Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, May 02, 1902, Sonntags-Blatt, Image 13

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    Tausend Vollars Belohnung. 1
sklud den Erinnerunnen eines amerikani
fchen Geistlichen
Ich habe mir plöhlich einen Ruf als
Deteltioe erworben. Diese Thatfache
isi in den Bereinigten Staaten be
kannt, alle Zeitungen haben sie ver
öffentlicht und von mir als von einern
Mann gesprochen, welcher der Gerech
k tigleit einen Mörder überliefert uns
dasiit den ausgesehten Preis von
1000 Dollarö erhalten hat.
Ich war eines Abends soeben vor-i
P Abendbrot ausgestanden und half mei
nen Kindern bei ihren Schularbeite2i,
als das Mädchen meldete, daß ein
Mann mich iin Sprechzimmer zu se(
hen wünsche. Als ich in das Zimmer
trai, ftand der Befucher auf, und ich
bemerkte, daß er aussah wie ein wohi
situirter Arbeiter. Er hatte einen
kurzen, braunen Bari, hellblaue Au—
gen und ein würden-alles zurückhalten
des Wefen. Jch hielt ihn fiir etwa ."."
Jahre alt. Seine Stimme war ti:f
und Hangon seine Sprechweife lang
fann Während der folgenden Unter
tredung hielt er die Augen fest auf mein
- Gesicht geheftet.
»Sie sind der Paftor Merceri"
fragte er
»Jawohl,« erwiderte ich, »wollei:
Sie sich nicht setzen?-«
»Glauben Sie, daß wir dem Bei
spiel der Selbftopferung, das Jesus
uns gegeben hat, folgen sollen? Jst es
auch heute noch recht, ein Leben herzu
geben, um ein anderes zu retten?«
»Unter gewissen Umständen glaube
ich: ja-«
I »Ich bin in Ihrer Kirche gewesen
und habe Sie predigen hören. Ich glau
be, Sie sind ein guter Mann. Jclz
möchte Ihnen die Geschichte meines Le
bens erzählen Ich muß Sie um eine
Gefälligleit bitten, aber ehe ich das-H
thun kann, muß ich Ihnen etwas an
vertrauen -— es isi das Geheimnis-, mei
, nes Lebens.«
« J? bat ihn, sich vie Sache zweimal
zu it erlegen, ehe er spreche, da ich ei:
nestheils durchaus nicht wünschte, mich
, in anderer Leute Angelegenheiten zu
mischen, und anderntheils auch nicht
gern in ein Geheimniß eingeweiht wer
den möchte, welches zu bewahren mir
vielleicht ·Unannehmtichteit verursachen
könnte. »Jrgend Jemand muß diese
. Last von meinemHerzen nehmen« faate
mein Vesucher, ,,Jhiien, dem Manne
Gottes, ziemt es nicht, sich zu wei
gern, rnir eine Last abzunehmen w-: lche
mich jahrelang so schwer bedriictt hat «
Und nun begann er, mir seine Ge
fchichte zu erzählen
»Ich tvar zwanzig Jahre alt, alo ich
Farmarbeiter wurde. Jch führte ein
Leben, wie die meisten jungen Burschen
meines Alters und Standes-. Doch ich
ill Jhnen nichts lleberfliissiges erzäh
en. Jch will auf jene That zu reden
kommen, welche mein Leben mit einein
entsetzlichen Makel befleckt hat. Ich
· bin nicht schlecht, Gott weiß es. und
bin es auch nie gewe sen. Aber eines-i
Abends in einer lustigen Gesellschaft-«
betrant ich mich.
Auf dem Heimweg-e geriethen nur
Allein Streit. Wi: es geschah, das
use-iß ich noch heute nicht, aber --—- ich
erschlug einen von ihnen. Nein, nicht
ich, nicht ich, der rothe, blutgieriae Teu
fel in mir war eg, fonjt hatte ich nicht
unaufhörlich auf ihn los-geschlagen
Ich war wie w-ihnsinnia. Als aber
der Anfall vorüber war. da war auch
die Trunkenheit dordec, und ich staat
iiber dem Leichnam so niichtern, wie
ich einst vor Gottes Thron sein werde,
ioenn Gott mich befragt Zwei orer drei
meiner Begleiter waren noch da, und
einer sagte: »Gott, Zim, was-: lzast Tit
gethan!« »Gethan,« fragte ich, »ich
weiß nicht, JaCU Und dabei stand ich
da ntii dem tiniittel in der Hand, mit
dem ich jenen getödtet hatte, stand da,
toie aus einer Betäubung erwachend.
Aber nun rief einer der Burschen:
»Laust. lausi, daß sie unr- nicht fan»
gen!« nnd nun liesen wir alle so schnell
wir nur konnten. Jch lief die ganze
Nacht und verbarg mich am Tage in
einem Sumpf.
Und so lief ich 14 volle Tage
jede Nacht und verbarg mich am Tage
und nährte ntich von Gaben mildthäti
ger Leute, bis ich an den Missouri lam.
hier sand ich Arbeit aus einein Boot
nnd suhr auch den Mississippi hinunter
bis nach New Orleans. Dort siel mir
eine Zeitung in die Hande. welche die
Mittheilung meiner Mordthat enthielt.
Ich erfuhr daraus, dasz der junge
Mann, welchen ich getödtet hatte, der
Sohn reicher Eltern gewesen war. Der
Vater hatte einen Preis von 1000
Dollars aus meine Ergreisung ausge:
seht.«
Er zog ein altes Taschentuch hervor-,
entnahm demselben einStiick vergilbte
Deitungspapier und reichte es mir. Ha
Aig las ich den darin enthaltenen Be
richt iiber den Mord und sah, dasz er in
allem mit den Mittheilungeiu meines
Besuchers übereinstimmte.
»Und nun, here Pastor,«- fuhr er
sort, «will ich nicht lästig sallen und
will vieles mit Stillschweigen über
gehen. das ich Jhnen vielleicht erzäh
len konnte. hundertmal Schwereres
als die Todesstrase habe ich stir meän
Verbrechen gelitten. Aber, so wa r
Gott Ieir gnädig sein mitge, ich bin
nachher brav und redlich gewesen« wie
- US CI vorher wars Seit drei Jahren
lebe ich nun in dieser Stadi. Nachdem
ich etwa einen Monat hier gewesen
war, Land ich Arbeit in einer Papier
mithle, und dort bin ich noch. Jch habe
als einfacher Arbeiter angefangen, habe
mich aber hinaufgearbeitet, und wäh
rend des letzten Jahres war ich Wert
fiibrer und habe täglich drei Dollars
;verdient. Jch habe in verschiedenenl
Häusern gewohnt, zuletzt lam ich
» zu einer Wittwe, einer gewissen Mig.
Ernrnonö, da wobn’ ich nun seit zwei
Jahren. Es ist iin Norden der Stadt. «
Rennen Sie fie? Nein? Sie ist einel
i
brave Frau und ist gegen mich sehr gut .
gewesen«
Er hielt einen Moment inne, schien
sehr verlegen und machte sich ruit fei
nen Rockausschlägen zu schaffen.
»Ich lann es Ihnen ja gestehen. Herr
Pfarrer, ich habe die Frau lieb Sagen
Sie es Ni einander-i, bitte Jch bin ja
ein Verbrechen niir toinmt es nicht zu »
sie zu lieben, die so gut ist wie ein (,««—n- .
gel. Sie hat zwei Kinder und ein«
lleinee Haus Außer mir bat sie auch
noch ein paar anderesostgönger Kaum
vierzehn Tage wohnte ich bei ihr, als
ich schon erkannt hatte, wie hart die
arme Frau gegen das Schicksal zu
kämpfen hat. Aus dein Häuschen liegt
nämlich eine Hypothetx sie bat mir das
selbst gesagt. Nicht etwa. daß ich je
mit ihr wie ein Freund oder ihrer-glei
chen gesprochen hätte o nein; aber
wenn ich nach der Arbeit heirnlani,
dann ging ich gewöhnlich in die Kuche,
um meine sileider und Stiefel zu trock
nen- wenns gereanet Eintre, oder scnft
wie, nnd fo nach nnd nach gewöhnte
sie sich daran init mir iiber ihre "ln
gelgenheiten zu spr-: chen Die Zinsen
für die Hypothek sind felsr hoch, und
da die Frau doch leben mußte uno dir
Kinder stets zur Schule schielte, blieb
sie natürlich rnit ihren Zahlungen im
Rückstand. Vielleicht wäre es ihr bei
ser gegangen wenn sie ihren Froftaiin
gernfchlechteres Essen gegeben bättiy
aber sie sagte oft, Arbeitern die ihr
Brod so schwer verdienen müssen, ge
ringes Essen vorzusetzm das tönte iljr
mu- mi- Reh-im Ettlin mie nein-it ich
I saß desAbends ost bei ihr in der Küche:
Die Kinder wurden bald recht zutrau
lich. Der lleine Philipp kletterte im
mer auf mein Knie, und ich musz ilfin
jeden Abend Geschichtchen erzählen, bis
er einschläfL Und so hübsch ist er.
Und solch ein zutraulictteh kleiner Kerl
ist er. Wenn er dann so iiber meinen
erschichten eingeschlafen ist und ich den
kleinen Kopf aus meinem Arm sehe und
die dicken blonden Locken, die mir iiber
den Nockörmel fallen. dann « dann«
—-— er zoq ein Taschentuch und niur
rnelte unverständliche Worte hinein.
»Nun, als ich die Verhältnisse durch
schaut hatte, schickte ich der Frau jeden
Monat den größten Theil meines Loh
nes durch die Post unter der Bezeich
nung »Von einein Freunde«. er
denke noch daran, als sie das Gelb zum
ersten Mal erhielt. Sie erzählte es
mir ioqleich und hätte gar zu gern ge-:
wußt, wer das wohl sein könne. Sie
freute sich aber sehr, das tonni’ ich
sehen, denn ihr blasses Gesicht wurde
ganz roth, unqb ihr-: Augen glänzten
vor Freude Aber trotz alledem konnte
sie ihre Schuld doch nicht bezahlen, und
in drei Monaten ist die Summe fälliq!
Die arme Frau wird daran sterben.
Wenn ne aus ihrem kleinen Heim ver
trieben wird,tvasiol1 aus ihr und de: n
lleinen Philiv werden? Sie hat Zu
schwer aetämpit, um seht schließlich
ooch noch Alles in verlieren. Und des
halb will ich Jl,nen innen, Herr PJi
ltor mag mir ne ulich Nachts- eingefal
» m «- n h» much nno Dachte nach
Da plötzlich aina mir ein Gedanke
durch den Kopf mi-: ein Blitzschlag, so
Das-. ich aus- dem Bette sprang und wie
untlna eine Weile steht-( blieb. Dann
zoa ich nxeine Kleider an und ging
hinaus in die srische Lust. denn mein
Kopf wollte zerspringen Herr Pasto««,
aerace 1000 Dollarg find nöthig, u1n
die kleine Frau alijcklich zu machen —-—
nnd nenau diese Summe wird das Ge
richt sür meine Gesangennahme bezah
len.« —
Der Mann schwieg. Vermuthlich
erwartete er, das-, ich etwas sagen
würd-» aber ich tonnte kein Wort
herausbringen und saß zitternd vor
Aufregung in meinem Stuhl. Endlich
fuhr er fort: s
»Um dieser Sache willen komme ich
,-.n Innen. Si-: sollen mich auss Ge
richt drinaen und meine Verhastung
veranlassen, sich als-er vorher versichern,
dasz Zi-: den Preis auch wirttich er
hatten. Hier heitre ich Thornpsom mein
wirklicher Name iit ater James Nat
rlisse. Sie wird cis nie erfahren. Jch
möchte :vol)l, sie eriiiisre es nicht« Dann
rieth Sie das Geld und bezahlen
Sie die hypothet. Schlagen Sie es.
mir nicht ad Herr Panor, denn wenn
« Sie es nicht thun wollen, so muß ich
zu jemand Anaeretn gen-m nnd ein
Anderer mag sie vielleicht heutiqu nnd
das Geld sür sich behalten· Jch habe
aedacht, Sie, ein Geistlicher, werden -.«J
ihr sicherlich geben«
Er war ausgestanden und bei den
letzten, dringenden Worten dicht an
mich herangetreten Auch ich stand auf,
und wir schauten einander schweigend
in die Augen.
«Wollen Sie es nicht thun?« dat er
slehentlich.
,,,Lassen Sie mich nachdrnten,« bat
ty.
Ich bin langsam in meinen Ent
schliissen. »Ich wandte mich von ihm
ad und atna and Fenster, Während.
ich in die Dnnielbeit hinaugschaute.
versuchte ich rnir die Sachlage klarzu
leaen, und kaum zu folgender Schluß
fol erung:
Ida ist ein Mensch, der sich zu einer
heldenmiitdigssn That aufgeschwungen
bat. Er geht vielleicht dem Tode, viel
leicht lebenslänalichem Gefängniß ent
gegn, aber er wird seinen Lohn dafür
in der Ewiateit finden. Ach beschlos.
feinen Vorschlag anmnehmen. «
So wandte ich mich denn zn ihn;
nnd sagte: F
»Jameo Rattliife, ich will es thun."
Er faßte meine Hand mit ein-ern so
fcsten Griff, daß sie mich schm-:r,-,te,
und saate: »Gott segne Sie dasiir.« s
Dann fiel er aus cinen Stuhl und«
weinte wie ein Kind. s
Um kurz zu sein, will ich nur sagen,
dass nach Verlauf von drei Monaten
James Ratclifse auf Lebenszeit imz
Staateaefänanisz von Nebraska rings-l
sperrt .oar, nnd daß gleichzeitig :l)irs.-.j
t
Emmons von. eins-r unbekannten Per
son einen Use-d iiber 1000 Dollarg
empfina.
Aber schon am nächsten Tage kam
sie zu mir. Sie war nicht gerade schön
zu nennen, aber ihr Gesicht war zart
und von lieblichem und sanftem illus
druck.
,,Sind Sie derGeiitliche, welcher die·
Belohnung siir die Verbaftung von
Janus Ra:clisfe erlsäi3l1?« fragt-: sie.
Ich bejaht-: die Frage.
»Ich bin Meg. Emmon5,« sagte sie,
»ich weise, wer der Mann ist, den Sie
verhaften ließen. Eg- ist Jamcs
Thonipion. Ein neuer isostgänger hat
JLI mir erzählt und bat mir sein Bild
in der Zeitung zezeigh Ja) tommel
Ihnen en sagen, daß Zsie sich geirrt
baden. Der Mann ist kein Verbreche:,;
er ist ein anter, braver Mensch O,l
Heime-uns lnlvn »Ti- kmä »timn?« ’
»de habe eg aetlian, weil er es mir!
alr- eine Pflicht aufc rleate, Mrs Em
mang. Er hat dieses Opfer freiwillig
gebracht und es lag nicht in feiner;
Absicht, daß Sie es jemals erfahrenJ
icllten.« «
Sie iah mich geringschätzig an.
»Und Sie hätten es tnir nie gesagt!
.Ji:r, nehmen Sie das Gelb zurück, es
ift Blutgeld. Der Fluch Gottes- haftet
:g:an.«
i Sie fehke fich, wie übermannt von
H heftigem Schmerz, ttnb begann zu
Iichlnchztn
I »Mocht.n Sie Thoittpfon oper Rat
-.·liife g:tt leidens« fragt-: ich.
»Gut leiIenT Ich liebte ihn, ich liebe
iikn noch ttnzs tvcrbe ihn immer lieben.
Ich möchte lieber bei ihm in feiner Ge
fängnißzelle sein« als dac- fchönfteHattH
in der Stadt haben. Er, ein Verbre
eher-! Er war der b:ite Mensch, den ich
je qztannt hab-: Meine Kinder ver
götterten ihn geradezu. Jch wufite es
liittgft, daß et es war, der mir Diese
ganie Zeit seinen Lohn schickte. tan
er war so harmlos, er dachte, ich tviifitc
es nicht. Aber wir Frauen Durch
schauen so etwas, tnan braucht eg uns
gar nicht zu sagen. Uno wenn ich
baran Denke, baß er das fiir mich ge
than hat!«
,Sie verbara ihr Gesicht in ihren
Händen ttno weinte bitterlich.
Plötzlich trocknete sie ihre Thriinen
und ftand auf.
»Ich will das Geld nicht, Herr; be:
halten Sie es.« Damit zog sie ihren
Zhawl feiter ttm die schlanten Schm
tern nnd ging.
II- I- Il·
Nachdem ich Jameg Ratcliffe’s Ge
schichte dem Gouvernenr von Nebraska
in feinem Privatbttreau in Der Haupt
stabt des-Staates erzählt hatte, schwieg
er einen Augenblick. Dann fragte er
mich: »Und dieser Mann ist zu leben-«
liinglichetn Gefängniß verurtheilt?-«
,»« a,« erwiderte ich·
»Dann möae ber berr mit nnHSiins
dern Erbarmen haben! ——— Treffen Sie
mich morgen nin zehn Uhr Vorniittnng
im Gefangnisz!«
Ich stellte mich pünttlich ein« lnkz
daraus erschien der Gouvernenr Wir
gingen zusammen in das Bureau des
Gesängnisses nnd Janus Raiclifse
wurde qerusen Er sreu e sich, mich
zu sehen und dankt-: mir nochmals für
Den Dienst, den ich ihm erwiesen hatte-.
Während der Gouverneur mit dem
Gefängniß-wartet svrach, nahm Ras
clisse mich bei Seite und sliisterte mir
zu:
»Wie aeht es ihr?« —
»Wa9 flüstert er Da, Mr. Mercier?«
staat: der streng-e, alt-: Herr, sieh plötz
lich zu uns wendend. Jch theilte es
ihm mit. --- Da trat er zu Dem Gesan
aenen und sagte:
»Ja-nee» Ratclifie, hier ist Ihre Be
anaaiauna; Sie sind ein freier Mann
Gehen Sie nach Hause mit Mr. MI
cer uno,« fiiqte er freundlich läclzend
hinzu, »wenn Sie innerhalb ein-eg- Mc
natg nich: mii Mrg. Emmong vi:rhe·:
rathct sind, lass’ ich Sie hängen«
Aber James Ratclisse ward nicttt
nehänai. Ich hatte die Freude, ihm
bald darauf eine andere Schlinge über
zuiverfem welche ihn fiir sein Leben
lana an Mrs. Emmons fesselte nnd
ilzn »zum aesetzlicksen Vormund Des-s lleii
nen Philipp nnd der kleinen Laurn
machte. lind anstatt siir Die Trauung
mein Fwnorar zu nehmen, überreichte
ich der Braut jene 1000 Dollar5, wel
che icli siir mein-e Dienste als Descttine
erhalten l:.1tte.«
-—-.-—-——-—
Schwer-muten
Von Hermann Julius Sie-rissen
Dac- sind die schlimmen, bösen Stun
den,
Wenn Schmermuth uns in Fessetn
hält.
Wenn alle Freude iit o:rschwunden,
Und do’ und leir die gnan Welt.
Wenn, was dich sonst erfiillt mit
Wonne,
Im Innersten dich hoch beglückt,
Des Frühlinagtages helle Sonne,
Nur das Gemiith noch tiefer drückt.
Wenn schwarz du fühlest, schwarz nur
denkest,
Dir Alles malest qrau in grau,
Das Hauvt betrübt zur Erde sent-cit,
Selbst in der blnlnenreichsten Au. .
-- . i
Und dennoch darfst du nicht verzagen« s
Du niußr den Stamer mit dir besteh·.r, !
Und immerfort dir wieder sagen: «
Jlnch diesmal ivird’g vorübergehn
Naiv.
Bartfisch tzum jungen Arth »Wie,
iTEsezialist für Herztranltseiten sind
s
I
«
i
i
t
l
l
Sie . . .ach, da haben Zi: wohl bald.
tm Monat Mai, recht orel zu thun,
Herr Dottork«
Maliziöce
»Du, denk Dir nur, der Hinterhubcr,
-"rer dumme Marde gewinnt in der
Lotterie tausend Mart!" —-—- »Ha, dem
hätt’ ich sogar den Haupttreffer zuge
traut.«
Daukbntictt.
»Warum pflegen Sie tiefes Pferd
denn so zärtlich, anädige Frau?« —
,,Wissen Sie, das Pferd hat mir mei
nen Mann, der passionrrter Sonntags
reiter war, unverhofft in den Schoon
geworfen!«
Schön gesagt
Tourist tret asn Rhein in ein-Im Re
stnurant ein Glas Bomle trintt, in
1welch-er er ein Haar findet): ,,.5t:lln.sr,
wennSie schon Rheinmasser als- Von-le
ferviren, dann fischen Eie irsnigtrens
Vorher die Haare von dcr Loreley
l)eraus!«
Moderne- Junnfmurm
»-----s-gek«k-s Mxk ) «
sk. --"«...-.-z-—Z-sss«s" w; ,,x
ä« —· III-:- T--.. fee-«
; ·— »F- c S» ...:- :
l -... D z: ., X « ksmd »das-Ist
Ei ’" »s
- J
fer A.: Ich habe gehört, Deine Verlosung mit dem Herrn Berqer ist
zurückgegangen·
Fel· B.: Jawobl, das ist sie auch!
Fel. A.: haft Du ihm schon seinen Ring zurückgefchickiZ
Fel. B.: Nein; ich schrieb ihm, er solle lommen und ihn sich heraus
suchen; ich weiß wirklich nicht mehr, welches seiner ist!
Die Kuckuck-sinkt
Hnnwriitifelic Erzählung von Paul von
E elirintl)ar1.
Jch hatte die löndliche Zurückgez:
genhelt ausgesucht, um in ungestörter
Ruh-: eine größere Arbeit zu Ende zu
führen. Der Aufenthalt in der rei
zenden tl:inen Billa, in der ich mich
cingemiethet hatte, en:sprach den An
forderungen des zur Hypcräithefe
neigenden Nervensystems eine Daten
arbeitet-Z zunächst noch nicht völlig. EX
muszlen einige Veränderungen vorge
nommen werden, in die sich mein
Wirth endlich fügte.
Es war alles nach Wunsch geordnet
worden, nnd ich fühlte mich Tage-über
ivie in einer Klosterzelle; es war so
ruhig, wie es in der Gemeinschaft mit
tllifenschen überhaupt nur denkbar ist.
Aber des Nachts!
Ich habe ungefähr Sinn dafür, daß
»Es ganz lieblich anzuhören ist, wenn
man an einem schönen Sommertaa
durch den Wald schreitet und von
ferne den neckenden Kuckuck-ruf des
kleinen gefiederten Kobolds vernimmt,
aber zu nachtschlasenrer Zeit eine
aninrtion dieser Note aus der Sams
cnersinfonie im Vorzimmcr? Mein
Wirth hatte im Vorzirnmer eine
Schwarzwald-er Kuckucksuhr hängen.
Alle halbe Stunden sprang das Thier
oberhalb deg Zifferblatteg auc- dem
tsehältse nnd meldete unter artigen
Oceucugungcu ur( wirtiiuctczuqsr cui-.
dem allerdings sehr täuschend nachge
ahmten Vogeiruf. Man geht früh
zu Bett aus dem Lande, zumal nach
einem ehrlich durchgearbeiteten Tag.
Aber gerade von neun Uhr bis Mi
tzrnacht hatte das Vögelchen in der
Uhr den schwersten Dienst, und sein
,,.5tuetuck« nahm kein End-e. Jch kam
nicht über die Widersinnigkeii hinweg,
daß Jemand die Stille der Nacht —
am Tage hörte ich den Ruf taum --——
durch ein ewiges ,,.t-·t"uckuck« stören
läßt.
Ich hätte mich an den Hausherrn
wenden und unt Absrelluna dieszs
Uebelstandeg bitten selten, abrr eine
Art S sain hielt mi chdavon ab. Der
Brare hatte ja schon so viel gethan,
um den Tasch geräuschlog zu machen.
Hätte ich diese Forderung auch aus dir
Nacht nnd die tinckucksuhr aitggedel)t.
wiirre ich sein Entziegentoruntsn viet
leicht aus eine allzu schwere Probe ge
stsllt haben, um so mehr-, di ich stir
diesen Fall nicht einmal den Vorsoana
angestrenater Gstaiilenardcit Ja Jseldz
fiihren konnte. Er hätte Tiefe tin
duldsamteit iibel derm:rl:, and wahr
scheinlich hielt es auch etrras auf seine
Fructuetsuhn sonst wiirde er dac- Mö
bel überhaupt nicht erst angeschaTst
haben.
Jch wiithete im stillen gegen die
Ruckttcksuhr deg Bor,;iiiiii1er. Ja
will mich vollends der Lächerlichtei
preisaeben durch das Brtentiiniß. Das
ich aus heimliche Abhilfe sann. Da
nächstlieaende und einfachitc Mut-.
schien mir darin zu bestehen, tisrnti
ich dem Thier di: Nach. über dass tin-h
eermauern würde, um eg am Hzr uI
kommen zu verhindern Ader da
gleichsallv wieder sehr naheticacndc
Versieaelu des Thiirchencs konnte ji
nicht jeden Abend erneuert werden,
ohne sichtbare Spuren «;uriicizulai«sen.
Ein besseres Mittel bot das unschxii
diaere Heftpflaster, US in zwei
Streischen kreuzweise über Dem Pfört
chen befestigt werden sollte. Der Ent
schluß reiste zur Ausführung. Dis
Pslasterstreisen lagen parat. Mit Un
aeduld harrte ich --— es war zebn ttij
»s-« H-»
neworcien « Des Llngs —:nlnielg, da ex
iin Haus still nnd finster gewordsz
niar. Daraus schlich ich mich von m I
nem Lager mit arger List ing Vo:
ziknmet hineing, lletierte aus ein-In
Stuhl und «1ppti,irte dem Fluch-i
over vielmehr seiner B inusnng ni:
tlebrigen Greifen ji ers Kreise
Dann zog ich mich mit erleick)tertet:
Geniiith zuriict, nicht etna um vefrip
»oigt einzuschlafen, sont-sen um vom
Lager aus Den Effekt der lichtscheuen
That abzuwarten. Meine Taschen
nhr zeigte elf Uhr. Draußen im Vor
ziinrner blieb es still. Ich trinkt
Plkirte uno bohrte das Erfinderhanpt
ivolIlig in oie siiIIen, da —-—— ein kurzer
Rasseln -—— ein leises Knacken und
gleich daran ,,ltuckuck, zemtuctl« elf
mal!
Ossenbgr hatten Die Pslasterstreifen
nicht fest genug gesessen. Uno aber
mals schlich ich mich vorsichtig incs
Vorzimmer hinnus nnd leuchtete mit
der slackernden Kerze zur Uhr empor.
Wunder über Wunder! Der Ver
schluß saß f:,st so wie ich ihn ange i
legt hatte. Wie war Das zu erklären? k
Sinnend schlich ich inLJ Be tt zuriick !
mit Dein Vorsatz, in einer halb-:- ni
Stunde, wenn der unseliie Vogel mir «
ver fällig war, aus Dem B: obnch unng I
posten zu sein. Und siehe da: die Thiir j
kl: J. ..-. :--.-.. . JW
Uuus sen-us- uusuyuHcsh ichs-r L’·l «l!l
vermiisiliche siucluck Um aeiiau i.)I
Veutlich wie vordcai seine Pflicht
Seufzend nahm ich Das- iiberfliiisiak
hefwflaster fcrL Um Millernach.
llang mir der zwölfmaliac Ruf uml«
lauter, heller, lioghaflein fchaoenfro
l7-:r. Das spornle mich au, auf neue
Mittel zu sinnen; ich Dachle an das
Abenteucrlichsie, uns dem Kur-lud sein
Handwerk zu legen.
Bei nächtlicher Urlierlkgung gerieth
ich auf einen Ausweg, der mir loyal
und sicher vorkam. Ich Playiie den
Anlauf Der unseligen lll)r..k-Miein
Wirth war nicht gleich dafür zu ge
winnen und meinte, das ganze Haus
sei fchon so daran gewöhnt. Schließ
lich schlug er aber ein. Noch am fel
ben Abend wanderte die Kuckucksuhr
in mein Zimmer. Es ist wohl über
iliissig, z usagen, daß :ch den Penzs cl
nicht in Bewegung setzte und dadurch
das Werk sofort zum Sieben brachte.
-Echief, mir unbeweglichen Zeiger-r
hing der plumpe Kasten an der Wans,
der Kuckuck war verstummt und uns
sichtbar geworden; ah, das that wohl!
,,Merkrviirdig,« sagte am nächsten
Morgen der Wirth, »ich habe ge
a'laubt, man werde den Vogel in der
Nacht aus Ihrem Zimmer hören; ich
habe eigene ausgepaßt, aber rein
nichts war zu hören von dem kleinen
Nacker!«
,,Ja2vobl,« dachte ich, ,,l)at sich auss
arraclert, in diesem Leben wird der
deatel niemand mehr zum besten ha
en «
Ach, es ist keine Chimäre. Fiir
Geld tann man bekanntlich den Ten
fel tanzen sehen und sogar den Kuckuck
schweige n — hören!
Isn der vierten Nacht kam ich, setzt
ermiidet, ausnahmsweise spät heim,
erst gegen elf Uhr Kaum war ich
unter die Decke gegochem als es plöz
lich draußen im orzimmer leise za
rasseln begann, dann ,,Kuckuck, Ku
ckuck!« ..... elfmal!
Ich hatte leider noch nicht geträumt.
Es war pure Wirklichkeit. Aber un:
aanz sicher zu gehen, wartete ich den
Ablauf der nächsten halben Stunde
ad. Wieder das bekannte zarte Rai
sein, dann ein« »Käteriik«, ---- ein täu
ichend imitirter Wachtelschlag. Das
war fiir mich das Signal, um ans
Dem Bett zu springen und ins Bor
ziinmer zu eilen. An Demselben Haken
hing wieder eine Schwarzwälder
Vogeluhri Noch dazu eine, die z wei
Vögel barg, einen Kuckuck fiir die volle
uns eine Wachtel für Die halbe Stun
de! Eine raffinirte Erfindung ans
dem Gebiet ver Folterwertzengindus
sttie. Es lag am Tag, mein Haushere
hatte nichts Eiligeres zu thun gehalt;
als in die nat-e Stadt zu fahren Mo
einen Ersatz fiir seine Kuckuck-Jahr zn
kaufen, und was fiir einen Ersatz!
Jsch will Diese Uhrenlragdvie nicht
iiber Gebiihr erweitern. Wer selber
bittere Ueberraschungen,,schwere Enk
täuschnngen uno harte Schicksal-ji
schläge erlebt hat, kann sich ja woljik
analen, wie mir zu Muth war.
Nun fing Die Gedankenardeit, die
auf Befreiung von Dieser Qual gcriesjy
t-:t war, von neuem an Jn der sol
q: nDen Nacht setzte ich inich in meine n
Zimmer vor meine miedr in Gan-I
nehmen« celnvarzrväl erulqr hin nsu
sinc: m i: Ellieannit Des Kuckuck. «
trnmten nno da lam ictki Darauf, VII
-:5 Echlaqwert Durch ein separntcs
Mike-kocht in thtion gesetzt wire-.
Dass war eine wid-» «.i«i e Entdeckung
Sobald Das Gewicht von Der entspin
clkkxtden Kette entfernt mar, ging ne
lyilbe nnd Die volle Stunde vollständig
ntiqenelcei voriider Darin leg Dz
Zseikivollen kliäthselg sein-Echte Löiunsc
N »r: W es ja in m: me JJiacht gen-:
sue-, clnie V1:«)alti,1m-g, ohne Her
ef:.istcr, elf-ne ein-n aefiirriiia en Eit: s
wiss FO. sekuck ind Wnchiel Hi fischt-Hi
Atti Zei H Veriirti.:ile.. .. Tief-,
«««.ssz:: nzrr wie Der adsrstxrteIL bis Pelz
's-: im Hei-is zur Risin ldcaeben halfe,
nun schlich icli inis Vorzimnxer Ute
Iikstcs Dass Gewicht des- Schlajtvrckå
..«k«« sci- .ieeilc, nnd cis-: frühen Mess
a»i«n, chJ sich sonst jemand e:L)·oE.-.i
l«.««l:e ,’n: feiliate ich dass Bleigewiwi
nieset-. Inzwiscan lagen aber dkkxit
.,..-»icrk)in nnzesäin sieben Sinnen
irrsh kein-n Vogellaitt gestöchn
anlnses5.
link endlich kam Der Ina, da ielk
meine Siebensachen wi: Ier zahm
«.««"ksirj«nte nnd nncli Der Statt Jn
:-—-me:ie. «
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J IN »so-« »s, --..—-l iisskksns nist- s i
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:"«:.-.«·-«pncii in dein Rein-Lord iseixxvniI
ist-sen Eiiixixndexi nnd indern der-bin
(«k«’eg««nftiind:n Da naht-: mein li!
;s.«n—:-miiroiz...sr Wirth List bei-Te etwas
cnf dsrn ·L:r,:-:n, das-.- nxir ihm ans-is
merken
»sich iixiixlispz Ihnen einen Borichmq
mach-ein« riiiite c: endlich heran-»
»n.21nn«cs Ihnen Inn; mal ist, nniiiis
lich: Sie sollen aniii n:«.:« dxn Vorthcsi
davon l: ben. Wissen -ie, die ist- sei
Uhr, die ich da fiixis Voriimmer zjit
kauf: habe-, miss: n Sie, .-.«b hör sie in
der Nacht ofi ci r niui schlage en, nnd
ich bin’5 eben ziewöinnt auf die and-c
l)iib’ ich mich verlassen iiinnen .....
WennKH Ihnen recht ist, geben Sie inii
die alte znriick und Minnen Sie dnfiir
die mii dincknci nnd Wachtei mit»
»Nein, mein H;rr!« rief ich nnt
cincr Exil-ästan d: e Den guten
Mann einschiichxerte in it in Veriecien
beit setzte, bis ei den Sinn mxincszs
Nnclisatzkg crfinth nie. »Nein, sue
auf feinen Fall, icii habe an den
Fiucinci mehr ais neun-L doch-alten Sie
Xiyre Wonne l, nnd hier« -- icii öffne-. e
dabei de n siiiib nnd zo-! mit eine-n
cisisdiiermen Griff dir Exinvarzwii
d: n: It jammt den iinsiimsselndrii
Ketten herzus- ,,i;jer übergehe ich
Ihnen auch noch Ihr altes Marter-—
Is.«-etl·ieua!'«
Der Uinnn war stati, aber er lia: le
iskis in den Hat Wuchsn an Das Un
vorhetgeiehene, llnqewöifnliche. Wun
«crdate meines Weian a:-oölxiii, (t
verlanaie ist ine Anftlärnnq nnd schloß
feine alte Kuckucksuhr beglückt in die
Arme.
-s- W O-——-— —
Die weise ev schon.
Lehrer: »Wie heißt das schön-Band
welches die Frau an den Mann bin:
det?« —- Schiilerin: »Armban«d. «
Dann allerdings.
A.: ,Wer ist denn der Herr dort
der alle Welt io von oben herab an
sie ht?«— B.; »Das ist der Lufiichiiscr
Flieget.«