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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Sept. 6, 1901)
» Die Giszeit Murg til-er GletschTrfEiSzeit und Gläschertöpse, gehalten im Lite rarischen Klub von Dr. A. Zipperlen. -—-—-—..———-— Wir kommen nun, nachdem wir im Umriß die je tzige n Gletscher ten nen lernten zu der Periode der Eis zeit, der sogenannten Gletscherperiode. Daß während der setundären und wohl dem größeren Theil der tertiären Pe riode Gletscher auf der Erde waren, läßt sich taum annehmen, höchstens nahe den« Polen; war doch während der Steinlohlenperiode mit ihrer gewalti gen Vegetation, die von der jetzt in den Tropen herrschenden laum übertroffen wird, das Klima ein tropisches. Die mittlere Temperatur des ganzen mitt leren Europas war damals 418 Cel sius. Dies beweisen die botanischen Sammlungen, welche uns die Natur in ihrer steinernen Herbarien hinterlassen hat. Wir finden da neben den rielen in den Tropen vorkommenden Pflanzen z. B. den Zimmtbaum und-Palmen. eine ganzeAnzahl Pflanzen nnd Bäumen-el che nur in warmen Kliniaicn gedeihen. Auch in Grönland hat man verstcinerte Palmen gesunden, selbst Spitzbergen hatte eine mittlere Temperatur von 45 Celsius. Auch die versteinerten Kno chen tropischer Thiere beweisen die da malige höhere Temperatur. Große Katzenartem Hyänen und Höhlen Löwen und Tiger waren über Europa zerstreut, von den Dickhäutern wander ten das Mammuth und verschiedene Arten Rashörner durch die tropischen Wälder, das Mammuih sogar bis Nordfibirien das Hippopotamus badete in der Themse und ist somit in der Jetztzeit eines der weni aen Repräsentanten der in der Ter tiärperiode vorhandenen, nun ausge-? storbenen Thiere. Auch verschiedene Affen schaukelten sich auf den Zweigen der damals tropischen Wälder Euro pas. Gegen das Ende dieser Periode fiel aber die Temperatur der Erde all- « mählig. Die tropische Begetation ver schwand nach und nach, und ohne Zwei fel wanderten d i e j e n i g e n Thiere, denen es zu lalt wurde. aus und such- « ten die wärmeren Gegenden aus, wie das Hippopotamus jetzt nur noch im äauatorialen Afrika gefunden wird. Die nordischen Thiere, das Rennthier. der weiße Bär, der Polarsuchs etc. zo gen südlich bis zur Grenze des Eises, denn nach und nach hatte sich fast ganz Europa mit Eis bedeckt. Die Gletscher reichten über den Garda- und Cornet See bis an das Arnothal, und wo jetzt im dunklen Laub die Goldorange glüht, suchten die Rennthiere ihre Nahrung « und spielten die Murmelthiere an der : Schneegrenze. Auch in Nord - Amerika « reichten die Gletscher bis über den 37. " Breitengrad hinab, das beweisen die vielen erratischen Blöcke, wie die Wan- « derbiicher tanadischer Autoritäten dar- « thun. Aber auch die südliche Erdhälfte war mit diesen Gletschern bedeckt und« Agassiz will Spuren der Eiszeit bis ’ zum Thal des Amazonenstroms nach gewiesen haben, eine Behauptung, wel- Ä ehe durch Hart’s Nachforschungen un- ; terstiitzt wird. Was ist aber die Ur- ; suche dieser aussallenden Temperatur- ; oeränderung, die natürlich nur ganz· allmählig sich in ungeheuer langen , Zeitperioden, wohl Hunderttausendenj von Jahren, entwickelte? Die Gelehr- ; ten haben alle möglichen geologischemj meteorologischen und astronomischen ; Ursachen zu Hilfe gerufen, sind sich aber Z durchaus noch nicht einig. Die Geo- i logen sagen, und zwar mit Recht, ; daß die Vertheilung von Wasser E und Land in Europa zu jener Zeitå ganz anders war als jetzt. Der Norden Europas war damals vom Meere be deckt, die Ostsee stand mit dem weißen l und larischen Meer in direkter Verbin- ! dung, so daß das Polareis aus dem Eismeer von Asiens Küsten her bis nach Mitteleuropa schwimmen konnte, Kälte und- Verwüstung mit. sich führend-» Ungiano und Frankreich yingen noch « zusammen, aucb konnte die Sahara ; keine warmen Winde herüberschicken, : da sie noch mit Wasser bedeckt war. : Vielleicht war auch die Richtung des Golsstrvmes, wenn er schon existirte, T eine andere und konnte keinen Einfluß aus die Temperatur des nördlichen Europa ausüben. Das würde vielleicht aus die Gletscher in Europa passen, aber es erklärt nicht das Vorkommen der Gletscher in Asien, Nordamerika und det südlichen Erdhälste. Man mußte die Eiszeit als eine zu gleicher Zeit stattsindende Erscheinung betrachten und nun kam man auf die Idee, die Erdachse zu verschieben oder eine Ex centrittii der Erdachse, die mit dem Vorrücken der Tag- und Nachtgleichen in Verbindung stehen sollte, auszustel len.· Dafür sind leider gar keine Be weise vorhanden. Man hat geglaubt, dass-it Beweise gesunden zu haben, in dem man die im Eis der Flüsse des nördlichen Sibiriens gefundenen Lei Heu des Mammuth und Nashorn, die doch nur in tropischen Gegenden gelebt haben konnten, wie die jetzigen Dickhäu. du«-ils Beweis ausübt-in daß zu dieser in Sibirien ein tropisches Klima ehte, das doch nur durch Verschie - detErdachse oder Aenderung der " cxeeniritäi hervorgebracht sein konnte. Wiese Thiere hatten aber eine verhalt - WF Zßere Verbreitung als die W i- Ftdäuiey denn sie waren auch — in Mitteleuropa und wenn sie nun im Eise Sibiriens gesunden wurden, so tonnten sie dort ganz gut leben, denn ein langhaariger Pelz schätzte sie vor der rauheren Witterung, und die in ihren Magen und als Speisereste an ihren Zähnen haftenden vorgefundenen Tannennadeln und Moose zei en uns deutlich, daß sie von diesen slanzen leben konnten, die aber nirgends in den Tropen wachsen. Die Mammuths und Nashörner sind also kein Beweis fiir das tropische Klirna in Sibirien und - die Excentritiit der Erdachsr. Wieder andere wollen die Eiszeit durch die Ab liihlung der Erde erklären, aber diese , Ertlärung ist eine sehr schwache, denn wenn damals die Eisbildung eine Folge der allmählian Abkühlung der Erde war, so würden jeht die Gletscher dem Aequator noch viel näher gerückt sein, als sie damals waren. Es läßt sich doch nicht annehmen, daß unsere Erde aus· sich selber heraus wieder wärmet geworden, wenn sie nach obiger Theorie « allmählig tälter wird, oder daß die Sonne wieder anfing, heißer zu schei T nen als während der Eiszeit, wie An dere als Erklärung aufstellen. Auch hier fehlt es an Beweisen. Nun lommi : auch noch Tyndall und sagt. daß die Sonne damals mehr Hitze abgab, E denn um die ungeheuren Eismassen zu bilden, mußten riesige Niederschläge stattfinden und diese konnten nur durch eine vermehrte Verdunstung entstehen, was wieder nur durch größere Sonnen hitze bewirkt werden konnte. Alle diese Theorien sind willkürliche Annahmen. Wir können uns nicht denlen, daß die Erde damals ihre Achse verschoben hat, ebenso wenig, als die Sonne dem einen Gelehrten m e h r. dem andern w e - niger heiß schien. Daß die Erde immer tälier wurde, ist nicht anzuneh men, denn die Erdrinde ist nun und war wohl damals schon so dict, daß dieselbe die innere Hitze nicht mehr durchläßt. Jn diesem Dilemma kommen uns die Forschungen der Astronomen zu Hilfe. Bekanntlich bat unsere Erde dreierlei Bewegungen, eine um sich selbst in 24 Stunden, durch welche Tag und Nacht hervorgebracht wird, eine um die Sonne in 365 Tagen, welche ein Jahr einschließt, und eine, welche eine gewisse Veränderung in der Richtung rer Erdachfe zur Folge hat. Aehn liche Erscheinungen hat man cn ! anderen Planeten wahrgenommen, so; daß wir ganz gut ein fiir alle Planeten giltiges Gesetz annehmen dürfen. Aus Obigem läßt sich aber die Eiszeii durchaus nicht erklären. Wir wissen, daß die Erde sich um die Sonne bewegt und nicht die Sonne um die Erde. Die Sonne aber steht auch nicht still, sondern bewegt sich mit . allen ihren Planeten um eine ; Central-Sonne, welche Mädler in dem . Stern Alcyone der Plejaden, irn J Volksmunde Gluclhenne genannt, ge-; sunden haben will. Zwar ift die Rich- i tung der Bewegung der Sonne bis jetzt ; anscheinend eine lerzengerade. in der sie ! im Raume mit einer jährlichen Ge- 1 fchwindigteit von 254 Millionen Mei- ! len dem Sternbilde des Schwanz F nicht des Herkules, wie man früher an- « nahm. zueilt. Man hat noch keine Abs » weichung beobachtet, aber der Weg. den : sie zurücklegt, um ein Welteniabr zu vollenden, ist auch so ungeheuer. daß, wenn man die Drehung der Erde um T die Sonne, das Erdenjabr, mit einem · Millimeter auf einem Stück Papier be- 1 zeichnen wollte, man einen StreifenI Papier von einer Länge von Hz geo- ; grapbifchen Meilen haben müßt-. ums ein Weltenjahr damit zu bezeichnen. H Nun sind die Sterne Sonnen wie die ; unsrige, viele davon unsere Sonne un- ’ endlich an Größe übertressend, aber im « Raume sehr ungleich vertheilt: viele· stehen für unser Auge einzeln da, an dere bilden wirkliche Sternhaufen. alle « aber üben mehr oder weniger das all ; gemeine Gesetz der Anziehungstraft i l auch auf unser System aus. So wird eine größere Sonne oder viele neben einander befindliche Sonnen auch unser System näher anziehen. Alle diese Sonnen strahlen«2pärrrLe aus und ein Theil der von diesen Sonnen nur-ge strahlten Wärme wird unserem Son nensystem zu gut kommen und dort eine höhere Temperatur erzeugen. Kommt also unsere Sonne auf ihrer Reise in sternarme Gegenden« so dringt von au ßen her weniger Wärme zu uns und der Weltenjahr-Winter tritt iiir unsere Erde ein. So schließen die Astrono men mit annähernder Sicherheit, daß der Wärmegrad des Univer sums etwas mit der Sternhbim figteit zu thun hat, und da dieses Sonensystem bald in stunde rnere, bald sternreichere Gegenden trmmt, so durchfliegen wir somit käl tere und wärmere Räume, und die geo logisch eiwiesenenTemperatur-Schwan Lungen sind als logische Folge aus Thatsachen astronomischer Beobachtung erklärt. Während also unsere Sonne mit ihren Planeten sich in einer stern reichen Gegend des Himmels herum trieb, wo die Sonnen rößer waren oder dichter bei einander Fanden und den Raum mit Wärme erfüllten, fing der Weltensornrner siir unsere Erde und wohl auch die übrigen Planeten an. Derselbe dauerte während der ganzen Stetntohlenbildung bis tief in die ter tiäke Periode hinein. Hier traf unsere Sonne aus sternärmere Räume, die -Temperatur nahm deshalb ab, der grbst sing an, es kamen schon kalte eltta ge, welche die Bildung von Gletschern beaiinstiatew die von den Eintritt des e entlichen Winters kam ein kurzer N ais s o m me t; die Glei scher zogen sich zurück und wieder brei tete die Begetation sich nach den Polen aus. Dies ist die get-logisch nachgewie sene erste kürzere Gletscherperioda Aber nun folgt nach dem kurzen Alt Weiber - Sommer, hier Jndianersom mer, die zweite langandauernde WE nier zeit, die am Ende der tertiiiren Periode i dem jeßigen Februar, dem Welten ifriihjabr Platz macht. Auf diese 'ettvas ideal ausgeschmückten Folgerun - gen gestützt, schließen die Astronomen die Möglichkeit einer abermaligen Glei « scherzeit nicht aus. Natürlich läßt sich die Dauer dieser Weltenjahreszeiten nicht in Zahlen ausdrücken. « Man hat zwar laltulirt, dasz die « Steinlohlenperiode so etwa 10 Mil lionen Jahre gedauert habe. Tief- ist nun ein ziemlich langer Somme: und wenn unser jetziaer Weltenfriihiing auch so lange andauert, so brauchen wir nicht bange zu haben, daß wir es vor Hitze nickt aushalten können. Je denfalls hat der Weltenivinter auch eine unendlich lange Zeit gebraucht. denn die Dentiniiler, die er aus unserer Erde an den Felsen hinterlassen hat, können nur in undenibar langen Zeiten geschaffen worden sein. Nachdem ich nun über die Gietscher und die soaenannie Gleticherpetiode gesprochen, komme ich zu meinem ei gentlichen Thema, den Gl etscheriapsen oder Strixdellöcherm .·.-- — — «... -««- » - .... i Polen herabstiegen aber nochmals vor I ! l Tier Strafl itgsanzng. Novellette von L. F. Creßweli. —— Nach dem Engl ischen von P a ul W a l t e r. « . Jch hatte aus ein berzlicheres Will kommen gerechnet alL ich met ne Kontin Anni e Ni groell auf ihrem Baarrngut im Dartmoor - Walde aufsuchte. Eben von schwerer Krankheit genesen, be durste ich, um mich vollständig zu erho len, einer Lustveränderung und hatte die belchwerliche Fahrt über Berg und Thal nach Brackworthh um so weniger gescheut, ais ich in dem Wahn lebte, ich würde ihr einen Gefallen thun, wenn ich ihr, zumal als »zal;lender Gast« · in ihrer Einöoe längere Zeit Gesellschast leistete. Aber sie begrüßte mich rhne die ge ringste Braeistrrnngz und antwortete auf meine Bemert ina, das-, wir ob- . gleich so nahe Verwant -,t uns leider wie i. Fremde gezaenii berste-indem nicht einmal J mit der iib Lieben, brnalen Höflichkeits phrase, daß see ich um so mehr iiber I diese Gelegenheit steue, mich näher len- ; nen zu lernen. »Flora«, saate sie statt dessen, »die; Einsamkeit bei imz wird Ihr ren n cht behagen; S:e werden sich bald wieder » von hier sortlehnen.« Meine Kousine tvar eine beschaung ; schossene, magere Frau mit strengem Gesichtsausorurk, nicht alt und doch ; ohne eine Spur von Jugendlichteit. Ob : sie viel Kummer gehabt hatte daß sie in » erstern Wesen so schnell gealtert war? ; Jch konnte hierüber nichts ins-Erfahrung bringen, denn obwohl ich mich lange ge nug in Brackrvorthn aushielt, ließ sie J sich doch während der ganzen Zeit nie zu T gemiithlicher Vertraulichteit herbei, : tro dem wir Beide, abgesehen von dem j Ge nde. ewig allein waren. Aber sie mied konsequent allen gelellschastlichen Verkehr und schien an ihrem stillen, « ron der Welt zurückgezogenen LebenGes sollen zu finden. Eines Morgens in dessen bemerkte sie: «Jch erwarte Be such, Flora. Der Herr kann jeden Tag kommen; aber wann, weiß ich nicht ge I i i I l i I ( i nau. Er will sich mein Gut ansehen; . ich möchte es nämlich verkaufen und dann nach Amerika auswandern.« Es war das erste Mal, daß sie rnit rnir über ihre Angelegenheiten sprach i i und es war leicht zu merken, daß es - ihrer scheuen, verschlossenen Natur nicht . wenig Selbstiiberwindung kostete, mich so in ihre Zutunstöpläne einzuweihen.« Um ihr das peinliche Gesiihl zu besteh men. kam ich ihr mit theilnahrnövollen Bemerkungen entgegen; aber sie gab rnir deutlich zu verstehen, daß sie eine ; aussiihrsi re Erörterung der Sache , nicht wiin che I »Werden Sie meine Zimmer file den ! Herrn brauchen?« fragte ich. I »Vielleicht!« antwortete fre, Und es l wollte mir scheinen, daß ihr der Vor , wand gerade recht kam, um mich los zu . werden. »Gut, wenn er kommt, sagen Sie ’s mir; dann ziehe ich sofort auf-", erwi derte ich. Sie hatte schon zugegeben, sdaß seine Ankunft ungewiß sei, aber sie wiederholte die Bemerkung nicht. Jch wartete also, ob ich mehr hören würde,· wartete aber Tage lang umsonst, so dafz mir schließlich die ganze Sache beinahe aus dem Gedächtniß entschwand. Die Sorgen, die zu jener Zeit Annis Gesicht mehr und mehr verdüstertem schrieb ich landwirthschaftlichen Mißer folgen zu und that keine neugierigen Fragen, als sie mir eines Morgens agte, sie müsse toe en geschäftlicher An gelegenheiten na der Stadt fahren, und werde deshalb den ganzen Tag fortbleiben. Jch würde mich sträflich kangweilen, setzte sie hinzu, und thäte gut, mitzulommen. Anni’ö Gesellschaft schien mir aber nicht kurzweiliger als die Einsamkeit und ebenso wenig reizten mich die Zer streuungen. deren ich mich noch einer dreizehn Kilometer weiten beschwer lichen Fahrt in dem simplen Landstädtg chen zu gewärtigen hatte. Aber als ich Anni sagte. ich zöge vor in Brutt worthy zu bleiben, spiegelte sich aus ihrem Gesicht eine unangenehme Ent tiitrschung ab. « »Sie werden aber ganz allein sein«, entgegnete sie. »Ich habe auch der Magd einen Feiertag gegeben.« · »O, ich habe hier Zeitvertreib genugt« antwortete ich. »Und tver weiß, ob nicht Jhr Häuser totntntz dann kann ich ! ihn in dein Gehöst herumstihren.« ! Zu meiner größten Verwunderung E ergoß sich eine dunkle Röthe über An ni’ö sonst so bleiche-?- Gesicht. : »Ich würde nicht weggehen, wenn ich wüßte, daß er tiime«, murmelte sie. . »Wie heißt er denn?" sragte ich, blos E um sie zu netten. »Wie er heißt? H.trtl.:nd«, antwor tete sie wieder halblaut. « Jch sah ihr nach, während sie tnit der Magd davonfuhr. Diese konnte auch nicht begreifen, daß ich zu meinem Ver gnügen zu Hause blieb. und h.1:te, be vor sie fortfuhr, in ihrer Weise fiir Zer . streuung gesorgt. s »Ein Sträslinq ttt aus dem Gesäng t.iß ausgebrochen«, erzählte sie niie, atz Anni gerade einen Axtzenblick nicht zu gegen war. »hier steht es in der Zet t::ng- drin. Die will ich lzier lassen, da mit Sie was zu lesen haben, weil Sie doch nicht mit uns rnittoninien wollen, Fräulein Flora.« Mit diesen Worten legte sie ein schmutziges, zerlnittertes Stncl Papier aus den Tisch und eilte ihrer Herrin nach, die nach ihr ries. Nachdem die Beiden fortgeiakren wa ren. lass- ich ohne besondere Neugier den seitttngshericht durch. Er trat sehr sen sxtionell geh-täten und enthielt eine ge naue Beschreibung des Mannes, Jim Phiwä der wegen Todeschlags zu sitt-si ztndztvanzigjahrigent Zuchthaus vertie theitt war; aber die Utnstiinde, unter denen das Verbrechen geschehen, ließen an eine vorsätzliche Tödtung glauben. Jch sann einige Minuten lang über Tag Gelesene nach, dann legte ich dte Zeitung bei Seite, setzte mich an den Tisch, schrieb Briefe an meine Freun dinnen und vergaß Eber diese Beschäf tigung den Sträiling und feine Flucht - aus dein Gesangntssc Späterhin,. als der Morgen schon » Ziemlich weit vor-geschritten war, hörte . ich das Hostlwr gehen und sah einen großen, stattlichen, glattrasirten Mann auf das Haus zu inmitten, der in seinem Gebahren an einen Schanspieler erin nette. Er trug ein Ränzel aus dem « Rücken. --. -, « - - m- «- - « «. »Ist Fräulein Riansell zu Hause?« fragte er, algz ich die Thin aufmachte. »Nein, meine Routine ist nach Ath burton gefahren und wird erft fpäts nach Haufe tommen,« antwortete ich. . Plötzlich fiel mir aber ein, wen ich vor mir haben könnte, und fragte: »Sind Sie nicht Herr Hartland? Wir er- ; warteten Sie, aber meine Kousine glaubte sicher, daß Sie heute nicht tem men würden. Jch tann Jhnen aber das Gehöft zeigen.« Jch freute mich, endlich einmal ein anderes Gesicht zu sehen, zumal es das ; Gesicht eines hübschen jungen Mannes war. und plauderte harmless vergnügt, während ich ihn hereinließ. Statt ihn ’ aber zu fragen, erzählte ich ihm, wie ich mir erft später bewußt wurde, daß ein Fremder zu uns kommen sollte und I zu welchem Zwecke-; lorz, er erfuhrj durch mich Alles, was ihm zu wissen « frommen mußte-. Er dagegen verhielt sich fchtoeigfam und ließ sich den freundlichen Empfang zwar dankbar, H aber ohne überfchwangliche Lebhaftig- . teit gefallen; offenbar, weil er fühlte, s daß er fiir die Gaftfreundfchaft nur Anni zu danten habe. Jch erbot mich, ihm fein Ränzel ab zunehmen; etreichte aber weiter nichts, als« daß er es vom Rücken herunter gleiten ließ. es auf den Tisch legte und den linten Arm darauf hielt, während ; er das von mir bereitete Gabelftiihftiick » verzehrte. «Uebt denn,« dachte ich, »der Damen-Wald auf alle Leute die Wirlung aus, daß sie fauertöpfifch werdent' »Ich denke mir, Sie müssen zu thun haben,« fagte er nach dem Frühjtiickx .,alfo lassen Sie sich nicht durch mich stören. Ich kann mir das-Gehöft und die Umgegend allein anfeben.« Offenbar machte er sich nichts aus meiner Gesellschaft Jch schrieb meine Briefe zu Ende, erledigte einige wirtb fchaftliche Beforgungen und machte mich dann auf, um mich nach meinem . Gaft umzufehen. « Als ich von der Hintettbür aus das Moorland überschaute, auf dem inei lenweit kein Baum, teine Anhohe die Aussicht versperrte, erblickte ich als bald Hartland in einer Entfernung von fünf bis fechshundert Schritten ani Bache» Aber was in aller Welt machte er da? Offenbar hielt et einen Spaten in den Händen und grub in dem feuchten, weichen Boden eine tiefe und weite Grube. Eigenthümliche Be schäftigungt Jch schlich mich langsam, Schritt fiik Schritt zu ihm hin und da meine Trit te auf dem weichen Rasen tein Ge räufch machten. konnte ich ziemlich nahe an ihn herankommen, ohne daß et mich hörte-. Das Ränzel lag offen neben ihm und es währte nicht lange, fo gewahrte ich, daß hariland etwas vergrub, und zwar —- einen Sträflingsanzugt Der Frem de war kein Geschäftsmann, sondern ein entfprungenek Vetbrechert Sofort fiel mir das Signalement ein, das-ich in der Zeitung gelesen hat · te: Jitn Phipps war darin ais ein W Mann von hoher Statut, von distins guirtem Aeußeren und guter Erzie hung beschrieben. Mir entschlüpste ein Schrei, der Mann wandte sich um und sah mich. Zeit meines Lebens werde ich nicht vergessen, wie fürchterlich er mich anblicka « »Wie kommen Sie hierbert« fragte er grimmig und packte mich beimhand gelenk. s »Ich wollte blos — ich wollte blos I sehen,« stammelte ich. f »Was ich lyter thue. Natürlich wie der die Neugier, die seit Mutter Eva i Lo viele Frauen ins Verderben gestürzt at·« · « E Jns Verderben? Ob er mich um bringen und mit den Kleidern verschar J ren würdet Jch zitterte wie Ehren » laub und wagte lein Wort zu sagen. J »Werden Sie reinen Mund halten?« herrschte er mich an. »O, gewiß, gewiiz!« schrie ich. »Nei nem Menschen will ich etwas sagen« »Sie können mir helfen,« lomtnan dirte er grimmig. »Ist gebrannter Kalt aus dem Hose vorbanden?« »de glaube ja,« antwortete ich. »Dann holen Sie mir welchen, aber schleunigst!« Jch lehrte nach dem Geböft zurück. sand das Berlangte und schleppte es in einem Korbe herbei. Er schüttete es über die Kleider aus, die er in die Grube geworfen hatte. »Er-den Sie die Steine da?« schrie er mich dann wieder an. »Bringen Sie sie inir!« Es waren Granitsteine von ziemli cher Größe. Jch trug sie einzeln her bei und er beschwerte damit die Klei der. Dann scharrte er die Grube zu, sianwste den Rasen mit den Füßen wieder fest und wandte sich dann aber mals zu mir hin. Er holte sich nun selber einigeStiicle Granit und streute sie aus dem Rasen ans, so daß der Ort so aussah, wie viele andere Theile des Moorlandes, wo überall Feldsteine heruinlagen. Als er mit dieser Arbeit fertig war, wandte er sich wieder an mich. »Sie wissen doch, dafz Sie sich straf bar gemacht haben? Werden die Klei der gesunden, so werben Sie zur Re chenschaft gezogen und müssen der Po lirei aus alle Fragen Rede stehen« Mit diesen Worten schulterte er den Spaten und marschirte aus das Haus zu. »Was gedenken Sie jetzt zu thun?«' fragte ich. »Mich aufs Sopha zu setzen nnd auszuruhen Graden macht müde.«' »Aber Sie sind doch s— " »Herr Hartland, eventuell Käufer von Fräulein Rigwells Gut." Jch wußte auch ohne den Blick« der diese Worte begleitete, daß er nicht die Wahrheit sprach; aber ich war allein und hing von seiner Gnade ab. Nie werde ich den grausigen Nach mittag vergessen, der nun folgte. Ich saß und that, als ob ich mich mit einer Handarbeit beschäftigte; mein Gast schlummern im Hintergrunde des-« Zim mer-s vor einein ausgeschlogenen Fami lien-Journal. Keiner versuchte ein Gespräch in Gang zu bringen« Endlich ließ sich Rädergerassel vor dem Hause vernehmen. »Meine Kauf-ne ist da!'« rief ich »Seht wohl! Sie wissen, wer ich bin,« erwiderte er. »Gehen Sie und skigen Sie ihr, daß Herr hartland da it.« Jch ging in· den Kortidor hinaus und sagte es Anniz sie redet-te schwanlte, tastete nach der Wand-, um nicht umzusinten; kurz, sie gab eine Erregtheit tand, die ich nicht begreifen konnte. »Was? Er ist gekommen, und ich war nicht zu Hause!« »Sehen Sie wohl, ich hab's gera then, daß er kommen- wiirde«, sagte ich. «Kennen Sie ihn von Ansehen, Anni?« «Natiirlich!« Gut, dachte ich, dann wird sie gleich sehen, daß der Betrüger nicht Herr Hartland ist. Wo hat der Mensch blos die Frechheit hergenommen, ans sie zu warteni« - Aber die Scene im Salt-n spielte sich anders ab, ais ich mir dargestellt hatte. »Als-I, da sind Sie,« begrüßte ihn Anni »Ja, sreilich," antwortete er, und mit einein bedeutsamen Blick aus mich: »Ihr Fräulein Kousine hat mich sehr liebenswürdig aufgenommen-« Jch weiß nicht, was Anni hieraus er widerte; aber sie ging hinaus und Hartland folgte ihr. Hätte er die Ab « sicht gehabt, sie umzubringen, so würde i ich außer Stande gewesen sein, es ihm irgendwo zu wehren, so ooliständig war meine Nervenlrast gebrochen. Jch gab mir denn auch keine Rechenschaft, ob Annie lange oder nur lurze Zeit wegblieb, aber sie tcnn aklein zurück. »Wo ist Herr Hartland«s« fragte ich. »Der ist sort,'« saate sie !eichthin. Die Nerveniiberreiznng war zu groß gewesen, ich brach in einen Strom von Thränen aus. Annie benahm sich sehr liebevoll, lie bevoller als ich sie je gekannt hatte, uns als ich mich zur Ruhe begab, brachte sie mir sogar selber ein Glas Glühs wein. Jch trant das Zeu , trohdem es einen eigenthiimlichen Geschmack hatte, wurde aber von Fiebertriiumen gepei nigt und wachte bald wieder auf, mit heißer Stirn und ruhelos, so daß ich · nicht wieder einschlasen tonnte. Jn einem Bauernhause herrscht schon srüh reges Leben, aber an jenem Morgen hörte ich noch früher als sonst Geräusch, das mich errathen ließ, daß -..M —--—.. —-.- «-.-——..-. , die hausbewohner auf den Beinen seien. Jch ftand auf und trat an das Fenster. Draußen iiimpften Nacht und Morgenröthe um die Herrschaft und ich konnte die Umrisse eines ern spännigen Wilgelchenö erkennen, das Hur Abfahrt bereit vor dem Hause i stand. . Es währte nicht lange, so traten zwei Personen aus dem Hause; sie stie : gen in den Wagen ein und fuhren da s von: Es waren Anni und hartland. « Einige Stunden fpiiter beim Früh stiirl zeigte sich Anni sehr besorgt wegen meiner Gesundheit, im übrigen aber so kalt und wortiarg wie immer. si- - i E Ueber anderthalb Jahre, nachdem ich Brackworthy verlassen hatte, empfing ich von meiner Kousine aus Amerika folgenden Brief : . : »Liebe Flora! ? Jch und mein Mann sind uns wohl bewußt, daß wir Jhnen eine Erklä rung fchuldig sind in Bezug auf eine Begebenheit, die Sie gewiß nicht ver gessen haben. « Der Sträfling, dessen Kleider Sie vergraben halfen, war mein Mann. Lassen Sie sich nicht irxe machen durch fein sogenanntes Verbrechen: Jn meinen Augen ilt er unschuldig, denn nie hat ein Mensch den Tod entschiede ner verdient als Derienige, der ihn durch die Hand meines Mannes erlitt Als ich von Jims Berurtheilung er fuhr, kaufte ich das Gut bei Brock worthn eigens deshalb, um ihm wo möglich zur Flucht behilflich zu sein. Da wir uns heimlich hatten trauen lassen, konnte ich es desto leichter thun, ohne Verdacht zu erregen. Jch legte alfo an einem verborgenen Ort in der Haide andere Kleider bereit und sorgte fiir ein gutes Versteck, in dem er sich eine Zeit lang aufhalten tonnte, nach dem seine Flucht gegliickt war. Das Uebrige wissen Sie. Entschuldigen Sie mein ungaftliches Benehmen; ich hatte, während Sie bei mir weilten, keine Gedanken fiir ir gend etwas oder irgend Jemand übrig, außer für meinen Jim. Bitte, ver zeihen Sie ihm auch den Schreck, den er Ihnen eingejagt hat; er mußte sie, fei ner Sicherheit halber, einfchiichtern, damit Sie reinen Mund hielten. Besuchen Sie unH hier, wo wir au fzer Gefahr lind und uns glücklich fuh len: diesmal ift Ihnen ein warmes Willtcsmmen stehen« Ich freute mich, die Wahrheit über das Abenteuer. das mich gräßlich ge öngitigt hatte, zu erfahren; aber von der Einladung meiner Kousine Anni mochte ich doch teinen Gebrauch ina chen. h-« H a b e t A cht ! Sommernacht und Sterngefunlel — Friedlich schlummert Hof und Haus. Frau Verleumdung schleicht durchs Dunkel, Späht nach allen Seiten aus ! Einer Kerze Flimmerschimmer Führt sie an's ersehnte Ziel. Nur ein Blick in Nachbars Zimmer, Und gewonnen ist das Spiel. Alle Wände haben Ohren ! Eh’ der erste hahn noch triiht, Ging dir Nani’ und Ehr’ verloren — Und die Länsicht tommt zu spät! O O Arn Nord- Ostsee -Kanal. Sommersrüh’. Es träumt die Erde noch irn Gold des Morgenstrahts. Winwelgriißend ziehn die Panzer durch die Iluthen des Kanals. Lebenswarm vom Licht umgossen, ra « gend über Meer und Land, . : Reckt des alten Kaisers Erzbild segnend : seine Vaterhand, » froh entgegen in das Lichts . Und. der Frühwind trägt aus Flügeln, ; was der große Kaiser spricht : ! Reckt den Kranz den grauen Schiffen ! «Nehrnt den Lorbeer. den zu tragen I Euren stolzen Wimpeln frommt, l Die Ihr seit der hansa Tagen als die ) ersten Sieger kommt L Alle Zeit zu Land und Meere schwer Errung’nes treu bewahrt, Hoch das Recht und blank die Ehre, das sei deutscher Männer Art ! Daß All-Deutschland reif erstanden, start und groß nach langem Weh, Wir vertündeten’s den Landen und Jhr Enkel lehrt’s zur See l« . H a u s - M u s i i. Sie setzt sich zum Flügel, lächelnd und « stumm, Gehorsam ihrem Dichter-. Jch drehe ihr höflich die Noien um Und bewache die flackernden Lichter. Wir lind so nah’ uns, Seii' an Seii’-· Jch fühle sie aihcnen, die Holde; Sie ipieli von Tristanc Liebesleid, Von Tristan und Jsolde. Sie fiebi mich mii flehend-n Augen an, Mit Augen« die heiß beihören, Jetzt klagt sie um Tristan und flüstert: »Mein Mann, Ich fürchte, er laan uns hören . . .« « Da ruh’n ihre Eingehn Sie spielt nicht me r —- — Leis jubelnd umfaß’ ich sie plötzlich — Denn dort von dem ledernen Sessei her i Schnarchi König Marie entfeslich.