Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, August 23, 1901, Sonntags-Blatt, Image 15

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Offener Schreibebrief von
xikzie Zabfstengeh
No. 98. Seh,
Mister Edithor
hen Sie denn
gewißt, daß e
diesente Lehdie
so oft insoltet
werd an die
Eckspohsischen I
Geaundg2
Wann ich aus
finne duhn, -
daß Sie das
gewißt hen un hen mich doch hinge
fchidt, dann gibts awwer Truhel for
thne Jch kann Jhne sage, es guckt
zu mich, als wann alles dran aus
wär, mich zn fuhle. Denke Se doch »
nur eniol an die EckspiericmL wo ich in :
den Indien Schob gehabt hen! Mei »
ganze Kleider sin in Unordnung komme
un ich sin nur froh, daß ich e Paar
diesente Siacking gewohre den« wo auch
noch nit das kleinste Hohl drin war;
denke Se doch nur, wie ich mich da
hatt schäme misse. Die Wedestveilern
hot das auch genohtist. Se hot gesagt,
fe» wär froh, daß das nit zu ihr ac
happend wär. Die Kläsps von ihre
Gartersch ware abgerisse un do hätt se
ihre Stackins mit e Sehftehpin ange
pinni. Das Risoit wär, daß ihre
Stackins schrecklich vertisse wäre. Wisse
Se, das is bei viele Lehdies fo der
SteiL daß se Sehfiehping juhse, wann
se zu lehsie sin, sich ihren Stoff zu
wende-. Wei, mei Mutter hätt mich
die Ohre ausgepullt, wann se so ebbeg
bei mich gesehn hätt. Well, ich will nit
weiter davon spreche. Frage Se ernal
Jhne Jhre Missus, die werd Jhne
sage, daß ich recht sin. Am nächste
Daa sin met in en Schoh aange, un
ich wischi ich wiir iietoer nit hin gange.
Es hot an die Dohr gesagt, Striets
von Kairo· Well, hen ich gesagt, for .
Stritte zu schri, do is doch tein sahe-, ;
das mer auch noch e Iiaet tause muß,
awwer die Wedesweilern hot gehn
wolle un da war tein Juhs, daß ich l
geiictt heu. Mer sin inieit un Sie ;
hätte nor emol sehn solle, wag do e l
latt Kamele gewese« is. Kleine und «
große un all hen se en Buckel gehabt, .
wo ganz trucket gewese is. Einer von ’
die Dreiwersch hot zu mich· gehallert:
»Ehntie, juh want e Reit?« »Sie trau
riger sectendhendiger Eselgdreiwer,«
hen ich gesagt, ,,wie könne Sie so un
verschämt sein und mich Ehntie rufe-«
Do hot er mich den Lähf gewwe un is
fort mit sein buckeliae Ennimei. Die
Wedesweilern hat gesagt, ich müßt aw
wer auch iwwerall en Fosz rehse. Jch
könnt gar kein Fonn verstehn. Sie
deht ganz aut gleiche, emol en Neit zu
nemme un ob ich nit auch den Weg
siehle deht. Well, ich brauche Jhne nit
zu sage, was ich die Wedegweiiern ge
ennseri ben. Mir hen von den Reit
uff den Jndjen Hohes noch alle Bohns
weh gedahn. Die Weine-weitern hot
awwer ihren Reit hen wolle un se bot
ihn auch gehabt. Das Kamel hat sich
ganz an den Graund geleat un da ig
die Wedesweilern druss getleimt. Dann
hot das Kameel gestart sich zu muhse
un die Wedegweilern is dabei ganz
dissie geworde. Sell hot mich gesteit
wie alles: dann is der Tripp los gange
un es is nor e gutes Ding, daß die
alte Guhs angeteit gewese is, sonst wär
se schuhr erunner geborzelt. Wie se
widder redubr komme sin, un das Ka
mel hot gestart zusamme zu klappe,
wie e PacketneiL do hot die Wedeswei
tern bei jedem Tschert en Haller von
sich gewwe, der e ganze Kraut erbeige
lockt hot. Ei tell juh, ich hätt nit an
die Wedesweiiern ihren Platz sei möge
tuh sehs met Nest. Wie se widder eruns
ner komme is, do is se ganz ussge
schehtt gewese, awwer se hot gesagt, se
hat« arig gut gegliche. Ach hen aw
wer gewißt, aß es nit wahr gewese is.
Mer sin dann weiter gang-e un da is
us eemol e roße Kraut ensche zu
sammegelau e. Oss Kohrs hen mer
aussinne misse, was do die Mätter
gewese is. Es war- in Front von«e
Tieehiet un denke Se emal an, do is
doch e ganze Latt Gehtls komme, all
in iehnzie Suhlcher, ich hen e wenig
gekobbert, alvwer dieselwe Minnit sin
ich ganz roth in mei Fehs geworde, so
was mer uss deiiich g lofcht nenne
dahi. Es hoi mich en e gellek Schock
gewink, wie ich gesehn hen, wie ioenig
die angehabt hen. Ganz totze Rödels
eher-, wo for e Dahl aefiil hätte un
dieselwe Kandiichen in Riegahrd zu kiie
Schohrineß war auch owwe zu nah
iisse. Schliefs hen se auch nii gewohke
un« ich sin ichuhk die hen ihre ganze
Suhis in e Siiahkbacks packe könne.
Do hen sich die Mennfohls awwer ge
leaudei un hen faicht de Hals gebroche,
daß se hin sin komme. Die Wedegi
iveilern is auch ganz keehsig gewese un
hol gesagt, so ebbes dehi se for ihr
Lewe gern sehn un sie deht nor mische,
daß ihr Mann da wär, der deht so
ebbes auch gleiche zu sehn. Ich hen ge
sagt: Anmut-km ich wni dich emoc
ehbes iaae, wann mein aliee Esel, wo
der Philipp is, hier wär, dann dehi ich
ihn en Kick gewwe, daß et iwwee den
elelltiiche Tauer fliege behi; answer
ich weiß auch gut genug, daß et uin so
ebhes nicls gen-we duhi un lein diesen
ier Mann buhl. Die Wedesweileen
hot mich ausgelacht un wollt hawwe,
daß mer in den Schob, wo jeßi gleich
statle dahi, gehn sollte. Do dehle die
schöne junge Lehdies all an die
Siehiich komme un dehie danze tu
biet die Bänd. Ich hen gesagt, nassen
Mann le en vielente Wahls ebbet en«
W
Tal-sie p vanze behie, dann wiit keine
Reises thee do, daß se so kokzeDteIseZ
wehte vehte, un en annete Diin veht i
ich nit gleiche zu sehn. Well, fe hot «
mich so lang geiiest, bis ich esasytehem
ohitecht komm on. Wisse ze, istee
Ediihor, ich hen’ö nur for Jhne Ihr I
Seht un svt das Pehpek gedahn, bi- l
knhs Sie eckspeclte doch, das ich Jhne i
ebbes von die Fehr« schreiwe dahin s
l
Met sin also inseit im« die erschte Roh
aleich in Front von die Stehisch is «
ganz voll von Schentelmännek gewese s
wo Bahlhetts gewohke hen. Jch hen i
do an mein Philipp denke misse un sin l
im Stille sroh for gewese, daß er nit ,
da war. Noch e lleine Weil hoi die
Bell getan-se un dann hot die Danzerei
gestatt, awwet Mistek Edithor, kris
iuhse Se mich, ich kann Jhne leine ·
Deskrivschen von gewwe. Wei, sells
war ja ganz auieseii, sell war e te»el- l
let Schehm. Jch sin alvwet auch reite
lveg autseit gange un hen da for die l
Wedesweiletn gewart. Se hot gesagt,
ich bättt iei bigche Verstehstemich von
Kunst un Naduhrgeschicht, sonst deht
ich so lei dummes Zeug schwätze. Se
santt »Li,i»zie,« hoi se gesagt, »ich ben
e Stirpreig for dich. Was dentst de,
wen ich gesehn hen, geß emol.« Ich
ben oif Rohrs nit gesse kenne un do hot
vie Wertes-weitern gesagt: »Dein Hos
band hen ich gesehn, er bot in die
Fronttoh qesosse un hoi e seine junge
Levdie mit sich aebabt.« Bei Galle, do
hen ich awwer aefiehlil Jch hens ofs
Kobts nit geglaubt, alvwer die Wehes
weilern bot gesaat, se wär dett schuhr.
Ei tell fuh, das Ding hoi mich doch ge
wottiet un ich hen mein Meind usi
aemacht, dasz ich jetzt niäs mehr annu
schter dubn wollt, als sok den anp
nusauckr. Jn mein nächste Brief kann
ich Jhne mehbie. was Näheres mit
deilr. Mit beste Riegnhrds
Lizzie HanfstengeL l
Die Blume der Königin.
Einer wahren Begebenheit nach-erzählt
von tit. von VlhkefcldsClevetand
Es war zu Beginn der sechziger
Jahre, als ein junger Japaner, Na
mens Nagoya, zum Besuch der Har
rard Universität in den Vereinigten
Staaten eintraf. Die Anstalt trug da
cnalo noch nicht den heutigen kosmopm
litschen Anstrich, und es war d;.2;::
kein Wunder, daß die dortigen Stu- E
deuten den neuen Kommilitonen aus «
dem Reiche der »aufgehenden Sonne« «
mit Staunen und Interesse maßen.
Nagoya bildete in der That auch einen
merkwürdigen Gegensatz zu seinen
J amerikanischen Genossen. Inmitten
ihrer meist robust gebauten Gestalten
verschwand seine zierliche. kleine Figur
fast ganz.
Wer aber glaubte, daß es dem
fchmiichtigen Körper des Japaners an
Kraft und Gewandtheit mangelte, der
ward durch die geradezu verblüffenden
athletischen Kunststücke Nagoycks bald
eines Besseren belehrt. Sein eigen
thiimliches olivensarbenes Gesicht, die
fröhlich leuchtenden, tleinen Augen und
der beinahe komisch in dem freund
lichen Gesichte wirtende melancholjsche
ug gaben ihm etwas ungemein Anzies
hendes, wie die einschmeichelnde weiche
Stimme mit dem fremdartigen Accente
einen Jeden sympathisch berührte. Da
Nagoua außerdem stets guter Dinge
war und sich gegen Jedermann zuvor
tommend und gefällig erwies, so galt
er bald als der ausgesprochene Lieb
ling seiner Genossen- Sogar die al
ten. griesgrämigen Professoren konn
ten seinem liebenswiirdigem offenen
und charaktervollen Wesen nicht wider
stehen und bevorzugten ihn offen vor
Allen.
Obwohl so Nagoha mit seinen Al
tersgenofsen in dem dentbar besten
Einvernehmen stand, bemerkte man
bald mit Staunen, daß er lieber die
Gesellschaft älterer Männer aufsuchte.
Jn dieser Hinsicht folgte der junge Ja
paner allerdings nur den ihm von sei
nen heimatlichen Behörden gegebenen
Weisungen. Er war seitens der japa
, nischen Regierung an die Harvard
! Universität gesandt worden gemäß ei
» nes alten Brauches, demzufolge junge
Vertreter des höchsten japanischen
Adels in die weite Welt geschickt wur
den, urn dort zu Nun und Frommen
des japanischen Volkes Sitten und Ge
brauch-, Einrichtungen und Erfindun
aen an Ort und Stelle zu studiren.
Nagoya’s bevorzugter Freund und
Vertrauter war ein Professor Berna
dini, welcher ihn in die Gebeimnisfe der
Chemie, und was sonst dazu gehörte,
einweihte. Man sah die Beiden fast
beständig zufammen, sei es experimen
tirend im Laboratorium, sei es ver
tieft in den reichen Bücherschatz der
Universitätsbibliothek, sei es botanisi
rend auf einsamen Gängen durchWald
nnd Flur.
Jn kurzer eit hatte sich das Verhält
niss zwischen den Beiden so innig ge
staltet, daß der Professor dem jungen
Japaner vorschlug, den Rest seiner
Studientage in seinem Hause zu ver
bringen und sich dort ganz als ein
Mitglied feiner Familie zu betrachten;
ein Anerbieten, das Nagoya dankbar
annahm. Auf diese Weise ward ihm
eine noch bessere Gelegenheit geboten,
sich in die Geistes-i und Gedankenwelt
des Volkes bineinzuleben, dessen Sit
ten und Gebriiuche er ftudiren sollte.
Das Familienleben tin Professoren
—
hause war das denkbar glücklichste und
bat viele Anregungen fttr Geist und
Gemüth. Die Famile bestand aus dem
Hausherrn, dessen Gattin —- einer
feingebildeten Engländerin———und drei
Kindern, welche ungefähr in demselben
Alter wie Nagoha standen und bald
Busenfreunde wurden. Die beiden
Aeltesten waren Jünglinge, Nagoya’s
Studiengenossen, ein paar offene, ehr
liche Burschen, voll von jugendlichem
Enthusiasmus und von ungemein leb
haftem Temperamentr. Die Dritte im
Bunde war ein reizendes kleines Mäd
chen im Alter von 12 Jahren, Regina
mit Namen, das Neftltiken der Fa
milie, ein schelmischer kleiner Kobold.
mit großen, schwarzen Augen, langen
Haarflechten und noch in kurzemKleio
chen.
Regina herrschte in der Familie als
unumschränkter Autokrat und thran
nisirte sämtliche Mitglieder des Haus
halteö mit einem Despotismus, wel
cher dem jungen Japaner, der nur ge
wohnt an das unterthiinige Wesen
orientalischer Frauen, in helles Stau
nen setzte. Mehr als vier Jahre lebte
Nagoya in diesem glücklichen Kreise,
und mit jedem Tage war seine An
hänglichleit und uneigung zu seinen
neuen Geschwistern gewachsen. Er war
ein aufrichtiger Verehrer des Bernadi
ni’schen Ehepaares, der ständige und
treue Begleiter der beiden Söhne, wäh
rend Regina — ja nun, Nagoha hatte
schon längst aufgehört, sich iiber die
Huldigungen zu wundern, welche der
kleinen Herrscherin in ihrem kleinen
Reiche zu Theil wurden. Ja, er konnte
sich dem innern Gefühle nicht ver
schließen, welches ihm sagte, daß er die
lleine Regina Bernadini trotz ihrer
jungen Jahre leidenschaftlich liebte.
Nagan lam aus einem Lande, wo sich
die Menschen bereits in den Kinder
schuhen heiratheten- So sah er nichts
Außergewöhnliches in seiner Neigung
nnd wiegte sich bereits in der süßen
Hoffnung, in Bälde Regina als fein
junges Weib nach dem Land der »auf
gehenden Sonne« heimführen zu tön
nen.
Bernadinis hatten natürlich nicht
die leiseste Ahnung von der heimlichen
teidenfchaft des jungen Orientalen.
« hnen erschienen die zarten Aufmerk
samleiten, die Liebestiindeleien, die
sinnigen Angebinde, welche ihre junge
Tochter von Nagoha empfing, lediglich
als Zeichen gegenseitiger Zuneigung.
So schlug es gleich einer Bombe in
zdas professorische Familenleben ein,
als Nagoha einige Wochen vor seiner
endgültigen Heimreise dem Professor
fein Liebesgeheimniß offenbarte und
in ernstem Tone Regina zum Weibe
begehrte. Selbstverständlich ward der
Antrag abgewiesen. Jn festen wohl
wollenden Worten setzte Bernadini sei
nem Zöglinge die Sachlage auseinan
der: wie es den ameritanischen Sitten
und Gebrauchen widerspräche, in solch’
jsgendlichem Alter bereits zu ehelichen,
und daß Regina in ihrer kindlichen
Unschuld wohl Freundschaft fijr ihn
hegte, daß aber von einer Liebe zu ihm
sicherlich nicht die Rede sein könnte.
i Mit bewunderungstoürdiger Gelas
! senheit nahm Nagoya diese Erklärung
auf; jedoch bemächtigte sich feiner von
da an eine tiefe Niedergeschlagenheit.
Sein sonst so elaftischer Gang ward
s matt und schlaff, man hörte nicht mehr
i sein fröhliches, sorglofes Lachen, sodaß
Heine rFeunde schon fürchteten, seine
gänzliche Apathie würde schließlich
mit einem körperlichen und geistigen
Zufammenbruche enden. Doch sie
’ tannten Nagoha s Willenslräfte nicht,
jedenfalls unterschätzten sie diese bei
Weitem. Während des Restes seines
Ausenthaltes ging der junge Japaner
mechanisch seinen gewohnten Obliegen
heiten nach. Aber allen seinen Beme
gungen, Handlungen und Thätigkeiten
fehlte es an Enthusiasmus, an Liebe
zur Sache, wie zuvor, nur dastlicht
gefühl trieb ihn noch zu Allem an.
. Am Tage seiner Abreise wanderte
Nagoha noch einmal durch den Berna
.dinischen Garten, in welchem er so
; manche frohe und glückliche Stunde
; genossen hatte. An einer scharfen Bie
gung des Pfades sah er sich plötzlich
Regina gegenüber-, die sich nachlassig in
einer Hängematie hin- und herwiegle.
Sie war in dufiiges Weiß gekleidei,
eine gefchmackvolle Kappe bedeckte die
widerspenstigen Locken, ihre dunklen
Augen starrien iräumerisch durch das
Laub der Bäume zisn azurblauen
Himmel. Als Nagoya sich ihr näherte,
blickte sie ihm halb neugierig, halb mit
leidig entgegen. ,,Bleib’ ruhig liegen,«
ilang es sanft von des Japaners Lip
pen, »ich komme zu Dir, um Dir nur
ein Wori, nur eins zu sagen. Lebe
wohl, Regina! Bald verläßt Dich
.Nagoha- Ach, mein Land der »auf
gehenden Sonne« wird ohne Dich, Re
; gina, für mich zum Lande der »unter
J gegangenen Sonne« werden. Ein An
I gebinde lasse ich Dir zurück, ein Sa
menlorn unserer löniglichen Blume,
I des Chrysanthemums. Niemandem
i offenbare, daß Du es von mir erhiel
’ iest. Denn es ist von dem Chrysanthe
« mum der Königin, und derjenige, wel
l cher den Samen einem Fremden über
läßt, isi dem Tode verfallen. Gieb der
gezeitigien Blume Deinen Namen, Re
—
gina, —- Du meine Königin. Wenn
die Knospen kommen und ausbrechen,
dann denke daran, daß Ragoha’s Liebe
zu Dir nie ersterben, sondern wachsen
wird, wachsen und blühen sür immer.
Und nun lebe wohl, Regina, meine Kö
nigin!«'
Er drückte ihr ein kleines Packetehen
mit Samenkörnern sanft in die Hand
und wandte sich von dannen. Jn se
ner Nacht verließ Nagoya Amerika,
um nie wieder dorthin zurückzukehren
Als im nächsten Jahre das Samen
torn dem Schooße der Erd-e übergeben s
war und bald daraus ein riesiges rosa- i
sarbenes Chrysanthemum zeitigte, da ’
nante Regina es so, wie Nagoya es ihr
geheißen hatte. Bald war die ,,Regina
Chrysanthemum« die schönste seiner
Art, das Wunder der Saison. Von
nah und fern kamen Liebhaber herbei
geeilt, um die Pracht der ,,Regina« zu
bewundern. Allen wißbegierigen Fra
gen, woher die Prachtblume stammte,
ging Regina stets aus dem Wege, all
eeit eingedenk des Geheimnisse5, das
sich mit der Blume verknüpfte, die jetzt
so herrlich blühte. Und sie dachte weh
miithig an den Tag zurück, da Nagoha
in so rührender Weise von ihr verab
schiedete, und sie wisperte mit einem
unterdrückten Seufzer: »Armer Na
qoya:«
Sieben Jahre daraus heirathete Re
gina, doch in ihrem ehelichen Glücke
vergaß sie nie ihres fernen Freundes-.
Als sie das elterliche Haus verließ nnd
ihrem Auserwählten folgte, bestand sie
sest darauf das-, ihre neue Heimath den
Namen ,,Chrysanthemum- Heim« er
hielt. Eine der ersten Geschichten, wel
che ihr kleiner Sohn Ambrose von
ihren mütterlichen Lippen vernahm,
war die von dem junan Orientalen,
welch-er einst in ihrer Mädchenzeit ihr
Spielgesährte und Busensrseund gewe
sen war. Kein Märchen gefiel dem
John Ambrose so gut, als die Erzäh
lung von Nagova nnd feinem merk
würdigen Vaterlande jenseits des wei
ten Ställen Msws
E E
Es war zu Beginn des letzten chine
sischijapanischen Krieges- Jn feinem
Privatzimmer saß der japanische Sio
gan, der Kriegsminister, und hörte
dem Vortrage eines Beamten zu, wel
cher ihm das Gnadengesuch eines zum
Tode verurtheilten Gefangenen über
reichte. Der Gesetzesiibertreter, ein
amerikanischer Kadett, stand unter der
Anklage, heimlich den Chinesen gehol
fen zu haben, und sein Schicksal lag
nun in den Händen des Sioguns.
Schon hatte der strenge, unnachsicht
liche Minister das Todesurtheil bestä
tigt, als er mechanisch den Brief öff
nete, welchen ihm der Gefangene
.sandte. Plötzlich verzog sich das Ge
sicht des Allgewaltigen in seelischern
Schmerze. Aus der Hülle des Seinen
papiers fielen das bereits Verblafzte
Bild eines kleinen Mädchens, sowie
mehrere Chrysanthemumtörner her
aus«
« Jn tiefer Ehrfurcht beugte sich der
Siogun über die Photographie und
drückte bebend seine Lippen auf sie.
Nachdem er auf der Rückseite des Bil
des die herzlichen Worte gelesen hatte,
mit welchen Regina ihren jungen Sohn
dem alten Jugendfreunde und einsti
gen Spielgenossen empfahl, da wandte
er sich an den Beamten: «Yarmatto,
sorgt dafür, daß der Gefangene sofort,
sofort, sage ich, entlassen und vor mich
geführt wird! Hört Ihr? Sofort,
ich will es so!«
Einige Augenblicke saß Nagoya, tief
in Gedanken versunken da. Vor sei
nen geistgen Augen zogen wohl die
sorglosen, srohverbrachten Tage vor
über, welche er oor beinahe einem Men
schenalter in der Bernadini’schen Fa
milie verlebt hatte. Dann fuhr er sich
mit der Hand energisch über die hohe
Denkerstirn, als wollte er die Jugend
bilder, welche ihn von seiner Arbeit
abhielten, fortwischen, und sein Gesicht
nahm wieder den geschäftlichen, stren
gen Ausdruck an.
skuns Stunden Ipater las er mit
vollständiger Selbstbeherrschung die
Kabeldepesche, in welcher ihm ein Mut
terherz, so lange geängstigt durch das
Schweigen ihres in der Ferne weilen
den Sohnes, den tiesinnigsten Dank
sür die Rettung ihres Einzigsien aus
sprach. Neben ihm stand John Am
brose. Seine Augen, welche so ganz
denen der Mutter glichen, waren in
heißer Dankbarkeit aus den großmü
thigen Mann gerichtet.
Ob wohl Mutter und Sohn ahnten,
daß mehrere Tage ein Bild und ein
Päckchen mit Sameniörnern aus dem
Herzen Nagoya’s lagen, aus jenem ac
·duldigen Herzen, in welchem, wie Na
goya einst versprochen hatte, die Liebe
zu Regina nie versiegen, sondern ewig,
ewig wachsen würde?
So hatte das Samenkom das vor
vielen Jahren in einem amerikanischen
Garten gesäet worden war, im fernen
Lande der »ausaehenden Sonne« seine
prachtvollen Blumen gezeitigt.
Die neue Orthographie. »Jn Preu
ßen soll jetzt ,,giebt« nur nicht «gibt«
ohne e geschrieben werden.«
Münchener: »Dös is aber ’s erste
Mal, daß der Preisz was berscbenlt.«
j-—
, Qualort-listile
standest-gemäst.
G r af : »Nun ja, ein Onkel von
mir hat sich aufgehängt, aber an einem
Ordensbande.«
sbhüljlunw
H e r r : »Träum-en Sie wohl
manchmal von mir?«-—D a m e : »O
ja, wenn ich Alpdrücken habe.«
stach der Doch-est
A. : »Nun, Du hast Deine Herzens
königin glücklich heimgeführt?«—B.:
»Ja, gestern hat sie die Throntede ge
halten!« «
—-—..—-————.
Glis-Praxis.
»Du glaubst nicht, daß Dir Dein
Mann eine Brillantbrosche kauft?«——
»Nein, er Vermeidet es ängstlich mich
zu erzürnen!«
; xluvrrständlirlv
O n k el : »Ich habe nie in meinem
ganzen Leben gepumpt.««——N e f f e :
»Aber Onkel, von was hast Du denn
nachher gelebt?«
Entsprechend
Frau: »Aber Gustav, Du hast
doch jetzt jeden Tag einen Spitz!«—
Manns »Ju, wir leben doch auch
jetzt in den Hundstagen!«
Eine gute Horte.
l L
»Wenn ,Er’ jetzt um mich anhält,
was sage ich nur? Jch werde lieber
,Ja' sagen-,Nein’ klingt so unhöf
lich!«
Dopprlsinnig.
»Der Rechts-anmu, den Sie mir
empfohlen haben, hat mich traurig ver
iheidigt!«—«Jch sagte Jhnen doch, er
sei ein gefürchteter Redner!«
Yes der Huringübung.
i- sts- I
s l
, S e r g e a n t (zu einem Rekrutem
der nicht auf den Bock lommi): »Na,
Jhnen soll ich woll erst noch ’n Trink
geld geben, eh’ Sie da rusfkommen?«
Instituts-Weisheit
K ö ch i n : »Wenn das Gemüse
kocht, müssen Sie einen Schöpflöffel
voll Wasser daran gießen.«—H ö h e r e
T och te r : »Wie voll, gehäuft oder
gestrichen?«
Ein Lilunderltind
hr Sohn soll ja schon ungewöhn
lich rüh außerordentliche Begabung ge
zeigt haben «-——»Ja der wurde sozu
sagen schon mit einem Fuße im Kon
versationslexiton geboren.«
Gerechte Gntriisttmg.
S ch u l d n e r (erbittert zum Gläu
biger): »So ist’s recht, Jhre Frau
schicken Sie in’S Seebad und mich
drängen Sie wegen lumpigen hundert
Mari, die ich Jhnen schuldig bin.«
thiiibcrlegt.
Richter: »Nun sitzen Sie schon
das siebente Mal wegen Uhrendieb
I stahls auf der Anllagebank. Weshalb
stehlen Sie blos immer Uhren? Wes-'s
i halb stehlen Sie nicht mal was an
; deres?«
Pallcndp Bube-Un
Buchhalter: »Herr Chef, wie
; soll ich nur das Geld, mit welchem der
Kassirer durchging, eintragen, als Ge
winn oder Verlust?«——C h ef: »Bu
chen Sie es unter ,lausende Aus
gaben.' «
l Wer-plappert
Richter: »Warum lassen Sie
’ denn das Stehlen nicht sein, Sie seh'n
doch, daß Sie immer wieder erwischt
werden!«—A n g e k l a g te r: »Na,
viele Mal bin ich ooch nich erwischt
word-Ut« - - ·
W
Die schlaue Maine-.
Der Gutsbesitzer Zwickelbach soll nss
läßlich einer Reise des Landes tftfu
durch dessen allerhöchsten Befu ins-i
gezeichnet werden und hat deswegeoi
neben anderer, entsprechender Dekotp
tion, eine mächtige Fahnensiange auss
stellen und eine nagelneue Flog-— kn
den Landesfarben dazu anfertigen Tas
sen.
Der entscheidende Tag naht und ums
ter Jubel und Bewunderung der gaeq
ld
.zen Dorfbevölkerung wird die neue
; Flagge an dem Maste empor gehißtr
« Schon wird die Ankunft Seiner H
heit im nächstliegenden Ort gwneldeh
da fährt ein tückischer Windstoß in die
Fahne und verwickelt sie derart am
Mast, daß sie aussieht, wie ein buntes
» Futteral. Alles Zerren und Reis-en
an der Schnur hilft nichts, sie bleibt
«wie angepicht am Maste lieben.
Zwickelbach ist verzweifelt und sieht kei
nen Ausweg mehr, das störrische Ding
«loszukriegen. Da erbietet sich des
Gutsbesitzers zwölfjähriger Sohn, det
ein guter Turner ist, an der Stange
emporzuklettern, und die Fahne los
zumachen
Doch davon will die besorgte Mut
ter nichts hören.
Vor ihren Augen sieht sie ihren Ein
zigen bereits von seiner hohen Watte
herunterstürzen, noch ehe er droben ist
und energisch verweigert sie jeder ver
nünftigen Vorstellung Gehör. »Aber
s so tann die Fahne doch auch nicht hän
gen bleiben,« jammert Zwickelbach, der
wie besessen auf und abrennt. »Haben
wir denn das sündtheure Ding des
» wegen angeschafft, um uns Vor Seiner
Hoheit lächerlich zu machen und vor
der ganzen Dorsbewohnerschaft zu bla
. miren?«
Auch Zwickelbach ir. vereinigt seine
- Bitten mit denen des. Vaters, denn er
brennt förmlich daraus, das Bravouv
stüctchen auszuführen und unter die
sem vereinigten Ansturm erliegen end-.
lich die Bedenken der Mutter.
»Nun gut, « sagt sie, »Du sollst hinjl
l auftl ettern, aber nur unter der Bedin
gung,daß Du Dir eine Leim
»un! den Leib bindest, da
»mitDu nichtsäust.« .
s
Zottungsckwrictit anno -·000.«
A Kuriosum sei erwähnt, daß sich
; unter den zweihundert Bewerbern unt
; die Bürgermeisterstelle au-c zwei
j männliche befanden.
I Gott sei Yaska
H Pantoffelheld (im Zootäs
. gischen Garten das Krotodil bettelt-F
s tend): »Gott sei Dant, folch’ Mn
E wert hat meine Alte denn doch noE
nicht!«
Ein Ptjilantiirop.
H e r r: »Was orgeln Sie denn htsi
i seit einer Stunde vor dem Zuchthon3,
Ngibts da was?«— —Drehotglet
i (wiirdevoll): »Nein, das thue ich aus
i Menschenliebe!«
l
Ein weiser Falk-mo. »
R i ch t e r (zum Angeklagien I
»Sie sind beschuldigt, den Kläger
Stat-Kameel genannt zu haben. Jfk
das richtig?« —- Angeklagteks
»Allerdings, Herr Richter-er hat mis
sieben Trümpfen in der Hand gepaßti«
—Richtek: »Dann finde ich dets
Ausdruck b e g r ei f lich und schlagt
. einen Vergleich vor!«
li.
Zier eingehende Dichten »
Yo
! Axt-D
»Du haust wohl gar den Frih?«-I
»Ach wo, wir spielen Dichter und Re
dakteur und Fritz will meine GediM
nicht anhören!«