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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Aug. 2, 1901)
Meidenstamm WW Roman von mitbelm meyekisörsten A . - . - . — . — . - -,- . » -,-..-x-,«-,..-A-A.--x.-.--A.--4-k—-sp-.-.- . «. - - . - . - (1. Fortsetzung) Aber einen hatte er doch, der ihn er zog. das war die kleine Marie. Oft wenn die andern Jungen draußen noch spielten und Niemand ihn gezwungen hätte, heimzulommen, ging er aus freien Stücken nach Haufe, weil er wußte, daß das kleine Ding allein war. Er paßte"mit den fünf Jahren Alters unterschied absolut nicht zu dern Mäd aber er besaß eine merkwürdige « gleit, auf ihre kleinen Wünsche und den Jdeengang des Kindes einzu gehen. Er ließ ihre Puppen marschi ten und baute ihr aus den Holzllößen und alten Spieltarten Häuser-. Er war ihr Pferd, ihr Jagdhund, der auf allen vieren lief und bellte, er aß als Löwe in einem Käfig von Otiihlem aber als ein guter Löwe, der sich strei cheln ließ und die feierliche Versiche rung gab, et werde nie beißen Sie wollte immer Geschick-ten hören, mit einer unermüdlichen Passion; aber die Martia lehnte in dem Trauetlleide, das sie nie mehr ablegte, am Fenster ten-d starrte hinaus. Bis-weilen fah sie wohl nach dem Kinde und sagte: »Spiele, Mariechen, oder geh zu Anna in die Küche«; dann schaute sie wieder Mit einem theilnahmlosen Blick in die Weite »Sie schaut immer noch nach der M, um die das Regirnent verschwand, « als fie ’70 fortmarfchirten; sie denkt Hoseieht immer noch, ihr Mann kommt -- » wieder.« Und vielleicht gab es wirklich eine solche vaqe Jdee in dem milden Kopfe der einsamen Frau. Quälte das Kind gar zu sehr: ,Manmchen, erzähle mir eine Geschich te,·' so gab sie sich wohl ein-en Ruck, raffte sich auf und nahm die Kleine aus den Schoß. Mit einer weichen, leeren Stimme erzählte sie dann, was Marie wollte: »Schneewittchen« oder »Dornröschen«, aber sie larn selten mit einer Geschich te zu Ende. Jshre Worte wurden langsam-en stockten, schliefen ein· »Und was kam dann, Mamachen?« »Dann —?« Was war denn? Was hatte sie denn erzählt? Sie wußte es nicht mehr. Ihre Gedanken waren beim Sprechen se fern gewesen, in Frankreich, bei ihm, auf dem kleinen Kirchhofe von St. Marie. »Geh, Kind, spiel.« Und Marie spielte wieder. Sie trat noch zu klein« um nach der Uhr zu sehen oder die dumpfen Töne der Stundenschläge zu zählen, aber wenn es zwölf Uhr Mittags war, wurde sie omuhig, weil sie instinktiv wußte,daß der lang-, einsame Vormittag ohne Joseph nun zu Ende sei. Ost kam et erst spät, vielleicht weil er hatte nachsiden müssen oder sich Uni heegetrieben hatte. aber Mittags tam er wenigstens pünktlichee als Rach stittagö, wo sie bisweilen stundenlang aus ihn warten mußte. Einmal war er Abends um lb neun noch nicht Hause, und die unerbittliche Anna sdie Kleine ins Bett. Da ge riesp sie ineineJV furchtbare-Glasre gung, oakz me Mama aus roter ne thargsie erwacht-e und —- bas einzige Mal in den sieben Jahren —- den eno lich heimkehrenben Joseph mit zwei wvhloetbienten Ohrfeigen empfing. Der Junge war darüber mehr er- H siaunt als erschreckt, denn erstens war er an dergleichen von der Schule her ! gewöhnt, und zweitens hatten diese Ohrfeigen keine besondere Kraft; die Kleine aber gerieth außer sich. Diese Schläge halte er um ihrem-il len erhalten, nur weil sie so geweint used die Mama aufgeschreckt hatte! Joseph selbst mußte sie beruhigen und ihr hundert Mal versicheru, daß es reicht weh gethan hätte; erst dann schlief sie endlich ein, seine magere Jungenhand im Schlafe noch kampf haft fest-haltend Seitdem kam er nie mehr so un piinltlich, er nahm sogar in der Schu le — wenn auch nur für kurze Zeit — einen energischen und alle Lehrer in maßloses Er unen versetzenden An lauf zur Be erung. ’ Sie war wirklich seine Erzieherin, die kleine Col-sure seine einzige. Unemädli erzählte er ihr Ge n. aber e hatte ein gutes Ge däch nis nnd liebte es nicht, wenn ein Märchen das sie schon kannte, wieder holt mer-be. sse hatte da allerlei Kniffe, alte Gefäss-isten in ein wenns Gewand zu kleiden. vielleicht nur durch Verände rung der Rat-den« oder indem er aus — Des W eine Niesin machte. Im mäu mußte et dabei vorsichtig zu ehe- mil sie andernfalls die Wie RU- «Mt:äg ein- Geschichte , —- « Waschtfossa — ««-IGU M He Kuzu Es war schwer, diesen kolossalen Anforderungen, die sich jahraus jahr ein, Tag für Tag wiederholten, zu ge nügen. Sie kannte alles: Grimms Märchen, Bechsteins Märchen, Hausss Märchen, den Robinson, Gulliver, die Erzählungen aus Tausend und einer Nacht; so mußte Joseph seinen eignen Kon anstrengen und selbst Geschich tcn ersinden. — Merkwürdig: das wurden die schön sten. Man konnte sie beliebig ausdeh nen und ins ungewisse erweitern, in dem man den helden in immer neue und immer tollere Abenteuer verwi aelte, und so saßen die beiden osj im Kinderzimmer zusammen« erzählend und horchend, bis es draußen dunkel nurdr. Aber die Anforderungen welche das Gymnasiutn in Quinta und Quarta an seine Besucher stellt, litten unter alledem so intensiv, daß der Zusam menbtuch über kurz oder lang staglos erfolgen mußte. Er kam Ostern 1877, als Joseph zum zweiten Male in sei nem jungen Leben sitzen blieb. »Der Junge verlomrntshier.« sagte sein Bruder-, »e: muß lernen Ordre oariren und arbeiten. Er tax-Ist zur Cadettenschule, da wird man ihn an ders her-annehmen« Und so geschah es. Der General von Den-itz, Excellenz, Joseph-s Vormund war dagegen, er liebte die Csadettenschulen nicht, aber Albrecht Irr-it seiner kühlen Energie fest-. Ins-Saph- piizssdi · «;;a; am selbst kunk Jahre imuorpg gewesen, ich verdanke meiner Cadekten zeit alles. Für Joseph ist das Corps das einzige und letzte Mittel« Was Joseph selbst bekrissi, er wi dersprach nichi. Die bunte Unisorm hat noch jeden Jungen verlockt, und wie die kleine Marie die Trennung ertragen würde, daran dachte er nicht in der Hast, mit der die ganze Frage hals iiber Kopf erledigt wurde. Uebrigens, sie war ja auch nicht mehr die »kleine« Marie. Sie war ein roßes Mädchen geworden von sieben Jahren, das in die Schule ging. Freundinnen hatte, Stickereien anfer iigke und durchaus nicht mehr auf ihn als einzigen Spielgefiihrten angewie sen war. So trennten sie sich. . . . . Ob er noch an den Tag dachtet Noch jegl. wo diese fürchterliche Zeit längst hinter ihm lag, geschah es ihm, da er nach einein durchzechten Abend ans schwerem Traume Nachts auffuhr. .Jrn Schlafe kamen die ver fluchten Erinnerungen inirner wieder. Die großen, düsteren Schlafsäle im Kadettenhaus, das kleine Arrestloial, in das er immer und immer wieder gesperrt wurde, die brutale Kraft der alteren Kameraden, die ihn nie der-schlugen, maltraitirten verheh ten, ihn fälschlich anzeigtern Dann i Weilswhtssesy wo alle zwei underi Kadetten Urlaub erhielten, nur er nicht! Wie er Nachts über die Mauer kletterte. zwanzig Kuß hoch herabsprang und in sie acht hinan-lief nach der Rheinebene, nur von dein einen Gedanken getrie ben: -.6eim!« Natürlich holten sie ihn wieder-, schon am nächsten Morgen, natürlich natürlich. Sie holten ihn immer wie der. Er war wie ein wildes Thier, das mit heißen Eisen gebrannt wer ben muß, ehe es ruhig wirb. Aber wie sein Bruder richtig pro phezeit hatte: er lernte Ordre bariren. Er wurde Schablone wie die an bern. Das Beste, die Energie, hatten sie zu drei Viertheilen in ihm getödtet. llVon nun an bekam er Urlaub wie a e. . Niemand, auch Marie nicht, erzähl J te er in den Ferienwochen von seinen :Leiden, die zum größten Theil nun ; ja auch aufgehört hatten. s Ob er noch an jenen Tag dachtet ! O VI f »An was denkst du, Joseph?« »An nicht« Er fuhr sich hastig mit der Hand iiber die Stirn; es war ja unsinnig, immer noch an diese liin vergangene Zeit sich zu erinnern. . est, da alles in Erfüllung gegangen war, was er einst als uwge erträumt hattet Er trug den s ·zierssiibel an der Seite, die kleine arie war seine große. schöne, geliebte Braut geworden, und was ihm seine einstigen Freunde pro phezeit hatten —- die je t beiahrtse Rittrneister aber Stabzos iziere wa ren nnd sich seiner wohl kaum noch recht erinnerten —, war in Erfüllung gegangen: der be Weiter der Armee. zum wenigsten der besten! Be rühmt im ganzen M, der M Mmse besser belaust alt all-OR und Male smmwueit Ei lohnte wirkli nicht, umdie Es stam. sue-n hu der Ka ieszert noch sachte C N ev er .«s?øses Dir sung-, Josephk »Me- M Mr bis herun i use-n Woran-ges t da du L Eilet «uu-p n vix Lust Ieicht-keifig a . — Rede nicht so feierlich!« Tit lachte. und Marie lachte an . »Wenn wir jett nur den Schti ten spZMTo k oe is s m ar von rren nen, der von dem Königs chlosse aus sich im Stile von Berg-: IF weit hinzieht mit Rasenflächem n einen nnd glatt e schnittenen Bauenheckem waren sie ie I einzigen Spaziergänger. Alles lag weiß beschneit, und nur ganz vorn am Schloß hatten die Gartnerburschen Weste gelehrt. arie schüttelte den Schnee von den Kleidern und stellte einen Fuß nach dein andern aus den Sand-stein soclel einer Juno, um sich mit dem Taschentuch den Schnee von den Strümpfen zu schlagen; aber als sie damit fertig war und eben Miene machte, den Arm ihres Bräutigams zu nehmen, um mit ihm sittsam am Schloß vorbei in das Dorf zu«gehen und von dort aus mit der Pserdebahn Zeimzusahrem überlam sie plöslich eim Anblick der weiten, glatten Schneeslächef eine unbezwingliche Luft: »Zum wich- Joseph!' Und mit einem Satz war sie von dem sauber gelehrten Wege wieder mitten drin im Schnee, der bei ihrem hastigen Laufe um sie her wirbelte. »Aber Marie!« Er zögerte ein paar Augenblicke. »Fang mich!« und schon war sie eine Strecke weit sort, lief mitten iiber die erhöhte Rasenbläche und war im Nu hinter der ersten Heile verschwun den. Sie flog wie ein Reh. Joseph hatte Mühe, so rasch er sich auch an ; die Verfolgung machte, sie nicht aus I dem Auge zu verlieren. Sie bog im s Lauf hinter eine immer andere Hecke, f und plötzlich sah er sie überhaupt nicht ) mehr. Sie hatte sich versteckt, natürlich, mit ihrer lustigen sarmlosigieit hin ter einer Anrinous atue. Aber die Schneespuren waren deut liche Verräther, so baß Joseph leichte ! Mühe hatte. sie hinter dem Antinous I hervorzuziehen. Sie war noch so außer Atyenn pag sie feine ersten zwei Küsse eben noch duldete. aber gegen die anderen sich verzweifelt wehrte: »Ich ersticke, ich ersticke!« »Hei-IN du auch. Jeh mache es mit dir ebenso, wie du heute Morgen mit mir.« Sie hatte so heftiges Herz tlopfen, daß Joseph erschrak, aber das verging baid und dann war sie wieder ganz außer Rand und Band. »Je2i stellen wir uns vor: du bist der König nnd ich die Königin. Wir gehen gnn allein in unserm Pat! pnzieren, " iernand darf herein. Die Hofdainen stehen draußen hinter dem Gitter und brennen ordeniiich vor Neugier: ach, wenn sie das doch sehen könnten, wie der König und vie Köni gin im Parle sich iiisseni Küsse mich, Königs« Jn dein Ampbithester, wo vor hun dert ahren der bannoversche hof mii been ringen von Watte und allen englischen Vettern die lustigen Som nierfefie Hefeiett hatten, wo die Da rnen im eifrock neben ben epuderten beeren auf den Sieinstufe Las nah men, um das Schar-f iel auf der ge genüberliegenden Bii ne u betrach ten, setzte sich Marie au eine der chneiien Sieinbänin Joseph pro t irte: »Du wei t, was der Arzt sagt: Du sollst di in Acht nehmen!«, aber sie la te leicht-sinnig: »Es ist nicht tatk, wurmt, ich erteilte mich nicht« durchaus nicht-« —- Aber Joseph zwang sie an ustehem und nun schmie te sie sich « i an ihn. »Es iß o seltsam, J eph, daß wir beute so lustig sind. nd eineniiichk nur« weil dieser Abu Becker im Ge fängniß sitzt und du damit deine Schulden los wirst. —- Es ist tein schöner Gedanke.« »Aber ein angenehmer Gedanke,« sagte er mit einem schwachenVerjuche· den Wechsel ihrer Stimmung zu ver hindern. »Nein.« Sie schüttelte den Kopf. »Geiiingniß ist siir mich vie furcht barste Vorstellung, die ich kenne. Lie ber möchte ich sterben, als in ein Ge fängniß gebracht werden. Wenn man sich nigt mehr bewegen kann, wenn man nichts mehr sieht, nicht einmal die Sonne!« Joseph zog ein verdrießliches Ge sicht; er wußte, dasz Marie, wenn sie einmal einen solchen Gedanken erfaßt hatte, darauf festbisz und ihn mit ihrer izarren Gründlichteit nach al ten Seiten hin erörterte. Und während sie weiter sprach, ver fertigte er Schneehallen nnd wars von dem erhöhten Si ans nach ver ge genüberliegenden "hne. Das war ein ungewollt glücklicher «Einsall, denn als er mit seiner erwei men Schleudertraft und Treffsicher heit zweimal dem Bronzesechter an der rechten ckentalijse einen Ball mitten in'5 icht appliziet hatte. wurde Marie aufmerksam unt- vergaß Aha Beckers Schicksal weiter zu er Beten-. »Laß mich auch mal werfen.« Jose h drehte ihr einen ausgezeich net s "nen, latten, runden Ballmber so weit sie auch in der Taille rück wärts bog and so energtgi fee aus bvltc- sie brachte ihr Uxäsbkschvd ntkst einmal bis an den Ra der M i« —- miaoc net-me ; M« -2«——«dck ems- made-; W treten-M sie-T Fechtee Bas aus Ball aus die Backe und zwar mit solcher Macht, ali« miiste der Bronzesigur dee Kopf vom Rumpfe fliegen. Marie vero olgte jeden Mag mit einer sörmli Aufregun. ie be . obachtete oseph, tote er si rückwärts lehnte, zie ete und mit einer etgenthiitw linchen blt ltzjchnellen Armdewegun chleudette. utlenl hin stra ie sich, da war nichts von fängqu Jahr-rügen lässigen Haltung. thep « a »Wenn du fest zwölfmal trisssi, Jo seph, der Reihe nach, dann — dann-« dannlk »Dann soll dai fin uns eine Vor bedeutung sein, ein Zeichen, daß uns alles gelingen wird, was wir uns mitn schen, daß wir zusammen glücklich wer den.« WDummeg Zeug,« sagte er und warf i dem Fechter egen die Rase, daß der Schnee driie en nach allen Seiten stiebte. »Rumero eins.« »Mit so was muß man nicht spie len," sagte er und traf von neuem. »Numeto zwei.« »Das ist doch nicht dein Ernst, Mieze?« Er lnetete einen neuen Ball und blickte sie erstaunt an. «Lieber höre ich aus.« »Es-its weiten« »Du bist doch nicht abergliiubisch?" »Ja ich bin abergläubisch. « »Komm her, Marie, wir gehen jeht. Außerdem, es wird bald dunkel. Wahr haftig, es ist bald vier Uhr." Sie trat nahe an ihn heran Jnit ei nem ängstlichen Ausdruck im Gesicht: »Ich bitte dich, Joseph, wies weiter, und schnell, ehe es Dämmerung wird, so lange du noch gut sehen tannst." Zchmeigend blickte er sie an, in ih ren Zügen war etwas Fremdes , Stat res. lieber die Sonne am Himmel hatte der sinkende Tag graue Winter wallen gebreitet, durch die langen Heckengänge psiss ein kalter Wind, die ganze Scenerie ringsum hatte plötzlich Einen blassen, unheimlichen Zug von sede. l U Er zielte sorgfältiger als sonst und " traf. Sie sprachen beide nicht und zählten leise. Sie schauten sich nicht an, sondern blickten nur nach dem Fech ter drüben, der vor der dunkeln hecken tulisse in seiner s warsen Erzsarbe immer unveutlicher tch abhob. ,,Els.« Sie sagten es beide gleich zeitig nnd blickten sich gleichzeitig an. »Nun der zwiilste." ,,Nein, ich werse nicht weiter. Komm, Marie. Wenn es auch nur Unsinn ist, man soll es doch nicht thun. Jch kann fehlen, ich sehe nicht mehr ordentlich, und mein Arm ist müde. Und wenn ich nicht treffe, dann bist du irn stande, die aldevne Geschichte ernst zu nehmen. Jch renne dich. Sei gut, Liebchen, tomm.« Er legte den Arm um ihre Taille, aber sie machte stch stei. «Wirs!« Sie war sehr blan, nnd die sahle Dämmerung zeichnete auf beide Gesich ter graue Schatten. Joseph beugte sich nieder und kne tete aus seinem Knie den SchneebalL Dann nahm er ihn, um die hände frei zu bekommen, zwischen Oberarm nnd Mantel nnd streifte die ledernen handschuhe ad. Zweimal beugte er sich rückwärts und zielte lange, aber jedesmal behielt er den Ball in der band und richtete sich wieder empor, um seine Fußsta lun zu ändern nn b er sich ties aus das rechte Knie, so dgg seine Hand fast den Bo den berührte, und dann, nach einer Ietundenlangen Pause, schnellte er mit einer vebenrenten Bewegung den gan zen Körper vorwärts. Wo war der snllk Einen Moment sahen sie ihn beide nicht« es flimmerte ihnen vor den Au gen. Jetzt sahen sie ian Da slog er! Drüben schon — Und jetzt — »Brot) !!« Mitte dem Fechter ins Gesicht! ! Joseph athmete ties aus und lächel te, und einen Augenblick subr er sich mit der schneeseuchten and über die «:Stirn, aus der Schwei tropsen prel en. »J-zieph!« Sturmtsch umschlang sie ihn, den Kopf an finer Brust in dem Pelz des Mantels vergrabend. Er fühlte, wie sie zitterte, aber er zerbrach die feier liche Stimmun mit einem Scherz: »Du bist un bleibst ein albernes Mädel. Das wäre eine nette Art, sich mit Schneeballtoersen über dasSchich sal zu oergetvissern.' . Sie lachte nun auch. aber sie zitterte immer noch. »Natürlich war es dumm und al bern, aber es war doch schön. Daz« ·tte dir keiner nachgemacht, Joseph: o sicher zu werfen, wenn so viel aus dem Spiele steht·« «Gar nichts stund aus dem Spiele-« »Dort-, d . rede ni t, wir wollen ar nicht me davon brechen. A , Ich bin glücklich. Du wirst immer tre - n, wenn Noth un Mann tst.· Du Firchtest dich vor nichts, du bist ein ganzer Mann. Lerci-' nicht! Das ist mein beiligster Ernst, Liebster!'« Sie standen aneinander epreszt und küßten sich leidens stlitH Einmal sagte sie: »Komm, w r mit en nun ge « und dann sagte n einer Pause syst-: »Komm, wir ssen nun ge , aber der andre hatte jedesmal noch eine Ums-mutig und einen Ku? ; bis endlich die hereinbrechende Dante - i W sie IsssM W »Wenn jemand uns hier jeht fändeP »Ach, weshalb nichi!« . »Nein, Joseph, das geht nicht. Wir , müßten längst zu haufse sein. Aber . wenn wir verheirathet ind, gehen wir I oft hierher-, dann darf uns niemand , gehe hineinreden. Es war zu schön ute.« Sie gingen die Stufen des Amphi iheaters hinab, und als sie unten stan den und durch den Heckengang lisks zum Schlosse zurück wollten, zögerten beide, als ob ihnen der Abschied von i dem kleinen derschneiten Königstheater ; schwer fiel. Marie sand noch ein ledieö Aus » lunstsmitieh diesen Abschied zu der langem »Wir müssen dem armen Fechier Adieu sagen.·' Sie kletterte aus die Bühne, um um das Opfer ihrer Schneebälle zu be trachten; er stand in seiner athleiischen Erzmustulaiur schwarz und dunkel vor ihnen, aber Kopf und Hals waren wie von einer weißen Haube über-zogen Und ege Joseph es verhindern konnte, hatte ch Marie aus das Steinposta ment geschwungen, hielt die Brause sigur umtlamrnert und suhr dem Fech ter mit ihrem Pelzhandschuh über das Gesicht, bis die letzten Spuren der Schneebiille vermischt waren. »Der arme Kerl, ihm brummt der Kopf gehörig! —- So, nun sieht er wie der nett und sauber aust« Ueberrascht, schweigend sah Joseph ihr zu. Das Mädchen mit seinen ra schen Bewegungen neben der toten, talten äiguh ringsum Winternacht, beide o n aus dem Postament in tie setn Schatten, und rechts, links, vorn, aus allen Seiten andre Erzgestalten, die durch das Duntel herüberstarrien, --— die Scene hatte etwas Gespenstisch Unheimliches· Als Marie aber wieder neben ihm ging, ihr warmer Athem in dem sei nen lag und ihre weiche Gestalt die seine berührte, war der kurze, selt same Eindruck verwischi. Prater vell Decken tauchte das sto- " nigsschloß aus, stumm und sinster, etn verlassener Zeuge dergangenee Frucht Nichts mehr von englischen önigem die hier in ihrer hnnnoders schen heimath tnit den Cambridgez und Cuniberlnnds und Yorts nlteEr innerungen auffrischtenz nichts mehr von den dannoverschen Königen selbst, die vor zwanzig Jahren in die Ver bannung gingen; nichts mehr von Garben, Reitern, Eqnipngen, vonDie nern mit Windlichtern, von schönen Damen, die durch den Port huschten; teine fröhlichen Klänge, teine Ball musii, teine erleuchteten Fenster und keine Königsstandarte, die Nachts hoch oben im Winde wehte. Joseph hatte Mühe, in dem Mitgli chen Lichte der wenigen Laternen den Aus-gen zu finden. Am « hore wandte Marie denKOtIf über die Schulter und blickte noch ein mal in den Garten zurück. Sie hatte ein Gefühl der Dankbarkeit fiir die schönen Stunden dieses Nachmittags und sür das Liebesgliich das der stille, verschtoiegene Pan ihr nnd Joseph ge schenkt hatte. Asis sie aber die todte Finsternis hinter sich sah, ging es durch sie hin wie ein Frösteln. Kam sie tvirtlich von dort her? Aus dieser lichtlosen, unheimlichen Tiefe? «Jvieph. holt mich fests« Wie?" .halt mich seist dein ganzes Lebens lang. Bei dent ersten schweren Erleb niß würde ich zsgatnmendrechem das siihie ich, wenn i nicht dich dabei zum Schudck hsbm würde.' . Er lächelte gutmüthig: »Du brichst nicht zusammen, du großes, starke-i Mädchen, dn ntn allerlecten..« zisch am allerersten-« m 3.. 4. nnd s. Mai 1888 nnd es « in Hannover eine Afsaire von der be sonderen Art, die man in der Donau taiserstadt »a hetz'« nennt. Für die Reitschule und ihren alten Geschäft-H sreund Abu war es eine sehr schwüle »Hes«', sür die Unbetheiligten eine seh: amiisante «hetz«, alles in allem eine Sensatiousgeschichte ersten Ringes Abus Procesz war vielleicht nach Umfang und Bedeutung nicht zu ver gleichen mit jenem berühmten »Spiel proeesz«, der einige Jahre später die Reitschule, bannt-den ganz Deutsch land und die Rachbacstaaten in Athern erhielt, aber er war zum mindesten ein nettes, kleines Vorspiel, das, wie die Zeitun en urtheilen. »für gewisse Ver bältni e. Lebenslreise, Gewohnheiten, Anschauun en und so weiter als symptomatrsch zu gelten hatte.« Aus jene Freude in den Januarta gen nach Abus Verhastung war für die Reitschule sehr bald eine außeror dentliche Erniichterung esolgt. Eine grausame Ernii eeunat Arn 23. Januar schrieb die »Kölni sche Zeitung«: »Ein Wucherproeeß besonderer Art wird demnächst in hannover zu. er warten sein. Ein gewisser John Be » ckee und so weiter —- beretts verhaftet — Ossiziere betheiligt —- große Sum men, unmäßige Procente ——« und der Artikel schloß mit den milden, gütigen Worten: »Hossentlich lingt es hier einen der vielen Krebs chiiden auszu decken, unter denen junge, allzu ver trauensselige und unersahrene Offi ziere so schwer zu leiden haben.« Die Reitschule liest siir gewöhnlich keine Zeitungen, Init Ausnahme des »Militär-Wochenblatts« und irgend eines Berliner Blättchens, aber - diese Nummer der Eslnischeiss ging von Hand zu hand, tout-de bei «Kasten« wiederholt laut reeitiet und fand all W gemeine Billigung. Man liichelte mit einem A urenlächeln iiber das »ver trauen-se g" und nannte das »uner fahren«, einen etwas starken Aus druck, ließ diesem Worte aber in Ans detracht der sonst wohlwollenden und hochanstiindigen Gesinnung des Arti telz Verzeihung angedeihen sAher am W. Januar, also nur drei Tage später, wurde die Reitschule in eisigen Schnecken verseßt durch den Leitartitel einer Zeitung, deren noto rische Absicht es ist, alles Große, Be stehende, Wohlhabende, Adelige und so weiter in den Staub zu ziehen. Name dieser Zeitung und Inhalt senes Leiiartilels seien hier nicht ermahnt, nur soviel muß aesagt werden, daß in den Ausführungen dieses BlattesAbu Deckel-, verglichen mit seinen Schuld nern, wie eine Lichtgestalt erschien. Nicht daß sein schändliches Treiben nicht als solches gebrandmarlt wurde, aber es war gleichsam ein unschuldiges Kinderspiel im Vergleich mit der Fri dplitiit der jugendlichen Geldnehmer. Unheimliche Epitheta wurden der Reitschule an den Kopf geworfen,Aus drücke so start, doshast und ausgesucht drutal, daß ihre bloße Andeutung sich verbietet. « Auch dieser Artikel wurde bei »Ka strn" verlesen, nachdem man alle Thü ren geschlossen und die Kellner hin ausgeschickt hatte. Man las mit gedämpster Stimme. Die Cigarren erloschen, und der Pommery wurde warm. Und der Artikel nannte Namen! Namen! »Sdorleder —- Keosseck-- Zerbst — Graf Rohrdeck —" Blaß drängte man sich um den klei nen Zestow, der das verdammte Blatt ir. der Hand hielt. " »Bin ich auch genannt?« »Und ich?!« »Jch?!« »Am-: Aemz Du ntascz Du num heidenstamm auch nicht! Nein! Um Gotteswillem beruhigt euch dedi« Sporleder sasz wie eine Wachsfigur, und der immer sidele Nacht-S Rodrbeck hatte allen humur verloren: »Ich sitze bei der Geschichte am tiefsten drin,wie immer, natürlich. Es wird faktisch unangenehm; es geht mir an die Nie ren.« - Ein Trost war der, daß »diese bundösöttische Zeitung von Ministe rien. Comrnandeuren, Generalen und sc weiter nicht gelesen wird, daß sie siir Cavalierg und Milittirlreise quasi ttnter Ausschluß der Oessentlichleit er scheint. Niemand wird diesen Artikel Zu Gesicht bekommen, Niemand auch nur davon hören, man braucht sich wirklich nicht aus-sure en.« Arme harmlose Reitschule! Tags daraus stand der insame Aus san in allen Zettungenl Abgedruckt, tsachgedruckt, ein wenig gemildert und zurechtgestutzh aber im übrigen un versehrt und von entsetzlicher Deutlich leit Und dann wurde die Reitschule nett-ös. Jeden Tag brachte irgend eine Zeitung neue Detail-l. Jeden Tag. Man war ais einem Selbsterhals tungstriede heraus enötbigt, stunden lang alle erreich aren Zeitungen durchzuslieqem tie Leitartitel, den po litischen Theil, das Vermischte; man fand Notizen an den verborgensten Stellen dieser Blätter, man betam solche Antlagen zu lesen, daß man allmählich anfing, an sich selbst zu zweifeln. Ganz unmöglich, die Einzelheiten dieser beständigen An apfungen zu re serirenz sie waren e eine Ueber schwentmung. die bis in die kleinsten Prodinziatbltitter sich ergoß. Väter, Mütter, Onkel, alle Verwandten lasen ste; aus den entsetntesten, weltabgeles aenen Rittergiitem aus die nur ganz selten ein Wochenblättchen sich verirrt. wurde die Assrrire bekannt und mit Bei-reden durch-gesprochen Väter kamen von Litauen und weiter her angereift, um persönlich in Hannover Erlundigungen einzu ziehen, aber sie erfuhren zu ihrem Troste, daß-Uhu Bessers Krallen denn doch nur einen verfchwindend tleinen Theil der Reitschule erfaßt gehabt baten. Betheiligt war jeder einzelne in sofern, als die wenigen Opfer jedes einzelnen lameradfchaftliches Beileid fanden, ini übrigen aber stellte es sich bald heraus, daß wie bei allen Senfai tionsaffairen das Gerücht ungeheuer lich übern-leben hatte. »Am s. Mai,«' to fchrieb der »dann-wasche Courier«, »wir-d der Proceß John Beter vor der Straflammer des hiesigen Land gertchts zur öffentlichen Verhandlung totnrnen.« Oeffentlichen Verhandlung. Dritten Mai. Zi: drei Wochen. ffentlichen Verhandlung! Rochuz Rohrbeck trank keinen Ponnnery mehr und rauchte nicht mehr. · Er kam auch nicht mehr zu Kasten, sondern perlchrte viel mit Juristen, deren einige er aus feiner heidelberger Zeit kannte. Gortfekung folgt.) n London beza lt die Re ier 2303 Leierlaftendrehky welche gpatFX tifche Werfenspielen müssen, um auf diese Weise die Kriegsscgeifterung qu zufachen und Rekruten zu etc-innern Das ilt ein« fchckne Sorte atriotits neu-, die durch Leiertaften erzeu t wird. Und die Sorte steter-ten, d e Mr to gewinnt muß M schöner