r-;rloe, der Mann lanas Vorher beim
Bau verunglückt, einsam stand sie in
rxr Welt, allein... vie arme Zett
Bach."
»Jet:e... Mutter,.» Jcttc --—un
serc Jett:?!«
»Ja, mein Liebling, aer Dein eleu
th, rerlassznen, verwundeten Weh
tvard unsere Jette, von jener Stuan
an sorgt-en wir sür sie.
Am anderen Tage —— es war ein
wonntaer, herrlicher Psinaslmorgi:n,
ainaen wir wieder zu der Kranken.
Einen großen Busch Flieber und
Golrregen hatte Robert herun:erge
holt, ich hatte Maiblunrcn im Garten
gepflückt und rotbe Primeln.i.. sie
Blumen legten wir ibr aufs Bett und
streute-lieu vie tnpchtgsen händr. Ihre
Lippen zuckten, ej war, als ginge ihr
ein großer Schmerz durch vie Seele.
Endlich brachte sie es heraus.
»Na grad-: zu Pfingsten,'« ftöhme
fre; «mein einziges-, allerschönftes Fest,
da bin ich immer in die Kirche ge
gangen und Nachmittags auf den
Kirchhof, und aa war«s mir immer,
als käme von oben auch ein Tropfen
Trost in mein armes Herz«. und nu
. nu hat mir ver liebe Gott Dir-.
auch aknomm-:n.
Ein mild blickend-r Mann hatte
fich oern Bett genähert und sagte
warm und eindringlich, indem er seine
Hand ihr aufs Haupt legte: ,,Klagen
Sie nicht so unrecht, liebe Frau.
Menschenliebe ift Got::stiebe. Wer
seinem Nächsten hilft und Gutes thut.
erfüllt cie göttliche Mission, die in dir
Herzen net-rat ist. Das ist oie erste
Ausaießung des heiligen Geistes. Und
oann schauen Sie dort hinaus, wo
Alles blüht und grünt, da iteht an
Dem großen Altar oer Natur ein be
reat:rer Priester, als wir es zu sein
oermöaen, und preoiat die große Lehre
von dem Wiedererftehen uno Dem un
Veraiinglichen Schaffen ae5.Gottesgei
stets. Seien Sie zufrieden, meine
Tochter, mit Ihrem Pfingsten . .
Menschenliebe an Ihrem Lager unt-»
ras- amszc Frühlings-fest vor Ihrem
III-tm . . i
Ists riskkcnjhr sprach er« verstehiti
Fu sc-- -r:-t:l, mein Zahn? Mkr t«,.3tH
sc si:ts, ::.--.-.«-».».-laiki-.-Iitt«, eingepräat Die ei
ankkxx 3...-.1:c ist tin-:- Beiden mi-: ein
stirnstkriznit muri-en Ja, ein Friikp »
Hin-in kra; JE auch iiir uns. lachxlt
·.r, blauer Himmel, goldiger Sen-(
.nglanz, Vogelgezwistscher in denl
Liiften und Gloetentlang . . . rie.
recht: Begleitung zu unsetxn Empfin
dungen
Dann standen wir nnter unseren
blühenden Bäumen still.
»Lieschen, nun ist’s fes ,« sagie
nein Gesäbrte ernst ,,ttun lenne ich
meinen Weg. helfen und lindern und
trösten, das ist das Rechte, das Schön
D nie an diesen Pfingstmorgsc n
und rent-: an diese Stunde... denle
aber auch an mich, wenn ich sern sein
tverde.«
Dann reichte er mir ein Sträußchcn
Golrre gen uno Flieder.
»Diese soll unser Wahn-: ich: n sein.«
Und so blieb es.
Jedesmal zum Psingstsest wo er
auch fein mochte, sandte er mir duf
tende Fliererbliithen und ttach Ja.
ren. . wierxr an eine m solchen sott
nigen JJtaitage... da prangten sie in
meinem Brautbouauet, das ich zur
Kirche mitnahm, alg ich Deinem ge
l«:bt-en Vater die Hano zum Leben-J
bunrs: reichte... und Flieder dufte.c
ans aus den Guirlanden entgegen,
mit denen die gute Jsette die Pforten
des neuen Heints geschmückt
Die alte, treue Seele! Jeyt jam
mcrt sie, daß das Vsingstfest in dieietn
Fabr so frült fällt unn rer Vater am
Ende leinen blühenden Flieder auf
treiben wird
Und nim, mein Junge, weißt Du
Alles-, —- hat Dir meine kleine Ges
fchichte aefallen?«
»Ja, Mamen sier sagte der schön
Knabe, »aber Eins weiß ich schon vix-i
länger als lieute.... was ich einst
werden will . . ."
Dte Frau fal) den Knaben fragend
an.
»Auch Doktor, wie oer Vater!
Weißt Du, Mama, das Verbinden bei
Jette ging wirklich ganz sama-; nun
trejß ich aber auch, warum sie dabei
so gerührt war.«
»Ja. es ilt ein herrlicher Beruf,
mein Kind, aber ein schwerer und un
täglich mühevoller . .; wie lange bleibt
heut« nur wieder der Vaterl«
,,Hurrah« rief Bob tut-a stürmt
davon, oenn er hatte die SchriJe des
H imlehrenren gehört er mußte iitn
zu: rst begrüßen»
Die Sonne war untergeganaett
Die Glocken waren oertlunge n· .Die
Voale in saßen still in den Nett: rn
Auf den Straßen war noch viel Ge
iviilJl... Jeder hast:te, um mit den
Vorbereitungen zu Ende zu tommen.
Grüne Maien wurden von den in den
Straßen haltenden Bauerntvaaen aes
holt... Vethiillte Kuchendleche tour
den getrageu. » dustende, köstliche
Blumen.
Das gehört nun einmal Alles zu
rein herrlichen Frühlinassest, das sei
nen Zauber immer wieder aufs Neue
in die Menschenherzen eraießt jener
zartlila Strauß Fliederbliithen aber
gehört erst recht dazu, den der ernst-,
roch so liebevoll dtictende Mann sei
nein Weibe in die Hand drückte
»Mein Pfingstaruß, Liesche n « saat
er innia
Dantöar schaut sie zu ihm auf un-l
tiißt die Blum-In.
Bad und Jette sehen sich bede«
tunasdoll an; sie haben es beide nicht
anderes erwartet, und lett-: sind s:l)«.
stolz daraus, daß sie nun die VII-en
tung ker Gabe kennen
--» -—-· ---—— —
Jm Unterricht
L:lirer: »Warum versteckte sich
Saul, ali- er König werden sollte?« .
Blech: »Er hatte Angst, er soll-e»
was zum Besten get-ein«
Der lmmeristisitie Onkel.
»Hurrah, der Onkel hat mir einen
Hundertmartsschein aeschicktt«
»Was steht denn da aus dem Cou
rett?«
«Vor Feuchtigteit zu deinahren!«
Schwer-er Verni.
Ein Arzt befindet sich immer in ei
ner tiblen Lage: Entweder hat er
nieste zu essen, oder er hat seine Zeit
zum Essen.
qFig-seine psiugsteki s
Novelle von lincdnsch
Der Lärm des- Tages ist verhallt,
ein weicher Friihlingsabend liegt über
allen Landen, und still ist's geworden
in den Straßen der einstigen Hansck
stadt an der Ostsee.
Draußen in der Vorstadt liegt weg
abseits eine Villa. Unter den blühen
den Apfelbaum-en, die in roliger Blit
thenpracht stehen« wandelt eine schlanke
Frau, die Kapitänswittwe Räder, tief
in Gedanken versunken ans und nieder.
Heute, am Vorabend des Pfingst
sestes, vor 25 Jahre-n, hatte sie hier zur
lelben Stelle gewartet -—- gewartet —
sie streicht mit heftiger Handbewegung
über die Augen — nicht träumen,
dann kommen immer noch die dummen
Thränen wieder —«— » nicht träumen!
Sie will ja ihrem heimlehrenden
Sohne, ihrem einzigen, ein frohes Ge
sicht zeigen. An ihm hängt sie mit ih
rer ganzen Seele, und sie hat ja auch
ein Recht, stolz auf ihn zu sein. Er
war erst wenige Jahre alt, als sein
Vater in stürmischer Wetternachi in
den Wellen des Wellmeeres seinen
Tod fand. Mit nnermiidlichem Fleisze
hatte der stille, ernste Knabe die Schule
durch-gemacht Auch auf der llnivcr
sität hatten ihn nicht die Freuden der
Jugend verlocken lönnen Sein Glück
war die Arbeit, seine freie Zeit gehörte
der iider alles gelieblen Mutter Dann
aing er, seiner Neianng folgend, zin
3ee, und von der Sonne des Bild-enc
aebriinnL war er, in der lraiisirotzen
«
l
den zugend seiner 24 Jahre ein Bildt
männlicher Schönheit, bot wenigen
Wochen zurückgekehrt« um ein letztes
inamen zu machen. Heute war der
wichtige Tag der Entscheidung Sei
ner Mutter bangte nicht, sie kannte
ihren Walther. Heute Mittag hatte er
hier bei ihr gestanden und mit scherzen
dem Munde gesagt: »Das Exainen
macht mir keine Sorge, aber was h»
nach tommt!« Und dabei hatten seine
Augen gelacht, als mache ihm das nach
weniger Sorge. Sie hatte ihm die
lieben Augen geküßt, sie wußte, her
nach wiirde er nach dem Hause des
Hanptnianns Kelling gehen Lizi
lKellan war seine stille Liebe. Jhre
Augen hatten L- ihrn verrathen, daß sie
ihn we ederliebe und die Eltern freuten
sich schweigend deg stillen Glückes
Tiefer senkt sich der Abend hernie
der, und plötzlich eilt Frau Köder der
Gartenpsorte zu; sie tennt den hastig
nahenden Schritt ihres Lieblings.
Walther, mein Walther!«
Mit herbem Lächeln reicht er ihr
flüchtig die Hand. »Guien Abend,
Mutter-, 's hat lange gedauert, was-i«
»Du hast dein Examen bestanden ?«
»Mit Auszeichnung sogar!«
»Und dann?«
»Und dann? Willst du noch eine
Neuigteit hören? Lizi Fielling hat sich
mit ihrem Vetter, dem Lieutenant
Desse. verlobti Als ich thu, nnd
Mutter« wie ein Aufschrei aus- zu
Tod getroffenem Herzen Hinng
»sie wußte, daß ich heute toinmcn
wollt, um mir ihr Jawort Zu holen, da
lach doch, Mutter, es ist ja so lustig
da sand ich sie im Arm des Lieute:
rinnt-. Das junge Grün der Laube
versteckte sie Beide zu schlecht· alg daß
ich sie nicht hätte erkennen lönuenz und
irn Vorübergeben hörte ich noch, wie
sie glücklachend sagte, ja, in all« den
Jahren hab' ich nur dich geliebt, lonicn
ku den Eltern, wie wird sich die Mut-:
ter freuen! Tent doch, ihre Mutter,
rie schon zehn Jahre unter dem arti
r.en Rasen lieqt, so lach doch, es ist ja
to lustig! Auch ich will lustig sein
lieut Abend, wir haben noch großen
tsoniinersz ich bin nur gekommen, dir
zu sagen, daß du nicht auf meine
.-··)eirnkebr warten sollst, zum ersten
Male in meinem Leben werde ich spät
ausbleiben«
Liebevoll legt die tieferschroctene
Mutter ihren Arm um se.nen Nacken:
,,Bleib bei mir, Walttien komm, neb«
zur Ruh, nnd kannst du nicht schlafen.
will ich bei dir wachen, will dir etwas
erzählen, wag dir eigentlich verschivie
gen bleiben sollte.«
I Er aber reißt sich los: »Ich will
s nichts hören, ich will vergessen, was- ich
tiebört!« nnd hinaus stürmt er, schon
ihaben ihn die weichen selbeiidscökitten
I irrem Blick entzogen »
« Er lentt den eilenden Schritt zuriicl i
zu den frohen Kameraden, init Jubel «
wird er empsangen und bald reißt sei
ne sprudelnde Lustigkeit den ganzen
tireis zu auszaelassener Tollheit fort.I
tlber wag er sucht, findet er hier nicht.
Tke Geister des Weines aauteln ilnn
Ins Bild des geliebten Mädchens nnr
um so verlockender Vor, nnd bald irrt
er wieder draußen durch die stillen
Straßen. Nach stundenlannem Wan
dlrn lenlt er seinen Schritt in die Alt
stadt, nach dem Hasen. Wüster Lärm
dringt ian aus den Matrosenkneipen
entgegen, er geht hinein, hier wird
Grog getrunken, er trinlt mit, vergißt
Mutter, Zukunft, Alles, nur ein Bild
steht licht und klar bot seiner Seele:
das Bild des geliebten Mädchens.
Das Licht des neuen Taaes bat die
letzten Dämmerungsschatien der Nacht
vertrieben. Mit fieberglänzenden Au
gen lehnt Walther, seinen endlich ange
tretenen heimweg unter-brechend am
Thürrahnien eines hohen vornehmen
Dankes. Er blickt verlangend auf das
Wasser des hafens. das sich tm Son
.—.-.-...--«—.»-.-.-.....——-»«- -
nengolde badet —- nur ein Mittel, das
seine Gedanken von dem verlorenen
Glück lot-reißen lann. Da sieht er auf
der entgegengesetzte Seite der Straße
eine schlanke, tiestJetrschleierte Frauen
gestalt eilenden Schrittes vorüberge
hen: »Mutter —- Mutter!!«
»Mein Junge, mein Liebling. hab
ich dich endlich wiedert« und ein Freu
denschein huscht über ihre vermeinten
Züge. »Ich habe die ganze Zstacht aus
dich gewartet, jetzt wollt ich zur Früh
messe und Gott meine Angst tlagen.«
Sie hatte die ganze Nacht aus ihn
gewartet und er hatte mit keinem Get
danten ihrer gedacht, leise streichelt er
ihre weiche Hand: »Mutter, hilf mir,
was soll ich thun, o du« ich mag ja
nicht mehr leben!«
»Ob« mich an, mein armer Junge.
Gestern vor 25 Jahren wollte ein
Lieutenant Kelling kommen nnd um
meine Hand anhalten, wir liebten uns
und wußten es, obgleich wir uns nie
gestanden Dann aber sagte er mir,
am Vorabend des Pfingstsestes wolle
er bei meinen Eltern einen Besuch ma
chen, diese sollten iiber sein Leben-Latini
entscheiden. Unter den blühenden Ap
selbiiumen unseres GartenH wartete ich
den ganzen Tag aus ihn ss vergebcns.
Mein Vater brachte am nächsten Tage
die Nachricht nach Hause, Lieutenant
stellina habe sich mit einer reichen
Wittwe Verlobt· Um einen Freund zu
retten, ljabe er sich siir ihn verbiirgt,
doch um die Wucher-er zu befriedigen,
sei ihm nur diese lljftöoqlichteii geblie
tiess·«
,,Hauptinann stellinih Lizis Vater?«
»Lizig Vater! Ich aber verstand
Das nicht; was wußte ich von hien
schulden und Freundegtreue: ich war
ver Verzweiflung nahe. Aber da
wurde der Stolz wach in mir, und als
»Mit »in »mi- kapn dein Vater um .
.»--, -.
meine Hand ward, da wurde ich seine
Braut, wurde seine Frau — deine
Mutter --—- ich mußte ihn, den besten,
edelsten Mann dann leider nach wenig
Jahren schon als Wittwe betrauern.
Nun sei start und still, Kind, oder
irillst du dich von einer Frau beschä
men lassen?«
Stumm hat er der Mutter zugehört,
ihm ist alles so aleichgiltig, sein ein
ziger Trost ist, daß er schon in we
nigen Tagen hinausgeht aus«- weite
Meer.
Sie treten Beide in das hohe, tiihle
Gotteshaus und falten in heißem Ge
let die Hände in einander. Als sie sich
T dem Ausgange wieder nahen, hören sie
einen leichten Schritt neben sich: Lizi
Kclling! Wie eine Erscheinung starrt
Walther sie an und wendet sich dann
scheigend ad. Die Mutter aber er
greist die dargebotene Hand: »Frau-«
lein Lizi, so sriih schon hier?·« -
Erbleichend sieht sie aus Walther,
der stumm vorausgeht »Ich hatte
liine Ruhe zu Hause!« Jhrc verwach
ten Augen sind der deutlichstc Beweis
ihrer « Vorte. Vor der Thiir Dies Got
teshause-z will sie sich oeraliscliieden
»Wir haben ja noch eine Strecke
denselben Wea,« wendet Frau Räder
ein, sie fühlt unsaahares Mitleid mit
dem holden, blassen Geschöpf, dem sein
Leid so deutlich auf der Stirn ge
schrieben steht.
»Nein, vor einigen Tagen sind wir
umaezogen, mein Vater suchte schon
längere Zeit eine größere Wohnung,
unertvartet schnell sand er eine solche,
die allen seinen Ansprüchen genügt-.
und wir zogen sofort ein, zumal ein
Onlel unsere alte Wohnung uner
nahm«
Wortlos hat Walther sich umar
;dreht, stumm schalten Mutter und
Sohn auf das liebrei«teiide Menschen
lind, das in seiner holden Unschuld
Vor ihnen steht. Um das drückende
Schweigen zu brechen, plaudert sie
weiter: »Die Tochter des Onkelg hat
sich gestern mit meinem Vetter, dein
Lieutenant Hesse, verlobt.«
Da ergreift Frau Räder Lizig
Hand: ,,Begleiten Sie uns die kurze
Strecke nach unserer Wohnung, ich
hab-e Ihnen etwas Wichtige-J mitzu
:heilen.«
lsrriitliend saht- sie der Einladung-.
Wolther geht an ihrer Seite, noch im:
tner still, aber in seinen Augen liegt
eine Welt tvortlosen Glückes.
Sie erreichten den Garteneingann,
zögernd curchschreitet Lizi ihn. »Ich
wollt-e, mir wären noch in unserer al
ten Wohnung geltlieben.« nimmt sie
Das itoetende Gespräch wieder aus, »ich
verstehe meinen Vater nicht, die vie
len Jahre seit LIJkutterLs Tod hat et nie
von ein-tut Wohnuttgstnechiet gespro- -
chett, erst in oen letzten Wochen kam et
earaus, und als wir gestern die neue
Wohnung eingerichtet hatten, sagte er.
txeute oor 23 Jahren habe ich eitt Gtiict
begraben, wenn es vielleicht morgen
seinen Auferstehung-Inn feiert, dann
wäre mir Dasiir unsere atte Wohnung
zu tlein, zu grau ttno düster sie-Diesem
kenn du wirst tnirlt auch verlassen. th)
habe nicht verstanden, wag er meinte,
mir war das- Herz so einsetuhiimlich
schwer, aber jedenfalls will er Ihnen,
Frau Röte-L heute noch einen Besuch
machen«
Gluthiibergossen wendet sich dies-:
in’t««.i Haue-, die beiden Hänce iutf rast
pocbentte Herz gepreßt — -— - -— und
draußen unter den blühenden Apfel
bäumen nimmt Walther sein glück
ichauerndes Lieb in die Ame tznd
beichtet —— F— uno klint ihsn vie Ver
zeihung von den willigen Lippen. ds
lieben Augen, die gestern vergeben-;
nach ihm ausgeschaut —
Dce Hufschlag nahend-er Pferde läßt
—-.—— .,--——-. - —.
sie plötzlich aufsahrem ein-Garten vor
über reitet Leutnant hesse mit seiner
glückstrahlenven Braut.
,,’frohe Pfingsten!« schallt’z herüber.
»Frohe Psingstenl« schalle zurück.
Schüssen-redete ist keine Tuscier-.
lieber die Zaghasten nnd die Zag
hasiigieit veröffentlicht der Schrift
steller Daubresse in der »New-: Heb
oomaire« eine längere Studie, der wir
folgende Anetdote entnehmen: ». . Wir
könnten hier das Abenteuer einer ietsr
zagt-often uno ängstlichen Dame »Tr
zählen, die stets-sobald sie in einenSa
lon eintrat, oie größte Furcht em
pfand. Bei einer Freundin wurde
sie einmal ani Empfangstage nach
einander mehreren Personen vorgi
stellt, die sie noch nicht kannte. Na
mensauetansch, Verbeugungen, kurz
all’ die üblichen Vorstelliingscerenio
nien. Endlich kann die ängstliche
Dame erleichtert aufothmen und sich
in einer wenig beleuchteten Ecke auf
den ersten besten Stuhl setzen, den sie
mehr ahnt als sieht. Große Ueber
raschung! Von dem Stuhl, der si.
ausgenommen hat, ertönt eine bit
tende, sast tlnqende Stimme. In il;
rrr Verwirruin hatt: sich die Hengst
liche auf einen Herrn ,1»eietzi, der schon«
vorhxr dort gesessen iutlc nnd nnn
unter lscr fußen Lati, dir ihni
Plötzlich auferlegt wurde, vortvrtrf5—
odll auffenfzte Entschuiaiaunaei
und noch größere Verwirrung rer
ängstlichen Dame, mit Mith verhalte
neLs Lachen Der ganzen Gesellschaft«
Sehr dieleAuctdnten gibt eg- iiber be
rühmte Gekhxnz Die wegen ihrs-r
Sci«,iichiernl7:iv niemals einen öffent
lichen Vortrag halten konnten. Eian «
eer belustigendsizn erzählt man von
Assolant, der einmal —-- es cvar das-z
erste und letzte Mal in seinem Leben
—— ersucht wurde, öffentlich zu spre-:
schen. Voll Selbstvertrauen begab spt
sich in den Saal, betrachtete lange das
Publikum und begann dann: »Meine
Damen meine Herren um nach
Amerika zu geben, muß man ein
Schiff nehmen« man nimmt also ein
Schiff Alle sehen ihn entfernt
an; das brachte ihn noch mehr in Ver
wirrung; er sprang auf, raffte rasch
seine Papiere zusammen und sagte,
hinaus-eilend und die Hand an deu
Tltiirgriff legend: »Was mich betrifft.
ir« nehme ich lieber die Thiir!« Er hat
nie snieder öffentlich gesprochen
—-.-— .
Nimm-hinun
Zonntaginiaer leer in einen
Tiiinpel gerathcn): »So eine Sau
jaad wie diese Hasenjagd ist ruir noch
gar nicht oorgekdrnmen!«
tfin tleiues Kunststück
Eine hübsche tleine Spielerei kann
man mit zwei Enden Schnur und drei
stiingm ausführen Nur wenig Uebung
un: ein tltiu bischen Schnelligkeit ge
lkört dann Die drei Ringe werten
auf rie rzwei Euren Schnur gezogen.
wir in Fia. A. ersichtlich und vie En
r.u kann Jemand zum halten ngeben
F —1
Dann list-tell inan Die Ringe einen
Augenblick mit r-«u Händen unc ein,
»in-»i, klei! sind Die N iaui solt,wi1·h
ienr ri-: Sehnen intatt ltlxilvt
Tag iitzxmiazeuce älunstsliiit ioiro
in tiefer Weise anvaefiilnsk Bevor man
zur Ausführung schreitet, wird von
rxni eian Ente rrr Sdtnur ein riinner
Faden gelöst nnd (?fig. B) damit die
zsrxi Enden zusammen gebunden Diese
Stelle wirt init ist Hand gzschickt
tsclt, bis rie Ringe aufg:zogen sind,
n .lel;:t.1nn notiitlich ebenfalls txn zu
samtnen gebundenen Theil rerdeeTJn
.L«.««:-aus giebt man die Schnur nebst
den Ring-en Jemand vorsichtig in di:
Hanf Gig. EJ und mit einem schnel:
len, turz en Griff entfernt man Die
Ring: «Um zu b: weisen, daß d ezwc i
Schnüte nicht zerrissen, schlüpft man
ten Daumen hinein wie FAng zeigst