Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, August 16, 1901, Sonntags-Blatt, Image 11

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    —
Rigm
Feier des 70015heisen Bestehens see
einsiigeu deutschen Hans-findt
Dissens-e Handel-stehe Vanieu-Ioluis00
III-iudi«asi—seligen-entleiben — Libe
ule Mit-et nnd penscheeinueu—2esm
Der seisiget Nessus-Ieise seien
Die Geschichte der Stadt Riga in
Livland, die kürzlich das Fest ihres
700jährigen Bestehens beging, bildet
eines der vielen Wahtzeichen für die
Schwäche und Zetsahrenheit der Poli
tik deJ deutschen Reiches, wie es bis
!
l
Rathhaus
Ium Jahre 1806, als Franz der Zweite «
die Kaiserlrone niederlegte, bestand.
Jrn Jahre 1201 von dem 1199 zum
Bischof von Livland erhobenen frühe
ren Bremer Domherrn Albert gegrün
det. gehörte Riga mit Livland bis 1561
sum deutschen Reiche. Albert, der 1206
einen Wohnsitz nach Ri a verlegte,
attete die Stadt mit rei em Grund
esitz und werthvollen Privilegien aus,
die zahlreiche Kaufleute aus der Ferne
dahin lockten. Riga wurde dadurch
eine blühende Handelsstadt, die sich
schon im 13. Jahrhundert mit den
Hansastiidten verband. Es entstanden
in Riga stolze Bauten, wie das R a t h
ha us, der Dom und das hoc-inte
ressante Schwarzhäupter
ha u s. Letzteres wurde in den Jahren
1330 bis 1384 vom Rath errichtet und
den beiden Gilden ursprünglich zum
Versammlungshauseeingerijumt. Spä
ter wurde das haus von der Schwarz
häuptergesellschast erworben, einer Ver
einigung von Großtaufleuten, die die
sen Rarnen nach einem ihrer Schutz
patrone, dem meist als Mohr dargestell
ten heiligen Mauritius, führte, wenn
gleich als ihr oberster Schuyherr der
heilige Geota galt.
Nachdem Riga 1237 der Herrschaft
des reichsunmittelbaren deutschen Nit
terordens unterstellt worden war,
mußte sich die Stadt 1547 dem polni
tchen Könige Sigmund unterwerfen,
und 1561 wurde sie ganz an Polen ab
getreten, womit eine traurige Zeit siir
Riga begann. Blutige Bürgeriämpse
brachen aus, und der Rath, dem die
Bürgerschaft zu große Nachgiebigteit
egen polnische Anmaßung vorwars,
fah die Köpfe zweier seiner Mitglieder
auf dem Blutgerüste fallen. Die Er
lösungsstunde schlug, als der schwedi
sche König Gustav Adolph.1621 in die
von langer Belagerung fürchterlich ver
heerte Stadt einzog. Von nun an blieb
Riga fast 90 Jahre unter schwedischer
Souveränität. Gustav Adolph und
seine nächsten Nachfolger führten ein
wohlwollendes, aufgetliirtes Regiment.
Jn Folge der Niederlage Karls des
Zwölften bei Pultawa fiel Riga 1710
nach einer abermaligen, acht Monate
währenden Belagerung, die mit ihrem
Gefolge von Hungersnoth und Pest den
größeren Theil der Einwohnerschaft,
Wohlstand, Handel und Wandel ver
nichtete, in die Hände Peters des Gro
ßen von Ruszland.
Unter den nächsten Nachfolgern nnd
Nachfolgerinnen Peters deö Großen,
der 1725 starb, konnte Riga indeß seine
deutsche Eigenart 70 Jahre lang fast
ungehindert entfalten. Besonders in
der zweiten Hälfte des 18. Jahrhun
derts nahm das geisti e Leben der
Stadt unter der steten ebhaften Ver
bindung mit dem deutschen Mutter
lande einen Aufschwung, der auf Gene
rationen nachhaltig ewirtt hat. So
bethätiglten sich in Steiga in den 50er
und 60er Jahren jenes Sätulums die
berühmten deutschen Schriftsteller Ha
mann und Verder, letzterer als Kolla
borator an der dortigen Dornschule.
Auch in der deutschen Musik- und
......
Schwarzhäupteesidaus.
Theatetgeschichte hat Riga einen guten
Klang. Seit 1782 hat es tin stehendes
deutscheö Theater, dastnden
60et Jahren des 19. Jahrhunderts in
den dortigen ftädtifchen Anlagen einen ;
Prachtbau erhielt. Kein Geringerer !
als Richard Wagner füdtte in den Jah
ren 1837dis 1839 am Djrigentenpulte
des Rigaer deutschen Theaters den
xgzixscks «
schen sehr verändert. Schon 1837
k wurde in Livland und Riga das rafft
E;»che Gesetzbuch eingeführt und die rus
ische S rache als Amtsfprache bevor
szuh d deutsche aber nicht unter
i dr ckt. rIn den letzten Zeiten Alexan
ders dek Zweiten nnd noch mehr nach
seinem Tode 1881 wurden die Sonder-· s
rechte der Ostseeprovinzen von den Rus
ksen aber nicht mehr anerkannt. Die
l russische Sprache wurde zur alleinigen
Amtssprache, auch bei den Gemeinden
erklärt und in den Schulen als Unter
richtssprache eingeführt. Der früher so
und Predigern versiegte, die heutigen
Einwanderer aus Deutschland sind
Ungleich stärker ist dafür der Zuzug
von Russen und Letten. Alle vier
Jahre wird die Stadt jetzt von leiden
schaftlichen, die nationalen Sonderin
teressen aufwiihlenden Wahlkämpfen
erschüttert, in denen freilich bis jetzt der
bestimmende Einfluß der Deutschen
noch geblieben ist, aber unter den ob
waltenden politischen Verhältnissen
mehr und mehr schwindet. Kein Wun
der daher, daß ein so bedeutsames Er
eigniß, wie die oben erwähnte 700jäh
rigf ubelfeier, verhältnißmäßig still
er ie . Nur eine von langer Hand vor
bereitete Gewerbe- und Industrie-Aus
stellung, die ein Bild der heutigen
Leistungsfähigkeit der baltischen Pro
vinzen und insonderheit Rigas bieten
sollte, erinnerte an den Tag.
Ritze-, das dermalen 300,000 Ein
wohner zählt, liegt an beiden Ufern der
Die Verhältnisse haben sich-inzwi
starke Zuzug von deutschen Lehrera
Kaufleute, Techniker und Industrielle. :
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!
Das deutsche Theater. l
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Düna, sieben englische Meilen von ihrer
Mündung in den Rigaer Meerbusen.
Die Stadt ist nach Petersburg der;
wichtigste russische Seehandeisplas an
der baltischen See. An höheren Unter
richtsanstalten besitzt Riga ein Poly
technitum, fünf Gymnasien, ein Leh
rerseminar und eine Novigativics- -
fchulr. »
parte Rikos neuer Gauner-neun
Itchtisi Deo-Inmitten des schlide uns j
ihre must-mahltqu festeste-isten Ists-w
Präsident McKinley hat am 25.
Juli eine Protlaination erlassen, durch
welche Freihandel wischen Port-)
Rico und den Ber. taaten und die
Einrichtung einer Civilverwaltung auf
-«M—
W
x
William H. Hund
der Jnsel angeordnet wurde. Die
Publizirung erfolgte gleichzeitig in
Washington und in San Juan auf
Porto Nico, und zwar hier durch den
Staatssetretör der Jnsel, William H.
Hunt, der zugleich zum Nachfolger des
im September d. . von seinem Posten
zuriicttretenden eitherigen Gouver
neurs Allen bestimmt ist.
Thatsiichlich bestand auf Porto Rico
schon seit Monaten- eine Civilregie
rang, doch war die Prollarnirung der
selben auf Wunsch der legislatioen
Assembly von Porto Rico bis zum 25. .
Juli, dem Gedenttage der ersten, vor
drei Jahren erfolgten Landung ameri
lanischer Truppen aus portoricani
schem Boden, hingehalten worden.
Aus der Freigebung des Verteer
mit den Ver. Staaten erhosft man
für die 800,00() Einwohner zählende
fruchtbare Jnsel den Anbruch einer Pe
riode wirthschaftlichen Gedeihens,
welche auch dem Assimilationöprozesse
Vorschub leisten wird.
William H. unt wurde 1857 in
New Orleans, a., geboren, besuchte
die Pole-Universität und wurde Abdo
kat. Mit 27 Jahren zum Generalun
walt des Territoriums Montana er
nannt, wurde er, nachdem er nach He
lena übergesiedelt, 1888 zum Mitglied
der Montanaer Legislatur erwählt, in
der er als Vgrsisender des Gesetz
gebungssKomites für Justizwesen eine
hervorragende Rolle spielte. Als Gou
verneur Allen dann am l. Mai 1900
nach Porto Rico ging, erfolgte die Er
nennung huntö zum Staatssetretär
der Jnsei.
W
Die Lage der deutschen Arbeiter-.
Aus dem »Verliner Tageblatt«. «
Anfang Juli. Von unzähligen
Lippen löst sich heute die ängstliche
Frage, wie lange die Zeit der geschäft- z
lichen Ebbe noch dauern, wie lange je
der neue Tag neue wirthschaftliche «
Sorgen bringen wird. Wenn auch die
durch einige Bankbrüche in den letzten ;
Wochen hervorgerufene starke Wun
ruhigung je t einem ruhigeren Urtheil
zu weichen eginnt, so hat das allge
meine Mißtrauen in unserer gegen
wärtigen Wirthschaftslage doch eine
kräftige Nahrung empfangen, und
zahlreiche Befürchtungen für die Zu
kunft werden laut. Aus allen Erör
terungen klingt aber immer wieder die
Frage an: wie lange wird die Krise
dauern? — Aber steht unser Erwerbs
leben denn überhaupt unter dein Zei
chen der Krier
Es ist auffallend, wie weit die An
schauungen hierüber auseinander
gehen. Die Einen meinen, eine Krise
sei nicht vorhanden- nur eine kleine
Arbeitspaufe sei eingetreten, ein tur
zer, wohlthätig wirkender Ruhepunkt
in dem Haften nach Gewinn und Er
folg. Die Anderen glauben, daß eine
Kriese zwar über unser Wirthschafts
leben hereingebrochen sei, aber ihren
Höhepunkt bereits überschritten habe,
und daß aus den Trümmern zerrüt
teter Vermögen und vertrachter Eri
stenzen bald ein neues fröhliches Leben
emporblühen werde. Dieser glückselige
sOptimismus hat in den letzten Mona
ten manchen sonst tlugen Mann um
sein Vermögen gebracht. Wir haben
schon seit zwei Jahren immer wieder
auf die drohende Krise hingewiesen.
Aber in« einer Zeit, in der alles in
Wonne schwelgt, findet der nüchterne
Warner kein Ohr. Wir lebten damals
in der Zeit der Maienblüthe; alles
sproßte sprießte nach oben- und
selbst ai. erfahrene Bank- und Ge
schäftsleute freuten sich mit wahrhaft
harmlosem Kindergemüth selbst. da
des neuen Lebens, wo der Vollswirth
bereits den Hauch des Todes erkennen
konnte. .
Wie eine plötzlich aus dem Dunkel
auftauchende Feuerkugel den Nacht
himmel, so hat der Zusammenbruch
der Dresdener Kreditanstalt und der
alten Leipziger Bank unser Wirth
schaftsleben beleuchtet. Auch das blöde
Auge erkennt jetzt die Abgründe und
schwindelnden Tiefen, die aus dem in
den letzten Jahren zurückgelegtenWege
unserer industriellen Entwickelung lie- »
gen. Es giebt auf dem besten Felde,
unter sorgfältig gepflegter Saat
Schmarotzerpslanzen, aber der kluge
Ackersmann reißt sie ohne Erbarmen
heraus, sobald er ihre Art erkannt hat.
E Dieses Amt des klugen Ackersmannes
i wird man auch im deutschen Erwerbs
) leben unter dem Druck der jüngsten
Erfahrungen zu üben haben Der »
sBoden unseres Erwerbslebens ist ge-j
sund aber er muß von bestimmtens
schmarotzenden Unternehmungen ge-l
säubert, und es darf kein Raubbau
» getrieben werden, wie das in den letz
ten fünf Jahren geschehen ist. Unter
Raubbau verstehen wir in diesemFalle
die übermäßige Erweiterung der Pro
duktion selbst mit zweifelhaften Mit-s
) teln. Diese planlose Waarenerzeu
» gung weit über die Aufnahmesähigkeit
T des Weltmarktes hinaus und eine
i wagbalsige Spekulationssucht, für die
Ider Begriff kaufmännische Treue im
i mer mehr ein bloßer Schatten gewor
! den war, haben unser Wirth- i
i schaftsleben in die Krise hineingetrie- i
ben Und um eine solche handelt es
» sichjputs .
s Wir nno retneswegs nur an einem
» kurzen Ruhepunkt, an einer wohlthä
tig wirkenden lnappen Arbeitspause
angelangt; wir haben auch den Höhe
punkt der stillen Zeit noch nicht über
» wunden. Wer das glaubt, der vermag
die wirtbschaftlichen Zeichen nicht zu
- deuten. Die heutigen Tage fallen in
» den Beginn einer Weltmarttlrssis, die
mit der zwingenden Nothwendigteit
eines Naturvorganges sich entwickeln
und die Jndustrieländer am schwersten
treffen wird. Jn England, Riißland,
in den Bereinigten Staaten, inFrank
reich, Deutschland —- iiberall zeigt sich
die drohende Gestalt der Weltkrisis,
und wo sie durch das Land schreitet,
fallen die nicht ganz kräftigen Blätter
und Blüthen am wirthschaftlichen Le
bensbaum verweltend zu Boden. »
Jn Rheinland-Westfalen haben sich
fgegenwiirtig aus vielen Eisenwekten
Berge von Roheifen angesammelt, die
keinen Absatz finden können, in den
Rheinhiifen und im Dortmunder
Stadthasen sind gewaltige Menaen
von Kols aufgehäuft, fiir die tein Be
darf vorhanden ist. Ueber-all sind in
den Eisen- und Kohlenwerlen bereits
Betriebs- und Förderbeschränkungen
eingetreten, aber trotzdem ist man im
mer wieder zu Arbeiterentlassunaen
genöthigt und man setzt auch die Löhne
herab, um Eisen, Kohle und Koks zu
billigem Preise in das Ausland abzu
sehen, das aber auch nur wenig auf
nahmefähig ist. Besser als die Laae
der rheinländisch - westfälifchen Werte
scheint augenblicklich jene der fchlesi
schen zu sein. Diese haben wenigstens
bis ietzt das Einlegen von Feierschich
ten verhindern können, da sie nicht nur
einen etwas größeren Bedarf der schle
sifchen Eisenhiitten, Ziegeleien und
landwirthschaftliehen Betriebe zu be
friedigen hatten, sondern sich auch noch
immer einer ziemlich lebhaften Aus
kuhr nach Oesterreich-Ungarn erfreu
en i
Einzelne Werke der Eisenindustrie
sind gegenwärtig etwas besser als vor
Jahren beschäftigt, und der Optimist
sieht bereits hinter dunklen Wetter
wolken die leuchtende Sonne wieder
emporsteigen. Alle diese Mittheilun
gen über bessere Beschäftigung sind
nicht zu überschätzen und nicht zu ver
allgemeinern. Es handelt sich meistens
nur um einzelne Aufträge, die schnell
ausgeführt werden müssen, und daher
vielleicht selbst Ueberstunden erforder
lich machen. Um solche Fälle handelt
es sich gegenwärtig in den Eisenin
i
dustrie. Auch die «kürzlich ertheilten "
neuen Aufträge derStaatsbahnen und
der laiserlichen Marine ändern an der
Lage der Eisenindustrie nur wenig;
sie sind nicht groß genug, um das Ar
beitsbedürfniß zu befriedigen Die
Einschränkung der Hochofenbetriebe
hatte Förderbeschränkungen in den
Eisensteingruben und selbst die völliae
Betriebseinstellung aus einigen kleine
ren Gruben zur Folge. Die Eisen
werke leiden vielfach nicht nur unter s
dem Mangel an Beschäftigung, son
dern auch unter dem früheren Einkauf
von Rohmaterial zu hohen Preisen,
das sie jetzt abnehmen müssen, wo für
ihre Erzeugnisse die Preise ganz erheb
lich zurückgingen. Der Preisunter
schied zwischen Rohstoff und Waare ist
heute so groß, daß manche Werke Reu
gcld bezahlen, um sich der Verpflich
tung, das Rohmaterial vertragsmäßig
abzunehmen, zu entziehen.
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Die deutsche Maschinenfavrttauon
leidet gleichfalls sehr schwer. Wenn
das bisher nicht noch mehr zum Aus
druck gekommen ist, so ist das auf die
im Allgemeinen gesunde finanzielle
Unterlage der Anstalten dieser Art zu
rückzuführen. Aber in allen Zweigen
dieses großen Erwerbszweiges fehlt es
gegenwärtig an ausreichender Beschäf
tigung, und die Zahl der arbeitslosen
Maschinenarbeiter ist sehr groß. Die
Lage der deutschen Elektrizitätsindu
ftrie hat der »Fall Kummer« beleuch
tet, obwohl bekanntlich der betrübende
Zusammenbruch dieses großen Dres
dener Werkes mehr durch eine hochge
triebene Spekulation als durch den
Mangel an Aufträgen verschuldet ist.
Auch in der Entwickelung der Elektri
zitätsinduftrie ist eine Stockung einge
treten, die vielleicht erst in einigen
Jahren überwunden sein wird.
Die Beschränkung in den einzelnen
Zweigen der Textilindustrie ist gegen
wärtig eine sehr verschiedenartige
Wirklich gut ist sie an keinem Orte,
wenn auch einzelne Meldungen günstig
lauten. Das Geschäft schleppt sich
überall matt dahin; wo regeres Leben
herrscht, da sind plötzlich einige grö
ßere Aufträge ertheilt, die schnell aus«
gefiihrt sein wollen. Oft Undelt es
sich nur um einige Tage oder einige
Wochen lebhafterer Beschäftigung; ein
vereinzeltes Wellenträuseln aus der
weiten, stillen Fläche. Dann geht das
Geschäft wieder seinen müden Gang.
Selbst wo augenblicklich ausreichende
Aufträge vorliegen, wird wenig oder
nichts verdient oder noch zugesetzi.
Dasselbe unbefriedigende Bild ge
währen heute zahlreiche andere Er
werbs-zweige. Viele Industriearbeiter
suchen Beschäftigung in der Land
wirthschaft, soweit sie vielleicht aus
den Jugendjahren Fähigkeit für eine
derartige Thätigkeit besitzen. Its-»
--——.————
Der vornehmste Rock.
Als der »vornehmste Rock« ist vom
Kaiser neulich —- bei Einführung des
Prinzen Fritz-End in’s Heer als Of
sizier —- der Rock des ersten Garbe
Regiments zu Fuß bezeichnet worden.
Das erste Garde-Regiment zu Fuß
zeichnet sich dadurch aus, daß es aus
schließlich adelige Ossiziere in seinen
Reihen zählt, darunter 11 Prinzen
und 17 Grasen. Zu den Eigenthüm
lichkeiten dieses Ossiziercorps gehört
es, daß es allein in der ganzen Armee
neben der Besoldung, Wohnungszu
schuß, Servis u. s. w. auch noch einer,
Kleidergeld - Zuschuß erhält. Dieser
beträgt 15 Mark monatlich stir den
Ofsizier. Außerdem beziehen die Of
siziere dieses Regiments ein höheres
Tischgeld; während sonst nur die
Subaltern - Ossiziere Tischgeld bezie
hen und zwar sür jedes Bataillon zu
sammen 90 Mark monatlich, erhält im
ersten Garde - Regiment der Stabs
ossizier monatlich 120 Mark Tisch
geld, der Hauptmann 60 Mark, der ’
Lieutenant 86 Mark, der Feldwebel
12.50 Mark, der Fähnrich 18 Mark.
Die Unteroffiziere haben eine um 8
Mark höhere Löhnung, die Gesteiten
und Gemeinen eine um 1,50 Mark hö
here Löhnung.
Noch eine andere Eigenthümlichkeit
des Regiments besteht darin, daß es
statt 12 13 Hauptleute zählt. Der Is.
Hauptmann wird im Etat geführt, ist
.aber in Wirklichkeit nicht vorhanden
und niemals vorhanden gewesen.
Gleichwo l wird siir diesen jahraus,
jahrein ie Besoldung, Wohnungs
geldzuschuß, Servis, Kleidergeldzw
schuß und Tischaeld verausaabi. Bei
einer Etatsdebatte im Reichstage wur
de dieser Posten als der »ausgestopfte
Hauptmann« bezeichnet. Dabei stellte
sich heraus, daß die Einkünfte dieses
papiernen Hauptmann-s zu einem be- :
sonderen Dispositionskonds fließen,
der unter die Anaehörigen des Regi
ments vertheilt wird. .
Man ersieht daraus, daß der »vor- !
nehmste Rock« mit Hilfe eines besonde
ren Kleidergeld - Zuschusses ermög
licht wird. !
CEuaen Richter’5 -«-Freic. Ria.«)
General Datum
Ver von sum einsieht-ne sannst streu
Prisdeutmatt der Uevuhltt Leibe-.
Der tubanische Patriot General Go
mez hat nach der Rückkehr von seiner
Reise nach den Ver. Staaten dieser
Tage in einem offenen Briefe in Ha
vanna den Zweck jener Reise darge
legt. Er sagt darin, daß er sich mit
der Absicht nach New York begeben
habe, um General Palma die Noth
O4
« ZJX
Tomas Estrada Palma.
wendigkeit vorzustellen, nach Kuba zu
kommen und der erste Präsident der
iubanischen Republit zu werden.
»Sennor Palma,« so führt Gomez aus,
»besitzt hervorragende Regierungs
Eigenschaften, wie er durch sein Ber
halten im Revolutionskriege von 1868
bis 1878, sowie als Chef der Dele
gation während des Krieges von 1895
bis 1898 bewiesen hat. Durch die
große Jntegrität, die er in seinen amt
lichen Stellungen entwickelte, hat er sich
die Kuhaner zu Dank verpflichtet.
Nicht Einer unter uns nimmt außer
dem beim amerikanischen Volke, mit
dem wir freundschaftliche Beziehungen
zu unterhalten wünschen, und seinen
hervorragenden Männern eine so ange
sehene Stellung ein, wie Palma. Er
ist sür die im September d. J. stattfin
dende Präsidentenwahl nicht nur der
geeignetste, sondern thatsöchlich der ein
zige Kandidat. Als echte Kubaner
sollten wir ihn veranlassen, daß er
das Amt annimmt. Jch werde Alles
aufbieten, damit dies-Ziel erreicht wird,
und dann von der Politik zurücktre
ten.«
Tomas Estrada Palma wurde 1836
in Bayamo aus Kuba geboren. Er er-—
hielt seine Ausbildung in Havanna
und Madrid und wurde Advokat.
Beim Ausbruche der Revolution 1868
schloß er sich den Aufständischen an
und wurde 1875 zum Präsidenten der
redolutionären Regierung gewählt.
Palma gerieth 1877 in spanische Ge
fangenschaft und schmachtete bis 1879
in einem Kerker in Spanien. Sein
großes Vermögen wurde konsiszirt.
Palma war dann General-Postmeister
in Honduras und kam später nach den
Ver. Staaten, wo er in Central Val
leh, N. Y, ein Erziehungsinstitut für
lateinisch-amerilanische Knaben grün
dete und wo er noch gegenwärtig sei
nen Wohnsitz hat.
Wkttkrprophkt Moort
Der Chef des Pet. Staatmctsetterhukeaus
und seine schwierigen Oblieqenhetteir.
Mehr denn seit Jahren hat die
außergetvöhnliche Hitze im heutigen
Sommer die Aufmerksamkeit auf die
Berichte und Prophezeiungen des Ver.
Staaten-Wetterbureaus gelenkt. Wenn
diese Prophezeiungen freilich zuweilen
trügen, so dürfte die damit zu ent
schuldigcn sein« daß ie Beamten des
Wetterbureaus eben auch nur Menschen
sind und daß sie, entgegen der An
nahme Bieler, noch mehr zu thun ha
ben, als nur Wetterprophezeiungen zu
verabfassen.
Laut einer ofsiziellen Publikation
liegt dem, dem Ackerbausekretär unter
stehenden Chef des Wetterbureaus,
außer der Aufsicht über die Wetter
prophezeiungen siir das Publikum,
noch die Signalisirung von Stürmen
im Interesse der Landwikthschast, des
Handels und der Schiffsahrt ob, fer
ner die Signalisirung von den Gestei
ten und dem Wasserstande der Flüsse.
Dem Chef des Wetterbureaus unter
O
«
Willis L. Moore.
stehen die Erhaltung und der Betrieb
der Telegraphenlinien an der Küste. s
Er hat zu Nutz und Frommen von
Handel und Schifffahrt die Seenaeh
richten zu sammeln und weiter zu über
mitteln Mit Rücksicht auf die Baum
wollpflanzet liegt dem Chef des Wet
tetbureaus die Pflikhl ob, über die
—
Temperatur und die Bedinguncen sti
allensall rgen Regenfall zu rapporq
titen. — r hat kommenden Frost und
kalte Windtvellen anzuzeigen nnd über
haupt solche meteorologische Bevha
tungen anzustellen, welche nöthig n ",
um die augenblicklichen tlimati chen
Verhältnisse der Ver. Staaten fe-"ifiel
len und einen Einblick in sie genosnnen
zu können. « «
Als Hilfsmittel fur die Wetter
beobachtungen und die Arbeiten des
Wetterbureaus dienen, außer dem
Telegraphen, Thermometer, Baron-e
ter, Selbst-Registrirapparate für Wind
und Sonnenschein und andere Instru
mente.
An der Spitze des Ver, Staaten
Wetierbureaus steht seit 1895 Profes
sor Willis L. Moore.
Willis L. Moore wurde 1856 nahe
Binghamton, N. Y» geboren. Er be
suchte die Signaldienft-Militärschule
zu Fort Meyer, Ba» und trat im Alter
von 21 Jahren in das Signalkorps,
das heutige Wetterbureau, ein. Er
war erst Assistent, dann Vorsteher ver
schiedener Wetterftationkn im Lande
und wurde 1886 wegen der Erfindung
einer schnellen und dabei sparsamm
Methode der Uebermittlung von Wet
terprophezeiungen zum Sergeanten be
fördert. Den Titel Professor errang
sich Moore 1894 in einem öffentlichen
Konteste Zum Chef des Wetterbureaus
wurde er seiner Zeit von Präsident
Cleveland ernannt.
prrlcnsischereikn in Arkansas.
Eli-fasse und dabei erfolgreiche Methoden sue
Gewinnung von Perle-h
Jn weiterem Kreise verhältnismäßig
wenig bekannt sind die seit 1896 im
Betriebe befindlichen Perlenfischereien
im Blacl River im nördlichen Arkan
sas. Das Gebiet der Fischereien er
streckt sich von Pocahontas, dem
Eountysitze von Randolph-Cvuuty, bis
Powhatan, dem Countysihe von Larv
rence-County. Das Centrum der Per
lenproduktion und den Hauptmarkt
für den Perlenhandel bildet aber Black
Rock in Lawrence County.
Die Perlenfifchereien am Black
RiVer begannen zuerst die Aufmerk
samkeit zu erregen, als große Perlen
funde bei Bald Knob, Ark» New Yor
ker Händler in den Staat lockten. Bald
überflügelten die Block Biber-Fische
reien jedoch in ihrer Ausbeute diejeni
gen von Bald Knob, und der Black
« H «- --·
-,»-J— ,
i PerlensischeriBootr.
;River wurde das Melka zahlreichet
jSpekulantm Schon in der ersten
s Saison nach der Entdeckung der Per
s len waren auf einer Strecke von 20
Meilen über 1200 Personen in der
Perlenfischerei beschäftigt. Man sam
melte die Muscheln mit der Hand, in
) dem man in’s Wasser watete. Manche
. Personen benützten Heugabeln, Re en
und Spaten. In seichtem Wa er
wurden auch Pflüge gebraucht um wik
diesen den Flußboden umzukehren. Ein
Mann aus Block Rock ließ sich schließ
lich ein Paar Austernzangen anfer
i tigen, die sich insofern gut bewährten
i als die Perlenfischerei nunmehr von
» Boot-en aus-, wie die beigefügte Abbil
dung zeigt, und bei fast jeder Wasser
tiese betrieben werden konnte. Die
Verwendung solcher Zangen wurde
bald allgemein, und man fand, daß die
feinsten Perlen aus einer Tiefe von
sechs und mehr Fuß kamen. Die Ein
führung der Austernzangen machte fer
» ner die Perlenfischerei im Winter mög
t lich. Man spannte beim Eintritt der
t kalten Witterung auf den Booten Zelte
i auf und ztindete auf den Backstein
? herden aus dem Boden der Boote Feuer
an.
. Die Ausbeute ist denn auch eine er
ileckliche. Man schätzt, daß seit 1896
auf der Strecke von-Pocahontas bis
Powhatan preiswerthe Perlen im Ge
sammtbetrage von 8500,000 im Black
River gefunden wurden. Hiervon ent
fielen allein 8160,000 auf das Jahr
1900. Auch in diesem Jahre ist die
Ausbeute eine gute und geeignet, den
Wohlstand der dortigen Bevölkerun
zu vermehren. Zahlten doch neulig
die Bauten in Black Rock an einem
einzigen Tage 812,000 für deponirte
Perlen aus-, an einem anderen Tage
87000. Fast jeden Tag aber werden
Perlen zum Gesammtbetrage von
51000 bis 85000 veräußert. Dabei ist
der Gewinn ein bedeutend höherer als
der sprichwiirtliche Profit der Apo
theler. So wurde eine Perlensamms
lang, die einem Manne in Black Rock
82500 gekostet hatte, für 810,000 nach«
New York verkauft. Einzelne, be onq
ders schöne Perlen wurden für « ·
81300 und Usoo veräußert.