Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, October 04, 1901, Sonntags-Blatt, Image 12

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    »Amt« cer.
....».—.
fsse seltsnisr Geschicht-e von J.
Gruner.
» Lober-i Fretmanns Besitz war die «
" nike Statt-In des ganzen Bezir
Der nächste Nachbar hatte faft oier ;
1kfche Meilen füdwärts fein Geböft. ;
war dies Josef Farans, ein weiß- E
,er Titan. Der hatte Iredmann
her-. nicht so weit in die wilde Ein
«— binauözuziebn Aber Lesteretz ;
, — - eben seinen dreißigsten Geburtstag i
Eis-I ersten Male als eigener Herr feiern j
—Isi1te, war achselzuckend an der War- E
»Ist-g vorübergegangen. Denn erstens
i M die Gegend, wo er nun fein »Heim«
tskttth von Prächtiger Schönheit, zwei
- ieni der Boden von schier unerschöpfli
gez Fruchtbarkeit « zoenn die eine
et geerntet wurde, schoß die zweite
schon tüchtig in die Halme — und drit
tens war das Land billig. Alle diese
drei Gründe, vielleicht der letzte am
färtftety wirkten zusammen. daß Frev
- Kann in die einsamste Wildniß hinaus
sog Mit irdischen Gütern war er vom
Schicksal nicht ausgestattet worden« er
htte sich die paar Goldgulden vielmehr
, in harten friedlicher Arbeit erwerben
T stässen Immerhin hatte er sich so viel
erworben, daß er sich von der Regierung
ein tüchtiges Stück Land -— wenigstens
, g groß wie ein Dutzend »Rittergiiter«
- der einstigen Heimatb —- laufen
«, kennte. Freilich war das nicht eben Bo
— den, in den man nur den Samen zu
· streuen brauchte. Jeder Fußbreit mußte
der Wildniß in harter Thätigteit abge
rimgen werden.
Trost-ern bereute Fredmann nie, sei
nem eigenen Kopie gefolgt zu sein·
Sein Haus war ein fester schwerer
Ast-beut mb aber Imeckentkacchckld
zusammengefügt Allmälig woaten um
das braune Dach schwerbalrnige Aebren;
ans der einen Seite nur stieg Hügelland
CZ, aus dem der Urwald in großartigen,
Mjestätischen Formen sich erhob. Ein
,sonsce, lautlose Stille herrschte meist;
einsam wurde es aber Robert Frev
Itann nur manchmal, wenn tosende Ne
leftürme über die Farm dabinprassel
, man nicht hinaustonnte,an die enge
Scholle gebannt war, wo es nur wenig
Arbeitsgelegenheit gab. Hier und da
sagten sich die wilden Bestien so nahe
an das Haus heran, daß ihr Brüllen
Iredmann aus dem leichten Schlafe
wecktr. Manches Thier aus seinem Be
nde fiel dem Raubzeug zum Opfer.
reilich kehrte dann der junge Farmer
mit seiner schweren Büchse taum nach
hause zurück. ehe er nicht dem Gezücht
M Lebenslicht aus eblasen.
Sonst jedoch haufte es sich aus dem
Gehsste ganz ausgezeichnet, besonders
W Einer wie Robert Frebmann sich
selbst als liebsten Gesellschafter hat.
Ausnahmen natürlich abgerechnet, so
inne Beispiel Jakob-s flachsbaarige und
lauiiugige Maro. Er wirtbschaitete
sit einer Anzabl Schwarzen die sich in
Einer Gegenwart wenigstens der
chweigsamteit besleißigen mußten,
denn der Former liebte das übersliissige
, Reden nicht· Bei Allen bestand er auf
diesen seinem Willen, nur bei Jessa
nicht« Es war dies eine alte runzelige
Regerirn die fredmanns Haushalt in
Ordnung hiel. Der war allerdings
. r primitio und erforderte nicht eben
»- Ist-se Kenntnisse. Jessa sprach eben so
biet als sie aß, und man wird dies zu
"wiirdigen wissen, wenn man hört, baß
erklärte ihr Maan mükse nicht in
I bnnng kein, da ie nie att werde.
Sonst war sie sehr eisria. Kam ihr
rr Juni Mittagessen mit staubigen
iese n heim, und das geschah stets, da
G tm ganzen Farmgebiete nur schmase
und entweder staubige oder morastige
Bsssaae aab. so liest sichs die Alte nicht
- nehmen, eigenhändig das Lederzeug
v blank zu nutzen. Wahrscheinlich ibat sie
; dies-, weil Frenrnann dabei immer zu
erzählen liikcglec was geschehen fei.
T Seine kurzen, abgebackten Sätze sog Die
Negerin mit unersättliche: Neugierde
aus. Nachmittags, wenn sie ein Stünd
chen Zeit hatte, gab sie es dann in Den
Lüttetn breit ausgesckpnücky an ihre Ge
chlechtsgenossinnen weiter.
Jessa war, wie alle Negerinnem eben
sc neugierig wie abergläudifch
Eines Tages-, als Der Farmer Mit
tags von einem Ritte aus dem entfern
tesien Theil seines Besitzthums zurück
kehrte, trug er ein junges Thier aus den
Armen. Es war von graubrauner
« »Kerl-e und hatte einen ovalen Kopf mit
" rzen herabhänaenden Ohren. Der
«" seine Fuß schien beschädigt zu sein. Wie
« spernstein so klar waren die Auaen.
Este-Jus Sjarrei lag aber darin, trotz
Im das Thier den Kopf unruhig be-·
e.
ker,,Jessa bringe ich Dir eiwas«,
te Zredaiann lächelnd und legte den
eindling auf eine Matte des festge
en Fußbodens.
M Negerin fuhr erschreckt in die
: »Ein Löwe,« schrie sie gellend
III sprang mit einein Sche, der
« Uter alle Ehre machte, zur This-.
Wische-. des ei wie schwa
· , gess, ein bund ist es, ein
Mk- Dn weist ja, drau
U des Wübersen langen
Wes Trupp- des scheint
W send Unendlichen Ge
- samt-— M nur herein
WA- ths nichts thust.
. — G Miste-hiesi
M SZDP i
»Bi- iä Die TM D ei. sen Füsse ;
einesF niedergesiäriten « Vanvsiolosses ?
sand ich die W sesiir. Sie jam- i
arerte ganz frhandesrhast Mhrsehesins s
lieh hat ihr ein älterer Genosse beim
Ransen diese tiefe Schenkelwawe bei
gebracht Da mußte es liegen bleiben.
Beim Ausnehmen wehrte es sich,
schnappte mit den-Zähnen aber dann
wurde es siill.«
Jessa blieb in entsprechender Entfer
nung oon dem Bunde stehen, der den
Kops mit den llugen,- iin silichen Au
gen ihr zuwendetr. Das ditleid regt
sich bereits in ihrer Brust: Armes
Thier hättest müssen sterben,wenn nicht
guter Mister dich mitgenommen hätte!«
Zögernd strich sie über das struppige
Fell des Findlings, durch dessen Kör
per hierbei ein Beben ging. Sie zog
ängstlich die Hand zurück und wandte
sich zu dem Former, der den Rock ab
gelegt und den Kopf in einen Wasser
behiilter gesteckt hatte. »Wildes Thier,
sagen Nigger, bleiben wild, wird nix
gut."
Fredmann fuhr so rasch aus der
Schüssel, daß das Wasser in Striihnen
aus seinem blondenhaar troff: »Dum- :
mes Geschwätz. Du verbindest dem
Thiere —- Kogo wollen wir es nennen
—— die verletzte Pfote und giebft i rn z
auch etwas zu fressen. Damit Punk
tum!!!'«
Der Farmer sagte dies in strengem
Tone. Wiederstrebend faßte daraufhin «
die Regerin die Matie init dem gan;
ruhig daliegenden Thiere, hielt sie sich ;
jedoch fürsorglich möglichst weit vom ;
Leibe weg und trug sie hinaus. Jhr ;
i
-- «. . -- —- —......-.--.—
Mienenspiel war dabei ein sehr leb
hastes.
So kam Jwgs auf yreornanne;
Form.
Die Wunde war schon in vierzehn
Tagen zugeheilt, und zwar so gut, daß
t
das Thier in seiner Bewegungsfähig- J
teit nicht im Geringsten gehindert war.
Anfangs benahm sich Kogo recht merli
würdig. Wenn sich ihm irgend ein z
menschliches Wesen —- sogar die alte,
gute Jessa — nähern wollte. flog er
unter einen Kasten, einen Sessel, hinter ;
den Herd oder entwischte durch die
Thür. Gelang ihm das jedoch nicht,
dann suchte er sich in einer Ecke mög- j
lichst unsichtbar zu machen, zitterte am «.
ganzen Körper, öffnete den Rachen und .
richtete seine klaren, durchdringenden
Augen starr auf den Menschen. Zuerst
gewöhnte er sich an Jessa. die ihn mit
großer Sorgfalt und eben so viel Ge
schwäh betreute. Sie gewöhnte ihn,
scheinbar durch ihre Ueberredungslunst,
an dieMilch. die ihm anfangs gar nicht
zusagen wollte, und brachte es mit gro
ßer Geduld auch dazu. daß er das Heu
len aufgab, das er anfänglich bei Ein
tritt der Dunkelheit angestimmte hatte
Kogo wuchs ziemlich langsam; nach
anderthalb Jahren hatte er eine göhe
von etwa einem Meter erreicht. « ein
Körper war wenig befleischt. aber au
ßerordentlich mustulös. Scharfe, fest:
Zähne barg fein Rachen, mit denen er
im Umdrehen die Knochenmahlzeit, die
ihm zeitweilig gewährt wurde, been
dete. Fredrnann nahm den Hund an
fangs nur an der Kette mit ins Freie.
Das Thier roch scharf nach dem Winde,
hieraus war es ruht ,sast ängstlich hin
ter seinem herrn rgegangen. Auch
. als nach einigen Wochen der Farrner
. die Leine losloppelte« wich Kogo nicht
s von feinen Fersen. Doch verfolgte er
! mit- funtelnden Augen und itternden
k Nüstern alle Bewegungen de elben bei
j der ersten Jagd. Das tluge Thier
; wußte bald, aus welche Exemplare es
i der Farrner besonders abgesehen hatte.
, Ein wenig nach den allgemeinen Re
t aeln abgerichtet, war er in kurzer Zeit
ein borziiglicher Jagdhund. Besonder- -
meldete er das große wilde thubzexlg
an, vor dem er aber, wenn es lebend
war, einen außerordentlichen Respekt
T hatte. Er wagte sich nicht in die nähe
: re Umgebung der Bestien Waren sie
? aber zur ctrecte gebracht worden so
mußte Fredmann Kogo an die Kette
legen, da er dann wüthend auf die
I Thiere einbisz· Auch strenge Züchti
- gung konnte ihm dieseGewohnheit nicht
· abgewöhnen.
l Dem Former fiel es aus, daß sich
« die wilden Genossen Kogos ganz aus
« der Umgebung des Besitzes Fredmanns
zu verlieren schienen. Anfangs hatte
l er sie des Qefteren aus »der Ferne wahr
; nehmen tönnen. Nun aber geschah
idies nicht mehr. Ein paarmal nur
; fand der Farmer einige alte Exemplare
i todt aus. Sie waren durch Kehlbisse
: getödtet worden.
s Allmuli war Kogo ein Liebling des
l einsamen ehöstes geworden Freilich
s betrachteten ihn die abergläubischen
Schwarzen nach wie vor mit einer ge
Ewifsen ahergläubischen Scheu. Die
durchdringenden Augen mit denen er,
"l wenn er ruhig im hose in der Sonne
lag, ihre Bewegungen verfolgte, schie
I uen ihnen unheimlich. Die alte Jessa
i behauptete so ar, daß die Weil-er, wenn
er in der Ali sei, nur leise schwiisten
damit er sie nicht verstehe.
Kogo duldete keinen seiner Krise
nosien tm Gebiete der r.en Dreimal
hatten un Lausem der die Schwar
« hunde au Ist aebracht,
« um sich dieselben zu mästen. Sie waren
- . jedoch in kurzer Zeit von ihm todtge
: z kiffen worden.
’ s redmann hatte Kogo damals fürch
e« tertch mitder derschweren Nile-set
:« Oessschtth alserdastleine
hatt-W das Mord Iarayz
Mit-n Geburt-ing- gesM
ZTT
l
H
I
-, . -.,-«--.-. —
batte. Qogo hatte sich auf dern Boden !
gen-it rund nur gewinselt. Jerdmann ·
warf chlieszlich die Peitsche weg, f irr ?
per-nich warme-in- vie ne Weis - s
teit des Thieres. Er ahl Ieise-« -
Ko p eine nasse Decke um den Leib zu
wi eln und ihm ein paar besonders s
- ute Brocken in seine Ireßschale zu
egen. Seitdem schlug der Jarrner den Z
Zund nicht mehr-. Derselbe Eschlief s
achts neben seinem Lager-, und auch «
tagsliber wich er nur selten von der
Seite seines Herrn. Jm rühjahr und
im herbst tam über das hier eine ei
gene Unruhe. Rattloi durchstreifte eg
Hof und Felder, und schließlich blieb
es tagelang fort. Wenn es wieder lam,
sah es abgehect aus. Die Jeden hin
gen ihm herunter und schien es sich nur
schwer auf den Füßen zu erhalten.
Gierig leerte es seine Schale. Dann
wälzte es sich winselnd vor Fredknanns
Füßen, als wollte es für sein Austri
ßen Pardon erlangen. Waren des
Farmers iiirnende Worte vorüber. so
erhob dass itarte Thier, schweifwedelnd.
den sti Iectte feinem Herrn die Hand
und ruht· nicht« bis ihm dieser das
Fell sit-rieselte
»Die Wildhrit, die noch immer nicht
ganz überwunden ist, treibt das Thier
binaus.« erklärte der Farmer, wahr
scheinlich nicht io ganz unrichtig. dir
zeitweiligen Aus-flöge Kogos, des ,
Hundes. So sehr Jessa dem Thiere f
zugethan war. nach solchen Existein
nen wich sie ihm ängstlich aus. Denn
sie fürchtete in ihrer Einfalt, er werde
sich doch einmal in irgend eine Bestie
verwandeln.
Fünf Jahre waren vergangen, seit
dem der Farmer das Thier aufgefun
den hatte. Fredmann bat die Zeit iiber .
rüstig geschafft und nichts aus den Au- «
gen gelassen. was seinen Besid heben ;
konnte. Er hatte bej» dies-er emsigen ;
Atvkit over sum Mtlewmthuruqv on
gessen, die jeßt mit ihren zweiund
zwanzig Jahren beinahe noch schöner
war als mit sechzehn. Je größer und
ertragssäbiger Fredrnanns Farm wur
de, desto öfter ritt er gegen Abend bin- -
über auf des Nachbars Geböst, immer
hatte er irgend eine Anirage oder erne
Auskunft, die er rasch erledian mußte.
Der weißbaarige Titan lächelte in seine
Bartstoppeln und die flachshaarige
Mary errötbete, wie alle jungen. der
liebten Mädchen, wenn Fredmann auf-—
tauchte. So sprach man bald zwanzig
Meilen im Umkreise davon, daß im
nächsten Frühjahr Mary Faravs und -
Robert Fredmann ein Paar werden
würden, und zwar ein biibsches Paar.
Einmal war das Mädchen auch schon (
mit dem Vater auf des Bräutigams
Farm »Du-at schauen« gewesen une
atte Farin, Viel-stand und Gegend
entzückend gefunden. Ein junger
Rappbengst hatte Mary hingetragen;
ein zierlich und doch außerordentlich
kräftig gebautes, feuriges Pferd. Es «
war Marys Lieblingåthier. Fad
rnann betrachtete es mit Kenneraugen
und äußerte sich in Ausdrücken höchsten
Lobes über den Hengst. Schmunzelnd
hörte dies der alte Farays an und sagte .«
schließlich:
.Verebrter Freund und Nachbar!
Der Gaul soll Euer sein. Jch sage
sonst nichts, als daß Mary »Fromm«,
f-: beißt der Gaul, nicht missen mag.
Jch kaltulire. die Trennung wird nicht
lange überstanden werden und ich
werde wohl bald eine Lady Fredmann
begrüßen müssen, deren ehrlicher Tauf
name Mary ist.« —
So kam der Rapphengst «Fromrn«
auf Fredmanns Farnn Selbstver
ständlich erhielt er dort eine ganz aus
gezeichnete Pflege. dermann be
wunderte das Thier, de en ganzersam
schlanler Hals, schmale Fesseln und ,
I«»».»fr»sttek. muztuliiser Körper-J
.
t
s
Kennzeichen einer guten Rasse waren. ?
Wenn tiines bev:riugt wird, ward «
aber das Andere VernachlässigL Das
merkte nicht nur mit heimiichem Grol- J
len Jessa, die alte Kochtiinstlerim das «»
merkten Alle und auch Rago. Der .
Former wendete ihm nicht mehr das »
alte Maß von Wohlwollen zu. Der I
Hund wanderte nun plus-los im Haus j
und Hof herum, -«S kam nur selten vor, J
daß ihn Fredmann bei seinen Aug- f
ritten mit sich nahm. Denn aleich von i
Anfang machte sich eine gewisse Abnei- «
gung zwischen Rogo und dem hengst
bemerkbar. Das Pferd schien den Ge
ruch des hundes nicht vertragen zu
können. Es schlug, wenn er in die
Nähe tarn und schnaubte zornig. Des
halb sperrte der Former den bund ein,
wenn er ausritt, sonst lies er ihm doch
nach und machte »Fromrn« unruhig.
Kvo aber heulte und kratzte ohne Un
terlaß an der Thür. Jessa fürchtete
sich vor diesem tiefen, langgezo enen
heulen, das sast ohne Unterlae er
tlan . Nur hestige Schläge konnten
das Thier zur Ruhe bringen.
All dies schien die Abneigung zwi
schen Kogo und Fromm zu vertiefen.
Ersterer schweiste gern in den Ställen
herum und kam dabei auch in die Nähe
des Den steti, der nach ihm schlug und
- auch-tm . Der Former saß just beim
Mittagessen, als ptösiich ein turzes,
drüllenartiges Bellen aus den Ställen
scholl. Sosort spranåFredmann hin
aus. Als er sich der hiir des Pserdes
stallei näherte. taumelte der hund her
aus. Er hielt den Schädel gesenkt,
Blut rann ihm heftig über das eine
Ohr. Der den-Jst wieherte zornig aus
und stand in seinem Gelasse aus den
Tät-Müssen Er zitterte arn ganzen
rper und war sehr uneubts. Der
besorgte mer nahte sich dem Pferde
mit schare nden Worten, klopfte then
den hakt und trabbelte ihm aus dem
sof« Erst nach einigen Minuten
nahm er wahr. daß das Gelent des?
lintm Hinterfaßes blutete; ei ergahtz
sich dort eine ziemlich tiefe. glücklicher
weise jedoch nicht gefährliche sißwnns ;
de. Das erschreckte und erziirnte Freds
mann. Er wusch die Wunde aus« E
tropfte Arniea hinein und verband tie. f
Dann fah er sich nach Kogo um« um
ihn für feine That energifch zu züch- E
tigen.
Das Thier war jedoch nirgends zu
fehen. Der Farrner hieß alle Arbei
ten ftehen lassen, um nach dem Hunde
zu suchen. Alle Winkel wurden auf
gedeckt, man fand ihn aber nirgends,
wem lebend noch todt.
Nachmittags wollte Iredmann dem
Hengste, der triiblelig im Stalle ftand,«
eine besondere Aeiung gewähren So
führte et ihn auf eine saftige Wiese.
Dann lehrte er in die Farm zurück, wo
die Samenmengen noch einmal durch
die Mafchine aeleen wurden. Dabei
gab es natürlich ein ziemlichesGeräufch
Trotzdem vernahm Fredmann nach ei
ner Stunde einen scharfen, marldurch:
bohrenden Schrei. Jm Nu wandte sich
der Former der Wiese zu. Jn gewal
tigen Sprüngen eilte er dahin. Eine
dunlle Masse bewegte fich dort in besti
ger Weise· Als der leuchende Mann
näher lam, flohen die Thiere —- es
schienen wilde Hunde zu sein — scheu,
aber mit glühenden Augen auseinander
und flohen landseintviirts. Fromm, der
Hengst, lag auf dem zerstampften Bo
den, zerfleifcht, mit zitterndem aufge
rissenen Niiftern. im Verenden. Weni
ge Schritte entfernt, fireelte sich der’
zertretene Körper Kogos. Der Schä- ·
del war ihm von einem hufschlage ge
spalten. ———
. .-- ..-...-...- ---
Die Ossiesersitotiten ;
W
Novellette von E m m a M e r t· i
W.-—
Die Herren Papas pflegen sich siir
gewöhnlich bei den Tanzstunden-Aben·
den nicht einzusinden. Ein Kranz von
Müttern sasz ja herum und hütete die .
Küchlein Ab und zu tam wobl auch ;
einmal ein Vater mit und erfreute sein .
Herz an dem Anblick der hüpfenden E
Jugend. ;
Zur angenehmen Ueberraschung sei- ;
neg Töchterleins ertliirte Oberst von E
Reichertshausen eines Abends. er wolle :
sie begleiten. Die siebzehnjshrige Frida
war schon sehr welttlug; sie wußte.
das; die Leutnantz. dir Löwen der«
Tanzstunde, besonders artig und lie- »
benswiirdig mit ihr sein würden. wenn
der Herr Kommandeur anwesend war.
Oberst von Reichen-hausen war ver
stimmt und suchte sich zu zerstreuen.
Seine Aelteste, sein Liebling, seine he- J
lene, hatte ihrn eine tiefe Enttäuschung «
angeidan . . . . s
Wie war sie schön, wie war er stolz :
gewesen« als er sie zum ersten Male aus i
den Ball führte; der Prinz hatte lie;
sofort angesprochen und ihm gratulirt
zu der «herrlichen Tochter«. Sämmt
liche Väter und Miitter hatten voll
Neid die wunderbare, sieghaste Erschei
nung angeitarrt, die jüngeren Ossiziere ;
sich begeistert herangedriingt: Ein
sörmliches Weitrennen wor’s gewesen
um die Ehre, ihr vorgestellt zu werden.
einen Tanz mit ihr zu erobern
Mit Blumen beladen war sie heim
gekommen. Ein paar Winter lang war
sie die Königin jedes Festes. die ge
seiertste Schönheit in ihren Kreisen
gewesen
Der Oberst hatte ionst leine Anla
gen zum Schwärmer und Phantasten.
Aber fiir seine helene träumte ·er von
-.
f
I
einer Furitenirone, von cui-«- ptamspp «
den« vornehmen Loos, von einer Jus i
tunst auf den höhen der Menschheit«
Das alte Geschlecht der Reichertshzw g
ien hatte seinen einstigen Glanz ver- ;
loren. Sein Kind sollte wieder ein-l
porsteigen. Die Natur hatte ihr ja den «
höchsten Adelsbries verlieben. ,
Doch Jahr um Jahr verging. He- i
lene wurde bewundert, ausgezeichnetH
aber teiner wagte es, sich in sie zu ver- I
lieben. Die herren Disiziere warens
alle so gute Rechner. Sie wußten, daß -
der Oberst seiner Zeit aus Liebe gebei- i
kathet hatte, ein hübsches Mädchen ai- i»
lerdings aus einem griislichen hause, !
das aber fein altes Wappenschiid nicht i
neu zu vergolden vermocht; daß seine I
zwei Söhne bei den feinsten Reqimem ?
tern standen —- -— die Unbemittelten L
tonnten, durften sich nicht nähern; die F
Reichen blieben aus. So war heim-e i
siebenundzwanzig geworden, ohne daß I
sich ein Bewerber gezeigt hätte. (
Und gestern nun trat sie in sein .
Zimmer, sehr bleich, mit einein· Aus- ’
druet mühsam beherrschter Erregung
aus den seinen Zügen.
»Papa!« stammelte sie mit gepreßter
Stimme. »Jn den nächsten Taaen
wird ein Herr zu Dir tonirnen und
Dich um meine hand bitten.«
Er nahm iar Gesicht in seine beiden
hönde und fragte, sehr bewegt, mit ei
nein iorschenden Blick: »Du willst, daß
ich »Ja« sag 'B«
Sie schau e ihn slehend an mit ihren
warmen- schönen Augen und nieste.
Ihre ängstliche·Miene, ihre Verwir
rung verrieihen ihm ja, daß sie keine
glänzenden Aussichten zu melden hatte.
Er war daraus gefaßt, von einer Lie
beshetrath niit bescheidenen Anfängen
reden zu hören, Opfer bringen zu
Iniitsein .
« n willst doch teine Dummheiten
machen. Nindt lese ia teinen so
roszen Werth au die iinseren Per
ltniih wie das heutzutage der
Brauch ist. Aber von der Liebe allein
kannE maisein nicht leben « M
r etnwohihadender nn
Max sagte ih rasq
So! Aber was sind dann siir din
danin die Dich so ileintaut machen.
n Ramei«
Der Oberst zog die Augenbrauen in
die Höhe und sah ihr gespannt auf die
Lippen. Einen Moment dersagte ihr
die Stimme.
Iris Maier,« stieß sie dann hervor.
»Einsach Iris Maiert« ries der Va
ter mit einem Stirnrunzein. »Weiter
nichtsi Kein Titel? Also nicht Offi
Hieri«
»Nein! Er ist Kaufmann, Getreide
händler. adee sonst ein seingebildes
ter. wohlerzogener junger Mann. —
ein Gentteman, gewiß! Du wirst ihn
lieb gewinnen, wenn Du ihn nur erst
iennst!«
Sie war zum Kampf entschlossen.
Daß harte Worte sallen würden daß
sie heftigen Widerspruch in ihrer Fa
milie tu gewärtigen hatte, das wußte
sie. Ader so zornbedend so streng und
abweisend hatte sie den Vater nie ge
sehen. Sie war ja immer von ihm ver- »
wöhnt und derhätschelt worden. Nie- !
mais hatte ihr sein Gesicht solchen ,
Schrecken eingejagt
»Ich will ihn nicht tennen lernen!«
schrie er sie an und stand so groß und
herrisch. mit so grausamem Blick vor
ihr, daß sie zu zittern begann. »Meine ,
Tochter soll nicht Frau Mater heißen. «
Jch will keinen Getreidehöndler zum«
Schwiegersohn!«
Thränennasse Augen hatte sie noch
zu ihm aufgeschlagen Erwidert hatte
sie tein Wort.
Wenn er einmal heftig wurde. dann
verstummte in seiner Famiiie jede Auf
lehnung. Seinem energisckz geäußerten
Mit-III ocllglkll IIO Cum fclllc Vol-»Ic
Eg lam ihm gar nicht in den Sinn,
daß Helene daran denten könnte, ohne
seine Einwilligung zu heirathen. Nach- i
dem die erste Zornhitze verflogen war,
that sie ihm ja auch von herzen leid,
und er wollte das Zusammensein an
gesem ersten einsamen Abend vermei
n.
Es schien ibm eine willkommne Ge- ;
danten-Ablentung, seiner Frida zuzu- «
schauen. die sich noch so ganz tindisch .
dem Vergnügen des Tanzee hingab.«
Sie war ja lange nicht so schön wie«
helenez blühend und frisch, ein biss
chen Jugendreiz. Aber vielleicht hatte -
sie mehr Glück, gerade, weil sie eine .
Durchschnitts-Erscheinung war. Für«
sie wollte er seine Wünsche gar nicht io
hoch fliegen lassen; sie konnte teine An
sprüche machen an ein ungewöhnliches
Loos.
Aber seine tönigliche Helene! Mit
dem vornehmen Wuchs, dem edlen ,
ProfiL dem stolzen Nacem die so be
rufen schien, ein Diadem« eine hof
schleppe zu tragen, die geschaffen war .
fiir eine gebietende Stellung, sie,:
Frau Maier, die Getreibehöndlersi »
Gattin! Sein ganzes Wesen bäumte ,
sich auf gegen diese Vorstellung.
Mochte man ihn altmodisch, starr
tiipsig, verschroben nennen — er kannte .
nicht anders. Er tanzte nicht mit um ·
das goldene Kalb! Er rechnete nicht
Jeden, der Geld hatte, zu seiner Welt! -
Gequält, mit finsteren Augen saß er -
da, wiihrend die schlanten Paate an
ihm vorüberflogen und die Klavierspie- !
tin in der Ecke taltfeft, wenn auch ein (
wenig temperamentlos, ihren Walzer Z
herunterspieltr. Bei einer Pause fiel j
sein Blick auf die bescheidene Gestalt im
abgetragenen, schwarzseidenen Kleid,
und er bemerkte, daß sie wie todtmiive i
zusammensanl, den grauen Kopf vor- T
geneigt, die Arme lraftlos im Schoosze .
ruxntx »
r winkte einen der Leutnants her- »
an, die bei jedem Biick des Obersten
dienfteifrig aufsprangem
»"’ - c LIko Pclssll Uu utu sum-»r«
—- sie scheint etwas erschöpft zu sein.
Bringen Sie ihr doch einen Schluck
Wein," sagte er, indem er von seinem
Rübesheinier ein Glas füllte.
»Mit Vergnügen, Herr Oherst.«
Als der Leutnant sich mit dem Tab
lett näherte und höflich bemerkte: »Der
err Oberst schickt Jhnen eine tleine
töriung, Fröulein!« erhob sie sich,
wendete sich urn und dankte rnit einer
schüchternen Verbeugung, mit einer
Röthe der Verlegenheit auf den schma
len Wangen.
«Donnerwetier! Woher tenne ich
dieses Gesichi?« dachte der Oberst.
Ali der Tanz wieder begann und
ihre hände auss neue die Tasten bear
beiteien, studierte er in dem a««eniiber
liegenden Spiegel ihre Züge. Die
schmale Stirn, die hochgewölbten
Brauen, die feine, erade Nase —- wo
hatte er sie nur gefe n? Er suchte und
suchie in seinem Gedächtnissez eine
wehmiithige Empfindung durchsröstelte
ihn, aber die Erinnerung war zu ver
schwommen; sie zerrann im Nebel. Er
« wendete sich an die Damen.
! «siennt eine von hnen die Klavier
Z spielerin? Wie hei i sie?« sragie er
gespannt.
« ran Baronin v. Waldheim muß
I dar ber Bescheid wissen. Sie hat sie
in einein ihrer wohlthiitigen Vereine
entdeckt. Man beschifti t das Fräu
lein ans Mitleid. Sie so sehr bedürf
tig sein.«
Die Baronin besann sich nicht gleich
auf den Namen.
l »Ach, verzeihen Sie, here Oberst —
ei ist schrecklich, was ich siir ein schwa
ches Gedächtnis habet Ach o, —- ja,
nun fällt ei rnir ein. Sie he ßt Gilde
gard de Taster-! Das ilingi ganz seu
. dal, nickt wal)r«i«
Den Obersten hatte es durch-selt.
»Du rd de Tasteoi« wiederhplte
er er ris en, erschitttert. »Ist es denn
mögt chi«
tpSie kennen sie, here Ober-sti«
»Ich besinne mich seit einer Stunde,
wo ich ihr begegnet bin! Nun weiß ich
es. Denken Sie. liebe Bat-min. ich
habe in meiner Jugend mit ihr Tanz
stunde gehaht.«
»Ach Gatt, wirtlichi Ja, ich hatte
wohl gehört, daß ihr Vater Ossizier
gewesen. Aus unseren Kreisen a!so!
st’s nicht schrecklich?« Die Dame
entte die Stimme: »Sie tam in das
Krankenhaus, halb bewußtlos vor Er
schöpfung -— vor Our-gen Dann erst
nahm man sich ihrer an und suchte ihr
Beschäftigung zuzuwenden. Sie ist zu
stolz, um ein Almosen zu nehmen«
Der Oberst stand wieder allein,
preßte die Lippen aufeinander und ver
sank in Erinnerungen
Hildegard de Castro! Ein schlantes,
hübsches Mädchen war sic gewesen,
stolz und übermüthig. Viele hatten sich
vor ihrer scharfen Zunge und ihren
spottlustigen Augen gefürchtet. Aber
er hatte als junger Leutnant ihre witzis
ge Schlagsertigteit ungemein bewun
dert und ein paar Monate lang sitr das
selbstbewußte, kühne Mädchen ge
schwärmt. Dann war er versetzt wor
den und hatte sie vergessen. Er besann
sich jetzt wieder ganz genau aus die
Schicksale der Familie. Der Vater
hatte als Maior den Abschied nehmen
müssen. Der Bruder war ein Leicht
susz und machte Schulden, die man mit
röszten Opfern bezahlte, nur damit er
feinen Rock nicht ausziehen mußte; ein
Jahr daraus siel er in einem Duell·
Die Eltern hatten seinen Tod nicht
lange überlebt.
Jn Ansprüchen erzogen, stolz, hoch
miithig und verwöhnt, und dann allein
in der Welt, «mit der Pension einer
Majorvroryrer :
Ein Schaut-ern lief ihm iiber den
Rücken.
Und sie spielte ietzt zum Tanz aus.
fiir eine neue Jugend, die ebenso sorg
los und iibermiithig und erwartungs
ftoh in die Welt hineinlachte, wie sie
es einst gethan, die an ihr vorüberalitt,
gleichgiltig und grausam wie an einer
Maschine.
Wie bitter mochte es ihr dabei zu
Muthe fein! Oder schaute sie mit heim
lichem Mitleid auf die blühenden« fri
schen Mädchengesichtercck
Was wiirde aus ihnen allen? Aus
den Vielen, den allzu Vielen. die einer
glänzenden Zukunft zustrebtem die
Glis-ei und Glanz vom Leben erhoff
ten-;
Das Lachen um ihn her that ihm
web. Er lonnte diese Walzertlänge
nicht mehr hören.
»Ich gehe noch ein wenig in die Luft
und hole Euch später ab,« sagte er, sich
verabschiedend, zu seiner Frau.
Einsam irrte er durch die nächtlichen
Straßen, in düstere Gedanlen ver
loren.
Als er wieder in den Tanzsaal trat,
hing sich die Klavierspielerin eben den
Kragen um und schlang ein Tuch um
den grauen Kopf — immer allein in
ihrem Winkel, wie durch eine weite
Kluft getrennt von der hellen Gruppe
der fröhlich Genießenden. Verlegen
zögerte sie noch eine Weile, bis die Da
men —- vor allen ihre Gönnerin, die
,Baronin Waldheim »- ihren unter
wiirfigen, demüthigen Knix bemerkten
und herablassend niaten. Dann ichliipsi
te sie einsam hinan-s in das Dunkel.
I I
Helene wachte noch bei der Heimtehr
der Ihrigen; ein bitterer Lerdenszug
lag um ihre ftolzgeschwungenen Lippen.
Die Mutter zanlte, daß sie so lange aes
m» mu
»Ich hätte doch nicht schlafen tön
nen," erwiderte sie müde, todttraurig.
Der Oberst wartete, bis er allein nnt
ihr im Wohnzimmer stand. Dann
legte er ihr die Hand aus das Haar. Er
mußte ringen mit sich in einein schwe
ren Kampf tnit seinen Anschauungen,
mit seiner Liebe sür die Tochter, mit
seinem Stolz, bis er endlich sprechen
konnte.
Während er durch die stillen Stra
» szen dahingeirrt war, hatte ihn das
i Entsetzen gepackt, sie lönnte allein zu
; rückbleiben, mitteilt-T heimathlos-, als
i eine Ueberzählige, der das Leben die
— Ansprüche herunterrisz, einen nach dem
i andern, die es zerrnürbte und nieder
z drückte, wie seine einstige Tau-stunden
; stamme. Diese dürftige Gestalt in dem
; abgetragenen, schwarzen Seidentieid
i stand ihm vor Augen, warnend, dro
; haft-, wie ein Schreckbild, das seinen
; starken Willen lühinte. vor dem sein
l hochmuth zerbrach.
, Alles war besser als dieses furcht
I bare Lob-!
s »Ich habe es mir überlegt, heienr.
; Wenn Du den Mann lieb hast, —- ich,
· ich will Dich nicht hindern, Deine Wege
« zu gehen, Dein Glück zu suchen, wo Du
s es zu finden hossst,« sagte er mit hei
« serer Stimme.
Sie blühte aus wie eine Rose itn
I Sonnenschein. halb lachend, halb
J schluchzend schlang iie die Arme urn den
« hats des Vaters.
»Ja, ja, ich hab’ ihn lieb! Und ich
danke Dir tausendmal, lieber, guter
pai«
Er wehrte ihr ab. Jhrn war zu
traurig ums here. Ihren Jubei ver
; mochte er noch n cht zu ertr en. Er
« hatte heute zu stolze Trüurneqszsrabem
Nebenau erzählte seine Jüng e noch
lachend und seiig von ihren Tanzstum
bentriumphen. Sie hatte nur Lichte-,
Lustiges gesehen, -.«— keine düsteren
l Schatten aus der Vergangenheit