Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, September 13, 1901, Sonntags-Blatt, Image 12

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    Jn Deutsch- Samoa beginnen die
Behörden, sich aegen die englische
Sprache zu wehren. Seit dem J. Juli
wird in den dortigen Schulen nur noch
die deutsche Sprache gelehrt. Daß in
dieser Richtung etwas geschehen muß
ie, lag nahe, wenn die Regierung nicht
eines schönen Tages vor der vollendeten
Thatsache stehen wollte, daß die zwei
fellos besähigten Samoaner zwar eine
Cultursprache angenommen hätten,
aber nicht die deutsche, sondern die eng
lische.
Welches Hiikssmittel ihrer Machtstel
lung die Engländer in ihrer Sprache
haben, ist ihnen nicht unbekannt, daher
denn überall der Versuch sie einzufüh
ren, respektive ihr den Vorrang zu ver
schaffen wie z. B. in dem neuen Ein
wanderungsgesei von Australien, wo
siir die Naturalisation Kenntniß der
englischen Sprache vorgeschrieben wer
den soll. Auch aus Malta will man die
englische Sprache als die des Landes
einführen, obschon sich die große Mehr
heit der Jnselbewohner zu Gunsten der
Iiialienischen Sprache entschieden hat.
Einen Versuch der Briefbesördesruna
durch die Sahara bat das Coknite de
jl’Astique francaise gemacht. Ein
Brief, der am 28. Juni 1900 in Kas
seri, am Scharifluß, an der Grenze
Rainer-uns, von Major Robillot, dem
dortigen Befehlshaber, ausgegeben
zwurde, hat den Weg vom Tschadsee
kdurch die Wüstenlander über Tripoli
tanien in dreizehn Monaten zurückge
, legt. Ein anderer Brief, der vorn
Tschadsee über Timbuttu die Schara
und Ain Sesra in Südaigerien beför
dert wurde, braucht sechs Monate.
Nach Johannesburg zurückgekehrtex
I«Uitlanderö«, die früher so schwere
Klagen über die tyrannische Regierung
der uncivilistrten Buren führten, er-s
klären einstimmig, daß ihre jeyige La- s
ge weit schlimmer ist, wie vor Einfüh
ren der segenbringenden englischen
herrschaft. Jede Spur von persönli
cher Freiheit ist unter der eisernen
Sand Kitchener’5 verschwunden und
die enttiiuschten »Uitlanders« sehnen
sich nach den guten alten Tagen, in de
nen Oom Paul sie noch »bedrüclte«.
Sie sehen jth ein, daß sie aus dem
Regen in die Traufe gekommen sind,
aber bedauern wird sie Niemand
Die deutsche Zentralstelle für Vor- ·
bereitung von Handelsvertriigen berich- I
tet über das Bordringen amerikani-"
scher Kohle auf europäischen Märkten.
Seit Beginn«der Kohlennoth seien
schon wiedrholt amerikanische Kohlen
nach Europa gekommen und sogar aus
dem Wasserwege Rotterdam-Mann
heim bis nach der Schweiz geliefert
worden. Die vielfachen Umladungen
hätten aber sowohl die Kohle ver
schlechtert als auch zu hohe Kosten ver
ursacht, und so trügen sich die Ameri
kaner jetzt mit dem Plane, in nord
französischen Häer großartige Verla
deeinrichtungen, Britetfabriten u. s·
w. einzurichten, um von dort aus
schweizerischen Abnehmern die Kohle
in den gewünschten Sortirungen lie
fern zu können.
Korea dem Welthandel zu erschlie
» ken, ist laut einer Erklärung des- Ge
sandten in England, der Wunsch seiner
Deimathlicheu Regierung. Alle wich
tigen Oasen des Landes-, erklärte der
selbe, sind für den internationale Han
del jetzt geöffnet. Die meisten Natio
nen, mit denen wir Verträge abgeschlos
sen haben, haben für lange Zeiträume
große Gebietsstrecken zum Bergbau
als Konzessionen erhalten, und zwar
sind die Vertreter der Mächte überein
sekommem daß jedes Land nur ein
—
—
Gebiet erhalten soll. Jedes dieser Ge
biete hat einen Flächeninhalt von ei
nigen hundert Quadratmeilen. Seit
50 Jahren.ist in Korea für die Regie
rung Gold gewaschen worden. Die
selbe will jeht die modernften Maschi
nenanlagen importiren, um den ge
waltigen Reichthurn des Landes aus
zudeuten. Abgesehen von der Ent
wickelung, die an den loreanischen
Küsten vor sich gegangen ist, ist im
Innern auf den amerikanische-n und
englischen Konzefsionen großer Fort
schritt gemacht worden, und bereits
sind dort Tausende von Eingeborenen
unter etwa 100«Ame"ritanern nnd
» Engländern an der Arbeit."
i
s Wie man aus Brüssel berichtet. ist
s in Antwerpen unter dem Namen Wal
slega - Goldminen - Gesellschaft ein
kneues Unternehmen für die Ausbeu
tung der reichen Goldminen in den
westlichen Gallaslöndern gegründet
worden. König Menelik hatte die
Conceffion dem Jngenieur Alsred Jlg
verliehen, und es sind zumeist italie
nische Capitalien, welche in diese nun
mehr von Jlg ins Leben gerufene Wal
lega - Goldminengesellschaft eingelegt
wurden. Für die Gewinnung von
Gold-, Silber- und anderen Crzen hat
die Gesellschaft auf fünfzig Jahre ein
? ausschließlichesVorrecht, es ist ihr auch
anheimgegeben, Cisenbahnen zu bauen,
Canäle anzulegen, Straßen und Tele
graphen herzustellen, und sie genießt
für das hierzu erforderliche Material,
sowie sür Pulver und Dynarnit volle
Zollfreiheit. Dem König Menelit hat
sie 8 Procent der Erzausbeute abzu
statten. Die Dauer der in Antwerpen
gegründeten Gesellschaft ist auf 30
Jahre festgesetzt Sie wird auch in
dustrielle, commercielle und landwirth
schaftliche Aufgaben betreiben und sich
die Begünstigung von Unternehmun
gen angelegen sein lassen, die sich in
den bezeichneten Gebieten rnit Stra
ßenbau und Waarentransporten be
fassen.
Während die Zahl der Segelschiffe
ununterbrochen zurückgeht, hat man
in letzter Zeit angefangen, größere
Segelschiffe zu bauen und ist jetzt be
reits auf einen außerordentlich hohen
Tonnengehalt angelommen. Ja
Deutschland fini- es hauptsächlich die
Firmen Laeiszshambura und Ritt
iners-Brenien, die über die größten
Segelschiffe verfügen. Betannt ift
durch seine außerordentliche Schnellig
keit der große Fünfmastsegler Votosi
der Firma Laeisz, die jetzt in Gaste
miinde einen noch größern Segler in
Bau gegeben hat« der 8200 Tonnen
Tragfiihigteit haben soll. Noch grö
ßer als dieser neueste deutsche Segler
ist ein in Amerika fiir amerikanische
Rechnung bestellter siebenmaftiaer
Schooner, aber auch dieser wird über
troffen von einem jetzt in Nonen ge
bauten französischen Fünfmastsegler,
der nach feiner Fertiqstellung mit einer
Tragsähigleit von 9000 Tonnen das
größte Segelschifs der Welt fein wird.
Während die Entwickluna der franzö
sischen Dampferflotte nicht recht vor
wärts geht« find es gerade die Franzo
sen gewesen, die in den letzten Jahren
im Bau sehr großer Sealer an der
Spitze marschirtem eine Erscheinung,
die mit den der französischen Schiff
sahrt bewilligten Prämien in Verbin
dung steht. Wie es scheint, haben bis
her die mit allen modernen Einrich
tungen, einschließlich hülfsdampfmcv
schinen, ausgerüsteten Riesensegler tei
ne schlechte Rente abgeworfen, weil ihr
Betrieb sich mit Rücksicht auf die un
geheuren, von ihnen bewe ten Waa
renmassen recht vortheilhat gestaltet.
Sollten diese Yroßen Segler in Zu
kunft noch zah reicher erbaut werden«
o würde damit aller Voraussicht nach
ein schwerer Schlag gegen die mittlere
Segelschiffahrt, Briggs und Bart
schifse, geführt werden, während die
ganz kleinen Segler, die zumeift nur
dem örtlichen Verkehr dienen, von die
sem Wettbewerb kaum berührt werden
würden.
Rossi-bild
Wo M set Filiekz
W
l
Bis-how ins-c Koch-s Tuscien-Ese
Theorie.
Rudolf Birchow veröffentlicht in der
neuesten Nummer ver »Berl.Klin. Wo
ckzenschr.« die Darlegungen. die er
jüngst in der Berliner medicinisehen
Gesellschaft iiber Menschen- und Rin
dertubertulose zu Robert Kochs Vor
trag ans dem Landoner Tuberiulose
congreß machte. Es geht daraus her
vor, daß die Allgemeinheit bisher über
Birchow’s Anschauungen schlecht un
terrichtet war. Er weist durchaus
nicht Kochs Einnahmen so zurück, wie
es hieß. Er erkennt vielmehr die Ber
suche Koehs und Schütz’ als sachge
mäß an. Aber gleichwohl bleibt ihm
noch Anlaß genug zur Kritik. Hervor
zuheben aber ist, daß Virchow Koch da
rin zustimmt, daß die Menschentuber
tulose und die Rindertuhertulose von
einander verschieden sindeirchow ver
weist daraus, daß er von jeher diese
Anschaung vertreten und an ihr auch
festgehalten habe, während die Balke
riologen aus Grund des Tuberkelba
zillenbesundes die Einheitlichkeit der
Menschen- und der Nindertubertulose
außerZweifel gestellt zu haben meinten
Einleitend berichtete Virchow, daß er
an den Berathunaen isn latserlichen
Gesundheitsarnre theilgenomnren habe,
wo die Präparate Kochs und Schilf ;
vorgelegt und ihre Beobachtungen be
sprochen wurden. Bei dieser Prit
sung wurde gefordert, daß noch weitere
Versuche angestellt werden sollen. Fest
gelegt wurde, nach welcher Richtung
hin diese Versuche gehen sollen. »Ich
darf meinerseits consiatiren, führt
Virchow sodann aus« daß die Präm- t
rate aus den Versuchen, welche in der
hiesigen Thierarzneischule speciell un
ter Leitung des Herrn Prosesssors «
Schutz und unter Evntrolle des Herrn
Koch veranstaltet worden sind, im
Saale der Conferenz ausgestellt waren
Jund daß sie nach meiner Auffassung k
zu irgend einem Verdacht, daß sie in
der Rich:ung, wozu sie ausgestellt wa
ren, nicht genügten, leine Veranlassung
boten. Es ist thatsächlich dadurch
daraethan. das-. Itnfectionsmassem die 2
mit großer Vorsicht aus menschlichen «
» Schwindsuchtsproducten gewonnen
’ waren, bei den Versuchschieken keine
Erscheinungen herbeigeführt hatten,
welche mit der Rindertuberkulose, der
sogenannten Perlsucht, verglichen wer
den konnten. Was die Gegenden-eis
siihrung anbettifft, —- daß beim Men
schen keine Rindertubeetulose versucht
..« -M-W—sp
worden ist. so tvae das ja selbstver
ständlichz da muß man warten aus«
künftige Gelegenheiten Ich will in
dieser Beziehung nur bemerken, dasz
Herr Koch vielleicht etwas zu weit ge
gangen ist in dem Ausschluß aller der
jenigen Fälle in denen möglicherweise
eine Ueberteagung von Rindertuber
iulose auf den Menschen durch die
Nahrung erfolgt sein könnte. Wir
haben in der That von Zeit zu Zeit
einmal einen solchen Fall in dem Ma
terial der Charite gehabt, und es sind
auch einige Priivarate gesammelt wor
den. bei denen eine sehr ungewöhnliche
Erscheinung von piiriioniiler Tubettu
lvse vorlag bei denen namentlich so
massentzafte Wucheeung en sich fanden,
wie sie sonst beim Menschen nicht vor
ulommen pflegen. Wir haben jeden
Solchen Fall als ein Verdachtsmoment
betrachtet und betrachten ibn noch so.
Jch halte es also siir möglich, daß die
Negarion bonI-Loch vielleicht tiinstig
sich wird widerlegen lassen. Dagegen
was Koch aus Grund der neuen Expe
ri·nente in seinem Bericht in der in
Häkchen gedruckten These gesagt bat:
»Mit Genugthuung spreche ich dieB
hauptung aus ,daß sich die Menschen:
tubertulose von der Rindeetubertulose
unterscheidet und daß sie auf die Rin
dee nicht übertragen werden kann.
hier sind aber zwei Thesen zu
einer einzigen vereinigt, näm
lich die Verschiedenheit der beiden
s Tubereulosen von einander ·«u·nd«dre
finde ich kein Bedenken, anzuerkennen, ,
Frage ihrer Uebertragunggmöglichteit ;
Was diese letztere anbetrifst, so habe
ich Ihnen schon mitgetheilt, daß die
vorgelegten Objekte dafiir sprechen. s
Was den anderen Punct anbetrifit H
daß beide sich unterscheiden, so ist da- i
bei das sonderbare Verhältnis hervor- j
getreten, daß, nachdem meine alte
These die eben dahinging, daß sie srchj
unterschieden, durch die Schule von
Kai- lange Zeit hindurch mit einer ge
wissen Verachtung behandelt worden
ist — und ich als geduldiger Mensch in .
diese Beurtheilung mich gefügt habe,—— «
es sür mich nichts gerade Ueberraschen
des hatte, zu hören, daß herr Poch sich
ietzt überzeugt hat, daß das zwei ver
schiedene Dinge sind. Jch habe freilich
nie verstanden, wie man die Jdentitiit
beider behaupten konnte.« Virchow
legt sodann seine Auffassung des Tu
dertelz die seinen Schülern geläufig
ist, dar. Sie zielt, auf die vorliegende
Frage angewandt, dahin, daß man
nicht Jedes Ding, in dem Tuberkelba
zillen oprtommen«, als Tuberkel de
zeichnen darf. Man hat vielmehr den
Tuberlel als einen Organismus be
trachtet, der aus dem Körper selbst
herausgewachsen ist, mag der Reiz da
zu von einem Tuberkelbaztllus ausge
gangen sein oder nicht Es giebt so
wohl dazilliire als auch nicht bazilliire
Tuberkel. Maßgedend muß die ana
tomische Betrachtung des Tuberkels
sein. Daß man diese mit der dazillä
ren zusammengeworsen hat, hat tief
gehende Verwirrung angerichtet Bir
chow führt dann weiter aus: Da ich
nun die Ehre habe zu der Prüfungs
com-mission hinzuaezo en zu sein« wel
che die weiteren nche controktieen
W
soll, so verspreche ich hiermit, baß ich
mich bmiihen will mit möglichster
Strenge aus dieser Untersuchung zu
beharren, damit Sie tilnstighin nicht
wieder in die Schwierigkeit kommen·
die sich in den letzten ahten vollzogen
« hat. Das Publikum m Großen wird
ja dabei recht gut sahren, und ich werde
mich seeuen, wenn es sich wirklich be
: stätigt, daß die Tuberielbazillen deg
Rindes nicht so häufig durch Milch
und Fleisch und wer weiß was sonst
in den menschlichen Krper til-ergehen
wie man es jetzt gewöhnlich geschildert
hat. Mir schien das immer etwas
übertrieben zu sein. Jch habe mich
dadurch nie hindern lassen. Milch zu
trinten oder Fleisch zu essen, daß ich
die Möglichkeit anerkennen mußte, daß
vielmehr ein Bacillus drin säße. Aber
ich war auch immer der Meinung, daß
es aus einen oder den andern Bacillus
nicht ankommt und daß, wenn man
nicht ein gewisses Quantum davon in
seinen Körper hineinbefördert, die Ge
fahr nicht groß ist. Aber diese Frage
der Quantität ist bis jetzt überhaupt
von den Batteriologen noch sait gar
nicht behandelt worden. Sie thun
immer so, wenn sie nur einen Typhus
bacillus finden oder einen Choleraba
zillus, als genüge das, um daraus
ohne weiteres unendliche Millionen von
anderen Bazillen der gleichen Art her
vorgehen zu lasien. Wir müssen ein
wenig vorsichtiaer werden, und, wie
gesagt, ich persönlich, soweit ich mit
wirken kann, verspreche Ihnen, mit
möglichster Sorgfalt, daraus zu halten,
daß auch der anatomische Tuberlel zu
seinem vollen Recht kommt, und das-.
mir tünstig uns wohl hüten, anatomi
sche und balteriologische Dinge zusam
menzuwerfen. Ueber die sonstigen De
tail-; ist es noch nicht an der Zeit zu.
sprechen, obwohl ich in der Lage wäre,
das zu thun. Jch tann nur sagen, dass
ich es sür selbstverständlich halte, dasz
in relativ kurzer Zeit die Präparate,
welche durch die bisherigen Beobach
tungen in der Thierarzneischule ge
wonnen worden sind, auch siir das
Publikum zugänglich sein werden.
—.—.-.--— —
» Dichtertnisir.
Wenn die modernen Dichter schnei
dern lernen, um einen Roman zu
schreiben, der in dem Milien der
Schneiderinnen spielt, so glauben sie
zu Unrecht, daß sie damit etwas ganz
neues thun: Ernest Biurn ist ihr wür
diger Vorganges-, und er erzählt von
einem ähnlichen Versuch, de,n er vor
Jahren selbst gemacht hat, in seiner
drolligen Art im letzten »Im-mal d’un
Baudevilliste«: »Ich wollte eines Tages
ein Stück iiber die modernen Dienst
boten zurechtbauen, und mit dieser
Gewissenhaftigkeit des Baudevillisten,
die eine meiner schönsten Eigenschaften
ist, beschloß ich eines Morgens, wenig
stens oier Stunden lang das hat-Ege
smde zu studiren. Es war aus dem
Lande. Jn der Nachbarschaft der Willen
die ich bewohnte, befand sich ein präch
tiges Schloß, das mit einem prächtigen
Personal ausgestattet war: Hier be
schloß ich das Stalpell meiner zugleich
literarischen, psychologischen und hu
manitären Forschung anzusehen. Jch
kannte den Schloßherrn ein wenig und
ich bat ihn um die Erlaubniß, s · e
zahlreiche Dienerschast aus der Nähe
zu studiren. »Gern«, antwortete mir
der Schloßherr, »aber wie werden Sie
Ihr Studium einrichten-« »Ich weiß
nicht; mehr aufs Geradewohl, indem
ich mich an die Dienerschast heran
mache und Ihren Leuten beim Plau
dern zuhöre." »Gut! Berichten Sie mir
auch, wag sie von mir sagen, obgleich
ich ganz sicher bin, daß sie nur Gutes
reden werden. Es sind alles alte Die
ner, deren Stellungen sich dont Vater
zum Sohn vererben.«
unier dem Verwande, ich wollte ein i
Gericht machen lernen, führte mich der
Schloß-im in der nüchk ein; die Ve- i
dienten tamen und gingen, wie ihri
Dienit es ersarderte. Jch horchte mit
allen meinen Ohren. »Es ist heute
heiß«, sagte der Kammerdiener. Eine I
Kammerfrau antwortete ihm im Vor
übergehen: »Seht heiß!" Und die Kis
chin fügte ihrerseits hinzu: »Noch nicht
so heiß wie vor meinen Defen!« Das
ist ungefähr alles, was ich an Interes
santern während einer guten halben
Stunde gehört habe- Augenscheinlich
hatte ich es schlecht angefangen; die z
Diener wollten vor einem Fremden i
; nichts sagen und ihr Herz nicht aus- ;
! fchiitten. . i
Ich beschloß daher, ein maechiavels
liftifches Verfahren anzuwenden, ich
ließ ein Hundertfous-Siiiet in die
hand derKöchin gleiten und sagte gan
leise zu ihr: »Sie sind hier alle alte
Diener des herrn; ist diefee denn nicht
eine alte Canaillek Und die Köchin
antwortete, mir leise insOhr fliifternd:
»Ein alter Lump, wie alle Demut«
»Und dieser Meinung sind natürlich
alle in der Dienerfchaft?« »Das will
ich glauben! Niemand will freilich ge
hen, weil der Platz gut ist, aber schauen
Sie hieri« Und damit zeigte sie mir
eine große Photographie des beten, die
an der Wand hing und ganz be
schmutzt war. »Was ift denn hast«
»Das ift das Parteait des heerm Je
des-nai, wenn er über einen von uns
ungerecht losgeävgm ist, speien wir ihn
darauf an. . . .« Als ich Zu dem Deren
zurücktam, fagte ich ihn-. ais- Welt
W
mann- der ich nun einmal bin: »Sie
haben sehr Recht, alle Jhre Diener be
ten Sie nn. Nur ein Gescheni müßten
Sie ihnen noch machen.« »Welches
denn?« »Ein Portrait von Ihnen, un
ter Glast« »Warum unter Glass«
»Es wird in der Kiiche weniger
schmutzig; Sie wissen, der Rauch der«
« Oeien verdirbt alles!«. . . . Was das
Stück anbetrifst, so habe ich es nicht
geschrieben; in dem Augenblick, wo ich
es beginnen wollte, bemerkte ich doch,
daß meine Forschung nur sehr sum
marisch war.«
Eines Emirs Vorschriften
Als der Emir von Afghantstan vor
einigen Jahren seinen Sohn Nasenl
lah Khan nach England ichick:e, gab
er ihm Verhaitungsmaßregeln mir
auf den Weg. Einige dieser Vorschrif
ten verdienen wiedergegeben zu wer
den: .
»Wenn Du ersucht wirst, die Armee
zu inspiziren, mußt Du den Solda
ten iein Geld anbieten, sondern sie nur
wegen ihrer Disciplin und guten Ord
nung loben und sagen, daß Du mit
ihnen zufrieden bist-"
,,Jn jedem Palaste, Haufe oder Ho
tel, wo Du wohnst oder eine Mahlzeit
I einnimmst, mußt Du beim Fortgehen
» etwas den Dienern geben, je nach ihren
; Dienstleistungen.«
»Jn Theatern, Musithallen. Fabri
ten oder Schulen braucht nichts gege
; ben zu werden«
; »Wenn Du über den Bau von Ei- I
s ienbahnen und Telegravhen in Ambri
s nistan befragt wirst, mußt Du sagen:
i »Ich hin nicht ermächtigt, diese Ange
Y legenheit zu besprechen und bin daher
nicht in der Lag-, etwas darüber zu
sagen, in der einen oder der anderen
» Richtung.«
»Wenn Du gefragt wirst, ob Nuß
1 land freundlich gegenüber Asghanistan
ist oder nicht bemerke in einer sehr
; turzen refervirten Antwort: »Wenn
Rußland nicht aggressiv gegen Maha
nistan ist, werden auch wir nicht na
» gkessiv gegen Rußnmd sein.«
»Wenn Du Gelegenheit hast, die
Gesandten fremder Staaten, wie z.«B.
diejenigen Deutschlands, Oesterreichs.
Italiens. Chinas, der Tiitei u. s. w.
zu treffen, die sich am Hofe von Lon
don befinden, sprich nicht von Politit
init ihnen; Alles. wasDu zu thun hast,
ist, daf; Du nach ihrer Gesundheit und
derjenigen ibrer Souveräne fragst;
mehr als dies ist nicht nötdia.«
»Wenn Du in der Gesellschaft an
derer Gentlemen bist und insbeson
dere wenn Damen zugegen sind, muszt
Du acht geben, nicht zu spueten und
nicht Deine Finger in Deine Nase zu
stecken u. s. w. Du tannst in Gegen
wart von Gentlenien rauchen, aber
wenn Damen anwesend sind, mußt Du
zuerst ihre Erlaubniß nachsuchen-«
»Du sannst Herren bei der ersten
Beaegnung die Hand schütteln, aber
Damen gegenüber mußt Du nur eine
Verbeugung machen, wenn Du ihnen
szum ersten Mal dargestellt wirst, aber
nicht die Hände schütteln, bis Du sie
zum zweiten Mal trifss.«
»Damen können mit Handschuden
an den Händen die Hände schüttctm
aber ein Gentlernan sollte den hand
schuh der rechten Hand aus-sieben, ehe
; er die Hand schüttelt und aus diesem
» Grunde tragen die Herren gewöhnlich
; Handschuhe an der linten Hand, um
« ohne Verzug die Hand schü: teln zu
l
s
i
können, aber sie dürfen dies with-ind
schaben an den Händen später axn
Abend thun-«
»Wenn die britische ReaierunaGeld
oder Sachen alöGeschent siir mich oder
fiir Dich selbst gibt, darfst Du sie an
nehmen, aber Du mußt nicht selbst ir
gend einen Vorschlag oder eine An
deutung machen.«
Man darf wohl erwarten, daß der
Asghanenprins bei rstrenger Beobach
tung dieser viiter chen Vorschriften
tgeaixie Mißgriffe in England begangen
—
Køstbare Zweiriider.
Wer sin sein Zweirad . 75 ausgiebi,
schreibt ein Londoner Blatt, und die
- sen Preis schon siir hoch genug hält,
glaubt vielleicht, es sei eine Myilie, daß
manche Räder ihrem Besitzer weit mehr
tosten,·al·s wenn sie aus reinem Golde
gearbeitet wären. Es giebt jedoch we
nigstens ein Bicycle, das viermal sein
Eigengewicht und zwei Drittel des
Erioichts seinesFahrers in Gold ivertls
ist. Urspriinalich betrug sein Werthi
aus der Wiener Aussielliing nur 8500. »
Der siidasrilanische Millionär, der es «
laiiste, war jedoch von der Schönhei. ?
seiner Linien so begeistert, daß er zu
seiner Ausschmiiching mit Edelsteinen,
Diamanten, Rubinen und Smaragden
nicht weni er als 827,000 ausaab
Eine sast e enso kostbare Maschine be
sindet sich im Besitz eines indischen
Radschabs. Jeder Theil desselben ist
dick mit reinem Go de plattirt und mit
Rubinen und Tür isen besetzt, und so
gar der Sattel ist ein wundes-bates,
aus diesen Edelsteinen gebildetes Mo
sail. Die Gattin eines russischen Ge
sandten, der außerordentlich reich ist,
besitzt ein Rad, das ganz aus 15lar·a
tigein Gold gearbeitet ist; jeder Griff
zeigt ihr Monogramm und Wappen m
Smaragden und Diamanten. Die
Kosten des Rades betragen denn auch
19,000 RubeL «
Zwischen diesen kostbaren Rädern
und den Lieblingsmaschinen einiger
Radlerinnen der Londoner Gesellschast
ist allerdings ein großer Unterschied
Einige sind aus Silber iind Elsenbem
und können silr die verhältnismäßig
bescheidene Summe von 8500 erstan
den werden. Das Gestell einer sol
chen Maschine ist mit Siiber plattirt,
das wunder chöne getriebene Muster
Zeigt. Die urbeln, Pedale nnd Lenk
tnngen sind aus reinem Silber und
ine· Griffe aus Elsenbein, während die
Pattel und Werkzeugtaschen aus Saf
sianleder mit ech:er Silbersassuna be
stehen. Der Sultan von Märotto be
sitzt ein »Kulirnd'·, das wegen seiner
Größe und Kostbarkeit gleich bedeutend
ist. Es ist nicht weniger ais 16 Fuß
lang, 6 Fuß breit und 7 Fuß hoch und
wird von Kulis getriet«n. Das Ge
stell ist Franz und gar Nictel vlattirt
und« der Kasten der ,,Droschle« schön in
Griin und Gold ausgeschmückt. Für
dieses Rad bezah11e der Zultan LIM
Et besitzt auch ein dick mit Gold plat
tirtes und mit Edelsteinen beietzies
Zweirad das wenigstens einen Werth
von 85000 repräsentirt. Das sendet
barste Rad itt vielleicht das »musika
lische Zweirad«. An die Lenlitanqe ist
eine Art Dreborgel besestig:, die von
dem Borderrad in Bewegung oesetzt
wird. Sobald der Fahrer zu tadeln
beginnt, fängt auch die Musik an und
«erbeitert« ihn durch eine endlose Folge
von Opernarien und Tanzmusit. Das
zierlichite Zweirad der Welt besitzt der
bekannte italienische Zwerg Gras
Magri. Die Räder desselben haben
einen Durchmesser von 10 Zoll, da er
Graf aber nur einen Kot-s größer als
ein Zollstock von zwei Fuß ist« ist diese
Lilliputanermaschine siir ihn qroß ge
nug zum bequemen Fuhren.
Der Inangnrationstag.
Ein Vorschlag, der durchaus nicht
mehr den Reiz der Neuheit ha:. Zu
Ende der Hundstage auch nicht gerade
die Empfehlung mitbringen kann, zeit
gemiiß zu sein, wird von Washington
aus wieder einmal aus die Runde ge
schickt. Der Ausschuß, dem die Lei
tung der letzten Jnaugurationsfeier
oblag« sucht sich noch posthum nützlich
zu machen, indem er die öffentliche
Meinung dafiir gewinnen mill, daß
die Feier am 4. März aus den zo.
März verlegt werde, an welchem Da
tum bekanntlich die erste Jnaugura
tion Washington’s stattgefunden hat.
Die Gründe siir die vorgeschlagene
Acnderung sind bekannt. Das abscheu
liche Wetter. das zu Anfang März in
Washington zu herrschen pflegt, hat
schon Hunderten den Tod, Tausenden
Erlältungen mehr oder minder schme
rer Natur gebracht und den Eindruck
der Ceremonie durch Regen und Wind
verdorben, daß der Wunsch nahe liest,
die Feier in eine Zeit milderer Witte
rung zu verlegen. die der April bietet,
dessen letzter zufällig mit der histori
schen Erinnerung verbunden ist.
Die N. Y. Tribune erweitert dle
Vorschlag, indem sie in Anregung
bringt, daß auch der Schiuß der Em
greßsession bis zum so. April hinaus
geschoben werde. Sie begründet dies
varnit, daß die zweite Sitzungsperiode,
die mir dem 4. März endet, viel in
kurz sei fiir die Erledigung der Ge
schäfte, von denen viele bis auf die
letzten Tage hinauf-geschoben werden,
daß sich in der lurzen Zeit vorn De
rember bis März piele Arbeitsaufw
ben zusammendrängen von denen ein
großer Theil unerledigt bleiben muß.
Mit der Verlegung des Termins wür
de Ziel Zeit gewonnen sein.
D OIDUIO Olci sichs-sinkst Masc,
wenn der Eonareß seine Geoitoaenbeir
aufgeben würde, die Zeit mit iutzloien
Reden zu ver:röoeln, bis die Arbeit
unter den Fingerniiaeln brennt, bleibe
dabingestellt; aber seibsi wenn die
Aussicht auf Erlediauna von viel mehr
Arbeit geaeben wäre, der Aussiibruna
des Vorschlages stehen conititutionelle
Schwieriateiten entgegen. Man müß
te nämlich den Termin eines Präsiden
ten verlängern und den eines anderen
verkürzen. Die Verfassuna setzt nber
volle vier Jahre als Ilmt5.ermin i-:it«
so daß man dem Jnlzaber oeg Postens
nicht zwei Monate zuleaen kann, der
gewählte Nachfolger aber, oder viel
mehr fein Anhang nebst ailen Den-In.
die auf Aemter warten, würden von
dem neuen Termin nichts einbüßen
wollen. Zur Regelung würde ein Vir
iaffunasamendement notbwendia sein.
Aber das ist eine umständliche Ge
schichte und die Sache solche Mühe
nicht wertb. Anders wäre es, wenn
mit der voraeichlagenen Aenderuna
auch gleich die verbunden würde, daß
der gewählte Congreß seine Sitzung
nicht erst dreizehn Monate nach der
Wahl in Tbiitiateit tritt, sondern fo
sort im nächsten December-, wenn die
Fragen, um welche es sich bei der Wahl
handelt, an Frische noch nichts verlo
ren haben.
Standard Oel-Aktien haben die Ei
gen chaften des Oels. Bei aller Ver
wii erung schwimmen sie doch stets
oben.
is ·- II
Dem Nordpol scheint höchst gleich
gtiltig zu sein, was dem Tenor das
liebste ist: entdeckt ozu werden.
Wir hören immer von den Rechten
; der Frauen. nicht aber von dein Un
j recht, welches den Männern dadurch
zugefügt wird.
If III
Sollte Li Hung Chang wirllich die
bewußte gelbe Jacke verlieren, dann
«tann er sich ja mit einer Shirtwaist
trösten.
I III II
Eine Zäbtung gibt die Bevölkerung
Chinas auf nobe 400 Millionen Men
schen an und allen »hiingt der Zopf
von binten.«