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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Aug. 23, 1901)
W Eine Kinder-Tragödie. l Von Mark Braunschweig ,,Mama —- liebe Mama — —« ! »Was denn, mein Engelchen?« ; Von ihrer Hausarbeit eilt die Muts » ter an das ärmliche Bettchen des tran len Kindes. Wie ein unterdrückter Freudenruf klang ihre Frage; als. hätte der Arzt wirklich die Wahrheit gesagt, als er von Krisis und baldi ger Genesung sprach. Sie mochte es nicht glauben und hätte es doch so gern gethan. Aber ei Mutterauge sieht scharf, wenn auch as Herz sich leidenschaftlich jeder aufzuckenden Hoffnung hingeben mag. Jhr Nenn chen würde nicht lange mehr bei ihr bleiben, das siihlte die Frau schon seit Tagen. Und die Mutter häufte im wilden Schmerz Sorge auf Sorge für das Töchterchen: gegen das Un abänderliche ist selbst die Mutterliebe hilflos. »Liebe Mama ----—— Puppe bitte!« »Ja, mein Liebling,- Du sollst sie haben. Karl wird sie holen. Mein Aennchen spielt dann mit der Puppe. —- Haft Du auch die Mama lieb?« Statt aller Antwort preszte die kleine Kranle die mageren Aermchen um den Hals der Mutter und drückte die blasse Wange an das Gesicht der weinenden Frau. »ana --——- -— hörst Du die Vögel singen? -- — —-«- Siehst Du dort an der Wand die goldenen Blumen blühen? Ich möchte sie haben. —-— Und die Puppe! --—- —- -«-— Darf ich nachher aufstehen? -—· — Jch will zu den Vö geln und zu den Blumen — —— spielen« »Schlas, Herzenstindl Alles sollst Du haben, Alles-, die Vögel, die Blu men, die Puppe!«h « Wiihrend das siebernde Mädchen zu kurzer Rast die Augen schloß, zerris-. trostlose Qual das Herz der Mutter. Es hatten leine Vögel gesungen. Jn rückwärtige Giebelwohnungen dringt höchstens der abgedämpfte Schall des Straßenlärrns. Jtn Zimmer da oben blühten keine bunten Blumen; ein paar Sonnenstrahlen beschienen den grobgeblumten Vorhang, hinter dem armselige Kleidunasstitcte hingen. Der Schrank war ja längst verkauft, den Erlös hatten Arzt und Apotheter bq kommen. Sie sollte die Kleine in«s Kranken hatte geben, aber sie hatte sich dagegen aewehrt; lieber hungern, als die Be treuung um ihr Kind Anderen zu überlassen. Lieder Stiick um Stück vertausen« dachte sie, und so wurde auch lesthin die große, neue Puppe sortaegebens da konnte sie wieder Wein und Medizin anschaffen. Noch war sie Siegerin in dein Kampfe mit dem Tat-? um ihr Kind, und sie faltete still die hände zitm Gebet. »Mutter, darf ich Annae Puppe holen?« Das dunkle Ahnen der Kinder be deutet ost mehr, als das eingebildete Wissen der Erwachsenen. Die abgehärmte Frau hatte die tindliche Frage des achtjiihrigen Bu ben überhört. Erst als er leise an sie herantrat und sich bittend an sie schmiegte, wurde sie aus ihn aufmerk sam. »Da-J tannst Du ja nicht, Karl. Die Frau hat doch gestern die Puppe rnit genommen« »Ich möchte sie wieder holen.« »Die Frau Ivahnt weit» Du findest sie nicht-" »Annerl will diePuppe doch haben« ,,Pst, pst, mein Kind! Schwesterchen schläft.« »Miitterchen, darf ich?'· »Die Frau wird Dir die Puppe nicht geden, ich hab« sie ja verkauft, armer Schelm.'« « »L, ich werde sie bitten! Nur einen Augenblick, daß Anni ein bischen mit ihr spielen tann.« »Du guter Vub’!'« »Und wenn Anna die Puppe sieht, trde sie bald gesund, und ich bringe die Puppe zurück. Darf ich, Mütter « « Til Die Mutter küßte den kleinen Btanalopf. Ihr lächelte etwas wie tslliict in ihrem Schnter,3, das aus der Liebe des Bruders zur Schwester strdrnte. Sie ließ den Knaben gehen, wohl weinend, daß er nach wenigen Minuten enttäuscht heimkehren werde. Karl trottete die Gasse entlang, ziel log, nur den Wunsch in der Seele, Schwesterchens Puppe zu finden. Er musterte das Puppengeschäst an der Ecke. Im Auslagesenster sah er teine solche Puppe, wie Aennchen eine be sessen hatte. Dann betrat er keck den Laden. Verwundert lächelnd, zeigte die Beriiinserin dem Knaben eine Puppe mit schwarzem Haar; aber Schwesterchen-Z Puppe trug gelbes Haar, wenn sie auch sonst sast ebenso aussah. Entmuthigt ging er sort und, wo die Gasse aus den Pakt stößt, rich tete er traurig seinen Weg. Dort wendete er sich zum Kinderspiele-las Das kleine Volt des Stadtviertels spielte und tobte in ausgelassener Freude um ihn herum. Wortlos ging er an den Spieltameraden vorüber-; er mußte immer nur an den letzten Wunsch des todttranlen Schwester chenö denken. Und aus einmal blieb er stehen, reckte seinen Kopf in die döhe und lies stoben Herzens aus die Kindeegruppe am Springbrunnen zu. Er hatte die Puppe, die die Mutter Inn nt Ug S BE la tfts Beilage des ,,Nebraska Staats-Anzcigkr und Herold« J— P. Windolph, Herausgxhsijn Grund Island, Nebr» den U. Aug. 1901. Jahrgang 21. No. 51 verkauft hatte, gesunden. Ganz gewiß, das war sie! Muthig schritt er aus die Trägerin los Und bat sie um die Puppe. »Ich bringe sie Dir nachher zurück! Ach, wird-die Annerl sich freuen, wenn sie ihre Püppe sieht!« sagte er zuletzt. Das angesprochene Mädchen sah den treuherzigen Bittsieller verständ nißlos an, so daß er sein Anliegen er neuern mußte. Daran lachte sie ihn aus, und ihre Spielgenossinnen singen zu spöttetn an. »Geh weg, Du garstig-r Bub’!« tiefen sie. »Ich bin gar nicht garstig, Jhr seid garstig! Pfui, wie garstig Jhr seid! Von wo hast Du die Pupxe? Annas Puppe . . .« »Das ist meine Puppe! Jch habe sie gestern erst geschenkt bekommen So eine schöne Puppe hat Deine Schwester nie gehabt. Du bist ein Liigner!« »Ich bin kein Lügner, Du! Kannst ia mit mir mitkommen, zu uns nach Hause. Bitte, lass’ mich die Puppe tragen -— ich lause voran —— ach, Du wirst sehen, wie die Anni sich freuen witd.« llnd in fchuldlofer Lebhaftigleit hatte er während feiner Worte nach der Puppe gegriffen. Natürlich bemäch tigte sich der Kinder die größte Aufre gung, und, unfähig zum vernünftigen Urtheil, wurden sie lärmend und hand greiflich. Der kleine Karl fah sich un vermuthet von Feinden umringt. Kin dern thut nichts fo fehr weh, als ihr wirklich edlen Absichten mißt-erstanden zu sehen. Nah feinem Ziel, hielt er hartnäckig an dem Verlangen feft, des Schwesterchen-Es Wunsch zu erfüllen. Er bat und flehte, indem er sich aleichzei tig der Anareifer zu erwehren hatte. Als er schließlich einsah, daf; ihm die vPuppe trotz aller Vorstellungen der «weia·ert bleiben würde, raffte er sich verzweifelt auf und entriß das Mißbr gehrte Spielzeug gewaltsam der jun aen Besitzerim die er dabei mit feiner ganzen Kraft geaen die Brunnenein fassuna fchleuderte. Seinen Raub in der Hand, machte er sich auf die Flucht. csin fiirchterlicher Lärm lockte die Anwesenden des ParlH an die Stelle. Man setzte dem Buben nach, der in fei net Tollheit die Puppe als Wertheim aunaswaffe benützte. Nach wenigen Sprüngen wurde er aufgehalten. Das Mädchen, das er niedergeworfen hatte, hoben herbeigeeilte Parlbefucher auf. Es hatte den rechten Arm gebrochen. Karl, den der inzwischen gerufene Schutzmann an sich hielt, bildete den Gegenstand drohender Neugierde. Die aufgefchrectten Kinder zeigten mit Fingern nach dem kleinen Sünder, die Mütter behaupteten unter heftigen Re den, sprachlos über solches Thun zu fern. »Das ift die Erziehung der armen Leute! Aus solchen Kindern werden dann später Diebe und Mörder! Ich lasse meine Kinder nie wieder hierher! Das ift die heutige Zeit mit ihrer laren Moral. Auf die Anllagebanl gehö ren feine Eltern!« Jn der Weite be schäftigte man sich mit dem Unglückli chen Vorfall. Der Schutzmann hatte mittlertveile tKarl, der unaufhörlich weinte, zur Wache geführt. Nur mit großer Mühe konnte der Wachhabende den geängi ftigten Knaben, der gar nicht wußte, wag er eigenzlich Schlimmeg begangen, befragen. Unter Schluchzen und Thra nen gab Karl Auskunft, Alles wahr heitsgernäfz. Dann wurde er von ei; nem Schutzmann nach Haufe geleitet. P Oel Mallslllulllh clcl UcUUcc QDIUUÅ dort, beruhigte nach Möalichleit den Kleinen. Er mochte vielleicht anneh men, daß nuo solchem Holz leine Ver brecher geschniszt werden. »Und wag wird Dein Schwesterchen sagen, wenn Du nun leine Puppe hast?" srante er. »Dann muß es sterben!« schlnchztse er liur Antwort. Der Zchntzmann war ob dieser Kin derrede ganz still geworden und machte einen ihn-veg, an seiner Wohnung vor bei, wo er seines Töchtercheng Puppe holte. »Gieb diese Deinem Schwesterchen, bis sie gesund ist,« saqte er. »Nun toInm’ zu Deiner Mutterl« Ein stummer Gruß empfing die Beiden, als sie oben waren »Loufe zur Annerl und qieb ihr die Puppe,« ermunterie der Schutzmann den Knaben. Die Frau sah den Begleiter mit dankbarer Verwunderung an, herzte ungestiim ihren Buben und sliisterte: »Dein Schwesterchen ist eben zu den Engeln im Himmel gesioaen!« w-— Wenn die Anna me richtig ist« daß - das Tragen von H ·ten eine Glatze er zeugt, so lönnen wir ja sent alwariem ob die Pferde unter ihren Strohhüten auch glohlöpsig werden. Englische Akistotrnten nle Fabrikanten und ltteschiifteslentr. Die alte Ordnung der Dinge hat sich in England geändert, schreibt ein Londoner Blatt. Die Aristolraten be dienen setzt den Kleinhändler mit Co lonialroaaren, Gemüsse, Kohl, Weinen u. «s· w., während die Geschäftsleuie Grundeigenthiimer werden· Lord Hampden versorgt London mit dem besten Sahnentäse; feine Wagen, die mit den frischen Erzeugnissen seiner Milchwirthfchaft von seinem Gut in Sussex gefüllt sind, machen täglich ihre Rundfahrten im Westend. Lord Londonderry will eine halbe Tonne Kohlen an der Thiir abliefern, wenn wemand ihn nur mit einem Auftrag unterstützen will. Ein Enkel Wil helms des Vierte-i zieht eine beschei denere Methode vor, die Ansprüche sei ner Kunden zu befriedigen. Er sendet seine Theepackete durch die Post. Un ter den kleineren Ladeninhabern, die alten aristolratischen Familien Eng lands angehören, befindet sich Lord Harringtom der vor einigen Jahren auf feinem Londoner Vesitzthum einen Laden eröffnete, um die in Eloaston Castle gewachsenen Früchte und Ge miise zu verlaufen Der verstorbene Lord Winchilsea war der Pionier des frischen Gemüses, der den Laden in Long-acre einrichtete, in dem die Er zeugnisse aller Arten von britischen Gütern zu den niedrigsten Preisen ge tauft werden konnten. Sidney Gre bille, einer der königlichen Stallmei ster, ist zum Weinhandel übergegan gen, Und Lord Portgmouth findet sei nen Beruf im Mineralwasserhandel. Auch die Restaurants scheinen sehr beliebt zu sein. Algy Burke war einer der ersten der oberen Zehntausend, der mit Energie ein Restauranr betrieb, und es gelang ihm, das als »Willi5’ I Room« betannte Restaurant zu einem vornehmen Lokal zu machen. Lord Walsingham ging noch weiter und verwandelte das Heim feiner Vorfah ren in Piccadilly in ein HoteL Zwei andere Aristotraten, der Halbbruber Lord Trevor und Mr. Mostyn aus der Familie des Lord Baux in Hac rowden, haben soeben ein Hat-ei in ei nem neuen Badeort eröffnet. Der Eifer der Damen aus der Gesellschaft, Putzgeschäfte zu eröffnen, hat schon wieder etwas nachgelassen. Dagegen hat ein in London sehr bekannter Mann das neueste PutzaeschäfL Er bat einen Laden in Bonh-Street, und un ter dem Namen Camille betreibt er sein Geschäft mit gutem Erfolg. s———-—O——— Verschiedene Berate, die sich die moderne Frau erobert har. Ja der gegenwärtigen Aera der sFrauenemancipation ist es nicht-H Uns gewöhnliches mehr, die Frauen auch in Berufe eindringen zu sehen, auf die die Männer bisher immer noch ihr Monopol gewahrt hatten. Weibliche Jodehs, die ihre männlichen Ridalen übersliigeln, weibliche Postillone, weib liche Todtengrijber und weibliche Feuerwehrmitglsieder - das sind die neuesten Berufe, die sich die Frauen, besonders im freien Amerika, zu eiaen machen. Zu den tiihnsten und geschick testen Reiterinnen im Pferdereunen gehört Mrs. Bagivill. Als zioölfiiihs riaeg Mädchen erregte sie bereit-Z durch sihre Reiterkiinfte Aufsehen. Dann hei rathete sie einen Besitzer von Renn pferde und veranlaßte ihren Gatzeii, sie die Dienste eines Joctehs überneh men zu lassen. Der beste Postillon in Amerika ist Rose Sturaeon, die die Positutsche zwischen Andreiog uns Denio in Oregon fährt. Sie ist ein hübsches zivanzigjähriges Mädchen. Ihre tägliche Tour geht durch einen der wildesten und einsamsten Districte der Vereinigten Staaten und es ist hier nichts Ungeivöhnliches, daß die Passagiere »angehal:en werden«. Aber die beherzte junge Dame sieht, mit dem Revolver in der Tasche, allen Gefahren inuthig in’s Auge. Es macht ihr Spaß, wie sie sagt, durch Wind und Wetter mit ihren Pferden dahinzusaui sen. Einen noch efährlicheren Beruf hat eine andere antee - Schöne in Wyomin-, Miß Allen. Jhre aufre gende Pflicht ist es, das Land zu Pferde, mit einem Paar Revolder be waffnet, abzupatrouilliren, auf der Suche nach Biehdioben und anderen Verbrechern. Mehr als einmal sch.;ii hat Misz Allen durch ihre Kaltb«liitis,1s teit mit tnapper Noth ihr Leben geret tet. Mehrere unternehmende Damen verdienen sich bereits als Kaminfeaer ihren Lebensunterhalt Auch der Kirch hps ist von der weiblichen Jnvasion nicht verschont geblieben. Die eisrigste dieser weiblichen Todtengräber war Mes. Steel, die in einem Kirchhofe in Sussex »den Grabscheit handhabte, bis sie sechzig Jahre alt war. Jn Japan haben die Frauen die anstrengende Be schaftrgung eines Feuers aus Dampf kchiffen Fünfzig « is hundert rauen ieht man neben einer gleichen nzahl von Männern oft in einem Schiff im Hafen von Nangasaki bei dieser Arbeit. Der schwerste Theil der Arbeit wird den Frauen zugescholben Die meisten sind hübsche junge Frauen, die von der Schwäche der weiblichen Eitelkeit doch nicht ganz frei sind, denn die meisten tragen Handschuhe, um ihre Hände zu schützen. In der schwedischen Stadt Nasso besteht die ganze Feuerwehr aus 150 Frauen, die ihr-e Aufgabe zu all seitiger Zufriedenheit erfüllen. Gekrönte Säumen denen ein knappes Einkommen zugewiesen ist. Man stellt oft die Civilliften der Herrscher zusammen, aus denen viele Millionen stehen: aber es giebt auch mehrere Monarchen, deren Gehälter der Durchschnittseommis in der Groß stadt verachten würde. Der König von Portugal ist wahrscheinlich der ärmste Herrscher in Europa. Er soll jährlich S410,000 erhalten, aber es wird behauptet, es sei einige Zeit her, daf; er überhaupt etwas erhielt, weil im Schatzamt Geld ungewöhnlich ,,knapp« sei. Der Sultan isr ein rei cher Mann, aber nicht in Folge seiner Stellung. Hätte er seine ungeheuren Privatmittel nicht, so könnte er schwer lich die Türkei regieren; denn es sind jetzt einige Jahre verflossen, seitdem er auch nur einen Theil seine-«- Gehalts bezog, obgleich die Türken sich rühmen, daß er jährlich mit 88,800,000 bezahlt wird; es ist in der That so, aber nur auf dem Papier, in Wirklichkeit leistet Aboul Hamid seine Dienste umsonst, 812 wöchentlich beträgt das Gehalt des Königs von Samoa. Die Berli ner Generalacte vom Jahre 1889 machte diesen einst mächtigen Herrscher arm und setzte ihm die erwähnte Summe aus-. Am demüthigendsten ist jedoch, daß sein Oberrichter 86000 nnd sein Staatsrathsvräsident 85000 jährlich erhält, während sein unbedeu tendfter Unterthan ein Einkommen »hat, daS nicht viel niedriger als das zfeinige ist. Bis vor ganz kurzer Zeit zerhielt der König von Dahomey von tder französischen Regierung 85 wö irhentlich um in der Verbannung mit ««Martinique zu leben. Schließlich bat er um eine Erhöhung seines Gehalts-, um ein größeres Gefolge halten zu können, und da wurden ihm weitere 5 Francs gewährt. Aber auch das ist noch keine übertriebene Summe für einen Mann, ver einst der mächtigste Herrscher in Westafrika war. Der un glückliche Kaiser von China, Kwang Hsii, soll im Stande fein, ohne Gelb zu leben, jedenfalls versorgt seine Re aierung ihn nicht mit einem Pfennig. Der regierende Herrscher in China hat aver das Vorrecht, alle Waaren, die er gebraucht, bestellen zu können, ohne daßeine Bezahlung von ihm verlangt wird. Dieselbe Verordnung bezieht sich auf die Kaiserin - Wittwe, aber sie bekommt jährlich 81,125,000 Ta fchengeld, weil sie dem Kaiser in poli tischen Angelegenheiten Rath ertheilt. Sväte Ehr-nun der tapfer-en That einer Sängerin durch Kaiser Franz Joseph. Die tapfere That einer Sängerin hat eine späte Ehruna durch Kaiser Franz Joseph gefunden. Wie dem ,.Gauloi"g« ans Mexico berichtet wird, hat dort bei Gelegenheit des M. Ge burtstag-im der berühmten merikani-: schen Sängerin Concha Mendei eine erhebende Feier stattgefunden: im Laufe einer Venefizdorstelluna fiir sie wurde die areise stünstlerin Gegen-· stand einer beaeisterten Odaiion von Seiten des Ptiblituing, und eine be sondere Freude erregte eg, daß der Kaiser von Oesterreieb ihr ein reiches Geschenk hatte zukommen lassen. Die That, um Deren willen die Kiinsilerin so geehrt wurde, liegt weit zurück. Es war in der Zeit, in der der un aliickliche Maximilian in Mexico herrschte-. Die junge und schöne Conchn Mendez war damals das Jle der Hauptstadt. An dem ersten Abend, an dem die Kaiserin sie hörte, hatte sie sie in ihre Loge kommen lassen und ihr das prächtige Armband, das sie seibst trug, zum Geschenk gemacht. Ei nige Monate später wurde der Kaiser in Queretaro erschossen, und die un glückliche Eharlotte wurde wahnsin nig. Als eines Abends das Theater von wilden Guerillerdg und sanati schen Patrioten voll war, forderte man Concha Mendez auf, ein damals be rühmtes Lied, das die schliinmstenBes leidigungen gegen den erschossenen Herrscher und die Kaiserin enthielt, zu singen. Die Sängerin weigerte sich. Ein furchtbarer Sturm erhob sich. Aber die muthige Künstlerin trat an die Rampe, und selzx bleich, aber mit blikenden Augen rief sie, indem sie au ihr Armband hinwies: »Da seht das Geschenk, das ich don einer Frau erhielt, die ehemals mächtia war und jeht doppelt unglücklich ist! Ihr habt Euere Soldatenpslicht gethan, indem Ihr das Vaterland befreitet. Aber ich, ich kann nicht ein Lied singen, das ei nen Todten schmäht und eine Wahn sinnige beleidigt!« Dieser tapferm Worte erinnerte sich Kaiser Franz Jo- ; feph, als er ihr jetzt, nach so vielen ; Jahren, ein Geschenk schickte. -—-..—-—.— Miisziqteit nnd Arbeit vergrößert dieY menschliche Lebens-bauen Es ist bekannt, daßfdie Lebensdauer des Menschen in den letzten 20 Jah-; ren in allen Culturftaaten im Zanch rnen begriffen ist. Jn Oefterreich z. B. ist die Sterblichkeit von 32 auf 29, in Holland von 21 auf 19 auf das Tau send herabaegangen. An dieser Besse rung haben natürlich die hhgienischen Bestrebungen unserer Zeit großen An theil, besonders die Schutzpockenim pfuna. Sehr viel Material über die Frage verdankt man den Lebensver sicherungs - Gesellschaften Jm Jahre 1898 bestanden in Deutschland 44 Ge sellschaften, bei denen 1 1s3 Millionen Menschen mit einem Capital von 5000 und einigen Hundert Millionen Mark versichert waren. Sie haben ausgerech net, daß für denjenigen, der es erst auf ein Alter von 80 Jahren gebracht hat, eine erhebliche Aussicht besteht, es noch etwas über 60 zu bringen. Die Hälfte aller Dreißigiahrigen unter den Versicherten erreichte ein Alter von über 60 Jahren. Der beglaubigte äl teste Mensch war ein Engländer, der von 1501 bis 1670 lebte, also die re Jspectable Reihe von 169 Jahren er f reichte. Bei einer Gerichtsverhandlnna Jerfchien er mit einigen Söhnen, von Idenen jeder ebenfalls schon weit über T100 Jäbrlein trua. Jn Deutschland »soll eine Schlesierin, Johanna Obst, t 155 Jahre alt aeworden sein. Auf die tLebensdauer wirken in erster Reihe Hrvei Umstände mit: Vererbuna und s Lebensgewohnheiten Am besten ist es Lfiir die Kinder, wenn der Vater bei ihrer Geburt nicht unter 25 und nicht über 40, die Mutter nicht über sit-J Jahre ist. Eine große Rolle spielen bei der Vererbuna selbstverständlich Krankheiten, wie Tuberculose u. s. w. Bei Krebs ist die Gefahr der Verers buna nicht so groß, wie das Publicum gewöhnlich glaubt. Auch das Körper aewicht ist nicht ohne Einfluß. Wer in der Juqend ein-hohes Körpergewicht vielleicht sogar mit Stolz sein einen nennt, der hat weniq Aussicht, sich dessen lange zu erfreuen. Die fettrei chen Menschen sind weniq widerstands sähia qeaen eine Reihe von Jnfections trankheiten. Wichtig ist ferner der Zu stand des Gefäß- und Nervensysteins. Der Mensch ist nicht so alt wie seine Jahre, sagt man, sondern wie seine Arterisen. Wer sich zarte Arterien wände bewahrt hat, hat Aussicht, län ner zu leben, als solche mit starken Ar terien. Aber auch dieser Umstand ist heute vielfach zum Gespenst aewordsen, doch werden viel weniaer Menschen durch Ueberarbeituna als durch Le bensaenijsse krank. Der Aufenthalts ort kann ebenfalls auf die Zahl der dcahre wirken. Am besten ist der Auf enthalt aus dem Lande. Bei den Wohl habenden wird die Lebensdauer um so mehr verkürzt, se mehr bei ihnen der Trieb iur Arbeit fehlt. Wohlhabenheit bei aehöriaer Arbeit ist schön, Wohl habenheit mit Behaalichteit verkürtt das Leben. Hohes Alter wird erreicht durch Mäßiqleit und Arbeit. »- .,’-.-.-».— ! Darsteller und Zuschauer in einem japaui schen Theater-. Vom japanischen Schaiifbiksle er lzählt ein Mitarbeiter des tsjlobugsiu einemBrief ausTokio folgendes: Mein Freund Professor Mitsutiri und seine Gemahlin luden mich ein, in ihrerLoge einem Schauspiele beizun)ohnen, wo rin der berühmte Mime Danjuro auf treten sollte. «Daniuro ist in Japan etwa das, was inDeutschland Deorieni war, und gegenwärtig die erste Zierde« der japanischen Bühne. tfsg ist stcts sehr schwer, einen Platz zu erhalten, wenn er auftritt, zumal in den-. auf gesiihrten Stücke, das ein japanisches Lieblinggthema, die Treue gegenüber einem Fürsten und die Liebe zwischen Vater undKind, behandelt und dem ein Stoff aus der japanischen Ge schichte zu Grunde lag. Jn dem Stücke muß Danjuro in seiner Eigen schaft als Vasall mit Vorbedacht sein eigenes Kind ums Leben bringen, weil dieses in dem Interesse feines Feudal herrn liegt, und der tapfere, liebens wilrdige Sohn willigt ohne Zögern hierzu ein. Das Interesse liegt nun in dem Widerstreite, der sich aus der Vaterliebe und der Vasallentreue er giebt, und dieses wußte der japanische Schauspieler in geradezu musterhaster Weise zur Anschauung zu bringen. Es waren mindestens 2500 Personen in dem Theater, und das Weinen unter den Zuschauern wollte kein Ende neh men, was man hier als »Aermelaus winden« bezeichnet, denn die papierenen Taschentücher genügen nicht, um den Strom der Thränen aufzunehmen; man bedient sich daher der langen Acr — mel, die dann ausgewunden werden. Das Schauspiel dauerte drei Stunden, mit einer Zwischenpause von 20 Minu ten, während deren wir uns in ein hübsches, mit dem Theater verbundenes Theehaus begaben, wo Erfrischungen zu haben waren. Die Schuhe wurden im Garderoberaume zurückgelassen, und alles ging in Strohsandalen um her, sodaß durch das Umhergehen lei nerlei Lärm entstand. Professor Mit sukiri, der in Europa wie Nordamerika viele Theater besucht hat und der sich eines offenen, guten Urtheils erfreut, sagte mir, daß er die japanische Art des Schauspiels der unserigen vorziehe. In Danjuros Spiel war gewiß vieles, was wir als grtesl und conventionell bezeichnen, allein dafür war er wieder in den höheren Theilen seiner Rolle außerordentlich eindrucksvoll und le bengwahn Viele Gesten machte er nicht; seine Augen und Gesichtsmus keln sagten alles und ließen keinen Zweifel darüber aufkommen, was in seinem Herzen vorging. Es sind schon wiederholt europiiische Schauspieler aesellschaften nach Japan aekommen, allein ihre Darstellungen ließen die Japaner lalt. Und wenn der erste Schauspieler Europas nach Tokio käme, so würde die japanische Aristo kratie ihn freundlich aufnehmen, seine Vorstellunqu besuchen, doch nach sei ner Abreise zu Daniuro eilen, und der Vergleich zwischen diesem und dem Europäer würde zu des Landsmanne-s Gunsten ausfallen· i Ein ehemals gefürchteter Räuber-haupt mann Italiens als Einsaltspinsel. Man schreibt aus Rom: Auch der Brigantaggio wird prosaisch in Ita lien, und wenn das so weiter geht mit dieser Dekadenz, so können sich die Librettisten von Operetten, die Fabri kanten von Schauerromanen oder sensativnellen Zeitungsbriesen pensio niren lassen. Vorigen Montag erhielt der Grundbesitzer Paolo Giorgi in Rom einen mit Bleistist geschriebenen anonhmen Brief, der von orthographi schen Fehlern strotzte und sehr weit schweifig der Forderung Ausdruck gab: ».«-300 Lite, oder das Leben.« Der Ano nymus bemerkte u. A.: »Ich bin von der Gerechtigkeit verfolgt, und erst seit einigen Tagen aus dem Bagno zu rück und deshalb hab’ ich vor Nix keine Bange nich.« Des Weiteren hieß es: »Um Euer Gedächtniß aufzusrischen, war ich vor vierzig Jahren Landarbei ter auf den Gütern Eures Vaters und Ihr dreizehn Jahre alt.« Drei Tage später erschien ein alter schlechtgelleide ter Mann, der einen Sack unter dem Arme trug« in dem Comptoir des-Herrn Giorgi und fragte, als er dort zwei fkHerren sitzen sah, geheimniszvoll win end: »Wer von Euch ist Caoaliere Giorgi«?« « »Das bin ich,« versetzte dieser. Und mit großerVertraulichteit nahte sich der Alte und sagte: »Ich bin der, der den Brief schrieb. Jst das Geld bereit?« Daraus rief der Buchhalter am Ne bentisch: »Komm zu mir, ich bin der Cassirer.« Mißtrauisch nähert sich der Alte. »Gut, machen wir voran, heraus mit dem Geld!« Der Andre verlegte sich aus’s Han deln, die Beiden seilschten und einigten sich schließlich aus150 Lite, doch als der Cassirer zahlen wollte, fand er die Casse leer. »Da wie dumm, da müssen wir aus die Bank gehen. Kommt mit, wir neh men einen Wagen.« Obschon die Berzögerung dem Alten unangenehm war, ließ er sich doch be schwatzen, und merkwürdigerweise fand sich auch gerade vor dem Hause eine Droschke, welche die Zwei natürlich schleunigst zum nächsten Polizeiconi misiariat brachte. Hier stellte es sich heraiig, das; der Anonhmugi der ge sürchtete Räuberhauptmann Angelo Maria Cicrani war. der in den hour bonischen Brigantentämpfen gegen Neiiitalien Anfangs der sechsziger Jahre unter den abruzzesischen Bauern eines großen Ruhms genoß und später in den berühmten Banden deg etruri schen ,,.5tönig5« Tiburzt diente. Ferner ergab sich, daß Ciccani, der dreiund sechszig Jahre zählt, sechsunddreißig davon im Zuchthauö zuaebracht hat. Ciccani. der am ganzen-Körper tötowirt ist, lies; sich ruhig in’S Gefängniß ab fiil)ren, nur sagte er ebenso ruhig zu Herrn Giorgi und seinem PseudosCas sirer: » »Wenn ich im Bagno nicht sterbe, mache ich Euch Beide noch kalt!« Bor acht Tagen erst war er aus dem ,;s3uchthaug von Bari entlassen worden. --. » -» - —... Ja Sioux Falls, S. Dak» wurde dieser Tage beim Ausgraben des Fun-« danienteg für ein Wohnhaug eine 75 Fus; lange, versteinerte Schlange frei gelegt. Es muß wohl eine Seeschlange sein. Wie die sich aber soweit ins Jn nere des Landes verirrt hat, ist selbit dem hochgelahrten Staatsgeologen ein Räthsel. Vielleicht könnte der Eigen thümer der fünfzig Fuß vom Fundott gelegenen Kneipe darüber Auskunft geben· III-Isl Eine Dame in Boston hat eine Ab handlung geschrieben: »Wie sind Dienstboten zu behandeln.« Die Mit welt würde ihr dankbar sein, wenn sie ihr gezeigt hätte: »Wie sind Dienstbo ten zu betommen.«