Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, April 18, 1902, Sonntags-Blatt, Image 14

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    Basiieferncranm
Erzählung von Gertrud Franke
Latier-einein
Sie liebien sich mis. voller jung:r
Leidenschaft Und okine Brunnen,
esse Präer oder vernünftiges Er
wägen waren sie nach ein paar Maria
ten Ehelente geworden.
, Zuerst war ihr ganzes Leben ein
Juki-Dithyrambus. Wie konnte es
so viel Glück in dieser nüchternen, tax
ten Welt geben!
Sie hatten beide allerlei Hartcs er
fahren, Kampf nnt ver Noth, mit
widrigen Menschen und Ver-höhnis
fen. Dann auf einmal, — wie ge
rufen, — kam die Anstellung Des
- Mannes und dem Mädchen fiel ein
kleines Erbtbeil zu.
Und in den harten Zeiten war bei
den arise Haut gewachsen. Sie hatten
das — roh-en mit dem Schicksal, Das
Sichwehren, das zähe Beharren ans
ihrem Recht, dem, was sie als Recht
erkannt hatten, « aelerni.
Jm bräutlichen Rausch freilich ira
ren beide so liebenswürdig, daß sie
weiteiferien, einander zu überdieten
in Nachgiebigieit, in Großmutb nnd
Selbstiiberwindung.
Jn der Ehe aber kam doch ein Tag,
an dem sie sich zuerst ganz verwun
dert, dann trotzig, dann empört in die
Augen blickten. Nicht mehr hing
bende, vergötternde Liebe, — nein, —
Kritiii
Bloß Menschen, — Menschen zvie
andere auch! Er ein rechthaberische:
Mann. der essen wollte, pünktlich und
gut essen. Sie ein aus allen Himmeln
aefallener Engel, halb verdutzt. haxd
entrüstet, ganz und gar herausgesiört
· aus ihrem überirdischen Glücks
rausch.
-Wie2 Was iii denn dass Heißt
das «Lieben«, — solche Gesichter
schneiden? — Um so eine Lappalie?«
»Keine Lappalie! Und jetzt, stat
Dich in die Sopha-Ecke zu werfen und
zu heulen, bring’ lieber die Köchin aus
den Trab! Daß man endlich einen
Happen triegtl«
Sie lachte trotzig auf. Sie, die ge
gen allerlei Schicksale ihren Mann
gestanden sie sollte sich das bieten
lassen? Nein! -— Sie oerbat sich eine
solche Behandlung — und —- zog
den Kürze-ren. Bei ihrem hellen, klar
aus der hand liegenden Recht!
Es waren ein paar harte Köpfe,
die da zusammenstieszen, und beide
holten sich tüchtige Beulen. Darnach
aber latn eine süße berauschende Ber
söhnung, desto heißere Liebe, glühende
Vor-sähe —- und —
Rach acht Tagen wieder ein An
einanderprellen. Härter als das- erste
Mal.
So gings weiter. Der Ausnahm
zustand wurde allmählich zum ge
wöhnlichew
Und sie wurden immer feinhörigcr.
immer scharfsichtiger fiir die Fehl-r
des anderen, die leiseste, entfernteste
Absicht, wehzuthun, empfindlicher ge
gen jeden, ach den zartesten, scho
nendsten Tadel. Sie witterten das
heranziehen der Wollen, lange ehe
das Unwetter heraus war. Und in
jedem schönsten Augenblick waren üe
darauf gefaßt, daß ihr Friede ein
jähes Ende nähme.
Sie wurden beide müde und trau
rig. Ebenso leidenschaftlich müde und
traurig, wie sie vorher glücklich gewe
sen waren.
Und beide gute, braoe Menschen
wurderf aneinander unglücklich. Da
wurde die Brücke zwischen ihnen im
mer morscher. Schon fühlten sie
UAUÅMDI tsn 0750«-n -;- ag;-0.·II10
und leises Krachen unter ih en Jii —
ßen, das ihnen durch alle -:elenfa
fern drang. Ein Tooeifchrech jetzt
jetzt —- bricht sie! Und dann der Ad
grnnd, der tiefe schwarze Abgrund!
Das Zerschmettern! Denn ledm
tonnten sie ohne einander nicht. Und,
tvie es schien. auch nicht miteinander.
Und eine-«- Tageg --— Ia fuhr «
toie ein Schwert durch ihre Seele.
Sie standen leichenblaß einander ae
aenüber, als hätten sie dem Tode ins
Gesicht gesehen.
»Ich halte es nicht mehr aus-, Otto!
Ez- geht über meine Kräfte. Jch will
Dich auch nicht ganz unglücklich ma
chen. Und ich seh Ding an, Du bist
e5!«
»Gieb nur dies eine Mal Deinen
Eigsxnsinn auf. Marie. Sage: Ich
have mich aeirtt.«
»Das verlangst Du von mir? Nach
dem Du mit eben gesagt hast, ich
hätte Dein Leben verdorben? Bin ich
denn ein bischen glücklicher als Das
Bin ich denn nicht die unglückseligste
Frau der Welt? O, hats ich Dich nie
gesehen! O Du Qual meines Lebens!
Wär« ich gestorben vor jenem Tage,
als Du mir Liebe fchtvorft!«
Er blieb mit berschriinkten Armen
vor the stehen. Ihr war’i, als sei das
nicht seine Stimme, die fest sprach:
ruhig, cblaut, aber scharf und klar,
« jede-. et wie eingemeißelt in den
Itsbfbeiu ihres kurzen jungen Glücks
nsb »Mi- ich gebe Dich frei!«
» - St i so wenig an die Möglich
" seit edee Einspecche ihrerseits zu
" beste-, Ue tun bei be- Begräbniss
-II-es«stsseu an die Einsprache der
Cis TFL M Ali b i
z . et a
Itzt »Ich-I MI- iet fu«
site, Etsch-Leben
s— spitsk WM III-« DAM
» Mbts tat-steh welke
Arbei! schrie’k in ihr, laut nnd
second und unanshsriich. Was er Ia
sprach, so verständig, deherrscht und
leise, wie man in einem Todtenzim
mer spricht. das hörte sie gar nicht
vor diesem entsetzlichen inneren Ge
fchrei.
Und auf einmal wußte sie: nein,
leben konnte sie nicht ohne ihn. Nicht
mit ihm, aber noch weniHer ohne hin. ,
Sie mußte also sterben, und er sprach «
ihr TodesurtheiL
Was —- roag redete er nur immer
noch?
wie hatte endlich Kraft genug, den
Kon zu heben und ihm ins Gesicht
Jzzu sehen sps in dies über alles gelieb
Jte, todtfliblasse, ernste Männergesicht.
s Jhr Zorn war ganz fort. War iie
Ijemals zornig gewesen aus diesen lie
jben, guten Menschen, an dein jeder
Jsua jede Bewegung, jedes Härchen
Fihr iheuer und kostbar war?
; Sie begriff es nicht. Sie wunderte
zsich io sehr über sich und ihn. Mein
JGott, warum vertragen sie sich denn
nicht und liebten sich doch so-? Wenig
! steng sie ihn?
Ob er sie?———Nein, nein, mag mark
jja eben. Er. liebte sie nicht. Nicht
imeht »Du vernichtest mich! O Du
Qual meines Lebensk«
Hatte sie das wirklich gesagxk
Hatte sie denn nicht gerufen: Du
mein einziges Glück. für das ich tau
send Tode sterben möchte!? — «
Und warum rief sie’s jth nicht?
Do doch ihre ganze Seele randooll
war von Liebe?
Aber nein. sie dachte es bloß, ohne
es selbst zu wissen, ohne ein Glied
rühren zu können.
Er hatte sie mir diesem «aeb!«
siirinlich todtgeschlogen Ja, geh! —
Gehen wollte sie, mußte sie. Aber
wohin? Wie es ihn wundern wür
de! Und leise und heimlich in all der i
Verzweiflung tauchte etwas H
eine Rettung, Ruhe Stille. !
»Das wäre so das Wesentlichek !
sagte er zum Schluß »Du hast nich: - l
dagegen einzuwenden. ·?« !
Sie schüttelte mit dem Kopf. Siei
wollte sich erheben, um sich ins Bett
zu legen, den es lroch ihr so eiglait
über die Glieder. Sie hatte eine
Sehnsucht nach Würme und Ausg
strecktliegen. Dann sagte sie ihm gutes
Nacht, aber so tonlos, daß er es wohl
nicht gehört hatte, denn er antwor
tete nicht.
Ganz mechanisch entlleidete sie sichs
und legte sich nieder
Die legte Nacht in diesem reizen s
den Schlafstiibchen, diesem lauschigen
Nest!
Also steil Also zu Ende! »Ein tur
zes Glück, ein lurzes Leben.
Sie sann und sann. Alles w:r
häßlich und grausig.
Nach einer Weile ging auch ihr
Mann schlafen. Sie lauschte. Er lag
ganz regungslos.
Gewiß schlief er, erleichtert, be
freit — nach der langen, sriedlosen
Ehezeit zum ersten Mal wieder
ruhig.
Nach vielen Stunden wars ih:,
als dränge ihm ein langandauernder,
zitternder Athemzua aus der Tiese
der Brust. So schläft er also auch
nicht? dachte sie mit einem kleinen
schmerzlichen Triumph. Ein bischen
liebt er sie doch Und einst —- ja
einst ist sie sein ganzes Glück gewe
sen!
Vergessen wird er sie nicht. Und
wenn er gesehen hat, daß ihr der Tod
lieber war, als das Leben ohne
ihn-—
Sie zog die Decke über’s Gesicht und
weinte sich endlich in Schlaf.
Fest und ties wie ein Kind schlief
sie. So leise und süß und friedlich
schwebten die Athemziige durchs stille
Zimmer.
Dem Manne aber hatte lein wohl
thätiger Schlas die Augen geschlos
s sc«.
I Er lag ganz still. Er — so ein
Isrieosertiger Mensch-set schämte sich,
j wenn er an die ewigen Zank : Szene.1,
! Die hart;n, beleidigenoen Worte dach:i.
« Und hei: c Libeno nun »s
Neink Nicht immer wieder schwach
werden! Selbitachtungl Manne-:
stolz!
Ei- murde sacht Tag. Die Vögel
fingen schon leise an zu zirpen. Auf
der hellen Wand malte sich rosenroth
das Muster der Gardinr. Die Sonne
kam. Welch ein Tag für sie beide!
Da, aus einmal, — von Drüben
ein heller, jauchzender, durchdringen-s
oer Schrei. ,,Otto! Otto!'« So er
löst, so über alles Maß glückselig.
Und die weiße Gestalt des jungen
Weibes liegt vor seinem Bette auf
den Knieen, streckt ihm die Arme ent
gegen und stammelt: »Du hast mich
gerufen, Otto?«
Erschrocken richtete er sich auf,
starrte sie an, schüttelte unwillkürlich
den Kons. »Ich —? Nein.«
Do ging ein tövtliches Erblassen
über ihr Gesicht. Sie erhob sich lang
sam. Sie wankte, sie wandte sich ab.
« .Donn« — stammelte sie, »auch
ich’i geträumt —- — Du riesst mich.
Gans laut. Voll Angst. . . Uan so
voll —- —-. Dann entschuldige.«
sagte sie, mühsam zu dem teilter
trutze-, set-Heliqu Ton überge
ben, mit des sie in lester Zeit ver
kehrt hattest. Aber sein seines Ohr
töri- instee dem Eise schon das preu
sen and Rauschen des lebendigen
Strome-, der seine Decke sprossen
wollte
Ot ist-We mit sich. Usel Wohler
M, Fest-liest tiber den
Haner werfen-i Wie eine Bindfaßse.
—-— gefiern so· deute so? War das
männlich? Konnte er has vor feine-se
Siolz verantworten ?
Sie war fertig. iramie noch zö
gernd herum in ihrem Schlüsselkörosz
2334 E
schaffen. als erwarte fie, das er etwas
cherh machte sich dies und jenes
sage. Dann ging iie langsam zur
Thür.
»Marie!« rief er sanft Sie zuckie
zusammen, stand still, vie Kliule in
der hand.
»Komm her, Marie!«
Widerstrebend. doch unaufhaltsam
von seinem Willen gezo en, gehorchte
sie. Wie mit geschlo euen Füßen
schob sie sich heran, blieb oor ihm ste
hen, fah zur Seite.
»Was soll ich?" murmelie sie.
»Marie, sieh mich an.«
»Wozu? Es iie ja doch alles aus.
Laß mich.«
Er griff nach ihrer herabhängen
osen Hand. Sie wollte sie ihm entwin
den, aber er zoo die schlanke Gestalt
zu sich herab
. «Marie, ich habe Dich doch gern
sein«
Es ourchsuhr sie. Ein scheuer, fra
aender, zweifelnder Blick. Er vielle.
Nun fah sie ihm voll in die Augen.
Und das Tiefste, Heiligsie, Größte,
das es giebt im Himmel und auf Et
ren —- reine vom Schlamm der Lei
»M--.MM
denschast artliirte Gattenliebe, —
leuchtete ihr sternengleich entgegen
aus seinem vlassen, erschütternden
Gesicht.
»Otio!« schrie sie und schlug die
Arme um seinen Nacken, und preßte
den Kon an feine Brust. Und fühlte
da die großen Schläge seines her
zens, das so start und gewaltig häm
merte in dem brennenden Schmerz
um sie.
»Vergieb mir!« schluchzte sie. Zum
ersten Mal lam das Wort über ih.«e
trotzigen Lippen.
Er lächelte glücklich Und dann,
ihren kleinen, harten Kopf feft an sich
pressend, begann er zu sprechen, ernst
und liebevoll, ruhig und klar, die neue
Weisheit, die diese Schmerzen-nacht
ihn aelehrt hatte.
Sie lauschte, fromm und andach
tig, wie in einer Kirche. Wie ein Ge
spann, das gemeinsam die schwere Le
bensstacht ziehen will und nun wild
und ungrhäriig jedes nach feiner Sei
te zerrt und reißt und schlägt. —--— so
thöricht hatten fie’e angefangen und
damit ihr Glück in Grund und Boden
verfahren.
»Nein. Jn der Ehe gilt nur ein
Wille: der vereinte Wille zweier
Menschen, vie gemeinsam die Lebens-—
fFracht hinüberholen zu ihrem großen
; iel.«
»Nicht wahr, mein Weib?" schloß
er.
Sie nickte mit einem tiefen Blick. »
«Seltsam,« flüsterte sie, »diese:
Traum. Mir mass so deutlich, alss
« hättest Du nach mir get-usw«
»Ja, Marie. Meine Seel( schrie
nach Dir· Und ich wußte nicht ein-i
mal, ich Thor, Aber Deine Seele;
hörte mich aus tiefstem Traum. UndT
sie kam. —- Willst Du nun bei mir
bleiben, Marie?«
»Ja, ig!« sagte sie stillselig.
—— ---sp
Gegele die Schneider-tu von
stritt-h
Die Ausgrabungen die ngvet aus«
dem Friedhofe des alten Antinoe ins
Ilegypten vorgenommen hat, weisen
unter der überraschtnden Fülle von
Ergebnissen auch einen Fund auf, der
nicht nur dem Gelehrten und dem Al
:erthumfreuno, sondern auch Ier
aehildeien Frauenrveit merkwürdig
fein innir Man entdeckte narnlich n
einein aut erinltersen Grade Den fora
säl1iq einbalsainirten Leichnam eine:
Frau. Sie trug drei fein aewedte
ilttexvänden Darüber einen Mantel, Der
-!iit Blumen- und Voaelmzxitern reich
jt«estickt war, ein lostbareg Musselin
jbalgtiich und um den Hals eine selir
ztunitoolle Rette. Alles ioar vorzin
’ .?ch erkal.en, und Deutlich tonnte nUn
Die sinnreiche Weise verfolgen-, in der
die Gewänder aervebt waren. Auch Iic
lFarben haoen sich noch wohl erhalten.
« Kur Seite Ver Frau lag ein in fein-r
Arbeit heraettelltees Holztältchen, das
rnit allen miHichen Schneiderwerlze.i
sen anoeiüllt war. Da sah rnan Ra
Ieln, durch Deren Oeer starke Woll
fiiven gezogen waren, ein zierliche
Lllcessercheii, eine Scheere, einen klein-n
aus Elienliein qeschnitzten Behälter,
in welchem Radeln aus Holz und El
ienbein lagen, Seideniiioen in verschi
Denen Farben. Das war also Das Miit
lästchen ver Todten. nnd aus der rei
chen Ausftattung darf man woyl
schließen, daß viele Todte Näherin von
Beruf war. In dem Kalten war abzr
noch eine ElfenbeinichachteL in Ie;
zahlreich-: oiereckiae Täfelchen aus Sy
tomorenholz laaen die an oen vier
Enden durchlöchert waren. Wenn Die
Schneiderin sich ein weniq von der Ar
beit erholen wollte, lo rief sie wohl ein«
Genolsin, und sie lvielten dann rnit
den holstiifelchen ein Spiel, das uns-z
lieute nicht mehr Weint-lich ist« End
lich war, wie in den meisten Frauen
ariibern, noch das Riechflälchchen .)e.
Todten mit in’s Grab gegeben. Das
Arm-let, das sie auf der Brust trug,
weilt in feinen gnoftilchen Zeichen da
rauf hin, date iie etwa zur Zeit des eit
misehen saileri Diotletiqn gelebt ha
lten mag. Wie eine auf einein Breit
chet anqebrachte Jnlebriit besagt hieß
die Schneiderin Ourlieinim Jeht bat
sie nach manntsfaltigen Irrfahrt-n
zugleich mit ihren Gewändern nnd
ihres- Arbeitslalten im Malen-n zu
gesittet eine zweite Nnhettiitte gefun
n. »
Just-steinwu- tu spie-.
Zwei Reisende, harrtson und Bar
chokd, sind soeben aus,Asrila nach
London zurückgekehrt; sie haben zehn
Monate fern von der Civilisalion aut
der Jagd nach Elephanten. Nachst
nern, Girassen und Flußpferden in
eifrira zuaeoracht uno missen vdn ih
ren Jagdahenteuern allerhand Jn
teressantes zu berichten. Löwen streif
ten Nachts um ihr Lager, Nashöener
tauchten hier und da vor ihnen aus,
wenn sie rnit ihren schwarzen Tra
gern vorwärts drangen, und Alligai
toten schauten aus Flüssen und Tei
chen aus sie. Jn ein-r Nacht wurde
ein Löwe mit schnell aufgenommenen
Feuerbränden sortgeiriehen, ahet vor
her hatte ek seine Zähne in das Fleisch
eines Kalbes, das lzum Troß gehört-,
geschlagen.
»Wir brachen Ende April von der
Küste auf,'« erzählt Hartison, »und
drangen in das Jnnere Angolas in
Südwestafrila vor. Eines Tages
brachten die Schwarzen uns drei Lö
wenjunge, schöne junge Thiere, die ei
nen Monat alt waren. Sie sprangen
lustig umher; zum Glück war cie
Mutter nicht anwesend Diese Löwen
habe ich Init nach London gebracht.
Ich werte sie verlaufen, wenn « mand
sie braucht, da man die Dinge nicht
»I« Izmkicpest im Solon bei sich
haben kann. Eines Abends iurz vor
rer Dämmerung jagte ich einen tle:
nen Bock und dachte an nichts werter,
als ich plönlich gerade vor mir ern
großes Getümmel hörte. Jch sah auf
und erwartet-, Zebras oder ähnlich
Thiere zu sehen, aber zu meinem Er
staunen standen zwei ungeheure Nas
härner da. Ich hatte nur ein klein
talibriges Gewehr rnit Kugeln fü
tleine Böcke bei mir und fürchtete, dakz
dies ihr zähes Fell nur reizen würde.
Aber ich ergriff trotzdem die Gelegen
heit und feuertr. Beide entflohen,
aber das eine von mir getroffene Thier
ging noch eine halbe Meile, bevor es
verendete.
Bei der Eledhantenjagd hatte ich
nur wenig Mühe. Jch schoß die Ku
gel gerade durch die Lunge, und es
war damit abaethan. Einen Elephan
ten jagte ich von 11 Uhr Vormittags
und schoß ihn irn Zwielicht. Ein Be
weis, wie dielWild es in Angola giebt,
liefert der Umstand, daß ein schwarzcr
Jäger 41 Elephanten schoß, während
wir rort waren. Die merkwürdigfte
Erfahrung, die ich jedoch hatte, war
das Tödten eines Krotodiis durch
Dynamit. Wir legten eine LadunJ
Donamit in den Teich. was das Thier
iiberraschte. Es wälzte sich umher,
ais es die Erdlosion hörte, und ging
wie ein Thmler in Curden auf un:
ab. Dann zog es sich in eine schlank «
mige Tiefe zurück. Wir tonnten diel
aus den Nasenlochern aufsteigenden
Blasen sehen. die alle an einem Ort .
herauftamen; es lag also ftill. Dar
auf legten wir eine zweite Ladung
hinein, und diese tödtete rao Krotos
dil.·'
-—--· - —
ctue miser-re Krankheit. ;
Es tann als eine der Stra- s
fen höherer Civilisation bezeichnet »
werde daß die Krantheiten -
an Zahl und Mannigfaltigteit
unter den Menschen zugenommen ha
ben. Die vielen Beichäftigungen und
Gewerbe unserer Zeit haben viele neue
Krantheiten zur Entstehung gebracht.
Wir haben die Caifsontranthert Cun
neltrantheit), die Lungenleiden der
Müller und Steinfchneider, überhaupt
aller Arbeiter, welche viel Staub
schlucken müssen, ferner die Blutge
muth der Bergleute und überhaupt sie
rer, die unter Ausschluß des Sonnen
lichtes arbeiten müssen. Wer mit
Vbosdhor, Arsenit, Kupfer, Blei u. f.
w. zu thun hat« muß es meist an sei
ner Gesundheit schwer büßen, und
auch die Elektricitäi bat fiir die von
ihr beschäftigten Arbeiter neue Krank
heiten erreugt. Eine nicht unerheblihe
m-.k-l-:-s-A- L-- n---Ih..- -
such tll Ulr. tuesueswsk ou syst-austr
len wird wahrscheinlich der Aufzug
·L5leoator) spielen als eine der mo.
dernen Erfindungen, die in den Ge
Händen von großer Höhe geradezu
unentbehrlich qeivordrn Find Die da
;durch hervorgerufene Krantheit, :-i:
ELifttrantheiL bringt zuweilen nur
leichte, oft aber auch bedentliche Er
scheinungen rnit sich, namentlichwenn
seine große Geschmindigteit nnd ein
schnelleg Anhalten in Frage komme-m
Die Maichinerie man noch fo qui .1r
betten und noch fo geschickt von den
Mechaniker gehandhabt werden, eine
Reihe von Stößen ist bei der Beine
gung des Auf-indes nicht zu oerrn·«.:
den. Dadurch werden Störungen des
Gleichqewichses iin Körper der defor
derten Person hervorserufem die na
mentlich beim plötzlichen Sinken dez
Aufzugeg fast fchmerihdft werden
«tönnen. Wer eine solche Einrichtung
ftöndia benützt, fturnoft freilich dage
gen ab, aber die wiederholte Bewegunn
des Körpers-, vornehmlich der Einfluß
auf die leichtverfchredbaren Eingewene
des Unierleidei, vermag eine Erim-«
tnn dieser Organe zu erzeugen. DIe
im ufzug erhaltenen Stöße· wittert
ähnlich tote die Seetrantheit, entwe
der auf den Magen oder ais den Kopf
nnd ben Schwindet Ausschl-tax
Erbre p- trnsls Its-lesen Der
herzt Pulse. »Nehmet
rnit fchnrschem einen oder Wen-»O
von der Beförderung tritt dem Aufzrig
geradezu »diese-rathen
Wen von Dir weiß
Wer ich nur im Fleiß
hat belaufcht nnd in der Urbeitifriftz
Sag mir, was Du thust,
Wenn Du ruhi,
Und ich will Dir sagen, was Du bist.
sie Missesete Herrschers rissest-w
Man sollte meinen, daß der Ver
fasser des so berühmt gewordenen
Buches »Ueber den Umgang mit Men
schen«, Freiherr von Knigge, auch im
Leben ein äußerst artiaer Mann gewe
sen sein müßte da er die Formen des
gesellschaftlichen Verkehrs so schon zu
erklären wußte. Das war j edoch
durchaus nicht der Fall; wie ein Paar
in »Reelams Universum« erzählte
Geschichtchen aus seinem Leben zeigen,
war auch der edle Freiherr ein schönes
Beispiel dafür, dair Theorie und Pra
xis oft weit auseinandergehen Kniage
versiindigte sich gegen seine eigenen
Lehren allerdings nicht aus Mangel
an Sinn für die äußeren Formen
oder an gesellschaftlicher- Erfahrung
sondern er war eine Schaltsnatur und
er konnte seinen lustigen Einfälle-i
nicht recht widerstxhem auch aina ihm
der wirkliche Lebensernst ab, und er
übte seinen Witz oft bei Gelegenheiten,
wo er durchaus nicht angebracht war.
Selbst den Landqrasen Friedrich
von Hessen Cassel, der ihn zum Kam
merassessor und swsznntei gemacht
hatte erlor et sich zuweilen zur Ziel
scheibe seines Muthwillens. Als ein
mal einige Engländer bei hose vorge
stellt werden sollten, gab er ihnen den
Rath, in der Andienz auf den Fürsten
zuzuschreiten und ihm, wenn er fich
auch wehren sollte, die Klappen feiner
Westentaschen zu küssen; der Fürst
wäre ein Sonderlina, der aewisse Ei
genheiten hätte und dessen Gunst man
daher leicht erringen lönnte, wenn
man seinen Schwächen huldigte. Die
Engländer ließen sich auch wiktlich
dupiren, und man kann sich ausmalen
.-.- k-«-«m Inn-II A I ·-I- Meer-»nur
..«. »........ W» -..,. ..-.-.-..»
vertief. . .. Wenn der Landgraf selbst
die Späße des Hosjuniers leicht
nahm. sc- tam dieser bei seiner Gemah
lin, einer gebotenen Prinzessin Bran
denburg-Schtoedt, weniger aut an.
Eines Tages gelang es ihr sogar, ihm
eine Schlinge zu legen, in der er sich
fing. Sie hatte eine vadame, ein
Fräulein Henriette von B» die von
der Natu. sehr stiefrniitterlich bedacht
war. Diese kam Knigge so komisch
vor, daß er sie sofort nach ihrem Ein
tritt in die Hofaesellschaft zur Ziel
scheibe seines Witzes machte. Er stellt:
sich nämlich in sie verliebt und machte
ihr mit meisterhaft gespielter Leiden
schaft den Hof. Als er aber einmal
gerade im besten Zuge war, stand
plötzlich die Landgräfin dar den Bei
den« und nun übernahm sie die Wei
tersiihrung des Lustsviels. »Da-;
freut mich, mein lieber Kniage,« sagte
sie einfach, »daß ein Mann Ivie Sie
meine liebe Henriette heimzuführen
beabsichtigt. Meinen Segen haben
Sie und...'« Auf einen Wink von
ihr näherten sich setzt die übrigenTheil
nehmer der Gesellschaft, und die Für- »
stin theilte ihnen alsbald mit, das-,
Herr von Knigge und Fräulein voni
B. verlobt wären. Knigae san-as
nicht den Muth, zu widersprechen, und ;
Henriette, bei der seine Werbung be-4
reits ae«iindet hatte, midersprach ersti»
recht nicht. Um seine Laufbahn nicht
zu schädigen, machte Knigae auth
Miene zum bösen Stiel und heirathete ’
Henriette wirklich. Als er aber später
trotzdem in Ungnade fiel, trennt: er
sich wieder von ihr.
---—-·-.--—
states-, die ein fürstlich-o Einkom
men haben.
Eine engilsche Zeitschrift er
zählt: Besonders die Concerts
biihne bat sich schon für eine Reihe
oon musikalischen Wundertindern Its
eine wahre Goldgrube erwiesen. Izu
diesen Glücklichen gehört auch der tle.
m Mai-ist Revito Nodriauei. der vor
siins Jahren in Ferrdl in Spalt-en
geboren wurde nnd der zur Zeit der
;Weltansstellnna in Bari-· die Llnf
Hrserisarnieit der wissenschaftlicher
Welt erregte. Illis Dreijähriger ton-1
te er jede Melodie, die er einmal ar
hört hatte, aus dem Gedächtnisz sinc
len. Bis ietzt hat er nnr wenig regel
niiisziarn Musilnnterrichi gehabt, nin
doch erhielt er bei seinem Auftreten in
der letzten Saison in Paris fiir den
lernd ZW- -1()00 Dollarg. Jetzt hat
er sich coiktraltlich zn siinszia Vorstel
lungen fiir je 8750 in den Vereinigtea
Staaten verpflichtet, und man tann
ihm sicher doraucssaaem dasz er, bis
seine Schulzeit herantdnrnkt, ein Ves
inöaen erworben haben wird.
Der ersolaxeichste tindliche Schatz
spieler tdar zweifellos W. H. Vetj.),
dass ,.Kind Roscius« aenannt. Mit
echt Jahren ging er ans die Bühne,
nnd mit elf war er der »Stat« Hn
Cooent Garden aheater nnd in ganz
Großbritannien Er war so beliebt,
dasz er länger als ein Jahr jeden
Abend 85300 verdiente, und mit sech
zehn Jahren zog er sich 8200,000 zus
riick, um sich ausbilden zu lassen.
Fünf Jahre später erschien er wieder,
aber seine Beliehtheit war geschwun
den. so daß er sich in’"- Privatleben
zurückzog und von seinem in der Jn
gend erworbenen Vermo· en lebte. ,
Italien ist stolz auf einen jugend
lichen Bildhauer Bictor Righetti, der
irn Alter von zehn Jahren schon oie
außerordentliche Summe oon 826,000
jährlich verdiente. Niahetti modellirte,
lange ehe er gehen konnte, Figuren, aie
flir 8250 verkauft wurden, und od
« leich erJoch nicht sein zwanziesm
. ahr erreicht bat, verdient er vie ichr
mehr als jeder andere italienische
Bildhauer.
Willie hoppe aus Eornwall Lan
ina, New York, ist fiir sein Alter der
geschickteste Billardspieler, der bisher
bekannt net-vordere ist. Er ist noch nicht
zwölf Jahre alt und verdient seit ei
niger Zeit schon 8350 wöchentlich. Er
hat bereits eine Tournee durch Eu
ropa unternommen und Meister ivie
Bett Lamon Burrdughes und Bos:
conv, die zu den beften lebenden B- :
lardspielern gehören, geschlagen.
HO---s--—
seit-einstens der Anstaunen-ts
Der Ab eordnete Shattuc von
Ohio, Vorrtzek des Hausansschufseg
fiir Einwanderung und Naturalifas
tion, der in dieser Eigenschaft die vor
liegende Bill zur Beschränkung der
Einwanderung einberichtet hat, be
schwert sich. daß ihm darüber unge
rechte Vorwürfe gemacht worden sind.
Die Bill, in welcher von der Bildungs«
drobe, infolge zuvor erhobener Pra
tefte, abgesehen worden ift, beabsich«
tige thatfiichlich nicht mehr, ais die
schon bestehenden Gesetze zur tvirkfa
meren Ausführung zu bringen, damit
die Wohlthätigkeits nnd Besserung-—
Anftalten des Landes nicht mit Per
sonen angefüllt werden, die man auf
Grund ihrer törvertichen Gebrechen
oder ihrer-moralischen Verkommenhei:
nach diesem Lande abzuschieben der
fucht. Neu sei der Paragraph, der
gegen die Einwanderung der Anarchi
sten gerichtet ift, eine Maßregel, di:
als naturgemäße Folge eines entsetz(
lichen Verbrechens erscheint, an welches
das Land nicht ohne Schaudern zu
rückdenten tann. Einwandsfreiets
Personen lege die Bill in keiner Weise
Schwierigkeiten in den Weg. Die
repnblilanifchen Blätter von Cincin
nati nehmen, indem sie diesen Ertliiss
rungen zustimmen, ihren Landsmann
in lonaler, lotalpatriotifcher Weife in
Schuß, müssen aber doch zugestehen,
daß die Bill mindestens einen recht
anstößigen Punkt enthält: die Beftim
mung, daß der Eingewanderte fünf
Jahre lang polizeilicher Ueberwachuna
..-e--ce-ll« bö» fass um »unter-II rmels
.. ..... ,..... ..... .--, »..- --....-... » ,
Ablauf dieser Frist noch devortir! .
werden zu lönnen. Und neben dieser
ist auch die Erhöhung des Kopsgeldeii
zu erwähnen, die sür den an hiesige
Verhältnisse Gewöhnten allerdings
unbedeutend erscheinen mag, sowie di:
Einsetzung einer speziellen Untersuch
ungscomrnissiom die als willigte
Wertzeug eines General-Commissars
vom Schlage Powderlh’5 sich irgend
welche willkürliche Entscheidungen zn
Ungunsten der Einwandernden gestat
ten mag. Der Begriff »unerwiii!s:hte
Einwanderu« könnte da weit ausge
dehnt werden. Powderly ist ja nun
glücklicher Weise so gut wie abgewan
aber ausgeschlossen ist doch nicht, dass
er einen Nachfolger erhält. der die mit
telst der Bill in seine Hand gelegte
Leitung des zur politischen Maschine
gewordenen Bureau in dein gleichen
nativistischen Sinne seines Vorgän
gers ausdeutei.
Was übrigens die unerwiinschte
Einwanderung betrifft, so ist es sa
bekannt, daß n darunter nicht blos
Krüppel, Jn aliden, Anarchisten,
Jdioten und Augsähige versteht, son
dern dass der Wunsch, dieselbe einzu
dämmert-, sich gegen die Einwanderu
aus den siideuropäischen Ländern
richtet, deren Zahl während des letzten
Jahrzehnts außerordentlich zugenoni
inen hat. Leute, die an die Gewalt
der anieritanischen Asstrnilationstrast
nicht glauben, sind im Stande, da
rüber Brustbeilenunungen zu betont
men. Wenn sie die Geschichte der
Einwanderung kennten, die verschied
nen Phasen derselben beobachten woll
ten, würden sie nicht so ängstlich sein«
Ein Blick aus das pennshldanische
Kohlengebiet lehrt das. Zuerst kamen
die Deutschen und die Walliser, dann
die Jrliinder, diese lösten Jtaliener ad,
this an die Stelle dieser schließlich
Slowalen nd Ungarn, die sogenann
ten ,,Huna traten. Dasselbe hat sich
überall da abgespielt, wo nur die
Mustellrast des gewöhnlichen Arbei
e»a pkfnkhpklicki mai-, Smit dem län
geren Aufenthalt Iiefer nationalen
Elemente stieg ihr Verftiindniß der
hier sich bietenden Gelegenheiten und
die eiaene Bewerthung. Aufwärts
strebend ividineten fie fich höheren Auf
gaben und überließen die aetvöhnliche,
niedere Arbeit anderen Antömmlin
gen, die an der untersten Schicht der
sozialen Strnltur beginnen mußten.
Den Einwanderun, die im vorletzten
Jahrhundert der Uebesfahrt halber futi
in freiivillige Sklaverei begaben, be
gegnete dasselbe Vorurtheil, das heute
sich gegen den armen, unwissendeu
Slomaten richtet· Und heute sind die
Nachtomnien jener unter den fortge
fchrittenften Elementen des nationalen
Körpers zu finden. Dem hier gebo
tenen Ameritaner wird Niemand zu
muthen, in der Erde zu wühlen, Ab
zugsgräben zu ziehen, Bahndäinine
auszufüllen, Sumpfe zu drainiren
und fo weiter· Dafür bietet fich der
Dago und der hunne an, der mit der
niedrigen Händearbeit fein Eintritts
geld in feine und feiner Kinder mitth
fehaftliehe Zukunft zahlt. Das Laur
braucht feine Arbeitskraft und wenn
er zu hunderttaufendenx einwandert,
hat ein Volt von zweiundfiebzig Mil
lionen darum den Verluft feiner
Eigenart zu befürchten?
- --——--.- .---—s -
Deutzutage kann ein Gelehrter nur
nach dadurä auffallen, daß er noch
keinen Bazi us entdeckt hat«
i I Eis
Der Austerntruft hat zwei -r« auf
zuweifenz daflle hält eine Section auch
das ganze Jahr an.
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Gewiffe Regeln der Menfchennatur
Werden feit Alters darum nur
ZU ftanden von aller Welt,
l Jeder fiis für die Ausnahme hält.