Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, January 31, 1902, Sonntags-Blatt., Image 11

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    Thamäerkain im Reichstage 1
Zieiickmisnng seiner Perlen-danken
der deutschen Innre. ;
CI- Mi III set-nich Ie- seiden-»se
stsesrps sicut III sei-e meet-risse
Meers-s —- Onsiiche bestes-use- I. .
IMII III »Da sitt si- Its-In
Bei der etwas unerwartet gekomme
nen Behandlung der ChamberlainsAm
qelegenheit im deutschen Rtichstage sind
insonderheit zwei Abgeordnete, E u -
en Richter und Max hugo
iebermann v. Sonnen
b e r g , hervorgetreten. Der Reichs
kanzler Graf Viiloiv hatte dem irriti
schen Kolonialsetretär wegen seiner
Berleumdungen der deutschen Armee
vom Kriegöjahre 1870 aus 1871 eine
energische Zurechiweisung in einer Rede
angedeihen lassen. die schließlich in
einem Citate von Friedrich dem Gro
ßen gipi ke: ,,Laßt den Mann gewäh
ren und regt Euch nicht aus. Er beißt
aus Granit"'
Eine Anzahl.Abgeordnete nahmen
am nächsten Tage die Geiegenbeit wahr,
ihrer Uebereinstimmung mit den Aus
lassungen des Reichskanzlers Ausdruck
u verleihen, darunter vor Allem Euaen
"chter, der, indem er im Namen sei
ner Partei die Rede Bülows guthiesz,
die von echt pairiotischem Geiste getra
Penen Worte gebrauchte: aDer Zwi
,chenfall dient zum Beweis der That
Eiigeii Nichter
sache, dofi iii nationalen Frnqen alle
Deutschen eines Sinnes sind.« tfs tocir
gewiss ein seltener-«- Beispiel, das-, Rich
ter, dein seine unverrückte ovposiiionelle
Zeitung der Regierung gegenüber den
innen »Negationsrath« eingetragen
hat, sich rnit den Anschauungen dersel
beii identisch erklärte.
Drastischer gestaltete sich später eine
Rede des Abgeordneten Lieberincinn v.
Sonnenberg, der die Jnsolenz Cham
derlciins zuriictivies, welcher, als per
sönlicher Träger der schmachdollen eng
lischen RaubziiquPolitit, es wagen zu
dürfen geglaubt habe, die bezahlten
räuberischen Söldnerhorden Englands,
die in Südafrito siir Geld ihre Scher
gendicnsie verrichteten, rntt dem glor
reichen deutschen Kriegsheer nicht nur
zu vergleichen, sondern sie noch über die
ses zu stellen. Sonnenberg wurde
während seiner Philippita vom Präsi
denten des Hauses zwei Mal zur Ord
nung gerufen, und Graf Bitloio suchte
tn einer Erwiderung der Rede «Oel auf
die Wogen« zu gießen.
Eugen Richter wurde 1828 in Düs -
seldorf geboren. Er studirte die Rechte-,
war von 1859 bis 1864 in Staatsdiew
sten, trat aber 1864, als seine Wahl
uni Bürgermeister von Neuivied nicht
ätigt wurde, aus dein Staatsdienste
und wurde in Berlin joiirnalistisch thö
tig. Seit 1867 Mitglied des nord
deutscheiy seit 1871 des deutschen
Reichstagei und seit 1869 Mitglied des
preußischen Abgeordnetenhause5, ist
Richter eines der äupter der Fort
schritts-, jent deuts -freis"innigen Par
ei geworden, in der er nicht nur als
gewandter, schlagfertiger Redner und
als vortrefflicher Kenner von Finanz
nngelegenbeiten einen herrschenden Ein
fluß ausübt, sondern auch durch die
von ihni redigirte Parteitorresoondenz.
Max hugo Liebermnnn o. Sonnen
berg, geboren 1848 zu Weihwasser in
Max Hugo Lieb-maan v. Verwende-m
Wesipteußen, gehörte von 1866 bis
1885 der preußischen Armee an und ist
Obctleutnant a. D. Er machte den
Feldzug von 1870 auf 1871 mit und
empfing dass Eifer-te Num.
Sonnenbetg ist Mitbeqnjnbek der
sittlich-sozialen Partei, im Meichstaxxe
somit et den dritten Wut-Ums des
Regierungsbezirts Kassel.
W
VM in Gib-Mk
Die Vieren sollen sich In den Unscein die
Köpfe einem-ten
Jth sind die Kritiler der britischen
Krieg-thaten in Südafrita grünt-nahst
ad absurdum geführt. Sehr zum
Verdruß der mehr alt selbstbewußten
Söhne Albionsz denn während diese
in ihrer militärwissenschaftlichen Rück
ständigteit in allen Erscheinungen des -
Burentrieges. don der Ausnujun der !
Feuerkrast des Gewehr-es im Schützen- ?
gefecht an bis zur Bedeutung von:
Flanlenangrifsem etwas Funtelnagelg s
neues, Mrblüssendes, Epochemachem
des sahen, behaupteten die nichtengli
schen Fachlente fast einstimmig« daß
der Krieg teine unerwarteten Lehren
von Belang gez-ringt habe.
Nun aber ist das Neue da, unwi
derleglich, unbestreitbar; und es heißt:
der Blockhaiigtriea. Ein englischer
PioniersMajor hat das Blockhaus er
funden, d. b. die besondere, in Süd
asrila verwandte Art, denn es handelt !
sich um eine recht alte, keineswegs ori
ginal-britifche Sache. Also ein engli
scher Pionier Officier erfand ein
bräunlich angesttichenes. sechseckiges
Blockhaus, dessen mit länglichen
» Zchiefzfcharten oersehene Doppelwand-:
»von Eifenblech mit Steinsebiittung
Haus-gefüllt sind. Der Eingang wird
idurch Mauerwert besonders gedeckt;
iim Innern findet sich eine Cisterne,
ringsum aber wehrt Stacheldrabt die
Annäheruna. Rateten melden den
Nachbarn etwaige Bedränanifz.
Meist wurden die einzelnen Block
häuser untereinander mit Draht ver-—
xdundem der natürlich weniger ein Hin
!derniß, als ein Meldemittel darstellt.
jSo war die herrlichste Kette mit der
s Welt fertia. Und dann kam ein Pio
.nier:General. nämlich Lord Kitchener,
Hund erhob die Blockhauslettem zum
System der Kriegiudrung ein Jerup
pensührer, der aus einer anderenWasse
hervorgegangen, hätte das taum fertig
gebracht. Denn der Blockhauskrieg be
deutet geradezu die Verneinung jegli
cher activen Kriegfiihrung; er ist eint
trauriger Nothbehelf, der höchst wahr- «
scheinlich nicht zum Erfolge fühan
wird.
Waren die Buren beweqlich, im i
Kieintriege nicht zu fassen, nun, so
konnten sie nur durch noch beweglichere, ?
mit Uebermacht austretende Abwei
lungen aus dein Felde geschlagen, tu
Tode gehetzt werden; nicht aber durch
Anlagen, die den Character der aus
gesprochensten Defeuside tragen und
die Truppen in unglaublicher Weise
über den aan,sen, weit gedehnten
Kriegsschaublatz derzetteln.
Darf ich höflichst einladen, die oor
Jahr und Tag so häufig zu Rathe ge
zogene Karte des südasrilanischen
Kriegsschauplahes noch einmal hervor
zuholen, um einen Blick aus sein Eisen
bahnnetz zu werfen? Das erspart rnir
die langathrnige, raurnoergeudende
Ausführung der einzelnen Linien und
Strecken; denn in Transbaal und iin
Freistaat haben die Engländer alle
Bahnen mit Blockhäuiern besetzt und
in der Kabtolonie den größten Theil:
von de Aar nach Kimberley und alle
Linien östlich und siidöstlich von de
Aar bis dicht an die Rüste
Das ergiebt —- in der Luftlinie,
also ohne Berücksichtigung der Krüm
mungen, gemessen —- eine Länge von
450 Meilen für TransoaaL von 835
Meilen für den Freistaat und von 435
Meilen für das Kaplano Hiermit ist
es aber noch keineswegs gethan. Jn
Transdaal wurden außerdem, ohne
an Schienenstränge gebunden tu sein,
noch vier Blockhauslinien, sämmtlich
von Norden nach Süden, gezogen: die
erste von Brugspruit san der Delagoa
Bahn, westlich Middelburg) nach
Greylingstad t80 Meilen); die zweite
von Eerste Fabriten iöstlich Pretoria)
über den Eisenbahnendpuntt Springs
nach Heidelberg (50 Meilen); die dritte
von Bredts Nrt in den Magaliesber
aen längs des Mooislusses bis zu dem
nördlich von Potchesstroorn gelegenen
Orte Frederitltad t·75 Meilen), und
die vierte endlich längs des Schoon
spruitg von der Quelle tnördlich Ven
tergdorw bis zur Mündung in den
Vanl t50 Meilen-.
Jm Freiitaat laufen umgekehrt die
querfeldein geführlcn Blockhauglinien
von Westen nach Osten. Die erste er
streckt sich vqn Bierfontein tgegenüber
Klertgdorpl über Kroonstad nach
Lindlev (110 Meilen) und wird wahr-·
seheinlich Anschluß an die Blockhäuser
der Bahn Harrnstnith—-sLadystnith er
halten l50 Meilen), die zweite läuft
von Jakobgdal lanas derModder, über
Bloetnfontein nnd Tbabanchu nachLas
dnbrand llrssJ Meilen) und die dritte
längs des Drache-Flusses votnOranjes
Fluß-Bahnbof bis Alidal North (200
Meilen)·
Ziehen wir das Facit aus dieser
vielleicht nicht einmal erfchöpfenden
Liste, so ergiebt sich eine Gesamtntlijnge
der Blockbauslinien von etwa Zum
Meilen, eine Entfernuan, weiter als-—
von Ner Wort nach Salt Lake Unn
stlnfänglich wurden die kleinen Boll
werke auf Sehweite von einander ne
stiellt, dann galt eine englische Meile
Abstand als Norm, und jetzt ist man
in der Ertenntnisz, dasz sonst der ganz-e
Apparat nichts nütze, an einzelnen
Stellen bis aus 2000 bis 2500 Fuß
herabaeaanaen Nehmen wir den
Durchschnitt von 3000 Fuß, so sind
über 4000 Blockhäuser mit Durch
fchnittswachen von 6 bis 20 Köpfen
zu besehen. Da ist es nicht erstaun
lich, wenn die Times meldet, daß Kit
cheneri gelatnrnte Operationstruppen
— ln Teansvaah lrn reiftaat und
tnr Kapsel-ten —- nur .000 Mann
zählen! Es sind also vielleicht 45,000
Mann zu dem entnervenden, mit Ver
pslegungsschwierigleiten verbundenen
Ausharren in den Btnckbäusern verur
theilt, während den Buren noch viele
Flächen —- vielleicht drei Viertel ihres
Landes —- zu freier Bewegung blei
ben.
Und vor allen Dingen hat sich wie
der und wieder gezeigt, daß die Block
hauslinien keine uverlössiqen Sper
rikn sind. Die Schirm-Bahn hat
Vilioen nach Belieben qetrenzt, die
förmlich eingeladselte Goldstadt Jo
hannesburg wird von Burenbnnden
umsireist, und über den Oranje haben
die But-en gar einen regelmäßigen
Pierdeersotz aus der Knotdlonie einge
richtet!
»A consiiiemhic Obst-Uti- in thi
frce mnvemesnr us this »in-unv
roving heimis« nannte Kctchener Die
Blockhäuser, und daheim betete man
ihm beaeistert nach. llnd nach ein
Weiter-es erwartete man von ihnen: in
die Enge getriebene Burentomnmnddg
sollen an ihren Blocklzauslinien zer
drückt werden. Bis jetzt rst das in rei
nem einzigen Falle geschehen Schon
hält es ein Berichteritatter der Time-:
iür angebracht, seine Lande«-lenke zur
Geduld zu mahnen Es müßten noch
viele. viele neue Linien qebant werden;
dann aber sei der Erfolg sicher.
So harrt denn das iiidafritanifchx
Heer Englands zu fast lsIZ in wohl
geschützten Häusteim ob der Geoner
nicht Lust haben werde, sich den Kopf
einzurennen. Die Buren aber tonnen
warten — trotz der Zustände in den
Versammiunaslagern Es ist ein Feh
ler, ein freiheitliebende-H Volk mit-Ban
ten aus Stein und Eisen nnd-erzwin:
gen zu wollen.
—
Glitserne Häuser.
Von Led Silberstein Gilldert, C tsarlottenburg.
· - —-«-»--.-—.--.-· -. .
Unter allen Fortschritten der Neu
zeit hat das Wohnaebäude, dein ioir
unsere Gesundheit und disk unserer
Frauen und Kinder anvertrauen, die
verhältnismäßig aeringsten Wandlun
gen erfahren, während unter der Ein
wirkung der Mechanik, Physik und
Chemie die meisten Gebrauchsgeaem
stände fortgesetzt ebenso sinniae sdie
tiefgehende Umgestaliungen eingehen,
sodasz sie in keinem Puncte den gleichen
Gebraucheaegenständen unserer Ahnen
gleichen. So ioiirde z. B. der Grieche
keineswegs in unseren Feuerio·iifen. in
den Flintenlugeln von 700 Meter An
sangsgeschwindigkeit, in den Kanonen
von hohem Kaliber seinen armseligen
Bogen oder seine Ztiirmböcte wieder
erkennen. Ebenso miiszten unsere Groß
väter, müßte ein Goethe, der einst
’sagte: «Wiifzte nicht, was sie besseres
Terfinden könnten als Lichter» die ohne
sPutzen brennten«, den großartigen
Abstand bewundern zwischen ihren
Kerzen und Lämpchen bis zu unseren
electrischen Glijhdirnen, Bogenlampen
und Zcheinidersern
.-),ualeich ist damit das Zynibolische
und Künstlerische in der Formgebung
verschwunden, zum Mindesteii niijhen
sich unsere Techniker und Künstler ver
aebens, die Beleuchtiinggtorder den
Formen der Vergangenheit anzupas
sen; sie müssen neue arazioie Linien
und Figuren ersinnen, die mehr den-.
Geist unserer modernen Technik ange
hören.
Die Maßstabe sind vollkommen der
rüekt, das aeivaltige Panzerschiff und
das Torvedobodt, der schlanke Jagd
hund der Meere bedinan einen ganz
andern künstlerischen Ausdruck. als
die alten Holzsreaatten mit ihrer hoch
aufgetakecten Segellast. Nur im Häu
serbau erscheint es noch möglich, eini
germaßen antike Kunstformen zu re
;produciren, weil idir fast dieselben
JMittel anwenden, wie der seinsinnige
iGriechg um dein plumpen Stein sein
sGetvicht zu nehmen, ihn spielend em
porstreben zu lassen aleich schlankem
Baumstamm mit zierlich stilisirtein
sBlätterschmuck. Als sie zuerst entstand,
l
i
l
war die Arlade, war die Baute des :
Griechen ebenso iiiina:.irlich cdie unsere
modernsten Formen, tveil man Jugen
scheinlich die Formen dez Holze-o wenn s
auch des lebendigen Holze-H l)iniiberzu- s
retten suchte in den srostiq erstarrenden ;
Stein. Doch schließen bereits-« unsere
Architecten in vielen Mille-n nut der
modernen Zeit ihren Eon1orotiiifi,
zum Mindesten dort, wo die Nothwem z
digteit sich ehern aus ihren Nacken legt.
Davon geben Zeugnisz die Geschästg
häuser der Großstädte mit ihren offe
nen Facaden aus Riesenglagscheibem
die nur bescheiden und taum bemerkbar
von eisernen Pseilern und Traabalten
unterbrochen sind. Diese Facaden sind
durch zwei Worte zu charatteristrent
Licht und Leichtigkeit
Gekeife-se Steine.
Nun ist es sehr wahrscheinlich, daß
die nächsten Jahrzehnte in der Verwen
dung dieseH prachtvollen Materials,
des Glases, viel weiter gehen, ja es so
viel als möglich an Stelle des Ziegels
und des Haussteineg setzen werden.
Ganz abgesehen von den bereits be
tvährten neuen Materialien, tote jene
mit Cement und Beton auggegossenen
Eisengerippe und Drahtneße, aus
denen besonders leichte, billige und da
bei kräftige Wände und Decken errich
tet werden, denen man durch Formen
jeden beliebigen Umriß verleihen kann:
gegossene Steine, gegossene Wände!
Aber noch-interessant» erscheint uns
der Ziegel aus unzerbrechlichem Glas,
sowohl seiner Neuheit als seiner äst -
tischen Wirkung wegen. Das Glas -
stßt überhaupt eine große Reihe von
Eigenschaften durch die es sich eignet.
«
—
in vielen Fällen holz. Eisen, anderes
übliche Baumaterialien, Täselungem
Stuekwert zu ersetzen. Dabei kommt
dem Glase zu Gute, daß es den ver
schiedenartigften Bearbeitungsmethm
den unterworfen und so den weitgeh
Indsten Zwecken angepaßt zu werden
oermag. Wir können es gießen, for
men, blasen, ziehen wie Draht zu fei
nen Fäden, zu Emaille schmelzen. Die
Glasfabrikation hat außerdem tiesi e
Fortschritte gemacht, auch in der Rig
:ung der Massenherstellun , wie z. B.
nit Hilfe des Siemensss en Genera
Eorofens, in dem 1()0"bis 150 Tonnen
Blas- zum Schmelzen gebracht werden
können. Die Glasbläserlungen ersetzt
toinprimirte Luft; Electricität und
Zhemie sichern den Erfolg
Die alte Zeit und das Mittelalter,
Griechen, Römer und Aeaypter haben
Jllekdinas auf dein Gebiete der künst
lerischen Herstellung farbiger Gläser
Beoeutendes geleistet Nichtsdestoweni
ier ist ihnen die moderne Glas-indu
strie nicht nur nachgetommen, sondern
hat sie, nach meinem persönlichen Ern
pficioem weit übertroffen. Es werden
heutzutage Glasoroducte heraestellt
oon einer Schdnheit des Faroenspiels,
oon einem Glanz nnd einem Reich
thum oibrirender Lichter, von einer
oornehm alone-stimmten Niiancirung
und einer Formgebung, oie jeden
Aunstfreuno mit Entzücken erfüllen
muß. Wär haben in England Webb,
der die antiten Glasaegenstänoe nach
ahmi, in Oefterreich Lobmehr, in Ita
lien Die delannien Werkstätten oon
Mut-ano. in Deutschland Koepping
iino oiele Andere, die zu nennen der
Raum uns nicht gestattet.
Unserbrechkithei Glas.
Hauvtreael ist, daß überall dort, wo
das Glas litestlerische Absichten erfül
len soll, jede Nachahmung fremden
Materials vermieden wird, das Glas
muß sich selbst, seinem Charakter treu
bleiben, wie es z. B. die Americaner
und unter ihnen Tiffann so meister
haft verstanden haben. Es kaltan für
Lilluugclk Ulclccn, IIUULIIH CIIUIUJI,
Gefäße und Wannen, Dachziegel, Oe
sen und endlich für ganze Häuser.
Schon oor mehreren Jahren hat im
»Journal des Debats« und zuletzt wie
der in der ,,Redue des deur mondes«
Jules Henrioaur den Vorschlag ge
macht aläserne Häuser zu bauen. Fol
gen wir ihm in seinen Ausführungen
Ein Gerüst aus Eisen, etwa in der Art,
wie es die leeristaner für ihre zwölf
ftöctiaen Häuser verwenden, wird auf
gerichtet, und Darüber werden Glas:
fliesen befestigt derart, daß sie Hohl
wände bilden, in deren Jnr ern im
Winter Heißluft circulirt, während
im Sommer Preßluft sich in diesen
Hoblräumen ausdehnt und so durch die
entstehende Abkühlung den Wohnrauin
mit angenehmer Temperatur umgiebt.
Das Dachwert wird in Drahtnetzglas
ausgeführt wie es schon jetzt nach dein
Verfahren von Ziemens und Anderen
für Fabrildächer verwendet wird. Den
Schmuck de: Wände wie des Aeufzeren
bilden bunte Glrsuren in qeschmack:
vollster Farbenwahl.
Der Leser wird sich natürlich über
die Feftigteitsverhältnisse des Glases
orientiren wollen, da dieser Stoff bis
her als das Symbol des Zerbrechlichen
ailt, wie schon das alte Zurüchwort
von »Glück und Ula:« warnt. Aber
bereits im Mittelalter ist ein unzer
brechliches Glas erzeugt worden, nur
dafz ein Fürst die Verbreitung dessel
ben verhinderte, weil er fürchtete, es
würde zu wenig gläsernes Geschirr
zerbrochen werden, und darunter die
Production der Glasfabrilen leiden
Ein interessantes Beispiel für die
Berwendbarleit des Glases: Jn Douai
hat das Etablissernent Arbel einen
großen Fabrilschornstein in Glas aus
führen lassen. Er soll leichter und bil
liger sein als die üblichen Ziegel
schornfteine, da die verwendete Glas
inasse als ein geringwerthiaes Neben-«
product aus den Hochösen stammt, also
aus schwarzer Schlacke besteht. Diese
qlasartiaen kleinen Zchlaclenblöcke
werden durch einen eigenen Cement
indrtel verbunden und sollen so fest
halten, dnsz die iiotichen lfisetibaitder
und Bersteisitnuen wegfallen In der
letzten Feuerivehrausstellung in Berlin
sah man eine Art Padillon, der zum
sirößten Theil auI hellen Glazziegeln
bestand.
Natürlich Linn man dem Glase ein
künstlerisches Aue-sehen verleihen, be
sonders ihm den Charakter schöner
Mineralien ausvrägen. wie beispiels
weise des Qual-L Ob es möglich wäre,
wie behauptet wird, ihm das Aus
sehen untriiglichen Marmors zu ver
leihen, erscheint uns noch fraglich, doch
nicht ausgeschlossen Des ferneren
vermag man dem Glasziegel im war
men weichen Zustande mittelst mäch
tiger Vressen jedes gewünschte Relies
auszudrücken An den Seiten, wo die
Glassiegel zusammenstoßerh betont
nien sie rauhe Flächen szur besseren
Bindung des Mottele
Das Haus per Zukunft.
Wir haben oben von der Fettigkeit
gesprochen. Hier einige Zahlen, nach
officiellen Versuchen, deren Verant
wortung dem »Laboratorium des
Ponts et Chaussee5« in Paris zufällt,
Danach widersteht der Glasziegel dem
Zermalmen mit 2023 Kilogramm pro
Quadratcentimeter. Er übertrifft hier
in die härtesten Baumaterialien, wie
z. B. den Granit, dessen Widerstands
fähigteit nur bis 650 Kilogramm
reicht. Bei Versuchen mit Einftieren
wurde der Glasziegel wiederholt der
Wirkung von Kältemischung unter-:
worer und hielt deren Einfluß bei 20
Grad Kälte aus, ohne molelulate Ver
Enderung, was dadurch festgestellt
wurde, daß der iegel noch nachträglich
den erwähnten ruck von 2028 Kilo
gramm pro Quadratoentimeter aus
hielt. Der Abnützung unterworfen in
Form von Reibung an einem raschlaii
senden Schleifstein widerstand et der
selben besser. als beispielsweise der
Porphyr von St. Raphael oder unter
den Hausteinen der Stein von Com
blanchien, beides Materialien, die der
Pariser gewöhnlich verwendet. Beim
Versuch auf Stoß wurde ein Gewicht
von 4,2 Kilogramm von einem Meter
Höhe fallen gelassen. Diese Procedur
mußte im Mittel dreimal wiederholt
werden, um den ersten Riß zu erzielen,
und 22mal, einen Bruch herbeizufüh
ren. Seine Zerreißfestigteit stellte sich
auf 15,!3 Kilogramm dro Quadratw
ter. Außerdem ist noch eine ganz er
heblich-e Verstärkung der Glagplatten
durch das bereits erwähnte Einstimmi
zen von Drahtnetzen in das Glas er
reicht worden.
Neuerdinqs hat ein amerikanischer
Erfinder, Goldina, eine neue Art Git
ter-vert beraestellt, das sich als Unter
laqe für formbare Baumaterialien
sehr gut bewahren soll. Aus einer Me
tallolatte wird mittelst Specialma
schinen ein Gitter heraus-geschnitten,
das weder Schweiß- noch Nietstelien
besitzt, und zugleich gestreckt. Das Re
sultat ist ein ebenso festes. wie leichtes
Netz, dis als Gerippe für Scheide
ioände Fachwert, Fußboden, Decken
und Mauern ebenso vorzüglich sein
soll. Ueber ein solches Metallnetz läßt
sich nun leicht die zur Schmuckfliese
ausgearbeitete Glasolatte anbrinaen.
Unter anderen würden sie gegenüber
unseren üblichen Wanddeiorationen,
wie den Tapeten, den eminenten Vor
theil der Waschbarleit besitzen und da
mit der iiieinlichteit, was ebenso fiir
gesunde Time wie in Fällen anstecken
der Krankheiten sehr erwünscht ist.
Außerdem könnten in dem schon früher
erwähnten Hoblraum der Wände alle
Leitnnaen sei es fiir Wasser, Gas oder
Electricität, unter-gebracht werden.
Dieses Haus voll Licht und Luft
wäre, wie Henrioaur es treffend be
zeichnet, ausserdem noch das Haus der
konstanten Temperatur, es wäre das
vorn modernen Erfinderfniri unter
Mitwirkung oon Wissenschaft und
Technik zum ebenso aesunoen wie ge
niiittslichen Heim gestaltete Haus der
Zukunft.
sp-- —- - —
Dtitterseeettde schilt-wache
llntiefen bereiten der Schifsfahrt die
nriiizteii ist«-fahren Viele Ztrandnnnen
nnd uitt ihnen viele Verluste an Men
schenleben ioiireit uiibermeiobar gewesen
wenii vom Schiff aus sich die gefährliche
Annnhernng an ein-e llntiefe schon vorher
hätte ermitteln lassen Loth nnd gute See
tartenfind ja ausgezeichnete Hilfsmittel
aber sie bersagen auch hausten namentlich
wenn Nebel jede Aussicht versperrt nnd
das-s Zchiff sich überhaupt auf flacheiu
Wasser iii einein nur engen Fahrwasser
befindet
Der Zchxvede Zsostrand hat nun neuer
diiiasis eine eigenartige Lothborrichtitng
erfunden, die telbstthtitizr ein Zchiff vor zu
arriiister Wasserttefie warne-i soll. Diese
Erfindnng hat allerdings schon ihre Vor
ltiiifer; bereit-I itn Fahre HW machten
wir, schreibt die ,,Ti"ial ))ittndfchau«. auf
den sogenannten ..iinterseeisilsen Tracht-M
des-J Englands-ic- Zainuel Kante-z anfinerfs
sam; aber Rainer-« Vorri tuiiq hat trotz
mancher qiiiistiaer Erfasrunaen keinen
alslqetneineit Eiiinanq iii die Schiffahrt ge
funden, nnd ·.«— ist darum Aussicht vor-«
banden, dass die verbesserte und zuver
lassigere sZsoftrandsche Erfindung bei ili
rer zweifellosen Nin-lichten sich vielleicht
leichter einbiitgern wird
Der Zjöstrandsche .,Wasserdrache« ist
in dei- llnterelbe beut-J praktisch und mit
Erfolg vomefiilsrt worden. Er besteht aus
einein Alriniiiriitniblerli, dass- von Bord des
Schiffe-I- aii einem dunnen Drahtseil auf
eine bestimmte Tiefe ins Wasser hinab
aclafsen wird. Oanat er- ruliia im Wasser,
so steht die Zvibe etwas-Z tiefer als das
Hinterende-, sobald iiiin das Schiff sich
in Fahrt setzt nnd an dein Draht zieht.
steiiimt sich also das Blech mit feiner
schräg nach unten nein-taten Oberfläche
gegen das Wasser, ähnlich wie sich ein
Drache in der Lust nein-n diese stemtnt.
nnd wie dieser mit seiner schrägeti Fläche
in der bewegten Luft nach oben ausmacht
so wird von dein fahrenden Schiff der
Wasserdrache isetvisseriuaszen bfliiaeiid
durch das Wasser nezoaen Je schneller
dass Schiff fahrt, desto schneller wird also
auch der Wasserdrarlie durch dac- Wasser
eilen Ter blinsilalische Vorgang ist also «
fisllistvisrstiindlich.
Tei Wasserdrinlie kann ans jede belie
diiie Tiefe Dis zu BI-» iksusi eingestellt
nnd hist- natur-lieu so lanae man
wunsitit. niuaesehlenpt werden. Dureli
ein-: besondere Vorrichinua erfiillt er inu:
seine rlnfaalie als nnterseeisilye Schild
wann-, dse eine Untiefe anzeizieu soll, Un
ten an dein rlluiuininmbleeh ist rannan
an drei diinuen Drähten dringend, noili
eine Etahlsianae befestigt, die das- Bleill
so erschwert, daß es die richtige Lage hak.
Der vordere der drei diuinen Triihte, an
dem dieser Stab hängt, lialt zunleieh die
Iriivpelnna sesi. nnt der das vom Schiff
kommende Znaseil an dem Alniiiiiiiimi
lvlech befestigt in.
Sobald der Stalilstali niit seiner Spitze
an irgend etwa-:- Festes stossh . B. den
Grund lieriilirt, wird die Stnpve nna aufs-—
aeriegelt nnd dass illnminininlileih löst sieh
dann vom Zugseil loc. und kann sich niiht
mehr siegen das Wasser steinnien. Mit
Nachlassen des Birne-J wird an Bord ein
Linitewert ausgelöst. das ans diese Weise
ein«-eini, dass der Traiiie aeaeu eine Uns
tiefe aestoszen ist. Sicherheiteiiums-klungen
verhindern, dass iraend etwas- vou dein
Drachen verloren aeiit Er liranelii alsn
nur an Bord aeholi, von neuem winni
menaekupvelt nnd schnell wieder hinunter
aelasseirzn werden. nni wiederum als-:
nnterseeiselic Siliildwache zu arbeiten
Bei Schiffsaesiliwindiakeiien von Il liics 15
Radien thut diese Voriehtuna auch ni
tserlaisiq ihre Sclnildialeii, da fiel-; bei die-:
ser Fahrt ihre Tiefenstelluna niiisi Der
öndert. Ein Schiff, das im Nebel einer
Wasserstrasze fulaen soll, in welcher-. wie
die Seelarte angiebt, das Schiff nur anf
120 Fuß Tiefe aeaen Felsen nnd Nifse
gesichert ist, braucht den Wasserdrachen
nur auf 120 Fusi Tiefe einzustellen nnd
kann dann sicher sein- daß das Lämewers
ertönt. sobald der Kurs verfehlt odtr die
120 Fuß-Straße nach den Untiesen zu
überschritten ist.
Kur-Admiral Wild-s.·
Zus- Kosnsmnnn Its assitm ,
Der-, ou stehst-ON its-M
Ratt-Admiral Frank Will-es, its
erst unlängst mit dem Kommandodcs
Vet. Staaten-Schiffsbauhofes in Pei
sacola, Fla» betraut worden war, ev
hielt dieser Tage vom Mariae-M
ment die Ordre, nach den Philippiues
RearsAdniiral Frank Will-et
abzufahren und das Kommando des
csiatischen Geschwaders zu übernehmen,
an Stelle des Reak-Admirals« Remey,
der nach der Union zurückkehrt und zur
Disposition gestellt wird.
Frant Wildeg wurde 1843 in
Bosion, Mass., geboren. Er besuchte
die dortige lateinische und englische
Hochschule und trat 1860 in die Ma
rine-Akavemie zu Annapolis, Md., ein,
an der er 18675 graduirie. Schon am
Tage seiner Graduikung wurde Wit
des zum Ensign ernannt. Er machte
dann noch den Bürgerkrieg mit und
focht mit Auszeichnung in der See
fchlacht bei Mobile. Nach dem Bürger
kriege gehörte Wildes verschiedenen
Morineftationen an. Während der
Jahre let-U biH 1871 kreuzte er auf der
Fregatte »Franklin« in europäifchen
Gemässem Jn 1872 wurde Wildeö
Dem Boftoner Schiffsbauhofe zuge
theilt, in IdTJ erfolgte feine Abram
mundirunq zur Torpedofchule in New
port, R. J. Nachdem Wildes 1894
zum Kapitän befördert worden war,
erhielt er 19595 das Kommando über
den Kreuzer »B0fton,« mit dem er 1898
einen hervorraqenoen Antheil are der
Zeefi.l1!ad)t von Manila nahm. Jm
Jahre txt-O wurde Wilhes Kapitän del
Echtffthmuhofes in Brooklnn, N. Y»
im Oktober 1901 avancirte er zum
sicut-Admiral.
Ein kinarmiger Klavier-oktrqu
Zugleich hervorragender Lampe-risi- Dist
tmd hochhetthek While-Junos
Durch die jüngst mit ungewöhn
lichem Beifall aufgenommen-! ssluffülp
rtmq der Oper »Meist« Rom-ad« an
oeutschländifchen Theatern ist die Auf
««« FAKXZNZM M- I
« Eis-O
Graf Gaja Zichm
merksamkeit weiterer Kreise wiederum
aus den Komponisten dieses Werkes,
den seit Jahrzehnten in der musika
lischen Welt rühinlichst bekannten ein
armigen Klaviervirtuosem Grafen
Geza Zichy, gelenkt worden.
Zu Sztara in Ungarn im Jahre
18423 geboren, hatte Graf Zichy als
1Jjähriger Knabe das Unglück, auf der
Jagd den rechten Arm zu verlieren. Es
zeugt Don einer eisernen Energie, daß
nun der Jüngling, der schon frühzeitig
eine reiche musikalische Begabung an
den Tag gelegt hatte, sich eine solche
staunenswerthc Fertigkeit im link-Thüri
digen Filavierspiel anzueignen wußte,
daß er als Virtuos die halbe Welt be
reist-u konnte. Fünfzehn Jahre lang
bat der Künstler überall in Wohlthä
tigkeitskonzerten gespielt, und viele
Hunderttausende sind durch diese hoch
berzige Handlungsweise den Armen zu
geflossen.
Die musikalischen Studien, die Gras
Zichy betrieben hat, sind sehr gründlich
gewesen. Mayrberger, Robert Voll
mann und Franz Liszt waren seine
Meister. Aber nicht nur als Klavier
spieler, sondern auch als Komponist
jivar der Gras eifrig thätig Jn den
l90er Jahren bekleidete er die hochange
sehene Stellung eines Jntendanten der
löniglichen Oper zu Budaspest; gegen
wärtig ist Gras Zi y Präsident des
NationalsKonservator ums daselbst