Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, March 07, 1902, Sonntags-Blatt., Image 14

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Meint Meismief von
kikzie DauffleugeL
No. 126. --
Wann een
Dan immer
ig. dann is
s auch schon
. midder evdee
« annersckner ro»
wo mer sich
krumm un
fchepp dkimirer
ärgere kann.
Im mehtichie Trabel macht mich rer
Philipp, was mein Hosband ig. Is
gsuze Daa hat er nie-is zu duhn als e
nie Zeit zu den un Geld zu spende un
Beiseit, daß er sich e wenia um sei Fa
Iiillie belimmere deht, hock: er sich lie-v
pet bei den Miftee Wedegweiler. Ton
stieat er all die fuhlische Gedanke Iin
dann is noch e annereg Tina. Miiiet
Idiihoiz ich blehrneJhne auch e gute-S
Dtil for, rot-Z der Phil for fuhlifche
Stoff dahi. For insienz, ivas lien Es
i for e Bisneß, ihn zu dulldohse,
ß er nach Neijorl gehe dudt fiir den
Prinz Heinrich uffzuscheeirve. Ich
weiß ja auf aenua, Laß Sie kein dei
sete Mann finne könne, wie den Phil,
Vilabs mit den könne Se leine den
Fu Riepohrtersch kompeer der dth
all biete. Awiver dieselwe Zeit list
et doch auch noch e anneres Bissen-H
als wie for sehne zu schaffe; was Sie
ihn bezahlt dann, to kann er noch nii
die Eckspenzes for fein Schnuff in eine
M mit decke; ich denle, daß er in die
etschte Lein en Pa un en Famillievairk
U un daß er do auch Tutiies hor, wo
et zu tende muß. So en Tripp nach
Reijorl fast e ganze LaiiGeld un wann
Sie auch sage, Sie dehte die Eckspens
bezahle, dann glaub ich das noch
ng nit Der Phil is for so ebbeg zu
silbernhh wei, der is im Stand itn
dnht den Prinz un sei ganzer- Kraut
Tritte. Do aibi er nicls drum, wieviel
G koste duht, awwer wann er widder
Um lommt, dann kicki et iwwet alleg;
denn koft ihn die Haushaltuna zuviel
In die Buwe verteise zu viel Stoff un
Das all un ich hen’«5 wie mer uff deiisch
Mc dubt alleins ansiniressr. Wann
Te widdet einol so en Schupp hen
sistee Edithok, schicke Se mich doch
Osti; ehn Se, ich sin doch ehndet n
die Haushaltung zu spehke un dann
noch e annetes Ding, ich sm auch nit so
eckspensief. Un dann dente Se emol
o en Butter mit so en Mann! Wei
Phil hot noch nit genug Sens,
Mit zu denke, daß er auch en ekle-m
Kollet mitnemme muß. Wann der
W daß sei Schnuffdacis geiillt is
II et hot e paar eothe Henkeeschisz,
sann denkt ek, et hot zu alles geteno.
Dsf Kohts, wann ich auch nit gegliche
, dsß et den Ttipp gemacht hot, so
ich doch nit zugegen-we daß et wie
s en Bettelbub, wo iei Butter un iei
ttet hoi, ganqe is; ei tell juh, Ich
n ihn in gteht Schehp Uffgesicksi un
sin schuht. wann er immer dazu
tend, daß et en diesente Schehp bot,
dann guckt et so sein wie der Viinz
Heinrich. Een Ding hot mich auch ni:
a,lle daß et bei ulle Mieng den
nie mit nach Neiiott hot nemme
Jetzt bitt ich Jhne um einige-»
Das soll de arme Bub dort duhn? Es
seht doch noch keine Stund nemme,
dann hätt ihn der alte Esel verlore.
Ich hen ihn pramisse gemißt, daß ich
denBub alleins nach Neiiott schicke
Eudald er mich bei e Tellegtiis Messetsch
s Wort schickt. Mistet Edithot, ich
Den do en Schliem un wann Sie mich
nit eweq gewwe wolle, dann will ich
Ihm sage was es is. Jch hen die Ei
die, den Butb nit ulleins gehn zu Kesse,
mde in mit ihn zu gehen. Jch hen
n doch mehbie auch e Tschens, den
Bring zu sehn un es is doch immer
ebbes schönes, wo met lang tiemem
here kann. Jch sin ichuhi, det Peinz
hätt auch aegliche, mich zu sehn, denn
ich sin doch noch immer e ganz gut
Hintige Frau. -«Seii dee Philipp fort
ts- do weise ich nat nit mehr. was ich
Inii meine Zeit anfange soll. Jch iin
schon Motqenå um zehnUdr mit meine
anze Arbeit fettia un do kann mer
ebn, daß so en Mann in den Han
immer die größte Unordnung mache
tmht Ganz pertickeler den Philinc
den muß ich immer nachgehm wie so e
kleines Behbir. Alles läßt et iieqe ::n
nicks tann er an sein richtige Plan
duhtt Die Necktei schmeißt et ne
wöhnlich in die Botttie, sein Keller
find ich alg e Ruhl in Den Kohleui
Stohf, sei Schnussbacks liegt als e
Naht unnet den Bett Un so fort un
do kenne Se sich denke, was das for en
wael is, bis ich all sei Geluinps zu
samme gesucht ben. Jetzt wo er soc t
is, do hen ich gar nickg mehr zu Vuhn
un ich gehn gewöhnlich schon so um 11
Uhr for e Minnit oddet zwei zu die
Bedesweiletn un wann ich dann so
um zwei Uhr heim komme, dann hen
Ich die Kids schon was sot Dinner ac
fssl un sin auch mit-ver in die Sein-l
Un do kann ich ganz schön . Ddet zu
die Bedesweiletn gehn. So hen ich
nz schönes Lewe Awwer ich muß
e doch noch Mal eins verzeh!e,
Its der Wedezweiler for en miene r
see-l is. Do sin ich auch nss en Obend
Iei vie Missuj Wehe-weilte gewese un
In hen in itläenht Sittentnhni gesofje
U des uns a nd ver ehlt. Es is
sticht elstkq e un ich hen
denn gedenkthei zu gehen. Jn
Erst-lichte do is es Iris lebhaft
Ihrs e pur mpl ge t,
PHUMIIM TM
W
E Lizzie, lernen eneol in den Lehre-Um
»die Schenkelmänmr wose dich emol
sehn un haudiduh zu dich soge.« Jch
hen oss Kohrc nii gewollt. awwer er
hot so lang an mich getiest, bis ich
ganae sin. Jn den Bahrruhrn is al
les voll Mennsohis gewese. Wie ich
inseit sin komme. do hen se all gestappi
zu todte un ich denke, se hen geglauot,
ich wär die Kerrie Nebichem Do sagt
ewwer der Wedesweilen «Schentei
mönner, dies hier is die Frau von un
ser deriehmte Miiherger, den Philipp,
wo nach Neijorl is- un den PrinzHein
rich miete duht.« Do hen se all Hurreh
"gehallert un der Wedesweiler hot ge
lingt: «Schentelmänner, was nemmt
’ ihr an die Lehdie?" Do hätte Sen-w
! wer emol sehn solle, wie die Fellersch
i do zugegrisfe hen. Jeder hot ehbes ge
s nomine un ich hätt nie nit gedenkt, daß
» die Mennsohls so hahtisch sein könn
!te. Wie se den Drinl gepackt hatte,
shot mich der Wedesweiler zugewisch
»pert, ich mißt anstandghalder noch
iemol usfsetze un do hen ich geden!t,
i well dann go ehett, e Paar Sents mehr
Jodder weniger duht auch nicks aus
« mache. Wie ich swidder in den Sitten
. ruhm gewese sin, hot mich der Wehes
. weiler en Schlipp gewwe un do hen ich
gesehn, daß die zwei Triets sechs Dah
»ler gelost hen. ·ch sin soscht uss de
Buckel gefalle. o lann mer sehn,
was der Wedesweiler sor en Feger is.
» Awwer wann der Philipp widder heim
l komme duht, ders er mich lein Schritt
j mehr zu den Wedesweilet mehr duhn.
! Mit beste Riegardz
Juhrs trulie
Lizzie Hansstengei.
Die Stiefmutter-.
Aus dem Ungarischen von h. QBudai
Lorens Gaihn, ein biederer Guis
hesitzer auf dem Lande, verlor seine
junge Frau. Die Todte wurde be
weint und zur legten Ruhe gebracht.
Ein zartes, hübsches Knäblein war
ihr Vermiichlniß an den Gatten.
Eine ältere Verwandte der Verstor
benen nahm nach dem Begräbniß das
Kindlein auf den Arm und liebloste
es nuter Thränen. Sie hatte sich
noch nicht genug ausgeweint
Mpin »me- Miirrnckien mag wird
aus Tkr werden? Verderben mußt
Du und zu Grunde gehen ohne mitt
terliche Fürsorge.«
»Hab: teinen Kummer,« fagte Lo
renz, »ich werde den Knaben zu einein
warteten Manne erziehen." Tadei
nahm er den Säugling auf den Arm
und tiißte sein zartes rothes- Gesicht
chen. »Fürchte nichts-, Söhnlein,
Deine Mutter ging weit fort, aber sie
Iromme wiev« Du wirst nicht ohne
Mutter sein.«
»Nun daß es teine gute Mutter
fein wird. lieber Vetter.«
,,Jch werde ihm eine gute Mutter
wieder-geben«
»Dann geh’ auf-den Friedhof und
grabe iie aus, wenn Du so mächtig
bist! Die gute Mutter liegt in der
tiihien Erde. sie ist fort für immer,
und die Du demKnaben bringen willst,
wird nur eine Stiefmutter fein.«
Lorenz antwortete nicht. nahm aber
fein Kind und fuhr nach der Haupt
stadt, wo er den Kleinen ließ. Ver
schlossen, wie er war, sprach er zu
Niemand davon und es frug ihn auch
Niemand darüber, was mit dem Kna
ben geschehen und bei wem er ihn zu
rückgelassen. Gleichgültig zuckte man
die Achseln und meinte: »Er wird das
Kind irgendwo in gute Pflege gegeben
haben."
Nach zwei Wochen war er aus der
Hauptstadt heimgekommen und nach
weiteren zwei Wochen hatte er die
Nichte des herrschaftlichen Gut-Ton
walters, eine schöne, junge Wittwe,
geheirathet. Auch dariiber wurden
die Achseln gezucki. «Daå Kind hat
er bei Seite geichafft —- dieser Gathn
ift doch ein recht schbechter Mensch."
Und tm nächsten Frühjahr beschentte
die junge Frau ihren Gatten mit ei
--— D:-h- ---Z- sssssm Ist-Ists
zu. .« uns-« ka, u- us »s»
Ti e Wöchnerin irar noch bett lageria s
«iint wieder sub-r der Gotte mit demi
Kindlein in die Hauptstadt und atm;
diine dasselbe zurück. Tie Leute im
chrfe rissen die Augen verwundert’
faus« Was soll kenn das beißen? Ge
steiii brachte es. der Storch Und heute
iiihrt es der Vater fort. Man raunte
sich allerhand zu, sliisterte geheimnis3
voll, rieth hin und her, was-— der Gaihy
mit den beiden Kindern gemacht ob
er sie wirklich in die Stadt oder viel
leicht ganz wo anders hingegeben.
Allerhand Marthen tatnen in Umlauf.
Die junge Frau verzweifelte fast,
drohte snit Gericht, Gesetz und Schei
dung Und verlangte ihr liebes Kind
zuriick Bald zürnte sie bald flehte
sie Meend und beschwor den Vater
bei allein, was ihm heilig ist: »Gieb
mir inein Kind zurück!« Aber der
seltsame Mensch ließ sich nicht er
weichen.
»Das Kind ist gut aufgehobenR
antwortete er, »und Du wirst es einst
betonimen. Laß das Weinen und
zaniinerih denn das nützt nichts. Ein
eliibde zwingt mit SchweiHsainteit
aus. eh schwor ei bei der Leiche inei
ner e enItaii und werde es nicht
literheihM
So vergin en fünf e, aber un
ählt blie n die - useiide von
Auen, welche die Mutter iiin ihr
Kindlein »Urashi- seine Bitte, keine
Frage .geaiisame«
sitt bliebst-a Mystik-bit
is Stein- c- sing
sie M read-eu- RWJ ha«
Maswsrttheieiiee
—
Kinder feien wohl. aber fanft nichtt
Im fünften Jahre aber sa te er:
»Ja acht Tagen feierst Du inen
Geburtstag Bereite Dich vor, toche
und backe, denn es giebt diesmal ein
großes Fest. Jch reife übermorgen in
die Stadt und bringe die beiden Kna
ben bseini.« ;
Die Frau fiel mit einem Freuden
ruf dein Manne um den Hals; er
hatte ein erlösendes Wort gesprochen.
Die ganze bittere Qual der fiinf ver
flossenen Jahre war vergessen. Uan
doch hätte sie mit den Kleinen wäh
rend dieser fiinf Jahre so vieie glück
liche und schöne Stunden derleben
tönnen! Gerade die ersten Jahre des
Kindes knüpfen ja das Liebesband
um die Gatten so fest! Die Liebenden
lieben sich noch mehr und die sich nicht
aus Liebe gedeirathet, lieben sich jetzt.
Das macht das Kind! Wie viel
Freude, wie viel Wonne und Glück
bringen diese ersten Jahre!
Wer tennt nicht die Freude, wenn
man siebt« wie das Kindlein geistig
sich entwickelt, die Gegenstände seiner
Umgebung nach und nach zu erkennen
beginnt, wie es zu begreifen anfängt,
die ersten Begriffe vertniipftqund die
ersten Worte stammelt. Und wenn ei
dann teifer egworden ·und durch feine
kindlichen Aeußerungen entzückt, Eleu
ßerungen, die ein Erwachsener nie tu
ersinnen vermag, so naiv und doch so
witig sind fie. Jch tannte ein Kind,
das sich einst das Kleid beschmutzte
und rief: »Matna, ein anderes Kleid
chen,« und als es einst fiel und sich
das Niischen zertratztu »Marna, ein
anderes Nägchen!«
Ein Kind bringt Lebensluft ins
Haus, die heiterften Stimmungen ver
danten wir dem Kinde. Und gerade
um diese ersten fiinf Jahre wurde die
Mutter durch Lcrenz gebracht. Doch
ietzt vergaß sie Alles und wie froh war
ihr um’s Herz, als eines schönen Ta:
ges eine Kutsche vor dem hause hielt
und zwei lebhafte Jungen aus dem
Wagen sprangen und lustig in das
Zimmer stürzten. Der armen Frau
wollte fast das herz springen. Bot
Freude bebend lief sie den Kindern
entgegen und schloß sie Beide an die
wogende Brust. Wie ein Bliy flog
ihr Blick von einem zu dem andern.
Wann-« rief d» Eins Und trath
sich an ihren halfe. Und »Marnal«s
rief der Zweite, sie umsangend. Wes- I
sen Kuß war süßer? Frau Gathy er
schrak, denn sie rouszte es nicht« Jhr
Mann nannte den einen Knaben Fritz, ;
den andern Paul. Beide sahen sichs
ähnlich, Größe und Haltung waren?
gleich. Sie waren gleich entwickelt,(
denn ihr Alteråunterschied betrug tein F
volles Jahr.
Dies-Frau zog ihren Mann bei»
Seite und frug: »Welch« ist mein
Sohn? Sag« es mirl« Aber Lorenz
lächelte nur.
»Wie thöricht bist Du doch! Ließ
ich ja darum die Knaben in der
Fremde erziehen, damit Du nicht
wisieft, welcher Dein Sohn sei, weil
Es will, daß Du sie Beide gleich lie
t.««
»Mensch, bedenke, was Du thust!«
»Ich habe es wohl bedacht, Du aber
sei ruhig· Wenn sie groß und zwan
zig Jahre geworden, dann wirst Du
ejrsahrem wer von Beiden Dein Sohn
it.«
Auf diese Weise blieb der Frau
nichts übera, als die beiden Kinder
aleich zu lieben, fiir beide mit dersel
ben Zärtlichteit Sorge zu tragen.
Aber das Mutterherz ruht nicht und
sinnt, forscht, grübelt und riiftet sich
zum Angriff. Sie betrachtete die
Kinder, wenn sie wachten und wenn
sie schliefen, sie spähte in ihrem Trei
ben nach Zügen, die den ihrigen ver
wandt wären, stellte den Einen und
dann wieder den Anderen vor den
Spiegel, stellte Vergleiche an und oft
glaubte sie das Räthsel gelöst zu ha
ben· »Das ist mein Kind!« dachte sie
dann, aber bald fand sie, daß Fritz
dieselben Eigenschaften habe, wie
Paul, und ftand wieder aus dem alten
Flecke.
its-d emsi- ibk denn das Mutterberi
nicht« Nein! Tie Dichter singen
zwar seit uralten Zeiten schon von der
Weisheit des Miitterherzens, aber hier
bewahrte sie sich nicht.
Inzwischen wurden aus den Rin
dern zwei stattliche Jungen, die brav
und tüchtig lernten. Auch ihnen war
es schon bekannt, daß einem ihre gute
Mutter blos-, Stiefmutter sei, abet
jeder hielt sich siie den leibliche-i Sohn
und den anderen für das Stieslind.
Es war ganz gut so. Einst wurde
aber der Vater trank. und diesen Um
stand wollte die Mutter auknützen, um
endlich die Wahrheit zu erfahren.
»Zeig’ mir doch meinen Sohn, sei
so gut, sei barmherzia mein lieber,
guter Mann!« schmeichelte sie dem
Kranken. »Ich schwöre es Dir bei
Gott nnd beim Andenken an meine
verstorbene Mutter, daß ich das Ge
heimniß bei mir behalten werde. Mein
"Stieftind soll ei nie erfahren und von
; mir stets mit der gleichen Liebe behan
; delt werden«
«Gut, liebe Frau! Jch glaube Dit,
da Du es beschwörst, sa te der Gatte
eben, als Paul in’s immer trat.
eDas ist Dein Sohn,« flüsterte et
id- szc .
Die Mutter lief auf den Knaben
zu, umarmte und tiißte ihn, legte sein
Köpfchen auf ihren Schoß, streichelte
sein haa- und todte ihn wieder und
mode-.
Am n, 1
säglägeitkääiwaæ bei-.
M c « t c
W i- sts-Tit «
Abends als die Knaben im Garten
Ball spielten und eine Fensterscheibe
ieinschlugen, sagt-en sie, dies habe der
Wind aeihan, aber die sMntter kam
bald dahinter, daß es Iris gewesen«
währen-d in Wirklichkeit Paul derl
»Missethiiter war. Das ging so altel
iTage fort und Herrn Lorenz entging
es nicht«
»Ei, ei, liebe Frau!«
»Du wünschest2«
«Lachen muß ich. So seid ihr Alle.
Nur eine Saite schlug ich in Deinem
rzen an und sosort erschien die
Stiefmutter aus der Scene. Die I
Probe ist also mißlungen.«
»Welche Probe?'«
»Mit den Kindern. Jch nahm mir
»vor, Dir den als Deinen Sohn zu be
zeichnen, der zuerst in’«g Zimmer tritt."
.Du Ungedeuer!« schrie die Frau
Iwild aus« »Du hast mich also betro
gen.«
» »Miialich! Aber Du hast mir zu
.aeschworen, beide aleich zu lieben und
setzt vernachlässiast Dir Iris und ver
schwendest alle Deine Zärtlichkeit an
Paul. Du bist sorglos.«
Z Die Frau sant aus einen Stuhl
Hund verbarg ihr Gesicht in den Hän
den. Sie war vernichtet. Und seit
’dern srug sie ihren Mann nie mehr
Tdariiben wer oon den beiden Knaben
ihr Sohn sei, sich damit tröstend, daß
Iihr das zwanzigste Jahr derselben
Gewißheit bringen werde.
Die Jahre vergingen Wenn die
Bäume im Garten ihren Blätter
schmuck verloren und Herbitroinde
durchs kahle Laub fuhren, wurden
die Knaben in die Sinkt zur Schule
geschickt und wenn es wieder zu grü
nen und zu blühen begann, kamen sie
wieder zurück. So ging es jahre:
lang. Aber einst tam ein Jahr, als
die Knaben doch nicht heimtehrten.
Date kam so. Eines Tages trat
ihr Professor in das Lehrziaimer mit
feierlicher Miene nnd der Pedell, der
sonst dem Lehrer die Bücher nachtrua,
brachte diesmal eine Menge Gewehre
und teuchte unter der Last.
»Meine jungen Freunde«, sagte der
Professor, »legt jetzt die Bücher bei
Seite. Schwere Zeiten sind angedro
chen, und das Vaterland ist in Ge
fahr. Wer von Euch ist im Stande,
ein Gewehr zu tragen? Jn der Noth
ist das Gewehr leichts«
Und alle tonnten es traaen. Die
ganze Klasse zog ins Feld, auch Fritz
und Paul; der Professor sührte sin.
Jrn Kreige siel Paul und nur Fritz
tehrte heim. Gott anb, Gott nah-n
den Andern. Auch die Mutter beru
higte sich nach und- nach. Wie wenn
der am Leben Gebliebene gerade ihr
Sohn wäre? Oder ist es der Gesal
lenei
Der Gotte oerrieth noch immer
nichts und doch war es schon das
zwanzigste Jahr. Eines Tages trat
er aber in's Zimmer seiner Frau und
sagte mit feierlicher Stimme: »heute
haben trir einen dentwiirdiaen Tag.«
»Welchen denn?« srug sie gleich
qittia. Sie niihte eben an einem
Weißzeug.
»Deine hat unser zweiter Sohn sei
nen zwanzigsten Geburtstaa.« E
Jbr Herz erbebte. Jhr Gesicht s
glühte und entsärbte ftch wieder. Lei- z
chenbliisse bedeute es. l
l
»Was willst Du?'« srug sie beklom
men und zitterte.
Loreni zog ein Bündel Atten her- ·
dor. »Mein Versprechen will ich ein- ,
lösen. Da hait ein gutes Recht zu!
erfahren. wer Dein Sohn ist« Du-,
sollst re jetzt hören.'« ;
Die Frau sprang aber aus undk
legte ihm ihre Hand aus den Mund-;
»Nein Wort! ich will es niemals«
wissen!« Sie streichelte ihm mit der
band die Stirne und war wehmüthig
bewegt. »So gehört dieser Sohn we
nigstens zur Oiilste mir.« -
»Du hait Recht, liebes Weib. Aber
»was soll ich mit diesen Dotunnnten
: machen?« l
? »Verbrenne sie. ich bitte Dicht« -
Jm Kamin brannte es. Er wars
die Papiere hinein, es zischte und bald
waren sie verzehrt
the-e »mus- -I. Mu- Schrist mehr
»so-I- -·-«-s-- -
und nur Du lcnnst rag- Geheimnis««?
sliisteete sie, »Mein guter, edler -
Mann!«
. . Ich miß es zwar auch, aker
da die Frau es nickt Verrattken haben
will, Darf ich ek- kem Leser nicht an
vertrauen.
-—--«s—-—-.-——--—
Fütstealierbkrge unter Hammer.
Räume. tm- .,G-·scl«ket-te wachen« sahen.
Philippmc Welser s Liebestraum
Jn Augeburg gerieth das berühmte
alte Hotel ,,Teei Modeen«, nachdem
sein leyter Besitzer vergeblich versucht
hat, es über Wasser zu halten, unter
den Hammer. Das ist ein tieset Fall
siie ein Haus-, das eine Jahrhunderte
alte Geschichte hat, viel-is in die spät
mittelalterliche Glanzzeit Augåbuegö
zurückreicht und das oftmals in seinen
Räumen hat »Geschichte machen« sehen.
XI ununterbrochenee Reihe sind Jahr
ndeete lang hohe and beeiihmte Per
sönlichkeiten dort ein- und durch-gezo
n. Zu Roß und in Sönlten tamen
Unsangik umgeben von Schwärmen
von Trabanten, in schwersälligen
Reisen-eigen syheen sie später vor, die
«sljnie« Post, voran eilende Spezial
tutiete, kam dann angerollt, bis zuletzt
die Eisenbahn die illusteen Gäste her
siihete. An dem Zuge Deren vie dort
geta haben, tann man vie Staaten
mw Kultuegeschlchte non-ein paar hun
dert en oetsolfem
.s t nkon n Aug-barg- Ge
sM so stößt man ten-net ans den
k »k-«
Namen der Juggen Und so auch hier.
Anno 1512 bis 15 ließ Jakob Fugger
arn Wein-variie, der jefigen Maximig
lianstraße. zwei großartige höuser
ausführen. Neben ihm tauste einige
Jahre später ein anderer Augjburger
handelshern hans Verwan, ein-haus,
das jetzige Hotel drei Mohren. Der
Weinmarlt war zu jener Zeit die
Stätte der üppigen Feste, als Reiter
und Nin elspiele, der glänzenden, tage
langen sollsbelustigungen Nament
lich Anna 1547 aus dem großenReichs
tage nach dem Schmaltaldener Kriege
ging es dort hoch her, und es ist nicht
ausgeschlossen, daß Kaiser Karl der
ünste im Herwartischen Hause zu
sie gewesen. Auch jenes Liebesidnll
wird sich in diesem Hause abgespielt
haben, in dem Erzherzog Ferdinand
und die schöne Philippine Weiser die
Akteure waren, denn die herwartin ist
die Base der liebreizenden Patriziers
tochter gewesen. Vielleicht hat das edle
Paar hinter den Fenstern des hauses
Tgestandem und indeß drunten ein neu
artiges Reiterspiel, in derenErsindung
die Augöburger als Meister berühmt
waren, aller Aufmerksamkeit sesselte,
sind zwischen den beiden jungen schö
nen Menschenlindern die ersten ziins
denden Funken hin- und hergegangen.
Jm Jahre 1560 kauste Jakob Fugger
des Nachbarn Herwart Haus und
siihrte 1566 zum er"«·iniale hoheGöste
hinein; Kaiser Max. .«nlian nahm dort
Wohnung. der sich in der Folge nach
seinem Worte nirgends so wohl fühlte
als in Augsburg und so häufig dort
einkehrte, daß er scherzend der Bürger
meister von Augsbura genannt ward.
Nun gilt es einen großen Sprung.
bis 1723. Jn diesen Jahre erwarb das
Haus« das vorher durch eine Feuers
brunst zum Theil zerstört worden war.
der Bürger Andreas Wahl, der es in
einen Gasthof umgestaltete. Damit
beginnt die Geschichte des alten Hauses
als wirklichen Gasthofe-L Dem Ge
schmacke der Zeit entsprechend-, die aus
die Wirthsschilder, wenn nicht den
Namen von Aaisern und Königen,
oder möglichst reißenden Thieren, gern
etwas Exotisches setzte, ward das
Haus «Zu den drei Mohren" genannt.
Der Anreiz zu dieser Wahl lag nahe,
denn der Anblick von Mohren war in
den Straßen der alten Handelbstadt
Augsburq schon im 16. Jahrhundert
Bst könnte man sagen, ein gewohnten
anchSchwarzer tam in den Waaren
ziigen der aroszen Handelkhiiuser von
der Levante nach Auakburg.
Geaen Ende des IS. Jahrhunderts
beginnen die Auszeichnun en von der
Anlunst »hoher und höchter" Perso
nen sich zu hausen. Augsburg war
noch immer die alte Reichsstadt, wenn
gleich sie schon mehr von sriiherem
Glanz und Ruhm zehrte. Aber sie
barg viele Sehenswiirdigteitem
Jm Juli 1792 entstand mit einem
Male emsiae Thätigteit im hause,
denn der Kaiser ward erwartet, und
richtig stieg eines-« schönen Tages Kaiser
Franz der Zweite mit seiner schönen
Gemahlin Maria Therefia aus der
Kutsche und ließ sichs drei Tage wohl
sein. Das waren Freudentaae siir die
Büraer, die den Kaiser und seine Frau
gern hatten und ibn aus alle Weise zu
ehren suchten. Zwei Jahre vorher
übrigens war ein anderer Mann in
Augsbura gewesen, auch ein Kaiser in
seiner Art, doch oerzeichner dessen
Namen tein Biatt in dem alten Frem
denhuehe der ,.Drei Mohren«. Das war
Se. Excellenz der Herr Staatsminister
Johann Wolsaang von Goethe. Se
Excellenz hielt sich damals aanz reseri
oirt, er beschaute wohl die Stadt
machte aber teinen weiteren Besuch als
bei Paul o. Stetten dem Jüngeren,
dem Verfasser der betannten Kunst
geschichte. Welche Namen, wenn man
von der Gasthossgeschichte Augkburgs
spricht!
Doch weiter Das Jahrhundert
aeht seiner Wende zu, und es beginnen
die Kämpfe des napoleonischen Zeit
alters. Napoleon selbst ist nicht in den
,,Drei Mobren« abgestiegen, als er int!
Ottober 1801 in Augsburg war, son- -
dern droben in ver bischöslichen Resi
denz am Dorne. »Daer hat aber so
mancher tetner weneraie in jenem z
Haufe sein Haupt zur Ruhe gelegtJ
wohl als hoher, wenn auch von der
Stadt nicht aern aeiehener Gast. Denn «
ein solcher »Besuch« bedeutete jedesmal
einen bösen Aderlaß für den Stadt
tadel, wie Anna JEAN-, als der Generai
Lecourbe da war. Damals zahlte die
Stadt nicht weniger als 9(.)0,(.l00 Fr
Kontridutiom daeDomtapitel 300,000
Fr» die Geistlichteit 150,000 Fr» ne
ben ungeheuren Naturalienliefernngen.
Höfischer Glanz verbreitete sich wie
der in dem altberiihmten Haufe am
Weinmath gegen Ende des Jahres
1805, als die aiserin viefine dort
Wohnung nah , um ags daraus
nach München weiter zu reisen, wohin
Navoleon sie gerufen hatte.
Ende Dezember dieses Jahres 1805
verzeichnet das Iremdenbuch wiederum
die Vorzeichen eines bedeutfamen Er
.eignissej. Am 21. dieses Monats stieg
Hdort der turbaverische Major v. Haus
mann ab, wozu das Buch sagt, der
Major fei get-meinem »um unsere freie
Reichsstadt im Namen des Kurfilrften
von Bayern militärisch zu besesen«.
Und in der That, das Ende von Auge
butg als freie Neidmtadt war da, und
wieder sind es die »Drei Mehr-M die
dei der Einsargung ver alten Reichs
freiheit eine ewisse Rolle elen. Das
war am Z. Harz IM. achdem die
garmalitiiten der Uebergabe an die
veriichen Kommissate vollzogen wa
ren, M man einträcht« lich in die
Drei ehren« und elt dort zur
Feier des Tages ein roßes Dankt
Vier Jahre später iillt wieder el(
gante Gesellschaft hoher Damen d
Raume des alten hanfec Marie Lut
ist'j, die österreichische Erzherzogn
die am 19. März 1810 in großer Si
gleitung nach Paris reift, um den An
der verwiesenen Jvfefine an der i
des weltgebietenden Kaisers einzunel
men. Dieser Befnch erinnert uns a
den einer anderen öfterreichifchen Erz
herzogin, die, gleichfalls nach Pari
gebend, hier Rast machte. Es war dr(
Marie Antoinette, die sich Ende Apr
1770 in Augsburg aufhielt.
Von nun an, seit Augsburg bahi
risch geworden, erschienen die König
von Bayern auf den Blättern di
Fremdenvuches der »Den Mohren
zum ersten Male König Mal-, am (
November 1808. Nun ist Jahre lar
ein Kommen und Gehen von Dipls
malen und Militärs. Die nein
Kämpfe gegen Napolevn machen d
Herrschaften reisen, und das Fremder
buch füllt sich mit ganzen Listen vr
historifchen Namen, zumal als mc
zum Kongreiz nach Wien ging. T
lefen wir Mettetnich,Castlereaph, Cai
ning, Wellington, Tallehrand u.s·t
Bald aber geht es in umgelebrterFah
wieder durch, abermals nach Fran
reich, wo der Cvrfe, ohne sich an di
fester-reichem glänzenden Kongrefz ·
Wien zu tehren, wieder erfchienen ii
da reift sogar Kaiser Franz der Eri
mit seiner Gemahlin durch Augsbui
und übernachtet in »Drei Mohren«.
Und dann. als der hartnäckige Ruh
ftärer in Frankreich endailtig abget
war. dann beginnt der Durchzug
,rer, die von feinen Gnaden Köni
nnd Fürsten gewesen waren, und d
Wirth von »Tai Mohren'« beherber«
jedt Jerome, der feine Lustigkeit de
loren hat, den Grafen von St. Le
Fauche, der sich herzog von Otran
nannte, den Grafen Walewsti. ein(
natürlichen Sohn Napoleons, Gufte
Wafa u. s. w. u. f. w. Es ist ein 31
Vertriebener, Entthronter und Be
bannter.
Dann tomnien, in den folgend(
ahrzebnten, viel echte Größen, der·
hrone aber anderswo standen· T
tommen Feuerbach, Lamartine, Wa
ter Scott, er hat bei sich Tochter ur
Neffen, einen Kaisier und drei Dirne
geht von Neapel nan- uvnoon un
ganz genau, nachAbbotssord, es tomtt
Paganini mit einemSetretär und zw
Dienern, Spontini; Uhland steigt ·
Augsburg ab, der vielleicht mit di
Redatteuren der »Allgemeinen Ze
tung« in der stillen Karmelitergasse s
thun hat.
Wir blattern weiter in dem une
schöpslichen Fremdenbuehe und stoße
wieder aus ein historisches Ereigni«
Es ist der Juli 1866. Eine ganze As
zahl Gesandter beim deutschen But
destage versammelt steh in »Das Mol
ren«, den anriickenden Preußen i
Fra tsurt am Main Raum geben
Es ard nun eine zeitlang eine emsis
Thötigteit entfaltet, doch vergeben
der Deutsche Bund wollte sich nia
mehr beleben lassen und so waren den
die Wenigen, die schließlich noch dag
blieben waren, Zeugen, wie er am 2
August sanft entschlies. Das war wi
der in »Tai Mohren«.
Jetzt sind wir in der Neuzeit. ue
der Gasthof ist zum Hotel aetvorde
aber ersten MangeC denn er hatte seit
lebendigen Traditionen. Und wer
nun auch die Eisenbahn dont Stron
der Reisen-den manchen berühmte
Gast an Auggburg dorbeisührte, so ge
es doch immer wieder noch einm:
glänzende Tage. So stieg der al
Kaiser Wilhelm gern in sen »Dr
Mohren« ab, und das bedeutete jede
mal ein Fest stir die Bewohner Ana·
burgs, die sehr stramme Reichsdeutse
geworden waren, weit betenntnis
muthigere als die Münchner, bei den(
nun die großen Männer zu Gaste sin
Das letzte Mal kam Kaiser Wilhet
turz vor seinem Tode in das altb
rühmte Haus, und damals war d
Maximilianstraße der Boden eben
bewegten Treibens wie vor mehr a
dreihundert Jahren-,- da LarL d
Juniie aui das weiuinmei oeii Wen
martteg aus dem Fiiggerhause beriii
derschaute.
Auch Kaiser Friedrich war ein ei
thusiastisch begrüßter Gast in »D:
Meinen-' und »der Kronprinz«, d
außerordentlich beliebt war, ist geseie
und besudelt worden, wie taiiin ein B
wobner des Hauses je zuvor.
Nun aber wird es stiller und besche
dener in den »Drei Mohren«. D
große Zeit ist endgiltig vorbei, so seh
daß schlimme Taee sitr das Haus ti
men. Wie Auge urg überhaupt red
bei Seite liegen aelassen ward vo
großen Verkehr, das spürten am eh
sten die »Drei Mohren«. Der Besi
war gering. man fühlte sich nicht met
recht heimisch und das hat das here
schließlich dorthin gebracht, wo es jet
ist, und die Leute« die einen Sinn si
seine ·vergangene Größe haben, sit
traurig und zerbrechen sich die Ksps
lwie sie die Katastrophe, die es endgilt
; seines Range-z zu enttleiden droht, cl
« wenden.
» Schon einmal ist ein Konsortiii
» zusammengetreten, vor einer Reihe vt
Jahren, und bat das hotel vor de
Eingehen gerettet. Es kann sie di
Sehenswürdigteiten Augsbiirgs
zahlt werden, aber merkwürdig, es »
als wollte es Denen sank zugese
len und mit heieri den bslprtsch
Schle tisitlerr. CI tst, als ob se
Geist müde Wden wäre und ne
Ruhe haben wollte, inmitten sein
Jahrhunderte alten Ertnneriinqen ·
edition-ern . . .