Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, August 16, 1901, Sonntags-Blatt, Image 9

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    Wale in Sicht.
«O:1niorcske aus dem Leben Kaiser Wil
helmo ll. an Bord der Hohen
zollern'.
Eine wunderbare Polarnacht war
angebrochen, so schön, wie sich das Ge
folge Seiner Majestät noch keiner ent
sann, seit die »Hohenzolletn"i Rre erste
Nordlandreise von Kiel a nach
Norwegen angeireten- Die Yacht be
sand sich aus ihrer Rücksahrt vom
Nordcap und war nun bei den Losoten ;
angelangt. »
Gegen Abend des 20 Juli 1889I
hatte man den engen Felskanal zwi-;
schen Bierkii und betö, der den Namen
Synvoldtsund "fiihrt, passirt, und!
zwischen 10 und 11 Nachts schoß der »
Kaiser von Deck aus zwei Möven mit
der Kugel. Es war hell genug dazu,
denn man befand sich ja im Lande der «
Miiternachtssonnr.
Allmählich verbreitete sich dasFahr
wasser, die Jnsel Senjen an Steuer
bord sowie Ansdö an Backbord traten
mebr und mehr zurück, und nun lag
nach Westen zu das sreie Polarmeer
vor der ,,Hohenzollern«, die jetzt einen
gewaltigen Bogen um das nördliche
Vorgebirge von Andö herum be
schrieb, um außerhalb dieser Jnsel ei
nen direkt südlichen Kurs auszuneh
men.
Yeoeh immer war ein iehnuehn ge
hegter Wunsch des Kaisers nicht in
Erfüllung gegangen; obgleich die »Ho
hcnzollern« sich bereits auf der Heim
reise befand, hatte man noch immer
keine Wale in Sicht bekommen. Jetzt,
we man- sich im offenen Polarmeer he
fand, hatte man die meiste Hoffnung,
den Wunsch des Kaisers in Erfüllung
gehen zu sehen, und lange hatte fich der
hohe Herr in diefer stillen Hoffnung
aus Deck aufgehalten. Als jedoch um
Mitternacht die Sonne den tiefsten
Punkt erreicht hatte, ohne in das Meer
zu tauchen, und nun auf dem neuen
Tagesbogen wieder begann nach dem
Zenith emporporzusteigem da zog sich
der Monat-eh in feine Gemächer zurück.
Vorher schon hatte er Befehl gege
ben, daß ihm das etwaige Jnfichttom
men von« Walen jederzeit gemeldet
irerden solle, auch wenn es in der
Nacht geschähe, und es war nun selbst
verständlich, daß die gesammte Be
satzrmg der ,,Hohenzollern« vom Kom
mandanten hinunter bis zum lenten
Matrosen der Wache nach Walen Aus
fchau hielt, daß ihnen die Augen über
gingen, denn jedr wollte der erste sein,
der die fiir Seine Majeftiit fo erfreu
liche Kunde brächte.
Befonders der wachhabende Offi
zier, der Steuermannsmaat und die
Signalgiiste der seit 12 Uhr begonne
nen Hundewache, welche sich auf der
Aommandobriicte aufhielten, ftrengten
ihre Augen an und suchten den Hori
zcnt nach den vermißten Meerunge
thiimen ab
Das Kaiserliche Gefolge machte sich
die Sache bequemer; es hatte sich, nach
dem der Kaiser die Gesellschaft verlas
sen, in das Rauchzimmer zurückgew
gen und wartete dort bei einer kräfti
gen Auflage von »Polarpunsch« auf
eine etwaige Meldung vom Oberkirch
Die Herren von der Marine hatten bes
sere Augen und Gläser-, würden also
ohne Zweifel die Wale eher entdecken
können. Der schwedische Punsch mun
dete ausgezeichnet, und die Gläser.
welche ihn enthielten, tamen denHerren
wesentlich interessanter vor, als dieje
nigen, mit denen man die Meeressläche
absuchen mußte.
Bei dem Punsch hatte man dieWall
siiche total vergessen. Daher rief es
eine begreifliche Aufregung hervor, als
plötzlich die Thür aufgerisfen wurde
und der Steuermannsmaat der Wache
in seinem zugetnöpftcn Ueberzieher er
schien, die alarmirenden Worte zu
sprechen: ·
»Der wachhabende Offizier läßt den
Herren melden, es seien anscheinende
Wale in Sicht.«
»Wo? Wo? Wo?« Das war die
vielfältige Frage, mit welcher die
feuchtfröhliche Gesellschaft den wach
habenden Offizier bestürmte, der auf
der äußersten Nock der Kommandw
briiele stand und mit seinem Nachtglase
hinaus-starrte auf die sanft wogende
Fläche des Eismeeres
Der Wachhabende zeigte auf einige
schwarze Punkte, welche sich am Bart
bord voraus von dem leicht schäumen
den Wasser abhoben. Bei ihrer Form
losiateit konnte man indessen etwas
Beitimmtes noch nicht unterscheiden.
Natürlich wurde sofort die Noth
wendigteit betont, Majestät zu weckenx
aber dazu mußte man erst seiner Sache
volltommen sicher sein, denn noch hatte
man nicht mit absoluter Zweifellosig
teit feststellen können, ob man es über
haupt mit Wallfischen zu thun habe.
Alletlei Vermuthungen tauchten auf,
die zum Theil fitr den Fachmann et
was komisch wirkten
Der Wachoffizier studirte mit sei
nem Nachtalase eifrig weiter, denn
angesichts der Wichtigkeit des Vor
tommnisfes wollte man doch zu voll
ftiindiaer Klarheit gelangen, ehe man
fich.dafiir entschied, ob Maiestät geweckt
werden müsse oder nicht. Der Ofiizier
wollte die Verantwortung nicht über-·
nehmen« denn er meinte, es sei doch
nicht festaestellt. das; man es nicht mit
aewöhnlichen Klippen Du thun habe.
Die ,,Dohenzollern« nahm ia ihren
. Kurs zwar auf den Geaenstand der
i allgemeinen Aufmerksamkeit zu; vor
Sonntags - Blatt
Beilage des ,,Ncbraska Staats-Anzeiger und Herold«
—---———-,tm
J. P. Windolph, Herausgehen
A:
-.....——-. — .-..— » .—.-.. .—-·.--—.
Grund Island. Nebr» den 16 Ang.1901
Jahrgang 21 No. 50
E
läufig jedoch war man noch zu weit
davon entfernt, um etwas Sicheres be- i
haupten zu tönnen.
Die Stimmung des Gesolges war
infolge des Polarpunsches eine recht«
animirte, und die ausgesprochenen
Muthmaßungen hatten daher zum
Theil einen humoristischen Beige
schmack.
,,Vielleicht sind es »Klippfische«,«
äußerte einer der Herren mit Bezug
auf die Bemerkung des Wachhaben
den-, mußte es sich aber gefallen lassen,
aus gelacht zu werden, als er belehrt
wurde, daß der sogenannte Klipp
fisch ein ganz gewöhnlicher Kabliau
sei, der nach dem Fange auf den
Klippen getrocknet werde und daher
seinen Namen habe; durch ein anderes
Trockenverfahren entstehe noch der
Stocksifch
Man wollte schließlich den Kom
mandanten der »Hohenzollern« den
wichtigen Streit entscheiden lassen.
Dieser beobachtete lange die inter
essant-e Stelle mit dem Nachtglas und
äußerte sich schließlich sehr skeptisch
über die Erscheinung, die er naher
mit Sicherheit für Klippen bezeichnen
zu sollen erklärte.
»Also wollen Sie die Verantwor
tung dafür iibernehmen, daß wir
Majeftät nicht wecken, Herr Kapitiin?«
»Meine Herren, so keid es mir thut,
dieVerantwortung kann ich nicht über
nehmen,« erwiderte der Kommandant
und zog zur Bekräftigung des fürch
terlichen Zweifels, in dem er sich be
fand, feine Schultern so hoch empor,
daß seine Achselftücke fast gegen die
Ohren tlappten. f
(
,,Aonrmmen! Adnimmen!" riefen
ietzt mehrere Herren zugleich; dies
schien in der That der einzige Weg,
aus dem Dilemma heraus-zukommen
Und nun wurde nach Mitternacht an
gesichts der Polarsonne auf der Kom
mandobriicke der ,,Hohenzollekn« eine
regelrechte Ballotage vorgenommen,
welche ergab, daß sich die Mehrzahl
tdieselbe betrug eine Stimme) für
Eos Werten des Kaisers entschlossen
«atte.
Zunächst wurde nun der Kammer
diener herausgetrommelt und dieser
war dann feinem taisetlichen Herrn in
der Stille der Nacht beim Aufstehen
behilflich.
Jn verhältnismäßig kurzer Zeit er
schien der Monarch an Deck, um der
Erfüllung seines lange gehegten Wun
sches theilhaftig zu werden.
Mit der edlen Nitterlichleit, welche
ihm stets eigen ist, bedankte er sich
zunächst bei den Herren seines Gefol
ges siir die erwiesene Aufmerksamkeit
und fügte dann lächelnd hinzu: »Wir
hätten doch unmöglich von der Nord
landfahrt nach Kiel zurückkehren kön
nen, ohne Wale gesehen zu haben- Aber
nun. meine Herren, wo sind sie?«
»Dort, Majeftät, dort.«
Der Kaiser nahm sein langes, schar
fes Rohr und richtete es aus den be
zeichneten Punkt .mit den schwarzen
Flecken, welchem die ,,thenzollern«
inzwischen beträchtlich näher gekom
men war, so daß jetzt schon allmählich
die beleuchtete Seite sichtbar wurde
Der Monarch beobachtete lange und
sorgfältig. Ueber dem Gefolge laa
eine eigenthiimliche Spannung. Die
vorher so animirten Herren wurden
still und stiller, je länger die Pause
dauerte, und schließlich wagte kaum
noch jemand zu athmen. Es war, als
ob sich ihnen allen gleichmäßig eine
schwere Beklemmung mittheilte. Der
Kommendant und der wachhabende
Offizier richteten ihre Gläser starr
auf die strittigen Punkte, und der er
stere schüttelte immer bestimmter den
Kopf. «
Endlich oreyte ncy Der seauer um.
Einem scharfen Beobachter hätte es
scheinen können, als liege ein seiner
moauanter Zua auf seinem Antlitz.
Dann sagte er bedeutungsvoll:
»Ich glaubte, die Herren hätten mir
Wale zu zeigen: da muß sich der Kam
meediener wohl verhört haben, denn
ich sehe nur Klippen.«
Das Gefolge war ganz schweigsam
geworden und ersichtlich in Verlegen
heit, denn der Kotnmandnnt bestätigte
mit energischem Koptnicken die Amste
rung des Monarchen. Aber dieser
wollte eine ernste Stimmung nicht
aufkommen lassen, denn die Absicht
war ja gut gewesen: daher gab er der
Angelegenheit eine bumoristische Wen
dung und sagte mit dem Finger dro
hend:
,,Dder sollte vielleicht der Bohr
tsunsch die Gläser der Herren getrübt
haben? Gute Nachtt«
Damit verschwand er unter Deck.
»Der Kaiser ist von seiner ersten
Nordlandsahrt nach Mel zurückge
kehrt, ohne Male gelben zu haben- « ’
Ein Triumle der Nerli-me für Münchener ·
Insektenpnluer.
Der Triumph der Reclame. Ein
Münchener Blatt berichtet, daß dem
Waarenhaus Meier Fc Co. durch fabel
hafte Angebote noch größeres gelungen
ist: bedeutende Vertreter Jung
Deutschlands zur Abfassung von Re
clamen und Anerkennungen für ein
neues unübertreffliches Jnsectenpulver
,,Wanzeniod« zu bewegen.
Reflexion.
Hab’ ich
Gestetn zu tief in des Maßkrugs Ab
grund geblickt, —Oder was zieht
sonst mich am Haar? Am ganzen Kör
Per ein Brennen und Prickeln, —
Jch fühle mich zerschlagen und« zersto- «
chen . . . ..Warum? «
I Hm.
I ,,Maibeth mordet den Schlaf!« sagt
i « Shakespearr.
s Respettive Possart,
Das Billet zu 4 Mari; —
Und seine Spießgesellen:
Nagende Reue,
Vohrende Zweifel,
Und Wanzen!
Auch die!
Senden Sie mir gefälligst einen
Flacon Jhres unübettrefflichen Schlaf
l mördermörders ..Wanzentod!«
Ein hübsches Erlebnis-, abseits vom Wege
in Esset-ten
Der ,,Globus" veröffentlicht ein-en
Aufs-aß: »Abseits vom Wege in Eghp
ten«, in idem »der Verfasser folgen-des
hübsches Erlebniß mittheilt: »Wie ge
wöhnlich, so war auch der Scheich von
Sancta überaus freundlich gegen mich,
s und ich wünschte, ihm beim Abschied
ein Geschenk zu machen. Der Scheich
I lehnte jedoch die Gabe ab und meinte,
l daß er und seine Dörfler sich sehr
l freuen würden, wenn ich sein Porträt
malte. Jch that das, umgeben von al
len Bewohnern Während ich noch mit
den ersten Strichen seine Züge ent
wars, konnten meine Zuschauer nicht
umhin, meine Arbeit zu lommentiren,
und Einer sagte zum Anderen iinFlii.
stertone: .
»Was macht der Bei? Das ist doch
nicht Unser Scheich!«
Jch wandte mich um und erwiderte:
»Als der Scheich noch ein Knabe war,
sah er ganz anders aus als der alte
Mann, der er heute ist, nicht wahr?«
»O ja, gewiß!« «
»Und ich glaube, daß Niemand, der
ihn kannte, ihn ietzt erkennen-s wür«de?«
»Gewiß nicht, Effendi!«
«Dann,« sagte ich, ,,müfzt Jhr be
denken, daß dieses Bild noch j u n g ist
und Zeit braucht, um zu wa chse n.
Jhr könnt nicht verlangen, daß ein
Bild, das eine halbe Stunde alt ist, so
aussieht wie ein Mann von sechzig.«
Heiterkeit untd Zustimmung folgten
dieser Replil, und nach zwei Stunden,
in denen ihr Jnteresse wuchs, wie die
Züge sich zu entwickeln begainnen und
die Aehnlichkeit zunahm, schlossen sich
die Leute dichter und sdichter um mich
«- und überwachten jeden Strich, den ich
I anlegte. Schließlich belehrte mich ihr
»Genau, ganz genau!« daß ich zu
Ende war, ich händigte das Bild mei
Z nem Gastsreunde aus, und »die Stizze
« wurde nach genauester Prüfung durch
. alle Anwesenden im Triumph fortge
tragen und in der Dorfmoichee aufge
hängt —- eine Ehre, die, wie ich glaube,
I· dem Erzeugniß teines anderen Künst
« lers in Egypten 1e widerfahren ist.«
l
i Eine ganze Grafschaft in Schottlnnd, die
l Erbniiter der Mantis-, zum Verkauf
. gestellt.
,,Grafschaft Argyll, Schottland.
Zum Verkauf gestellt -—— das Insel
Königreich Tiree, das eine Booenfläche
von 21,000 Acres hat, wofür die Pacht
über 3,000 L. beträgt. Fruchtbare-J
Weidelantz ausgezeichnete Winterjaao,
gute Golf - Links-, vorzügliche Sand
usfer, ungefährlich-: Baveplätze, gute
Seefischerei, regelmäßige Dampfer von
Ovari, guter An-lerqrund. Schloß Jn
verary, Grafschaft ArgylL vormals die
Residenz fter Herzogs vonArgyll; schön
am Ufer des Loch Fyne gelegen, mit
ausgedehniten dcagvgriinven und Fi
schereiem praHtvoll Inöblirt nnso mit
allem Zusbehör ausgestattet.« Diese
Art-zeige ist kürzlich im New York He
rald erschienen. Es war zswar bekannt,
daß die Erbgiiter der Herzöge von Ar
gyll wahrscheinlich verkauft würden,
aber man haite geglaubt, daß sie im
merhin innerhalb Ver Familie bleiben
würden; jedenfalls hatte sich Niennmo
in- England unsd Schottland träumen
lassen, daß diese althistorischen Erb
si»tze eines schottischen Pairs den ame
ricanischen Dollarskönigen zum steu?
angeboten wenden würden.
Das »Juki-Königreich Tiere« Oder
Three) ist eine zu den inneren Heim-Jst
: gehorige Insel, vie nur eine Länge
i von etwa 12 Meilen und eine Breite
ibid zu 6 Meilen Jan Der Vermxif
dieses alten- ,,Jns - Königreich«3to qe
minnt noch dadurch an beson-«.-rcnt nnd
eingenthümlichen Interesse, weil der «
cegenwärtige Besitzer der Gemahl der »
Prinzessin Luise der Schwester Ki-«
nigs Edwarrs des Ssiebentm ist. Tie s
Insel ist sehr fruchtbar nnd enthalt
viele kleine Seen, aber da Ier Baum
wuchs gering Ist und Ie: Boden sich
nirgends mehr ils 20 Lfnjz über den
Meeresspiegel e-heb-t, so biet-It sie land
schaftlich nicht viel Schönes.
Schloß Jnsverary, der Ahnen-sitz der
Herzöge von Argyll, liegt westlich der
genannten Insel auf dem schottischen
Festlande in der Grafschaft Argyll und
überblickt den Fyne -See. Hier in die
ser Gegen-d wohnt seit Jahrhunderten
der berühmte Stamm der Campbells,
den-en es viele Herzbetlemmnngen ver
ursachen wird, wenn sie das althisto
rische Schlo· in die Hände eines ame
ricanischen Monat-T wie das sehr
wahrschenslich ist, übergehen sehen Wis
sen. Die aufregsenden und fesselnden
Seen-am die Walter Scott so lebhaf« in
der ,,Legen«o of Montrose« beschrieben
hat, haben sich indess nicht in diesem
Schloß, « sondern in dem sogenannten
»altm« Schloß zugetrageth das am
Meere stanlo Und dessen Ueberreste nach
und nach von den Wellen hinwegge
schwemsmt worden sind. Es ist ein son
derbar-es Zeichen der Zeit, daß der
Schwager des-Königs von Großbritan
nien unsd der Abkömmling einer be
rühmten schottischen Adelssamilie sei
nen Stammsitz den transsatlantischen
Nat-obs, die mit ihren Dollars um
den-Besitz wetteifern werden, zum Kan
J anbietet. Die Plutokratie, die südafri
canische wie die asmericansche, hat schon
viele Mitglieder der hohen Aristokratie
’ aus ihren herrschasftlichen Wohnsitzen
; im fashionablenMayfair Londons ver
s sang gemacht.
drängt, sie wird auch bald die alten
Adelgschlässer des vereinigten Königs
reichs erobern. Der Dollartönig Car
negie hat in Schottland bereits denAn
-4 » --
J Was einem berühmten Pariser Komiker
paiiirte, als er in einem Trauer
I spicl austrat.
J Eine köstliche Schauspiecek - Aner
- dote erzählt Charles Esquier in der
i» evue Hebdomadaire«: Thiron, das
· berühmte Mitglied der Comedie Fran
! cajse, suchte einmal, als er müde und
F abaespannt war, in einem Badeort die
I nöthige Ruhe. Er wollte zswei Monate
l
im strengsten Jncognito fern von der
« Bühne im Freien zubringen. Da traf
; er ein schlecht aussehen-des Indivi
; duum, das sich ihm als alter College
lvom Konservatorium vorstellte und
i hinzusügte: »Ich gebe im Stadt - Ka
- sino eine Venesiz - Vorstellung Wenn
l Du ein Bruder, ein wirklicher Bruder
wärest . . . weißt Du, was Du dann
thätest?« »Nein! »Nun wohl, Du
·würsdest mitwirken. Du kannst mir
i das- nicht abschlagen, Du, Thiron von
der Comedie Francaise, Deinem alten
Kameraden Miradol . . . Denke doch
. . . Dein Name aus dem Theaterzet
tel . . . dann ist meine Einahmse gesi
chert . . . Das gebt, nicht wahr? . . .«
»Schön, aber nur unter derBedingung,
daß die Rolle kurz ist . . . so, daß ein
sach nur mein Name aus dem Zettel
steht.« »Gut, willst Du den Varus
I spielen? Es sind nur zwei Verse . . .«
»Wie heißen sie?« »Die Geschichte ist
so.
Rom ist besie« t . . . Der Konsul, der
,,Jmperator«, ist da und sitzt inmitten
seiner Liktoren (ich spiele den Konsul.)
Da tritt Varus, derMilitär - Tribun,
der die Niederlage Rom’s verursacht
hat, auf und bleibt stehen, als er mich,
i seinen Richter erblickt . . . Er beugt die
I
l
Stirn unter der Last seiner Verzweif
lung, und ich sage zu ihm: »Varus,
was hast Du mit meinen Legionen ge
s macht?« Und Varus erwidert mit vor
i Schluchzen erstickter Stimme: »O
I Cäsar! Jch habe sie über die Erbe ver
s streut. Sie sind geslohen, wie Abends
I beim Winde der Rauch« . . . . »Das
. ist Alles.« »Ja, aber ich bin nicht an
» das Publikum gewöhnt. Jch habe nie
T malH Tragödie gespielt.« »Was thut
das denn?« »Nun gut . . . da es
» scheint, daß wir zusammen das Kon
servatorium besucht haben, nehme ich
i um«
Dcskdeå.9lkchd de
; Die ! ·etve r By
T täks men desrwakken u sich Häme
: bun«a Er tritt ausgezeingedulsdi chtlg
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Var M Mei adol feke s« »V e VPU
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Istkeut habe (Souffl, U) Sb Ren
.Kons « . ,« Wsie über Tend) O an.t
Ul frag? Eis sagst —le Erd Cä
och schreckks dek
lcher
»
und gebieterischer wie vorher, von
neuem und runzelt dabei die dick
schwarz aufgetragenen Brauen: »Ba
rus, was haft Du mit meinen Legio
nen gemacht?« Da erwidsert Varus
Thiron mit der verletzten Miene eines
Mannes, der wenig an derartige For
men gewöhnt ist: »Wenn Du mich höf
lich fragen wirst, werde ich Dir sagen,
wo ich sie gelassen habe« . . . .
Ein lehrreiches Märchen der Chinescn
vom Birnbaumpflanzer.
Der Ostasiatische Lloyd erzählt fol
gendes chinesische Märchen: Jm
Dorfe Fo-Li verkaufte ein Mann Bir
nen auf dem Markt. Sie waren süß
und gewürzig und wurden gut bezahlt·
Da kam ein Taoist herbei mit zerrisse
l nein Hut und ärmlichem Rock und bat
um eine von den« vielen Birnen, die
iunter dem Schirmdach ausgelegt wa
) ren. Der Bauer wollte ihm keine schen
I
ken; aber Jener ließ sich nicht abwei
s-en. Der Berkäufer wurde ärgerlich
lund schalt laut. Der Taoist sprach:
j,,Unter Deinem Schirm lie en wohl
smehr als hundert Birnen, Ich alter,
abgerissener Mann wünsche nur eine
fdavom das brächte einein so wohlha
benden Besitzer doch keinen Schaden,
! also warum sich so ereifern?« Die Um
Istehenden mahnten den Bauern, ihm
«zu geben, wenn auch nur eine ange
s faulte oder ein Stück und ihn dann
! weazuschickem aber der Bauer war ei
igensinniq und wollt-e nicht. Jn der;
1 Nähe war ein Laden, und der Laden- ’
jdienser darin erklärte, er könne das
. Geschrei nicht mehr mit anhören, holte
« Geld, kaufte eine Birne und gab sie
dem Taoisten. Der Mönch dankte ihm
Z undjprach zu dem Haufen:
»er Vetmarhcosen durfen nichts
Werthvolles oder Angenehmes besitzen.
« In unserem Klostergarten giebt es
! auch sehr gute Birnen, aber wir geben
; sie den Gästen. Von dieser hier wün
? sche ich nur die Kerne, um sie zu pflan
l zen.« Darauf nahm er die Birne und
c verzehrte sie ganz, nur die Kerne be
; hielt er in der Hand, nahm einen klei
snen eisernen Spaten von der- Schul
» ter, grub ein Loch in die Erde, einige
"Zoll tief, und legte die Kerne hinein,
’ deckte sie mit Erde zu, die Zuschauer
: holten warmes Wasser aus dem näch
sten Hause, das nahm der Mönch und
begoß die Erde. Pein nächsten Augen
blick kam ein Sproß heran , wuchs
rasch zum großen Baum, be am Blät
ter, Zweige, Blüthen und Früchte,
« große wohlriechende Birnen, die schwer
vom Baum herabhingen. Der Mönch
« niliickte sie ab und gab sie den Zu
« schauern, dann nahm er seinen Spaten
» und hieb den Baum um, nahm ihn auf
tdie Schulter und ging langsam von
dannen. So lange der Mönch den
iBaum wachsen ließ, war der Bauer
Hauch unter der Zuschauermenge, reckte
I den Hals, um das Wunder zu sehen
s und dachte nicht an sein-e Sachen. Als
; der Mönch gegangen, sah er sich nach
l seinem Stand um, da war Alles leer,
und mit Schrecken erkannte er, daß die
! vorhin vertheilten Birnen die seinigen
aewesen waren. Auch fehlte an seinem
jSchiebkarren ein Griff und schien
; ganz frisch abgehauen. Da ergrimmte
» er sehr und eilte dem verschwundenen
H Mönch nach. Als er aber um eine Ecke
i bog, sah er das fehlende Stück an der
; Mauer liegen, da merkte er, daß der
, abaehauene Baum auch von seinen
i Sachen genommen war; der Mönch
l war aber fort und alle Marktleute
’ lachten. -
l Was ist die Lehre von des Geschich
iteI Chinesische Bauern sind unver
nünftige Leute, sie zeigen ihren Zorn,
! daß Jeder über sie lachen darf. Sie
zsinsd wohlhabend, kommt aber unver
; muthet atn Abend ein Gast, der bei
s ihnen essen möchte, so murren sie über
; den Aufwand, den sie machen müssen:
sDas hätte ja für mehrere Tage ge
E reicht. Mahnt man sie, einen Verlas
i senen zu pflegen, so heißt est Damit
i könnte ich ja zehn oder fünf Leute er
s nähren. Mit Brüdern, Eltern, Schwe
kstern markten sie um einen Heller.
I Aber wenn Jemand sie zum Spielen
i
I
verlockt, dann öffnen sie den Geldsack,«
ohne zu fraan und zu denken. Ebenso,
wenn Revolution ausbricht, werfen sie
in sinnloser Angst ihr Geld von sich,
um nur ihr Leben zu retten. Jst es
« der Mühe werth, so dumme Leute noch
! zu belehren?
——.-..--—-»—
!Wav verschiedener Bilder der Londoner
z Gnlleric zu erzählen wissen.
» .....
Man könnte einen ganzen Band
iiber die ,,Romanzen der Royal Acade
! my« schreiben, so plandert ein be
s kannter englischer Künstler in einem
l Londoner Journal; ich selbst kann zum
Beweise einige Geschichten erzählen,
die zu meiner persönlichen Kenntniß
gelangt sind. Vor einigen Jahren
war in Burlinglon House ein reizen
des Bild von einem jungen, jetzt be
srühmten Künstler ausgestellt, »Mor
gendämmerung« betitelt. Es war das
I ’
Bild eines schönen, eben zum Weibe er- s s.
blühenden Mädchens, das entzückt von « -
einem Balion auf die fernen ttgel
schaute, iiber denen sich die erste luth
der aufgehenden Sonne ausbreitete.
Ein Besucher war von dem Anblick
dieses Bildes so tief ergriffen, da er
sofort in einer Droschke zu dem aler
fuhr und von diesem in seiner Erte
gung die Adresse des Modells eher sor
derte als erbat. Der Künstler feste
ihm die Adresse des Mädchens-. , m
folgenden Tage erschien der erregte
und gebieterische Besucher wieder bei
dem Künstler. Diesmal strahlte .er
vor Glück, und das Modell, dessen
Bild ihn so ergriffen hatte. brachte er
mit. Er erzählte demierstaunten Ma
ler, daß das Modell seine Tochter war,
die ihm vor zwölf Jahren von einer
herumziehenden Zigeunerbande gestoh
len war, und die er lange als verloren
betrauert hatte. Die seltsameAehm
lichkeit des Bildes mit der Mutter des
verlorenen Mädchens brachte ihn auf
den Gedanken, daß er hier die Spuren
seines Kindes wieder auffinden könn
te, und seine Vermuthung erwies sich
auch als richtig, das Modell war that
fächlich seine lang verlorene Tochter,
die ihren Räubern entlaufen, nach
London gegangen und in die Hände ei
ner Frau gefallen war, die sie bei sich
behielt, bis sie als Modell ihren Le
bensunterhalt verdienen konnte.
Eine der bezauberndsten und belieb
testen Damen der Gesellschaft verdankt
ihre Stellung nur ihrem Erscheinen an
den Wänden der Academie. Jhr Va
ter war Besitzer eines Hotels garni m
Bloornsbury. Jhr Gesicht tvar einst
der schönsten, das ich je gesehen habe.
Ein junger und tiichtiger Künstler
hatte sie bei seinen Spaziergängen ge
sehen, wurde bei der Mutter eingeführt
und erhielt nur sehr schwer die Er
laubniß, ein Bild von der Tochter zu
malen und es auszustellen. Das Bild
erregte Aussehen, und zu den größten
Bewunderern gehörte auch der Onkel
einer unserer Marquisen, der sehr
reich und in der Gesellschaft sehr be
liebt ist. Er entdeckte die Adresse des
jungen Mädchens, ließ sich ihr vorstel
len, und da er sie ebenso bescheiden
und begabt wie schön fand, machte er
sie zu seiner Gattin, ehe die nächste
Ausstellung der Academie eröffnet
war.
sp- "
Bot einigen Jahren wurde die Aus
stellung in einer fast dramatischen
Form einer Attraction beraubt. Eine
junge Dame, die einen Anwalt der
City geheirathet hatte, hatte ohne Wis
sen ihreg Mannes einem befreundeten
Künstler zu einem Bilde gesessen. Das
Bild war vollendet. Da hörte der
Gotte zufällig von den Atelierbesuchen
feiner Frau. Jn großer Wuth fuhr er
zu dem Künstler, und da er diesen nicht
zu Haufe antraf, bestand er daraus, in
sein Atelier geführt zu werden. Sein
erster Blick fiel auf das Gesicht seiner
Frau, die als Julia liebend auf einen
Romeo niedersah, der augenscheinlich
nicht er selbst war. Jm nächsten AU
aenblick war das Bild aus dem Rah
men geschnitten und lag in Fetzen auf
dem Boden des theliers. Statt des
sen ließ er einen Check über hundert
Guineas und einen Zettel mit erklä
renden Worten zurück und forderte den
Künstler auf, gegen ihn ein Gerichts
versahren einznleiten. Er hörte nie
weiter von der Sache, aber ich fürchte,
daß seine Frau davon noch hörte.
——.--—.—
Die berühmten Bernhardinerhundc kön
nen ietzt tcleqraphisch zu Hilfe ge
rufen werden.
Ein französischer Tour-ist, der kürzlich
von klttartignh ans iiber den St. Bern
hard-Pas; ging, gerieth etwa eine Stunde
unterhalb der Paszhiihe in einen dichten
Nebel. Ta eg- ihin nicht rathsam erschien
weizer zu gehen, setzte er sich auf einen
Fels-bunt nnd wartete auf die berühmten
Vernhardi11eran11de, die ihn auffinden
nnd geleiten sollten. Indessen kam kein
Hund: nach einer Stunde Wartens ver
zog sich der Nebel, und der Reiseude er
reichte nmhlhelnilten dis- Hospiz. Dort
erkundigte er sieh- wethalb keiannd aus
gesihiett worden wäre, nnd erhielt die
Ame-tuan das-; die Hunde nur mehr auf
telephonisehen Auruf ausgesandt werden.
So sonderbar dass tlingt, so guten Grund
hat die Einrichtung in den bestehenden
Verhältnissen Der Et. Bernhards-Pas3.
dessen sZiihenwege während aeht Monaten
im Jahre mit Schnee bedeckt sind, wird
jetzt auf einer toohlgefiihrten und wohl
aelmltenen Straße überschritten, an de
ren stehren Zehntzhiitten angebracht sind,
die selbst bei Nebel gesehen werden kön
n-n, die, immer offen, gegen Sturm nnd
Eihnee Schutz gewähren. Jede dieser
Zehntzhiitten ist mit dein Hospiz telepho
niseh verbunden, sodasz der Wanderer bei
liedenlliihem Wetter, starker Erschöpfung
dnrih das Telephon um Hilfe bitten kann
Diese Einrichtung ist zu beidenZeiten des
Passe-I allgemein bekannt nnd wird jedem
Landfretndem der dieses Weite-J zieht, in
den Thälern von Wallis nnd Piemont
mitgetheilt. Wenn nnn solcher telephoni
seher Hilferuf tommt, so weiss man im
Hospiz auch sofort, von welcher Schutz
hjitte aus«-i die Hilfe erbeten wurde- Dann
trird ein Mann nnd ein Hund ausge
schickt. Der Hund trägt ein Körbchen um
den Halt-» in dem cBrot, Käse und Wein
enthalten sind; er wittert schon auf Zwan
Fig Minuten Distanz den Menschen nnd
läuft lnnn voraus mit feiner Labung
Tiese Einrichtung erleichtert die sichere
Hilfe nnd erspart den Jnsassen des Ho
sein-s dass oft nnnöthige vlanlose oder
vernehliihe Absuehen des Rasse-s. nnd es
war nur Leichtsinn des Franzosen, daß
er sieh vorher nicht erkundigt hatte. Der
Et. Vernhards:Paß ist heute noch sehr
stark freauentirt. Das Koshiz bewirthet
iährlieh -s—---50M Tonristen, fis-AND
Vilger und etwa 15,000 viemontesische
Arbeiter. die in der Schweiz Arbeit su
chen. Selbst im strengsten Winter passiren
sechs bis acht Gäste täglich das seisin
Das Telephon als Rettnnaöanstalt be
währt sieh jährlich an etlichen Tausend
Menschen. -