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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Oct. 11, 1901)
Metdenstamm - M .-»-x«-»- Nw »Is Roman von Milbelm mcperckörstcn HQOAOICODO Im spwsiys UZIHOVBOM OMOA III-ON - OOOOEOOM Uns-Mik- iosxp 6 »M Dokdo wissede dk l I (1L IstssetunaJ Der alte pensionirte Ritttneifter von creat, der tnisesteis und rheumatisch jeden Abend hier saß, gab nrit seiner wartenden Stimme eine Definition: .Ungelsächsischt Rasse, verpflanzt nach drüben, dann vermischt und aus cht, vergehen Sie recht, meine tren: aufge ifchtt Durch alle mög t Kreuzungem irisches Blut, fran eä thes, spanisches, vielleicht sogar anisches, hoc-interessant Vor allem vom züchterischen Standpunkte.« hätte Foseph ihm zugehöri, so hätte et diellei t Anlaß genommen, sich die sen «züchterischen Standpunkt, ange wandt auf denStammbaum seiner Ge mahlin« zu verbitten, aber er saß apa ihisch und gab auf die hin und her fchlvirrenden Fragen nur vage Ant wetten. Er hatte sich auf diesen Abend ge ent, es gab da vielleicht ein letztes l alte Erinnerungen auszunu schen, jetzt schienen ihm die kurzen zwei Stunden unerträglich lang. Man fragte ihn aus wie einen Ge Ichä kreisendem lohnt es sich faktisch, n merita Umschau zu halten? Giebt es wirklich Dutzende dieser schö nen Millioniitinnen, die Lust hätten, nach Deutschland überzusiedeln? Sie horchten mit gespanntek Aus merkfamieit, denn da saß nun einer, der in dem Märchenlande reüssiert hatte, der einem Vielleicht wirklich und ernstlich raten konnte! Er leerte fein Glas auf einen Zug und stand auf: «Karl! Za len!« »Du will fort, Joseph? Jetzt fehmksp .Jch muß. Meine Frau erwartet mich in Zer Oper.« Er sagte die Un wahrheit, aber alles Blut drängte nach feinem Kopfe, er mußte hinaus um jeden Preis-. Und als sie ihn nicht fortlassen wollten, fügte er eine zweite Unwahrheit hinzu: »Ich komme wie der, vielleicht heute Abend, oder wenn ni t, dann morgen.« nz flüchtig schüttelte er Trean und Krachts und der andern Hände, nnd ohne sich noch einmal nach dem Stammtifche umzusehen, verließ er das Zimmer. Jst dem Theater ging Joseph auf nnd ab und wartete. Es war kaum seu- Uhr vorbei, 'vor einer Stunde konnte die Oper nicht zu Ende fein. Er Eil-ersann diese letzten acht Tage noch einmal. Die alten Bekannten hatten ihn au ßerordentlich freundlich auiaenommen, man überfchiittete ihn mit liebens: würdigen Einladungen, die er abge lehnt hatt-, und mit noch liebenswür si eren Offerten. Jegendwie hatte H das Gerücht verbreitet: «.f)eiden amm ist hier, um Rennpferde für Amerika u taufen,« und nun erhielt er Ko se Anerbieten. Leute« die ßch keinen Deut um ihn gekitmmert « tim, als er nach Frangipanis Ver a en und Niederlage außer Landes ge mußte, schrieben ihm Briefe in einem Stile. als ob sie nie aufgehört Etten, feine herzlichsten Freunde zu Und das alles nur, um ihre Pferde en verlaufen! Das Pferdegefchäft ft doch das fonderbarfte von der Welt, weiß der Teufel! Um einen that es ihm weh, daß der sitr Monate berechnete Aufenthalt in Deutschland nach knapp acht Tagen zu Ende ging: um Rochug. Aber während Joseph an der lan gen steinernen Aufsahrtsrarnpe des « Königlichen Theaters aus und nieder ging, sann er darüber nach und dachte: "» »Es ist vielleicht gut so· Der Rochug Osten heute ist vielleicht auch nicht mehr · Eber Rochus von damals. Behalt ihn so im Gedächtniß, wie er war.« Zwischen Joseåh und seiner Frau hatten diese acht age Schranken auf richtet, die von Tag zu Tag wuch sen und zu Mauern wurden· Mit ihrem scharfenVeestande begriss ne am ersten Tage nach jener Lie snacht den strategischen Fehler, den He begangen hatte. Sie suchte ihn wieder gut zu machen; sie war ruhig freundlich egenJoseph, weich und zärtlich gegen arie — zu weich und I u Azittttch AmPZweiten Tage lehnte sie sich an ihren ann und sa e mit ihrem gut « strittig- spöttischen Zittchelm »Ich weiß alles, was du denkst, Joe Und du hast ganz recht. Es war häß - lich von uns beiden. Nun dent nicht Uhr daran, Joe, sei wieder gut und Wt Er Mädeoe Uhl Und dachte doch da . dritten Tage wechselteu sie kein s .« miteinander und am Mittwoch . « mit ihrem Schwaget in die h ers spät Abends heimzu Ye- mi im er m krit ssssxsxxsssxiwws si-« . T .’ : « Ende dieser Woche alle Welt davon re deDer einzige, der die beiden nicht be achtete, war Joseph. Im Innern des Theaters wurde es lebendig, die Borhallen erleuchteten lich, die Thüren wurden weit geöff net, die Vorstellung war been-det. Jm Strome der heransdriingenden Menschen erschien Albrecht mit seiner Frau und Jan-e Es solgte eine flüch tige Begriißung mit Joseph, dann ging man die Straße entlang· Albrecht mit seiner Schwiigerin voran, Joseph und Marie eini e Schritte lzienterdreirn Er sah, wie Ich die Vor igehenden nach Jane und ihrem Begleiter um wandten, die beiden bildeten in der That ein stattliches Paar: Albrecht mit ilirrenden Sporen in seiner reichen Unform, Jane mit dem Federhut und der seidenen Toilette, deren seidene Unterileider bei jedem Schritte ra schelten und rauschten. Auf Joseph und Marie sah Nie mand. Sie hatten wochenlang bleiben wol len, aber ganz plößlich hatte Jane ihn heute morgen gefragt »th es dir recht, wenn wir reisen? Jch langweile mich." .Wann ?«' »Wartet du willst. Vielleicht in zwei Tagen. Am Dienstag.«' ,,.Gut « Er ging neben Marie und wechselte mit ihr glei ültige Worte. Jn dem Gedränge der enschen, die vom Thea ter heimeilten, verloren sie das vorn ärhende Paar eine Zeitlang aus den ugen sie gingen in diesem schwafew den Gewühl so unbeachtet nnd ern am lUIc III II Iskss III IUIU UsI Nach achtundvierzigStundenk Dann fort und nie wieder kommen! Marie I nie wieder sehen! Bis heute hatte er mit sich getämpst. Er hatte es vermieden, mit Marie al lein zu sein, ihr nahe zu kommen, er wollte standhaft bleiben, und er blieb auch heute standhaft. Er zog ihren Arm nicht an sich und sagte nicht »Ma rie« und blickte sie nicht an Eine tote Konservatiom »Was wurde im Theater gegeben?« »Der Freischüp. JGeht ihr oft m s Theater?« »Biötoeilen.« Jhre Hand lag ganz lose aus seinem Arm, aber sie fühlte, wie dieser Arm zitterte. Mit einem sonderbaren Blick mu sterte Jane die weißen Gesichter, als sie — an der Schillerstraße wartend — fiiz beiden in der Menge herankommen a · Vergebens drängte Albrecht: »Ihr wollte doch noch nicht heim? Wir wer den doch den Abend zusammen seini? » Diesen vorletzten Abendik Sie lehnte es talt ah: » eh bin mtide. Gute Nacht' A drecht bat noch einmal, mit einem seindseligen Blicke schaute er aus seinen s Bruder und Marie, die stumm dabei standen, aber Jane bot ihm kühl die hand: «Gute Nacht. Bis morgen. Also wie heißt das, wohin wir morgen sah ren?« « ten-hausen« « chön Herrenhausen.« Sie sprach das Wort mühsam mit ihrem fremd artigen Accent. «Joe, deinen Arm. Aus Wiedersean Jm Hotel ging sie schweigend in ihr Qimmek während ototer-h im Solon LFW blieb und noch auc- dem Fenster schaute. Es war früh, taum elf Uhr, er hatte teine Neigung, schon schlafen zu gehen. Er hörte sie drinnen mit Dash re den, eine Stunde lang, dann wurde es still· Auch draußen auf der Straße war es einsam geworden. Joseph hielt eine halbverbrannte, längst erloschene Cigarretc zwischen den Zähnen und starrte fast ohne Gedanken vor sich hin. Es war finster im Zimmer, er ließ den Kopf auf die Brust singen. Da fuhr er auf und öffnete ie Au Fsk Lichtschein war im Zimmer. die hür hatte sich geöffnet, und in der Thitr ftandJane im Nachttleid mit der Kerze in der Hand. »Joe!« rief Jane und streckte den Arm mit der Kerze vor und suchte in der Dunielheit nach ihrem Mann. »Was-W »Es ist zwei Uhr nachts. Du soll test schlafen gehen.« »Ja, bald." Er rührte sich nicht von seinem Platze. Eine Minute stand Jane unbeweg lich und wartete auf fein Mittommen, dann, als er leine Miene machte, ihr zu folgen, brach der san e dumpfe nie dergepreßte Grimm di er Tage her vor. «Ob dein Bruder mir den Do macht und mich verfolgt mit feinen l cherli Anerbietung-In dir es gleicht« M He gute an und ehst- istdttmveu Lache surtixtsssie·dqwird dir gleich set-, wen » : qiim werde-. nicht i W Er rührte sich nicht don sei-Im Platze. Ohne Zusammenhang und logfsche Geoantenoerdindung sprang ihr Grimm über auf Marie: »Um einer solchen Person wisen! Weißt du, du machst dich lächerlich. Ich könnte alles verstehen und alles verzeihen. Jch könnte es verstehen, wenn mein eigener Mann mir speise rissen würde durch eine Frau von-Geist und Schönheit und blendendem Licht. Durch eine, die größer wäre als ich — aber to?! Das! -—— Du machst dich lä cherlich. lächerlich!« Er schwieg und saß mit einer eisi gen Ruhe in dem Sessel ihr gegenüber. Und durch seine steinerne Kälte empört. sinnlos emacht, suchte sie nach den oerleßend en Worten. «Eine Larve, weiter nichts! Ein Ge sicht, das vielleicht einmal s Zn war, gut, meinetwegen, aber eine chönheit ohne Geist, einsältiig, nichtssagend, so nüchtern, so grenzenlos nüchtern.« Sie erschrack über ihre eignen Worte, die in dem dunklen Zimmer schrill nachzuhallen schienen. Die Kerze brante herunter, in dem Pülnnen Nachttleide begann sie zu stö te n. Er saß, den Kon aus die hönde ge le t und die Arme aus die Knie ge stützt, als ob er schliefe, et blickte ihr nicht nach, als sie aing. Die große Sehenswiirdigteit des einstigen Köni sfitzes »Derrenhausen« ist die riesenhaste Palme, deren Glas baus so hoch empor-ragt daß man es in weitem Umkreise von Hannooer und den Dörtern aus sehen tann. Tausendmal war Joseph als Junge und später als Offi ier vorbeigeritten, aber er erinnerte si , nur einmal in sein-ern Leben die Palme gesehen zu baden. Straendtoelcher Verwandtenbe such war anwesend gewesen, und da die Fremden alles das zu ehen erhalten, was die Einheimischen zwar hoch schätzen, aber selten oder nie betrachten, tleine Marie mit zu der Palme ge nommen. - Jetzt, da er wieder neben Marie am » Faß des gewaltigen Baumes stand, er innerte er si an jenen eLag aus der Kinderzeit mit einer Deutlichkeit von unheimlicher Schärfe. Er hatte damals an der Faserrinde des Baumes ge zuptt, was man ihm verbot, aber er zupste nachher doch wieder daran, und zwar so energisch« daß er ein großes Stück ahriß. Niemand sah es, nur die tleine Marie, die ihn mit großen erichreckten Augen beobachtete. Natür lich war sie es, der er das erbeutete Stück Rinde schenkte. und als sie ein paar Stunden später im Kaisergarten zum »Der-zog von Braunschtveiq« mit den Fasern spielten, kam die Unthat zur Kenntniß der Verwandten, wurde aber nicht bestraft, sondern Macht« und er erinnerte sich, wie eine der Tan ten sagte: »Ein toller Junge-« Ein toller Junge — heute war er kein toller Junge mehr. Er hielt die Hand im hellen Handschuh auf die sit berne Kritcke seines Stockes gestützt, unsd als der Gärtner ein Handvoll Fasern von der Palme schnitt und sie im Kreise umherreichte, rührte Joseph keinen Finger danach. Albrecht gab, immer zu Jane ge wendet, in seiner pedantischsgenauen Weise einen Kommentar des aumes: »Es ist die höchste Palme in ganz Europa. Sie ist ganz und gar einzig in ihrer Art. Und sie wächst noch im so hatte man damals auch ihn und die . " mer. Früher,war das Glashaus we- ; sentlich niedriger, und man ls sich damit, daß man den großen ehiilierY - mit den Baumwurzeln immer tiefer in einen Erdschacht hinadließ Dann hat « man mit gan enormen Kosten die es neue haus er aut.« Der Baum tte in der That etwas IGewaltigeL r ers ien mit feinen » trhstallenen, üppigen öusern, seinem x WOXYMOHIMIJLW Akten-II wieverichrveoen in runnnchen Hawai :ten, seinen kostspieligen Bedürfnissen und der zauberhasten Pracht der ihn » umgebendenl feineren Basallen wie ein königlicheg Lebewesen, das den Wechsel der Zeiten überdauert hat und in dieser Einsamkeit von herrenhau sen das Dasein eines Verbannten suhrt. Es gab vergangene Tage, da Kö nige aus diesen Banrn stolz waren und ihn hegten und ihn anderen Königen zeigten. Aber seit Jahrzehnten kom men teine König mehr in das Palmen hautL keine englischen Prinzem keine Liebegpaare vomsköni shos, die in den« Dickicht der afrikaniscsen Schlingpfans zen und in dern betäubenden, feuchten, heißen Dufte der Palmen sich küssen Nur renide kommen, nüchterne Leut-» die firr sünfundzwanzig PfennigeEim tritksgeld von dem Gärtner botanische Jniorrnatipnen verlan en mild getreu zu wissen wünschen, wie hoch die alte Königopalrne sei, wie br:·r an der Krone nnd wir alr. Marie tastete nach Josephs Arm: »Ich möchte —- hinanz..« Der kalte Schweiß stand ihr rus der Stirn, dieses-Sieben in der bestem-nen den, atemraubenden Hi e hatte ihr Gesicht rnit einer fahlen lasse überzo gen. Draugn in der Sonne wurde ihr besser. ie sa n noch. wie der Gärt ner die eiserne hür in dem Glaähause vers laß, damit kein Unherusener in das us der Palme eindringen könne, dan ingen sie durch vie lieblichen engli chen Gärten, die seibsr Jam ver hntez Auge elten. Ueber die breite .:straße, deren mi häutet und V llen -— einst ygen ver Hofbeaznten und her Lsc ne m der Dienerichaft — .«. leer und verschlossen in der Sonne hiintten. kamen sie am Schiah vorbei in die weiten. großartigen Anlagen des sranzösxschen Parti. Nane war erstaunt. Sie hatte nie dergleichen geschen dieser riesige, viereckige Pian, die end losn, geradliniqen Hecken und in der Ferne blaue Weg-, vie den horizont schließe-r »Das ist sehr schön,« saate sie aus richtig, und mit einem impulsiven Ber M über einen Abgrund we eine Nie zu pannen, wandte sie — das erste al heute —- u Joseph-· »Sieh doch, Joe. ie schön — nicht wahr-i« N einmal, zögernd, langsam sagte re: ·—nicht wahrt« Und dann inmmte etwas aui in ih rem jungen sicht, das gleich daraus einer Totenhliisse wich. Er hatte nicht geantwortet, nicht einmal den Kopf nach ihr gewendet. Albrecht, der zur Seite getreten war und sdie steinerneSonnenuhr mit seiner eignen Uhr verglichen hatte -— er ver säumte das nie, wenn er in den Gär ten von Herrenhausen war —- ries sie an: »Sehen Sie hier, Jane: die Son nenuhr." Er erläuterte mit seiner pe dantischen Genauigkeit Zeiger nnd Platte, dann hvt er Ihr wieder den«-Arn und siihrt sie weiter: »Morgen sind Sie in Paris Ueber morgen vielleicht in Verssilles. Dank werden Sie uns und Herrenhausen ver essen.« « sie hörte nicht, was er sagte. Sie hörte nur hinter sich den Kies knir schen unter den Schritten der beiden, die hinter ihr ingen. »Und das it das Theater-« Albrecht siihrte sie die steinernen Sitzreihen hinaus und zeigte ihr des. » Ylict aus diepiihnejzt Lfiihrte sie hin «».s!s uuer sur souqnc sue-Ir, »nur nun-Ist aus cken bestehen, während vor jeder Kuli e eine Erzsigur steht: Tänzer, Fechten Tänzermnen —- dieses Mal war sie wirklich überrascht! »Das ist seltsam, wie seltsam das ist. Ein wirtliches Theater!« Sie gingen hin und her und betrach teten jede einzelne Figur. Dann führte er sie über die steinerne Rundtreppe am Ende der Bühne hinab und . . . Si stand von neuem erstaunt: ganz von der Sonne übergliinzt erhob sich jenseits der Decken eine tolossale Was sersiiule, deren riesige Wasserfälle irl hundert Fuß höhe zu Gischt zer stäubte. »Das sind die berühmten Wasser werte von herrenhausen," sagte er do zirend, »auch eine unserer Sehen-wür digteiten·« Rechts, links, allenthalben rauschten Fontiinen, stiebten Kaskaden. während die Sonne Regenbogen in die stäubens den Wasser malte. Er siihrte sie von ei nem Wasserbeelen zum andern, sie gin gen durch lange Heckengiinge und san den immer neue Fontänen· Ein brei ter Wasserlauf, auf dem Sehn-Eine schliefen, zog sieh sehnur erade an bei den Seiten der sranzösi chen Anlagen Jn den weiten, verlassenen Gärten war es still, nur die Wasser plätscherten Wenn man nach langem Gehen an die Grenze des Königsgartens gelangt war, sah man aus grüne Wiesen und Felder, und jenseits dieser Wiesen in weiter Ferne hohe Schornsteine, die ihre dunkeln Rauchwolten unablässig terzengerade in die Lust sandten. .Was ist dorti« »Es-Wen vie Fabrikherr-· ; ( .- d· - Sie blickte lange hinüber. Die lan- I en Reihen gi antiseher, arbeitender chlöte hatten ür sie etwas heimat- - siehes, das nach allen den sonderbaren hecken, Palmen, steinernen Götterbil dern und Goldsischen und schlafenden Schwänen an Jersey erinnerte, und an Bestan· wo Titane in den schwarzenhö sen der väter ichen Fabrik nach vor we nigen Jahren umher etollt hatte. »Was ind es für k ahriten?« fragte iie nach einer Pause, «sind es Eisen iabriten ?'· Albrecht guckte die Achseln: »« ch tann es nicht sagen-« » ch glaube, es find Eiienfabrilen,« sagte sie. - i An dein Sandsteiniockel des ehernen chterz, ganz vorn an der ersten Ku isse, war Marie stehen geblieben. Es war ein warmer Tag, aber sie zitterte vor Frost. Sie suchte nach einemhalt, sie konnte nicht weiter Und während ihr Mann Jane von Kulisse zu Kulisse führte, die einzelnen Figuren zu erklären suchte und von den pruntoollen Festen erzählte, die der hoi hier ein veranstaltet hatte, ft- rd iie mit geschlossenen Augen. Sie hörte die Schritte der beiden verhallen, die Stimmen immer ferner, eine traumgleiche Mädigteit zog über sie hin· Ein Vogel begann ganz in der Nähe zu zwitlchern. Dann legte sich ein Arm um ihre Schultern, eine Hand nahm ihre hand. Sie öffnete nicht die Au en. Sie that drei, vier Schritte und iihlte iich nie dergezogen auf einen Steintis. War es vie Sonne, die so warm aut, ihre kalten hände ichient Die Kälte schwand. nnd ans der Hand, die ihre hande umspannt hielt, und aus der andern hand, die auf ihrer Schulter lag, tam eine weiche Wärme, die auf der Schulter dnr das dünne Som mertieid unablä ig wie ein warmer Strom drang. Wieder begann der Vogel zu zwis n. Er hörte auf nnd fing von neuem an. Und schwieg wieder. i .Wird er noch einmal Mk dachte tie. und sie wußte ganz genau used fiilIlte ganz sent-m er werde ei t un. Richti er thateit Ein iicheln zog iiber ihr chi, dann atmete sie tses auf und its e die Au n. «.Zosg:)dt« sa te sieff leise und schloß die ugen von eisern Mit starrem Gesi te saß er neben ihr. Hier an dieser elden Stelle hat ten sie dvr sechs Jahren alt junge. liickliche Menschen in Winter-kalte und chnee Frühling gefeiert. Die er jeIt im Arme strit, glich in keinem Zuge me r der chönen, iißen Marie von ein . Aber fe länFJ er niederschaute, um so mehr schien OGesicht der k rnu sich u ändern. Ein weicher, giicklicher Hug legte sich um den Mund, die blas en Lip n töteten sich, und nun Zif nete te nach einem langen, tiefen Atemzuge die Augen zum zweiten Male: »Er-lebl- —« · Die Au en waren dieselben geblie ben, oder chien es nur so? Oder hat ten sie nur heute. in dieser einzigen Stunde, den altensauberhaiten Glanz zurückgewonneni , Es war nichts Schmerzliches in Maries Blick, nichts von einem Bewußtsein, daß in wenigen Stunden der leste Abschied kommen würde — nichts als der Ausdruck un siiglichen Glück-. anepb -«« » ane!!« Er riß sie, außer sich, empor und ; preßte seinen Mund auf ihren Mund. ; » «Marie —- Marie «- Marie ———« - Tot und starr standen die alten; E steinernenGFtterbilder und stumm und lalt die griAen Hecken, die in jedem Frühjahr, wenn re ausleben und die Arme ausbreiten möchten, von der un k«-miu-sö«sn cui-d duä Msfdnsks In die leblose Form zurüctgezwängt wer- : den. n ihrem Schatten haben in hundert ahren zahllose Menschen sich gesunden und sich getrennt, gelacht und geweint, getollt und geiiindigt, waren Menschen überglücklich und Menschen berzweiselt Alles wiederholt sich hunderisach, tausendfach, millionensach. Einmal suhr Joseph aiis nnd spähte um sich: war da Jemangdi Keine zehn Schritte entfernt gin en Albrecht und Jane vorüber. iei suchten und blieben einen Augenblicti stehn und schauten rechts nach demi Amphitheater and links nach der l Bühne. Er fürchtete sie nicht: mochten sies kommen. wenn sie Lust hatten, und ihn » sehen, wie Marie in seinem Armes ruhte, —-— aber doch hielt er den Atem ; an. Vielleicht um Maries willen. Sie gingen weiter und ihre-Schritte derhallten. Marie die mit geschlossenen Augen s an seiner Brust lehnte, hatte nichts ge- ; hort. Aber sie fühlte seinen Atem stocken nnd dann rasch gehen; ängstlich » blickte sie aus: .J·viepb ——?« i deSie sprachen nur wenig miteinan- I r Sie sragte nicht: »Joseph, weshale hast du mir das acthan?« Urrd er sagte nicht: habe im- . mer nur dich lieb gehabt arie ——« ; Sie sprachen nicht vom Abschied und daszS sie sich nie wieder sinden würden. » Sie sprachen von damals: i »Weißt du noch —?« I »Bei t du noch -—?« Und e wußten noch. Es war ia so « lur e Zeit erst her: sechs Jahre seit der Lie szeit zwölf ahre seit Maries Konsirniatiom an die sie sich erinner ten: »Weißt du noch, ich tani heriiber : von Potedani in Fähnrichsunisorin?« » —- und achtzehn Jahre seit sie ein . lleines Ding war, das bei oseph le sen lernte und die erste iesertaset volltrißeltr. i Was sind achtzehn Jahres Ein Nichts! Aber den beiden erschienen sie wie tier- Eminbit Sie sprachen von jenem Winter tage, da sie hier zusammen gewesen waren, und dein gleichen Gedanken folgend, blickten sie beide zu gleicher Zeit ach dein ehernen Fechter, dessen Gesi t und Nacken damals von Jo sevhs Schneebällen überstiebt wurden. »Wenn du zwölfmal trissst, ioll das ein Zeichen sein« dasz wir zusammen glücklich werden Er halte alle zwölf Male getrassen, aber glücklich — Sie schauten sich an, «eder von ei nein unendlichen Mitleid "e den ande ren ersiilli. « » ofeph — - iebe Marie —« « -ch werde sie nie wiedersehen —- das wu te er. Jch werde nie wiederkom men; aber wenn ich auch tönte, Marie siinde ich nicht webe Er blickte iiber sie sort na der lä cherlichen Figur eines Dionv ins und versuchte mit Anspannung aller· Mus leln, Nerven, Gehirnthiitigleit irgend einen banalen Gedanken hu lassen, ir gend etwas Ernstei oder ustigTs oder —— aber er war nicht im Stan , seine Bewe ung niederzuzwinaem Wie in ’enee inute, da er Marie zum ersten ale wiedergesehen hatte, überwal tiate ihn der Schmet , und vlö lich zuckte ein sassungsloies Schlu zen durch seinen Körper. Marie richtete sich auf und zog sei nen Kopf an ihre Schulter: »Meine nicht, Joseph —- lieber Jo e i« nOåie trocknete seine Thranen, und ein Weinen wurde allmählich tuhiger. it einem merlwiirdigem anzusam menhängendenisinsall dachte sie daran, I lW die and-e thi- gis-ph nannte. Immer nur mir s.;.»tischen HAbtit any z bät ame wenigsäzu gebt-ne F ist, arte, allein. und als ob sie in . amen liebtosen wollte, wiederholt » sie i n zärtlich: l . kitph —- Jszepb —« . brend sein op an ibrer Schul i ter ruhte und sein nen leiser wurde, I betrachtete sie ihn: wie jung Zoseph ) noch aussah. Zwi chen Schlii und Au e 5Zog sich eine se ne Linie, die wohl nog iemand außer ihr bemerkt hatte, und iiber die sie nun leise mit denFins geespihen glitt, als ob sie sie fortwi schen woGelltä. Aber sonsi war es ein so jun i cht. Z gab eine Zeit, wo sie zu Joseph auf ebitckt batte wie zu einer Re sve tspersom als sie ein kleines Mäd chen war und er ein großer Junge, der hoch zu Pferde am hause vorbeiritt. , Nun, heute war re alt geworden und I Ists-b jung geblieben. Und noch ein . hr oder zwei oder ein paar Jahre, dann wiirde sie fort sein« ausgelb cht . und bald vergessen. Aber Joseph, den sie da im Arme hielt, wiirde weiter ie ben, no zwanzig Jahre, vieriigJahrh sechzig «ahre. Seltsam. Er wird hier in herrenbausen vielleicht einmal umhergeben als ein ganz alter Mann. aber vielleicht giebt es dann gar lein herrenhausen mehr. Dann leben ganz andre Menschen —- Menschen. an die wir heute noch gar nicht denken, an die man sogar in zwanzig Jahren noch gar nicht dentt —- und Joseph lebt immer noch. Wenn er dann ausgeben wollte und mein Grab suchen, er fände es nicht mehr. Weil es nicht mebr existirt. Vielleicht giebt es dann überhaupt teine Kirchhofe mehr. Die Menschen lassen sich verbrennen wie in alten Zeiten aus großen Scheiterhaufen, die prasselnd und blutigrot leuchtend ihre Flammen in die Luft schlagen — »Jn die Luft schlagen ——« i »Oui«-i :Marie"' Joseph fuhr cui unb blickte mit sei nem oerioein en Gesichte erschreckt em por: »Marie, cvers isti« Sie öffnete die Augen und fah ihn angstvoll an. Dann ichian sie mit einem wilden und boch nur chioachen Ungestüm ihre Arme um seinen halt-: »Joieph! Laß mich nicht allein! Jo seph, ich bin fo allein!!« »Marie, was isi —?« »Geh nicht fort, Joseph! Geh du nicht fortst« Dann. hastig ließ sie ihn los: »Mir nicht auf mich, Joseph. nein, nein« — aber im nächsten Moment warf sie sich wieder an seine Brutt: »Joieph, bleib bei mir, bleib bei mir!« Se preßte sich ’ itternb in seine Arme: »Mich friert, vM deck mich-u . Ach, mich friert »Tiefe«-h mich oEr hörte ihre Zähne zusammenschm gen, ihre hänbe waren eiskalt. Er schaute sich hilietuchenv um: war da Niemand, der helfen konnte? Aber es blieb ganz still ringsum, und mit ihren steinernen Gesichter-i standen ice Götter unb Göttinnen im Kreis-. mäh rend die Frau irre zu renen beqam.. Jlxrehiinbe flogen im » eher, sie lacht e, sie :-e-nte, ih. ganz: FU: per bebte. und tik Wo :.« die iortvinrenv von ihr-n klirren Damen, bee« i Len Zitlamg naenlpcna wurden leis ,undeutli«.if«. ) irseth vollte ru·«n ar- r:. .i:.:1 es ; nicht. Er redete ihr zu: «Marie be sruhige ischJ liebe, site Masse ich » bie: Ie bei Irr, ich oe ssssche es ri: ich ,- ich« hnb er bli«t e sich wieder tier zireiiels um. Kam denn Vier-mach oer Ihm h :ien ionnte?! Ja blieb Jl Hv: Crit-' We blieb Js:ir'· Jbre zitternd-en Hin e hielten wie m:. · Kinn ssnern feinen hats umspannt Joseph -·"i Echte sin; frei « mac u: n even Moment Atem zu ichopien isef dzzn sammeln ate! o:e into t: Kraft iärer hänbe verbreifachte sich. halbi nnios hob er Morie empor unb tru sie vie steinernen Stufen der Ille-- F--I- Ist-- su- ss fee-ts- scro riert so mich friert Uuqsls Ost-out« spat ass- sup- »sp samteit hinaus in’s Freie, wo man vielleicht lHilfe finden wiirde oder einen Wagen, der sie heimbringen konnte! Er ging mit langen. raschen Schritten einen Heckengang entlang, immer zu idr sprechen-d wie zu einem Kinde: ,,Rudig, Liedchen, nun mußt du aanz ruhig sein, ja, fu«-" und dann einen zweiten heckengang· einen dritten — er sand den Auswe nicht! Diese französischen Baum ecken von dreifa cher Manneshöhe verdeckten nach al len Seiten hin dar Ausblick, und als Joseph nach iausendSchritten keuchend aus den Hecken hinausgelangte, sah er vor sich die Wiesen von Limmer. Er war in der salschenRichtuna gegangen; nun mußte er den ganzen weiten Pakt trog einmal durchreiten. inen Au endlick blieb er stehen« um Atem zu s spsem die Sonne schien ihre Glut verdoppelt zu haben, und der Schweiß perlte unter seinem Hut her vor und rann iiber sein Gesicht. Joseph wandte um und ging den Weg zurück. Fortwährend sprach sie, während ihre Arme, so ost er keuchend anhielt, sich sester uni seinen hals preßien, als oh sie in solchen Augen blicken fürchtete, von Joseph fortgeris sen zu werden« Decke urn hecke, Gans um Gang! Die seinen Adern seiner Augen schwol len blutrot, seine Knie zitterten. Da lag das tleine Königsiheaier wieder vor ihm. Still und einsam wie zuvor. Jn den Steingesichtern der Götter ein boshastes Lachen. Gotttetsma tolay ,