Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, March 14, 1902, Sonntags-Blatt., Image 16

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    W
Ein Familienqu
Erzählung von Marie Stahl.
Der Amtsrath Hegemann feierte
seinen sechzigsten Geburtstag Die
em rasen Tag zu Ehren traf man
alle orbereitungen zu einem glänzen
den Fest in Burgdorf und man er
wartete zahlreichen Familienlpgirbe
such. Schon einige Tage vor diesem
Ereigniß waren alle Arbeitskräfte in
und außer dem Hause tbätig, um
Speiselarnrner und Wohnräume zum
Empfang der Gäste zu rüsten.
Helene, die Tochter des Hauses,
und ihre Consine, Lulu Darin-Erz die
soeben eingetroffen war, um beim
»Schweinefchlachten« zu helfen, stan
den eifrig fliisiernd bei der Wurst
maschine. Lulu drehte, und Helene
stopfte das Fleifch in den Trichter.
»Bist Du denn ganz sicher, daß er
Dich liebti« fragte die zierliche Lulu
mit den schalthaften Augen und dem
irausen Braunhaar.
»O ja!'« flüsterte erröthend die
schlanke, schöne Helene, »aber erst seit
Kurzem. Lange Zeit begegneten wir
uns nur flüchtig. Jch hatte auch
schreckliche Angst vor Papa, Du weißt,
wie streng er in solchen Dingen ist.
Und vor Mama durfte ich mir erst
recht nichts merken lassen. Sie wäre
außer sich bei dem Gedanken an Papas
Jnspektor als Schwiegersobn. Vor.
Ungefähr acht Tagen kam ich Abends
spät von einem Krankenbesuch im
Dorf nach Hause. Es hatte geregnet,
und die Dorfsiraße war so furchtbar
schmutzig, daß ich den Fußpfad zwi
fchen den Feldern und den Gehöften
dorzog. Jch hatte mich verspätet, es
war dunkel geworden und sehr windig.
Pliislich bei dem alten Backofen, unter
den Mittern, begegnet mir eine dunkle
Gestalt. Ich fürchtete mich und wollte
fchnell vorbei. Da redet mich der
schwarze Mann an, und ich erkenne
Frii Herbes. Wir haben, glaube ich,
nicht viel zusammen geredet, und ich
kann nicht sagen, wie es lam, ich weiß
nur noch, daß mit einem Mal meine
Dand in der seinen ruhte, und hinter
dem alten Streit-schaben bei den Pyra
midenpappeln, vor unserm hofthor,
bat er mich zum ersten Mal geküßt.
Ach Lu1u, ich kann cis-»Dir nicht be
s1—-LL-—
IWLIINIH IUII Fsllk äu Ycuch Eos-Il- "—
Aber, Mine, Du schneioesr die Speck
brocken viel zu groß für die feine
Fleischwurstl Halb so grosz mässen sie
seid! Wenn das Mama säh-k«
Jn diesem Augenblick trat ein jun
ger Mann in hohen Stiefeln, mit einer
grauen Joppe und schwarzer Pelzmiitze
in die Küche. Er grüßte die beiden
Mädchen höflich und meldete, der Wa
aen nach der Stadt sei zum Abfahren
Herein ob Fräulein Hegemann oder die
gnädige Frau noch Aufträge fiir den
Kutscher hätten. Er sah dabei Hele
nen mit seinen hübschen blauen Augen
so zärtlich an, daß diese kaum Fassung
hatte, sich aus die wichtigsten Austräge
zu besinnen. -
Sie ging mit ihm an einen sauberen
Tisch im Borskur und schrieb ihm die
nothrvendigen Beforgungen auf einen
großen Zettel, aber es ereignete sich,
daß, als der Kutscher eben vorn Hos
ihor gefahren war, Mine athernlos
hinterher stürzen mußte, weil dennoch
das Blei-wichtigste vergessen worden
war. Zum Glück hatte Frau Klinke
zur rechten Zeit noch ausgefchrieen:
»Herr Jeses, Fräulein, der Baum
tuchen!«
Und »Mine! Schnell! So schnell
Du laufen kannst! Er soll den Baum
tuchen vom Konditor abholen!«
Kaum war Mine abgerast, so tönte
eine Stimme von oben in das Sonnt
rain herunter: «helene! hast Du auch
dem Kutscher aufgetragen, mein
schwarz eidenes Kleid von der Schnei
derin zuholeu?«
«Himmel! Mantos Kleid! Rieke, so
schnell Du laufen kannst hinterher! Er
soll ohne Mamas Kleid nicht wieder
lornmeni«
Rieke folgte Minen im Dauerlaus,
und als Frtz Fordes draußen begru
sen hatte, um was es sich handelte, un
terstützte er Beide. Nun liefen alle
drei dem laut die Fahrstraße hinun
ierrasselnden Fuhrwerk nach· Ein
Hoslnecht, der ihnen entgegenkam,
wurde durch Ruer und Schreien ver
anlaßt, den Wettlauf mitzurnachen,
und ihm, der den grüßten Vorsprung
hatte, gelang es endlich, den Kutscher
zum Halten zu bringen.
»Schrecklich,« sagte Frau Amtsrath
Hegeinann, die oben aus dem Fenster
einer Giebelstube mit Tante Meta
dem Dauerlauf zugesehen hatte, »was
das Mädchen seit einiger Zeit vergeß
lich ist! Na, ein Wunder ist es nicht
mit Helenen. Der Landrath macht
ihr so aussallend den Hof, und weißt
Du, Meta, ich glaube bestimmt, daß
er sich zu Papas Geburtstag erklären
wird. hübsch ist es doch, solch einen
Schwiegersohn zu bekommen — von
sdel nnd Landrath!«
»Aber sag’ mal liebe hermine, ist er
nicht eigentlich zu alt für helenen2«
fragte Tante Meta, eine ältere, unver
seirathete Schwester des Unmratht
Ue ebenfalls zum »Volkes« früher alt
Ue it Wrgiste eingetroffen
Ist. M eben mit Frau hege
stimr W satt-den tu den Frem
ig inneres mä.
—
Der roje Tag war gekommen. Jm
Solon nf den gelben Damaftnriibeln
der Iro Amtfrnih saßen nach einein
folennen irrer die Inmittentanten in
Seide nnd Brot-at mit Spitzen-Händ
chen beim Schälchen Laffen
Jm Fefifnnl hielt die Jugend, He
lene und Lulu rnit einigen Vettern
und Ton-sinnr, die letzte, große Gene
ralprode der BRANan die den
Ieftodend eröffnen folltein Fritz For
bes hatte nach Kräften geholfen, die
Bühne und die Deloratäonen des Saa
les fertig zu stellen, er durfte auch jest
nicht fehlen, denn es goh immer noch
allerlei zu ändern und zu verbessern.
Dabei geschah es, daß Helene und er
eine längere Berathung in einem Sei
tenlabinet hatten, über die Mechanik
des Vorhanganfziehenä, und daß Lu
lu während die-set Zeit Niemand ein
ließ, do die wichtige Berathung nicht
gestört werden durfte.
helene lam mit so ftrahlendem Lä
cheln hervor, daß das schwierige Pro
blem zur vollsten Zufriedenheit gelöst
schien. Um den Amtsrath schaar
ten sich die Gratulanten.
Endlich trat auch der Herr Land
rath ein. Klein und zierlich don Ge
stalt, mit deinlicher Sorgfalt gekleidet,
mit langen Schnurrbatizidfeln und
einem goldenen Pinrenez, tänzelte er
mit zwei rodfiirtnigen Tellerbouquets
in den Saal. Eins für das Geburt-Is
tagstind und eins fiir die Tochter vom
Haufe. Leider ließ sich die schöne
Tochter durchaus in diefetn Augenblick
nicht finden, nnd Manto Oegemann
mußte ihm mit fiifzeftern Lächeln den
zweiten Strauß abnehmen.
Als die Vorstellungen begannen.
zeigte der aufgebende Vorhang zuerst
eine malerifche Gruppe Korpsftndem
ten, um ein Faß Bier gelogert. Einer
von ihnen trat vor und grotulirte in
Versen ihrem alten Verkn, dem Ge
burtstogstind Auf dem zweiten Bild
waren Schnitter und Schnitterinnen
bei der Ernte. um die Garben mit
Senfen und harten. aufgestellt. Eine
Schnitterin im rothen Röckchem es
ivsr des Amtsraths reizende Nichte
Luln, mit langen Zöpfen trat vor und
gratulirte dem Gehnrtstagstind im
Namen aller feiner Arbeiter und Ar
beiterinnen· Darauf folgten vier
junge Herren und Damen als Kar
tentönige und Damen vertleidet. um
im Namen des Whisttränzchens zu
gratuliren. Zuletz: stand die Büste des
Amtsraths unter Oleanver- und
Orangenbäumen, bengalisch beleuchtet,
tauf der Bühne. helene im griechi
schen Gewande, als Genius, bekla
rnirte hvchpathetische Verse und krönte
sum Schluß die Büste rnit einem
Kranz, während der im Halbkreis
aufgestellte Chor der Darsteller eine
Freudenhntnne anstimmte.
Als der Vorhang unter rauschen
decn Beifall siel, waren Alle entzückt
und äußerten laut ihre Befriedigung
Die brvtatenen Tanten zerdrückten
mit den Svihentaschentiichern Thra
nen der Rührung und stüsterten
«nein, aber reizend!« und .ach, die
helenel Wie schön sie aussah!« noch
leiser fügten sie hinzu: »Wiszt Jhr es
schon, es giebt heut noch eine Ueber
raschung, eine Verlobung!« «Wer
denn, wer denn?" »Na, natürlich He
lene! mit dem Lanbrath!«
Der kleine Landrath stand vor der
gerührten Amtsröthin und sagte ihr
Lobspriiche über »Fräulein Helene«.
»Unvergleichlich, ganz unvergleich!ich.
Diese haltung und diese vornehme
Ruhe! Gnädige Frau haben ein Mei
sterstück der Erziehung geliefert. Die
schönsten Naturanlagen und beste Er
ziehung vereinigen sich hier zu
einemfvollendeten Ganzen, welches —
ah —.«
Jn diesem Augenblick ging plönlich
ganz unerwartet der Vorhang nach
einmal in hie höhe.
Den erstaunten Blicken des Publi
Jturns bot sich der Anblick eines eng
: schon Dante-is ein«-nex«
umschlungenen Liebespaareå —- nur
eine siüchtige Sekunde — sofort fiel
der Vorhang wieder, aber ein Jeder
hatte doch den blonden Genias im
griechischen Gewande erkannt und
einen von den Schniitern, der beim
Tableau durch seine prächtige Figur
aufgesallen war.
Jkn ersten Augenblick allgemeine
Erstarrung, dann brach ein jubelnoes
Ia capo los.
Das war also die Ueberraschung?
Aus der Amtsräthin entgeisterten
schreckensbleichen Mienen las man je
doch, daß nicht Alles in Ordnung war
mit dieser Ueberraschung, nnd jetzt sah
man den Amtsrath durch eine Seiten
thiir hinter der Bühne verschwinden.
Dort lag Helene einer Ohnmacht
nahe, und Frih Forbes hielt sie ver
zweifelt uno verstört in den Armen.
»Mein Herr —« begann der Amts
rath, da sprang Lulu dazwischen.
«Pft! Onlelchen, Das war ein
Streich von mir. Die Beiden lieben
sich zum Herzbrechen, und nun kommt
Tante mit der Rippsigur von einein
Landraih dazwischen! helenen saqtt
ich es erwarte sieJemand aus de1
leeren Bühne, und dasselbe sagte ick
nForbeZ. Siehst Du, sie sint
nur aus herschrie im lbduntei
die Arme gelaufen, und zog ich
natiirlich m Verschen, schnell der
Vorhang ein bischen M Was wec
den Dir nun this-, Onkelcheeh tun di(
schreckliche Blase-ge dieser snvorsichri
w Leute wieder Futtch znma i
es, Onl rchhöri
s
»Q, Du Mit-Tadels Dir Vetter
hexe!« schalt der Onkel· »was hast Der
an richtet!« «
ber Litlu zapfte ihn gar zu nied
lich am Bart und streichelte unvtiiße
den alten Onkel, und Miit-lich- ehe erj
es sich versah, zog sie den Vorhang in I
die höhe. l
Da blieb dem Amtsrath gar nichts z
weiter übrig, er saßte helenen rechts!
bei der hand, Irih Forbes links und
stellte der verehrten Gesellschaft die
Beiden ais Brautpaar cor.
Da war nun die Ueberraschung!
—. -.·-. - O-—--.-..
Jst sent-et seit der schbedtscheu
versteckten-.
»Reisen ohne Kenntniß der Landes
sprache", sagt der OerrSchwetnmhuber
am Stammtisch .ist der halbe Genuß.
Das Ovid-Leben ist überall dasselbe;
die größten Museen, vie kostbarsten
Gallerien, vie schönsten Landschaften
— das Alles wächst Einem schließlich
aus dein Hals heraus, wenn man nicht
mit dem eigentlichen Volksleben in
Contact treten lann.«
Dann läßt sich der Schwemmhttber
noch einen Schnitt geben und sährt
sort: »Da haben Sie z. B. mich. Jch
war einmal in Schweden und habe
mich die erste Zeit wegen Unienntnåß
ver Landessprache schauerlich gelang
weilt. Ohne es zu merken, habe ich
mich aber dann doch halbwegs in das
Schweoische hineingesunden. Da stehe
ich nun einmal in Stockholm uns
schaue mir die Statue von Gustav
Wasa an. Plotzlich iomrnt ein baum
langer Lümmel, seaelt an mir vorüber
uon tritt mir dabei, daß ich vie Engerl
im Himmel singen hör’, aus mein ein
ziges Oiihneraua’. Jn mir tocht Alles,
und um mir Lust zu machen, und weil
ich mir veni’: Na, deutsch versteht ver
Hallunfsa doch nicht, genie« ich mich
weiter nicht und sag’ ganz ruhig: .Sie
Narr, Sie Ochs, Sie Elephant!« Nun
hätten Sie aber einmal die Watschen
sehen sollen, die mir ver Kerl herunter
baute. Jch sag’ Ihnen, ich hat-« die
Engerln va capo singen hören. Hinter
her hats mich nur g’wnnbert. wie ver
Flegel, der doch nicht im Geringsten so
ausgesehen hat wie ein Sprachforscher,
so gut deutsch verstanden hat. Dann
ysreilich, wie ich im Hotel in meinem
ioeutsch:fchwevischen Hanawiirterbuch
J nachschau’, iit mir erst eine Gasbelenchs
i imm .«-iis.1-.r.1r1.ren. Narr beißt Ittf
3 Zchioedisch: narr, Ochs heißt: ore uns
JEleohant heißt: elesantk Also hat nickt
ser deutsch verstanden, sondern ich half
schwedisch gesprochen uns, meine Her
ren« — bei diesen Worten schlägt Herr
Schwemnihuber mit oer Faust ans den
Tisch —ich muß sagen, es freut mich
noch heut’, wenn ich o’ran vent, wie
ich’s dem Kerl auf Schwedisch hin
g’sagt hab’!«
W
Ohre tysilse Theater-Oes«t0te
erzählt Ernesi Blum in seinem .Jour
nal d’un hanvevilliste": AnicetsBours
geoiö Uno Baron-Vater arbeiteten
nach Mitternacht an einein großen
historischen Drania mit Rittern uno
Rüstungen, das nur sehr langsam vor
wärts schritt. Sie mühten und quälten
sich furchtbar, als sich aus oer Straße
das wiederholte Klopfen eines Thür
hanimers hören ließ, wodurch sie in
ihrer mühevollen Arbeit nockz rnehr ge- j
stört wurden. Es war ein Herr, oer in ;
seine Wohnung gelangen wollte uno
ohne Unterbrechung an Die hinsier
tlopstez ver Worts-er Its Hauses aber,
oer wahrscheinlich in: ersten siiiken
Schlummer lag, blieb hartnäckig uno
öffnete nicht. Der Herr aus der
Straße ließ jeooch nijzt nach nnd
lärknte wie ein W:loer. »Diese: Lärm
ist unerträglich,« sagt Knien-Bont
geoiz zu Lockroo, »e: hindert mich, ir
gend einen Geoanten zu sinden.« —
»Mit-h auch.'« Voll Wirth öffneten sie
Das Fenster. Der herr stano noch im
mer do. Man mußte ver Sache ein
Ende machen, und Einem-Born eois
rief hinunter: »Ihr Portier s tnt
Ihnen heute nicht mehr öffnen zu wol
len: Sie sonnen aber bei solchem Wet
T geeig, um sich zu
ter nicht aus der Straße schlafen;
kommen Sie zu uns heraus, Sie kön
nen auf unserem Ranape nächtigen.«
Der Herr hörte zu klopfen aus und
nahm vie Einlaouna an. Das Dreim
nrit Rittern und Rüstungen ging aber
Katze-ein nicht vorn-arti Ganz mitth
los schlug Lockroy seinem Mitarbeiter
bor, das Ritterbranta einstweilen
ruben zu lassen und das kleine Ereig
niß, das ihnen soeben passirt taar und
Ins er sebr drolliq sand, als Possen
stoss zu vermuthen Die Passe wurde
in wenigen Stunden aufgebaut und
hatte einen ungeheuren Erfolg, wäh
rend das historische Drama mit Rit
tern und Nüstungen, das endlich auch
an’s Licht kam, mit Glanz durchsieL
Eines Abends tarnen Anciet-Bour
geois und Lackrarz aus den Gedanken,
dem Herrn, der aus ihrem Kanape
geschlafen hatte, aus Dankbarkeit da
siir, daß sie ihm einen prächtigen Pos
senstoss u verdauten hatten. ein Billet
für die ufsithrung zu schian. Am
nächsten Morgen tatn der Herr als
woblerzogener Mann Zu Armes-Baut
ebanten. »Ihr
Stück,« sagte er, Jst sehr amüsant,
aber . . .« —- ,.Abek?« —- «Es ist höchst
unwahrscheinlicht«
W
Leut-rann »Ein Das-nd wilder se
ftien umkrei unser Lager uns
wartete aus Moment, aus uns
zu stütze-R Dam: »Und sei ha
ben St- schlafen Isnnenf Leut-aut
«Ttlebrtd«tngs bischen unruhige Raqt
ge a . (
I
Hexerei.
Erzählung von L i d d d.
Die errschaft Stadnira liegt in
dem wa dreichen Theile Südnngarns.
pas Schloß blickt oon einein mäßigen
Zugel stolz auf das kleine wala ische
« ork zu seinen FiiHen nieder. en
gend brennt die heiße Nachmittags
sonne ans die borstigen Riielen etlicher
träger Schweine die grunzend in dem
zur Erde gefallean Obste wühlen,
das faulend den Boden bedeckt. Kein
Lüftchen regt sich und teine Menschen
seele ist zu erblicken. Plöylich rührt
sich etwas-» Jn der Thüröfsnung
einer kleinen, daldzerfallenen Lehm
diitte erscheint eine kräftig schöne
Mädchengeitait in der lleidsamen
Tracht des Landes.
Die schöne Maritza ist das ärmer
Mädchen im Tarse. Sie besitzt keine
echte Korallenschnur, leine Neide gold
glänzender Dntaten, wie sie in ihre-n
Halsschenncle die reichen Mädchen
tragen, aber sie ist schöner als alle an
dern, ja der schönsten eine des ganzen
Stammes, dem die romanische her
tanit deutlich in den edeln Zügen g:
schrieben steht.
Während Maritza vorwärts schrei
tet, handhaben ihre lHände fleißig die
Spindel. Die mandelsörrnigen Au
aen lnaen scharf in die Ferne. Die
Hügel hinter dem Schlosse verschwin
den in weißem Nebel, doch müssen die
aeiidten Augen des Mädchens aus
einem derselben etwas besonderes ent
decki Hasen, denn Many-a schwingt
wie drohend ihre Spindel und indem
sie rasch nach vorwärts eilt, murmelst
ihre Lippen zorniae Worte.
Aas der Anhöhe saß das Schloß
sräulein d. Bett-Henn. in einem dusti
gen, weißen Kleide, in ihrer zarten
blonden Schönheit beinahe engetlsaft
anzuschauen. Aranla malte. Ein
großer Leinwandschirtn schätzte gleich
mäßig sie und ihr Modell vor den
Strahlen der Augustsonnr. Das Mo
dell war ein dildhiidscher, junger Bur
sche, der malerisch vor ihr im Grase
lag. Er hielt seine Augen mit schwär
merischer Beharrlichteit aus das seine
Gesichtchen des malenden Edelsriiu
leins aerichtet und hatte leinen Blick
iiir die, seiner Aufsicht anvertraute
Lämmerherdr. Diese graste friedlich
nnd wurde don einem wolssartigem
ichmntziagelöen Hunde zusammenge
i
x
cIUcksp
Maritza hatte sich ungesehen auf
Den Hüael gefchlichen unI beobachtete,
binter Buschivert versteckt, die Seen-·
Zie knirschte mit den Zähnen.
»Sie hat ihn behext,« murmelte sie,
»deshalb will er nichts meer von mir
missen. Ohl aber der herr wird ihn
mit Hunden vorn Hose jagen, wenn er
es erfährt —- und etsoll esersahren.«
Jn ihrer Muth machte ste ein paar
unvorsichtige Bewegungen knickte ei
nige Zweige und ver Schäfers-und
schlug an.
Der Bursche sprang aus und ries
pas Mädchen zornig an: »Was willst
Du?«
Doch beoor er noch ausgesprochen
hatte, war Maritza neben das Fräu
lein getreten uno dann wortlos mit
einem wilden Schrei davongeranni. ’
Fräulein v. Beresenp packte eiligst
ihresMalgerätlye zusammen und ließ
Dieselben oon Ditnitri ins Schloß tra
gen. Sie wußte nicht, was sie von
dem Vorfall halten sollte.
Maritza war unterdessen athemlos
Ioe oem mächtigen Bauerngehöst an
aelangn welches Das vielbeneiaete Eis
zentlzum von Timitri’å Vater war.
Der war der reichste Bauer weit und
breit
» Er stand mit dem Rücken an die
Thiir seines Hauses gelehnt und
tauchte seine Pfeife. mit der stillen
Beschaulichkeit eines Mannes, den
nichts aus seiner Ruhe zu bringen
vermag. Gleichmiithig schaute er auf
Marthen vie wie ein Ball daherslog,
während ihre geübten Finger die
Spindel auch nicht einen Augenblick
:n Muse setzten. .
»D: stehst Du und rauchs:,«
kretschte sie, vor »dem Mächtigen stehtn
bleibenI, »und oben aus oem Hügel
behext man Deinen Sohn. Run,
hörst Du nicht —- Denes« — fee ver
gaß sich so weit, ihn bei dein Aeimel
seines hemoes zu fassen.
Mit einem kurzen, aber sehe ener
gischen Rucke schüttelte er ihre band
ab, blies ihr eine Rauchkoolte in das
erhißte Gesicht, die sie zwang, pusteno
oie Augen zu schließen und sraEte
dann mit geschlossenen Zähnen ii er
die Pfeife hinwea ruhig:
»Was gie"bt’s?«
»Das giebt’S, daß das Fräulein
eine here ist und Deinen Sohn be
hext. Zeit vielen Tagen schon sehe
ich, baß er oie herbe immer nur dort
auf ·oie Hügel treibt. Wenn er oben
ist, kommt vak- Fräulein mit ein-m
Kasten uno einem Brett. »Aus dem
Kasten nimmt sie kleine Stäbchen mit
Bäscheln an den Enden und fährt da
mit über das Brett. Dimitri liegt
vor ihr im Grase und schaut ssie an
und sie, sie schaut ihn wieder an.
Seither spricht er gar nicht mehr mit
mir. heute wollte ich mich überzeu
gen, was sie mit den Stäbchen macht
unddasa ich—vasahtch«—-k .ie
bekämt is zu schl n —- »der
D itti ist aus dem Be t, ganz uns
lebendig — ve It Du —- zweimal
tm et sa, vor tm Grase und aus
dem steti. Sie hat ihn daran -
und Aruns will et von m e
s mehr wissen und —- und . . .«
ildes, leidenschaftliches Schluch
kpetn nntetbricht den Strom ihrer
Der reiche Denei halte III SUM
Schlusse mit überlegenem Lacheln Hu
gehört, nun nahen er tatenlos-sich
oersinsterter Miene die Pfeife aus
bem Munde und sragteraiiw
»Was gebt-St Dich ans-" .
.Freilich geht's mich ein.« schkts
Martin, .er ist mein Schutt und ich
soll sein Weib werden« —
»Oui« machte der Bauer verächt
lich.
»Ja —- ich!« knirschte bas Mädchen
gereizt. »Er hat miss- versprochen
Jch bin do ,oie Schönste nnb werde
sein Weib, nn ich auch als Mitgift
nur drei Schweine mitbringe. Bist
Du erst todt« —
Weiter kam sie mit ihrem under-«
sichtigen Gestäntbnisse nicht. Sie packte
sich schleunigst und entfloh4 so rasch?
wie sie gekommen aus dem Betriebes
der wuchtigen Hand, oie mit nichts
mißzuverstebender Geberoe sie noch;
«rcii.ichenoe Pfeife schwang. Jn einiger«
Entfernung blieb sie stehen und ihre;
hänve wie ein «örrobr en den Mund l
legend, rief sie Zins-idem
»Dein Herrn weis icli’-« sagen, dzßi
das Fräulein oen Jungen zum Schitz
haben mag, bei läßt itin Dann prei-»
»ein — ja —- ber Sohn Des reichenj
enes wird geprüzielsi —- uns oaxniz
sagte sie, daß Iie langen freien Zöpfe«
iim die Wette flogen· I
Aber bevor sie zum Schlosse ge-;
langte, sant ihr bei Muth. Zie setzte
sich unter einen Apfelbaum und
weinte bitterlich Es nützte ja alles«
nichts, wenn pas Fräulein eine Here
war, dagegen konnte sie nicht ausbrei- ;
men. Und behext war ber Dirnitri..
Mit rechten Dinaen ginci es nicht zu,
baß er sie, vie schöne Maritzsx sie zu
sehen vie Burschen von weit uns breit
her kamen, verließ, um bes schmach-.
tigen Persönchens willen, dessen licht
haariger Kopf aussah wie ein Ge
treiveselv mit reifen Aebrem Hatre
ein Mensch schon erlebt, daß man
solches hübsch sandi« —- Sie lachte
verächtlich vor sich hin. Und vie Füße
des Iriiuleinö, vie in schmalen,
schwarzen Stiefelchen steckten mit
hohen Stelzchen daran unb vie win
zige Hände mit-neu biinnen Finger-«
chen — sie blickte befriedigt aus ihre
einenen, kräftigen, bronzesarbigen —
nein, bas konnte ihm nicht gesellen,
nein nimmermehr, er war nur be
hert. Aber sie wollte den Kampf auf
nehmen. Eine tiihne Jpee bliste Ln
ihrein ätopte auf. Wenn sie jich dass
Verentvertzeug verschaffen konnte, so
war sie sicher, den Liebsten wieder zu
gewinnen. Und sie wollte es bekom
men, mußte sie darob auch zur Diedcn
werden.
Kurz daraus trieb Dimitri seine
Lämmerherden unter lauten Rufen
in ihre Ställe; sein Vater rief ihn
und hatte eine lange Unterredun mit
ihm. Dann le te der Alte sein chan
ftes, reich mit Epigen und Stickereien
oerseheneg hemd und den ärmellosen
Rock mit den kostbaren Goldtnöpfcn
an, die allein ein kleines Vermögen
ausmachtem Jn der Hand den Stock
mit dem massioen Sicherhede
machte er sich auf den Weg nach dem
Schlosse. Dimitri blickte mit oor
Angst und Vergnügen geröthetem Ge
sichte dem Vater nach, so lange ee die
Fasten Bänder seines Hutes siattern
a .
Herr v. Beresenh war von dem Be
suche des Dorf - Kröqu höchlich
überrascht. Er hatte schon öfter der
sucht, mit ihm in Unterhandlung zu
treten, um ihm ein Stückchen seines.
an den Fluß grenzenden Grundes ad
zutaufem wo er ein Bad errichten
wollte. Aber alle seine Anerbietungen
rallten an der Unnahdarteit des
Mannes ad. Nun hot ihm dieser in
seinem eigenen hause den Hand
schlag- · ,
Er nannte mit kurzen Worten die
respettable Summe seines beweglichen
Vermögens.
»Was an elo, Wald und Herden
mein ist, toei t Du herr,« sagte er
mit einer stolzen Bewegung zum Fen
ster hinauåzeigend. aMein Sohn liebt
Deine Tochter. Er ist ein schon:r
B rsche und alles wird einst iiyni ge
boren. Jch komme für ihn zu wet
(ben. Jst sie auch ein Edelfräuiein, so
ist er ibr doch gleich an Reichthum.
Bauernarbeit aus dein Felde braucht
sie nicht zu thun. Jtn Hause mag sie
spinnen oder sticten, ooer den Dimitri
mit oen Stäbchen, auf das Brett
setzen, so ost sie will. Jch weiß ganz
gut. daß es tein Hexenioert ist, wie
die dumme Maritza glaubt. Jch er
warte Deine Antwort.«
Der Edelniann verbisz mühsam ein
Lächeln, utn den Gewal i en nicht zu
beleioigen. Aus dein Beben-Immer
aber erscholl ein lurzes, helles Aus
lachen.
Obwohl der Gutsherr in den bös
lichsten Worten ertlärte, feine Tochter
sei bereits oerlobt und werde binnen
einigen Tagen in Pest hochzeit ma
chen, verließ der Bauer doch mit ge
runzelter «Stirne das Schloß. Er
hatte das versteckte Lachen bemertt und
auch das laute Mädchenlachen ver
standen
Arn Folgenden Morgen trieb Di
rnitri eine Herden hinaus in die
Ebene, weit entsernt oon den hligelrn
Aus der Anbitbe wartete das räu
lein vergeblich aus ibr gedu 'r
ModelL Dabei lächelte sie schal st
vor sich bin. Der Bursche tani n chr.
Plöslich rte lautes G chrei. Sie
eilte in erst ung, wo e ei zu
kommen schien, aber wie aufmerksam
sie auch die Augen tiber die stille.
sonnt-e liinzte Landschait s weisen
ließ, achts auiiöll gs zeigte ch ib
ren sorschenoen istieleen Aetgerlich
W
tehrte sie aus ihren Piah sarcch Dort
harrte ihrer eine Ueberraschung. Sie
fand Tuch, hat, Stasselei, auch ern
edelsteinbesehtes Armband, das ihr
vorhin entglitten, aus der früheren
Stelle, aber der Kasten mit den in
seln und das angefangene Bild e l
ten. Vergeblich war das Suchen. ie-;
Gegenstände waren und blieben der
schwunden. »
Wenige Tage sdater entführte ein
seuriges Viergespann. dessen buntbp
bönderte Mähnen lustig im Winde
flatterten, den Gutsherrn und seine
Tochter den Blicken des traurigen Di- «
mitei. Von einem hügel herab schaute
er schweren Herzens noch lange an
die graue Staubwolie, die das ras
geteilende Gesährt hintersieh aufs-dir
lte.
Hinter einem Gebüsche versteckt, bei
obachtete auch Maritza den Abzug ih
rer Feindin mit stillem Triumphe
Was lag daran, wenn ihr ungetreuer
Liebster heute noch schmermilthig dem
irdeliraulein nachschaute; morgen le
hörte er wieder ihr. Sie hatte ich
durch eine liihne List das Hexentverli
zeug erobert. Als sie Vinsel und Bild
in ibrer Trube verbrarz —- saate sie sich «
aeraniiat: »Jeht ist er mein!« «
Und siegesfrob schaute sie in die
Zukunft.
Erstens
»,.Was macht eigentlich das studen
::.s-.·l«-e Ehepaar. das bei Jhnen wohnt2«
«—·.,-Llch, die beiden fallen abwechselnd
tm Examen durch!'·
Breiten-U
· Spund:« »Ich glaube gar, Du hast
Vorn aus den händen?« —- Sussel:
»Ja, das tornmt domNakhhausegehen!'
Sondetian siebet-. s
A. (der mit B. län ere Zeit einem. s
großerenBrande zugese n hat): »Noch·
dem Yeande derspiire ich mächtiger
Appetit nach einem hering.«
T l Das eine sitt fast stei
7 r. Ella: .Gestern war also Dein
Geburtstag, Toni, was haft Du denn J«
getöiegtk —- Kleine Toni: Bauch-«
we .
K f Unwetters-.
au mann: »Ist der junge Mann
auch ordentlich, den Sie mir emdsebi i
Len?« —»Außewrdentlich ordentlich.' —
-
Muse-eben
»Jch möchte-Sie ernstlich bitten, ends
lich Vernunft anzunehmen!« — »Sin·o «4
Sie vielleicht in der glücklichen Lage· «
mir solche ablassen zu lönnenW ;
Ists-MO.
A. lznin Radler): »Vaan Sie die
Reise nach Besten init einein Rat-dam
pfek ooetSchraubenoampfet gemachtf«
—- Radlen »Natürlich Raddainpfek!«
sie-te sciente. -
Schwiegermutter in spe: .Sie wol- I
len also mein Schwiegetsobn wetdenf«
Bett-erben »Nein, das will ich durch
aus nicht, aber da ich Ihre Tochter
heikathen will, wird mit wohl nichts
; weiter übrig bleiben.«
Der Lichttliet l
heit: »Sie tiinlen wohl viel
Schnaps?« —Bettlei: »O, Heit, hie
uno da bildet ein Gläschen einen Licht
flick in meinem jammervollen Da
e:n!««
Nin-lis.
Nuinietek Lebemann Mir sich):(
»Mein Alter bat immer gesagt, gut
sieben ist die Hauptsache beim Men- l
schen. Na, ich habe doch gewiß gut
gelebt, und nun geht es init so
lchbecht-«
Kaleruenhstilüthem
Seigeant lzmn Neltuten, dein ein
Stückchen Schnux von der halsbinde »
Leaushsngtx editing-ich glaube gar,
i sie wouen in nein Marianeitenihew
ier anfireien7« «
Mosis-ös
A.: »Man hat mir den Vorwurf
gemacht, dafi ich meine Fefirede gestern
unverständlich gesprochen habe. Fin
den Sie das auch?« — B.: »Das nicht,
aber ich fand, daß Sie unverständig
fprachen.«
LsaiL
Professor: »Wie iönnen Sie den
Wein auf meinen Rock schüiien?« —
Kellnen »Er macht keine Flecken!« —
Ptofessor: »Mit derselben Logik könn
ten Sie mir einen Eimer Wasser auf
die Hosen gießen!'·
clI webt ·
Gatte: »Der Hut, den Du Dir aus
gesucht hast, ist sehr hübsch, aber ich
finde, er paßt nicht recht zu Deinem
Kleid!« —- Gaitint »Ach, Männchen,
Du willst mir also auch noch ein Kleid
kaufen?"
sue- ein Gutm
»»Wa5, Sie sind vorn Schutze ein l
Gonneri Wissen Sie denn nr nicht,
daß er gestern wegen W rs n
einem Jahr Gefängniß muri sit
wurdek —«Jeeilich, und du g«
ich ihm ja eben.«
Die Otsfistcn «
Brand-Luxer (bei einer Devi
iion der Der i wehte-or »die -
dein sind n within
M U« —- siirgermei er: »Da n
ben »wir erst den Sprihtqstqk But
nckiren lassen!"