W . »Ist-is- using-Ist Bon S i g u e d. Ini- dem Schwedisschen übertragen von E. V i l m a r. Sie war ein fchlichtes, kleines Mä del, doch ihr herz saß auf dein rechten Flec. In der Schule blieb sie zurück, doch wenn Mutter im haushalt Unter Iiiyung brauchte, waren Annies kleine diinde allezeit hilfsbereit. Jhr Piaan fpisel war kalt, gleichgiltig, automaten haft, ihreUnterhaltung keines-weg witzig oder geistfpriihend — lur um« sie be faß nicht das mindeste alent, ihre Persönlichkeit zur Geltung zu bringen. Dennoch war sie die erste von ihren früheren Schulgefährtinnen, die sich verlobte, und ihre Freundinnen, die sie früher oft geneckt und ausgelacht hat ten· thaten nun auf einmal so lieb und freundschaftlich in der Hoffnung, von Annie zur Brautjungfer erwählt zu werden. Jn ihrem Wesen lag etwas Sanftes, Hingebendes, Schutzbedü1f tiges und kindlich Einfaches, was im Verein mit ihren treuherzigen Augen keinen günstigen Eindruck auf jeden Mann machte, der den »modernen« Frauen und Mädchen leinen Geschmack abgewinnen kann. j Daß Annie eine glänzende Partie; machte, konnte Niemand behaupten. z Gustav Blotn war Spediteur fiir über- ; seeische Aussicht Es gab Tage, da er z in wenigen Stunden ein paar Hundert i Kronen verdiente, doch auch Wochen, · während welchen er so gut wie nichts Z einnahm. Doch war er ein netter, lusti- Z ger, junger Mann, der sich keine Sorge J um die Zukunft machte und aus feinen , blitzenden braunen Augen muthig in die Welt schaute. Seine gefälligen Manie- I ten und kleinen gesellschaftlichen Ta- ; lente machten ihn zu einer in seinen , Frteisen fehr gern gesehenen Persönlich- E ej · ·. .- « s- s --- , »,Ps. .- . Olc yallc lyll svgl etw, uuoc und« qe » wonnen. Als er nach laum zehnmal in die schüchtern und fragend zu ihm er- s hobenen Augen geschaut war er bereits : unwiderruflich gefangen. Sie hatte ihm ein Lied auf dem Piano begleiten sollen, aber dabei mehr Schniher denn je gemacht und war schließlich ret tungslos stecken geblieben So ging es- « init allem Doch je weniger weltge- - wandt sie war, je verlegener sie wurde v und je mehr sie über ihre »Unbrauch- « barkeit« erröthete, desto reizender fand , er fre. Und dann war nicht zu vergess sen: ihre tindliche Bewunderung fiir ihn der in allen Dingen so überaus ge- z wandi und klug war. Ob sie sich glücklich fühlte? Ach, ihre E Seele war die eines Kindes. ihr Herz ein unbeschriebenes Blatt, ihre Hinge bung und Unterordnung die eines; treuen hundesn Nur in der Liebe und ; im Pslichtbewußtsein war sie völlig; Weib. . Es waren herrliche Flitterwochen, I die sie verlebten. Sobald das Comp- F toir um acht Uhr geschlossen worden, Z wurden fünf Minuten später auf der z zu ihrer Wohnung führenden Treppe hastige Schritte laut, und gleich darauf ; wurde Annies zarte Gestalt an eine . breite Männerbrust gedrückt und ihr i Zurn soundsovielten Mal erzählt: daß » sie das schönste Weibchen der Welt sei, daß an diesernTage kaum eine nennens werthe Ladung angekommen und von Petierson spedirt worden sei und daß der himmel ein so diifteres Gesicht ma- j che, weil er eisetsiichtig aus ihre blauen Augen sei. daß morgen eine große Par tie Salz verladen werden solle, deren Sxpedition wahrscheinlich der Firma Blum übertragen werden würde, daß er heute aber beim besten Willen nur zweiundeinhalb Kronen abliefern kön ne, und daß einein glücklichen Mann, der sein kleines Weibchen iiber alles liebe, auch Kabeljau als Mittagessen willkommen sei. Sie strahite vor Freude iiber seine Verliebtheit und lachte wie ein ausge lassenes Kind über seine spaßigen Be merknngem Und als er, der vor seiner Verheira thung ein recht lustiges, geräuschvolles Leben gesiihrt hatte, dieses eintiinigen Daseins mit der Zeit ein wenia miide zuwerden begann, da erschien der kleine di auf der Bildslächr. Nichts aber gee,igneter neues Oel auf die Lampe « «- die-eget Liebe zu füllen, als salely kleines Menschenkind-. Vaters lange Beine Ichuellien fest mit verdoppe ter Hast - Wf und tappen-, und wenn die locke anhub den Schluß der Er s zu künden, lag rrn · swd gewöhnlich schon au dem Nun wächst und entwickelt sich aber ’ solch junye Menschenknospe nur sehr allmählig. Ein vernünftiger Mann wie Rai-PS Vater glaubt seinen Sprößling nach einem halben Jahr in- ! nnd nuöwendig u kennen und bedarf ; zur Persol ung einer Entwicklung kei- ; ner t« li eingehenden Studien nich-. zu kam, daß Miitterchen rnit - unter abgelenkk war, daß sie, in Be wunderung M kleinen Mannes ver M über die Scherze des großen zu lachen versnß und daß es sie, wenn er j ausnahmsweise einmal ernsthaft redete, « · « kostete, seinen Mitkheilnngen - Idee Provisipn unt-Prozente uanech .--s«sissz;,ss;«-—D . sch .. - »Im - n nun, wie wiertg « W Geschäft siir wich wird, Annie?« »Er-eh Aber sng’, Gustel, ist Net h nichtde wie Haus« »O, was ksk meine kleine Frau doch - Mail« « , siehst Du, in der Schule sagten I« "- wes immer.« . Du lieber himmel! Wenn sie ihn mit den großen, blauen Kinderauges derart anfah, war sie unwiderstehlij lieb. und der Hm Speditest löschte E eine ganze Ladung auf ihren Lippen, ; ohne Absug fiir Tara und Provi n. s .. D asgemach begann er zu erwa E gen, o die Miit-them die seine Amte s dumm genannt, nicht am Ende recht gehabt hatten. Unterbaltend war sie. I keinesfalls. Jhre Gedanken drehten sich vorwiegend um den Jan en und . das Essen. Außerdem fragte sie regel- ; mäßig, ob Gustav noch genug reine4 Hemden vorräthig habe, und wenn er » s bei nassem Wetter nach Hause tam,; - sagte fie besorgt: »Im Schlafzimmer liegen trockene Strümpfe fiir Dich be- z reit, lieber Gustel.« . .; Nun pflegte er mitunter etwas spät zum Mittag heimzukehren. Die Ko- « teletts wurden trocken, und es war , schwer, die Suppe heiß zu halten, ohne daß fie einlochte oder salzig wurde·; Und wenn er dann ta·s, war er e- I wöhnlich erhitzt vom schnellen Laueen ’ gnd ftrts so entfeslich aufgehalten wor en. Die Berspiitungen wurden immer größer, die Entfchuldigungen türzer.,« Mitunter tam er überhaupt nicht, son- z dern ließ sagen, daß er aus Geschäfts- I rücksichten genöthigt sei, mit "ein paar I Herren im Restautant zu speisen. ; Ueberhaupt schienen seine Geschäfte ei- ; nen erstaunlichen Umfang anzunehmen: E sie hielten ihn immer länger auf dem H Comptoir fest, oft mußte er sogar nach dem Abendessen noch einmal hin. Auch . mußte er bisweilen Ausfliige nach Ke- : spenhagen, Hamburg oder Liibeck unter nehmen. Doch trog diesem regen Ge schäfte wollten die Einnahmen sich lei- . neswegs mehren. . Die Gefchäftsreisen mehrten sich und « wahrten immer länger. Einmal« als " er nach dreiwöchentlicher Abwesenheit ’ heimkehrte und feine Frau zur Begrü fzung umarmte, mertte er, daii sie in z seinem Arm erbebte. I »Aber Annie, was fehlt Dir? Tu bist doch hoffentlich nicht krank-« - l »Nein, Gustav, aberRudi hat Schar ach« »Was sagst Du? Darf ich zu ihm. « Er ist doch nicht gefährlich irani?« j »Jetzt nicht mehr, Donnerstag Abend ist eine Wendung zum Besseren einge treten« Donnerstag Abend! « Wo war er damals gewesen? Ach ja, er hatte mit einem alten Freunde . in sehr fideler Gesellschaft in dem Ham- H burger Saal gesessen. Die Sängerin H mit den blonden Locken und weißen Schultern hatte ihre pitanten Liedchen F vorgetragen Die kleine Franzosins hatte seinem Freund Striirnbom eines Austernschale ins Gesicht geworfen s Auch er hatte einige seiner lustigens Kouplets gesungen. Und gerade da mals hatte sein Zunge an der Schwelle jenes Reiches ge anden, von wo Nie mand wiederkehrt! »Aber beruhige Dich doch, lieber s Mann. Du bist ja ireidebleich und der Schweiß perlt Dir auf der Stirn Tit-n ist er ja Gott sei Dant, außer Ge- z ahr.« —- s Der Winter kam und schlug die Ge- E wäfser in seine starren Bande, so daß g von Fahrten über See vorerst teine , Rede mehr war Doch auf Bloms« Comptoir gab es stetig mehr zu thun ! »Warte heute Abend nicht auf mich, s liebes Kind; ich werde wohl bis nach - zwölf «schuften« müssen" hieß es mit- E unter beim Fortgehen. Das .«Schuften begann bereits ge-; gen sechs Uhr; allein das Comptoir war dann nach dern Salon von Leman verlegt, wo Fortuna nnd Bachus das Seepter schwangen anstatt Merkur-. Eines Abends verließ Gustav das genannte Lokal bereits um acht Uhr; seine Kasse war erschöpft. Er wollte nur Luft schnappen gehen, hatte er den Freunden gesagt. Unwilltiirlich lenkte er den Schritt heimwärts. Dort lag ein Brief mit siebenhundert Kronen, die ihm zur Ausfiiheung eines Auftrages anver traut waren. Nun würde das Glück ihm hoffentlich hold sein. Aber dies war ja das Geld eines Anderen! Pad, was that es? Er wollte es ja nicht stehlen, sondern nur ein bis werBanknoten davon entlehnen um sein Glück noch einmal zu versuchen. Wenn er nur au sein immer gelangen könnte, ohne da St! Wa- wak Anun- Das Geräusch kam aus dein Kindetzimrnen Es wa ren zwei Stimmen, die Stimmen der beiden Besen die ihm tros allem das Theuerste auf Erden waren. Annie saß an Rat-is Beitchen und sprach ihmern Nachtgebet vor, weich, innig· in leisen, behenden Lauten: .Lieber Gott, segne und behüte den lieben Papa und Maina und Großvater nnd Großmutter und alle Menschen. Lieber Gott, laß Rudi ein braves-, ge horsanIes Kind werden nnd n einem iiichiigen, guten Menschen aufwachsem wie sein Vaier es ist. Lieber Gott, segne Vaters Arbeit und gieb ihm die Kraft, so viel arbeiten zu können für . Frau und Kind. Amen.« Und ohne zu sehen, wußte er, daß sie sich nun über des Kleinen Beitchen nein te und dieser seine Aermchen um ihren Hals schlang, während ihr leises, zau liche5: «Guie Nacht, mein Liebling!« s » an sein Ohr klang. s P Und dann ging sie in das einsame i kWo gemach . . . Wie viele Abendes ! rn ie sie hier so ganz allein gesessen s I habenl . . . s Nun aber saß er ihr gegenüber. Und i i war sie M kein großes Licht, so er kannte fie doch mit dem antintt der Liebe. der bei manchen rauen die Stelle eines scharfsinnigen Geistes vers ; tritt, wie es tochte und wogte da drin- « uen in der breiten Brust, an M sie ihr l ichs-es junges defchen schen » te. » «Sag’, Gustel, es ist dochzntcht rgenb etwas vorgefallen, weil Du heute o H außergewöhnlich früh nach Danke I kommst?« z »Noch nicht, Liebling; aber es fehlte nicht viel, so wäre etwas vielleicht sehr Folgenschweres geschehen. Nun aber ift die Gefahr vorüber. Dir Sonne wird wieder freundlich in unser Wohn gemach scheinen und meiner Annie Au gen werden wieder ebenso fröhlich bli cken, wie in unserer ersten Zeit . . . Du weißt wohlt« — Seit dem Tage schien bedeutend we niger auf dem Comptoir zu thun zu sein und doch ging das Geschäft besser denn zuvor. — »Sag’, wo steckst Du denn, Bruder?« fragten Gustavs Freunde. »Wann kommst Du Dir Revanche holen? Wir stehen Dir jeden Abend zu Diensten« »Damit; die habe ich mir schon wo anders geholt," versehte er und bog im Trab um die nächste Ecke, nin die An- , wesenheit bei Rudi’s Nachtgebet nicht ; zu versäumen. , »-- ».-—-...—W-—.-.-.— »Der Trauring. Povelette von C. v o n D o r n a u. --—.·-- « Wie behaglich saß sichs auf dem grünumwucherten Baltont Jm Spei- — sezirnrner mit den duntelgetiifelten Wänden brannte die große Hangelarnpe z und sandte ihre milden Strahlen durch die geöffnete Glasthiir hinaus· Den Garten zu ihren Füßen umspann « glißerndes Mgrdlichtz aber das grüne " Gehege iiber ihren Häuptern war fo dicht, daß kein silberner Strahl hin- ; durchdrang. Da war nur der Wider- . fchein des sanften gelben Lunte-entsch tes, und von Zeit zu Zeit, glühwürrn chengleich, das Aufflamnien eines feu rigen Piinttchens, wenn einer der drei Herren einen besonders kräftigen Zug aus feiner Zigarre gethan. Die Haus- « frau ruhte, weit zuriirtgetehnt in einem niedrigen Sessel, in dem ihre zarte Ge- z ftalt fast verschwand. Neben ihr, arn . Tisch mit der mächtigenBowle, saß ein ; kleiner, breitichultriger Herr, ihm ge- ; genäher, an der Brüstung des Baums-, « lehnte der zweite der Gäste, und das s Lampenlicht fiei auch auf ihn, auf die « schlante Gestalt, das träumerische Au- ; ge. Ein wenig seitwärts, aus dem tie- j fen Schatten heraus, verrieth von Zeit ; zu Zeit eine aufglirnrnende Zigarre den . Si des Hausherrn. « er Gast, der am Baltongeländer ; stand, hatte eine Zeit lang in angeneh- ! men Tonfalle gesprochen. Jekt schwieg j er, und sein Gegenüber, der joviale ; Herr neben der Bowle, lachte schallend · auf, reckte die Arme und rief heiter: Bravo! Dann wandte er frch schimm zelnd an die Hausfrau: Großartig kann Stark erzählen, nicht wahr, gnä dige Frau? Ein nnheimliches Gedächt nis! Wenn er auch nur von Hoch zeits- und Sterbegehräuchen und ai lertei adergläubifchem Spuk erzählt, immer ift er seiner Sache gewiß! Aber was ist heute mit Ihnen, gnädigste Fran? Jch erkenne unsere fonft so anmuthig ptaudernde Wirthin nicht wieder, Sie haben feit mindestens einer halben Stunde kein Wort gesprochen. Die junge Frau fuhr, wie aus einein Traume erwachend. empor. Sie strich das reiche, blonde Haar aus der Stirn und lächelte zerstreut Kein Wort, Herr Landrath? wie derholte sie. Weil ich zugehört habe. Mit Interesse? Ader gewiß! Was Herr Asseffor Statt sagte, hat mich lebhaft gefesselt. Dies Geständnis wird ihn glücklich machen. Der Landrath neigte feinen dicken, rothen Kopf galant vor der Hansfrarr. Aber trosdern taan ich rnir nicht vorstellen, daß Sie, gerade Sie, Verständnis fiir irgend weichen Aber glauben hahen sollten! Sie überme oder unterschiihen mich. je nachdem, sagte die junge Frau tiihL Ich kann jedenfalls recht gut verstehen, daß das Voll, der naive, nn gedildete Mensch todten Gegenständen eine viel höhere Shinholik beweist als wir das thun. . Aha! Da habe ich Sie ja! Die starkgeistige, steptische Denkerint Sie lächeln über die abgeschnittene haar locke, die der Ueberlebende dem gelieb ten Todten mit in den Sarg legt, damit der ihn bald nachhalt, über den Trau ring, der nicht verloren gehen darf. wenn nicht dem betreffenden Ehegliicie Gefahr drohen soll, und was alles greund Statt uns da noch vortrag! ie sehen mein Bester, Sie haben bei unserer liebenswürdigen Wirthin kein Gliicl gehabt mit Jhter Behauptung, daß dem meisten derartigen Aberglau ben eine tiefinnerliche Berechtigung in newohnt. Eine Berechtigung stir den, der so empfindet! sagte der Assessor ernsthaft. Die Dinge haben die Bedeutung fiir uns, die wir in sie hineinlegen. Wie unerin lich wichtig tann uns eine ganz geringf «gige Kleinigkeit werden! Und umgekehrt: Wer ein Kleinod besitzt und weiß es.nicht, daß es ein Kleinod ist —- schiist der es dann nach feinem wah ren Werthe? Der Landrath streckte dem Sprecher komisch abwehkend beide hände entge gen. Nichts Tiefsinniges me r, bitte nicht! bat er. Da u ist diese firsich botole viel zu gut. nn alle Ihre Ver ordnungen so wohlfchtneckend wären, Dotter, Sie bekämen einen unheim- « lichen uspruchi Jch ’n vorläufig vollaus mit dem zusrieden, der mir geworden ist, meinte » der Bau-Irr heiter. Er sur Mges Fanden nnd hinter den Sesel seiner Frau getvetery neigte sich nun itsir sie uer vneahnr ihren Kopf lieben-I in beide » n . Du bist so blaß heute, Jsa. sagte er « ziirtlich besorgt. Du srierst? « Er hielt plöglich inne. Seine Frau hatte sich mit einer raschen Bewegung cus den umschließenden Armen steige macht. Tiese Röthe slog dabei iiber ihr Gesicht, das er eben noch so bleich ge nannt, ein scheuer Blick fuhr zu den Gästen hinüber. Aber der Landrath zündete sich gerade sorgfältig eine frische Cigarre an und der Assessar hatte sich abgewandt und blickte starr in den mondscheingiänzenden Garten hinab. Doktor Baldwins Auge solgte ter Richtung, den Jsas Blick genom men: dann tehrte es zu ihr zurück, und in diesem klugen, ernsten Auge war nichts mehr von der Sorge des lieben den Gatten, nur noch die ruhige Beob achtung des Arztes. Du wirst gut thun, dir ein wörmeres Tuch zu holen! sagte er, und auch die iZtimme erschien wieder ganz unbewegt. Sie ist ein wenig zart, meine Eife. Se hen Sie diese Fingerchen an! Er nahm mit einer leichten Bewegung ihre Rechte in die seine und hob sie, wie spielend, in die Höhe. Werden sie nicht täglich schlanter und weißer? Jch werde dir die Bücher eine Zeit lang sortnehmen müssen, mein Kind, mit denen dich Stark so freundlich versehen hat. Jsa entzog ihm die Hand fast hestiz. Um ihren seinen Mund guckte es. Meine Bücher darfst du mir nicht rauben« sagte sie hastig. Sie machen mich glück lich, sie haben mir neues Leben ge- F bracht. " Jllre Stimme bebte vor Aufregung Assessor Stark war herumgefahren, mit einer so unvorsichtigen Bewegung tasz das Glas« welches neben ihm aus ker Brüstung gestanden hatte, herunter gestoszen wurde und aus dein Fußbo den zerbrach. Der Hausherr- achtere nicht aus die verwirrten Entschuldi aungsworte des Gastes. Er sprach mit leicht gerunzelter Stirne zu seinem al ten Diener, der sich leise hiistelnd ge nähert hatte. Jch werde geholt. Die Herren blei ben aber selbstverständlich hier; ich hosse bald wieder zurück zu sein. Lassen Sie sich aiso bitte ja nicht stören; ich ver traue Ihnen die Bowle an. Vergiß nicht, dir ein Tuch zu holen, Jsal T Sie begleitete ihn schweigend hinein, " nahm drinnen ein weißes Tuch urn die Schultern und lehnte sinnend in der - Ballonthiire, während ihr Gatte das . haus verließ. Dann plählich mit ra- ; schern Entschlusse. wandte sie sich der tz schmalen Wendeltreppe zu, die vom Ballon in den Garten hinahsiihrtr.f Nur ein leises Lächeln antwortete dem - icherzhasten Zuruse des Landraths, der sich gusriedenen Gemüthei weiter in die ; Bowle vertieste, während der Assessor Pach kurzem Zögern der weißen Gestalt i ol te. sa erschrak, als er plötzlich neben ihr J unten aus dem großen Rasenplatze aus- Z tauchte. Sie gingen schweigend den ; breiten Psad hinaus, aus dem weiß und k leuchtend der Mondschein lag. Die L; junge Frau ließ die hände schlaff her- i nieder hängen, schritt langsam weiter, j das udt gesenkt und sann. Wie ein- z sank re immer gewesen war. Einsam : auch in den langen Jahren tinder- ? loser Ehe. Und wie anders das ge worden war, seit lurzer Zeit! Nun wa ren neue Gedanken in Herz und hirn « eingezogen und hatten sie reicher und glücklicher gemacht, und der Mann, dem sie das alles derdantte: Ante ung und Nahrung siir ihunwissens ungrigen Geist, Verständnis und Mitgesiihl siir ihr liebeihungriges herz, der ging seht durch das weiße Mondlicht an ihrer Seite, schweigend wie sie, und sie wußte, daß er sie liebte und um sie litt. Was siir ein berauschendes Gesiihl das war, zu wissen, daß man fiir einen Menschen alles bedeutete, daß ein Blick ihm weh thunL ein AWort, ein gächelntihn beseli gen konnte: Zur ernster. ruyier walte wußte von all dem nichts. Er hatte so unsäglich vieles neben ihr, für das er lebte; da waren die zarten, feinen Fühl fäden zerrissen, die von einer Seele zur andern spinnen, oder sie waren vielleicht auch nie vorhanden gewesen« Sie fuhr zusammen. neben ihr er scholl endlich die sonst so wobllautende Männerftimme. Aber «etzi lag ein fremder Tonfall darin, ein Zeichen in neren Kampfes. Stockend, fast heiser kamen die Worte : Darf ich morgen die Fortfeßung des Carlyleschen Wertes chicken ? Jch werde sie leider nicht sel ber bringen können, ich habe morgen einen auswärtigen Termin. Wir wer den überhaupt iamn wieder miteinan der lesen können. Jch gedenke in aller nächster Zeit meinen A schied aus dem Staatzdienste M nehmen, um meinem Vater bei der rwaltung seiner hüt tentverte zu unterstii en . « Er hielt inne nnd lieb gleich ihr ste hen. Sie hatten das Ende des langen Kieswegez erreicht und wandten sich in stillschwei endem Einverständnisse, um zum Hau e zurückzutehrem Sie hatte zuerst die Augen geschlossen, wie in ei nem plötzlichen Schwindelanfalle. Nun öffnete sie sie wieder ganz weit und groß und siaerte in das blasse Antlitz an ih rer Seite Sie wollen fort ? stammelte sie kaum vernehmlich. So plöglich ? Und nur dern Vater zuliebe ? Das ist der einzige Grund ? Sie wnßte kaum, was sie sprach. Sollte alles zu Ende sein, aus Rim merwiedertehr : all die schweigende Sympathie, das tiesinnerliche ser EIMU der Ueiehthutn und die Fülle r sinpsindungen ? Dem Vater zuliebe! Das ist doch Grund genu gnsdige Frau, meine ich? Ganz gela en sollte das klingen, nnd sie hörte doch den behenden Herzenöton heraus. Aber zugleich wallte es wie Zorn in ihr aus« daß er diese Komödie zu spielen vermochte; sie wandte ihm den Riickem sah mit brennenden Augen den silbern siimmernden We hinab und stieß hervor : Ja, gehen ie nur ! Es ist gut so für Sie ! Es war Jhnen hier zu einfach, zu einiönig aus die Dauer in unserm engen Kreise ! Jsa ! Wie ein Schrei sast klang der Name. Seien Sie doch barmherzig! Machen Sie es mir nicht noch schwerer als es schon ist ! Er hielt inne und bisz sich auf die Lippen. Auch die junge Frau schwieg, und sie hörten ein paar Athemziige hin durch nichts als das leise, llagende We hen des Nachtwindes und das Pochen ihrer eigenen, wildbewegten Herzen. Aber unbewußt neigte sich Jsas haupi immer näher zu ihm, noch ein Augen blick und ihre blonden Haare streisien seine Schulter —- da machte er eine un gestiinIe Bewegung nach ihr hin, und sie streckte die Hand mit einem stammeln den Laut aus, halb der seinen entgegen, halb zur Abwehr. Das llare Mond licht siel aus die hand und liesz sie gei sterhaft bleich erscheinen, Jsa aber stieß einen Schrei aus, als ihr Blick diese ausgestreckten, leuchtend weißen Finger streifte — lein Reis mehr schmückte die Rechte, die sich in Liebe einem fremden Manne geben wollte —- der Traurng war soer ---— Der Landrath erschrak nicht wenig, als fein trauliches Beisammensein init der Pfirsichbowle ein jähes Ende sand Eine weiße Gestalt war die Wendel treppe herausgeslogen, große, thriinen-· erfüllte Augen hatten ihn mit dein Ausdrucke so hilfloser Verzweiflung angesehen, daß er zuerst verworren an ein schreckliches Unglück, Feuer. Mord dachte. Frau Jsas Lippen hatten al lerlei irre Worte gestaininelt, deren Be deutung er nicht verstand. Dann war des Assessors Gestalt ausgetaucht, und auch dessen Zii e hatten den Stem pel der Verstörthei getragen. aber er hatte dach wenigstens zu saaen ver mocht, um was es sich handle, daß die gnädi e Frau plößlich ihren Trauring vermisse. Man hatte nach dem Diener geschellt, Laterne-n, Windlichter bestellt. Ein mühsames, gewissenhaftes Absu chen hatte begonnen, erst des Baum-, dann der Wendeltreppe und des Gar tenweges, während Jsa bleich an der Thiir des Ballonziininers lehnte. Schließlich gaben die Herren das er solglose Suchen auf, und der Land rath setzte der jungen Frau auseinan der, daß besser das. Tageslicht abzu warten sei. Jsa sah ihn an. als ver stände sie ihn nicht; sie sliisterte nur iniide und hoffnungslos: Jch muß ihn wiederhaben! Er schüttelte den Kopf. Oh, weib liche Nerven! dachte er, freute sich feiner mühsam behaupteten Junggesellenfrei heii und eilte erleichtert dein zurücklehs renden Hausherrn entgegen, während Jsa und der Assessor sich schweigend ge genüberstanden Nur eine turze Mi nute hindurch, dann sah die Frau rasch auf und sagte leise und heiser: Sie diirsen nie wieder in unser haus lein men. Baldwin hörte taum. was der Land rath ihm mittheilte. Sein tlares Auge umfaßte init einein einzigen Blicke die wunderlicheGrudpe an der Ballonthiir. gsa sprach leine Silbe mehr, bis die hiir hinter ihren Gästen ins Schloß gefallen war Baldwiii hatte sie dies inal nicht hinausbegleitet Dann schlug sie beide hände vors Gesicht und wankte zitternd auf ihren Mann zu. Er fing sie in seinen Armen auf, sie schlang beide Arme um seinen Nacken und blickte ihn todestraurig an: Lo renzt sagte sie innig flehend. Loeenz. verzeih mir, ich habe —- deinen Ring verloren.n « Er oruare ne ten an nch uno kenn feinen Blick tief in den ihren. Nein, Isa, das haft du nicht, sagte er sanft. Noch nicht, mein geliebtes Weib; ich konnte ihn dir noch retten! Sieh her —- er machte sich einen Augenblick frei und hielt ihr seine rechte hand vor die Augen« an deren kleinern Finger ihr verlorener Trauing, neben seinem eig nen Ringe, steckte-— sieh her, hier ist er! Vorhin, als ich wie spielend deinehand ergriff und bemerkte. daß sie schmaler geworden sei, da glitt er dir vom Fin ger und grade in meine Band hinein. Und ich behielt ihn. halb im Scherze, halb aber abch, weis ich wissen wollte, ob und wie bald du ihn vermissen wür dest. Sie hatte längst die Augen wieder gesenkt unter diesem milden, forschen den Blicke. Jhr Gatte hielt tie fest an seinem rzen, auch als tie dei seinen legten orten erglühend zusammen guckte. Was ist? fragte es heiter. Du wirst so verwirrt, als hättest du gar nicht empfunden, welcher Verlust dir drohte, und du hast in Wahrheit doch so rüh rend darum gebangt! Mein armes herz, du ahnteit ja nicht, in wie guter Obhut dein Ring war. Und nun sollst du ihn wiederhaben — und mir dasiir dein herz geben, dein ganzes Herz und dein völliges Vertrauen! Glaube mir, meine Seele ringt danach, die ganzen Jahre unferer Ehe hindurch. Seine Siinitne war tiefernfl ar den. Er nahm ihre hand und eiste ihr den Nin wieder liber, und ein » schwerer Seufzer sirich dabei iiber seine ; Lippen. est hielt er die Augen fe ; sentt und re sah in grübelndem S n « nen in die wohlbekannten Züge und las darin, als sehe sie sie zum ersten Male recht. Sie sah die nimmermiide Güte, die zartsinnige Geduld, die schweigende Ergebung all’ dieser Jahre darin ein gegraben und das Leid der leiten Wo chen, und sie hob die neugeschmtickte Fand an die Lippen und küßte den ing, lange und andöchtig. Sieh, Lorenz, iaate sie in Tönen, die ihn in seliger Bestijrzung aussahren ließen, seht weiß ich erst, wie lieb inu « dieser Ring ist. Und doch, wenn ich ihn zum zweiten Male vermißte ——— ich würde nicht wieder erschrecken, wie nor ; einer unabwendbaren Gefahr, und mich I Mänteln als hätte ich etwas Unwieder . bringliches verloren. Denn ich wüßte ja auch dann. daß mir dein Herz blie be, als sicherster Zufluchtsort, und dasz ; dir mein Herz bis ans Ende gehören ; soll! l -, --- -—--» , - Rossi-lud H Nicht im niedrigen Dämmer-, : Bei Schutt und Scherben, E Nein, draußen im Sonnengold, ; Rose, sollsi sterben! Die einst dich geweckt hat« Rufend zum Leben, Soll fest Dir den siammenden Todesiuß geben. , So fasz ich Dich denn ; Entschlossener hand, -; Und schleudte hinaus Dich : Jn den glühenden Brand. i gällii nieder auf Mee» ort mag ich Dich wissen, Es linderi Dein Weh Dies grün - schwellende Kissen. « Jm Siraßengespanne I gährit Du empor, ; u ziehest ein Z Durch das goldene Thor. i Mit neuer Schönheit Wird man Dich umkleiden Am seligen Orte, Wo man liebt —- ohne zu leiden! Theodare SpanageL -.. . ,..«·.·.....»-.-.·».— Die Mitgist. »Was dringst Du mir in die Ehe mit i Mein Mädel, sag’s nur heraus i« »Ich dringe Dir Liede und Treue zu, Und Deinem Versen bringe ich Ruh’ Und trug’ Dir das Gliick ins hat-OF »Was bringst Du mir see-ist noch alles mit Mein Mädel. gesieh’ mir’s nur ein !« »Ich bring’ Dir ein freundliches Augenpaar, Jch bring Dir ein hLeidenes Ilechiens n r Und der Freude seligen Schein.'«' »Und ist das Alles ?·· fragt« ich ver stimmt, Als ich sie schweigend nun sah. »Mein Gott,«« rief sie plötzlich so seiis aus, - »Wie ionni’ ich vergessen ! Jch dring’ Dir ins Hans Ja noch meine liebe — Mamn i« Bitte eines Baclfisches an die Menschheit. Noch ist die goldne Backfischzeit; O, laßt sie mich genießen Wögi nichl die Worte allzuftreng, Die meinem Hirn entsprießeni Laßt mich im Jugendiihermuth Die Lust am Leben zeigen Und seht die Fehler gnädig an, Die mir noch sonst sind eigen! Gönnt mir die lurze Spanne Zeil, Mich sorglos zu vergniigen, Und daß ich nicht ans«Morgen«denl’—-. Jhr sollieM nicht gleich tiigeni Glaubt mit, ich werde endlich doch Zum Ernste michi belehren; och meinem f hen Uebermulh Sollt Jht mir jetzt nicht wehren! Des Lebens grau· Phililstetihum Wird hald mich «Mores« ehren; Die schöne it ist rasch dahin, Um nie zu ckzulehken. Drum, weil noch ieyt dieBacksischzeit, So will ich ie genießen; Sie ist-—hu ch, husch—dorbeigerauscht; Es soll rnich nicht verdrießen. Grunhilde haller.) —».......··....-»..».sp Nicht zu machen. ! «it: »Liebe Frau, Jhr Mann i« noch sehr schwach, Sie dürfen ihm da Nahrung nur durch ein Glasrohr ein fliißen.« « « Frau: »Das ist aber gut nicht mög lich. Wie soll ich wohl Knödel durch ein Glasrohr bringen.« Singular und Plurah »Gehst Du dort die zwei denen, di « Schädigen und den Eleganten?« H »Seit Wie lommen die usaninieni » a, »in-ißt Du. das nd Bill Der Schahige ist ein armer Teusel; mqchi B·ilcher. Und der Elegante s Mich-man der isi Buchmacher.«