Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, April 18, 1902, Sonntags-Blatt, Image 12

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Zins Ukrbkkchkn im Omnihn5.
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(2. FortsetzunCJ
»Das Jnstrument««' fuhr Bindi
sort, »mus; von dein Mann, der ans
oas Dcck stieg, iabrizirt, vorbereitet
und mikgebracht worden sein. Be-.
trachte dir geialliast den Gegenstand
genau. Er ist ganz neu und hat die
Form einer HutnadeL Er sieht un
ichuldi aus, und hatte man ihn in
den Händen der Schurtin gesehen, die
sich seiner bedient Lai, niemand hätte
ihn süddas gehalten, was er eigentlich
war. Er endigt aus der einen Seite
in einer Kugel, damit n:an start Ia:
raus drücken kann, ohne sich selbst Ja1
oerlehen Er ist ziemlich kurz, damit
rnan ihn in einem Muss verstecken
lann,’und doch lang nnd sin gemu«
um durch das dickste Kleidlingssturt’
hindurchzudringen . . . Mit eine-i
Wort; alles ist von diesem Manne, :(r
ein schlauer Verbrecher sein muß, oors
bei-gesehen worden, nnd Die Frau ha:
die Ausführung der That übernom
men."
»Warum sie? Dieser Elende war
wohl deiner Ansicht nach zu feige, um
selbst oorzuaehen?"
»Nein, dem ist nicht so, er hatte e::
kannt, daß die Frau viel weniger die
Aufmerksamkeit der anderen Fahr
gäste erregen würde» Es wäre ihnen
ausgesallem wenn das junge Mädchen
ihren Kopf auf der Schulter ihres
Nachbars hätte ruhen lassen, während
dies aus der Schulter einer Nachbarin
ganz natürlich war.«
»Er ahnte also, daß sie so zusam
rnenbrechen würde?«
»Gewiß, mein Lieber. die Wirkung
des Curare ist ebenso bekannt wie die
des ArseniL Der Plan war also, die
Todte so lange zu halten, bis sich eine
Gelegenheit bieten würde, sich ihrer
ohne Gefahr zu entledigen. Es war
Panz unmöglich« sie so zu lassen, denn -
te wäre der Länge nach hingesallen,
und daraus wäre eineScene entstanden
bei der die Mörderin nicht betlxiligt
sein wollte.«
-Du glaubst also, der Mann wäre
in den Wagen gestiegen, um seiner
Komplizin ei en Platz zu sichern?"
«Jch glau es nicht nur, ich «bin fest
davon ji eugt; warst du vorher iin
Omxibuz st du ihn einsteigen se
«Jch war einer der ersten, der Jen
Waan bestiea: das innae Mädchen
Folgte mjirchzkiemlich bald darauf, und
.e tte r aum gesetzt, als derMann
ersgcilenR
»Er hatte also sofort neben ihr-Platz
genommen?«
»Jawohl, obgleich noch anderePlätze
frei waren. Jch habe sogar einen An
genblict die Idee gehabt, er kenne sie.
doch bald fah ich, daß sie nicht mit
einander sprachen.«
»Ja, ja. der Schurke hat denStreich
ganz genau vorher berechnet: er hat
auf die Kleine wahrscheinlich am Hai
teplahe gewartet, während seine Kom
plizin sich etwas weiter entfernt hielt."
»Sie wußten also, daß dieses junge
Mädchen den Omnibug besteigen
würde?«
»Wahrscheinlich; woher sie dass
wußten, werde ich später auftliiren,
wenn ich die Elenden aufgefunden
habe«
» »Du hoffst sie also aufzufinden?«
« »Gewiß, doch gehen wir weiter; ih
sagte dir also, er wartete, bis die
K ine einftieg, nur zu dem Zweck, sich
neben ihr niewrzuldssen.«
»Die Kompliin hat gewartet, bis
der Wagen voll war," fuhr Binoz fort,
»und haben sie die Komödie gespielt,
die sie miteinander abgetartet hat« en;
die rau gerieth iir Verzweiflung,
daß nicht mehr mittonnte, und ver
Mann bot ihr galant feinen Platz in.
Weiten wir, die Frau hat nicht la tge
« sezögert, ihn anzunehmen.«
»Die hat sie wohl nur Der Form
wegen gemacht. Sie hat einiae sei ni
plimente mit ihm gewechselt, aus
schließlich ist sie in den Wagen gestie
gen. Sie hat sogar geduloet, Daß er
ihr dabei behilflich war und ihre Hans
in die feine gelegt: ja, sie hat sie sogar.
wie ich zu sehen glaubte, etwas länger
als nöthig war, Darin euben lassen.«
»Der Mann trug wohl auch Hanf
ichs-th«
»Ja.««
»Nun Denn, er trug diese Hans
schuhe nur aus dein Grunde, weil er
ukcht hatte, sich zu verletzen«
»Wie meinst du das?«
»Nun, er Zelt vie Nabel und über
gab sie der ame, während er ihr
scheinbar die Fingerspitzen drückte.«
»So hat also· die Frau, deiner An
sicht nach, in jenem Augenblick vie Ni
dei aus der Dann ihres Komplizen
ein nagen und sich ihrer bedient?«
« iß. Sie hat auf ein-e Gelegen
heit gen-attei, die sich in der Nähe de
sto-Hle bot; der Wagen bekam hier
einen « , der He gegen ihre Nachba
rin schleuderte Diesen Zeitpunkt hat
sen-ji, um ihr die Spixe ihres
Heu-ente- in den Arm zu ohten.«
k— »Ja, sa,« sammelte Iteneuse, «alle
usdiefe T NW Miit-en miteinander
is zu stehen . . . aber ek
· ’ M nie OB, tratan diese abscheu
«Msn Ue vergifieie Rahel im Din
- · n hat, die sie doch jeden
DW seiest mal-MI«
»Du kannst mir glauben, das hat ;"«e
nicht absichtlich gethan, die Nadel est
ihr aus der Hand gefallen, eine Bewe
gung der Unglücklichen, die sie geiödiei
hatte, hat sie zum Fallen gebracht, und
die Safcirtin wollte sich nicht daman
blicken, um sie aufzuheben."
»Aber sie konnte doch vorherfehen,
daß man diesen greifbaren Beweis
ihres Berbrechens finden siviirde.«
,,Jedenfalls hoffte sie, der mit dem
Auefegen des Wagens deirauie Mann
würde den Gegenstand hinauswerfem
der weitere Verlan der Sache bean:
ruhigte sie nur in geringem Grade.
Einer Verhrecherin dieser Art tomrnt
es auf einen Mord mehr oder weniger
nicht an."
»Du haft recht, diese Frau muß ein
Ungeheuer sein, ein armes Mädchen,
das sie nicht kannte, so zu ermorde:i,
das zeugt don einer taki-tätigen un
nützen Grausamkeit.«
»Wie,« rief Binos, »du bildeft Dir
ein, sie hätte sie zum Vergnügen ge
tödtet oder nm ihr hübsches Instru
ment zu prohiren? Nein, mein
Freund, da bist du im Jrrthniit.s Sie
hatte es auf diefes junge Mädchen ge
münzt und auf niemand anders-P
»Aber warum deriibte sie diese
Verbrechen im Omnihus, vor fünfzehn
Personen, anftatt. . .'«
»Anftatt das Opfer an einer Stra
ßenecte abzulauern, oder es in ein
fremdes haus zu locken nnd dort ad
zufchlachtencs Das lönnte auf den ex
ften Augenblick seltsam erscheinen, und
doch findet sich auch dafür eine vollgiil
tige Erklärung. Der Mord in der
Wohnung ift eine sehr gefährliche
Sache.·»»Den Streich anf der Strdfze
auszusuoren, ware leichter gewesen,
doch wahrscheinlich ging die Kleine des
Abends sehr wenig aus, auch mußie
die Straße zu diesem Zweck leer, und
das Opfer allein sein. Wer beweist
uns nun, daß dieses junge Madchen
nicht von jemand begleitet wurde, ei
nem reunde oder einer Freundin· die
sie ers kurz dor der Haltestelle derlafi
sen hat? Zweifellos hat das Verbre
cherpaar eben daraufhin beschlossen,
die That im Wagen zu vollführen. Bei
dem Instrument, dessen ie ich bedient
haben, ist nichts einia er. Die
Schwierigkeit bestand nur darin, voi
her zu verschwinden, bevor man be
mertte, daß die Fremde todt war, und
daß ihnen das gelungen ist, hast du ja
selbst gesehen. Suche sie nur jetzt in
Paris, ich bin überzeugt, daß du sie
iith erkennst, selbst wenn du sie trä
se .«
»Den Mann würde ich vielleicht e-.;
tznneih obgleich ich ihn nur turze Zeit
iesehen habe, doch die Frau . . . . ich
habe nur ihre Augen »durch einen
Schleier bemerkt.«
»Das aenügt nicht, doch da hast
wohl ihre Stimme gehört?«
»Ja, eine sehr tlangdolle, ernste
Stimmes die aber nichts Besonderes
in sich hatte. Doch wenn ich außer
siande bin, sie zu erkennen, so möchte
ich wissen, wie du das anfanan willst,
der du sie nie gesehen hast«
»Ob« ich. ich habe mein System, ich
werde vom Bekannten zum llnbelann:
sen übergeben, ganz wie die Mathema
iiter es thun. Sobald ich wissen wet
Ie, wer dieses junge Mädchen war,
werde ich zu erfahren suchen, mit wel
chen Leuten sie zusammentam, und es
müßte merkwürdig zugehen, wenn ich
die nicht entdecken sollte, welche ein Jn
teresse hatte, sich ihrer zu entledigen«
»Du vergißt, daß der Mann und
die Frau aus dem Omnibus ihr unde
lannt waren. da sie während der gan
sen Zeit nicht das Wort an sie richtete,
also verkehrte sie auch nicht mit ihnen.«
»Sie haben vielleicht im Interesse
anderer gebaut-ein«
»Das ist eine sehr gewagte Behaup
tuna und außerdem kennt man weder
Jcamen noch Woynung Ver zooten
»Ich habe mich in Der Moraue Da
nach erkundigt uno wollte Dir eben
meine Unterbandlunq mit Dein Vor
tin erzählen, als ou es für nöthig
hieltest, mich zu unterbrechen. Er
meinte, in Den Taschen hätte sich nur
Ein abgenutzteg Portemonnaie mit
vierzehn Sous und einem teinen
Schlüsselbund befunden Die Wäsche
var nicht gezeichnet, und außerdem
Fand sich weder ein Stück Papier noch
rine Visitentarte bei der Todten«
»Ein Stück Popier? ah, da fällt
nir ein, daß ich gestern Abend ein sol
ches im Omnibus aufgehoben babe.'«
»Was basi du .n«tt dem Papier oqu
fangens Hoffentlich hast du es nicht
verbrannt-ew «
»Nein, asber es ist möglich, daß ich es
verloren habe.«
»We- hatt du es denn hingesteett?«
»Ja Ue Tasche meines widerstehn-,
rnit der· Wobei inmitten nett der du
meine Laie g Ftitet hast. Arme Mir
;o!«2 fesfse M Malere, und betrachtete
den schon W Körper der unglückli
chm III-mits- -
stu- htelt die Rahel noch immer
in der harrt-. und do et beim Sprechen
viel gesittalterte, so folgte Freneuse
seinen Bewegungen mit etner gen-Essen
Unruhe.
«Thu’ mir doch den Gefallen und
lege das gefährliche Instrument ir
gendwohin,« sagte er, »du wirst
schließlich noch ein Unglück anrichten
ED ist gerade schon genug, daß du ein
unschuldiges Thier gernordet hast«
»Ist-echte nichts. ich weiß damit Be
scheid,« sagte Bin-M hielt es jedoch fiir
gerathener, sich des Mordinftruinentes
zu entledigen. Er legte es behutsam
rsus den Kamin und eilte tu dein
Ueberziehen aus dessen Tasche er ein
Stiiet zertnittertes Papier hervorzog
»Gott sei Dant, es ist noch da,« ries
er, »das ist es doch« nicht wahr?«
»Ich glaube sa, doch ich muß dir ge
stehen, sdasz ich es gestern ohne es weiter
anzusehen, in die Tasche gestectt habe.
Na, schließlich trafde es ia jetzt; sage
mir, was es ist«
·,.Ein Brief, mein Lieber,« versetzte
Binos triumphierend.
»Ohne Couvert und infolgedessen
auch ohne Adresse,« bemerlte Freneusr.
»Das thut nichts, ans dem Briefe
werden wir schon eine Menge Dinge
erfahren. Ah zum Teufel er ist in
der Mitte durchgerissen das wird das
Verständnis etwas erschweren Abers
schließlich werden wir doch herausiim (
den, um was es sich handelt, höre ein
bischen zu:
Meine Liebe! (das daraus folgende
Wort ausgerissen), meine liebe Freun
din oder irgend ein beliebiger Name·
Schade« daß er fehlt, aber wenigstens
wissen wir, daß der Brief an eine Frau
gerichtet ist."
»Und zwar scheint ihn ein Mann ge
schrieben zu haben, die Handschrift ist
wenigstens sehr männlich«
»Ja, sie ist fest, groß und ziemlich
unregelmäßig, es ist die Handschrift
eines Kaufmannes. Sehen wir die
Fortsehung an: i
. . Endlich sind wir soweit, ich
tin meiner Sache sicher . . ieit einem
Monat angekommen; sie wohnt Rue
oes ...... geht wenig aus aber
geht manchmal Abens . . . weiß
noch nicht zu idem, aber ........
-.«-«-Lk4 — Enc
L
- - luslllllc uUI lslclslcll UUUHIIII PS III s
zurück, er ist ........ zieht sich
l)in, also thue den Gefallen .......
. . . unsere Arrangemento, man will
alles beendigen. . ..... lein Wort
zu jemandem, nicht einmal zu .....
. Leute im Hause mißtrauisch . . .
. . . Also auf Wieder-sehen meine
gute 8."
»Aha, der Name der Dame beginnt
mit Z» das ist schon etwag.«
»Und die Unterschrist?« fragte Fre
ncuse.
«Fehlt, ist zerrissen, weiter ist nichts
iibrig, als was ich dir vorgelesen hol-U
sagte Binoö.
»Aber, lieber Freund, dieser Bries
ist doch völlig unverständlich Wir er
fahren daraus nichts weiter, als daß
die Todte Zin oder Zephirine oder Ze
nobia hieß.
»Du sbildest dir also ein« sie hätte
das Papier verloren ?'«
»Ja, das weiß ich doch nicht, aber
wenn sie es nicht verloren hat« wer soll
es denn verloren haben?«
»Die andere. die Schurlin, die den
Mord mit der Nabel ausgeführt hat.
Und soll ich dir sagen, wozu das
Briefsragrnent gedient hat? Die ver
gistete Nadel war darin eingewielelt,
das sieht rnan ja; sieh nur hin, wie
zerlnittert das Papier ist« Die Schur
tin hatte Furcht, sich zu ripen, und
hat ihre Vorsicht-maßregeln getros
sen.«
»Min, was- Iviun du denn aus die
verstiiinmelten Sätzen herauszie
j sen
F sen ?«
E »Für mich ist der Sinn ebenso klar,
isiö wenn überhaupt tein Wort fehlte· »
;Ter Brief fängt mit den Worten an: «
i,,(5ndlich sind wir soweit«, das lieißt:;
iendlich ist der Augenblick zum Handein i
fgelomtnen »Seit einem Monat an ;
kgctomnienC wer? augenscheinlich die;
»kleine; das stimmt auch init dem, was i
lwir bereit-— wissen. Sie ist teine
-«,j3ranzösin, ich habe iie mir angesehen."
»Ja, ja, du magst recht haben, aber
Was alles sagt uns nicht vielk«
»-Lh, doch, auf der zweiten Zeile «
befindet sich eine genauere Angabe.
Dort steht: sie wohnt Rue des. . .
»Ja, aber der Straßenname ist doch
» nicht angegeben; wie willst du ihn ent
fdectenZ Das wäre ein Kunststück.«
l »Bemerte wohl, mein Freund, daß
fes nicht: Rue de. sondern Rue des
Lbeißt; dieser Plural erleichtert unsere
iNachforschung bedeutend· Wieviel
k»Nue des« giebt es dean in Paris?
E doch sehr wenige.«
»Oh, da täuschest du dich, ek- giebt
sogar sehr viele; wenn du willst, tann
, ich dir sofort ein Dutzend nennen.«
»Nun jedenfalls lassen sich diese
Straßen zählen, und wenn es selbst
fünfzig gäbe, fo würde ich sie alle auf
fuchen. Jch werde. von Thür zu Thiie
gehen und mich erlundigen, ob nicht
eine junge Person verschwunden ist-«
»Und nach drei bis vier Monaten
wirft du schließlich eine Austunft ek
halten haben,« sagte Irmeuse achtet
uckend. »Da wäre ej doch weit ein
facher, die Rahel und den zerrissenen
Brief dem Polizeitomsntssiir zu über
gehen, der eine Untersuchung eröffnen
und mit den ihin u Gebote stehenden
Mitteln die Wer-muss des Opsees
schnell entdecken wird.«
»Gut, du wirft mich zu diesem Be
amten begleiten.«
»Ich, ach nein, ich habe dir doch ge
sagt, ich hätte keine it zu verlieren«
»Wie, dn willst nchti aber ich sage
dir gleich, ich kann ohne dich nichts un
ternehmen, wenigstens nichts Offixieb
ieå. Wenn ich zu dem Kommissar
geh-g so muß ich ihm doch sagen, von
wein ich die Stücke habe, die ich ihm
I brinne- Xch müßte ihm auch den Tod
- deiner Katze erzählen. Jch glaube so
gar, er wird den Leichnam Mirzas zu
sehen verlangen und man wird das
I arme Thier sezieren.«
f »Nein, das sdulde ich nicht,'« ries
jFreneusr. »ich will meine Katze nicht
sezieren lassen, es ist gerade genug, daß
du sie getödtet hast.««
»Dann ist es auch unnüt, daß ich zu
dem Kommissar gehe, Un ihm die Ge
schichte zu erzählen,« versetzte Binos.
»Wenn wir-die Sache der Polizei an
trertrauem so mußt du gewärtig sein,
Angel-end und häufig vethört zu wer-—
.den."
« »Ja, das will ich aber nicht.«
»Das wird aber zweifellos geschehen.
Augenblicklich glaubt niemand an ein
Verbrechen und darum hat man dich
auch in Ruhe » lassen. DIE wenn die
Vergiftung Mirzas tonstatirt ist« so
wird die Sache gleich ein anderes An
sehen betont-um Alle Agenten wird
man in Bewegung setzen, und da du
allein die Mörderin und ihren Kom
plizen bemertt und beobachtet hast. so
wird man dich «bitten. die Herren der
Sicherheitspolizei zu begleiten, um die
Schutt-Den im gegebenen Falle zu re:
lognoszieren-«
»Das ist ja eine schöne Aussicht; ich
stände also den ganzen Tag der Polizei
Fu Diensten. Nein, nein, thue was du
willst, lieber Freund, wenn ich nur
nicht gezwungen bin, mich selbst mit
dkt Sache zu befassen; das ist alles,
was ich verlange.«
»So vertraust du mir also die Nadel
und den zerrissenen Brief an, giebst
mir Vollmacht und wirst ctiir nie ein
satien lassen. meine Handlungen zu
tontrollieren?'«
,,kliiemand, unter einer Bedingung,
das-; du mich aus dem Lansenden er
hältst.«
,.Daraus kannst du dich verlassenJ
Ich werde mich nur mit deiner Assaire
beschäftigen, nnd da ich dich ja alle
Tage sehe, so werde ich dir stets erzäh
len, was ich am vorigen Tage gethan
habe. Also es bleibt dabei, nicht wahr-,
wir werden ohne den Kommissar zu«
Werke geben«-M
»J aber ..... «
»Was denn?«
»Ich frage mich eben, ob Ioir Eber
haupt das Recht haben, das, was wir
:vissen, siir uns zu behalten. Die
Pflicht eines guten Bürgers ist es, die
lGerechtigkeit aufzuklären, und du
willst doch. soviel ich sehe, die Sache im
Dunkein lasien.«
Erlaube ich will die Sache durch
aus nicht im Dunkeln lassen, doch
nsorte ich aus sden geeigneten Moment.
bis wir das oerbrecherische Paar ent
deckt baben.'«
«Jch bewundere dich wirklich, du
bast großes Zutrauen zu deinen Talen
ten, und doch willst du ganz allein zu
Werte geben«-»
»Nicht so ganz, ich habe zwar große
Veranlagung zum striininalistem doch
ez seblt mir an Praxis. Jch bedarf
zunächst eines Führers, und einen sol
chen habe ich bereits gefunden."
»Was du sagst-«
»Mein Gott, sa, ea ist ein Herr, den
ich häufig im Cafe kreise, nicht in die
ser Gegend ..... er hat mich liebge
wonnen, weil ich eines Abends sein
Porträt mit Bleistist gezeichnet bade.
Er plaudert gern über die Polizei und
ich bin so ziemlich siebet-, daß er ihr
einmal angehört hat. Wenn du den
braves Piedouche kennen wiiwesi, so
würdest du begreifen, »daß es mir in
seiner Gesellschaft sehr gut gefällt. Er
en --:t-..-:1. ....s- e-.:t. -.-..·;t--.e- Cis-«
III HLIOIILIUO Ul o« ils-sil, Ulsltsfusses syst-I
do!cn.«
»Ich zweifle nicht daran, aber ich
enthebe dichWoch von der Verpflich
tung, ihn mir vorzustellen Nimm den
Brief, die Nabel und sogar Mirzagz
Leiche mit.«
»Ich verlange nichig Bessere5,« ver
setzte Binne, »und werde dich bei der
selben Gelegenheit auch von meiner
lliersun befreien, denn ich habe zu
thun.'«
»Noch ein letztes Wori,« fügte Fre
neuse hinzu, »sprich in liias lsleoenis
wart nie von dieser häßlichen Geschich
te.«
«Fiirchie nichts, ich werde nichxg fa
genx und wenn sie mich fragt, mag aus
deiner Katze geworden ist, so werde ich
ihr erzählen, sie wäre gestorben. weil
sie aus deinem Farbenicisten Llrlenii
genascht hat«
III.
Paul Fteneuse hatte seine Gründe,
feine Unterhaltung mit Bin-seh die doch
nur Unannehmlichleilen für ihn im
Gefolge haben konnte, nicht allzusehr
cu verlängern
Ohne gerade ehrgeizia zu lein, halte
Ireneule doch den festen Willen, sich
eine unabhängige Stellung zu errin
gen, und et war auf gutem Wege, sein
Ziel zu erreichen. Als einziger Sohn
eines ziemlich wohlhabenden Kauf
niannej, der ihm eine hübsche Erbschaft
hätte hinterlassen tönnen, «haite sieh
Paul iin Alter von neunzehn Jahren
ohne Silihe und ohne. Mittel auf der
Seit allein befunden. Vollständig von
einer jener Geschäft-teilen ruiniert,
die die lolidesten häufe- umwerfen,
war fein Vater nor Kummer gestorben
nnd hatte ihm nichts als einen stecken
losw Rennen hinterlassen. denn er
heilte ases geopfert, mn feine Bet
pilichlungen innehalten zu können.
der er strebte schneller zu erlanqen,
- daran gedacht, sich zu verheirathen.
deeenx Ideen eines Künstlers.
cThat verdiente es Fräulein Margar
i
i
sder Ihre Mutter tvar gestorben und
Paul, per wenig Verlangen hatte im
Kaufmannssiande eine unter-geordnete
Stellung einzunehmen. dagegen große
Veranlagung zur Malerei besaß, hatte
dieses Wenige, das ihm geblieben, da
zu verwendet, nach Rom überzusiedeln,
wo er sich silns Jahre aushielt Um
nun die unabhängige Stellung, nach
hatte Paul Freneuse schon manchmal
Jsreneuse hatte sich in den Kopf ge
setzt, nur eine Dame zu heirathen, die
er liebteIt und er wollte sich nicht so
ohne weiteres verlieben. Er v rlanate
von seiner Zukünftigen eine ihe mo
ralischer Eigenschaften, und außerdem
hatte er iiber Schönheit besondere
Trotzdem toar ibm zu Beginn der
Saison die Tochter eines deren. der
früher mit Freneuses Vater in Ge
schöftsverbindith gestanden hatte,
ganz besonders ausgesallen, und in der
rite Paulet, daß man sich mit ihr leb
haft beschäftigte.
Fräulein Paulet glich einer Frauen
gestalt Raben-Cis und Paul Freneusc
bewunderte lebhaft die Reize der rei
chen Erbin, die ihm seit dem Beginn
des Winters schon zahlreiche Walzeri
tänze bewilligt hatte
Jhr Vater hatie durch Börsenspelu
lationen ein bedeutendes Vermögen er
worben und besaß keine andern Kin
hatte ihr 200,00() Franks hinterlassen,
in deren Besitz sie bei ihrer Großsähria
teit treten sollte. Man erzählte sich
ferner, daß Herr Paulet, welcher Be
sitzer von drei Häusern in Paris war-J
eine Rente von 70,000 Franks besaß,
die er nicht zu verzehren vermochte, ob
wohl er sehr anständig lebte.
Nun hatte das Fräulein beim letzten
Fixier, als sie bei Tische neben Paul
Freneuse saß, den Wunsch durchblielen
lassen, sich ein Drama in der Porte St.
Martin anzusehen, und« Paul Fre
neuse, welcher wußte, daß die reichsten
Bürger von Paris es nie verschmähen,
umsonst ins Theater gehen zu lönnen,
hatte sogleich daran gedacht, ihnen eine
Lage zu schielen. Er hatte sich wohl
gehütet, sie anzubieten, sich jedoch ge
schickt erkundigt, was Herr Paulet mit
seinen nächsten Abenden anzufangen
gedachte, und da er ersahrenihattr. daß
der über-nächste Tag noch nicht besetzt
war, so hatte er einen ihm befreunde
ten Journalisten um eine schöne Loge
ini ersten Range gebeten. .
Entsetzng solgt.)
Pstttoacketspcrtöse.
Wie aus Washington gemeldet
wird, it neuerdings die sranzösische
Regieru g um Abschluß eines Post:
packet - Vertrages vorstellig geworden,
ivie solcher seit etwa zwei Jahren zwi
schen den Ver. Staaten und Deutsch
land besteht. Der sranzösiiche Bot
schaster, Cambon, hat ossiziell an das
Staats-Departement das Ersuchen
um Eröffnung bezüglicher Unterhand
langen gerichtet und dabei betont,
seine Regierung sei der Ansicht, die
Ver. Staaten vernachlässigten ihre
Verpflichtungen anderen »meisttsegiin
stigten« Nationen gegenüber, wenn sie
allein Deutschl-and das Vorrecht ein
räumten, Postpaclete zu Minimalras
ten mit den Staaten der llnion aus
tauschen zu diirfen. Allerdings ist
bisher von allen eurapäischen Nationen
Deutschland allein ter Abschluß eines
Postpackzt -— Vertrages mit der Bun
des - Regieruan gelungen, trotzdem
andere Landensich isixdrrhalt um ein
Hin-IRS »I13J-J"Ui’-Ullin LIUUUZl lPUUciL
Beisncers soll tcr brjtisckt Liniean
ter, Lord Pnnncefrte, in tiefer BI
·rier,ung thätig gen-Hirn fein, in letzter
Zeit feine Bemühungen jedoch, ais er
folglog, eingestellt haben. Und wie
ans Washington akanetmt wirk, liegt
auch wenig Auesickn vor, das-, das nen
ein-, oon Frantreich an das Staats
Departement gerichteie Gziirch von
besserem Erfolg beginnt sein wird.
Dadurch, daß dasselbe vön ren:
Staatkieiretiir an ten General-Post
nxeiiter verwiesen morden ist, hat die
Frage trg Avichlufseg von Postpacteti
Bett-Eisen mit eiiropäiichen Nationen
neue Anregung erhalten. tino wie in
Verbindung damit betannt genieer
ist vie Bunteg Regierung im Alle-—
meinen nicht gen:ini, ten mit Deutsch
land gemachten Versuch zn ernseitem
Es wird kersichIrt, daß währeer der
mit Deutschlano adgeichiossent Ver
trag teinecsfallg werde nieder aufgeho
ben :veroen, die Regierung doch mit
keiner anderen enropäischen Groß
tnactst in nächster Zutnnft einen glei
chen Vertrag eingehen ir-:rize.
Inegeiamint find es 21 Länder,
mit weichen die Buntesregierung im
Laus-: rer Jahre PostpacietsVerteiige
abg:schlossen hat und zwar sind dag,
außer Deutschland britifche Actonien
nnd site-amerikanische Repnbtiien. Jm
Vertehr mit diesen Ländern erweist
sieh das Vertrags-Verhättniß iiir sie
Vereinigten Staaten ais von Nu n,
denn diese kleineren Nationen Tab
hauptsächlich Käufer von amerikani
schen produiten unv die Möglichkeit,
solche in beschränkter Menge per Post
paetet oon hier zu beziehen, fördert ih
ren Waarenimport ans den Lee»
Staaten. Der Vertrag mit Deutsch
land wart-: als ein Er ertment abge
iehLossenz man wollte überzeugen,
ob es sich empfehle, vie Politik inter
nationaier PostpacketWertriige auf
Europa ausznvehnem Deutschland
wurde ausgewählt, sowohl wegen der
.--.-.- My- . - ..—,-s---—-—
steundlichen Haltung seiner Regierung
den Ver. Staats-i gegeniiber, als auch
mit Rücksicht oui das entgegenkom
irrende Verhalten der deutschen Post
derwaltung. ·
Die Einrichtung eines Seenostdiens
stec, wie er ans Grund solchen Entge
gienloinrnens zwischen Deutschland
und den Ver. Ematen vor Jahren be
reits zur Einsiidrutia gelangt isi, und
der wesentlich zur Beschleunigung des
Mosis-erteer zwischen den beiden gän
dern beittiigt, hoben Großbritannien
und Frankreich abgelean Bekannt
lich wird bei diesem Seeposidienste der
Austausch nnd die Sortirnng der
Poststiicke von Beamten« welche von
den beiderseitigen Regierungen dazu
ausgewählt worden sind, an Bord der
zwischen hüben und driiben berichten-v
den Dampier vorgenommen Die
englische Regierung bsilt es dagegen
für zweckmäßig-en dass die Soritruukl
der Ausland-Post ans der Fahrt zzui
schen Queengtotvn und London un?
von britischen Beamten vorgenommen
werde. Thatsächlich ist diese Strecke
jedoch eine so kurze, daß es iiir sorg
siiltige Erledigung der Arbeit an Zeit
gebricht. Die Folge davon »ist, daß die
britische Post bei ihrem Eintressen da
hier mit viel Mühe und Kosten regel
mäßig von Neuem sortirt werden
muß. Auch die ’sm:rziisische Regie
rung zieht die Sortirung der Aus
land - Post im eigenen Lande und
durch eigene Beamte ein-sent Seel-ost
dienste dor, der, wie sie behauptet, sich
im Falle von Deutschland empfehle,
weil die Postsacilitiiten in dem deut
schen Landungsbisen siir den über
seeischen Verleler nicht ausreichten
Daß die Einrichtung Deutschland
großen Vortheil aeiviibrt, ist zweifel
los und thatsiichlich liegt der Vortbeil
bei Weitem auf Zeiten Deutschlands
Wie die Ersabrung der beiden letzten
Jahre lehrt, ergiebt sich für die Buu
des-Regierung aus dem Besinne-let
IIIIEOAIITJI en« Gurts-Island dir-»so
---.- q-- -----------
Verlust. Ep· ertliirt sich das leimt auc
dem Umstande. daß das Ulreal
Deutschlands weit tleiner ist, als das
der Ver. Staaten, die Beförderung
amerilanischer Post in Deutschlaan
daher mit weit geringeren Kosten ver
tniivst ist, wie die deutscher Poststiick:
in Amerita. Unter solchen Umständen
tann es auch nicht über-raschem wenn
sich die Bunres - Regierungen anderen
eurer-Zischen Nationen gegenüber, wel
che sich um den Vortkteil der gleichen
Einrichtung bewerben ablehnend ver
hält, zumal auch im Bereiche ver Ver.
Staaten ein Postvaclet Bertekn noch
nich: eingerichtet ist. sN. Y. Odieztzxf
die berühmte italienische Schan
spietertu Meer-ne Dust-.
Ein französischer Schriftsteller, wel
cher Gelegenheit hatte-, die berühmte
italienische Schauspielerin Eleonoxe
Dust näher zu beobachten, schildert n :
Art nnd Weise, wie sie sich unter ver
schiedenen Umständen giebt, folgender
mnßen:
Aus der Strnszez lVine bürgerlich
Erscheinung, ohne Rotetterie, in ein-sit
Schneidettoitiint ans dunttem Tuch,
aus dem Kopfe ein Gainzborougkiiynt
mit schwarzen Federn von bescheidenen
Dimensionen. Das Gesicht stete- .nis
durchsichtig-tm Tiill verhüllt, Insde
welchen zwei dunkle Augen mit irriti
lernetn Blick hindurchscheinrnx ein
schönes Osal mit weichen Zügen, ::e
eine qexoisse nervckse Ertttiimna zeiget-.
Die Dame schreitet etwas rasch, ein
silberbeschlaqenes LJOerstöschetren in d:r
Hand, die unter dem Handschuh Ner
vosität verkiitlx Von Zeit zu Zeit
bleibt sie vor einem Btmnentaren
Topf-tu an As ins-»Ernst si-- Gan-. »in
iltoien lausc, oxer nor drin Schauer
ster eines J..i.sr)eli.rs:—, ta: sie mit eirsr
einenthiiinlichJXL trocken:n, ironisch-en
Miene kritisiert. ,
Zu Hause: Ein-« Taine non ernst-san
ja fas: hartem Aussehen, die Itsrn
etwas nel1.7i:st, der Ltiliet iitiß:r.1!tisd;;
nie Taille schlank, Der Sirt-txt ein wenn-,
seltleppen:, aber anmuthnx eine Fülle
schwarz-en Ioelliger Danke mit einiqen
äilberftriiljnen an Den Schleifen zrei
che vom Fieber :e«:- Geonnleit«5, ocn oer
fortwährenden Arbeit des Gehirns
zeugen. Wenn man sie erblickt. coirI
man im ersten Augenblick eingeschiisl«
tert und möchte-. Ia man sich ringend-sit
siihlt, am liebsten nni Entschuldigung
bitten und verschwinden Es ist dir-is
übrig-eng das Beste, was Der Frentxr
Thun kann. Jst man ein Freund, du«-n
liegen oie Dinge andere-: Dann tot-I
Die Dame liebiirsxviirbiq, ihre c!ln·;·n
blicken verführerisch, das Gesicht ver
iiingt sich, vie Stirn glättet sich; eezn
seingezeichneten Munde entströmt eine
Stimme oon Inetillischem Klang uan
sesselnbem Wohllaut Die Unterhal
tung belebt sich. oie Poesie beginnt
Aus der Bühne: Eine wunderbare-,
staunenerregenbe, nackende Künstleritn
Eine Umgestaltung, vie ausschließlich
onrch oie straft der Aufrichtigkeit Ie
rvirtt wird, ohne Zuhiilsenahme von
Schminle over anderen Kunstmittein
Sie selbst ist sich dieser Umgestaltung
unbewußt, wie sie von allen Tritte
ihres Metiets nichts wissen will uns
one Wirkungen nur durch ihr Tempe
ronrent, ihre Ueberzeugung, ihre bra
rnatische Leidenschaft hervorbringt
Wenn man sie sieht, vergißt mon, onst
das Theater eine Illusion ist, well iie
ihre Rolle nicht spielt, sondern lebt uno
sich bis zur Selbsttiiuschung mit ihr
isentisizirt
St. Louisi hat sieh silr seine Welt
ousstellung schon eins gesichert: vie
Lust, in der die von SoniossDuznont
itsnåieregte sollontoettsohrt stattfinden
o I