Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, July 19, 1901, Sonntags-Blatt, Image 10

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    W
. »Ist-is- using-Ist
Bon S i g u e d.
Ini- dem Schwedisschen übertragen von
E. V i l m a r.
Sie war ein fchlichtes, kleines Mä
del, doch ihr herz saß auf dein rechten
Flec. In der Schule blieb sie zurück,
doch wenn Mutter im haushalt Unter
Iiiyung brauchte, waren Annies kleine
diinde allezeit hilfsbereit. Jhr Piaan
fpisel war kalt, gleichgiltig, automaten
haft, ihreUnterhaltung keines-weg witzig
oder geistfpriihend — lur um« sie be
faß nicht das mindeste alent, ihre
Persönlichkeit zur Geltung zu bringen.
Dennoch war sie die erste von ihren
früheren Schulgefährtinnen, die sich
verlobte, und ihre Freundinnen, die sie
früher oft geneckt und ausgelacht hat
ten· thaten nun auf einmal so lieb und
freundschaftlich in der Hoffnung, von
Annie zur Brautjungfer erwählt zu
werden. Jn ihrem Wesen lag etwas
Sanftes, Hingebendes, Schutzbedü1f
tiges und kindlich Einfaches, was im
Verein mit ihren treuherzigen Augen
keinen günstigen Eindruck auf jeden
Mann machte, der den »modernen«
Frauen und Mädchen leinen Geschmack
abgewinnen kann. j
Daß Annie eine glänzende Partie;
machte, konnte Niemand behaupten. z
Gustav Blotn war Spediteur fiir über- ;
seeische Aussicht Es gab Tage, da er z
in wenigen Stunden ein paar Hundert i
Kronen verdiente, doch auch Wochen, ·
während welchen er so gut wie nichts Z
einnahm. Doch war er ein netter, lusti- Z
ger, junger Mann, der sich keine Sorge J
um die Zukunft machte und aus feinen ,
blitzenden braunen Augen muthig in die
Welt schaute. Seine gefälligen Manie- I
ten und kleinen gesellschaftlichen Ta- ;
lente machten ihn zu einer in seinen ,
Frteisen fehr gern gesehenen Persönlich- E
ej · ·.
.- « s- s --- , »,Ps. .- .
Olc yallc lyll svgl etw, uuoc und« qe »
wonnen. Als er nach laum zehnmal in
die schüchtern und fragend zu ihm er- s
hobenen Augen geschaut war er bereits :
unwiderruflich gefangen. Sie hatte
ihm ein Lied auf dem Piano begleiten
sollen, aber dabei mehr Schniher denn
je gemacht und war schließlich ret
tungslos stecken geblieben So ging es- «
init allem Doch je weniger weltge- -
wandt sie war, je verlegener sie wurde v
und je mehr sie über ihre »Unbrauch- «
barkeit« erröthete, desto reizender fand ,
er fre. Und dann war nicht zu vergess
sen: ihre tindliche Bewunderung fiir
ihn der in allen Dingen so überaus ge- z
wandi und klug war.
Ob sie sich glücklich fühlte? Ach, ihre E
Seele war die eines Kindes. ihr Herz
ein unbeschriebenes Blatt, ihre Hinge
bung und Unterordnung die eines;
treuen hundesn Nur in der Liebe und ;
im Pslichtbewußtsein war sie völlig;
Weib. .
Es waren herrliche Flitterwochen, I
die sie verlebten. Sobald das Comp- F
toir um acht Uhr geschlossen worden, Z
wurden fünf Minuten später auf der z
zu ihrer Wohnung führenden Treppe
hastige Schritte laut, und gleich darauf ;
wurde Annies zarte Gestalt an eine .
breite Männerbrust gedrückt und ihr i
Zurn soundsovielten Mal erzählt: daß »
sie das schönste Weibchen der Welt sei,
daß an diesernTage kaum eine nennens
werthe Ladung angekommen und von
Petierson spedirt worden sei und daß
der himmel ein so diifteres Gesicht ma- j
che, weil er eisetsiichtig aus ihre blauen
Augen sei. daß morgen eine große Par
tie Salz verladen werden solle, deren
Sxpedition wahrscheinlich der Firma
Blum übertragen werden würde, daß
er heute aber beim besten Willen nur
zweiundeinhalb Kronen abliefern kön
ne, und daß einein glücklichen Mann,
der sein kleines Weibchen iiber alles
liebe, auch Kabeljau als Mittagessen
willkommen sei.
Sie strahite vor Freude iiber seine
Verliebtheit und lachte wie ein ausge
lassenes Kind über seine spaßigen Be
merknngem
Und als er, der vor seiner Verheira
thung ein recht lustiges, geräuschvolles
Leben gesiihrt hatte, dieses eintiinigen
Daseins mit der Zeit ein wenia miide
zuwerden begann, da erschien der kleine
di auf der Bildslächr. Nichts aber
gee,igneter neues Oel auf die Lampe
« «- die-eget Liebe zu füllen, als salely kleines
Menschenkind-. Vaters lange Beine
Ichuellien fest mit verdoppe ter Hast
- Wf und tappen-, und wenn die
locke anhub den Schluß der
Er s zu künden, lag rrn
· swd gewöhnlich schon au dem
Nun wächst und entwickelt sich aber ’
solch junye Menschenknospe nur sehr
allmählig. Ein vernünftiger Mann
wie Rai-PS Vater glaubt seinen
Sprößling nach einem halben Jahr in- !
nnd nuöwendig u kennen und bedarf ;
zur Persol ung einer Entwicklung kei- ;
ner t« li eingehenden Studien
nich-. zu kam, daß Miitterchen rnit
- unter abgelenkk war, daß sie, in Be
wunderung M kleinen Mannes ver
M über die Scherze des großen zu
lachen versnß und daß es sie, wenn er
j ausnahmsweise einmal ernsthaft redete,
« · « kostete, seinen Mitkheilnngen
- Idee Provisipn unt-Prozente uanech
.--s«sissz;,ss;«-—D . sch ..
- »Im - n nun, wie wiertg
« W Geschäft siir wich wird, Annie?«
»Er-eh Aber sng’, Gustel, ist Net
h nichtde wie Haus«
»O, was ksk meine kleine Frau doch
- Mail«
« , siehst Du, in der Schule sagten
I« "- wes immer.« .
Du lieber himmel! Wenn sie ihn
mit den großen, blauen Kinderauges
derart anfah, war sie unwiderstehlij
lieb. und der Hm Speditest löschte
E eine ganze Ladung auf ihren Lippen,
; ohne Absug fiir Tara und Provi
n.
s ..
D asgemach begann er zu erwa
E gen, o die Miit-them die seine Amte
s dumm genannt, nicht am Ende recht
gehabt hatten. Unterbaltend war sie.
I keinesfalls. Jhre Gedanken drehten
sich vorwiegend um den Jan en und .
das Essen. Außerdem fragte sie regel- ;
mäßig, ob Gustav noch genug reine4
Hemden vorräthig habe, und wenn er »
s bei nassem Wetter nach Hause tam,;
- sagte fie besorgt: »Im Schlafzimmer
liegen trockene Strümpfe fiir Dich be- z
reit, lieber Gustel.« . .;
Nun pflegte er mitunter etwas spät
zum Mittag heimzukehren. Die Ko- «
teletts wurden trocken, und es war ,
schwer, die Suppe heiß zu halten, ohne
daß fie einlochte oder salzig wurde·;
Und wenn er dann ta·s, war er e- I
wöhnlich erhitzt vom schnellen Laueen ’
gnd ftrts so entfeslich aufgehalten wor
en.
Die Berspiitungen wurden immer
größer, die Entfchuldigungen türzer.,«
Mitunter tam er überhaupt nicht, son- z
dern ließ sagen, daß er aus Geschäfts- I
rücksichten genöthigt sei, mit "ein paar I
Herren im Restautant zu speisen. ;
Ueberhaupt schienen seine Geschäfte ei- ;
nen erstaunlichen Umfang anzunehmen: E
sie hielten ihn immer länger auf dem H
Comptoir fest, oft mußte er sogar nach
dem Abendessen noch einmal hin. Auch .
mußte er bisweilen Ausfliige nach Ke- :
spenhagen, Hamburg oder Liibeck unter
nehmen. Doch trog diesem regen Ge
schäfte wollten die Einnahmen sich lei- .
neswegs mehren. .
Die Gefchäftsreisen mehrten sich und «
wahrten immer länger. Einmal« als "
er nach dreiwöchentlicher Abwesenheit ’
heimkehrte und feine Frau zur Begrü
fzung umarmte, mertte er, daii sie in z
seinem Arm erbebte. I
»Aber Annie, was fehlt Dir? Tu
bist doch hoffentlich nicht krank-« -
l »Nein, Gustav, aberRudi hat Schar
ach«
»Was sagst Du? Darf ich zu ihm. «
Er ist doch nicht gefährlich irani?« j
»Jetzt nicht mehr, Donnerstag Abend
ist eine Wendung zum Besseren einge
treten«
Donnerstag Abend! «
Wo war er damals gewesen? Ach
ja, er hatte mit einem alten Freunde .
in sehr fideler Gesellschaft in dem Ham- H
burger Saal gesessen. Die Sängerin H
mit den blonden Locken und weißen
Schultern hatte ihre pitanten Liedchen F
vorgetragen Die kleine Franzosins
hatte seinem Freund Striirnbom eines
Austernschale ins Gesicht geworfen s
Auch er hatte einige seiner lustigens
Kouplets gesungen. Und gerade da
mals hatte sein Zunge an der Schwelle
jenes Reiches ge anden, von wo Nie
mand wiederkehrt!
»Aber beruhige Dich doch, lieber s
Mann. Du bist ja ireidebleich und der
Schweiß perlt Dir auf der Stirn
Tit-n ist er ja Gott sei Dant, außer Ge- z
ahr.« —- s
Der Winter kam und schlug die Ge- E
wäfser in seine starren Bande, so daß g
von Fahrten über See vorerst teine ,
Rede mehr war Doch auf Bloms«
Comptoir gab es stetig mehr zu thun !
»Warte heute Abend nicht auf mich, s
liebes Kind; ich werde wohl bis nach -
zwölf «schuften« müssen" hieß es mit- E
unter beim Fortgehen.
Das .«Schuften begann bereits ge-;
gen sechs Uhr; allein das Comptoir
war dann nach dern Salon von Leman
verlegt, wo Fortuna nnd Bachus das
Seepter schwangen anstatt Merkur-.
Eines Abends verließ Gustav das
genannte Lokal bereits um acht Uhr;
seine Kasse war erschöpft. Er wollte
nur Luft schnappen gehen, hatte er den
Freunden gesagt.
Unwilltiirlich lenkte er den Schritt
heimwärts. Dort lag ein Brief mit
siebenhundert Kronen, die ihm zur
Ausfiiheung eines Auftrages anver
traut waren. Nun würde das Glück
ihm hoffentlich hold sein.
Aber dies war ja das Geld eines
Anderen! Pad, was that es? Er wollte
es ja nicht stehlen, sondern nur ein bis
werBanknoten davon entlehnen um
sein Glück noch einmal zu versuchen.
Wenn er nur au sein immer gelangen
könnte, ohne da
St! Wa- wak Anun- Das Geräusch
kam aus dein Kindetzimrnen Es wa
ren zwei Stimmen, die Stimmen der
beiden Besen die ihm tros allem das
Theuerste auf Erden waren. Annie saß
an Rat-is Beitchen und sprach ihmern
Nachtgebet vor, weich, innig· in leisen,
behenden Lauten:
.Lieber Gott, segne und behüte den
lieben Papa und Maina und Großvater
nnd Großmutter und alle Menschen.
Lieber Gott, laß Rudi ein braves-, ge
horsanIes Kind werden nnd n einem
iiichiigen, guten Menschen aufwachsem
wie sein Vaier es ist. Lieber Gott,
segne Vaters Arbeit und gieb ihm die
Kraft, so viel arbeiten zu können für
. Frau und Kind. Amen.«
Und ohne zu sehen, wußte er, daß sie
sich nun über des Kleinen Beitchen nein
te und dieser seine Aermchen um ihren
Hals schlang, während ihr leises, zau
liche5: «Guie Nacht, mein Liebling!« s
» an sein Ohr klang. s
P Und dann ging sie in das einsame i
kWo gemach . . . Wie viele Abendes
! rn ie sie hier so ganz allein gesessen s
I habenl . . . s
Nun aber saß er ihr gegenüber. Und i
i war sie M kein großes Licht, so er
kannte fie doch mit dem antintt der
Liebe. der bei manchen rauen die
Stelle eines scharfsinnigen Geistes vers ;
tritt, wie es tochte und wogte da drin- «
uen in der breiten Brust, an M sie ihr l
ichs-es junges defchen schen » te. »
«Sag’, Gustel, es ist dochzntcht rgenb
etwas vorgefallen, weil Du heute o H
außergewöhnlich früh nach Danke I
kommst?« z
»Noch nicht, Liebling; aber es fehlte
nicht viel, so wäre etwas vielleicht sehr
Folgenschweres geschehen. Nun aber
ift die Gefahr vorüber. Dir Sonne
wird wieder freundlich in unser Wohn
gemach scheinen und meiner Annie Au
gen werden wieder ebenso fröhlich bli
cken, wie in unserer ersten Zeit . . . Du
weißt wohlt« —
Seit dem Tage schien bedeutend we
niger auf dem Comptoir zu thun zu
sein und doch ging das Geschäft besser
denn zuvor. —
»Sag’, wo steckst Du denn, Bruder?«
fragten Gustavs Freunde. »Wann
kommst Du Dir Revanche holen? Wir
stehen Dir jeden Abend zu Diensten«
»Damit; die habe ich mir schon wo
anders geholt," versehte er und bog im
Trab um die nächste Ecke, nin die An- ,
wesenheit bei Rudi’s Nachtgebet nicht ;
zu versäumen. ,
»-- ».-—-...—W-—.-.-.—
»Der Trauring.
Povelette von C. v o n D o r n a u.
--—.·-- «
Wie behaglich saß sichs auf dem
grünumwucherten Baltont Jm Spei- —
sezirnrner mit den duntelgetiifelten
Wänden brannte die große Hangelarnpe z
und sandte ihre milden Strahlen durch
die geöffnete Glasthiir hinaus· Den
Garten zu ihren Füßen umspann «
glißerndes Mgrdlichtz aber das grüne "
Gehege iiber ihren Häuptern war fo
dicht, daß kein silberner Strahl hin- ;
durchdrang. Da war nur der Wider- .
fchein des sanften gelben Lunte-entsch
tes, und von Zeit zu Zeit, glühwürrn
chengleich, das Aufflamnien eines feu
rigen Piinttchens, wenn einer der drei
Herren einen besonders kräftigen Zug
aus feiner Zigarre gethan. Die Haus- «
frau ruhte, weit zuriirtgetehnt in einem
niedrigen Sessel, in dem ihre zarte Ge- z
ftalt fast verschwand. Neben ihr, arn .
Tisch mit der mächtigenBowle, saß ein ;
kleiner, breitichultriger Herr, ihm ge- ;
genäher, an der Brüstung des Baums-, «
lehnte der zweite der Gäste, und das s
Lampenlicht fiei auch auf ihn, auf die «
schlante Gestalt, das träumerische Au- ;
ge. Ein wenig seitwärts, aus dem tie- j
fen Schatten heraus, verrieth von Zeit ;
zu Zeit eine aufglirnrnende Zigarre den .
Si des Hausherrn. «
er Gast, der am Baltongeländer ;
stand, hatte eine Zeit lang in angeneh- !
men Tonfalle gesprochen. Jekt schwieg j
er, und sein Gegenüber, der joviale ;
Herr neben der Bowle, lachte schallend ·
auf, reckte die Arme und rief heiter:
Bravo! Dann wandte er frch schimm
zelnd an die Hausfrau: Großartig
kann Stark erzählen, nicht wahr, gnä
dige Frau? Ein nnheimliches Gedächt
nis! Wenn er auch nur von Hoch
zeits- und Sterbegehräuchen und ai
lertei adergläubifchem Spuk erzählt,
immer ift er seiner Sache gewiß! Aber
was ist heute mit Ihnen, gnädigste
Fran? Jch erkenne unsere fonft so
anmuthig ptaudernde Wirthin nicht
wieder, Sie haben feit mindestens einer
halben Stunde kein Wort gesprochen.
Die junge Frau fuhr, wie aus einein
Traume erwachend. empor. Sie strich
das reiche, blonde Haar aus der Stirn
und lächelte zerstreut
Kein Wort, Herr Landrath? wie
derholte sie. Weil ich zugehört habe.
Mit Interesse?
Ader gewiß! Was Herr Asseffor
Statt sagte, hat mich lebhaft gefesselt.
Dies Geständnis wird ihn glücklich
machen. Der Landrath neigte feinen
dicken, rothen Kopf galant vor der
Hansfrarr. Aber trosdern taan ich rnir
nicht vorstellen, daß Sie, gerade Sie,
Verständnis fiir irgend weichen Aber
glauben hahen sollten!
Sie überme oder unterschiihen
mich. je nachdem, sagte die junge Frau
tiihL Ich kann jedenfalls recht gut
verstehen, daß das Voll, der naive, nn
gedildete Mensch todten Gegenständen
eine viel höhere Shinholik beweist
als wir das thun. .
Aha! Da habe ich Sie ja! Die
starkgeistige, steptische Denkerint Sie
lächeln über die abgeschnittene haar
locke, die der Ueberlebende dem gelieb
ten Todten mit in den Sarg legt, damit
der ihn bald nachhalt, über den Trau
ring, der nicht verloren gehen darf.
wenn nicht dem betreffenden Ehegliicie
Gefahr drohen soll, und was alles
greund Statt uns da noch vortrag!
ie sehen mein Bester, Sie haben bei
unserer liebenswürdigen Wirthin kein
Gliicl gehabt mit Jhter Behauptung,
daß dem meisten derartigen Aberglau
ben eine tiefinnerliche Berechtigung in
newohnt.
Eine Berechtigung stir den, der so
empfindet! sagte der Assessor ernsthaft.
Die Dinge haben die Bedeutung fiir
uns, die wir in sie hineinlegen. Wie
unerin lich wichtig tann uns eine ganz
geringf «gige Kleinigkeit werden! Und
umgekehrt: Wer ein Kleinod besitzt und
weiß es.nicht, daß es ein Kleinod ist
—- schiist der es dann nach feinem wah
ren Werthe?
Der Landrath streckte dem Sprecher
komisch abwehkend beide hände entge
gen. Nichts Tiefsinniges me r, bitte
nicht! bat er. Da u ist diese firsich
botole viel zu gut. nn alle Ihre Ver
ordnungen so wohlfchtneckend wären,
Dotter, Sie bekämen einen unheim- «
lichen uspruchi
Jch ’n vorläufig vollaus mit dem
zusrieden, der mir geworden ist, meinte »
der Bau-Irr heiter. Er sur Mges
Fanden nnd hinter den Sesel seiner
Frau getvetery neigte sich nun itsir sie
uer vneahnr ihren Kopf lieben-I in beide »
n .
Du bist so blaß heute, Jsa. sagte er «
ziirtlich besorgt. Du srierst? «
Er hielt plöglich inne. Seine Frau
hatte sich mit einer raschen Bewegung
cus den umschließenden Armen steige
macht. Tiese Röthe slog dabei iiber ihr
Gesicht, das er eben noch so bleich ge
nannt, ein scheuer Blick fuhr zu den
Gästen hinüber. Aber der Landrath
zündete sich gerade sorgfältig eine
frische Cigarre an und der Assessar
hatte sich abgewandt und blickte starr in
den mondscheingiänzenden Garten
hinab. Doktor Baldwins Auge solgte
ter Richtung, den Jsas Blick genom
men: dann tehrte es zu ihr zurück, und
in diesem klugen, ernsten Auge war
nichts mehr von der Sorge des lieben
den Gatten, nur noch die ruhige Beob
achtung des Arztes.
Du wirst gut thun, dir ein wörmeres
Tuch zu holen! sagte er, und auch die
iZtimme erschien wieder ganz unbewegt.
Sie ist ein wenig zart, meine Eife. Se
hen Sie diese Fingerchen an! Er nahm
mit einer leichten Bewegung ihre Rechte
in die seine und hob sie, wie spielend, in
die Höhe. Werden sie nicht täglich
schlanter und weißer? Jch werde dir
die Bücher eine Zeit lang sortnehmen
müssen, mein Kind, mit denen dich
Stark so freundlich versehen hat.
Jsa entzog ihm die Hand fast hestiz.
Um ihren seinen Mund guckte es. Meine
Bücher darfst du mir nicht rauben«
sagte sie hastig. Sie machen mich glück
lich, sie haben mir neues Leben ge- F
bracht. "
Jllre Stimme bebte vor Aufregung
Assessor Stark war herumgefahren,
mit einer so unvorsichtigen Bewegung
tasz das Glas« welches neben ihm aus
ker Brüstung gestanden hatte, herunter
gestoszen wurde und aus dein Fußbo
den zerbrach. Der Hausherr- achtere
nicht aus die verwirrten Entschuldi
aungsworte des Gastes. Er sprach mit
leicht gerunzelter Stirne zu seinem al
ten Diener, der sich leise hiistelnd ge
nähert hatte.
Jch werde geholt. Die Herren blei
ben aber selbstverständlich hier; ich hosse
bald wieder zurück zu sein. Lassen Sie
sich aiso bitte ja nicht stören; ich ver
traue Ihnen die Bowle an. Vergiß
nicht, dir ein Tuch zu holen, Jsal T
Sie begleitete ihn schweigend hinein, "
nahm drinnen ein weißes Tuch urn die
Schultern und lehnte sinnend in der -
Ballonthiire, während ihr Gatte das .
haus verließ. Dann plählich mit ra- ;
schern Entschlusse. wandte sie sich der tz
schmalen Wendeltreppe zu, die vom
Ballon in den Garten hinahsiihrtr.f
Nur ein leises Lächeln antwortete dem -
icherzhasten Zuruse des Landraths, der
sich gusriedenen Gemüthei weiter in die ;
Bowle vertieste, während der Assessor
Pach kurzem Zögern der weißen Gestalt i
ol te.
sa erschrak, als er plötzlich neben ihr J
unten aus dem großen Rasenplatze aus- Z
tauchte. Sie gingen schweigend den ;
breiten Psad hinaus, aus dem weiß und k
leuchtend der Mondschein lag. Die L;
junge Frau ließ die hände schlaff her- i
nieder hängen, schritt langsam weiter, j
das udt gesenkt und sann. Wie ein- z
sank re immer gewesen war. Einsam :
auch in den langen Jahren tinder- ?
loser Ehe. Und wie anders das ge
worden war, seit lurzer Zeit! Nun wa
ren neue Gedanken in Herz und hirn «
eingezogen und hatten sie reicher und
glücklicher gemacht, und der Mann, dem
sie das alles derdantte: Ante ung und
Nahrung siir ihunwissens ungrigen
Geist, Verständnis und Mitgesiihl siir
ihr liebeihungriges herz, der ging seht
durch das weiße Mondlicht an ihrer
Seite, schweigend wie sie, und sie wußte,
daß er sie liebte und um sie litt. Was
siir ein berauschendes Gesiihl das war,
zu wissen, daß man fiir einen Menschen
alles bedeutete, daß ein Blick ihm weh
thunL ein AWort, ein gächelntihn beseli
gen konnte: Zur ernster. ruyier walte
wußte von all dem nichts. Er hatte so
unsäglich vieles neben ihr, für das er
lebte; da waren die zarten, feinen Fühl
fäden zerrissen, die von einer Seele zur
andern spinnen, oder sie waren vielleicht
auch nie vorhanden gewesen«
Sie fuhr zusammen. neben ihr er
scholl endlich die sonst so wobllautende
Männerftimme. Aber «etzi lag ein
fremder Tonfall darin, ein Zeichen in
neren Kampfes. Stockend, fast heiser
kamen die Worte : Darf ich morgen die
Fortfeßung des Carlyleschen Wertes
chicken ? Jch werde sie leider nicht sel
ber bringen können, ich habe morgen
einen auswärtigen Termin. Wir wer
den überhaupt iamn wieder miteinan
der lesen können. Jch gedenke in aller
nächster Zeit meinen A schied aus dem
Staatzdienste M nehmen, um meinem
Vater bei der rwaltung seiner hüt
tentverte zu unterstii en . «
Er hielt inne nnd lieb gleich ihr ste
hen. Sie hatten das Ende des langen
Kieswegez erreicht und wandten sich in
stillschwei endem Einverständnisse, um
zum Hau e zurückzutehrem Sie hatte
zuerst die Augen geschlossen, wie in ei
nem plötzlichen Schwindelanfalle. Nun
öffnete sie sie wieder ganz weit und groß
und siaerte in das blasse Antlitz an ih
rer Seite
Sie wollen fort ? stammelte sie kaum
vernehmlich. So plöglich ? Und nur
dern Vater zuliebe ? Das ist der einzige
Grund ?
Sie wnßte kaum, was sie sprach.
Sollte alles zu Ende sein, aus Rim
merwiedertehr : all die schweigende
Sympathie, das tiesinnerliche ser
EIMU der Ueiehthutn und die Fülle
r sinpsindungen ?
Dem Vater zuliebe! Das ist doch
Grund genu gnsdige Frau, meine ich?
Ganz gela en sollte das klingen, nnd
sie hörte doch den behenden Herzenöton
heraus. Aber zugleich wallte es wie
Zorn in ihr aus« daß er diese Komödie
zu spielen vermochte; sie wandte ihm
den Riickem sah mit brennenden Augen
den silbern siimmernden We hinab
und stieß hervor : Ja, gehen ie nur !
Es ist gut so für Sie ! Es war Jhnen
hier zu einfach, zu einiönig aus die
Dauer in unserm engen Kreise !
Jsa ! Wie ein Schrei sast klang der
Name. Seien Sie doch barmherzig!
Machen Sie es mir nicht noch schwerer
als es schon ist !
Er hielt inne und bisz sich auf die
Lippen. Auch die junge Frau schwieg,
und sie hörten ein paar Athemziige hin
durch nichts als das leise, llagende We
hen des Nachtwindes und das Pochen
ihrer eigenen, wildbewegten Herzen.
Aber unbewußt neigte sich Jsas haupi
immer näher zu ihm, noch ein Augen
blick und ihre blonden Haare streisien
seine Schulter —- da machte er eine un
gestiinIe Bewegung nach ihr hin, und sie
streckte die Hand mit einem stammeln
den Laut aus, halb der seinen entgegen,
halb zur Abwehr. Das llare Mond
licht siel aus die hand und liesz sie gei
sterhaft bleich erscheinen, Jsa aber stieß
einen Schrei aus, als ihr Blick diese
ausgestreckten, leuchtend weißen Finger
streifte — lein Reis mehr schmückte die
Rechte, die sich in Liebe einem fremden
Manne geben wollte —- der Traurng
war soer ---—
Der Landrath erschrak nicht wenig,
als fein trauliches Beisammensein init
der Pfirsichbowle ein jähes Ende sand
Eine weiße Gestalt war die Wendel
treppe herausgeslogen, große, thriinen-·
erfüllte Augen hatten ihn mit dein
Ausdrucke so hilfloser Verzweiflung
angesehen, daß er zuerst verworren an
ein schreckliches Unglück, Feuer. Mord
dachte. Frau Jsas Lippen hatten al
lerlei irre Worte gestaininelt, deren Be
deutung er nicht verstand. Dann war
des Assessors Gestalt ausgetaucht,
und auch dessen Zii e hatten den Stem
pel der Verstörthei getragen. aber er
hatte dach wenigstens zu saaen ver
mocht, um was es sich handle, daß die
gnädi e Frau plößlich ihren Trauring
vermisse. Man hatte nach dem Diener
geschellt, Laterne-n, Windlichter bestellt.
Ein mühsames, gewissenhaftes Absu
chen hatte begonnen, erst des Baum-,
dann der Wendeltreppe und des Gar
tenweges, während Jsa bleich an der
Thiir des Ballonziininers lehnte.
Schließlich gaben die Herren das er
solglose Suchen auf, und der Land
rath setzte der jungen Frau auseinan
der, daß besser das. Tageslicht abzu
warten sei. Jsa sah ihn an. als ver
stände sie ihn nicht; sie sliisterte nur
iniide und hoffnungslos: Jch muß ihn
wiederhaben!
Er schüttelte den Kopf. Oh, weib
liche Nerven! dachte er, freute sich feiner
mühsam behaupteten Junggesellenfrei
heii und eilte erleichtert dein zurücklehs
renden Hausherrn entgegen, während
Jsa und der Assessor sich schweigend ge
genüberstanden Nur eine turze Mi
nute hindurch, dann sah die Frau rasch
auf und sagte leise und heiser: Sie
diirsen nie wieder in unser haus lein
men.
Baldwin hörte taum. was der Land
rath ihm mittheilte. Sein tlares Auge
umfaßte init einein einzigen Blicke die
wunderlicheGrudpe an der Ballonthiir.
gsa sprach leine Silbe mehr, bis die
hiir hinter ihren Gästen ins Schloß
gefallen war Baldwiii hatte sie dies
inal nicht hinausbegleitet Dann
schlug sie beide hände vors Gesicht und
wankte zitternd auf ihren Mann zu.
Er fing sie in seinen Armen auf, sie
schlang beide Arme um seinen Nacken
und blickte ihn todestraurig an: Lo
renzt sagte sie innig flehend. Loeenz.
verzeih mir, ich habe —- deinen Ring
verloren.n «
Er oruare ne ten an nch uno kenn
feinen Blick tief in den ihren. Nein,
Isa, das haft du nicht, sagte er sanft.
Noch nicht, mein geliebtes Weib; ich
konnte ihn dir noch retten! Sieh her
—- er machte sich einen Augenblick frei
und hielt ihr seine rechte hand vor die
Augen« an deren kleinern Finger ihr
verlorener Trauing, neben seinem eig
nen Ringe, steckte-— sieh her, hier ist er!
Vorhin, als ich wie spielend deinehand
ergriff und bemerkte. daß sie schmaler
geworden sei, da glitt er dir vom Fin
ger und grade in meine Band hinein.
Und ich behielt ihn. halb im Scherze,
halb aber abch, weis ich wissen wollte,
ob und wie bald du ihn vermissen wür
dest.
Sie hatte längst die Augen wieder
gesenkt unter diesem milden, forschen
den Blicke. Jhr Gatte hielt tie fest an
seinem rzen, auch als tie dei seinen
legten orten erglühend zusammen
guckte.
Was ist? fragte es heiter. Du wirst
so verwirrt, als hättest du gar nicht
empfunden, welcher Verlust dir drohte,
und du hast in Wahrheit doch so rüh
rend darum gebangt! Mein armes
herz, du ahnteit ja nicht, in wie guter
Obhut dein Ring war. Und nun sollst
du ihn wiederhaben — und mir dasiir
dein herz geben, dein ganzes Herz und
dein völliges Vertrauen! Glaube mir,
meine Seele ringt danach, die ganzen
Jahre unferer Ehe hindurch.
Seine Siinitne war tiefernfl ar
den. Er nahm ihre hand und eiste
ihr den Nin wieder liber, und ein
» schwerer Seufzer sirich dabei iiber seine
; Lippen. est hielt er die Augen fe
; sentt und re sah in grübelndem S n
« nen in die wohlbekannten Züge und las
darin, als sehe sie sie zum ersten Male
recht. Sie sah die nimmermiide Güte,
die zartsinnige Geduld, die schweigende
Ergebung all’ dieser Jahre darin ein
gegraben und das Leid der leiten Wo
chen, und sie hob die neugeschmtickte
Fand an die Lippen und küßte den
ing, lange und andöchtig.
Sieh, Lorenz, iaate sie in Tönen, die
ihn in seliger Bestijrzung aussahren
ließen, seht weiß ich erst, wie lieb inu
« dieser Ring ist. Und doch, wenn ich
ihn zum zweiten Male vermißte ——— ich
würde nicht wieder erschrecken, wie nor
; einer unabwendbaren Gefahr, und mich
I Mänteln als hätte ich etwas Unwieder
. bringliches verloren. Denn ich wüßte
ja auch dann. daß mir dein Herz blie
be, als sicherster Zufluchtsort, und dasz
; dir mein Herz bis ans Ende gehören
; soll!
l
-, --- -—--» , -
Rossi-lud
H Nicht im niedrigen Dämmer-,
: Bei Schutt und Scherben,
E Nein, draußen im Sonnengold,
; Rose, sollsi sterben!
Die einst dich geweckt hat«
Rufend zum Leben,
Soll fest Dir den siammenden
Todesiuß geben.
, So fasz ich Dich denn
; Entschlossener hand,
-; Und schleudte hinaus Dich
: Jn den glühenden Brand.
i gällii nieder auf Mee»
ort mag ich Dich wissen,
Es linderi Dein Weh
Dies grün - schwellende Kissen.
« Jm Siraßengespanne
I gährit Du empor,
; u ziehest ein
Z Durch das goldene Thor.
i Mit neuer Schönheit
Wird man Dich umkleiden
Am seligen Orte,
Wo man liebt —- ohne zu leiden!
Theodare SpanageL
-.. . ,..«·.·.....»-.-.·».—
Die Mitgist.
»Was dringst Du mir in die Ehe mit i
Mein Mädel, sag’s nur heraus i«
»Ich dringe Dir Liede und Treue zu,
Und Deinem Versen bringe ich Ruh’
Und trug’ Dir das Gliick ins hat-OF
»Was bringst Du mir see-ist noch alles
mit
Mein Mädel. gesieh’ mir’s nur ein !«
»Ich bring’ Dir ein freundliches
Augenpaar,
Jch bring Dir ein hLeidenes Ilechiens
n
r
Und der Freude seligen Schein.'«'
»Und ist das Alles ?·· fragt« ich ver
stimmt,
Als ich sie schweigend nun sah.
»Mein Gott,«« rief sie plötzlich so seiis
aus, -
»Wie ionni’ ich vergessen ! Jch dring’
Dir ins Hans
Ja noch meine liebe — Mamn i«
Bitte eines Baclfisches an
die Menschheit.
Noch ist die goldne Backfischzeit;
O, laßt sie mich genießen
Wögi nichl die Worte allzuftreng,
Die meinem Hirn entsprießeni
Laßt mich im Jugendiihermuth
Die Lust am Leben zeigen
Und seht die Fehler gnädig an,
Die mir noch sonst sind eigen!
Gönnt mir die lurze Spanne Zeil,
Mich sorglos zu vergniigen,
Und daß ich nicht ans«Morgen«denl’—-.
Jhr sollieM nicht gleich tiigeni
Glaubt mit, ich werde endlich doch
Zum Ernste michi belehren;
och meinem f hen Uebermulh
Sollt Jht mir jetzt nicht wehren!
Des Lebens grau· Phililstetihum
Wird hald mich «Mores« ehren;
Die schöne it ist rasch dahin,
Um nie zu ckzulehken.
Drum, weil noch ieyt dieBacksischzeit,
So will ich ie genießen;
Sie ist-—hu ch, husch—dorbeigerauscht;
Es soll rnich nicht verdrießen.
Grunhilde haller.)
—».......··....-»..».sp
Nicht zu machen.
! «it: »Liebe Frau, Jhr Mann i«
noch sehr schwach, Sie dürfen ihm da
Nahrung nur durch ein Glasrohr ein
fliißen.« «
« Frau: »Das ist aber gut nicht mög
lich. Wie soll ich wohl Knödel durch
ein Glasrohr bringen.«
Singular und Plurah
»Gehst Du dort die zwei denen, di
« Schädigen und den Eleganten?«
H »Seit Wie lommen die usaninieni
» a, »in-ißt Du. das nd Bill
Der Schahige ist ein armer Teusel;
mqchi B·ilcher. Und der Elegante
s Mich-man der isi Buchmacher.«