Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, August 16, 1901, Sonntags-Blatt, Image 10

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    s« sie Ieisen Meine-.
—
sa Dei-nich Stein«-e
die beiden Kleinen find reizende
Wfchen und mit einander verheira
M Selbst ihre Feinde geben zu. daß
H aus Liebe geheirathet haben.
sind klein« daher haben sie ihren
Mitten-nein Doch machi er mit dem
M Schnurrbart und den dichten
W
brauen einen martialischen Ein
« . Wer ihn aber näher ansieht,
heiß gleich, daß er ein lieber Kerl ist.
«Ein sehr neiter Mensch,« würde man
in Oesterreich sagen. Ueber die Kleine
will ich gar nichts sagen. Sonfi würde
es ein Gedicht. 1Und ich will doch in
Pressa schreiben. ;
Die beiden Kleinen besaßen ein klei
nes Häuschen mit einem wundernetten ;
kleinen Gärtchen an einem kleinen Ge- J
birgsser. Und selbst die riesengroßen i
Berge, die ihn umgaben, oerstiirttens
den Charakter der Jntimitiit, indems
sie mit ihren dicken Felsenleibern die
weite, weite Welt ausschlossen.
Dort saßen die beiden Kleinen und
liebten sich.
Außerdem malte er.
Sie hatten mich oft aufgefordert, sie
zu besuchen, und einmal fuhr ich hin —
aies dem Rade natürlich.
Auf dein ganzen Wege freute ich
mich darauf. sie zu sehen. Jch hatte
mich nicht getäuscht, auch sie freuten «
sich, als ich ankam, und jedes von uns
freute sich über die Freude des Ande
ren noch extra. So viel Freude gab
es nur bei den beiden Kleinen.
Nachdem wir eine Weile so herum-·
gefchwiitzi hatten, ohne viel Sinn und
Verstand, nur in der Absicht, dem An
deren etwas Liebes zu sagen, verab
schiedet fich die Kleine. weil sie in der
" Wirthschaft zu thun habe. Sie «
schlüpfie in’s Häuschen, wie eine Ei- !
dechse in eine Mauerrihe, der Kleine «
aber nahm michunter den Arm und i
sagte: »Vor Tisch wollen wir noch et- E
was spazieren gehen.«
Also gingen wir auf der Straße am
Seen-fee spazieren. Der Kleine fach
simpelte, sprach von Sezesfion, Plein- l
air —- Segantini —, ich fühlte mich j
so doll Von der Sonne, die auf der :
Gegend lag und aus den beiden Klei- ;
neu strömie ——, daß ich schwieg. Aber
piiitlich ging mir etwas durch den«
Sinn. ;
Himmelherrgottsatrament.« sagte
ich, »hast Du es gut!«
Der Kleine blieb stehen und sah mich !
an. Dann sagte er mit immer steigen ?
der Betonung: »Ja!— Ja!! —- Ja'.. ' « ;
und weitergehend, fügte er hinzu: ;
Æßt Du, so ganz unverdient ist;
mein Glöck doch nicht Jch habe daran
gearbeitet Das muß man auch « l
»Nun ja Du hast eben eine entzü- «
elende Frau geheirathet. «
»Ach was,« entgegnete der Kleine,
»was verstehst Du Junggeselle von den
Frauen. Jhr beurtheilt sie nur nacht
dem Aeußeren. Jch sage Dir,« suhr
er fort mit einer Stimme, wie ein
herr der Schöpfung Urväterweistyit
zu versapr pflegt. »im nnern sind 4
die Frauen alle gleich. atiirlich sind J
sie verschieden, aber alle «Frauen"- , j
als Geschlecht sind sich gleich. Man,
muß sie alle erst erziehen.« (
»O je. Du erziehst Deine Frau?«
«Natiirlich denkst Du gleich, ich halte
ihr lange Reden. Rein, mein Freund, »
" so dumm sind wir nicht. Jch streite ni e
. Mk ihr aber ich lasse wie von selbst in
jedes Gespräch etwas von meiner An
W einsließerr. Wenn wir ewas zu
ammen lesen, betämpse ich die einet
einnng und vertheidige die andere — J
sie sie zu meiner eigenen passen. Aus
" solche Weise erreicht man etwas. Eine
essen-e Behauptung erweckt nur Wider
sptttch. Du darfst nie verrathen, daß
Dn eine ausgesprochene Ansicht hast. «
«Ja, was ist denn Deine ausgespro
chene Ansich ti«
»Daß Mann und Frau verschieden
Aber das ist doch eine uralte An
»Was macht das?« sagte der Kleine.
»Alle Wahrheiten sind alt. Siehst Du,
die hanptsache ist die Grundlage, das
seitige Verständniß, das Inner
kichr. Das muß da sein· Das muß
man bei dem Manne scharf von dem
senßnlichen teennen.«
»Und bei der Frau?«
» iie die Frau giebt es nicht- Treu
l I. Das ist eben der Unter
chied.«
Der Kleine liebte Redesormen, wie:
" ist« und »man muß«. Er liebte
upi das Bestimmte, Geoßakiigr.
Er sprach sehr viel von sich und wurde
damit nie langweilig. «Das ist ein
dient —- ieine Kunst; man muß es
M —- letnen kann man es nicht,«
hatte et mir geantwortet, als ich ihn
einmal auf diesen seltsamen Umstand
satn machte.
« »Ich will Dir ein-as sagen,« fing der
Meine wieder an. »Ich könnte jederzeit
« seine Frau betrügen, ohne ihr auch
M daD Meinße von dem zu nehmen,
Das sie an nie besi t. Denn während
ich sie Messe, wii ich doch nur sie
M —- sp wirklich lieben. Jch kann
sie deuten, daß eine taa einem Man
je W Wes-es reizlos wird.
M M hat seht haniasie —- er
« » »Ist-c können. Die Frau
H It so den und so lieben —- sie
» eben da, m sie liebi.«
W Rat nat das vielleicht nicht
ss - M : Wi- ttosdem. was
»Das ist mein sittliches l.« fuhr
der Meine fort. .Jhr ge det Mäd
chengvmnasierr. Jst wollt die Frau
gest-berechtigt machen, das ist Unsinn.
rau empfindet anders als wir,
sie sii lt anders, sie liebt anders. Sie
itt monogamisch. der Mann polygas
misch angelegt. Jch frage nicht« warum
das so ist, ich sorsche nicht nach, ob es
besser sein könnte, ich sage einfach: Es
ist so, und weil es so ist. ist es natür
lich, nnd weil es natürlich ist« ist es
sittlich. Habe ich vielleicht nicht recht i«
«hoi——be—jiih«, tönte es von rück
wärts.
Wir warchten uns um, da stand die
f Kleine aus der Straße vor dem Häus
, chen. hatte die hände an den Mund ge
I legt und schrie mit ihrem kleinen, fchtils
J len Stimmchen aus allen Kräften.
i »Das ist der Magenschrei,« erklärte
der Kleine sehr ernsthaft. »Wenn ich
draußen male und ich hör’ ihn, weiß
ich, daß das Essen fertig ist. Mach’
schnell, denn ich habe einen kolossalen
Hunger-I -
Ein Mittagessen bei den Kleinen ge
hörte zu den allerlustigsten Sachen aus
der Welt. Warum, weiß ich auch nicht,
aber es war so. Wir aßen. lachten,
hatten uns gern und wußten, daß wir
uns gern hatten. Solch’ ein Bewußt
sein ist viel werth. Gestiitzt daraus
durften wir sogar einander die Wahr
heit sagen.
Die Kleine war etwas rniide und zog
sich gleich nach Tisch zurück, um zu
schlafen.
»Und was thustDu?« fragte mich der
Kleine.
»Ich werde mich in Eltern Garten
Pius das Gras legen und auch schla-»
en.«
»Faulthiere,« sagte der Kleine. »Ich
werde malen.« s
Wir plauderien noch eine Weile mit
einander. dann zog er ab, mit Malge- »
röthschasten hoch beladen.
Jrn Garten war es wundervoll, ganz
still. Ein leises Wellenranschen machte
die Stille erst hörbar-. Es war eine
Lust, einzuschlasen. J
Als ich erwachte, stand die Kleine
vor mir. ;
»Auf, Sie Siebenschläser«, sagte sie. «
; »Jetzt giebt’s Kassee.«
i Wenn man so dalag wie ich, und die
j Kleine von unten nach oben ansah, er
; schien sie viel größer und stattlicher. ais
f sie in Wirklichkeit war· «
s »Kletne'. bat ich, Neuen Die mirj
! einen Gefallen tlsunim
»Nun?«
»Wetden Sie keine Dame!« «
Sie lachte fröhlich, drehte sich um und i
ging in die Laube voraus, wo das ·
Dienstmädchen den Laffeetisch deckte. i
Diese Laube paßte ausgezeichnet zn (
den Kleinen. Sie hatte gerade siie drei »
dünne Menschen Platz. und wenn man ;
glücklich drin war, hatte man das Ge
südl: heraus komme ich in meinem Le- i
ben nimmer. I
Diesmal saßen wir nun zu Zweien ;
drin, der Kleine war noch nicht zurück. «
,Lassen Sie doch den Magenschrei er
tönen«, sagte ich.
»Das dars ich nicht· Der gilt nur I
tin Mittag- und Abend-essen Der Kas- «
fee ist zu geringfügig, ntn die Arbeit zu »
unterbrechen«
So trauten wir ohne den Kleinen
Rassen
«Gehen wir spazieren«, schkug ich
dann vor, »und stören wir den Kleinen
beim Malen.« J
»Ach. lieber nicht«, meinte die Kleine. «
»Wean man ibn stört, kann er schreck- ;
lieb grob werden. Ich bin auch fo»
müde. Jch weiß nicht, was ich seit ei- «
niget Zeit habe. Am liebsten fide ich
hierWnndsggsausGänkSese hinatåsf ch
un es . - M · na -
deutlich
Die Kleine entgegnete nichts, sie
machte ein ernstez, beinahe trauriges
Gesicht . . ·
»Ob« sind Sie nicht glücklich? Das
wäre doch eine Schande.«
»Ob es aber immer so bleiben wirdk
sagte sie leise vor sich bin.
·Daniit quälen Sie sicht« Jch war
sast entrüstet. «Das habt Jbe Beide
doch selbst in der baut-X
Die Kleine schüttelte ernst den Kons.
Lin Gestibl hat Inan niemals in der
bew- soate tie. Jst-te ist es va- ver
weis-. ob ei morgen da sein wied.'
Jest wurde es mir doch zu bunt.
«Aber Kleine«, ries ich. »Sie sind ja
eine elende Rihilistin. Unsere Gefühle
ändern sich doch nicht willkürlich, sie sind
doch auch ein Theil von uns. Mein
Gott, wir bleiben auch nicht unser gan
zes Leben lang dieselben. Und wenn
auch ’mal was dazwischen kommt —
on revient toujours n ses prerniers
arm-ask
»Warum sagen Sie etwas. was Sie
selbst nicht glauben,« unterbrach mich
die Kleine vorwurstvoll »Ja ber
Liebe giebt es lein Zurücklehren Viel
leicht gar aus Mitleid«, sehte sie bitter
hinzu. »Nein, vie Grundlage jeder
Liebe muß Wahrheit sein. Jch liinnte
Alles ertragen siit den Mann, den ich
liebe. Ent hrung und Schande, aber
wenn ich daran denke, baß es einmal
anders wäre, daß et sich mir nähern
könnte, aus Gewohnheit, blos weil ich
ein Weib bin —- oh psui.«
»Ich wußte nicht recht, was · sagen
sollte. .Die Wahrheit ist ein deal,"
meinte ich endlich, «knit dem lann man
nich-l rechnen.«
»Die Wahrheit,« sagte die Kleine rn
hig, Jst die sittliche Forderung der Lie
. Ohne absolute Wahrheit kommt
man in Lüge und heuchelei nnd noch
Schlimmere5.«
«0nt, dann muß man die Wahrheit
auch ertragen lönneuf
«Oder daran zu Grunde gFenX
JSie Msind ja eine ganz g iihrliche
natile
Fa agseitr. Uebrigens, " sagte die
Kleineas und beugte sich iiber den Tisch,
als ob sie mir ein gefahrlichei Geheim
nis anvertrauen wollte. .ich will Jhnen
! etwas sagen, schön ist die Liebe nicht.
Sie macht egoistisch und unduldsam ge
en Andere Nur wenn zwei Menschen
sgich ganz tlar und wahr gegenüberstehen
und sich angehören bis aus den tiefsten
Geund ihrer Seelen, dann ist sie
! sch ön." «
Z Wie schwiegen Beide
; Jn jedem Gespräch tritt ein höhe
punlt ein. wo man siihltt was gesagt
- werden sollte ist gesagt reden wir nun
von etwas Anderem
Aber mir siel nichts ein.
I Die Kleine hatte aus den See hin
ausgeblicki. Jeht sagte sie: .Sie soll
ten noch etwas spazieren gehen."
»Sei-en Sie nicht mit?«
Sie erhob sich, sehte sich aber sofort
wieder.
»Sie müssen schon allein gehen.« ant
wortete sie, »ich siihle mich heute so
schwindlig. Da oben ist ein wunder
schöner Aussichtzpuntt. vielleicht siinss
zehn Minuten von hier. Der Weg ist
gar nicht zu sehlenk
Die Kleine hatte Recht der Weg war
nicht zu sehlen und die Aussicht herr
lich von oben. Der See zwischen den
hohen Ielsbergen, die Buchens und
Fichtenwalder an ihren sangen, ganz
unten zu meinen Füßen das lleine
häuschen in das ich gerade den Meinen
mit Ruckiack Matstuhl und Farbenb
sien eintreten sah.
Und doch wurde rnir nicht recht froh
um’ö Herz.
Jch hatte die beiden Kleinen so lieh.
und Fest bedrückte mich die Furcht, daß
sie mit ihrer Prinzipienreiterei sich das
Leben verderben möchten. Um zwischen
einem sittlichen Jdeai und einer sittli- »
chen Forderung durchtutommen,
braucht man schon viel Glück. I
Während ich den Weg langsam wir
der hinabging, sah ich schon im Geistj
das häuschen da drunten verddet Die
Kleine am gebrochenen Herzen aestorben l
und ihn. den Kleinen, rastlos in der
Welt umherwandern, den Tod erseh
nend·
Da drang plöslich ein selisamer Ton
an mein Ohr.
Es tlang tod Ja —- ha — ja —- hül
—- ia —- bo. l
Zuerst dachte ich an den Maaenschrei,
aber der war doch ganz anders aeweien
lZeiß Gott was dieser Ruf zu bedeuten
tte
Je mehr ich mich dem bat-se näherte,
desto lauter erscholl in unreglmiißigen
Pausen der merkwürdige Schrei.
Die Kleinen hörten mich nicht als ich
durch den Garten sein« Sie saßen eng
aneinandergeschmiegt in der Laube
Jest streckte der Kleine den Kvps vor
und brüllte, was er tonnte: »Ja-hu
—ja—-hii—-—ja—ho.«
»Bist Du verrückt ?« fragte ich
Er wandte sich nicht einmal um.
»Du bist gar nicht würdig, das zu hö
ren«« sagte er. »Du jämmerticher
Junggeselle Das ist der Baterjodler. "
Schweigend sah ich in den See hin
aus, wo die beginnende Dämmerung die
Tone anszntrinten schien.
Mir wurde leicht und fröhlich »in
Muthe.
Ich pslege nicht an hellucinationen
zu leiden aber jeht war's mir als ob
zwei riesige Nebelgestalten ans dem
Wasser emporwuchsem das sittliche
Ekel nnd die sittliche Forderung. l
ischen ihnen aber stand ein winziges I
ind, nnd die Nebelgestalten wurdenj
ißt-einen kleiner und das Kind immer grö- t
t —- —
zspJ —- « — bit —- a —- bv I
—« tönte ei pliijlich dicht an meinem l
Ohr. Die beiden Kleinen nsx sen ge- s
räuschloi ans der Laube getreten und s
standen neben mir.
» »Meine lieben Kteinen,« sagte ich,
, .nehmt mir s nicht übel, aber Ihr seid
! Eitevgerößten Schafstöpse die es aus der
i Ader sie nahmen mir'« ugver nicht übel.
Wir bettelten uns die
alle Drei etwas geriit
. Sie sind eben zu liebe Menschen« die
Il beides W.
und waren
E i n K e n n e r.
Professor: »Was werden Sie machen,
1 wenn Sie zu einer ohnmächtig gewor
» denen Frau gerufen werden?«
T Kandidak »Ich werde zu ihrem
l Gatten eilen und ihm zureden, den
Wunsch feiner Gattin zu erfüllen«
Der folgsame Gatte.
Dame: «Meinem Mann ist vor meh
reren J en das Trommeliell get-law
seit der «t ist er schwerhörig.'
Freundin: »Das merkt man aber
gar nicht; bei Dir hört er doch aufs
Worttk
A b f ch r e ck e n d. .
Mann: «Denle nur, liebe Frau« ge
rade hundertfiinfzig Mart habe ich für
das Begräbnis der seligen Tante be
zahlen müssen! Da möchte einem
wahrhaftig alle Luft zum Sterben ver
gehen!« «
G u te V o r s ä e.
Freundin: »Aber Einen , wie kannst
Du nur den Meter heirathen-, der Mann
hat doch nicht das zu einem hauiftanbe
nstläkei Einkommen S«
« . t Du, liebe Olga, ich komme
schon m t feinem Einkommen aus. und
er, nun das ist dann eben seine Sache-"
W
Ein Irirathisersnittler wider
säume ’
Stiqe vonDans Reiz.
Ein Hinz Die Schale war zu Ende.
Dem FachtikenPartat desG innasinms
entstrpmte Deutschlands ha nungidalle
Jugendz Bunt durcheinandergetolirselt
I kamen die verschiedenen Klassen. Den
Schluß aber bildete die Tertia, deren
Ordinarius, Oberlehrer Dr. Schmidt
als einer der Lehten die heiligen hal
len verließ. »
! Wie aus Verabredung hatten sich
; fast sämmtliche Schüler aus dem gegen
J uderliegenden Trattair versammelt. Sie
slusterten zusammen, pusstenEiner dem
Anderen in die Seite und schauten sich
! mit diabalifchem Lachen an.
F »Sieht man’s denn auch deutlich?«
i erkundigte lich neugierig der etwas
; iurzsichtige Franz Lenze. «
. »Nanu, aber seste2« meinte der blon
» de Gieseckr. Während Meier, derDritte
im Bunde, die Bemerkung bestätigte mit
einem ener ischeru .
«Ganz gsann-i kann man’s lesen!
Einsach tadellos!'
E Der ahnungslose Oberlehrer war
; unterdessen rnit rascher Gangart um die
: Ecke geb en. Er durchschritt hastig
f mehrere uerstraßen um dann in der
s Vetsdamer Straße eine Buchhandlung
zu betreten.
i »Mein Brockhaus ist antiauarisch
! abzugeben. nicht wahr?a fragte er die
s elegante Verläuserin.
J »Gewiß, natürlich«. antwortete sie
tiensteisrig, nachdem sie ihm das gesor
derte Reklarn - Mian verabsolgt
hatte. »Wenn der Herr Ober-lehret Be
darf haben, so kann ich nur rathen. Das
Lexikon ist erst zwei Jahre alt und ganz
vorzüglich erhalten«
»Herr Obertehrer« hatte sie gesagt!
Tottor Schmidt starrte das sehr unter
nehmend aussehende blande Fräulein
tnit dem mächtigen haaraufbau und
dem etwas malitiösen Lächeln einiger
maßen verblüfft an. Merhviirdial
Was diese Berlinerinnen für ein Ge
dächtnisz haben. es ist sahelhastl Er
wußte ganz genau. daß er dieBuchhana
lung erst ein einziges Mal betreten
l«-atte. um sich einige Bücher schielen zu
lassen, und zwar war das mehr als ein
Jahr her. Trotzdem mußte sich das
Mädchen seinen Titel genau gemertt
haben.
Das dlonde sjraulein nane iner
seine Vetbliisstheit benust und ihm die
Barth-eile eines Lexilons in so lebhaf
ten Farben geschildert, als sei er min
destens aus dem Mond gross geworden
und rnit den Sitten und Gebriiuchen
moderner Kultur gänzlich unbekannt.
Also ich nehme mit Bestimmtheit
an, daß sich der here Doktor die gün
stige Gelegenheit nicht entgehen lassen
werden, sondern das Lexiton tausen«.
schloß sie jeft energisch ihre längere
Rede. »Die Adresse weiß ich ja, »Ohn
lehter Doktor Schmidt«. Dats ich noch
urn Straße nnd hauinmnnter ditten?«
Der überrumpelte Doktor, der sich
von seiner Verbliisstheit noch immer
nicht anz erholt hatte. nannte ihr Bei
des. ur wagte er noch den schüchter
nen Einwand, daß er nicht gleich zah
len könne. da er nicht das nöthige Geld
bei sich hab-·
»O bitte, bitte. thut durchaus
nichti«, beeilte sich die Blonde, ihn zu
dersichern. »Das heißt. da der here
Ober-lehret unverheirothet sind, o darf
ich wohl bitten. Ihrer Wirthin und
lichst das,Geld auszuhändigetn damit
ter Bote nicht umsonst geht«
.Da ich unverhei . . .« Dem Doktor
blieb vor Staunen buchsliiblich das
Wort irn lse sieden. «Ja, aber woher
in aller lt wissen Sie denn das,
mein Fräuleint«
»Weil-er ich das weis-? O —- — —«
Das Fräulein lächelt noch bedeutend
; malitiöser und meinte dann: «Das
habe ich dem Deren Oberlehtee gleich
angesehen.«
«Donnertoetter!« entfuhe es ihm
unwilltiirlich im Ton der Hochachtung
Einen Blick hatte das Mädchen —- ein
sach großartig! Freilich — so etwas
tvar auch nur möglich bei einer Jünge
tin von Spkoe Pulte-. ,
« ------ « «
Als der Doktor pas Welchem per-ar
ien hatte, sah er im Geiste immer nach
tat halb molante, halb rnitleibi e Lä
cheln der blonden Schilnbeit vor . Er
hatte dabei das unan ehme Gefühl,
als ob ihn dieses öcheln überallbin
verfolge. Und wahrhaftig! Als er sich
fest umfah, belehrte ihn ein Blick, daß
sein Gefiibl richtig gewesen; denn die
Blonde stand mit übereinandergeschla
Henen Armen in der Ladenthiir, sah
hin nach, und jest lächelte sie nicht
nar, nein, sie lachte sogar allem An
schein nach iiber ihn.
Jn feinem Jnnern lüblte er einen
heftigen Zorn gegen die impertinente
Person aussteigen. Er beeilte sich, mit j
langen Schritten aus dein Bereich ihre-: T
Bliele zu entkommen. Was in aller ?
Welt hatte das Mädchen über ihn zu
» lachen? Er war doch wahrhaftig leine»
; lächerliche Persönlichleitl .
; Sein hastiges Borwiirtsftiirmen bin
" kerte ihn, zu bemerken, daß jedes Mal,
wenn er an einer Gruppe Menschen
vorbeigeeilt war, ein lustiges sichern
und Lachen aber auch einzelne balblaute
Auerufe erlönten.
Crit atn Potidatner Plai verlang
arnte er seinen Dauerlaul nnd blieb
itelzem unichliissi ab er vie Pferde
babn benntzien o ·r bei dem herrlichen
Weiter zu Uß WMU Schm MIC
.Na, wie ifksi Laien der r Ober
lehrer rnir nich’ ’nen paar pselsinen
abi« hörte er da hinter seinem Rücken
i
eine breite, setti Stimme set-Te Sich
umdrehend, sa er gerade in I ni
miitdig grinsende Antl einer a ten
Frau, die Upselsinen se l hielt.
Umoilltiirlich war er niiher getreten,
nm die Alte mit prüfenden Blicken zu
betrachten. Rein, bei Gott, er tannte
"sie nicht! Und doch hatte er anz deut
s lich gehört, daß auch sie ihn »Herr Oder
; letzter« titulirt hatte.
Die händlerin ließ sich indessen durch
sein permanentes Anstarren nicht aus
der assung dringen, sondern fuhr ge
sch dtg fort
.Ro, nn suchen Sie sich man aus.
hier haben Sie Meisina und da Blut
orangen. Alles hochfeine Waare! Prima
Qualität! Ja wette, so wat haben der
Hätt Doktor Schmidt noch jar nich je
» je en."
F- Er suer zurück, als habe er einen
Schlag erhalten. -
. »Wie sagten Sie? Doktor Schmidti
E- Ja, gute Frau, lennen Sie mich denn?'«
" »Na, und ob,« grinste die Alte. «Wat
’nen richtigen Schmidt is, der wird doch
wohl noch seinesgleichen kennen. Da,
seh’n Se, wir sind ja Namensoettern.«
; Sein Blick folgte der Richtung, die
ihm ihr breiter. kurzer Daumen nngab.
Aha ! Allerdings, da stand :
:- »Auguste Schmidt. Obst- und Süd
z früchte - Handlung«. Das heißt, weg
halb sie aus dieser unnmstiißlichen
Thatsache solgerte. daß er notbaedrun
gen auch «Schmidt« heißen müsse, das
war dem armen Doktor trotz alles Grü
. delnö doch nicht recht klar
I Die Alte hatte unterdessen die gün
stige Gelegenheit benutzt. Unentwegt
, zählte sie ihre Apfelsinen in eine Düte.
1.2, Z. 4, 5, 6 u. s. to. Erst als sie bei
, 15 angelangt war, hinderte er sie mit
einem entsetzten :
s »Aber, um Gottezwillem liebe Frau,
halten Sie ein. Es ist ja genug — über
genug sogar. Sie denken wohl, ich habe
ein Dnnend Jöhren zu Hause i«
»J, wo werd’ ick denn iowat denlen !
Jct weeß ja doch, daß der Herr Ober
lehrer noch zu haben sind.«
»Wie ? Das wissen Sie ? Das wis
sen Sie auch,« stammelte er nnd iolz
schier entsetzt in das rothe, verwitterie
Antlih seiner Namensschwester.
»Na natürlich ! Dei bad’ ick jleich uf
den ersten Blick jeseh’n.«
«Auf den ersten Blick ges-von ? So
—- so —« wiederholte er tonlos. Dann
sah er wie wild urn sich. Mein Gott,
war er am Ende plöylich verrückt ge
worden ? ! Aber nein. Das war doch
der Potsdamer Platz. Hieriaa Jofty,
dort das Palastbotei. Alles stimmte.
Und dennoch . . . .
Unaufbörlich hörte er hinter seinem
Rücken ein Wispern, Flüstern, Kicherm
Und wenn er sich umdrebte. fo sah er
auf den Gesichtern aller Umftebenden
stets dat- oininöse, motante Lächeln,
das ibn nachgerade in eine gelinde
Wutb verschie
Gottlob, da larn seine Picrdebabnk
Er drückte die riesige Apfelsinendiite
wie einen kostbaren Schatz an die Brust
und schwang sich aus den hinteren Per
ran.
»Im Wagen ist wabl nicht mehr
Platz ?« fragte er den höflich iur Seite
tretenden Konduiteur.
.O ja, da rechts hinten. Neben das
junge Fräulein, da setzen Sie sich man
bin ——- herr Oberlebrer.«
Bank ! Da lag die schöne Apfelsi
nendiite. Und Auguste Schmidt’s hoch
feine Waare, prirna Qualität, tollerte
» rechts und lints vorn Perron herunter-.
’ hei, war das ein Vergnügen fiir die
StraßenjugendL Mit der bei solchen
Gelegenheiten stets entwickelten Energie
fiiirzte sich Jung-Berlin auf den tast
baren Raub und balgte und lchiinpfte
sich nach Versenktqu
Der arnrr Dotter aber satt ganz nie
der gefchrnettert in feiner Ecke. Er
wagte keinen Blick in die Gesichter der
Umsifenden zu werfen. Ja, nicht ein
mal das reizende junge Mädchen, neben
dein er faß, erfreute sich feiner Beach
tung. Mit desto woblrvollenderen
Mitten aber betrachtete sie ihn. Er
dauerte sie. Was fitr treue braune
Aug-n er hatte ! Sollte sie es ibrn sa
fltu
«Lennoftraße t« ftörte der Kondui
teur fie in ihren Reflexionen.
An der halteftelle ftanden zwei blau
mii ige Studenten, die fie freundlich
grti ten.
»Tag. Kousinchen.« rief ihr der Eine
fröhlich zu. »Schönen Danl fiir die
Einladung zu morgen Mittag !«
»Wir kommen natürlich mit dem
größten Vergnügen t« fagte der Zweite
mit entsprechender nddetvegung. Und
mit libermiithigem achen fügte er hin
zu .
f Elsas Teufel, März mit wem fährst
; Du denn da ? Bei Gott, das ift ja der
Obetlelseer Doktor Schmidt ! Und im
j mer noch unverheirathett Wer hätte
das gedacht !« .
Der Doktor fuhr herum, wie von der
Tarantel gestochen. Konnte er die
ju en Leute i Nein. zwei wildfremde
Oel-schier sahen lachend der Pferdedahn
na
a, fest ftanW feft —- er war ver
tit tsgetvorden ! Ueberall hin verfolg
ten ihn Gefpenfter. Ueberall hörte er
das Gelächter der Volle.
Märchen dense, feine niedliche Nach
barin, warf indeß verschiedene schüch
terne Seitenblitle in fein finfteres Ge
sicht. Sie kämpfte sichtlich mit einem
Entfchluß.
« muß flie die Unart meiner
Vettern um Entschuldigung bitten,« be
gann fie letfe, ohne daß der Angekedete
die eringfte Notiz davon nahm«
»Dauert Sie mich einen Moment an
W
hören, here —- Oberlehrer,« sing see
daher noch einmal etwas lauter an.
Die-mal hatte sie den gewünschten
Erfolg. Er zuate zusammen. Ein
schmerzlich vorkourfovoller Blick traf
sie, der in’s Klassis überlth unge
fähr lautete: »Auch u, Brutus?«
Sie erräthete unter seinem Blick,
fuhr aber tapser sortr
»Ich steige am Brandenburger Thor
aus. Darf ich Sie bitten, rnich eine
kurze Strecke durch den Thiergarten
zu begleiten? Weshalb —- erlläre ich
Jhnen später.«
Der Doktor verheugte sich mit zu
stimmender höflichieit. Reden konnte
er nicht. Jhm war die Kehle wie zuge
schniirt. Eigenthümlichl Dies so vor
nehm aussehende junge Mädchen for
derte ihn »sans sacon" zu einein Gang
durch den Thiergatten auf. Ein merk
würdiger Tag!
»Brandenburger Vork«
Märchen und der Doktor verließen
zusammen den Wagen. Jn einer der
menschenleeren Seitenalleen des Thier
gartens blieb das junge Mädchen ste
.,So —- jetzt einen Moment Geduld.
Fest werde ich Jhnen das Räthsel lö
en.«
Sie nahm ein lleines Scheerchen vom
Anhänger ihres Gärten-. Mit aner
kennenswerther Energie trennte und
schnitt sie dann an einem Etwas, das,
wie es schien, ziemlich fest mit dem -
Ueberzieher des Doktors verbunden
war
Aha —- endlich! So. sehen Sie, die
se Offerte haben Sie Aetmster mit sich
E herumgettagen.«
Sie überreichte ihm einen mäßig
großen Zettel, auf dem von kindlicher
Hand geschrieben mit empörender
Deutlichkeit stand: »Achtung! Ober
lehrer Dr. Schmidt. Noch zu haben!«
,.Donnertvetter! Das hat der inso
me Tertianer gethan!«
»Jhte Schüler? Ja, das glaube ich
auch.«
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i »und-· Full-I out us- pv trug-»was zu
- den Schlingels. Iafi Alles lasse ich
I ihnen durchgehen.«
»O, das ift aber nicht das Richtigel
Gewiß nicht,« unferbrach fie ihn leb-»
I haft. Und mit lieblichem Erröthen
, fügte sie hinzu: »Ich bin nämlich auch
k Lehrerin, und meine Schülerinnen ha
t den alle großen Respekt vor mir.«
» In der Folge entwickelte sie ihm nun
I ihre piidagogifchen Ideen. Er mußte
; ilsr feft versprechen, feine Tertia in Zu
I lunft nur noch nach ihrem Rezept zu
l behandeln. Vom leidigen Schultherna
larn man dann auch auf andere The
- mata. rnmer aber fand es lich. daß
ihre An echten merkwürdig überein
ftimrnten. Als man lich endlich trenn- ,
te. da hatte der glückliche Doktor bereits
die Erlaubniß erhalten, Klärchens Ek
tern feine Aufwartung zu machen. —
Nach einigen Wochen denutzte stnier
Pärchen wieder dieselbe Pferdebahn.
Diesmal aber waren fie nicht stumm,
fondern unterhielt fich lebhaft. »Sind
das Deine Schüler?« fragte Märchen,
als an einer Halteftelle drei männliche
Backfifchchen den Doktor ehrfurchtsvoll
grüßten.
»Jo, Verschen. Und einer derfelden
ift, wenn mich gewisse Anzeichen nicht
trügen. fogar —- unfer heirathsvev
mittler!«
W·—————
K i n d e r m u n d.
Mutter: »Weil-old freuli Du Dil
denn fo feer darauf. daß morgen der
Doktor kommt, Win i« ,
Der kleine Win : .Ja, weil ich dem
Doltor die Zunge herausftreeten darf
und noch daliir Ehotolade triege.«
l
D r ei G r ii n d e.
»Kann ich Jhnen mit einem Gläs
chen Wein anfwarten?« frag eine
Zansfran einen Belannten, der zum
esuche gesprnmen war.
»Ich muß wirllich danten,« erwi
derte der Freund. Denn erstens trinte
ich überhaupt gar keinen Wein; wei
tens hat mir mein Arzt den in
streng verboten und drittens habe ich
erst vor einer Viertelstunde zwei Glas
getrunten!'
Zwillingsleid
Beinchen »Du and Dein Bruder,
hr seid Zwillinge, nicht wahr, mein
unge i«
Zone : »Ja —- aber es ist gar nicht
fchn ncheKlinge-äu fein.«
arurn denn nicht i«
unge- »«2«Iienn der Vater nicht
ransl gt wer von uns etwas ange
stellt hat dann haut er uns jedesmal
beide durch.«
Der Unwiderstehliche
Erster Leutnant: «Aber. lieber here
Kamerad, warum wollen Sie diese
wirklich reizende Wohnung denn ver
lassenP
Zweiter Leutnant (an das Miit
chenpentionat vissüsoii deutend): »seh,
bäten mich vor Nachbarschaft nicht mehr
t M
B e r d ii ch t i g.
Gendarrn (einen Arreftanten unter
suchend): »Na. es scheint ja, da wir
da einen netten Verbrecher erwis t ha
ben. .der Kerl hat zwei Strafgesep
bitcher het sicht«
Treisende Bezeichnung.
Des Nach Ohre Kammer ose hat mir
ihr Leid Feilagh sie meint sie ewiirH im
mer iran
hausdame « »Ach, die ila t immer,
das iit eine alte Jammers-ist«