Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, August 02, 1901, Sonntags-Blatt, Image 9

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    Sonntags —- Matt
Beilage des »Nebraska « Staats-AnzeigeF1;1d Herold«
J. P. Windslph, Herausgehen
Grund Island-, Nebr» den 2. Aug. 1901
Jahrgang 21 No. 48
Schamwem
Mir an net von Ball-nd
Mit-, an net von Sonnt,
Max lustigen Wurzenfepp
Satt am das-vom
Non Minga Mr Iemma
Nach der Chefmumcns her
Nummet Madtsttdekticchszehm
Da fast sl vix mehr
U»Bier schenkt er aus,
Tos is Mo a Frei-U
Und allweil sind'» von
Lauter lreuzbmve Leut’.
Js anet drcmhapvert
Und ist-saht in ver Seef
Nsch der wislsten Maß Bier
Wird er chnasetstdeh
Da Sevv und set Weibes-L
Die singa so schön
Und da Ansicht-et die stumm
Da magst frei nimmer gebu.
Da Schuf-stand im Keller
IS a gar net schlecht, «
Au ucdemlin Wildvkatfchuy
sum-m des grad recht.
Durt tagt· ad sein schnalscy
Nur fehl net die Scheiu"n,
Der Seht-eh der Lober
Thuat da glei eine kejd"n.
Drum Van, M net donat,
wunan u no w imwt t:
um«-du to blos da B ensdm
Der in tm Wut-komm Wi.
Das Uebertraumbuch.
Von Julius ·Stettenheim.
Unter sden vielen Büchern, welche
wenig oder nichts taugen, nehmen die
Traumbiicher einen der vornehmsten
Platze ein. .
Um sdie Verschiedenheit des Träu
mens festzustellen, hat man se r geist
volle Experimente ihre Pfli t thun
lassen. Man gab z. B. einer sehr be
lesenen Baronin (einer echten, nicht
etwa einer mit einem erheiratheten
Titel geadelten) und einer Vorhers
frau eine reichliche Portion Käse zum
Abendessen und ließ Beide dann so
fort schlafen gehen. Wie zu erwarten
war, blieb idie Käsefolge nicht aus.
Beide Frauen hatten, wie am folgen
den Morgen festgestellt wurde, tüchtig
geträumt. Aber wie verschieden! Die
sehr sbelesene echte Baronin war an
der Gan-d des Traumgottes von sder
Käserinde an einen Baum geführt
worden, in dessen Rinde sie ihren Na
men mit einer Krone geschmückt ein
geschnitten fand, ja, sie erkannte, so
schwer dies war, die Handschrift nanz
genau und wachte mit dem Ausruf;
»Tristan« wie indistret!« auf. Da
gegen erzählte sdie Portiersfrau, ihr
träumte, sie habe eine Käsemade ver
schluckt und diese wäre gewachsen und
aecoachsen, und es wäre daraus ein
Mädchen geworden. das sich ihr mit
einem Dragoner, der ihr selbst Treue
geschivoren, auf die Brust gesetzt habe.
Man schlug alsdann ein in Berlin er
schienenes Traumbuch auf, welches.
wie die Perleger mittheilen, in allen
Buchhandlungem wie bei jedem Buch
binder zu haben fei, sund sand:
Käfe, frischen essen: Glück und Ge
—— übelriechenden: Bedeutet Krani
heit oder längeres Siechthum.
Diese Deutung trifft ja bei dem
Traum der Portierssrau mehr oder
weniger zu — man hatte beiden
Frauen frischen Käse gegeben, und sie
hatten auch, wie man aehofft, von sol
chem geträumt —, indem sich in dem
Zusammentreffen des Mädchens mit
dem Dragoner Glück und Gesundheit
deutlich genug sauforiicktem so sdasz die
Portiersfrau um so sicherer auf einen
Familienzuwachs als auf die Treue
rechnen tönnen, aber für die Frau Ba
thres bevorzugten Dragoners wird
ronin war doch keine Deutung zu fin
Ven
Eå tiegt dies daran. daß die alten
Traumbiicher nicht mehr zu Vbrauchen
sind und einem Peinlichrn - ediirfniß
abgeholfen wird, wenn endlich der
Versuch gemacht wird, einen Traum
deuter herbeizuschaffen, welcher es be
wirkt, dasz nun auch der und die Ge
- bildete ruhig träumen dürfen, ohne
befürchten zu müssen, nicht auch fiir
ihre Träume die natürliche Deutung
austreiben zu tönnen.
Der Autor ides nunmehr vorlieaen
den Traumhuches hat in einer milden
Lenznacht Iveinende gehiioete Schläfer
und Schläferinnen im Traume ze
sehen, uno er hat diesen Traum da in
gedeutet, Daß sie es betlasgtem über
das-, was sie träumten, im Dunkel ge
lassen zu werden. Gleich nach idem
Erwachen nahm er sich vor, die vor
handene Lücke nach Kräften auszu
füllen. Er deutet wie f gi:
Eine Weide sehen, eißt für eine
junge Dame: Nehmen Sie Jhre
Taille in Achi, sie ist leicht ruinirt.
Wenn man Eulen nach Athen zu
tragen träumt: Wenn Sie heute Jhre
Angebetete besuchen, so werden schon
einige Herren dort sein.
Einen Eisenhammer arbeiten hö
ren, Wien Eine Ihnen bekannte
verheirathete Dame hat einen Gatten,
der keinen Spa versteht. Wollen Sie
ihr also den o machen, so thun Sie
es mit allere orsicht.
Ein tun-ges Lämmchen, weiß wie
Schnee, ism Traum sehen, toarnt den
Traumer, große Sprünge zu machen,
weil sich die Freuden, idre man über
treibt, -leicht in einen Beinhruch ver
wandeln könnten.
Wer sich als einen Kanadier sieht,
kann sich beim Erwachen sagen, daß
X Frch zu toen fbesten Menschen zählen
- r.
Wenn eine alte Jungfrau im
Traum einen Soldaten sieht, Der Lei
nen Mantel besinnt, sio soll dies· ei
ßem Nehmen Sie sich vor einem
rrn in Acht, der Ahnen sa» t« Sie
ahm nicht einer ists ichick dre- Wah
ria qui, wenn er ist ein gewissenloser
Schmeichler, der auf Ihr Spur-Mien
.-buch spekulirt. » .
Steht man sich von haschern in
Bande geschlagen, nachdem man zu
einem Tyrannen aeschlichen ist, so
kann man sicher sein, daß man feine
Schwester san eine-m der nächsten Tage
unter die Haube bringen wird. »
Hort man in einem Traum das
Pfortchen heu, den Riegel klirren,
durch »die cken rascheln, von ferne.
leise rufen, Tritte erscha!en, den«
Laubgang ’daherrauschen, oder siehtj
man Weißes schimmern, so hat sman
vielleicht Abends oder einige Zeit frü
her Schiller’s Erwartung« gelesenJ
Man wundere ich aber nicht, wenn’
man nicht smit Küssen eweckt wird.
Häufig ist es »der tlinge nde Steuer-»
bote oder Gerichtsvollziesher, und sdieL
Enttäsuschung ist »dann um so größer.
Einem Becher zweimal na springen
heißt: keine Prinzefsin zur zrau be
kommen.
Limonade trinken: Sie werden in
eine Musikantenfamilie «hine"inheita
then wollen, »aber Jhr Vater wird da
gegen fein.
lVon einem hölzernen Pferde träu
men: Sie werden eine Eroberung ma
chen und dadurch viel Unheil herauf
beschwören.
Träumt man von einem Pantoffel,
so stimmt »das Ibeim Aufwachen immer.
Man hüte sich zu träumen, man sei
ein Don Jusan Denn dies bedeutet,
daß man selbst bei einem Bauernmäd
chen kein Glück mehr machen wird.
Versuntene Glocke sehen, lbedeutet
fiir eine Dame, das-, sich ishr ein Haupt
inann nähern wird, der sie gleichfalls
nicht versteht.
Wer sich im Traum als Othello
steht, schenke seiner Geliebten kein Ta
schentuch, denn es liegt ihr nichts da
ran-, abgesehen davon, daß sie schon
eines besitzt.
Träumt ein junges Mädchen von
einem schwarzen Pudel, so soll dies
warnend ankündigew daß ihr Jemand
nachlaufen wird, der den Teufel im
Leibe hat. Jst dies indesi der Träu
merin angenehm, so lese sie höchstens
abermals Goethes ,,Faust«.
Einen Floh sehen: Halren Sie die
Ohren zu, wenn Ihnen ein guter
Freund etwas von Ihrer Gattin er
zählen will.
Pinoat sehen, bedeutet: Sie werden
in dje La e tommen, manchmal die
linswakrhki Du sagen, z; B. Wasser sei
'an Beste. ann setzen Sie im Geiste
shinzsm »Zum Waschen«, oder: »Für
den iFsch'«, oder: »Zum Löschen«, und
Jhk Gewissen wick- oekuhigt sein.
Unsinn. Wenn Sie dergleichen
träumen, so werden Sie siegen. (SQil
ler ssaz t: Du.)
Ka le und iLebe träumen, bedeu
tet: Lernen Sie nicht Flöte, Sie brin
gen es nicht weit.
Drei Zähne sehen, chei t: Wenn Sie
mit Dreizehn bei Tische ttzen, so wer
den Alle mit der Zeit sterben, auch
wenn sie no so alt werden·
Ein Ei e en: Sie werden wie Co
lumbus etwas entdecken, was Jhnen
Verdruß Ibringi.
Adam sehen: Sie werden irgendwo,
wo es sehr hübsch ist, hinausgeworfen
werden.
Pferd: Sollten Sie zufällig König
sein, so unternehmen Sie keinen Krieg
ohne Reservepferd.
Einen Gerechten sehen, bedeutet:
Nur Mut-h, Einer wird sich Ihrer er
barmen.
Homer sehen, bedeutet: Trinken Sie
in Gesellschaft schwarzen Kass-ee, da
man es Ihnen übelnimmt, daß Sie
zuweilen einschlafen.
Könia Vbilivv. Träumen. das-. man
dieser sei: Auch wenn Sie der reichste
Mann in sder getauften Welt sein soll
ten, würden wir an Jhrer Stelle kein
Verhältnisz mit einer Hofdame anfan
gen, da in Ihrem Reich die Sonne
nicht unt«ergeht, unsd es also um so
leichter an den Tag käme.
Rheinsall rauschen hören: Sie wer
den eine arme Wittwe kennen lernen,
welche Sie für reich halten und vom
Fleck weg heirathen.
Casanova sehen, bedeutet den Zu
rus: Renommiren Sie nicht!
Fuhrmann HenscheL Wer von die
sem träumt, soll seine Wirthschasterin
in Ruhe lassen.
Träumt ein Fräulein von Toggen
barg, so bedeutet das: Sie werden
sitzen bleiben.
Sieht die junge Dame aber den
Max Piccolomini im Traum, so wird
ihr Liebhaber sie vertagen unid ihr
»Bleihe bei mir!« oder » eh’ nicht von
1nir!« nichts helfen.
Diese Proben werden genügen, das
neue Wert bald derart beliebt zu ma
chen, daß es in keiner gebildeten Fia
milie fehlen wird.
Pat Erdw, der vielgesuchte Eudahy
Entführer, hat jetzt schon aus allen
Theilen unseres Landes von sich hören
lassen, und zur Adwechsluna ist seine
letzte Mittheilung aus Südasrila da
tirt. Es wäre gar nicht zu verwun
dern, wenn der schlüpsrige Geselle
nächstens eine Ansichtsposttarte vom
Mars sendeie. «
Die But-en sind in NataL den Briten
ist das satal.
Der Reporter der Balladeu.
Von Julius Stettenheim.
Ein neuer Sport. Der von einer
bekannten fosdame Fräulein Kum
gund, einge iihrte Sport, vom hohen
Balton des Löwensgartens einen« Rand
fchuh zwischen die gräulichen atzen
fallen uno ihn dann von irgend einein
Ritter aufheben zu lassen, hat vor
einigen Tagen eine ziemlich lächerliche
Scene verursacht und damit hoffent
lich sein Ende erreicht. Als nämlich
die genannte Dame einen ihrer Hand
schuhe von des Altans Rand hatte
fallen lassen und sich wie gewöhnlich
spottenderweis an einen Ritter wen
dete, der ihn heraufholen sollte, hatte
der Tiger oder der Leu, zwischen welche
derbandschuh gefallen war, den Hand
schuh zerrissen und aufgefressen. Man
denke sich das Gelächter der Zuschauer,
als der angesprochene Ritter nun
dislret auf die Unmöglichkeit hinwies,
oen Handschuh aus oein Löwenarten
heraufzuholen. Auch der König i ranz
geruhten, allergnädigst mit in das Ge
lächter einzustimmen.
Das Opfer seiner Habgier wurde
gestern ein Edeltnabe Sr. Majestät.
Der König liebt es bekanntlich, die oft
traurige Lage seiner Dienerschaft da
durch zu verbessern, daß er ein soge
. nanntes Bechertauchen veranstaltet·
Dasselbe besteht darin, daß der König
einen golden-en Becher an einer nicht
tiefen Stelle ins Meer wirft und ihn
dann von einem feiner Diener herauf
L-l-- sLLL x-kk-— fck-.-kk-«—- L--..
VVIOU subs, Uns-U Ulvclstqulll UUUU
der Becher wird. Wahrlich, eine echt
lönigliche Art, ein Geschenk zu machen,
ohne daß der Beschenkte das beschä
mende Gefühl hat, eine Unterstützung
erhalten zu haben, nachdem er den
Becher an einen der zahlreichen Hof
jurveliere verkauft hat. Bei dem vor
gestern stattgehabten· Bechertauchen
nun hatte ein Edeltnabe den Becher
wiedergebracht und bat den König, ihn
auch einen l2.weiten holen zu lassen.
Umsonst weigerte sich Se. Majestät,
indem sie den Edelknaben daran auf
merksam machte, daß ihn das erste
Becherholen schon genügend ange
strengt habe. Der Edelknabe ließ nicht
locker, nnd der König gab in seiner
bekannten Leutfeligteit nach. Der
Edelknabe war indef3 nicht so glücklich
wie das erste Mal und kam, wahr
scheinlich in Folge eines Herzschlages,
nicht wieder, während die Regitnents
tnnsil die Nationalhhmne spielte und
der König den Verlust des zweiten
Bechers großmüthig ver-scherzte
Das leidige Schnellreiten, über das
wir an dieser Stelle bereits so oft ge
klagt haben, ist trotzdem nicht unter
blieben. So ungern wir in öffentlichen
Fragen, namentlich des Verkehrs, die
Polizei anrufen, so wäre es doch ge
rade in dem Uebelstande, unt den es
sich hier handelt, angebracht, wenn die
Sicherheitsbehörde einmal demselben
näher trete, unt schweres Unheil in
Zukunft zu verhüten. So sah man
gestern bald nach dem Einzug der
Truppen einen Dragoner mit einem
Frauenzimmer aus bürgerlichem
Kreise auf einem Rappen derart durch
die Straßen galoppiren, daß lKies und
Funten stoben und nur wie durch ein
Wunder schweres Unglück unterblieben
ist« Es muß als ein glücklicher Zufall
bezeichnet werden, daß während dieses
verwegenen Schnellreitens der Mond
sehr hell schien und die Brücken so don
nerten, daß die des Weges Kommen
den, rechtzeitig gewarnt, schnell auszu
weichen vermochten. Ganz abaesehen
von "derUngehörigteit, daß ein Pärchen
und noch dazu ein Liebespiirchen in
der geschilderten Weise nach eingetre
tener Dunkelheit durch die Stadt rei
tet, ist es doch mindestens unstatthaft,
Straßen, welche keineswegs menschen
leer sind, zu einer Art Weitrennen zu
mißbrauchn, und es bedarf hoffentlich
nur dieses Hin-weises, daß dergleichen
künttig unterbleibt. Es könnte doch
einmal den schnobenden Reitern übel
bekommen.
t r M « . L
Ucl Illllllllclluk LUUUUL OU lUUlUc
auf Sestos Felsenthurm am Ufer des
Hellespont ein Jäger Namens Lean
der genannt, der tagtäglich von Abn
dos Küste zu der schön wie Hebe blüh
enden Hero mit starkem Arm die Woge
theilte, um erst am nächsten Morgen
wieder heimzufchwimmen. Es braucht
wohl nicht ausdrücklich betont zu
werden, daß das Heran- und Fort
schwimmen Leander’s keinen besonders
erfreulichen Anblick bot und die am
Ufer des Hellespont ohnedies uner
quicklichen sittlichenZuftände nicht fon
derlich gebessert hat. Dies muß denn
wohl die Behörden veranlaßt haben,
den Herrn Leander mit einem Straf
mandate zu bedrohen, wenigstens hat
sich der kommende Mann seit einigen
Tagen nicht mehr sehen lassen Daß
die Götter selbst dem Unfug ein Ende
gemacht haben, dürfte nicht anzuneh
men lein, da es bekannt ist, daß sie den«
Liebesabenteuern nicht auszuweichen,
sondern sie im Gegentheile eifrigst
aufzusuchen pflegen.
Ernste Besorgniß sliißt der Zustand
des Königs Dionys ein, nachdem er
mit lnapper Noth dem Dolche im Ge
wande Möros’ entgangen ist. Er soll
nämlich nicht nur dem genannten At
tentäter ein-en Urlaub gewährt, son
dern auch nach dessen Rückkehr ein
menschliches Riihren gefühlt haben.
Die Aerzte fürchten »das Schlimmste.
Ueber die Theueckung des Gazellen
fleisches klagen die Blätter der Agra
rier jetzt mehr als jemals, und nun
stellt es sich plötzlich heraus, daß diese
Theuerung lediglich eine Folge der
Ausschreitungen der Agrarter dar
stellt. Es steht nämlich fest, daß die
Agrarier, anstatt sich ausschließlich der
Landwirthschaft zu widmen, sdas
Lämmlein zu hüten, die Heerde zu
locken und der Blümlein zu warten,
auf die Gazellenjagd gehen, weil ihnen
ein Gazellenbraten willkommener ist«
als die alltägliche Volksnahrung, die
ihnen die Landwirthfchaft in Menge
und bester Qualität sichert. Es wurde
daher unter den Gazellen derart auf
geräumt, daß dieses köstliche Thier
vom Untergange bedroht egcheini.
Zum Glücke hat sich nun der erges
alte hineingemischt, indem er dieser
Tage plötzlich auf der Felsenspalte her
bor- und mit einem derben Verweis
dem Alpenjäger entgegentrat, dessen
Ueberraschung man sich denken kann.
Hoffentlich nützt diese längst erwar
tete Jnterbention etwas und veran
laßt die Agrarier, künftig in ihren
Schranken zu bleiben. Es handelt sich
wahrlich nicht allein um das Gazellen
fleisch, das ohnedies nicht Jedermanns
Geschmack ist.
Das Fluchen mancher Sänger ist
leider eine üble Gewohnheit geworden
und gehört längst nicht mehr zu den
Seltenheiten, obschon es eine solche
doch namentlich bei Künstlern hätte
fein und bleiben sollen. Ohne Zweifel
haben die vielen Sängertrisege eine ge
wisse Verrohung eintreten lassen,wie
dies nach Kriegen überhaupt oft be-·
obachtet und bedauert worden ist. Ein
ganz besonders fertig-er Fluchvirtuos
aber scheint ein Sängergreis geworden
zu sein, welcher vor einiger Zeit mit
seinem Sohne die Ehre hatte, vor un- »
serem allergnädigsten König einige
Lieder vortragen zu dürfen. Dabei
ereignete sich ein Unfall, der bisher
noch nicht aufgeklärt worden ist: der
König erhob sich gegen Ende des Kon
zertes von seinem Thron, wobei sein
Schwert aus der Scheide flog und den
jüngeren Sänger « tödtlich verletzte.
Aber bevor noch der König sein Be
dauern auszudriicken und sich bereit zu
erklären vermochte, den angerichteten
Schaden in seiner bekannten generösen
Art auszubessern, hatte der Alte seinen
Sohn schon auf das Pferd geladen
und mit ihm das Schloß verlassen.
Vor dem Thore aber hielt er, zer
schellte seine Harfe an einer Marmor
säule — was hatte ihm die Marmor
siiule aethan? —- und nun begann er
zu fluchen, wie solches Fluchen gehört
zu haben sich die ältesten Ritter und
Hofdamen nicht zu erinnern vermoch
ten. Der König befahl, den Senior
des Liedergesanges sich ungestört aus
fluchen zu lassen und ihn nicht zu der
haften, aber seine Milde ist schlecht be
lohnt worden. Jn einigen Musikzei
tungen wird sogar darauf hingedeutet,
dass die Baufälligteit des Schlosses,
auf die wir schon lange als gefährlich
für die Bewohner aufmerksam ge
macht, eine Folge des stattgehabten
Fluchens sei, eine Behauptung, die
eines gewissen komischen Beigeschmack-s
nicht entbehrt. Wenn Schlösser das
Fluchen wtithender Sänger nicht aus
zuhalten vermögen, dann gäbe es schon
längst weder Opernhäuser noch Kon
zertsäle. Immerhin möchten wir die
Gesangsliinstler und auch die Sänge
rinnen darauf aufmerksam machen,
daß das Fluchen gerade in ihrem
Munde ganz besonders ungehörig laut
zu werden pflegt.
——-.—-——-—
Weibliche Detektives.
Vor einiger Zeit auchie in der New
Yorker Gesellschaft eine Dame aus, die
durch Schönheit und Eteganz Aufsehen
erregte. Sie wurde als ein Fräulein
Willougbby eingeführt, unid es hieß, sie
käme aus New Orleans. Mancher
junge Mann schaute voll Bewunderung
auf sie, denn sie hatte ein reizendcs
Antlitz und entwickelte viel Geist in
ihrer Unterhaltung. So plötzlich, wie
sie gekommen, verschwand sie wieder.
Die Frage, wo sie geblieben, wurde da
hin beantwortet: sie sei nach ihrer Hei
math zirrückaelehrt. Einer der Herren
wollte ihre Adresse wissen. Eine Ent
schuldigung war bald gefunden —
man sprach von schlechtem Gedächtnisz,
einer Verlegten Karte —- genug —’vas
war auch ein-e Antwort. Heute weiß
man, daß Fri. Willoughby Niemand
Anderes als Fri. Belle Stewart, die
New Yorker Detettivin —- eine Ange
stellte Captain William L. Saher’s
war. Ein Diamantenhalsband war
aus einem elegansten IHause gestohlen
worden. Man wußte nicht, waren es
ein Gast oder ein Diener gewesen, der
es entswendet hatte. Fri. Stewarth
Aufgabe war es, dies auszusinden,
und es gleanig ihr; der junge Mann,
der sich so eingehend nach ihr erkundigt
hatte, war der Dieb. Er retournirte
die Juwelen, so war eine Verfolgung
unnöthig
Aehnliche Detektioinnen giebt es
fast 500 in der Stadt New York und
sie haben viel zu thun. Heute sind sie
vielleicht in einer Spelunke, morgen im
Ballsaal. Schlauheit ist das Hauptu
forderniiß ihres Beruer. Alle großen
Geschäfte New York-s haben zwei oder
drei solcher Beobachterinnen. Kürzlich
besichtigte eine Dame in einem elegan
tien Rain DaysStirt und modernem
Eton Jacket kostbare Spitzen an einem
Ladentische. Sie trug einen sehr fei
nen Hut, dem man die Herkunft aus
Paris ansah. Es war regnerisch, und
so trug sie einen seidenen Regenschirm
in der Hand, dessen Griff aus reinem
Silber war und ihre Jnitialen zeigte.
Die ein-e Hand umschloß feinstes Leder,
die andere war unbedeckt. Die zarten,
gepflegten Finger zeigten zahlreiche
Ringe mit kostbaren Steinen. Die fein
gekleidete Dame prüfte die Spitzen mit
kritischem Blick. Oft hielt sie drei oder
vier Stücke in der Hand. Die Ver
käuferin achtete nicht Viel auf sie.
Plötzlich trat eine Dame in langem
Witwenschleier an ihre Seite, berührte
sie leicht an der Schulter und sagte:
»Entfchuldigen Sie! Möchten Sie nicht
sz liebenswürdig sein, einmal nach der
»Hier zu cuuunrue Die unsere trus
tete sich mit geröthetem Gesicht auf:
»Was meinen Sie?« Die Dame mit
dem Schleier erwiderte ruhig: »Bitte,
kommen Sie nach der Office und ver
meiden Sie jegliche Scene!«
Die eleganie Dame war eine La
dendiebin und die Frau mit dein
Schleier eine Haus-Deteltivin. Ohne
ein weiteres Wort insg man nach der
Office, wo der eschäftsfiihrer sie
schon erwartete und sa ie, daß der Po
lizeiwagen in wenigen Zjiinuten da sein
werde. Die Diebin erbleichte, ergriff
ein-e Scheere und machte einen Plumpen
Versuch, sich den Hals zu durchschnei
den. Schnell war ihr das Instrument
genommen. Der Manager öffnete ih
ren Schirm — ein halbes Dutzend
Stücke Spitzen Intfielen demselben. »O
ich überlebe die Schand-e nicht«, rief die
Diebin. »Was wird mein Mann sa
gen?« Jn diesem Augenblick wurde der
Polizeiwagen gemeldet. Die Frau fiel
fast in Ohnmacht. Der Manager
sagte: ,,Madame, es liegt nicht in unse
rem Interesse, Sie zu verhaften. Wol
len Sie versprechen, dergleichen nie
wieder zu thun und ein Betenntniß un
terzeichnen? Die Dame erklärte sich so
gleich bereit. Das Bekenntniß wurde
abgefaßt; die Firma war vor einem
Schadenersatz-Proceß gesichert. Die
Frau eilte, so schnell sie konnte, heim.
Sie war keine Gewohnheitsdiebin, litt
vielleicht an Kleptomanie, wie man es
nennt. Der ungerechtfertigte Wunsch,
etwas für Nichts zu besitzen, trieb sie
zum Verbrechen. Es giebt vielleicht 50
Procent Ladendiebinnen dieser Sorte,
40 Procent sind professionelle Uebel
thiiterinnen sich aus den Angestellten
der Geschäfte.
Was bei der Schulvisitation einer kleinen
Stadt in Sachsen passirte.
Jn einer kleinen Stadt der Provinz
Sachsen hatte die Bollsschule, an der
außer den Lehrern auch eine Lehrerin
unterrichtet, unlängst Schulvisitation;
die dabei beobachteten Vorgänge dien
ten den Kindern geraume Zeit als
willkommener Stoff siir das ,,Schule
spielen«. Bei einer solchen Gelegenheit,
wo die »Schule« auf den Treppenstu
sen eines Wohnhauses abgehalten
wurde, konnte man durch die geöffne
ten Fenster Folgendes hören: Die Kin
der vertheilen die Rollen unter sich,
Schulrath, Superintendent (alsSchul
inspector), Lehrer; schließlich heißt es:
»Unn Du bist’s , reilein ——, Du mußt
awwer ooch rot wiir’n, wenn der
Supperntent rinlimmet«.
——-—.--——
Welche Anforderungen im dreißigjähri
gen Krieg die Einqnartirunq stellte.
Die Halbmonatsschrist »Weder
sachsen« erzählt folgendes Stücklein
aus böser Zeit: Jm Jahre 1628 stellte
ein österreichischer Cornett, welcher in
der Stadt Schleswig einquartirt war,
folgende Anforderungen für sich nnd
seine Bedienten:
»Was mir mein Wirdt teglichen ver
schaffen soll: alte Heuncn, Bisch zur
Notturf genug, Ener, Rindfleisch,
Hammelfleisch oder Schafsleisch so viel
von Nötten, holländischen Kees und
Butter so viel man braucht, Radeiß
X I
lein, Stocksfisch und Wirth Bradtt
wurft und onsten SchweinUeifch Zns
cker, Mandeln und Rosinen zum Con
fect wie gebräuchlich Alle Tage sechs
Maaß Wein, Gewürz genug, Paumöl
und Essig so viel von Mitten. Den Rest «
Wein, so mir hinderftellig ausbleibt,
weiln er mir niemals keinen Wein auf
getragen,14 Tage, beläuft sich dafiir
teglichen 2 Rthlr. Solches Alles zur
Unterhalt micht fampt meinem Ge
sindt, weilln er allzeit vorgeben, er« miß
nit, was ich von Nötten habe
H von Haltensteim Cornet. «
Die letzten Angenblicke im Leben Raps
leons des Ersten.
Der ehemalige englische Minister
präsident Lord Rosebery, schreibt in
seinem kürzlich erschienenen Buch
»Napoleon der Erste am Schluß sei
nes Lebens« Folgendes über dessen
Tod: ,,Napoleon des Ersten Tod trat
ganz plötzlich ein, wie man aus dem
dürftigen Bericht Arnott’s heraus
liest .. » Arnot hatte offenbar von
dem gefährlichen Zustande seines Pa
tienten gar keine Ahnung. Obwohl er
am 1. April, d. h. 35 Tage vor dem
Tode Napoleons gerufen wurde, hatte
er damals und noch für einige Zeit
später keine Erkenntniß für die Ge
fährlichkeit der Krankheit; erst am 27.
oder 28. April, d. i. etwa eine Woche
vor dem Tode, ging dem Manne ein
Licht auf, daß die Krankheit eine tödt
liche sei.
Jn den letzten 9 Tagen feines-Lebens
lag Napoleon fast fortwährend in Fie
berdelirien. Am Morgen des 5. Mai
stieß er einige unzufammenbängende
Worte aus. Moutbolon glaubte die
folgenden als bestimmt vernommen
verzeichnen zu können: »7 rankreich
in Waffen Spitze der Armee» . .
Als diese Worte von des Sterben
den Lippen fielen, sprang er aus dem
Bette nnd zerrte Montholon, der sich
bemühte, Widerstand zu leisten, zu Bo
den Unter großen Schwierigkei
ten wurde er von Montholon und Ar
chaeubault in’s Bett zurückgebracht, in
welchem er nun still liegen blieb bis
gegen G Uhr Abends, als er feinen letz
ten Seufzer that.
Ehe-»Im» taki-« »L- cic--IJ--lä«c.
«.....z ........ .... ,».».,..·....,..
Sturm, welcher an den Baracken der
Soldaten rüttelte und schüttelte, als
gäbe es ein Erdbeben. Bäume, welche
der Kaiser gedflanzt batte, wurden
ausgerissen, die Weide, in derenSchat
ten er zu sitzen liebte, wurde entwurzelt
—- in der Stube war indessen der treue
Marchand damit beschäftigt, über die
Leiche den Mantel zu decken, den der
Kaiser bei Manreego getragen hatte.«
Eine Erinnerung aus der Jugendzeit
eines großen Astronomen.
In dem Augenblick, wo« das Po
larschiff Ganß sich anschickt, unter
Führung des Professors Drygalski
seine große Expedition anzutreten,
dürfte eine Erinnerung aus-dem Ju
gensdleben des großen Aftrdnornen
Friedrich Gans-, von Interesse sein.
Man erzählt sich in Braunschtveig daß
der hochbegabte Knabe es liebte, in den
Schloßgarten zu gehen, wo er unge
stört sich der Leetüre hingeben konnte.
Dort fand ihn eines Tages die Gemah
lin des regierenden Herzogs Karl Wil
helm Ferdinand, die, als sie ein-en
Blick in das Buch des Knaben get-han,
auf’s höchste über dessen schwierigen
wissenschaftlichen Jnhalt erstaunt war.
Sie unterzog daher den tleinenxeser
einem kurzen Examen, « unsd als sie
fand, daß der Knabe das, was er las,
auch wirklich verstand, fragte sie ihn
nach seinem Namen und faßte fiir ihn
ein großes Interesse. Sie machte auch
ihren Gemahl auf das Kind aufmerk
sam, und so kam es, daß der Herzog
Gauß zu sprechen wünschte. Er sandte
einen Diener zum alten Gauß, um
den jungen Wissenschaftler holen zu
lassen. Nun aber hatte dieser ein-en
Bruder, und der Zufall fügte es, daß
gerade dieser Junge, der keineswegs
wissenschaftlich veranlagt war, sondern
sich in Haus, Feld und Garten nütz
lich machte und daher des Vaters Lieb
ling war, dem Diener in die Hände
fiel. Jn der Meinung, des Herzogs
Befehl gelte ihm, fing er an zu weinen
und erklärte, er werde gewiß nicht
in’s Schloß komm-en. Der Diener
fragte ihn, ob er denn nicht im Schloß
gartsen gewesen und dort von der Her
zogin eingesprochen sei, und da der
blöde Junge nun erst recht Unheil wit
terte, stieß er heraus, das sei nicht er,
sondern sein Bruder, der Taugenichts
Friedrich gewesen, der, statt was Or
dentliches zu thun, überall mit seinen
Büchern heruinsitze. So wurde denn
nun Friedrichs zum Herzog geschickt,
und das hatte auf sein-en Lebensgang
den entscheidenden Einfluß, daß der
Herzog ihm nun sein-e weitere Aus
bildung ermöglichte, durch die er zur
Zierde der Wissenschaft wurde. Jener
Bruder aber bildete sich steif und fest
ein, sein Bruder sei nur durch den Be
such im Schlosse ein berühmter Mann
geworden. Als Friedrich der hochbe
deutende Göttinger Gelehrte war, der
Bruder es aber nicht weiter gebracht
hatte als bis zum Todteneassenboten
in seiner Vaterstadt, Pflegte der Bie
dermann zum Ergötzen der Braun
schweiger zu sagen: »Ja, wenn eck dat
gewußt härre, denn wäre eck jetzund
de grote Mann, aberft eck woll nicht
hen nach’n Slosse.««
Ein Mensch- der sich mit Sorgen
quält,
Trägt Blei mit sich herum;
Doch der, dem’s an Humor nicht fehlt,
Nur Aluminium.