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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Jan. 31, 1902)
———--— S Der Gerichtsthurm Htimiuakswähkung von ;L. Seid-. I-—" (4. FortseßungJ »Um die Schuld der Angellagten nicht notorisch- waren die Verdrecher nicht auf frischer That ergriffen wor- » den, und gelang es dem anuirenten nicht« völlig unwiderlegbare Schulwe roeise beizubringen, so war ein unums wrrdenes Geständniß der Angeklagten - erforderlich, um auf die volle geseßliche Strafe zu erkennen; im anderen Falle, Und wenn nicht die Freisprechung von anuirenten beantragt ward — wobei dieser selbst den Beweis der Schuldlosigleit der Angeklagten zu führen hatte — konnte nur auf eine außerordentliche d. h. auf einen gerin geren Grad der gesetzlichen Strafe, oder auf Entbindung von der Jnstanz . erkannt werden. Jn letzterem Falle wurde der Angeklagte. ohne freige sprochen zu sein« außer gerichtlicher Verfolgung gesetzt, die zu jeder Zeit « wieder aufgenommen werden konnte. wenn sich neue Schuldbetoerfe vorfan n. Unter solchen Umständen war es erklärlich, daß eine Untersuchung ge en einen Verbrechen an dessen Schuld iemand zweifeln konnte, und gegen den aus diesem Grunde der anuirent die volle gesenliche Strafe extrahiren wollte und sollte, ohne dennoch zu je near Ziele zu führen, wenn der Ange klagte nicht endlich miirde ward, son dern hartnäckig beim Leugnen de harrte, und, wie es zuweist der Fall, völlig unwiderlegbare Schuldbeweise, d. h. irn juristischen Sinne. nicht beizu brin en waren. an ersieht aus dieser kurzen Dar legung, daß der Ausgang eines fol chen Krirninalprozesses fast allein von der Geschicklichkeit, der Einsicht und dern Eifer des Jnauirenten, alfo in dem vorliegenden Falle von mir ab bis-» Its ich amTaae nach meinerAntunft aus der Domaine G. mir Elifabeth Werner zum Verhöre vorführen ließ, sah ich diese zum ersten Male. Sie war zweiundzwanzig Jahre alt, blond, von Mittelgrösze, ein wenig hager, hatte blaue Augen und ungemeink zarte hände und Füße. Daß ich die feöi»'Signalement« hier gebe, wird oen Verlauf der Erzählung rechtferti en. Sie war keine Schönheit, doch onnte man sie immerhin als hübsch bezeichnen Jetzt war sie sehr blaß. und ihre Augen waren oon vielem Weinen geröthet. Jch begegnete ihr mit Achtung und Schonung; ihre Aussage entsprach vollkommen den Antworten, welche sie unmittelbar nach der Entdeckung der Vergiftung dem Arzte auf dessen forschende Fra gen ertheilt hatte, und blieb hinsichtlich des in ihrem Koffer vorgefundenen Fläschchens bei der Versicherung, daß : sie um de en Vorhandensein nicht ge- f wußt. »Die gab zu, daß dieser ihr un erlliirliche Umstand aller dings verdäch tigend sei, behauptete aber dennoch, daß insofern ein Jrrthurm oder eine Täuschung hinsichtlich der Todesn sache ihres Vaters vorliegen müsse, da sie niemals an ein solches Verbre chen gedacht und es auch keinem An dern möglich ewesen sei, auch nur ei nen Tropfen yanlali oder irgend et was anderes Schädliches oder Un fchädlichez in den fiir ihren Vater de reiteten Trank beizumischen. Sie bestritt also, daß der Tod ihreä Vaters durch Gift herbeigeführt wor den. Theodor Werner, den ich schon frü her persönlich kennen gelernt, aber des sen Umgang ich oermieden hatte, weil er auf mich einen Eindruck gemacht, daß ich dem Urtheil der wackerenChri stine beistimmen tonnte —- ein Urtheil, welches, wie schon aus den seiner Reise nach G. zu seinem schwertranten Va ter ihm untergelegten Motiven hervor ging, das aller ihn nähertennenden Leute war —- Theodor Werner also ; schlug im Verhöre ein anderes Ver-I Hm- »ia das you feiner Schwesterl beobachtete ein, indem er die Vergif- « tung feines Vaters mittelst des ihsnx oon Elifabeth bereiteten Geträntes als erwiesen betrachtete. Er versicher: I te jedoch, überzeugt zu fein, daß das l Unglück nur durch ein Verfehen feiner " Schwester herbeigeführt worden, wel ches diese, erschrocken über die olgen, zu oerheirnlichen suche. Viellei t habe Elifabeth das in dein Fläschchen, wel ches in ihrem Koffer vorgefunden mor den, enthaltene Chantali fiir ein Stär kungsmittel gehalten. Liege ein mitl liches Verbrechen vor, so habe er von demselben keine Kenntniß gehabt und sich noch weniger der Theilnahme da ran schuldig gemacht. Während also Elifabeth unter Be hauptung der eigenen Schuldlosigteit auch jeden Andern von dem Verdachte des Giftmordes freisprach, gab Theo dor die Vergiftung seines Vaters durch feine Schwester zu, wenn er jene auch nur einein Bei-sehen der Letteren zu fsriexz und bestritt nur feine eigene d · ach sorgfältiger Erwägung aller enthielte- Uin ade te ich zu see Ueber S abetä die see - set Vaters vors such M. phyde bet sei-it « Its-:im l: ——«. hegten dieselbe Ueberzeugung und sprachen sie, was ich vermied, auch aus. Der Lehtere meinte. es sei eine Fiisgung des himmels gewesen« daß er an jenem Abende, wo man ihn gar nicht erwartet hatte, in die Behausung des alten Werner gekommen, damit die Schuldige nicht Zeit gewönne, die Be weise des Verheechens zu beseitigen. Mir blieb sonach nur iihri , die Un tersuchung gegen die Geschwister wegen Vatermordes mittelst ergiftung zu verhangen und ihre Abfiihrung nach Z. an uordnen. Jch selbst reiste voraus. ährend meiner mehrtiigigen Ah wesenheit von Z. war der regierende Reichsgraf dort eingetroffen. Ich he gah mich nach meiner Ankunft sogleich; nach dem neuen Schlosse, um Sr. Er laucht per"önlich über das fast uner hörte Ver rechen zu berichten. Der hohe Herr, welcher wohl wenig von den üblen Eigenschaften des Ermordeten erfahren, diesen aber wegen seiner praktischen Tüchtigkeit sehr geschätzt hatte, war sehr entrüstet. Er forderte von mir, daß ich das schärfste Verfah ren anwende, überhaupt Alles aufs-ie te, damit die volle gesetzliche Strafe die Schuldigen treffe. Die volle gesetzliche Strafe! War meine Ueberzeugung begründet« und elang es mir, vie Geständnis-te ver . eschwister zu erlangen, oder den Iurtdisch unumstöleichen Beweis ihrer Schuld zu fuhren, so erwartete Beiden nach damals noch in Geltung stehen den Porschriften des preußischen all gemeinen Landrechts die Strafe des Rades, hinsichtli? Theodors, als des tntellsectuellen Ur eders des Votum-pr ves, des Rädern-Z von unten herauf, ver-schärft bei Beiden durch Schleifung auf einer Kuhhaut zum Nichts-laste! Dennoch war ich fest entschlossen, die Sache zu diesem iele zu dringen,fall5 ich nicht auf eine k reifprechung antra gen durfte. Jch rechnete dabei auf die i « l i i i i i F ; i Milde Friedrich Wiihelm 1X". don! Preußen, der oor Kurzem den Throns seiner Väter heftiegen hatte, und dems als Oberlehnsherrn der Grafschaft Z.l auch hinsichtlich der letzteren angehäri aen Verurtheilten das Begnadigung-: recht zustand, und von welchem also mit großer Wahrscheinlichkeit eine Umwandlung jener erorbitanten, dem gegenwärtigen Kulturzustandr nicht mehr entsprechenden Strafen zu hoffen war. Um hartgesottene Verbrechen von deren Schuld der Jnauirent überzeugt, war, miirbe zu machen. damit sie end lich gestanden, waren dem Letzteren da mals mancherlei Mittel gestattet, oder wohl auch deren Anwendung ihm ge radezu vorgeschrieben Von diesen Mitteln waren die Entziehung der warmen Kost und des Tagelichts auf längere oder liirzere Zeit, ermüdende. auch zur Nachtzeit oorgenomrneneVer höre und ähnliche Plackereien noch die mildesten; Hunger und Durst, Kälte und übermäßige Hitze, sogenannte Ge ständnis-prügel, Anschließen an die Krumme wurde nicht selten ohne Rück sicht aus die Gesundheit der Angeklag ten versucht, und der Witz manches un geduldigen nquirenten erfand Quä lereien, tvel e an die längst gesetzlich abgeschasste Folter erinnerten. eh war jedoch Willens, keines von die en Mitteln in Anwendung zu brin gen; nur durch unermüdliches Forschen wollte ich die volle Wahrheit ans-Licht bringen, durch geschicktes anurriren die Schuldigen in Widersprüche ver wickeln und dadurch ihre Geständnisse erlangen. Um indesz der Forderung deMeichs grasen, das schär sie Verfahren in An wendung zu bringen, weni stens in Etwas gerecht zu werden, liegß ich für Theodor eine der unterirdischen Zel len, dern stark oergitterie Fenster aus den nur wenig Licht gewährenden Hof hinaus gingen, in Bereitschast setzen, während ich siieElisaheth, mit Rücksicht auf ihre schwächliche Körperversassung eine der in der dritten Etage helegenen acht Zellen bestimmte. deren hohe Fen st-- CI Is- mIaiII---I«u-ss Its. Ihn-f- . sp« ...» ....»·..»......-«.... -.- -,-. . mes befanden, freilich bis zur Mannes- « höhe mit Blenvungen von Eichenhvlzs versehen waren, unv demnach keinen,v Ausblick, aber Lqu uns Licht zur Ge- ( nüge gewährten. Beiven sollte auch bis auf Weiteres auf ihren Wunsch der Gebrauch ihrer eigenen Betten unv Kleider, Bücher und vie Selbstbe-« töftigung aus dem Gasthause gestattet t sein. Durste ich mich vvch auf vie von meinem Vorgänger gerühmte Wach samkeit und Pflichttreue des alten Melzer, des Gerichtsdieners und Ge fängntßauffehers, verlassen, wie auf meine eigene. Mein Triumph war um sv größer, jetveniger hattet Mit- I tel ich zur Erretchung meines Zieles bedurft hatte. Arn zweiten Tage nach meiner Rückkehr trafen die Geschwister in zwei von Gent-armen begleiteten Wagen in Z- ein. Der Pult ecverwalter von G» ver für tote Ahlie erung ver Getan e nen an das Justiz-unt verantwprt rch IM, hatte für gut gehalten, denselben ein erstiegen zu lassen. Ich he sie sofort von ver nunmehr un II seissiigunp Die von mir an ge Isrletchterung ihrer haft nah Mcll Waise-vor melasevauern MUM ki- W Wi Mit ge währen zu können, versicherte er, daß Fich sei-net mich beruhiges dürfe; per sei gen-i daß ich bald die volle klirherzeugung seiner Schuldldsigteit ;gewinnen und seine Entlassung accord rnen werde; und auf die der dein iSchloßhrdnde gesiihrte Aufsicht iiher fden Gerichtsthurni und dessen damali ;gen. Zustand unspielend setzte er scher zend hinzu, daß er hier in sedem Rau itne wie zu hause sei ’ Nachdem ich Melzers Gattin eine anständige und durchaus zuverlässige hFruu veranlaßt Elisabeth die nöthi ge Aufwartung zu leisten war ich hin Jsichtlich der Erleichterung ihrer Haft an der Grenze me: ner Befugniß ange » langt. Jn dem ersten Berhöre, welches ich zu Z. mit Elisabeth anstellte. änderte sie ihre frühere Aussage dahin ad, daß sie sich fest erst erinnere, die Küche, bevor sie das hereitee Getränt in dds Glas gefüllt, verlassen zu haben, weil sie die Zuckerddse leer gefunden und sich mit derselben daher in die nebenan liegende Speisetammer begeben muß te; sie versicherte aber, daß sie die zur» Letzteren führende Thür offen gelassen; habe, also den Eintritt eines Andern in die Küche hö: te wahrnehmen müs- ’ sen, was nicht geschehen sei. i Auf meine Frage oh sie dass Gie l tränt ddr oder nach der Füllung ins das ihrem Vater überdrachte Glis ge-1 tostet, qab sie zur Antwort diß es nachher geschehen fei. Als ich ihr be merkte, daß sie durch ihre eigenen Angaben den auf ihr lastenden Ver dacht in solchem Grade derstärte, daß ein aufrichtigez Bekenntniß ihrer Schuld und die Bezeichnung der et waiaen Theilnehmer an dein Verbre chen das Vortheilhafteste fiir sie sein werde. detheuerte sie, daß sie nur die Wahrheit gesagt und ferner saqen werde, was auch immer ihr Lods sein möge. Jch hielt es für- zweckmäßig, ihr mit ntheilen, daß ihr eigener Bru der ddn der durch sie wenn auch viel leicht nur durch ein Versehen, bewirt ten Verqiftung des Getränies über zeugt sei; sie hrach in Thränen und Schluchten aus, und letzteres wurde id heftig, dafi es ihr das Sprechen der ivehrte, und ich das Verhör schiieszen mußte in meiner Ueberzeugung noch fester bestärkt. - Ideddor bewegte-bei fix-. : Ver-l YIWKXUUZI, UUH cl JGIUUV Häusc Es war natürlich, daß alle Leute in Z. den Eraebniffen der llnterfxscnung mit Spannung entaeaenfzben Der alte Werner war bler allaemein bes tannt gewesen und feine beiden Kinder waren es nicht minder. Von Theooor’s Schuld war faftJedermann überreugtx hinsichtlich der Elisabetlfå aber bilde ten sich zwei förmliche Parteien von ziemlich aleicher Stätte, und in den Gasthäufern, in aeselligen Zufammens tünften und selbst in engeren Fami lientreisen wurde über das Pm und contra eifrig gestritten. Dies war selbft im Hause meiner Verwandten der Fall. Meine Ueberzeuguna, obaleåch ich dieselbe niemals aussprach war auch die des Onkel-T Die Tante hielt selbst den Renttarnmersecretär einer so schwarzen That nicht für fähig und schrieb die Veraiftuna des alten Wer: ner einem unglücklichen Zufall zu. Die alte Christine hielt es mit der Mei nung des Ontels, una Friedrich stimmte wie immer der Meinung Jo hanna- bei. Diese letztere aber war uns Anderen nicht klar. Johanna stritt für die Schuldlosigieit ihrer Freundin; aber man erfuhr nicht, was sie in dieser Beziehung über deren Bruder dachte, dessen Erwähnung sie mit auffallender Aengsilichteit ver mied. Nur einmal nach dem Abendefsen, bei einer lebhaften Erörterung bewie genstandes, entfchlüpfte ihr, sichtlich wider ihren Willen, die Aeußerung, daß Theodor eine dämonische Gewalt über seine Schwester auszuüben der mögr. Kaum aber war dies Wart ge fallen, so verließ sie das Zimmer, und tebrte fiir diesen Abend nicht wieder zurück. Ich hätte sie, trotz ihrer gänz lichen Umwandlung seit meiner langen Abwesenheit, taum einer so warmen Freundschaft, einer so innigen Theil nahme fähig gehalten für Jemand, mit dem sie nicht durch die Bande des Blutes und zugleich der Dankbarkeit verbunden war, wie sie solche für Eli sabetb an den Tag legte. Nicht allein, daß sie für die Erlei - terung der Lage ihrer Schulgenof in Alles that. was die Umstände iraend rer sich nicht verleugnendenherzensgüte ganz selbstverständlich; wir machten aber auch schon nach kurzer Zeit die Wahrnehmung, daß sich eine tranthaft zu nennende Erregung ihrer bemäch tigte, wenn sie nur von dem Giftmorde sprechen hörte. Wie es von jeher bei ihrem eigenar tigen Charatter in der Familie gleich sam wie in Folge stillschweigenoer Ue bereintunft gehalten worden, so auch jetzt: Niemand von uns forderte Aug tunft von ihr iiber diese beunruhigende Erscheinung, oder zeigte auch nur, daß dieselbe bemerkt werde; aber wir ver mieden nunmehr jede Erörterung die ses Gegenstandes in ihrer Gegenwart Jm Uebri en lebie sie is. ihrer ebenso eräusschlofem wie gedeihlichen, ääuilijån T ·tigteii nach wie vor; in rem sen chien sich nichts verändert zu haben, nur dem scharfen, mütterli xa Au e der guten Taute, die aber e Besgorgniß still in»sah verschloß, entging nicht das allmalige, für uns Anderen lange it nicht bemerkbare Schwinden der bthe, des Frohsinni ; nnd der Gesundheit auf den Wangen « ihres Liebling-. « E acsiatteten —- wir fanden das bei ihl l l Un einein Spätnachniittage — es war etwa drei Wochen nach der he lichen Eindringung der Geschw er — tras ich ohanna aclein im Garten meiner rwandten an. Zu meinem nicht geringen Erstaunen brachte sie selbst die Rede auf den Gift-nord, in dem sie mich bat, ihr meine Ueber geugun hinsichtlich der Schuld oder meine einung iiber den Ausgang des T Prozessed tundzugebem Jch erwiderte, das ich als Jnaui rent mich wohl hiiten müsse, dor visit-« »lig abgeschlossener Untersuchung mir irgend eine sesteMeinung zu bilden, da solche. einmal dorgesaßt, nur zu leicht zur Parteilichteit oersiihrez sitgte in ,deß zu dem Zwecke ihrer Beruhigung hinzu, daß bis jent auszer den durch die am Orte des Verbrechens vor vie len Zeugen geführte Untersuchuna all gemein bekannt gewordenen That lachen sich teine neuen besonderen Be lastungsmomente gegen die Geschwi ster ergeben hätten. Nachdem sie auf diese Antwort ein turzes Schweigen beobachtet« fragte sie in etwas zögernder Weise, und ohne mich anzusehen: »Mitan Sie mir eine vielleicht seltsam erscheinende Bitte gewähren. Gustav, wenn ich Ihnen dieselbe recht dringend an’s Her-z lege?« »Welche Frage, Hannchen!" .«Wollen Sie mir eine turze Unter redung ohne Zeugen mit Elisabeth Werner gestatten ?« »Ohne Zeugen? Das ist unmöglich, Hannchen Jch müßte dabei zugegen tein.« »Darf ich denn wenigstens an Eli faheth schreiben ?«' »Gewiß; doch müßte ich JhrenBrief lesen.«' »Halten Sie an dieser Bedingung auch dann noch fest, wenn ich betheure, daß meine Unterredung oder mein Schreiben nicht mitJhrerUntersuchung zu schafer WE« »Ich tann nicht anders, Hannchem ohne mich der größten Pslichtoerled ung schuldig zu machen.« »Auch wenn ich Ihnen sage, daß ..... ",,—— die Worte tamen sast un horbar und stotternd über ihre Lip pen, —- »auch wenn ich Jhnen sage, daß meine Ruhe —- ach, mehr noch — von Jtsrer Gewährung abhängt ——-?« »Sie erschrecken mich, HannchenZ Isidor seh-ei In —- merrn hpk - I I I I I I t l Ortel oder Die Tante, oder mine lieb- I lichen Eltern ein solches Verlangen an « mich stellten. und wenn mein Lebeni dabei auf dem Spiele stände, ich durfte und würde nicht ander-:- han deln. Die ftrenge und durchaus ge rechtfertigte Vorschrift in solchem Falle —" »Es ift gut,« fiel sie rnir in ihrem gewöhnlichen Tone in die Rede. .,Sprechen wir nicht weiter davon.« »Nicht also, Hannchen!« hat ich, und ergriff ihre widerstrebenden Hän de. »Sie haben eine Andeutung ge macht, die mich urn so mehr erschreckt, je weniger ich sie begreifen kann. O, schenken Sie rnir Vertrauen; betrach ten Sie mich als Jhren deften Freund, als Jhren leihlichen Bruder; Theilen Sie rnir rnit, wag Sie zu jenem Ver langen veranlaßt, und ich fchwöre Jhnen —« »Nein, nein!'« unterbrach sie mich abermals, und entzoa ihre hände den ineinigen. »Es handelt sich urn eine Kinderei. um ein Nichts .. . . Verzeihen Sie mir, Cousin, daß ich dem thörich ten Gelüste, Jhr ritterliches Gewissen ein wenig auf die Probe zu stellen, nicht besser widerstand. Doch freut es mich, daß Sie die schwere Probe so wacker beftanden.« Jch glaubte, bei den ledten Worten einen leichten Anflug von Spott in ihrer Miene zu lesen. Das träntte rnich tief; denn fürwahr, ei war mir schwer genug angetonrtnen, ihr eine in so dringender Weise tundgegebene Bitte zu verjagen. . hr Unwille trifft mich unverdient, Cou ine. Wüsten Sie, wie schmerzlich i es für mich ifi —« i Auch jetzt fiel sie mir in’s Wort: »Sie irren sich, Cousin, und thun; rnir Unrecht, wenn Sie glauben, daß » ich Sie im Ernste zu einer Pflichtver lehung verleiten wollte. Und zutni Beweise, daß ich Ihnen nicht ziirne» möchte ich Sie rnit einer neuen Bitte - heliistigen.« « »O, sprechen Sie, Hannchen!« »Meine Bitte lautet, daß Sie Nie mandern, die gütigen Pflegeeltern nicht ausgenommen, von dieser Sache erzäh len. Man würde rnir den kindischen Ins-III su- Issss mswssssisssfssssssfi Ums-In m--- so - . m r ver-übeln, als er in Wahrheit ver dient. ch darf Jhres Schweigen-H ver sichert ein?« Gewiß. Cousine·« »Als-) wir sprechen nicht mehr da von.« Johanna lenkte das Gespräch auf einen anderen, fehr gleichgültigen Ge genftand und verließ rnich nach tur zer Zeit unter dem Vorgehen häusli cher Gefchäfte. Jn meinemGemiith hatte Johanncks Benehmen einen Mißllang hervorgeru fen, der längere Zeit forttöntr. Jch mußte mir ja sagen, adfz sie entweder bei ihren Bitten, oder bei ihrer nachbe riFen Versicherung eine Verstellung ge it t, deren ich sie nimmer für fähig ac halten. Jch konnte und mochte nicht glauben, daß erfterer Full hier zu treffe, denn alsdann wäre ihr Beneh men höchst unzart, unweiblich gewefenz ich mußte alfo den lehteren Fall an ne en. , lcher Art mußte das zwischen ihr und Elilnbeth Werner ohwaltende Ge heimntfz fein, daß es ihre Ruhe he drphte and fte ei felhft den Pf egeeltern Inst-vertrauen ftch fchentel tand es - v-»so"s----. o--, zu dem Gifte-wehe in Beziehung dessen blo e Erwähnung ihr sonst-so rudigei Be en in trunkbufte Erregung zu bringen dermochtei hatte sie nur Et was von der Unwetters zu färchteni Obwohl zwischen den beiden lehten Fragen keine Verbindun möglich ein schien, so mußte ich te doch beiu beinhen Dadurch wars ich einen Schatten auf Johanna's reines Wal ten, und ich zürnte mir selbst deswegen. Zwei später eingetroffene Umstände konnten meinen Argwohn — wenn ich’ das, was ich fühlte und widerwillig dachte, mit diesem Ausdruck belegen darf —- nur vermehren. Jch muß hier zunächst bemerken daß ’ in demjenigen Theile des Garten-S welcher vom Wobnbause und derl Straße am entfernteften qeleqen war,1 und in welchem Friedrich seine mitj -«imbeer- und anderen Sträuchern etngesaßten Gemiifebeete angelegt-i hatte, der Gerichtstburm in seiner obe- i ren Hälfte gesehen werden tdnnte. und daß das zu der Elisabeth eingeräumten i Zelle gehörende Fenster, wie auch die »beiden meines Prioat-Arbeits.iiinmers inch auf der bierher gerichteten Seite i des Thurmeg befanden. Wie oft hatten «wir uns von dieser Stelle aus frohs lich durch Zeichen begrüßt Als ich eine halbe Stunde nach ie nem Gespräches :n Beqleitung des Ln- . tels, der sich inzwischen zu mir geiellt.i zufällig in diesen Tbeil des Gartens kam, gewahrte ich Johanna, die, ob wohl fie mit dem neben ibr über ein Beet gebeugten Friedrich sprach, den Blick underwandt aufz. den Thurm und, wie es m:ch be-. dünlte, auf das den Gianz der unter ebenden Sonne widerspiegelnde Fen ster der sese ihrer Freundin gerich:-.t hielt· Obgleich meine Auqem der Rich- 9 tung der ihrigen folgend. in diesem Fenster. dessen unterer Theil zumal mit Holzbohlen geblendet war, nichts Verdächtiqeg entdecken konntet-» sd brachte ich doch meine Wahrnehmung in Verbinduna mit jenem feitsanien Verlangen Johanna’s Als sie unsere Annäberunq bemerkte, kam sie uns in scheinbar odlliier Un befangenheit entaegen und nahm In unserem Gespräche Theil. Aber iqu rend des Restes dieses Tage-, fdivdhli beim Abendessen wie vorher, en: inni mir nicht, dqu sie vermied, mich rni i reden. oder den Blick iui mich zu rich ten nein Ti- nersieb 1 Hi beut-O friifisr als gewöhnlich unseren tranäickien Kreis (Fortsetzung solqt. ) -.--s—. SOifstdrlisanike Jetzt, wo der Durchitich der mittel ameritanischen Landenge zu den bren nen-often Tagessragen zählt, dürfte es interessant sein, einen Blick auf die künstlichen großen Wasser-neige zu werfen, die mächtige Becken verbinden und die qroß genug sind, unseren mo: dernen Riesendampsern Durchsabrt Zu gewähren. Jbre Zahl ist verhältniß mäßig qering. Wir folaen bier einer Ausstelluns des Cincinnntier Poliz blaues Jrn Ganzen giebt ez zehn künstliche Wasserstraßen auf der Erde, die die Bezeichnuna Schifffahrthanal im weiteren Sinne des Wortes beanspru chen können. Es sind: der 1850 be gonnene nnd 1860 vollendete Zuer Kanals der KanaL welcher die raffi fche Hauptstadt St. Peter-barg mit Cronstadt verbindet sbegonnen 1877 und vollendet 1890); der 1884 begon nene Lanal durch die Landenge oon Korintlx der Schisffahrtslanal von Manchester, 1894 vollendet; der die Nord- und Ostsee oerbindende Kaiser Wilhelm-Rauh 1895 vollendet; der Elbe-Trave-Kanal, 1900 vollendet; der DortmundsEmssKanaL 1898 vol lendet; der den Ein-See niit dem On mein-See verbindendeWelland-Kanal; die beiden Kanäle ider amerikanische und der canadische), die den Superior See mit dein hinan-See verbinden. Der Suec-Rand ist ungefähr 90 englische Meilen lang, 31 Fuß tief, an der Sohle 109 und am Wasserspiegel 420 Fuß breit und die Herstellungs koften beliesen sich aus rund 8100 000, 000 Jm Jahre 1870 passirten 4823 Schiffe den Kanal,187-- deren 494, 1880 waren es 2026, 1890 schon 3389 und 1900 endlich 3441. Der Kanal zwischen It Peter-barg und Cian stadt ist 16 Meilen lang und kostete 810,000,M Der Kanal zwischen dem Golf von Korintb und dein anzi fchen Meer ist 4 Meilen lang und kostet 85,,.000000 Der Manchester und Liverpool verbindende Kanal ist 35z Ocellen lang Uns loslclc IDUUIIJJIIL Jm Jahre 1900 wurden ourch diesen Kanal insgesammt 1,4:«)2,5320 Tonnen Fracht befördert Der Kaiser-Wilhelm-Kan.1l ist 61 Meilen lang, 29h Fuß tief, an ver Sohle 72 und am Wasserspiegel 190 Fuß weit, unb seine herstellungstosten beliesen sich aus nur 340, l)00000. Im Jahre 1897, zwei Jahre nach seiner Vollendunq. passirten den Kanal 19, 960 Schiffe, im Jahre 1900 waren es bereits 29,095, darunter 16,776 Se gelschissr. Die Anzahl ver bessrberten Tonnen Frachtgiiter stieg in dem Zeitraum von drei Jahren von 1,848, 458 aus 4,282,094 Tonnen. Der Elbe TravesKanal ist 41 Meilen lang und kostete IS,000.000. Der Vormund Emi-Kanal ist 175 Meilen lang, aber nur 30 Fuß weit und 12 Fuß tief, und seine Verstellung-kosten dürften insgesammt 850000,000 nicht über steiaen. Der große nordholliindische KanaL her Amsterdam inmä der See verbindet, wurde 1845 ngrtss genommen, aber erst später aus die gegenwjirtige -...... it M Tiefe don 20 Fuß gebeut-It Ver Schottland führende caledonilOk - nal, der den Atlantischen Ozean M der Nordsee verbindet, ist Pso M lang, aber nur 17 Fuß ists M C Sohleniveite von 50 Fuß. Der Ko da Mist-i endlich. der vie franessii Stadt Touloule an der-s Garonne If dem mittelländischen Meere verbtn ist 150 Meilen lang, indes mit Fuß tief, und trotz seiner 114 Schien sen lonnte er deshalb für III-M gebaut werden. . Die hauptsächlichiten SchlfssqbkkL laniile in Amerika find jene, die di großen Seen verbinden: der Wellants Kanal im Jahre 183«Z begonnen, 187 und 1890 aber bedeutend erweitert-E der Sault Ste. Marie oder der Si Marhs Niver-Kanal, im Jahre 1-) eröffnet und 1897 erweitert; der cana dilche Kanal am St. Marns Nimr, i Jahre 1R95 eröffnet. Die beiden zu letzt genannten Kanäle find sich bezug lich ihrer Lage und Größe fast gleich und die zwischen dem Superior-Se und dem Huron See fahrenden Schif wählen nach Bedarf bald den ei - bald den anderen. Beide Kanäle , ten Raum fiir die Durchfahrt do Schiffen bis zu 20 Fuß Tiefaana. D amerikanische Kanal am St. Marhk Nider wurde iirspriinzilich vom Staat L.lichiaan gebaut, dann vorn Bun« übernommen nnd mit einem Kosten aufwande von S2.150,000 erweitet Der Bau des WellandsKanals der schlang troh seiner geringen Länge do nur 27 Meilen die Summe von 830. 000,0·)0, weil 25 Schleusen notdwen diq waren, um das bis zu 327 F Höhe aufsteigende hiigelige Terrain z überwinden l Die zahlreichen Schleusen und des dadurch bedingte Zeitverlust für durch fahrende Schiffe, in Verbindung mi, dem Umstand, daß die Schleusen fii große Dampfer zu llein sind, habej dazu geführt, daß die Zahl der der Mailand-Rand passirenden Schiffeiij den letzten Jahren bedeutend abgenoms men hat, während die Kanäle des S« Marns Rioer fort-gesetzt striaende Fee aueni aufzuweisen haben. Im Jahr 1873 dafsirten dort 2517 Schiffe, inca Jahre 1901 waren es 2s),041; davon brnutzten 15,R7 den amerikanische: und 4204 den lanadifchrn Ranal Durch den Welland-Kanal pafsirif im Jahre 1872 noch MAX im Jahres IQQK innre-« ers-. ni» rmkfs Mo Chr-K -ckiiffen und Tonnen der beförderteti Güter berechnet haben die Zi. Mart-S Kanäle den grössten Verkehr von allenj Kaiiiilen der Welt. Jin Jahre 1901 wurden zwischen dein Funktion und dein burom See 24,626,976 Formel-J Güter beförderi, durch den Satz-Ko nal nur 9,378,152 Tonnen, und durch sen Kaiser Wilhelm-Kand, als dein Drittgröszien, 4,282,094 Tonnen. I Ho s.--—- — Absolute-Judicium In diesem Jahre kann die eleltrische Vel leiiaituiizi ilir fiiiifundkzwanzigiährigeP .xiibilciuni seiern Denn im Jahre 1877 gelang es- dem hervorragenden russischi Eleltriler Jablolschloff mir seiner ie findung der elektrischen stehe eiii wich tige-J Problem in lösen. un damit die i«!iriineii-:sinertlie Entwicklung der elektri lciien Beleinl rung eiiiiiuleiten Bis d iTiii baite man namlieli nur eine Bogens lanipe in einein Ztronilreise betreiben loiiiieii, weil bei der damals noch unvoll toniinenen Coiiitruetion der Bogeiilarnpe die Regelungebornange mehrerer ins ei nein Etroiiitreio eingesaialtenen Lampen sich itiirteii. Jabliitschlofs erfand riuii eine Vortielituiig zur Erzeugung von Bo eiilielit. welelie nicht wie die bisher con truirten Bogenlampen einen sie e lungoniechanionius besan. Er sie te nämlich zwei flache Lohlenstifte init ge ringer gegenseitiaer Entfernun neben einander und fiillte den Zwis nrauin init Give aus-, durch welchen die beiden Ztiibaieu mit einander verbunden und in fester Entfernung von einander ge halten wurden. Wiirdeii nun die unte« ren Enden der beiden stoblenftiibe mit den Polen eines Stroiiierzeugerö ber bunden und durch eine lleine Oiilfoeins richtiing der Lichtbogen zwischen den bei den oberen Eiiden eingeleitet fo blich, dieser Uichtbogen erhalten ztodlen allmählich iiiederbramiten und die zwischen liegende vacschicht im Maasse des Abbrands til-schmolz- Von diesen sierzen loniite eine grössere An ialil iii denselben Stroinlreio eingegkckials iei werden, da sie sich wegen des ort ialle icder Bewegung der Kohlen nicht gegenwärtig itorren Allerdings ist der sablotschlosf- Kerze nur ein lurieo Leben beschieden gewesen, denn bereit-!- zwei Jahre später kamen -ieniens öe Lialole niit der Differeiitial Po enlampe beraus, in welcher die ge geisEitge Beeinflussung der Lampen ver mie n iii, obwohl in dieser Lampe die tIie elung durch die Bewegung der Aph leifsieibeg ftattsindet. Mit dieser Erfin dung war die Schleuse geöffnet und eine duckt-lind ums Mitwirkenden-Hineinon ekzjosz sich über die Eleftrotcchttil« es sind ihrer viele Tausende gewesen« so viele, dan bis heute noch lcin eleltrotechnischer Schriftsteller es gewagt hat« eine zu am mcnsasieiide Darstellung derselben zu verfallen — Dkr Bogenlamve solt-te alsbald die Gluhlatnth den-n Mesctnchtc mit ihren primitika Anfängen bi-) ln das Ende der Ader Jahre zuisiickrisiittt. und mit dies sen beiden Tnpen von Licht-Ungern hat die cleltkisitie Beleuchtung ihre etk - tiite Tslttciltrcitnnq gewonnen S ter« c dann dic Bogenlntnpc mit abgeschlo ene n Lichtlwgein daraus die Nerttit - lampe und in neuester : it die Aroni - Lampe nebst ihrem le dmtttltttq die Tot-per chittsLmnpe lkin umkommen- Die les Rsre wurde, ss s te sich bemä ren lallte. einen neuen Ast-getan in der chtiit der elektrischen Lichter ugung bedeuten aber den Nachweis ük ihre ä lqutt zur praktischen Verm-thun eE noch zu erbringen. Da au Lampe nur eine beschränkte sedeu hat gewinnen können so sntd bit mt heute noch auf dte Wesequ mit telst der vom Strom um Er lühen ge bt n Kohle angetv esen u es kann möq let-erweise noch lan e dauern, bis dg- stohlenlicht lich ini usetnn des pes stpnirten Rüböllempe zugesellt.