Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, February 07, 1902, Sonntags-Blatt., Image 15

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    Vie Linden
I Mitteian von Caroline Bruch-Sinn
, .O Fris, Iris ich bitte Dich,
glaube mir —- glaube mir —— ich war
f es nichts«
; »Wer sollte es dann gewesen sein?"
si. Sie — sie —— die Andere!«
:llnd Du hälst mich für leichte criin
dis« gen-g, die Existenz dieser nde
sm Deiner Doppelgiingerim site e:
tviesen anzunehmen, nur weil Du r«
mit Deine Streiche decken zu können
staut-si. Du mußt Dich aus Gland
wiirdigeres besinnen, wenn Du mists
r htntergehen willst!«
,- Das zarte, schlanke Mädchen, dac
innen dem Backsischatter entwachsen
fx ten, richtete seine stehenden, grossen
« nderaugen oon tiefstern Geronnen
dtau ans das zorntileiche Anttin des
Verlobten, der mit der Miene eines
genesen Untersuchunggrichters oor iyr
nd Es senkte in diesem tiiib schen
iinnerantlisz wie Wetterleucht: n von
den widerstreitendsten Gefühlen: s3orn,
Schmerz, Liede, der Kampf zwischen
Olaubenwollen und Zweifelnmiissen.
OFriß, wie tannst Du so iar
chen!« rie das Mädchen mit überströ
wenden eigen
»Jetzt weint sie auch noch! Utaiiir
·ich, das Hauptargument der Weiber
darf ja nicht fehlen. Aber man wird
talt und hart, wenn man noch so heiss,
.uno weich aeuoesen sobald man sein-·
JBrant am Arme eine-« fremden Ofsv
ziets aus der Ringstrasze spazieren
und mit diesem vertraulich schäkern
isieht.«
»Ich war ecd nicht!«
Sie sattete die Minde.
»Ja —- richtig! Es war die Andre-,
jene Andere die Dir auf ein haa:
Beicht: Augen, Mund, Haare Rase,
ang und Gestalt und selbst oie Im
tette. Merkmiirdig!«
»Oui« ich Dir nicht erzählt, roie oii
ch von Bekannten über diese Dom-et
iingerin gehört, wie oft man mich siir
e Ihnlten uns -—«
« nd einmal hast Du sie gar setss7t
esehen!« siet er ihr spöttisch in z
ort.
. »Und wie erschrocken war ich, al-·
ich mich ihr eines Tage-z ge qenijif e:
k-f- «s---;-kl«lt m«ös«-n
.,. - . .«. . ... · .
blusst an, mir aber thr —"
»Aber warum hieltest Du inniakj
jene wundersame vaillingssrlitoesice
nicht fest,« fiel er ein, »und forderten
te nicht aus« Dir ibren Namen zu
entwi? Du konntest mir mit iyrer
Adresse dienen uno ich .-v"a«re sent in
der angenehmen Lage, Deine Jornii
tät zu tonstatiien.«
Sie rang ihre tleinen hande.
»Du lönntest tnich dann nicht so
mit Deiner Eifersucht quälen, die mir
vie schönste Zeit unseres Brautstanoeg
vergällt und unsere Ehe zu einer sehr
unglücklichen machen ·wird.«
»Uebrigens,« fuhr sie ruhiger fort,
,.lsnntest Du ja auch die Dame Jn
sprechen und Dich vielleicht übrigen
Lfeem daß sie wenigstens in oer Stirn-ne
eine Aehnlichkeit mit mir atifziriveisen
bgt —- hast Du sie nicht sprechen ge
Forti«
»Ich war zu iveit entfernt von dein
- en Paqre. Zudem sprachen sie leise,
enii was sie sich zu sagen hatten, war
vermuthlich nicht fiir das große Pu
Ililutn berechnet. Aber lachen hörte ich
te einmal und —
»Nun ——?"
»Es war Dein silberhelles Lachen«
Sie schwieg betreten und sah ihm
angstlich forschend in’-« - Auge Jlir fei
nes Gesicht war selir bleich geworden.
Er rang sichtlich mit feinem Dä
mon. Jetzt batte er ihn niedergezwung
gen.
. »Ich will Dir glauben.« sagte er,
seine Arme um sie schlingenv.
J r Antlitz leuchtete rosia auf
o bist Du zu oer Einsicht gekom
Imti wie thöricht Dein Verdacht ist?«
»Nun —- sa —« gab er etwas zö
gernd zu. »Es ist thöiichtx ein Mitv
»che·ii aus so giitem«Hause, so muster
Il Icssgcll. « - Ruck UUUI LIJL Oct
ip ges. —«
t» ängst Du schon wieder an.
— » tein ne: n!« ltno er küßte sie, tei
benschastlich wild, um sich zu betäu
ben, er druckte sein heiße-« Gesicht in
for dusiendeg Gototuar
»Es wäre zu schrentich in —- teuf
Iischi Uebriqens verspreche ich Dis-,
bei der nächsten Begeqnunn Die Per
Ion anzureoenK
Auch —-- wenn sie ——— in Begsei
fung?« srug sie wieder mit dem ärmst
I lichen Blick.
« ,Auch dann!«
« E O
Ei war ge en Mitternrcht, an
Doktor ernert, at: Z einer her
Irengesell chnst nach Hause zurückkeh
rend, durch die deröveten Straßen der
inneren Stadt ging. Jetzt bog er in
eines jener engen Seitenäßchen ein,
Toie Nachts im melanchotischen Sciycint
einiger spärlicherGastampen an die
unterirdischen Grabtabyrinthe gewah
prten, die sich unter ihnen hin-ziehen
Jn diesem Dämmer sah der junqe
Mann etwas helles oor sich hin
chweben; er unterschied einen leichten
rwurs, den er zu kennen glaubte;
weißes Spiyentuch, unter dein es
Ghin hervorquoll; ein tnisterndes
senkten-, aus dem das unsichere
giesst hin und wieder in röthlichen
eileer pielte. Der Gang, die hat
tun e war ei! —
Zi— be chleunt te seine Schritte, und
immer im untel haltend, ging
er o dicht als möglich hinter der
lt her.
ieder kam sie an eine Laterne. —
sitr terliches Zittern lief über
« rper, er vermochte es taum,
sich ausrecht zu halten. Doch trat er
dar sie hin.
»Mein Fräulein," sagte er mit so
heiseren aepreßter Stimme, dass sit
ihm selbst fremd tlang»,dars ich Sie
begleiten?«
»Sie wandte Thin ihr Gesicht zu, die
ses feine Gesicht nur dem süßen, unbr
schreiblichen sauber der Jungfräu
lichleit —- dai Antlih seiner Braut.
»Es ist —- die — Andere —« mur
enelte er wie geistesahwesend. Seine
Augen verschlungen dieses Gesicht, die
ses Goldhaar. diese Gestalt. Aber die
Stimme? O nur einen Laut. . . .!
»Nun ja, warum nichts« erllang
es lustig und tret als Antwort aus
feine Frage.
Kein Zweisel, es war ihre Stimme.
Mizzkg eigenste, gldckenhelle Stimme.
est trat er dicht dor sie, in den
Li ttreis, sodaß sein Antlitz hell be
leuchtet erschien.
,.Dirne!« schrie er.
Und er hab die Hand. Das Mäd
chen erbleichte bis in die Lippen beim
Anblick dieses furchtbar entstellten
Gesichtes. Sie stieß einen dumpfen
Schreckensschrei aus, und lies davo:c,
flüchtig, in rasendem Laufe wie in
auiiefcheuchtes Wild.
Er starrte ihr nach, bis die helle
Erscheinuna, um eine Ecke biet-end,
ddm Dunkel ausgesogen war.
Dann war ihm, als hatten Di:
arauen Mauern neben ihm Leben und
Bewegung gewonnen; —- er taumette
und suchte einen Halt. Kramofhait
schlugen feine Fingernaael in den
schwarzen Mörtel zwischen den Nitsch
1«i,1,en, rußigen Quadern
s II lc
Das Begräbnifz, welches kein Geist:
licher begleitet hatte, war darüber.
Die wenigen Leidtragenden —— einiae
entfernte Verwandte der Verstarbe
nen, in deren Hause sie gelebt —
schritten zum Ausgang des Friedho:
fes, wo der Wagen ihrer wartete.
Doktor Bernert, hinter einem
Gras-male stehend, solate ihnen mit
den Blicken.
Dann trat er an den frisch-ausge
worfenen hügeb
»Mi«i«« sliiiterte er mit ikeser.
idehmütbiaer Bitterkeit, »Du hast Dir
nur das Leben aenammen, mir aber .
iede Freude r-aran, uiio das isi
schlimmer! Bis zum letzten Augen
blicke hast Du geloqen und geheuchelt
In Deinem Abschiedåoriese schreibst
Du mir, Du töiintest nicht leben ohne
mich, Du mußtest Dich todten. weil
Hi mich von Dir los-gesagt, die ohne
Schuld. Wozu diese Luire im An
gesichte des Todes, don Liebe und Un
schuld? Und das nach jener letzten
Be egnung! O Weiber, Zerrbilder
unserer idealen Jünglingsträumr.
später der böse Alp des Mannes-, der
Euch in Eurer wahren Gestalt ge
schautl
Aber nicht, mit Dir zu rechten, bin
ich hergekommen, sondern um Dir zu
sagen, daß ich Dir vergebe, unlütti
seliqeo Geschöpsk Schlafe in Frie
den.«
Er wars einige Rosen, die er in oer
Hand gehalten, aus den kahlen Hügel
und schritt hinaus.
rAus der Straße blieb er stehen, uin
den Straßendahnivazaen zu erwarten;
er sprang hinein und drückte sich in
eine Ecke· Sein oerstörtes Aussehen
seine Blässe zogen neugierige Blicke
nach ihm. Er stützte den Kopf in die
Hand und schloß die Augen.
Ein Ruck. Eine haltestellr. Eine
junge Dame stieg ein und schritt aus
den Plan des Doktors zu. Mit An
strengung erstickte er einen Schrei.
Pie Augen traten ihm aus-! den Höh
en.
«Mizzi!« leuchte er mit erstickt-r
Stimme. Sie blickte aus, sah ihn
und dersärbte sich. Dann eine zor
nige Bewegung
,,Lassen Sie mich doch in Ruh-,
Zie grober Kerl!«
Sie sprach es mit oer glockenhellen
Stimme Mizi’g.
Es ivar die Andere. ·
W
Wie der- iderr. few Sachen-.
»Das itiinmi. an meinem Waldl
hat-' ich’5 erledi.« So sprach der For
ster zu seinen Freunden am Stamm
tisch. »Seit acht Tagen h.xl)’ ich den
Dackl ersi: sein früherer Herr war ein
spiysinoiaer. durch alle Wasser genu
schenewlliinreladootar unI dem scheint
er es adgespitzt zu haben, wie man ge
rade noch auf der Kante des Gesetzes
balanciri. Vor einigen Tagen brachte
ich meiner Frau englische Enkel-, die sie
so gerne ißt, mit nach Hause und that
iie in einen Positarton Wie ich nun
heute ins Zimmer komme, isi der Doal
am Tisch, den Deael des Postlartonö
hatte er etwas-J iuriiageschoben und
naschte nach Herzenslust Sowie ich
aber nach dem Peitscherl areisen will,
kommt der Dei-il, den Deckel im Maul,
mit der Miene actriintter Unschuld auf
mich zu, und spitzsindni hielt er den
Deckel so, das; ich me Worte »Man
renprobe« ganz deutlich darauf sehen
mußte. Ja, da bad« ich ihm die Stra
t se freilich erlassen,« so lchlosz del-Forst
; meister, »denn es bat mich a’ireut, oasi
F der Dackl so a’scheidt ist, und ich hab'
i a’than, als ob ich an seine falsche Aus
I fassung glauben würde.«
s Zu loben, wo Einer anwesend ist,
z Dem just das Lob soll gelten,
» Verräih zuweist Schlauheit und List,
; Viel edler rsi doch manch Schellen.
I -————-—-·-s.--- -
Der seitidete Lein-link
Meister: »Wenn Du nicht parirsi,
; Du Lümmel, so haue ich Dich gelb und
- dlaui"
Lehrling: »Wenn is et woll- oille een
» schen wenn Sie mir gleich grün dre
M .
.--.--—-—-.- .--«---1,
Der Bampelmann.
Novelletteddn Charles Richa r d
Deusch von Wilhelm Thal.
l,
Sie ist schon recht alt. Zechiig ,
re darüber-! Traurig sitzt sie am Ka
minseuer.
Ihr Zimmer ist recht bescheiden
doch Alles leuchtet darin var Sanher
teitsed heirscht dies peinlichstesOrdnung
Der Trödler an der Straßeneckse würde
keine 50 France für das ganze Moos
liar geben, und doch r t das Auge
wohlgesällig auf dieser Haue-lichtem
in der sich eine fast totetteSauberteit "
geltend macht. Die gute Frau gruben
und blickt dabei ins Feuer. Es ist der
Vorabend eines Feste-. Weihnachten
Ostern, Pfingsten, was weiß ich? Freu- :
dentrubel herrscht aus der Straße Sie
aber ist allein.
Ihr ganze-Z Lebn zieht in den trei
nen blauen Flammen des Kantine-; dar
über, und don Zeit zu Zeit prasselt eine
glückliche Erinnerung in ihrem Ge
dachtnisz wie Funken aus. Ost its-bis
sich ihre Stirn auch lzusammen und ihre,
Augen verrathen allerlei geb-inte- Zur
gen, dann ermattet die Flinunxs uns
man sieht auf der grauen ’.«ls.r:«2 nszr
rathe Kohlen, roch wie eine Herier
wunde.
Sie sieht sich als K-rd wieder, Ir
aus dem Lande erzogen morden nnd
munter durch die Straßen eine-«- alten
Fleckens läuft. Zie findet sich asi- inn
geS Mädchen inmitten eine-«- Kreise-J
i
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von Freundinnen wieder, If- sie nichts
wiedergesehen hat oder die iiberbaudti
nicht mehr am Leben sind. Zie haben
in ihrer Erinnerung das rosige Gesicht
ihrer zwanzig Jahre bewahrt und hu
schen flüchtig und lachend im Halb
duntel des Zimmer-s vorüber, das sich
abwechselnd rnit Schatten fullt oder je
nach den Launen des Feuers im rathen
Glanze schimmert.
Jettz ist sie verheirathen Ihr Mann
ist wie jeder Arbeiter gut, doch ein bis
chen grob. Sie wohnen in Paris, in
einem großen Ziadttheit in einein
dumpfen Hose. Im sechsten Staa, un
e» h-» Dis-bon- Dik Finster- kiffen-n
sich oor großen Gebäuden die kein En: I
de nehmen, und oor naruen Fabrik-I
schornsteinen, denen ein fchcvärzlichert
Rauch entsteigt. Zie sieht das Alles-H
ganz deutlich wieder nor sich. Es ists
Feiertag. Alles- schiveiqt in ver-. cito-!
ßen Werkstätten In Allen Stockwer: 7
ten kleiden die Frauen die Kinder an
oder mischen die Ziuben -1uf. Jn den
Hosen tauchten die Männer uno sind-i
t,en, nachdem sie ein Glas Wem qks
trunken. Man hört lautes Lieder-» Die
Stimmen ertönen tiartgvoller als qki
männlich Da unten an einein Fenster
Uättet ein junges Mädchen nnd singt
dazu. Es ist Feiertag! Zie kleidet ihren !
kleinen JunJen an. Er idill spazieren ;
gehen. Er hat eine Hase —- die erste»
-— die ihm zu Lang ist — und eine(
Jacke, die zu kurz ist, so daß er die
Arme in spitzen Wink-In hatten nsuß.
wenn er seine Hände in die Taschen ste
cken -dill. Er ist zusiiedeu, der Kleine.
Sein Gesicht strnhtt sdrntUch in dein
schonen, weißen Kragen, den: Varus
der Arm-n Mutter. Sie uinurim ihn.
Geh schnell, mein Herzcheni Man-»r.
wird dich nachher abholcn . . .
Armer Kleiner! S:e erinner sich
noch an einen Weihnachtsnbeno, wo er
aus dem Bette sprang, um in den Ka
min zu sehen... Ach Soldaten und
ein holzpserM Und wie er auf den
Dielen des Zimmers u:nberspiang, hrs
ihm die Füße oor Frost steif wurden.
Mann mußte ihn wieder in sein Bett
bringen und ihm seine Schätze darauf
legen. Sie sieht noch einen kleinen,
rosustoeißen Hammlrnann mit Glocken,
der dem Kinde eine unqluubliche Freu
de bereitet. Er lieqt noch da im
Schranke
Unb ioe Alte verläßt Jan Pan-in
Sie sucht in oern Mobez Eisister einen-:
Stoße rothen Lasten Den kleinen Ham
pelmann· Er ist jetzt siini Inzgeblaszt
Die Farben sino ihn-. angaeaanaen; oer
farblos aecvorbene Raps sit setzt aarsz
weiß. Neben ihm sinoet sie.... wag
noch-. . .. zwei Bleisoloaterr, sein alte-;
Gebetbuch uno einen Jus Man-erba
pier geschriebenen Brief.
Die gute Frau ist tief beweqi, als sie
in diesen Reliquien ioiihl:; sie seht ihre
Brille aus, um bag vergilbte Papier
wieder zu lesen, aus Das eine ungelthe
Hand mit zitternver Hand Wünsche,
Hoffnungen und Versicherunan ewiger
Liebe unb Treue geschrieben hat. . .
O
Sie liegen recht sein« jene Tage;
nichts ist von ihnen iibria geblieben.
als Asche, ivie ja auch von dem stärk
sten Feuer nichts weiter alS Asche zu
rückbleibt. Das liegt breißig Jahre
zurück.
Damals mar sie noch aliicklich Der
Vater sing aber zu trinken an. An
ben Lohntaaen brachte man ihn be-.
trunken aus der Kneipe nach Hause.
Kein Sau im Hause. Schreckliche See
nen sanben statt: manrlxiynal gab es
auch Schläge. Der Also ol hat ihn
getödtet
Der Sohn war ausgewachsen Er
war ein tüchtiger Arbeiter. Erst in set
nern dreizehnten Jahre hatte er die
Schule verlassen. Man behauptete:
»Das wirb ein tüchtiger Kerl!« Unb
in bet That hatte sie nach dem Tode bes
Vaters recht ruhige unb schöne Jahre
mit ihrem Sohne verlebt. Er las the
Geschichte-i vor, und die Nachbarn
-
nannten ihn einen ordentlichen Bur
schen. Das machte sie stolz. Am
Sonntaq machten sie Ausflüge nach
Vincenneg oder Romainville. Man ·
ruhte sich aus auf Dem Chausse im
Schatten der Baume Manmal besuch
ten sie die Theater aus dem Bouleoard
du Temp1e, und sahen sich die Stücke
an, in denen die Verräther bestraft und
die guten Söhne belohnt werden« Nach
und nach war ein Schimmer von Glück
und Wohlbehagen in das haus einge
zogen, den est nie gekannt hatte.
Eines-« Abends —- sie erinnerte sich
voran, als wäre es gestern gewesen —
tam der Sohn nicht nach ause. Sie
fühlte, wie sie eine gewisse «nruhe be
schlich· Sie fürchtete einen Unfall ei
nen Streit und machte sich nach ihm
aus vie Suche.
Tit-H sie vor der Werkstatt anlangte,
fand sie sie verschlossen Niemand
mehr da. In dem ganzen Etat-thier
tel nichts-! Kern Sohn zu sehen. Ber
,ziveifelt ging fix- nach Hause.
ie Stunden verging-en; sie erschie
nen :hr lana, tödtlich, endlos. Wäh
rena edr Nacht erschutterten schwere
Schritte die Treppe. . .. das tonnte er
nichlfeiii....Dach-1us dem Flur hiel: «
ten die Schritte inne. Sie hörte, wie
Firma-Yo ak- ose Wand stieß; ein Kör
per rallts teblu auf Die Er .Sie öff
nek; kreujri· i
An »Dir-n Marien schämte er ficht
seine-: Bei-ehrt ensj oom weinen Abend
stlcht Tar- svater beaarm e: oan
Jteue:i:. Ost-H wurde häufiger; zuerst
bat er uin Tkäzeihunqz aber bald ent
fchuidiqte er sich nicht mehr
Enolich tim er gar nicht mehr nach
Haufe, sondern wohnte anderswo. !
Zehe oft hatte sie dekluchh ihn wieder j
nich Hause zurückzuführen doch ver- (
aehlich Bohrer hatte sie erfahren, daß
er sich orrheiuthet hatte. DaL War Al
les.?1rme Ulh!. -
«)
-J·
Das ersterbenoe Feuer ließ einige
iahle Lichter 1ufspriihen, die das ver
b! aßte Gold des Hampelmanns erglän
zen li: szenL
Warum cdar er nich. mehr so klein
als d.1mJL—J, da er nevn ihr spiel te. An»
nipfsm Ernste-» bäte- » nnmn ins-eher
(
vor »rein-e aejiibelt und sie mit endlo- -
sen Hart 'ickite:ten iind Liebkosuiigen
aberschii::-;-:. Ach! jetzt brachten die
Feiertiqe nie itsehr Freude ins Hau5.
llnd indem sie einen letzten Blick anf
das Bliimeniupier wars, aus dem die
Zeit der Kasse Jus einig ausgelöscht zu.
habn schien, oerbara sie ihren Kon in
den Händen. Alles nur für sie ank.
Warum lebte sie noch? Warum nahni
Gott sie nicht an diesem Abend zu sich,
nachdem ihre ganze verlorene, ent
ichivundeise Vergangenheit wieder vor
ihr erstanden mar, um ihr nur Thra
nen für ihr Alter zurückzulassenZ
»Vochs ooch!«
Sie sprang bestürzt aus« heftig
schlua ihr das her-i; inan hatte an die
Thiir iietiodsL
»Wer ist das?« fraqte sie.
Zie erkannte diese Stimme, doch sie
vermochte nicht daran in glauben.
Nein, es war Ha nicht iibalichZ Sie
träumte! Er
Schließlich öffnete fie.
Er trat ein und im Glanze des vom
Herde ausgestrahlten Lichtes erkannte
sie ihn.
»A!« rief sie »Du! Du bists?«
Sie blieb einen Augenblick wie be
taubt, leichenblafz, mit aufgerissenen
Augen stehen; dann schloß sie ihn mitf
der Kraft einer jungen Mutter in die
Arme und verbarg ihren Kopf am Hals:
ie ihres Sohnes-, den sie gleichzeitig mit
Küssen und Thräiien iiberschiittete l
Sie umarmten und küßten sich undl
weitsten alle Beide. —- l
Das that ihnen wohl. i
Die stumme llmarmiing löste sich T
Zie traten zum Herde und die Augen
der Mutter blijteit fraaend in die dres»
Zolin---3. j
Er setzte si-! in ilirrn Sessel; kniest-ei
ussr it1r nieder, eiiriff sur-z facht ihre
Hätt-In wie iiir Zeit, d2i er klein ink-l
iind s.in«te: s
,,Lt-kraiels mir, Miittet Juki bin recht i
iiniiliictltch gewesen, tout ich oan Dir
fern Lebt-c Doch ist; wagte es nicht«
wieder zu kommen »Ich hatte Furcht»
und schämte mini. Und dann heutei
give-u — Denke Dir — ais ich mit!
meinem Jungen iiver den Bouleoardl
ging. .. Jch habe niimlich einen Jun-1
gen. Wußtest Du eH nicht-? Wir sahen «
uns die Laden an. Der Kleine be
trachtete die Spielsacnem die Bajazzis
iind ·t·)nmpelmänner. Er wollte einen
habet-. doch ich sagte ihm-« »Nein, noch
nicht!« Da hing er sich an Seinen
Hinz-, hielt mir den Kopf mit den
Händ-In und fragte mit seiner schmei- ·
chelndcn Stimmc: ,,.5;mt Dir Dein-ei
Mutter tein Spielzeug qesciienlt?«
,,"«a«, antwortete ich, und er fragte
weiter: »Sie miir ivolil recht gut zu
Dir, Deine «J·ikci1na?f . .. Du hattest sie
sehr tielx ja?. . . .« Da, siehst Du, als
ich das hörte, ist mir das Herz aufge
gangen. Ich habs nicht mehr aushal
ten können und habe zu meiner Frau
gesagt: »Geh mit dem Kleinen nach
HausikNUnd ann bin ich zu Dir ge
kommen. Nicht wahr, Du bist mir
nicht mehr böse, Mutter?«
Sie konnte nicht antworten. Die
Rührung erstickte sie: die Worte woll
ten nicht kommen. Sie neigte sich über
ihn und drückte einen Kuß auf seine
Stirn. So that sie immer, als er noch
Kind war.
,,Jch nehme Dich tritt, Mai-im Willst .
Du? Du wirst und nicht mehr der
lassen. Man erwartet uns da unten»
Du weißt doch, ain Tage vor dein Feste
speist man iii Familie Und dann
will der Kleine Dir doch seine Spiel
fachen zeigen-«
Sie wandte sich dein Herde zu:
»Auch für mich ist Feiertag, denn ich
habe ja meinen Sohn wiedergefunden."
Damit zeigte sie ihm ans dein Tisch
den Hampelmann, der sd inannichfache
Erinnerungen in ihr wachgerusen, und
sagte:
»Ich nehme ihn mit, er soll Deinem
Sohn gehoren, und wenn Hi ihm
sagst, wie Du ihn wiedergefunden hast,
wird er Dich vielleicht noch inniqer
lieben ..... «
Das Scheu-en dei- Seit-se
ist in Australien eine wichtie Arbeit.
Für gewöhnlich reichen 60 » ann aus,
ein Weidelsnnid von 12i),000 Hettaren
zu überwachen. Zur Zeit der Schar
werd-en aber noch weitere 100 Mann
angenommen Das Leben deH Zchas:
scheerers ist ziemlich mertrdijrdig. Ei
niae Monate des Jahres ist er start
beschäftigt, und wenn er seine Sache
versteht, verdient er ein hübsche-J sotiick
Geld, denn ei wird nach seian Ar
beitsteisiunr allgemein mit s4 für je
WE) Schafs- Deiaiilt Ein Geübter
dringt e-« leicht auf 100 bis UIZchase
::i einen TH- Jii dssdiiderH Tüchti
qer siai ruf 175 Thier- ,ioahrend min
der qeivandp Si- i:t taglich nur 70I
ti:; :)«.) Schafe ihrs-H Vl ließe-J entledi
aen tonnen.
Die letzte Kuh
Geaeii Chainberlaing Aus-stille
spricht auch ein Vortdnimniß aus dem
Krieqsiahre litiiii In ein Ddrs un
weit Nitolgbura rückte — wenn nicht
das ganze Bataillon, so doch ein star
leH Kommandd vom Füsiiier:Batail
ldn deg- Maadehuraischen Jnsanterie
Regimentg No. 36 ins Quartier, und,
wie zu vermuthen sein dürste: hungrig
iin müde, also der Stärtiinq bedürstig
nach dem Mai-sche. Der Bürgermeister
des Ortes. der — hinsichtlich des Flei
sches —- siir die Berpsleaung der
Trudpen zu sorgen hatte, wies die
-1 »
fssullclc NO IlUllllPullUUI Ill, IIW Ulc
einzige Kuh, vie noch im Dorfe war,
als- Schlachtvieh zu holen. Als vie
Fourzere in vaz ihnen bezeichneteHauå
kamen unv vie Kuh fortsiihren woll:
ten, hat sie vie Besitzerin derselben,
eine arme Wittwe, in ruhtenven Wor
ten, inan inoae ihr voch vag- Thier las
sen, venn es sei isi ihr einziaer Er
nährer, va ihr Sohn, ver sie bisher er
nährt habe, als österreichischer Solvat
tin Felde stehe. Die Foiiriere ließen
von ver Kuh ab unv meldeten vem
Kommanveur der einaerijckten Trup
veii vie Bitte der Wittwe, unv vieser
hielt etwa folgende Ansprnche aii vie
Mannschaften: »Füsilierel Der Fort-»
rier inelvel mir soeben, vaß ins Dorfe
nur noch eine einztae Kuh vorhanden ;
ist, welche sijr Euch aeschlachtet werven
könnte; das Thier aehort aber einer
armen Wittwe, vieren Sohn, ihr his
heriaer Ernährer, aeaen uns irn Felde
steht, unv nun ist diese Kuh vie ein
ziie lkrnährerin ver alten Frau. Jeder
von Euch hat ja seine Portivn Fleisch
zu oerlanaen, unv wenn auch nur einer
von Euch sse fordert, werve ich vie
Kuh schlachten lassen: viejeniqen, vie
vie-H fordern, treten vorl« —- Unv siehe
— es trat aug nicht ein lkinziger vor,
unv vie arme Wittwe behielt ihre Kuh.
Mit tyeurer Star.
- Eine Weinstube in ver Nähe des
haugvoiatplatzes in Berlin zählt zu
ihren Stammgasten einige hervorra:
genve Iltodeivaarenhanvler. Drei von
viesen saßen am letzten Zahltaae beim
Zkat unv spielten so eifrig, vaß sie an
nichts invereH dachten Da fiel es ei-.
neni plötzlich ein, vafz er oeraessen hatte,
m: Geschäfte vak- Gelv sljr vie Lohn
zahlunq herauszuqehm Eiliast wollte
er auiorechen, uiii das Ueriaumre nach
ziiholeii, aer Die Mitsoieleiiden redeten
tsiii eifrig in, Daß er bleiben inöqe und
ein«-fahlen ilini einen einiridieii Aug
ioqu Sei Hausoisiier Der Wtiistub sollte
Dass Gelo von Der Bank holen und deni
Geschäftsführer iiberbrmiien DDH
leuchtete ein. Der ,,Dritte Mann« blieb,
gab ,,Fran;« einer-. lsheck iiber :tl)()l)
Mi» schickte ihn iiiit Den rothigen An:
ioeisungen nach Der Deutschen Bank
nnd spielte beruhigt seinen Skat weiter.
Alles wäre auch in bester Ordnung ges
wesen, wenn nicht Der Hausoiener einen
Strich durch Die Rechnung gemacht
hätte. Aber »Fran,;, Die Konaille«
nah niDasJ GelD oon Der Bank, lief
rasch nach seiner Wohnung, um Die
Kleider zu wechseln und verschwand,
ebne sich bis jetzt sehen zu lassen. Vor
sichtghalber nahm der Bursche auch sei
ne Photographie init. Damit sie nicht
Der Rriminalpolizei in Die Hände falle
Da Franz nicht wieder kam, so niiiszte
Der Etat nun Doch abgebrochen werden.
Der Hausoiener, ein sit-jähriger Schle
sier Namens Arthiir TorneL Der als
Junggeselle aii Der Friedrichsgrocht
wohnte und in Den Kreisen seiner Kol
legen Den Beinainen »Kofser-Arthur«
führte, ist noch nicht ermittelt. Seinen
Koffer hat er iiii »Millioiienteller«»
Deni Stanirnlotal Der Kassenbotem im
Stich gelassen.
Ein qemitibcicher Hauswirtlk
Miether (wiithewd): »Die Wohnung
ist so feucht, Daß ich jeDn Morgen hin
ter den Schwänken Pilze suchen tann.««
auswirthx ,,Soll ich Ihnen viel
lei t eine Botanisirbilchse schenkean
—
Logik.
Stadtdanie: Kein Wunder, daß ritt
in der Stadt oft faule Eier bekomme-,
wenn die Hühner den ganzen Tag auf
dem Miftberge her-umschatten
Kalaner.
Dichteang: »Ich scknittelr mir sit
Reime zu meinen Gedichten nur io aus
den Aerineln««.
Krititen »Das« merkt man. Die
Wirkuniz ist khatfächlich sehr ärmlich«.
Ein praktischer Zinse.
Mutter: »Das freut inich aber, da
Du heute endlich einmal Gemüse iß .
Karlchem »Das thue ich nur, damit
es morgen nicht noch einmal aufge
wäkmt wird«.
Meiner Irrthunn ·
Herr: »O, ich fag’ Ihnen, ich habe
früher bessere Zeiten gesehen, die schö
nen Tage sind vor-über.«
Backfisch: »Ach, Sie Aermster, sind
Sie vielleicht aus Aranjuez?«
Verfänqlichr Hindeutnns.
AL: »Was, Sie haben jetzt einen Pa
sten ais Proturift in einer Pult-erfa
brik".«'
B.: ,»;»1!«
»ti.: »Hu-, da lnben Sie ja gute
Atteisich:, nocli einmasl in die Höhe zu
kontcnen·«
Beim Um,3nge.
herr: »Nun, mag- trinken Sie lieber
zur Aufftischung ein Glas Bier oder
einen Schnsapss«
Abladen »O bitte, werther Herr.
Das eine schließt das andere keines-weg
,J«
alt-.
Aus der Instruktion-zitternde.
Unteroffizier: ,,Alfo wenn die Ge
fechtglage es erfordert, hat sich der
Soldat, ohne sich zu besinnen, auf den
Feind zu- stiirzem Müller, was haben
Sie zu thun?« -
Rekrut Müller: »Ich habe Mich ohn
jede Besinnung auf den. Feind zu stür
zen.«
Nichtiq.
Onkel: »Aber Heinrich, erst· hast- Du
vier Seidel Jllziinchener getr«iinten,-datnk
zwei »Deran natur-unmer, ylekllllf M
Lagerbter und nun verlangst Du Zof
bra"u, weißt Du denn nicht« wie man
das nennt?«
Student: ,,Jawohl, Onkel, Stoff
:vech73!!«
Lokal —- Botrytis-uns
Eachfe sind Restauranst): »Ich mZQs
te Wurstchen essen, was haben Sie
denn fijr ioelche?«
scellner. ,,Goihaer, Frankarieg
Braunschweiger —«
Sackfo »AlleH nichts, ich möchte
Orest-mer«
Anderer- Fall.
Gast: »Was macht meine Zeches"
Kellner: ,,Drei Glas Bier 30, Käse
n’it Brot 25, zusammen 65 Centä.«
Gast: ,,55 Cents wollen wir sa enx
mich dürfen Sie nicht für dumm at
ten, ich war früher selber Kellner!«
Km Eifer-.
Redakteur: »Ist das-« eine klägliche
Schilderung des Feuers in Jhrem heu
tigen Bericht! Schauen Sie, wie das
der selige Schiller in der »G«locke« ge
macht hatt ..... Das mär’ ein Repors
ter gewesen!«
Schlechtes Gewissen.
Theater - Direktor (zuni Dtheey
dessen Premiere soeben großen Leg-I
ernstem »Herr Schlucker, treten ie
doch vor das Publikum! Töten Sie
denn nicht Ihren Namen ru en«?«
Schurken »Um Gottes Willen, et
Direktor, man sivill msichs jeden alls
berauslocken!«
SchlnsiifolqcrnnaL
Uhr »Ich-en Sie ’mal dass- Pärchen
dort, die jungen Leute leben sicher im
Honiqmond.«
II Un.... s,t.s:,k,«. -«·--·4 L, Do«
U« »OUFUUV IUsUctchll Occ UUVI
. »Kl.: »Weil sie sich tin-mer mit einem
m homqfußen Lacheln anssehen.««
Deplaeltm
Dame (zu einem berühmten Nord
Dolfahrer): »Ja -- wie Sie also anz
allein tm Schnee saßen und auf et
tunq warteten, wie war Ihn-en denn
da- zu Muth?«
Der Nordpolfahrert »Ich sag-e Ih
nen, tch saß wie auf Fe«ohlen!«
Buttme
Frau (zu einem Schriftsteller):
»Herr Müller, Sie dichten ja wie ich
zu meinem Leid beinrtt habe, in der
letzten Zeit nichtst msebr.«
Mann (hein11ich-): »Weib, hast Du
denn mit der tosenden Altensschheit gar
tem Ujkttleid!«3«
Gemütlslielk
Vertheidigek lvor der Verhandlung):
»Höre-n Sie, es- wäre jedenfalls ange
bracht, wenn Sie während der Ber
l)andlunsa etwa-«- ttteue über Jhre That
an den Tag legten wollten!«
Ansgetlagtet: »Man gern, ekt
Doktor ..... leihen Sie mir gefä igsst
Jhk Sacktuch!«
—-.-«
Ein echter Sparta-stauen
Bräutigam (mit seiner Braut Ist-It
essen Mal-e per Tandem ungestraft-IN
» i zi, jeht sind wir bekettsdtesncl
mit em Tandem gestützt; wenn das
noch einmal vorkommt, muß ich an
neYnem daß wir beide nicht zusammen
lsva ten unsd unsere Verlobung auflö
en «