Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, September 27, 1901, Sonntags-Blatt, Image 11

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    Dds alilfsiiäiqithlsfcisop —
Eän Brett die Lehren des Anat-chit
msi etzmgles Verbrechen.
Optik-Its Miszulstze—kcs Its-unt eines
citstsks—(!tuc sei-Lol- Inseqmln—dzei
scktcsi Quillt-se secundus-( « Ists-I
schtäes us Danach-»dann s- Mit-m
stät-Idol- cum-kurs.
Das tuchlose Aste-steh das Leon F.
szngsz im Musikzmpel der paar-me
tikcn:«cbkn Ansstellqu its. Buffalo ge
gen ten PkLäsideaten MJKinley verübt
hak, hat einen wastkn Wirrwarr sen
Präsident Mcsiiilerp
sniioneller Berichterstaitung hervorge
rufen. Aus demselben scheint sich die
eine Thatsache llar herauszuschälem
daß der Mordhube keinerlei Miischuli
diae, wenigstens nichi direlt Mitschnl
dige, hatte. Jndirelt freilich sind sür
die Unihat jene sanatischen Vollslehrer
verantwortlich, welche als Evangelium
sozialer Erlösung den Anakchismug
predigen. Cznlgosz selbst hat sich als
Anhänger des Anarchismus belanni,
mit dessen Lehren er sich zum ersten
Male im Bahre 1895 bekannt machte.
Aus sein orhaben, den Präsidenten
Meikinley zu ermorden, scheint jedoch
« erst ein Vortrag bestimmend eingewirlt
zu haben, den die nunmehr in Ehicago
in Haft genommene Anarchistin Emma
Goldmann unlängst in Cleveland, O»
hielt. Nach seinem eigenen Geständniß
--«-.— syst-vi- wt «
8
N « X
Ote Stelle des Uttentsts tin Mnsittempet
hatte dieser Vortrag auf Czolgosz einen
tiefen Eindruck hervorgerufen.
Leon F. Czolgosz, der auch unter
dem Namen »Fra- Nieman« bekannt
ist, ist etwa 28 Jahre alt. Er wurde
in Dein-ji« Mich» als Sohn eines ge
wissen Paul Czolgosz, der von
Deutsch-Entom Weftpreußen, nach den
Ver. Staaten ausgewandert war, ge
boren. Als Kind tam Leon F. Esel
gosz mit seinen Eltern noch Alpena,
Mich-, tvo er polnifche und öffentliche
Schulen besuchte. Von Alpena ging er
nach Cleveland, O» wo er in einer
Grobschmied-Wertste« als Gehilfe ar
beitete. Später zog er nach feines
Vaters Form in Wartensville, O.
Seine Mutter ift todt, und mit seiner
Stiefmutter tonnte er sich nicht vertro
gen. Czolgosz hat zwei Schwestern
und sechs Brüder. von denen der eine,
O
" II V
Lkon si. Czolgosp
Jakob Ezolgosz, den spanischmmerikas
nifchen Krieg in 1898 mitmachte und
in Folge einer Verwundung von der
Bundeskeaiekung eine monatliche Pen
sion von 830 erhält.
Emmo Gold-neun wurde vor etwa
ZZ Ich-en in Romua. Russland ge
—-.--· -- — »«.---.- —.-.-.--.-.-—.. .
boten. Ihr Vater der ein gutgehendes
Schneldergefchcift hatte, sandte sie nach
Deutschland und liefz ihr dort bis zu
ihrem lö. Lebensjahre eine gute Schul
bildung geben. Jn 18d5 tam Emma
Goldmann mit ihren Eltern nach den
Ver. Staaten. Die Familie liesz su;
in Rochefter, N. Y., nieder, Und Emma
bildete sich zur Krankenwiirterin aus·
Unter dem Einflusse von Most, Berl
» mann und Anderen wurde sie jedoch
bald eine enragirte Anarchistin Jn
15493 wurde sie wegen aufriihrerischer
Reden in New York zu einem Jahre
Gefängniß verurtheilt, wegen guten
Gehabens nach zehnmonatiger Haft je
doch wieder freigelassen.
Allgemeine Anerkennung hat bei der
; Behandlung des schwer verwundeten
; Präsidenten das rasche und kühne Vor
gehen des Busfaloer Arztes Dr. Parl
gefunden, unter dessen Leitung die
Operation an dem Patienten vollzo
gen wurde. Seine Behandlungsweise
wird nach dem übereinstimmenden Ur
theil der Fachmänner der medizinischen
Wissenschaft als die einzig richtige be
zeichnet.
Roswell Parl wurde 1852 in Pom
fret, Conn» geboren; er graduirte im
Jahre 1872 vom Racine College, Ra
eine, Wis» und 1876 vom Chicago Me
dical College mit dem Titel eines Dot
tors der Medizin. Parl war dann
Aril am Womans Medical College in
Chieago, am Chirago Medieal College
und am Rath Medical College während
der Jahre 1877 bis 1883. Er wurde
im Jahre 1883 als Professor der Chi
W w
Ernmn Gott-month
rurgie an das medizinische Departement
der Universität in Bufsalo und als
« Chirurg an das dortige »General
« Hosxsitast berufen. Jm Jahre Jst-S
auf PMB wurde Pnrk zum Präsidenten
der »Und-ital Societh« des Staates
( New Yrsrl gewählt. Trotz seines ver
hältnismäßig jugendlichen Alters ist
»Dr. Pakt bereits ein Chirurg von
«’ norkonalem Ruf. Er hat viele bedeu
tende medizinilche Artikel geschrieben
unt) ist Mitglied vieler medizinischer
.Gesel!schasten, unter Anderem gehört
· er auch zur «Deutschen Gesellschaft für
Chirurgie.«
Das an Präsident McKinlen verübte
Attentat ist in der Geschichte der Ver.
Staaten bereits das vierte, das gegen
den höchsten Exekutivbeamten dieser
Republit unternommen ward. Der
; erste dieser Anschläge wurde im Jahre
» 15435 gegen Präsident Jackson gelegent
I lich einer Trauerceremonie ausgeführt,
die zum Andenken eines verstorbenen
kMitgliedes des Repräsentantenhcuses
im Rapitole zu Washington, D. C»
stattfand. Ein Anstreicher Namens
Lawrence, der später als ein Jrrsins
niger erkannt wurde, seuerte mit einem
Pistol nach Jackson, doch versagte die
Wasse. Ehe der Attentäter ein zweites
Pistol abschießen konnte, war er liber
· wältigt und entwafsnet.
s Am 14. April 1865 wurde Präsi
» dent Llncoln im Fordtheater zu Wash
i K
Tr. Not-well Warst
ington von dem Schauspieier Booth,
einem fanatifchen Südländer, erschaf
fen. Ledterer erlitt dann auf der
Flucht durch die Kugel eines Verfol
gers den Tod.
Ein weiteres Opfer eines berbreches
tifchen Attentates wurde endlich Präsi
dent Garfield, auf den am 2. Juli
1881 ein abgewiesener Stellenjiiger«
Guiteau, in einem Vahnbofe der Bun
desbauptftadt einen Nevolverfchuß ab
feuerte. Garfield erlag feiner Ber
tvundung am 19· September desselben
Jahres-, der Mörder wurde gehängt.
Die Bestrafung Czolgosz' fällt den
loioien Gerichten zu, da es kein Bun
desgesetz gibt, welches sich auf einen
Angriff auf den Präsidenten der Ver.
Staaten bezieht. Es ift aber der
Wnnfch der Bundegregierung zu ver
hindern, daß bei den Prozeßverhands
lungen aus dem Attentäter ein ,,Held«
gemacht werde, ein Verlangen, dern die
Lokalgerichte ftattgeben werden.
Auf ie 100 Bewohner
Den t fchlonds kommt ein wegen
Verbrechent oder Vergebens gegen die
Reichtgefetze Verurtbeilter.
-----.-—--i—.----·..»-.-—--.- -.«L..
Lilipntnner-Käsnpfe.
HeereJverhaltnriikm Columbia nnd Vk
nezurla Lauter Nein-rate Und
Lffizicre
Auch in Repubiiten giebt es eine
»ultima ratio regi3«, wie man aus den
Zwistigteiten ersehen kann, die ji«-z
zwischen den beiden fiidamericanich
Ztied dnten i n Ha in: Uen
so nach und nach herausgebilde: hab: n
daß man gegenwärtig nach beriihmt n
Mustern von Wirren in Südamerica
sprechen kann. Was sich auf blutig: r
Wahlftadt edentuell abspielen wird
davon fei nicht die Rede, es handelt sich
hier nur um einen Einblick in die Hex
resverhältnisfe beider Länder. Ble
sicheren Nachrichten darüber find höchxt
dürftig. Etwa vor zwei Jal)rzehn.crr
fand in beiden Republiicn eine Rede
ganisation des Heerwefens statt. Wi.
es damals war, diirste es bis auf den
heutigen Tag geblieben sein, ohne daß
die Armeen eine wesentliche Verände
rang erfuhren.
Wenn wir dem größeren Staats
wesen Columbia mit seinen etwa 43
Millionen Einwohnern den Vortritt
lassen, so weist dieses ein Heer von oier
Divisionen nach dem letzten Etat auf.
Freilich ist eine solche Division nicht
mit einer gleichnamigen Kampfeinheit
nach europäischen Begriffen zu verglei
chen, sondern sie haben vier zusammen
nur eine Stärke von 5511 Offizieren
und Mannschasten, die sich auf 16 Li
nienbataillone zu 286 Mann-« 2 Pio
nierbataillone zu ebenfooiel und 1 Ar
tilleriebataillon zu 290 Mann verthei
len. Im besonderen sind vor anden
5 Generäle, 26 Obersten, 21 ajorg,
125 Hauptleuie, 125 Oberleutnant5,
Z 209 Leutnants, 582 Unteroffiziere,
798 Gefreite, 190 Spielleute, 3480
Gemeine, also 1 Osfizier auf etwa 10
Mann. Wenn diese alle thatsiichlich
Dienst thun, so müßte eine wunder
bare Ausbildung erzielt werden. Das
Bataillon zerfällt in 5 Campagnien
und zählt an Offizieren 1 Oberst, 1
Major, 6 Hauptleute, 5 Oberleutnantg
und 11 Leutnants.
tut- mu-tt. erst-—- k!- LU-t—.-4«.2. -:..
CIJI UUIII sub-Es VII olclulllcssc IIII
i Remingtongewebr, das mit einein zu
s leich als Seitengewehr dienenden
: gan- ,bezw. Stichbajonet versehen ist.
l Allerdings giebt es dafür keine Ein
heitspatronen, dieselben sind vielmehr
nach zwei verschiedenen Systemen an
gefertigt, so daß ein Munitionsaiis
tausch nicht möglich ist. Bei der Ar
tillerie zählt das Bataillon sechs Bai
terieen: letzter find aber nur dem Na
men nach dorhgnd en, denn die ganze
Batterie besteht nur aiig einem einii
gen sebr leichten Geschütz; mithin hat
sedeg Gefchiitz etwa 48 Mann Fur Be
dienung, womit man sonst bequem 12
Schnellseuergeschiitze bedienen kann.
Die Geschütze find meist stähleriie
Vorderlader, System Whitworth, Ra
liber lis Zoll. Sie werden dabei nicht
von Thieren, sondern von Menschen
gezogen —--— daher auch wohl die 48
Mann Bedienung; im Kriege haben sie
vermuthlich Maiilefelbespannung.
Außerdem sollen im Arsenal von Bd
gota 2 stiihlerne Hinterladegeschiitze
System Whitworth, Kaliber 12 Holl,
- Gatling - Geschützr. Kaliber i),4.·)
Zoll, Remingionmiinition iind einige
Bronzekanonen aufbewahrt werden.
Cavalliere ist im Frieden nicht vor
handen. Mangel an Straßen und
durchschnittenes Gelände erschweren
ihre Verwendung Uebrigens geben
die männliche iind weibliche Bevölke
rung gebotene Reiter ab.
Die Uniforniirung der Truppe ist
nach französischein Muster erfolgt iind
« wird als gut bezeichnet. Der Ersatz
besteht nominell aus frei gewordenen
that sächlich vielfach aus gepreßten Jn
» dididuuen. Die Manneszucht soil
locker fein, der Dieiist schlaff betrieben
werden; die Offiziere befinden sich in
Dienst häufig in Civilanziig Das
Offiziercorpg ist dürftig gebildet, feine
gesellschaftliche Stellung ganz unter
geordnet. Jii neuerer Zeit sucht iiign
den Stand zu heben. Die 1880 ein
gerichtete Kriegsschule zu Bogot a mel
che don etwa 150 Personen besticht
mak. wurde von einein Leutnani der
Ver. Staaten, der sofort colnmbiicher
Oberst wurde, geleitet. Ein Kriegs
ministerium und ein Obercocninando,
das- über den Dioisionen steht und 12
Ossiciere zählt, ist auch vorhanden, je
doch sehlt es an einem besonderen Ge
neralstab.
Die mit hohen Gebirgen und spär
lich bebauten, theilweise mit Urwald
oder mannshohem Grase bestandenen
sumpsiaen Niederungen bedeckte Ober
sliiche von Columbia entbehrt fast
gänzlich der Wegeverbindungen, so das-,
eine, wenn auch ungenügend geschulte-,
an Zahl schwache, jedoch tapfere nnd
ut gesiihrte Trupve genügend er
fcheinh die natürliche Desensidlrast
des Landes wesentlich In erhöhen. Im
Kriege sollen die verschiedenen Bezirke
ein Procent der Bevöllerung zum
heere stellen, was also höchstens Its-,
000 Mann ergeben würde, also ein
schwache-Z Artneeeorps. Wie es mit
dessen trieggmäßiger Schulung aug
sehen würde, tann man aus dem Ge
sagten leicht entnehmen. Trotzdem die
Revublit im Norden und Osten vorn
Meere bespült wird, ist eine Flotte
nicht vorhanden.
Venezuela ist nun zwar der tleinere
Staat, aber er hat doch eine bestimmt
ausgesprochene militärischeVersassung,
eine Art von Wehrgeseh, wonach jeder
Venezuelaner zwischen 15 und 50 Jah
ren ersorderlichensalls zum Dienst mit
der Waise verpflichtet ist. Die Wehr
traft des Landes zerfällt in das
stehende beer. die Nationalmiliz und
I
-:l
3 die Marine. Die Stärke des ersteren
wird alljährlich durch den Conng fz
festgesetzt und von der Executiogeioatt
auf rie einzelnen Staat en oertheil «
mufz jedoch .neift im Laufe des Jah
res zur Unterdrückung von Unruhen
urr.i.eizrt werden. Sie betrug nach
otem letzten Decret im ganzen 6480
Mann, Darunter 449 Generäle, 726
Dder-ten und 2000 andere Ofsikisrrin
so daß hier ein Offizier schon auf drei
Mann kommt. Zur Nationalmiliz
gehört jeder tvaffenfähige Mann vom
28.—45. Lebensjahre Die Flotie be
steht aus Z Dampfern und 2 Schalitps
pen mit 160 Mann. Die Einwohner
zabl des Landes beträgt etwa 23 Mil
lionen.
Der Ersatz fiir das Heer erfolgt fast
immer durch Werbitng, da in friedli
chen Verhältnissen von arbeitsscheue n
Jndioiduen ein grofzer Zudrang fein
soll. Genügt die Zahl der Freitvilli
gen nicht, wie während der Bürger
kriege, so werden häufig beschäfti
gungslose und sonstige Personen aus
den niederen Schichten des Volkes ein
fach ausgegriffen. Es sollen alle vier
Waffen vertreten und in Compagnien,
bezw. Batterien und Eseadrons, Ba
taillone, Regimenter, Brigaden und
Divisionen eingetheilt fein. Genaue
Angaben über die Gliederung, bezw.
Armeeeintheilung fehlen; jedoch soll
eine Artilleriebrigade 4 Bataillone,
ein Bataillon 4——8 Compagnien, eine
Jnfanteriebrigade 2—3 Regimenter
. und endlich eine Division 2 Brigaden
start fein. Aber eine solche Organi
sation ist nicht vollständig durchge
führt, und in der officiellen Denk
schrift an den Congreß beschränken sich
die Rapporte meist nur auf die An
gabe, wieviele Ofsiziere und Manti
schaften in den einzelnen Standorten
vorhanden sind. Die Nationalrnilii
besteht fast nur dem Namen nach, und
es sollen nicht einmai auf dem Papier
Cadreg formirt fein.
Die Offiziere stehen zum großen
Theil auf derselben niedrigsten Stufe
tvre die Mannschasten, und leben mit
diesen häufig in der innigsten Gemein
schaft, welche sich bis zum Essen aus
demselben Pan e»r«streckt.· ·Mit« »der
großen Haku ver wem-rate qar ev sur
gende Bewandtnisz. Zu Zeiten der
häufigen Bürgertriege greist sich jede
: Partei die nöthiaen Soldaten aus.
» Jeder, dem es gelingt, einen Hausen
Mannschasten zusammen zu bringen,
s wird deren »General« und macht ver
wegene Burschen zu seinen »Ossizie
ren«. Bei Auslösung solcher Heere
« mus-, dann natijrlich die sieaende Par
tei ihre Anhänger, um nicht zu viele
unzufriedene Geister zu schaffen, ent
sprechend absinden. Das ganze Land
ist daher mit pensionirten und auch
nichtpensionirten Titular - Generälen
j überschwemmt. Als Beispiel lsei an
« aesiihrt, dasi schon 1879 aus den ver
schiedenen Büraerkrieaen 38 pensio
- nirte Generäle vorhanden waren und
161 Generalswittwen Pensionen be
zogen. Die militiirische Ausbildung
ist äußerst mangelhaft; ost verstehen
die Truvpen nicht einmal mit Waffen
umzugehen. Die Artilleriepartg des
Staates sind im Distrito Federal
(Caracas), in La Guayra und Mau
cah untergebracht. Außerdem bestehen
s noch größere Depotg siir Waffen, Mu
? nition und Montirungen im Staat
s Guarico, in Ciudad Bolivar, Coro,
E Barquisimeto, Castillo de San Car
los, Valencia, Barrelona und im Ter
ritorium von Zoagira, wo auch über
all Trupven in Garnison stehen. In
den Magazinen zählte man etwa 130
Geschütze verschiedenen Kalibers, 36,
« 000 verschiedene Gewehre, darunter
2300 Reiningtons, 43 Millionen Pa
tronen, 1000 Centner Pulver u. s. w.
anieweit in dieser Beziehung Neue
rungen und Verbesserungen eingetre
z ten sind, entzieht sich der Kenntniß.
Für einen Krieggfall würde ein Pro
cent der Bevölkerung ein Heer von
etwa 25,s·)00« Mann ergeben, dessen
Leistunagsähialeit indessen schwerlich
besser sein wird, als diejenige des He
reg von Columbia.
———.——
Ein aevaraphischeg Räthsel ist vor
Kurzem mit Hilfe von —- Abshnth ac
löft worden. Etwa zwölf Kilometer
von Pontalier nordöstlich entspringt
die Lone, ein Juraflufz, der gleich als
Flnfx aug- einer Felsengrotte hervor
auillt nnd somit die stärkste Quelle
Frankreichs-, darstellt, doppelt so was
serreich wie die berühmte Fontaine de
Baucluse in der Provence. Die Ge
lehrten hielten die LonesQuelle fiir ei
nen unterirdischen Abschluß des
Doubs, doch konnte dies trotz mannia
facher Versuche mit Farbe nicht erwie
sen tverden. Bei einem Brande nun,
der vor Kurzem die große Absynth
’ Fabrik von Pernod Fa Eie. in Pontar
lier zerstörte, flossen ungeheure Quan
titäten Abfhnth in den Doubg, an dem
die Fabrik lieat nnd das französische
»National - Averitif« erschien in der
Lone-Quelle, deren Umgebunq es mit
feinem charakteristischen Duft erfüllt.
Die Lvne ift also, tvie der Abshnth be
wiesen hat« ein unterirdischer Arm des
Dmth
It- lk Ist
Wir sind in diesem Sommer glück
lich von der Seeschlange verschont ge
blieben. bis der Sommer zu Ende ac
gangen ist. Jetzt soll aber solch’ ein
Ungeheuer mit rothem Kovf und get
ben Hörnern und tveni gstens 800 Fuß.
Länge von den Passagiern einer Ver
gnügungshacht an der Küste von
Long Island entdeckt worden sein.
Es muß ein ganz besonders guter
Stoff auf jener Yacht verzapst wor
den sein.
l
« ««««« Die- Hünseuernte
Eine geschäftige Zeit in etlichen Di
strikten der Ver. Staaten.
Orsolsreietser Konkurrenzknmps—6ünsttqt sc
denvnlpnltnttie—2«te qröhte copseuiuns ver
Orde—Wifteus-mstlich betriebene- steil-am
Interessente- Arbeiter-.
Der September ist hierzulande die
Zeit der Hopsenerntr. Dieselbe beginnt
gewöhnlich in der ersten Woche besag
ten Monats und dauert zwei, drei und
auch vier Wochen. Es ist dies in den
Hopsendistrikten eine geschäftige Zeit.
Der Bannerstaat für den Hopfens
anbau in der Union war einstmals
New York. Seit einer Reihe von Jah
ren aber hat die Hopfenproduttion im
Osten des Landes stetig abgenommen,
und ein weiterer Rückgang wird auch
heuer im »Empire«-Staate verzeichnet.
Noch im Jahre 1899 rangirten die
Unionsstaaten hinsichtlich der Menge
des von ihnen erzeugten Hopfens wie
folgt: Oregon, Kalifornien, New
J York, Washington. Gewisse günstige
; Bodenverhältnisfe an der Pacifictüste
sichern den dortigen Hopfenfarmern
Vortheile über ihre östlichen Kollegen
und desähigen sie zu erfolgreicher Kon
kurrenz, so daß man guten Grund zu
der Annahme hat« daß der Hoper
anbau im Osten in nicht zu ferner Zeit
gänzlich verschwinden wird und daß
die dortigen Hopfenbauern das strittige
Feld ihren westlichen Rivalen völlig
überlassen werden.
Die den Letzteren zu Statten kom
; menden Vortheile bestehen in den grö
: ßeren Flächen, die ihnen für den An
bau zur Verfügung stehen, ferner in der
» Möglichkeit, die Hopfenkultur an aus
gedehnten Abhängen zu betreiben, ein
topographisches Moment, welches den
; Hopfenanbau günstig beeinflußt.
Den Ruf, das größte Hopfenfeld,
. nicht nur Amerikas, sondern der Erde
innerhalb seiner Grenzen aufweisen zu
können, genießt dermalen Kaliforniem
Dieses Feld liegt bei Pleasanton, und
es besitzt eine Ausdehnung von nicht
" weniger als 368 Adern. Gegen 500,
000 Hopfenreben wachsen auf dieser
Fläche. Die Produktion des Feldes
belief sich im vorigen Jahre auf 2800
Ballen im Gesammtwerthe von etwa
8110,000. Wie in den vorangegange
nen Jahren, wurde der gesammte Vor
s» JIL d
N ’- - n
; Dopfenpftiieter.
« tath auch in 1900 an Bierbrauer in
England gesandt, die den Pleasantoner
.- Hopsen höher schätzen, als solchen von
· irgend einem anderen Orte, und für
« ihn zwei bis vier Cents per Pfund
: mehr bezahlen. Die Hopfenernte der
ganzen Ver. Staaten betrug im Jahre
1899 235,300 Ballen zu je 180 Pfund.
Der Hopfenanbau het sich im Westen
dieses Landes zu einer regelrechten Wis
senschaft ausgestaltet Es werden aus
den dortigen Hopfenfeldern 24 Fuß
lange Pfähle in Abständen von je 42
Fuß von einander in den Boden getrie
ben. An ihrem oberen Ende sind diese
Pfähle mit einander durch schwere
Drähte verbunden, an welchen recht
wintelig, in Abständen von je sechs
Fuß wiederum kleinere Drähte befestigt
sind. Es entsteht auf die Weise eine
Art Netz, das zuweilen Hunderte von
Adern Landes bedeckt. Die Hopfeni
reben werden« in Abständen von je sechs
Fuß, in Reihen gepflanzt, dergestalt,
daß 1210 Reben aus den Acker Landes
gehen. Ein wichtiger Theil der Pflege
des Hopfenseldes ist es, dasiir Sorge
zu tragen, daß die Reben zu dem
Drahtnetze sich ausranten und an ihm
wachsen. Mitte Juli beginnt die
Blüthe, die Anfangs September ihre
Reife erlangt. Es bedarf eines guten
UrtheilvermögenT zu entscheiden, wann
die Ernte zu be innen hat· Fängt man
mit dieser zu sruh an, so läust man Ge
fahr, daß die Reben zerstört werden«
oder doch Schaden erleiden.
Die Erntearbeiten bestehen darin,
daß man die Neben von dem Netze
herunterzieht, die Hunderte von kleinen«
hellfarbigen Blüthen, die sich an den
Reben befinden, abpflückt und in große
Körbe sammelt, die hinwiederum in
Säcke entleert werden. Wagen bringen
den Hoper dann nach den Dörrösen.
Eine gute Ernte auf gut gedüngtein
und gepflegtem Boden ergibt per Acker
etwa 1800 Pfund Hopfem Der Preis
site diesen schwankte in den letzten Jah
ren zwischen s und 21 Cents vro
Pfund.
ä
( Freiherr v. Wilmomski.
I Umsonst-spontan- imm can-samt «
k yet-assista- Staub-isten
Zum Nachfolger des seither-ichs
Oberptiisidenten von Schleswigsholi
stein, Staatsministers a. D. v. REFU,
der den Posten des Stasatssektetäts von
Elfaß-Lotl)ringen erhielt, wurde der
bisherige Chef der Reichskanzlei, Wirk
A
- R
Kurt v. Wilmowski.
licher Geheimer Oberregierungsrath
Freiherr Kurt v. Wilmowski ernannt.
Diese Berufung entsprang dem
Wunsche v. Wilmowskis, in einen ruhi
geren Wirkungskreis zu kommen.
Kurt v. Wilmowsli, der gegenwärtig
52 Jahre alt ist, entstammt einer alt
preuszischen Familie; sein Vater war
viele Jahre hindurch der Chef des Civils
kabinetts unter Kaiser Wilhelm dem
Ersten. Der Sohn war nach seiner Er
nennung zum Gerichtsassessor als Rich
ter an dem damaligen Stadtgericht
Berlin thätig. Sieben Jahre hindurch
wirkte er in der Provinz Hannover in
verschiedenen Verwaltungsämtern, so
als Mitglied der Landdrostei Harmo
ver und des Oberpräsidiuins. m
Jahre 1884 wurde er in das preußi ehe
Ministerium der Landwirthsehaft ver
setzt, wo er unter Anderem das Deich
und Sielwesen, sowie die Melioras
tionsarbeiten in der Provinz Schleg
wig-Holstein zu besorgen hatte. Bei
Bildung der Ansiedelungstommission
für Posen und Westpreußen wurde er
in diese berufen. Seit 1894 war er
Ches der Reichskanzlei.
Der Inhaber dieses Amtes bildet,
obwohl er gewöhnlich wenig in der
Oesfentlichteit hervortritt, die rechte
Hand des Reichskanzlers. Von Wil
mowsti insbesondere, der in stiller Thä
tigteit seines schweren und verantwor
tunasvollen Amtes waltete, erfuhren
Manche erst, als er im Auftrage des
Grafen Bülow Anfangs Januar d. J.
dem damaligen Finanzminister v. Mi
quel die Resignation nahelegtr. Ein
geweihte rühmen v. Wilmowsti außer
dem als einen Mann von umfassendem
Wissen und feiner Bildung, der, obwohl
Bureautrat, doch ein solcher in des
Worteb bester Bedeutung ist.
sk
-.-..«.·»
Tambrrtusfeirn
Ilsenasttqer Volkshnnun su Beginn des
Herbst-c tu Gemalt-h
Alljährlich, wenn im September die
Welschnüsse ihre Hülle sprengen, findet
im Münsterland, Westfalen, die Lam
bertusfeier statt. Früher im Anschluß
an den Beginn der Abendarbeit bei
Licht eine allgemeine Volksbelustigung
unter Theilnahme aller Bevölkerungs
tlassen, hat sie sich in den Kreis der
Kleinen und Kleinsten hinüber-gerettet,
die in Gärten und Höer den alten
Brauch noch lebendig erhalten.
Der Mittelpunkt der Feier, oder bes
ser des Spiels, ist eine reifrockartig auf
gebaute mit allerlei Flitterkram, mit
Goldvapier, e’5i1"l)ncl)en, Blumen, Tan
nenzweigen und dergleichen, verzierte
etwa mannshohe Pyramide, die am
Abend mit Lichtern, Kerzen oder Lam
pions geschmückt wird. Bei beginnen
der Dämmerung werden die Lichter an
gezündet; um die Pyramide bildet die
Kinderschaar, der sich öfters auch Er
wachsene zugesellen, einen Ring; in der
Mitte nimmt »der Bau-A eine verklei
dete Gestalt, Platz, und nun beginnt
ein Reiherrtanz mit Gesang. Den An
.W- —
Lambetiusfcier tm Münsterland.
fang macht stets, nach einer bestimmten
Melodie gefangen, das folgende Lied:
,,L)«Baek, wat kost dien Heu?«
D Auer, wat koft dien Heu?
O Vuer. wat koft dien Kirmesdem
Juchheisa vivat Mmiectdeux
O ther, war cost dieu Held-«
Hieran antworiet der Buer in dete
selben Weise:
,,Micn Hen, dat kosi ’ne Monm
Dann fällt wieder der Chor ein:
»O Buck, dat is to tüer:«
Jrn Verlaufe des Spieles gesellen fi
l, dem Bauer aus dem großen Kreise no
eine Frau, ein Kind, ein Knecht und
eine Magd zu, bis das Spiel zu Ende
geht. Dasselbe wird mehrere Thus
wiederholt