Sonntags —- Matt Beilage des »Nebraska « Staats-AnzeigeF1;1d Herold« J. P. Windslph, Herausgehen Grund Island-, Nebr» den 2. Aug. 1901 Jahrgang 21 No. 48 Schamwem Mir an net von Ball-nd Mit-, an net von Sonnt, Max lustigen Wurzenfepp Satt am das-vom Non Minga Mr Iemma Nach der Chefmumcns her Nummet Madtsttdekticchszehm Da fast sl vix mehr U»Bier schenkt er aus, Tos is Mo a Frei-U Und allweil sind'» von Lauter lreuzbmve Leut’. Js anet drcmhapvert Und ist-saht in ver Seef Nsch der wislsten Maß Bier Wird er chnasetstdeh Da Sevv und set Weibes-L Die singa so schön Und da Ansicht-et die stumm Da magst frei nimmer gebu. Da Schuf-stand im Keller IS a gar net schlecht, « Au ucdemlin Wildvkatfchuy sum-m des grad recht. Durt tagt· ad sein schnalscy Nur fehl net die Scheiu"n, Der Seht-eh der Lober Thuat da glei eine kejd"n. Drum Van, M net donat, wunan u no w imwt t: um«-du to blos da B ensdm Der in tm Wut-komm Wi. Das Uebertraumbuch. Von Julius ·Stettenheim. Unter sden vielen Büchern, welche wenig oder nichts taugen, nehmen die Traumbiicher einen der vornehmsten Platze ein. . Um sdie Verschiedenheit des Träu mens festzustellen, hat man se r geist volle Experimente ihre Pfli t thun lassen. Man gab z. B. einer sehr be lesenen Baronin (einer echten, nicht etwa einer mit einem erheiratheten Titel geadelten) und einer Vorhers frau eine reichliche Portion Käse zum Abendessen und ließ Beide dann so fort schlafen gehen. Wie zu erwarten war, blieb idie Käsefolge nicht aus. Beide Frauen hatten, wie am folgen den Morgen festgestellt wurde, tüchtig geträumt. Aber wie verschieden! Die sehr sbelesene echte Baronin war an der Gan-d des Traumgottes von sder Käserinde an einen Baum geführt worden, in dessen Rinde sie ihren Na men mit einer Krone geschmückt ein geschnitten fand, ja, sie erkannte, so schwer dies war, die Handschrift nanz genau und wachte mit dem Ausruf; »Tristan« wie indistret!« auf. Da gegen erzählte sdie Portiersfrau, ihr träumte, sie habe eine Käsemade ver schluckt und diese wäre gewachsen und aecoachsen, und es wäre daraus ein Mädchen geworden. das sich ihr mit einem Dragoner, der ihr selbst Treue geschivoren, auf die Brust gesetzt habe. Man schlug alsdann ein in Berlin er schienenes Traumbuch auf, welches. wie die Perleger mittheilen, in allen Buchhandlungem wie bei jedem Buch binder zu haben fei, sund sand: Käfe, frischen essen: Glück und Ge —— übelriechenden: Bedeutet Krani heit oder längeres Siechthum. Diese Deutung trifft ja bei dem Traum der Portierssrau mehr oder weniger zu — man hatte beiden Frauen frischen Käse gegeben, und sie hatten auch, wie man aehofft, von sol chem geträumt —, indem sich in dem Zusammentreffen des Mädchens mit dem Dragoner Glück und Gesundheit deutlich genug sauforiicktem so sdasz die Portiersfrau um so sicherer auf einen Familienzuwachs als auf die Treue rechnen tönnen, aber für die Frau Ba thres bevorzugten Dragoners wird ronin war doch keine Deutung zu fin Ven Eå tiegt dies daran. daß die alten Traumbiicher nicht mehr zu Vbrauchen sind und einem Peinlichrn - ediirfniß abgeholfen wird, wenn endlich der Versuch gemacht wird, einen Traum deuter herbeizuschaffen, welcher es be wirkt, dasz nun auch der und die Ge - bildete ruhig träumen dürfen, ohne befürchten zu müssen, nicht auch fiir ihre Träume die natürliche Deutung austreiben zu tönnen. Der Autor ides nunmehr vorlieaen den Traumhuches hat in einer milden Lenznacht Iveinende gehiioete Schläfer und Schläferinnen im Traume ze sehen, uno er hat diesen Traum da in gedeutet, Daß sie es betlasgtem über das-, was sie träumten, im Dunkel ge lassen zu werden. Gleich nach idem Erwachen nahm er sich vor, die vor handene Lücke nach Kräften auszu füllen. Er deutet wie f gi: Eine Weide sehen, eißt für eine junge Dame: Nehmen Sie Jhre Taille in Achi, sie ist leicht ruinirt. Wenn man Eulen nach Athen zu tragen träumt: Wenn Sie heute Jhre Angebetete besuchen, so werden schon einige Herren dort sein. Einen Eisenhammer arbeiten hö ren, Wien Eine Ihnen bekannte verheirathete Dame hat einen Gatten, der keinen Spa versteht. Wollen Sie ihr also den o machen, so thun Sie es mit allere orsicht. Ein tun-ges Lämmchen, weiß wie Schnee, ism Traum sehen, toarnt den Traumer, große Sprünge zu machen, weil sich die Freuden, idre man über treibt, -leicht in einen Beinhruch ver wandeln könnten. Wer sich als einen Kanadier sieht, kann sich beim Erwachen sagen, daß X Frch zu toen fbesten Menschen zählen - r. Wenn eine alte Jungfrau im Traum einen Soldaten sieht, Der Lei nen Mantel besinnt, sio soll dies· ei ßem Nehmen Sie sich vor einem rrn in Acht, der Ahnen sa» t« Sie ahm nicht einer ists ichick dre- Wah ria qui, wenn er ist ein gewissenloser Schmeichler, der auf Ihr Spur-Mien .-buch spekulirt. » . Steht man sich von haschern in Bande geschlagen, nachdem man zu einem Tyrannen aeschlichen ist, so kann man sicher sein, daß man feine Schwester san eine-m der nächsten Tage unter die Haube bringen wird. » Hort man in einem Traum das Pfortchen heu, den Riegel klirren, durch »die cken rascheln, von ferne. leise rufen, Tritte erscha!en, den« Laubgang ’daherrauschen, oder siehtj man Weißes schimmern, so hat sman vielleicht Abends oder einige Zeit frü her Schiller’s Erwartung« gelesenJ Man wundere ich aber nicht, wenn’ man nicht smit Küssen eweckt wird. Häufig ist es »der tlinge nde Steuer-» bote oder Gerichtsvollziesher, und sdieL Enttäsuschung ist »dann um so größer. Einem Becher zweimal na springen heißt: keine Prinzefsin zur zrau be kommen. Limonade trinken: Sie werden in eine Musikantenfamilie «hine"inheita then wollen, »aber Jhr Vater wird da gegen fein. lVon einem hölzernen Pferde träu men: Sie werden eine Eroberung ma chen und dadurch viel Unheil herauf beschwören. Träumt man von einem Pantoffel, so stimmt »das Ibeim Aufwachen immer. Man hüte sich zu träumen, man sei ein Don Jusan Denn dies bedeutet, daß man selbst bei einem Bauernmäd chen kein Glück mehr machen wird. Versuntene Glocke sehen, lbedeutet fiir eine Dame, das-, sich ishr ein Haupt inann nähern wird, der sie gleichfalls nicht versteht. Wer sich im Traum als Othello steht, schenke seiner Geliebten kein Ta schentuch, denn es liegt ihr nichts da ran-, abgesehen davon, daß sie schon eines besitzt. Träumt ein junges Mädchen von einem schwarzen Pudel, so soll dies warnend ankündigew daß ihr Jemand nachlaufen wird, der den Teufel im Leibe hat. Jst dies indesi der Träu merin angenehm, so lese sie höchstens abermals Goethes ,,Faust«. Einen Floh sehen: Halren Sie die Ohren zu, wenn Ihnen ein guter Freund etwas von Ihrer Gattin er zählen will. Pinoat sehen, bedeutet: Sie werden in dje La e tommen, manchmal die linswakrhki Du sagen, z; B. Wasser sei 'an Beste. ann setzen Sie im Geiste shinzsm »Zum Waschen«, oder: »Für den iFsch'«, oder: »Zum Löschen«, und Jhk Gewissen wick- oekuhigt sein. Unsinn. Wenn Sie dergleichen träumen, so werden Sie siegen. (SQil ler ssaz t: Du.) Ka le und iLebe träumen, bedeu tet: Lernen Sie nicht Flöte, Sie brin gen es nicht weit. Drei Zähne sehen, chei t: Wenn Sie mit Dreizehn bei Tische ttzen, so wer den Alle mit der Zeit sterben, auch wenn sie no so alt werden· Ein Ei e en: Sie werden wie Co lumbus etwas entdecken, was Jhnen Verdruß Ibringi. Adam sehen: Sie werden irgendwo, wo es sehr hübsch ist, hinausgeworfen werden. Pferd: Sollten Sie zufällig König sein, so unternehmen Sie keinen Krieg ohne Reservepferd. Einen Gerechten sehen, bedeutet: Nur Mut-h, Einer wird sich Ihrer er barmen. Homer sehen, bedeutet: Trinken Sie in Gesellschaft schwarzen Kass-ee, da man es Ihnen übelnimmt, daß Sie zuweilen einschlafen. Könia Vbilivv. Träumen. das-. man dieser sei: Auch wenn Sie der reichste Mann in sder getauften Welt sein soll ten, würden wir an Jhrer Stelle kein Verhältnisz mit einer Hofdame anfan gen, da in Ihrem Reich die Sonne nicht unt«ergeht, unsd es also um so leichter an den Tag käme. Rheinsall rauschen hören: Sie wer den eine arme Wittwe kennen lernen, welche Sie für reich halten und vom Fleck weg heirathen. Casanova sehen, bedeutet den Zu rus: Renommiren Sie nicht! Fuhrmann HenscheL Wer von die sem träumt, soll seine Wirthschasterin in Ruhe lassen. Träumt ein Fräulein von Toggen barg, so bedeutet das: Sie werden sitzen bleiben. Sieht die junge Dame aber den Max Piccolomini im Traum, so wird ihr Liebhaber sie vertagen unid ihr »Bleihe bei mir!« oder » eh’ nicht von 1nir!« nichts helfen. Diese Proben werden genügen, das neue Wert bald derart beliebt zu ma chen, daß es in keiner gebildeten Fia milie fehlen wird. Pat Erdw, der vielgesuchte Eudahy Entführer, hat jetzt schon aus allen Theilen unseres Landes von sich hören lassen, und zur Adwechsluna ist seine letzte Mittheilung aus Südasrila da tirt. Es wäre gar nicht zu verwun dern, wenn der schlüpsrige Geselle nächstens eine Ansichtsposttarte vom Mars sendeie. « Die But-en sind in NataL den Briten ist das satal. Der Reporter der Balladeu. Von Julius Stettenheim. Ein neuer Sport. Der von einer bekannten fosdame Fräulein Kum gund, einge iihrte Sport, vom hohen Balton des Löwensgartens einen« Rand fchuh zwischen die gräulichen atzen fallen uno ihn dann von irgend einein Ritter aufheben zu lassen, hat vor einigen Tagen eine ziemlich lächerliche Scene verursacht und damit hoffent lich sein Ende erreicht. Als nämlich die genannte Dame einen ihrer Hand schuhe von des Altans Rand hatte fallen lassen und sich wie gewöhnlich spottenderweis an einen Ritter wen dete, der ihn heraufholen sollte, hatte der Tiger oder der Leu, zwischen welche derbandschuh gefallen war, den Hand schuh zerrissen und aufgefressen. Man denke sich das Gelächter der Zuschauer, als der angesprochene Ritter nun dislret auf die Unmöglichkeit hinwies, oen Handschuh aus oein Löwenarten heraufzuholen. Auch der König i ranz geruhten, allergnädigst mit in das Ge lächter einzustimmen. Das Opfer seiner Habgier wurde gestern ein Edeltnabe Sr. Majestät. Der König liebt es bekanntlich, die oft traurige Lage seiner Dienerschaft da durch zu verbessern, daß er ein soge . nanntes Bechertauchen veranstaltet· Dasselbe besteht darin, daß der König einen golden-en Becher an einer nicht tiefen Stelle ins Meer wirft und ihn dann von einem feiner Diener herauf L-l-- sLLL x-kk-— fck-.-kk-«—- L--.. VVIOU subs, Uns-U Ulvclstqulll UUUU der Becher wird. Wahrlich, eine echt lönigliche Art, ein Geschenk zu machen, ohne daß der Beschenkte das beschä mende Gefühl hat, eine Unterstützung erhalten zu haben, nachdem er den Becher an einen der zahlreichen Hof jurveliere verkauft hat. Bei dem vor gestern stattgehabten· Bechertauchen nun hatte ein Edeltnabe den Becher wiedergebracht und bat den König, ihn auch einen l2.weiten holen zu lassen. Umsonst weigerte sich Se. Majestät, indem sie den Edelknaben daran auf merksam machte, daß ihn das erste Becherholen schon genügend ange strengt habe. Der Edelknabe ließ nicht locker, nnd der König gab in seiner bekannten Leutfeligteit nach. Der Edelknabe war indef3 nicht so glücklich wie das erste Mal und kam, wahr scheinlich in Folge eines Herzschlages, nicht wieder, während die Regitnents tnnsil die Nationalhhmne spielte und der König den Verlust des zweiten Bechers großmüthig ver-scherzte Das leidige Schnellreiten, über das wir an dieser Stelle bereits so oft ge klagt haben, ist trotzdem nicht unter blieben. So ungern wir in öffentlichen Fragen, namentlich des Verkehrs, die Polizei anrufen, so wäre es doch ge rade in dem Uebelstande, unt den es sich hier handelt, angebracht, wenn die Sicherheitsbehörde einmal demselben näher trete, unt schweres Unheil in Zukunft zu verhüten. So sah man gestern bald nach dem Einzug der Truppen einen Dragoner mit einem Frauenzimmer aus bürgerlichem Kreise auf einem Rappen derart durch die Straßen galoppiren, daß lKies und Funten stoben und nur wie durch ein Wunder schweres Unglück unterblieben ist« Es muß als ein glücklicher Zufall bezeichnet werden, daß während dieses verwegenen Schnellreitens der Mond sehr hell schien und die Brücken so don nerten, daß die des Weges Kommen den, rechtzeitig gewarnt, schnell auszu weichen vermochten. Ganz abaesehen von "derUngehörigteit, daß ein Pärchen und noch dazu ein Liebespiirchen in der geschilderten Weise nach eingetre tener Dunkelheit durch die Stadt rei tet, ist es doch mindestens unstatthaft, Straßen, welche keineswegs menschen leer sind, zu einer Art Weitrennen zu mißbrauchn, und es bedarf hoffentlich nur dieses Hin-weises, daß dergleichen künttig unterbleibt. Es könnte doch einmal den schnobenden Reitern übel bekommen. t r M « . L Ucl Illllllllclluk LUUUUL OU lUUlUc auf Sestos Felsenthurm am Ufer des Hellespont ein Jäger Namens Lean der genannt, der tagtäglich von Abn dos Küste zu der schön wie Hebe blüh enden Hero mit starkem Arm die Woge theilte, um erst am nächsten Morgen wieder heimzufchwimmen. Es braucht wohl nicht ausdrücklich betont zu werden, daß das Heran- und Fort schwimmen Leander’s keinen besonders erfreulichen Anblick bot und die am Ufer des Hellespont ohnedies uner quicklichen sittlichenZuftände nicht fon derlich gebessert hat. Dies muß denn wohl die Behörden veranlaßt haben, den Herrn Leander mit einem Straf mandate zu bedrohen, wenigstens hat sich der kommende Mann seit einigen Tagen nicht mehr sehen lassen Daß die Götter selbst dem Unfug ein Ende gemacht haben, dürfte nicht anzuneh men lein, da es bekannt ist, daß sie den« Liebesabenteuern nicht auszuweichen, sondern sie im Gegentheile eifrigst aufzusuchen pflegen. Ernste Besorgniß sliißt der Zustand des Königs Dionys ein, nachdem er mit lnapper Noth dem Dolche im Ge wande Möros’ entgangen ist. Er soll nämlich nicht nur dem genannten At tentäter ein-en Urlaub gewährt, son dern auch nach dessen Rückkehr ein menschliches Riihren gefühlt haben. Die Aerzte fürchten »das Schlimmste. Ueber die Theueckung des Gazellen fleisches klagen die Blätter der Agra rier jetzt mehr als jemals, und nun stellt es sich plötzlich heraus, daß diese Theuerung lediglich eine Folge der Ausschreitungen der Agrarter dar stellt. Es steht nämlich fest, daß die Agrarier, anstatt sich ausschließlich der Landwirthschaft zu widmen, sdas Lämmlein zu hüten, die Heerde zu locken und der Blümlein zu warten, auf die Gazellenjagd gehen, weil ihnen ein Gazellenbraten willkommener ist« als die alltägliche Volksnahrung, die ihnen die Landwirthfchaft in Menge und bester Qualität sichert. Es wurde daher unter den Gazellen derart auf geräumt, daß dieses köstliche Thier vom Untergange bedroht egcheini. Zum Glücke hat sich nun der erges alte hineingemischt, indem er dieser Tage plötzlich auf der Felsenspalte her bor- und mit einem derben Verweis dem Alpenjäger entgegentrat, dessen Ueberraschung man sich denken kann. Hoffentlich nützt diese längst erwar tete Jnterbention etwas und veran laßt die Agrarier, künftig in ihren Schranken zu bleiben. Es handelt sich wahrlich nicht allein um das Gazellen fleisch, das ohnedies nicht Jedermanns Geschmack ist. Das Fluchen mancher Sänger ist leider eine üble Gewohnheit geworden und gehört längst nicht mehr zu den Seltenheiten, obschon es eine solche doch namentlich bei Künstlern hätte fein und bleiben sollen. Ohne Zweifel haben die vielen Sängertrisege eine ge wisse Verrohung eintreten lassen,wie dies nach Kriegen überhaupt oft be-· obachtet und bedauert worden ist. Ein ganz besonders fertig-er Fluchvirtuos aber scheint ein Sängergreis geworden zu sein, welcher vor einiger Zeit mit seinem Sohne die Ehre hatte, vor un- » serem allergnädigsten König einige Lieder vortragen zu dürfen. Dabei ereignete sich ein Unfall, der bisher noch nicht aufgeklärt worden ist: der König erhob sich gegen Ende des Kon zertes von seinem Thron, wobei sein Schwert aus der Scheide flog und den jüngeren Sänger « tödtlich verletzte. Aber bevor noch der König sein Be dauern auszudriicken und sich bereit zu erklären vermochte, den angerichteten Schaden in seiner bekannten generösen Art auszubessern, hatte der Alte seinen Sohn schon auf das Pferd geladen und mit ihm das Schloß verlassen. Vor dem Thore aber hielt er, zer schellte seine Harfe an einer Marmor säule — was hatte ihm die Marmor siiule aethan? —- und nun begann er zu fluchen, wie solches Fluchen gehört zu haben sich die ältesten Ritter und Hofdamen nicht zu erinnern vermoch ten. Der König befahl, den Senior des Liedergesanges sich ungestört aus fluchen zu lassen und ihn nicht zu der haften, aber seine Milde ist schlecht be lohnt worden. Jn einigen Musikzei tungen wird sogar darauf hingedeutet, dass die Baufälligteit des Schlosses, auf die wir schon lange als gefährlich für die Bewohner aufmerksam ge macht, eine Folge des stattgehabten Fluchens sei, eine Behauptung, die eines gewissen komischen Beigeschmack-s nicht entbehrt. Wenn Schlösser das Fluchen wtithender Sänger nicht aus zuhalten vermögen, dann gäbe es schon längst weder Opernhäuser noch Kon zertsäle. Immerhin möchten wir die Gesangsliinstler und auch die Sänge rinnen darauf aufmerksam machen, daß das Fluchen gerade in ihrem Munde ganz besonders ungehörig laut zu werden pflegt. ——-.—-——-— Weibliche Detektives. Vor einiger Zeit auchie in der New Yorker Gesellschaft eine Dame aus, die durch Schönheit und Eteganz Aufsehen erregte. Sie wurde als ein Fräulein Willougbby eingeführt, unid es hieß, sie käme aus New Orleans. Mancher junge Mann schaute voll Bewunderung auf sie, denn sie hatte ein reizendcs Antlitz und entwickelte viel Geist in ihrer Unterhaltung. So plötzlich, wie sie gekommen, verschwand sie wieder. Die Frage, wo sie geblieben, wurde da hin beantwortet: sie sei nach ihrer Hei math zirrückaelehrt. Einer der Herren wollte ihre Adresse wissen. Eine Ent schuldigung war bald gefunden — man sprach von schlechtem Gedächtnisz, einer Verlegten Karte —- genug —’vas war auch ein-e Antwort. Heute weiß man, daß Fri. Willoughby Niemand Anderes als Fri. Belle Stewart, die New Yorker Detettivin —- eine Ange stellte Captain William L. Saher’s war. Ein Diamantenhalsband war aus einem elegansten IHause gestohlen worden. Man wußte nicht, waren es ein Gast oder ein Diener gewesen, der es entswendet hatte. Fri. Stewarth Aufgabe war es, dies auszusinden, und es gleanig ihr; der junge Mann, der sich so eingehend nach ihr erkundigt hatte, war der Dieb. Er retournirte die Juwelen, so war eine Verfolgung unnöthig Aehnliche Detektioinnen giebt es fast 500 in der Stadt New York und sie haben viel zu thun. Heute sind sie vielleicht in einer Spelunke, morgen im Ballsaal. Schlauheit ist das Hauptu forderniiß ihres Beruer. Alle großen Geschäfte New York-s haben zwei oder drei solcher Beobachterinnen. Kürzlich besichtigte eine Dame in einem elegan tien Rain DaysStirt und modernem Eton Jacket kostbare Spitzen an einem Ladentische. Sie trug einen sehr fei nen Hut, dem man die Herkunft aus Paris ansah. Es war regnerisch, und so trug sie einen seidenen Regenschirm in der Hand, dessen Griff aus reinem Silber war und ihre Jnitialen zeigte. Die ein-e Hand umschloß feinstes Leder, die andere war unbedeckt. Die zarten, gepflegten Finger zeigten zahlreiche Ringe mit kostbaren Steinen. Die fein gekleidete Dame prüfte die Spitzen mit kritischem Blick. Oft hielt sie drei oder vier Stücke in der Hand. Die Ver käuferin achtete nicht Viel auf sie. Plötzlich trat eine Dame in langem Witwenschleier an ihre Seite, berührte sie leicht an der Schulter und sagte: »Entfchuldigen Sie! Möchten Sie nicht sz liebenswürdig sein, einmal nach der »Hier zu cuuunrue Die unsere trus tete sich mit geröthetem Gesicht auf: »Was meinen Sie?« Die Dame mit dem Schleier erwiderte ruhig: »Bitte, kommen Sie nach der Office und ver meiden Sie jegliche Scene!« Die eleganie Dame war eine La dendiebin und die Frau mit dein Schleier eine Haus-Deteltivin. Ohne ein weiteres Wort insg man nach der Office, wo der eschäftsfiihrer sie schon erwartete und sa ie, daß der Po lizeiwagen in wenigen Zjiinuten da sein werde. Die Diebin erbleichte, ergriff ein-e Scheere und machte einen Plumpen Versuch, sich den Hals zu durchschnei den. Schnell war ihr das Instrument genommen. Der Manager öffnete ih ren Schirm — ein halbes Dutzend Stücke Spitzen Intfielen demselben. »O ich überlebe die Schand-e nicht«, rief die Diebin. »Was wird mein Mann sa gen?« Jn diesem Augenblick wurde der Polizeiwagen gemeldet. Die Frau fiel fast in Ohnmacht. Der Manager sagte: ,,Madame, es liegt nicht in unse rem Interesse, Sie zu verhaften. Wol len Sie versprechen, dergleichen nie wieder zu thun und ein Betenntniß un terzeichnen? Die Dame erklärte sich so gleich bereit. Das Bekenntniß wurde abgefaßt; die Firma war vor einem Schadenersatz-Proceß gesichert. Die Frau eilte, so schnell sie konnte, heim. Sie war keine Gewohnheitsdiebin, litt vielleicht an Kleptomanie, wie man es nennt. Der ungerechtfertigte Wunsch, etwas für Nichts zu besitzen, trieb sie zum Verbrechen. Es giebt vielleicht 50 Procent Ladendiebinnen dieser Sorte, 40 Procent sind professionelle Uebel thiiterinnen sich aus den Angestellten der Geschäfte. Was bei der Schulvisitation einer kleinen Stadt in Sachsen passirte. Jn einer kleinen Stadt der Provinz Sachsen hatte die Bollsschule, an der außer den Lehrern auch eine Lehrerin unterrichtet, unlängst Schulvisitation; die dabei beobachteten Vorgänge dien ten den Kindern geraume Zeit als willkommener Stoff siir das ,,Schule spielen«. Bei einer solchen Gelegenheit, wo die »Schule« auf den Treppenstu sen eines Wohnhauses abgehalten wurde, konnte man durch die geöffne ten Fenster Folgendes hören: Die Kin der vertheilen die Rollen unter sich, Schulrath, Superintendent (alsSchul inspector), Lehrer; schließlich heißt es: »Unn Du bist’s , reilein ——, Du mußt awwer ooch rot wiir’n, wenn der Supperntent rinlimmet«. ——-—.--—— Welche Anforderungen im dreißigjähri gen Krieg die Einqnartirunq stellte. Die Halbmonatsschrist »Weder sachsen« erzählt folgendes Stücklein aus böser Zeit: Jm Jahre 1628 stellte ein österreichischer Cornett, welcher in der Stadt Schleswig einquartirt war, folgende Anforderungen für sich nnd seine Bedienten: »Was mir mein Wirdt teglichen ver schaffen soll: alte Heuncn, Bisch zur Notturf genug, Ener, Rindfleisch, Hammelfleisch oder Schafsleisch so viel von Nötten, holländischen Kees und Butter so viel man braucht, Radeiß X I lein, Stocksfisch und Wirth Bradtt wurft und onsten SchweinUeifch Zns cker, Mandeln und Rosinen zum Con fect wie gebräuchlich Alle Tage sechs Maaß Wein, Gewürz genug, Paumöl und Essig so viel von Mitten. Den Rest « Wein, so mir hinderftellig ausbleibt, weiln er mir niemals keinen Wein auf getragen,14 Tage, beläuft sich dafiir teglichen 2 Rthlr. Solches Alles zur Unterhalt micht fampt meinem Ge sindt, weilln er allzeit vorgeben, er« miß nit, was ich von Nötten habe H von Haltensteim Cornet. « Die letzten Angenblicke im Leben Raps leons des Ersten. Der ehemalige englische Minister präsident Lord Rosebery, schreibt in seinem kürzlich erschienenen Buch »Napoleon der Erste am Schluß sei nes Lebens« Folgendes über dessen Tod: ,,Napoleon des Ersten Tod trat ganz plötzlich ein, wie man aus dem dürftigen Bericht Arnott’s heraus liest .. » Arnot hatte offenbar von dem gefährlichen Zustande seines Pa tienten gar keine Ahnung. Obwohl er am 1. April, d. h. 35 Tage vor dem Tode Napoleons gerufen wurde, hatte er damals und noch für einige Zeit später keine Erkenntniß für die Ge fährlichkeit der Krankheit; erst am 27. oder 28. April, d. i. etwa eine Woche vor dem Tode, ging dem Manne ein Licht auf, daß die Krankheit eine tödt liche sei. Jn den letzten 9 Tagen feines-Lebens lag Napoleon fast fortwährend in Fie berdelirien. Am Morgen des 5. Mai stieß er einige unzufammenbängende Worte aus. Moutbolon glaubte die folgenden als bestimmt vernommen verzeichnen zu können: »7 rankreich in Waffen Spitze der Armee» . . Als diese Worte von des Sterben den Lippen fielen, sprang er aus dem Bette nnd zerrte Montholon, der sich bemühte, Widerstand zu leisten, zu Bo den Unter großen Schwierigkei ten wurde er von Montholon und Ar chaeubault in’s Bett zurückgebracht, in welchem er nun still liegen blieb bis gegen G Uhr Abends, als er feinen letz ten Seufzer that. Ehe-»Im» taki-« »L- cic--IJ--lä«c. «.....z ........ .... ,».».,..·....,.. Sturm, welcher an den Baracken der Soldaten rüttelte und schüttelte, als gäbe es ein Erdbeben. Bäume, welche der Kaiser gedflanzt batte, wurden ausgerissen, die Weide, in derenSchat ten er zu sitzen liebte, wurde entwurzelt —- in der Stube war indessen der treue Marchand damit beschäftigt, über die Leiche den Mantel zu decken, den der Kaiser bei Manreego getragen hatte.« Eine Erinnerung aus der Jugendzeit eines großen Astronomen. In dem Augenblick, wo« das Po larschiff Ganß sich anschickt, unter Führung des Professors Drygalski seine große Expedition anzutreten, dürfte eine Erinnerung aus-dem Ju gensdleben des großen Aftrdnornen Friedrich Gans-, von Interesse sein. Man erzählt sich in Braunschtveig daß der hochbegabte Knabe es liebte, in den Schloßgarten zu gehen, wo er unge stört sich der Leetüre hingeben konnte. Dort fand ihn eines Tages die Gemah lin des regierenden Herzogs Karl Wil helm Ferdinand, die, als sie ein-en Blick in das Buch des Knaben get-han, auf’s höchste über dessen schwierigen wissenschaftlichen Jnhalt erstaunt war. Sie unterzog daher den tleinenxeser einem kurzen Examen, « unsd als sie fand, daß der Knabe das, was er las, auch wirklich verstand, fragte sie ihn nach seinem Namen und faßte fiir ihn ein großes Interesse. Sie machte auch ihren Gemahl auf das Kind aufmerk sam, und so kam es, daß der Herzog Gauß zu sprechen wünschte. Er sandte einen Diener zum alten Gauß, um den jungen Wissenschaftler holen zu lassen. Nun aber hatte dieser ein-en Bruder, und der Zufall fügte es, daß gerade dieser Junge, der keineswegs wissenschaftlich veranlagt war, sondern sich in Haus, Feld und Garten nütz lich machte und daher des Vaters Lieb ling war, dem Diener in die Hände fiel. Jn der Meinung, des Herzogs Befehl gelte ihm, fing er an zu weinen und erklärte, er werde gewiß nicht in’s Schloß komm-en. Der Diener fragte ihn, ob er denn nicht im Schloß gartsen gewesen und dort von der Her zogin eingesprochen sei, und da der blöde Junge nun erst recht Unheil wit terte, stieß er heraus, das sei nicht er, sondern sein Bruder, der Taugenichts Friedrich gewesen, der, statt was Or dentliches zu thun, überall mit seinen Büchern heruinsitze. So wurde denn nun Friedrichs zum Herzog geschickt, und das hatte auf sein-en Lebensgang den entscheidenden Einfluß, daß der Herzog ihm nun sein-e weitere Aus bildung ermöglichte, durch die er zur Zierde der Wissenschaft wurde. Jener Bruder aber bildete sich steif und fest ein, sein Bruder sei nur durch den Be such im Schlosse ein berühmter Mann geworden. Als Friedrich der hochbe deutende Göttinger Gelehrte war, der Bruder es aber nicht weiter gebracht hatte als bis zum Todteneassenboten in seiner Vaterstadt, Pflegte der Bie dermann zum Ergötzen der Braun schweiger zu sagen: »Ja, wenn eck dat gewußt härre, denn wäre eck jetzund de grote Mann, aberft eck woll nicht hen nach’n Slosse.«« Ein Mensch- der sich mit Sorgen quält, Trägt Blei mit sich herum; Doch der, dem’s an Humor nicht fehlt, Nur Aluminium.