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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Sept. 6, 1901)
Da der »Schiller« -St-:in im Uri-! waldstättersee start zertiüstet ist und allmählich dem Verfall ent gegengehen würde beschlpss der Rath, den Regie-; rungen der übrigen Urtantone Sehn-W Ob- und Nioroalden, hier-E von Kenntniß zu geben mit dem An- - trage, eine Wiederherstellung desMo-1 numents vorzunehmen deren Kosten! aus 2500 Fr. veranschlagt sind. Bei dieser Gelegenheit soll auch die Jn schrist des 25 Meter hohen Felsbloclz erneuert werden: »Dein Sänger Fell-T Fr. Schiller. Die Uriantone 1859.'« Unsere Beziehungen zu Italien scheinen unter einein schlimmen Stern zu stehen. Noch find die Retlama tionen der italienischen-Regierung we gen Lnnchens italienischer Bürger in Mississippi und wegen flagranter Rechtsverweigerung durch die Gerichte von Colorado nicht erledigt, nnd schon kommt von Rom die Nachricht daß eine weitere Reilamation fällig ist« Diesmal handelt es sich um einen Be richt unseres Consuls in Ciaro über den Silavenhandel in Abnsinien, in dem die italienischen Behörden ihre-Z Verhaltens in den afriianischen Colo nien halber, heftig angegriffen werden Jn England isi ein Plan im Gange, l den ganzen Passaaieroserkehr aus Ame rica für die englische Rhederei zu ers lanaen. Der Hafen von Bentrn Bari in Jrland soll vergrößert und mit gu ten Docks versehen werden Sobald das geschehen ist, ionnen Passagiere von New York in vier und einhaib Tagen nach Jrland aclanaen, worauf sie dann blos noch die kurze Fahrt iiber die Jrische See zu machen hät ten. Die deutsche Rhederei wird schmer lich darunter leiden, da eine solche Fahrt nach Deuåschiand zu umständ lich wäre. Jedoch der direkte Passa giervertehr nach Enaland und wahr scheinlich auch nach Frankreich würde diese Route einschlaaen Es beißt, baß der König von Sialn die Absicht hat, Unser Land im näch sten Jahre mit feinem Besuch zu be ehren. Er man willkommen sein. zumal der jetzt 50 Jahre alte regie rende König. Sombeicb Tfchaufa Cnlaigntven feine Erziehung in Ente-Da per-essen bat und eures-Dzi iche Sitten angenommen bat. Zei hangen ie- San Fezncistso »ünichen.s das bee Prtmzssexst dem Sinnieien eine « Monden Einiadnnn schicken soll Ins Präsident Mcsinietz aber wahr jcheislich n List ibun wirb. Ob ber Be- I sub Handelsooetbei Ze nack- iich ziehen . kann, ist fraglich· Dieselben werbenj weniger auf binlotnanfcben als auf commerciellen Wege erreich:. Von dem neuen holländischen Ca binei hatte man erwartet. baß es et was fiir die Buren thun würde. Nun erklärt dasselbe aber halbamtlich, durch ben Stanbard, das Organ sei nes Präsidenten, daß das bisherige Ministerium jedes energische Auftre ten feines Nachfolgers unmöglich ge macht habe: »Der Fehler, der bei bet s Friedengconferenz begangen wurde, ai mit zur oft-lag daß auch das neue « Ministerium keine Schritte in der von « Bitten gewünschten Ri schtuna thun: kann. So sieht das neue Ministeriumj in verschiedenen Hinsichten einen Weg vorgezeichnei, ben es sicherlich nicht wandeln würde, wenn es völlig frei in feinem Tbun und Lassen wäre.« Vertreter der Neger - Republit Li beria, die »sich kürzlich in London bes-l tanden, gaben ein ganz hoffnungsvol- z les Bild der Dortiaen Entwicklung.k Das Land bat danach seine Ziitunft,! besonders wenn Der Bergbau entwickelt ; und Die Gummiifznduftrie eifriger be- ; trieben wird, wozu sich Fatbige aus; den Ver. Staaten besonders eigneni würden, da sie sich dem Klirna bessert anpassen könnten als die Weißen. Mit ! der gewöhnlichen Arbeit können Ein-; wandern nicht concuniten, denn diel einheiniifchen Schwarzen kann man siir drei Dollars den Monat habend In finanzieller Beziehung steht sich J die Republik ganz aut, 8500,000 wür- ’ den alle ihre Verbindlichkeiten decken. Die einheimische Bevölkerung ift etwa s eine Million start. Eine Hauptaufgabe her Regierung ist es, diese zu ersinnt W liren, wozu Formen gefunden werden müssen, in denen sich die afritanische Cultur mit der aus den Ver, Staaten importirten begegnet. Die marottonische Gesandtschaft welche Frankreich besuchte, hat sich nach Rußland begeben, während die nach England entfandte die Heimiehr über Berlin angetreten bat. Der Sul tan hat mithin gut zu unterscheiden gewußt. Ueber die Resultate der Ver handlungen in Paris wird berichtet, dafz sich Frankreich dabei auf feine alyenifche Westgrenze beschräntt, dafiir aber um so größere Erfolge zu ver zeichnen hat. Der »Gaulois« faßt sie ; in sechs Punkten zufammen, von denen . der erste der wichtigste ist: die Aner kennung des status quo durch den Sultan. Alles, was also in der letzten Zeit an der Westgrenze an triegerischen Vornabmen geschehen, erhält dadurch seine nachträgliche Genehmigung Der zweite Punct betrifft die Schaff ung einer Grenzpolizei; der dritte die - Ausgabe der Sahara durch Marottoz : der vierte die Eröffnung neuer Han i « delsftraßenx der fünfte die Deckung der französischen Oasen an der West grenze durch die Organisirung der neuen, an Frankreich abgetretenen Stämme; und der sechste schließlich die .dadurch geschaffene Möglichkeit, die Grenzlinie unter günstigen und we Zniaer tostspieligen Bedingungen nach Südwesten auszudebnen. ! Gegen das Frauenstudium ist viel gesagt worden und wird noch viel ge sagt werden: besonders einPunti wird immer wieder betont: die Anwesenheit des weiblichen Elementes ziehe die jun gen Männer vorn Ernst der Arbeit ab. Das babe ich eigentlich gar nicht beob acksten können. Der Flirt tritt ziemlich zu «ck, nur die Ausländerinnen machen darin eine Ausnahme Sie erscheinen fast immer in Herrenbegleitung. Für die deutsche Studentinnen trifft das nicht zu, sie flirten nicht, wenigstens nicht in den Hötsälen und Gängen und im Universitätsgartem Natürlich gibt es auch Ausnahmen So wird Manche Bekanntschaft, die in der Vorlesung qefchlossen wurde in einem Vergnü gungglotal in Haknsee oder Wiimers darf fortgesetzt, und was hier sich leise als Lesftspiel anspann, endete als Tra gödie, wie der Polizeibekicht des öfte ren assweist Jm Allgemeinen aber hält sich die Berliner Studentin ziem lich zurück, und auch der Berliner Stu dent ist wenig geneigt zu flirien. Die sindirende Frau ist ein Segen fiir beide Theile. Die irliindifche Opposition irn Hause de: Gemeinen auf das mindeste - Mzß zu reduziren, ftüst sich die Re « gieritng auf die Ergebnisse des neuen Census. der eine Verminderung der Vertretung Englands ermöglichen würde, wenn die Vertheilung derSihe einfach nach Maßgabe der Bevölkerung vorgenommen wurde. Der Census gab dem eigentlichen England, in runder Summe, 31,000.000 Einwoh ner, Schottland 4,500,000, Jrland 4.500,000 und Wales 1,500,000. Von » den 670 Mitgliedern des hauses ver - treten 465 England, 103 Jrland, 72 Schottland und 30 Walesk Nach der Bevölkerungsziffer würde jetzt Eng land zu 500 berechtigt sein« Jrland zu 73, Schottland zu 73 und Wales 24. Jtland würde mithin 30 Sihe verlie ren. Anfcheinend gerecht, würde die »Eintbeilung doch ein Unrecht sein in Anbetracht der Bestimmungen. welche getroffen wurden, als Jrland und f Schottland aus ihre Sonderparla smente verzichteten. Es wurden da !mals festgesetzt, daß Schottland nie weniger als 45 Vertreter haben sollte, : für Jrland wurden 100 angesetzt, doch Inicht als Minimum. Legt man das s Verhältniß zur Zeit derGriindung der iUnion zu Grunde, so würde Schott Eland zu 100 Mitgliedern berechtigt I sein, Jrland zu 56, so daß 490 für i England und 24 für Wales blieben. Die Jrliinder aber würden auf die dereinigte Volksvertretuna sicherlich nicht eingegangen sein, wenn sie die starke Auswanderung aus ihremLande hätten voraussehen können. Sie rechneten auf den Fortbestand minde stens hundert Sine und die heutige Bevölkerung der grünen Insel würde es sicher als eine Ungerechtigkeit be trachten, wenn ihnen die Vertretung verkürzt würde. Allerdings baden sie von der englischen Regierung wohl nichts anders zu erwarten· Vexirbild. MQWHWWH · HI Wo mag nur der Jäqer feinf F-l « Die deutsche Frau als Studentitn Welche Typen man in der Berliner Universität beobachten kann. Die Zahl der ftudirensden Frauen an der Universität Berlin hat jetzt das fünfte Hundert beinahe erreicht. Diese Entwicklung ist ziemlich schnell vor sich gegangen, denn im Anfang des vori gen Decenniums waren Damen im Hörsaal eine große Seltenheit. Heute ist der Hörsaal ohne Damen die Aus nahme, trotzdem die Studentinnen, ge genüber den Schweizet Universitäten von der Berliner «Alma Mater« ei gentlich recht ftiefnriiterlich behandelt werden. Sie erhalten kein volles aka demisches Bürgerrecht, sonder rechnen unter die »nicht Studirendrn« und ,,Hospitanten«, denen die Erlaubniß zum Besuch der Vorlesungen ertheilt wird. « , Die weiblichen Zuhörer recrutiren sich ans allen Gesellschaftsrlassen, von der verwöhnten jungen Dame an, die auch einmal ihren Erich Schmibt ge hört haben will, bis hinunter zu der nannte, die eifrig alles nachschreibt, was vom Katheder gesprochen wird, um schließlich ihr Oberlehrerinnens Examen zu bestehen. Fiir den aufmerk samen Beobachter sondern sich ziemlich leicht folgende Thpen ab. Sie ist auffallend schlank, hat große vornehme Hände, trägt das Haar in der Mitte gescheitelt und über die Oh ren hinunterfrisirt, wahrscheinlich da mit sie nicht alles hört, was gesagt wird. Züge-energisch, doch ganz im Innersten ihrer unergriindlichen Au gen lauert etwas Männerwerbendeö. Sie hört National - Oelonomie und ’ Philosophie, aber der llare Kantin-» ner Paulsen ist nicht ihrMann, sie ver liert sich lieber in die interessanteren ; Pfade, die der Psychologe geh:.b Sie j hört Simmel und Dessoir, bevorzugt ( überhaupt mehr die Prioatdocenten« und jüngeren Lehrer mit der Bemerk ung, sie seien frischer und noch nicht vertnöchert, im Stillen in der Hoff- ] nung, einen unverheiraiheten zu trei sen. Sie schreibt nach. Aber ihr Nach schreiben und das Nachschreiben ande rer ist außerordentlich verschieds.i. Sie har nämlich den ältern Semester-. das Nachschreiben abgelernt, an dein man sofort den verständnißbollen Hörer er kennt. Das heißt, sie schreibt nicht al les nach. Sie sitzt ost minutenlana und starrt ihrem Gamaliel rnit großen be wundernden Augen aus den Mund, und nur jedesmal dann, wenn er die Stimme leidenschaftlicher werden läßt, notiri sie. Sie versteht alles, selbst wenn der Ton des Docenten zum Flü stern herabsintt, und wenn das Schar ren der Studenten eine Wiederholung fordert, wirst sie erziirme Blicke aus : die Scharrenden. Sie hat auch ihre szticht - Collegs, in denen sie often jtativ nicht zuhört, sondern Briese s schreibt oder in schwierigen mathemati schen Werten blättert. Jhr Lieblings Vhilosoph isi Spinoza, den sie natür lich lateinisch Eliest und auch stets latei nisch ihren männlichen Commilitonen T gegenüber ciriri, wenn sie diese liber s haupt einmal einer Unterhaltung wür digt. Sie beginnt die Universität im An sang der Zwanzig zu bejquchery weil sie gemerkt hat, daß alle «eitungen ihre Romane, Novellen und Feuilletons ablehnen. Sie sucht den Grund nicht in dem Mangel ihrer Begabung, son dern in dem Mangel ihrer Bildung. Sie hat dadurch schon an und siir sich etwas Sympathisches, denn sie will wirklich lernen. Sie zieht sich einfach an und bemüht sich nicht, Eindruck auf die Männer u machen, freut sich aber, wenn es do geschieht. Sie hört oor allein Erich Schrnidt, geht aber auch in ein philosophischeö Colleg. Die Ge schichte vermeidet sie, das tann sie ja alles viel besser zu hause nachlesen. Dagegen wird sie häufig zu Füßen der Neusprachter sitzend angetroffen. Auch sie hai mit ihrer Vorgängerin gemein, daß sie viel Privatdocenten hört, aber aus einein ganz andern Grunde, sie will mehr abseits vorn Wege gehen, da ja die Ordinarien immer mit Rücksicht aus das Examen ihrer Schiller das vor allem Wissenöwerthe lesen miissen. Sie schreibt peinlich nach, denn jedes Wort, das vom Katheder siillt, scheint ihr ein Pfund, mit dem sie später wuchertr will· Sie ist sehr zeitig irn Colleg und sucht ihren Platz möglichst in den vor i dersten Reihen. Jm ersten Semester glüht sie vor T Begeisterung. Sie saugt die Wissen schaft aus wie ein trockener Schwamm und schreibt von nun an täglich einen bedeutenden Artikel, der ihr pflicht schuldigst zurückgegeben wird, da er natürlich nur bekannte Thatsachen be handelt. Jm zweiten Semester läßt ihr Eifer nach, und im dritten der schwindet sie meist ganz aus dem viel fenstrigen Gebäude Unter den Linden. Sie tudirt in der Regel ura, Na tional- tonomie und P ilosophie Sie ist mit ausgesuchter Schlichtheit gekleidet, grau, schwarz sind ihre Lieb lingssarbåm Brille oder Kneiser ge ben ihre strengen, ältlichen Gesicht etwas Männliches, wozu das kurz ge schorene Haar mit dem linksseitigen Militiirscheitel noch besonders beitriigt. Sie ist eine arbeitsame Person Und durchdrungen von ibrer Ausgabe. der sie ebenso gut gerecht werden will wie ihre männlichen Commilitonen. Ich sage absichtlich Commilitonen, denn sie bat das Abiturientenexamen ge macht und beabsichtigt auch das Doc torexamen zu machen. Durch diese Vorbildung und diese Absicht stählt sie sieh bimmelhoch erhaben über alle an O L- j i H deren neben ihr Studirenden weibli chen Geschlechts. Sie grüßt daher un geheuer herablassend und sucht mehr männlichen als weiblichen Um ang. Natürlich ist sie Mitglied eines ach oereins und der akademischen Lese halle, und man trisft sie auch in den Seminarien, wo sie eifrig discutikt, interpretirt und referirt. Natürlich ist nicht die Jurisprudenz oder die Natio nal-Oelonomie allein das Studium der Frauenrechtlerin. Man findet sie auch in andern Facultäten, am selten sten in der Philosophie, denn das ist ihr die Fakultät der Dilettanten. Höchstens studirt sie Mathematik und classische Philologie und natürlich Philosophie als Zwangsfach siir das philosophische Doctor-Examen. Be sonders auch macht sie die medicinische Fakultät unsicher-, wo sie mit der größ ten Seelenruhe in allen Stationen et scheint und mit ihren Commilitonen vollkommen Schritt hält, sowohl im Cigarrenrauchen und Cognactrinien in der Anatomie, wie im Chnismus. Sie ist gewöhnlich sehr fleißig, aber nicht bescheiden und darum bei den , Universitätslehrern mißliebig, bei , ihren männlichen Studiengenofsen s lächerlich und bei ihren weiblichen ge s fürchtet. s Sie geht ins Colleg wie ins Cvncert « oder ins Theater, weil es jetzt zum gu ten Ton gehört und weil sie nichts an deres zu thun hat. Natürlich wählt sie die philosophische Facultät und hört alle diejenigen Professoren, von denen man spricht, vor allem Erich Schmidt, Schmollet und einige Kunsthistoriter. Jn der höheren Töchterschule war ihr Liebling-stach die Geschichte, da wurde so hübsch erzählt und weil sie nun glaubt, daß das aus der Universität grade so wäre, vielleicht nur ausführ lichen so geht sie zu Delhriick oder Scheffer. Nach dem zweiten oder drit ten Colleg zieht sie ein enttäuschtes Mäulchen und läßt sich nicht wieder blicken. Die Literaturangabe, die Quellen, der ganze historische Apparat verursachen ihr Kopfweh und Uebel leit und sie findet die Universität furchtbar langweilig- Selbst Kelules Demonstrationen in den Museen ver derben ihr den Kunstaenuß. Schließ lich findet sie aber doch ein Colleg, das ihrem Unterhaltungsbedtirfniß ent spricht und sie geht so lanae hin, bis sie bis sie im Sommer nach Baden-Baden ahdampit, oder im Winter mit ihren Vorbereitunaen auf die Bälle zu seh: in Anspruch genommen ist. Sie ist sehr elegant gekleidet und wundert sich darüber, daß die vielen jungen Herren um sie herum gar leine Notiz von ihr nehmen, selbst ihr Erröthen, wenn z. B. von Karls V. Verhältniß zur Bar bara Blomberg gesprochen wird, macht teinen Eindruck. Aus diesem Grunde hört sie allmählich auf, sich so sorgfäl tia zu kleiden und fiir die Universität Toilette zu machen wie fürs Theater Gelegentlich geht sie einmal im Stra ßentleide hin, wenn sie unter den Lin ten zu thun hatte, und bleibt schließ lich ganz zu hause. Jhr Zweck ist ja erreicht, sie lann in der Gesellschaft von dem Problem der Naturwirthfchaft oder Geldwirthschsit, von den neu her aus-gegebenen Briefen von Goethes Mutter und von noch vielen anderen Dingen reden, die ihr im Salon das Prädikat einer bedeutenden Frau ein tragen. s-. .- - .«--«-. « — cie III vie sympathifchne aller Stu dentinnen, weil sie die bescheidenste ist und weil sie das Studium eigentlich zum Broterwerb braucht. Nach Able gung des LehrerinnewExamens berei tet sie sich fiir das Oberlehrerinnen lkramen vor, und dasiir verlangt man atademische Bildung. Jhr geht es so recht wie dem Schüler im »Jausi«, eg wird ihr von alledem so dumm« als ging ihr ein Mühlrad im Kopf herum Eie weiß zwischen den vielen Philoso pbischen, historischen und literarischen Vorlesungen weder ein noch aus und belegt wahllog, was ihr grade in den Weg tommt, um dann in rührender Bescheidenheit zu gestehen, daß sie tein Wort von allem begreife. Da nimmt sich der eine oder andere ältere Student ihrer an, sagt ihr, welche Vorlesungen für Anfänger und welche fiir Vorge schritten sind und sie ist danlbar fiir jeden Wink und gehorsam. Sie schreibt alles nach, da sie ja noch nicht beurtbeilen kann, was wichtig und was unwichtig ist, aber in ihrem Heft nimmt »sich das vom Katheder gespro chene Wort oft seltsam aus. Sie ar beitet mit heißem Bemühen und findet immer wieder von neuem, daß ihre Vorbildung Stüctwert sei und daß das Vorlesungenhören eigentlich ,ar teinen Zweck habe. Allmäblich a er bleibt dies und das hängen. Die Zusam menhänge der Wissenschaft werden ihr stalur, der Lernstoss ordnet sich in ; ihrem Kops und im dritten und vier , ten Semester folgt sie glatt und mit s Nutzen auch schwierigen philosophischen I Vorlesungen. Aber was hat sie dabei » geopfert? Als sie auf die Universität stam, war sie ein schmuckes kleines l Mädelchen, das sich hübsch anzog und ihre männlichen Nachbarn mit Jn teresse beobachtete, je t ist sie aufsallend gealtert. Sie ist b aß und ha er e worden und kleine Föltchen gra n iich schon um Mund und Augen ein. Jä: Anzug i weniger sorgfälti , kurz, fängt f on an, alt zu wer n, leider vile zu früh. Von den ruhen« die das Leben einer jungen me bietet, genießt sie nichts, sie muß immer ark betten und arbeiten, das Examen ist a so furchtbar schwer und der Term n rückt immer näher. Man bewundert und bedauert diese armen Geschöpfe, die mit ihrer schwachen Krast die rie : sige Wissenschaft bewältigen wollen. »Junge Russin (Juristin)s sucht - russischen gegen deutschen Unterricht : auszutauschen oder »Jcnne Francaise donne- lccons ..... « u. s. w. Solche-r Anschläge finden sich aus dem schwar zen Brett für Private eine ganze An zahl. Die Auslönderin rangirt nur deshalb als Classe siir sich. weil sie eben ; Auslönderin ist, im Allgemeinen vaszt sie aus den einen oder andern Typ Aber sie musz besonders behandelt wer den, weil sie durch ihr Aeußeres, ihre Toilette und durch ihre Alluren beson ders ausfällt. Wie an jeder Universi tät Deutschlands dominirt die slavische Studentin, am weni sten ist die Eng zösin, recrutiren sich meist aus den nach Deutschland berufenen Erzieherinnen, die ihre Freistunden dazu benutzen, sich ; in den Hörsälen der Friedrich Wil t helms - Universität zu Unvollkomm i nen. Studentinnen im eigentlichen Sinne sind nur die Russinnen und un sere Landsmanninnen, alles was das i übrige Ausland schickt, sind nur gele gentliche Hospitantinnen, doch begin ! nen setzt auch schon die Standinavie I rinnen an der Universität Figur zu I machen und nicht selten bemerkt man ; Gestalten wie Hedda Gablek oder Re ) belta West in den Berliner hörsälem ; Aussallend wenig trifft man Amerika ; nerinnen: diese scheinen die Hochschule für Musil der UniLersitöt vorzuziehen. länderin vertreten. sie, wie die Fran- : F hl t ! Eurschädtqunqsstlnspeüche ausge- " triefen-er Unser-trauen « Für unsere Administtation wird ; sich wahrscheinlich bald schon die un .abweisbare Nothwendigteit heraus stellen, fiir die Interessen ihrer aus Südasrila ausgewiesenen Bürger in London sehr energisch einzutreten. Bekanntlich hat sich auch die deut . sche Regierung genöthig gesehen, zu ; Gunsten ihrer ausgewiesenen Staats angehörigen einzuschreiten· Die eng - lische Regierung, welche sich deren Ent schiidigungssorderungen gegenüber sehr ablehnend verhielt, wurde, als sie es mit der deutschen Regierung zu thun bekam, mit einem Male bedeu tend nachgiediger. Jn ähnlicher Weise s s l s wird sie jedenfalls auch sehr schnell. andere Saiten ausziehen, wenn unsere Adminittratron sich ihrer oertriebenen Ziaatkangehiiriaen annimmt. JJkach Allem, was man von diesen hor:, waren bei Wettern Die meisten wi- , derrechtlich im hochsien Grade brutalI und gänzlich unnöthig. Die englischen Besehlshader verfuhren durchweg will liirlich und grausam; meist aus einen bloßen Verdacht hin. s Von oöllerre tlichen Bestimmun sgen, wie sie zwi chen civilisirten Völ ’ lern gelten, scheint man in England « nur schwache Vorstellungen zu haben; oder man erinnert sich ihrer nur dann, ) wenn es sich darum handelt, den Rech ’ ten von englischen Staatsangehiirigen Geltung zu verschaffen. Viele der aus Sädairita vertriebenen amerikani fchen Bürger wurden von den engli schen Behörden auch noch so gründlich ausgepliindert, als wären sie unter eine Räuberbande gerathen. Einem Arzt aus Chicago, der sich im Dienst des Rothen Kreuzes nach dem siidafrilanischen Kriegsschauolatz « begab, wurden bei seiner Austreibung ;seine sämmtlichen chirurgischen Jn ; strumente und sein Fuhrwerk wegge ’ nominen. Ein anderer amerilanifcher HBiirger aus Galveston, der als Me ; tallurg in Südafrila beschäftigt war, ? wurde ebenfalls ohne allenGrund aug sgewiesem er büßte dabei seine ganze ; Habe ein. rteynnch sind die anderen sjaue oer « vertriebenen Amerilaner, in denen xkililgland jetzt Entschädigung zahlen o . Dem juristischen Vertreter der aus aewicfenen aineritanischen Bürger ge genüber benahm sich die englische Ent schädigungscornmission geradezu un verschämt Mit Spott wies sie seine » Argumente zurück. Der Vorsitzende ; der Cominission sagte, das englische lausrrdiirtige Amt habe das Pirnzip ausgestellt, dasz die Militärbehörden in » Siidasrita die Macht hätten, Alle, die sich seindselig erwiesen hätten, oder »unbequem« seien, auszuweisem Aber selbst wenn dieses Prinzip an erkannt wiirde, so würde dadurch noch keine brutale Willkür sanktionirt. Un ter allen Umständen muß siir anmuti virte Ausweisung entsprechende Ent schädigung gezahlt werden. Die deut sche Regierung hat bei den Entschädi gungdsorderungen ihrer Staatsanges hötigen daraus hingewiesen, daß Eng land jederzeit, so auch beispielsweise während des deutsch - französischen Krieges, mit groszem Nachdrucl sür die Interessen seiner Unterthanen eintrat, die bei den Kriegen anderer Völker zu Schaden gekommen oder gar ausge wiesen worden waren. Sehr richtig wies der Vertreter der aucgetriebenen Amerikaner daraus hin, daß Grundsätze, wie sie von der englischen Entschädigungscommission ausgestellt werden, zu den schwersten internationalen Conslilten von unbe rechenbarer Tragweite sühren müßten. Unsere Administration in Wash ington hat seht energische Methoden, berechtigte Forderungen einst-treiben Erst noch in letzter Zeit hat, zum Er staunen Eurapai, sie den finanziell und moralisch bankerotten Sultan ge zwungen, seinen amerikanischen Zah lungsverpslichtungen nachzukommen. F. sJe eher sie sich ihrer aus Südafrita foertriebenen Bürger annimmt, desto trascher werden diese zu ihrem Recht und ihrem Geld kommen. Deutsche met ameririmitche Unt vertteäeem ( Dr. Van t’ off, der weltbelannte Professor der hemie an der Berliner Universität, hat iiir lich eine Reise durch die Vereinigten « taaten gemacht und giebt nun folgendes Urtheil iiber unsere Universitäteu ab: »Was mich bei allen ameritanischen Universitäten am meisten in Erstaunen setzte, ist ihre Großartigteit, sind ihre riesigen Mittel und die« Vorzüglichteit ihrer Einrichtung Bei der Chieagoer Feier war ich euge der Grundsteinle gung von iinf neuen Gebäuden, sämmtlich Stiftungen einzelner Gön ner der Anstalt. Und wie sind ihre Laboratorien ausgestattet! Da fehlt nichts, und wenn etwas Neues anzu schaffen ist, nun, die Mittel sind ja da. Jch habe bei dem Festbantett neben Rockeseller gesessen und mich mit ihm eingehend unterhalten. Von dem Manne hatte ich mir eine ganz andere Vorstellung gemacht. Er fördert die Universität nicht etwa aus Laune, son dern er betrachtet es ais seine Pflicht, von seinem Reichthume diesenGebrauch zu machen, da er so Vielen zugute kommt. Wie ich mir habe erzählen las sen, wird die Hälfte seiner Zeit von Conferenzen mit Gelehrten und ande ren Sachverständigen auf dem Gebiete der Wissenschaft in Anspruch genom men. Es geht ein idealer Zug durch den Mann, wie ich überhaupt gesunden habe, daß es in Amerika viele für Ideale sich begeisternde Menschen giebt, während man nach der landläufigen Vorstellung dort nur Dollarjäger fin det. Die Bildung ist dort noch nicht so allgemein, noch nicht so tief in dasVolt eingedrungen wie in Europa. Amerika ist eben noch ein junges Land, und sein Voll ist erst im Entstehen begriffen. Aber das wird anders werden, und in fünfzig, hundert Jahren wird Amerika uns auch auf wissenschaftlichem Gebiete scharfe Conturenz machen. Jetzt steht noch die vrattische Seite des Lebens zu sehr im Vordergrunde, und der Mann denlt zu sehr und zu früh an’s Geld verdienen. Jch war überrascht von der großen Anzahl Frauen und Mädchen, die sich in Chirago ihreDiplome holten, von 800 mehr als die Hälfte; und nicht etwa nur auf den unteren Stufen, nein, auch auf den höchsten Sprossen der Leiter. Gerade davon, daß so viele Frauen die Universitäten besuchen und sich vielfach ganz der Wissenschaft und Kunst widmen, verspreche ich mir oiel fiir die wissenschaftliche Zukunft des Landes. Sie tragen die Liebe zu den Wissenschaften und Künsten in die Fa milien, sie pflanzen sie ihren Kindern ein und machen auch ihre sonst ganz im Geschäft aufgehenden Männer dafür empfänalich Auf diese Weise wird der Einfluß der zahlreichen Universitäten und Akademieen ein allgemeiner. An den amerikanischen Universitäten lehren jetzt schon erste Kräfte. Um Zuf meinem engeren Gebiete zu bleiben, so zählen der Physiker Michelson und der Physiologe Loeb an der Universität Ehicago zu den Besten. Und mit wel chen Hilfsmitteln können sie arbeiten! Och war der Gast von Alexander Agas rz,. dem Präsidenten der Atademie der Wissenschaften, auf seiner Villa in Newport. Jn seinem Parte hat er sich ein Laboratorium eingerichtet, das zu den volltommensten gehört, die ich ge sehen habe. Er kann es sich leisten. denn er ift Millionär, wie er denn auch eben erst von einer Studienreise um die Welt zurückgekehrt ist« die er auf ei ene Kosten unternommen hat. Man Tfin det unter den amerikanischen Gelehrten viele reiche Männer, da dort die Wis senschaft sehr start in den Dienst der Industrie gezogen wird. Ob gerade zum Vortheile der reinen Wissenschaft, will ich nicht behaupten, ihren Jüngern ab«er belommt es nicht schlecht. Am besten gefallen hat es mir in Harvard. Das ift eine Hochschule nach deutschen Zuschnitt und deutschen An schauungen, die vornehmste Universität des Landes. Dort weht auch der echte Geist der Wissenschaft, und ich habe dort anregende Stunden verlebt. Es ist des Oefteren darauf hingewiesen worden, daß die amerikanischen Uni versitäten bei ihren reichen Mitteln die besten ruropäischen Gelehrten heranzie hen könnten. Aber das Geld allein wiegt doch das Scheiben aus der wis senschaftlichen Atmosphäre, an die wir nun einmal ewiihnt sind, nicht auf. Deutsche Ge ehrte würden sich drüben nicht wohl füh en. Nur in Harvard— da fühlt man sich wie zu Hause. Jch habe die Gelegenheit wahrge nommen, um mit ProfessorSchurman, dem Präsidenten der Cornell-Univrrsi tät, über die Frage zu sprechen, ob nicht der dominirende Einfluß eines Rocke feller an der Universität Chtcago nnd anderer Patrone an anderen Universi täten von einem schädlichen Einflusse auf die Lehrfreiheit fei, und er hat dies verneint. Gerade damals war in der Presse von der Entfernung dreier Pro fefsoren von zwei Universitäten die Rede, und Professor Schurman ver- « sicherte mich, daß das kein Schaden für die betreffenden Universitäten gewesen sei. Die Lehrfreiheit ist dadurch gar nicht tangirt worden. · Alles in Allem habe ich einen sehr vortheilhaften Eindruck von den ame rikanischen Universitüten mit nach lhause gebracht, und ich bedauere sehr, daß mein Urlaub so kurz bemessen war ttind itreh mich nicht gründlicher umsehen onn .«