Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, July 12, 1901, Sonntags-Blatt, Image 13

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    —
T.Uesa.
Ists-remain seh-uns cum Atmen sub
vie Dunst-us ihres contes
Ein allen Lesern der Münchener
»Fliegenden Vlättet« seit Langem
wohlvertrauter und liebgewordener
Name ift T. Resu, der in den Spalten
dieser Blätter unter so manchem fein
fsinnigen und tiefempfundenen Gedicht
steht und die Berfasserin bezeichnet
VIII-»in « z-! us I
Frau Dr. Thereia Gräbe.
Der Name war offenbar ein Pseudo
nym, und mancher Leser frug sich, wer
sich wohl hinter diesem Pseudonym
berge. Erst als vor einiger Zeit eine
Sammlung der Gedichte T. Resas in
Königsberg, Ostpreufzen, erschien, brach
ten die vom Berleger unterrichteten
Zeitungen eingehende Nachrichten über
die hochbegabte Verfasserin.
T. Resa ist die verwittwete Frau
eines Dr. phil. Gröhe. Sie wurde in
Greifenberg, Schlesien, als Tochter des
Pfarrers Pauli geboren und verheira
thete sich in einem noch frühen Alter.
Jhr Mann, der Leiter der höheren
Töchtersohule in Eberswalde war, starb
bald und ließ seine Gattin und ein LA
jähriges Söhnchen mittellos zurück.
Frau Theresa Gröhe suchte durch An
fertigung von Stietereien, Büchersiih
ren, Zimmeroermiethen und dergleichen
ich und ihren Knaben vor der Noth des
tebrns zu schützen. Der Kummer, der
oft in bitteren Stunden ihre Seele be
herrschen mochte, machte sich hin und
wieder in Gedichten Luft, und diese
Poesien kamen durch Zufall Bekann
ten in die Hände, die Frau Gröhe den
Rath gaben, einige Proben ihrer dich
terischen Leistungen an die ,,«Fliegenden
Blätter« einzusenden· die nicht blos die
Gedichte annahmen und gut honorirten,
sondern auch zu neuen Einsendungen
aufsorderten. So entflossen der Feder
Frau Gröheg im Laufe der Zeit die
Liedereyklen »Burschenliebe,« »Edel
wild,« »Opfer der Liebe,« sowie die
reizenden Gedichte »Mein Bub,'« »Frau
Minne,« »Heimtehr« und viele andere
Bald wurden die Poesien T. Resas auch
von anderen angesehenen Blättern mit
Vorliebe gebracht, und hervorragende
Meister der Dichtlunst, wie Paul Dense,
sprachen der Dichterin ihre wärniste
Anerkennung aus.
Frau Dr. Gröhe lebt gegenwärtig in
Köln, wo sie bei den unlängst stattge
fundenen, von Dr. Fastenrath veran
stalteten Blumenfestspielen den ersten
Preis für ein »Lethe« betiteltes Gedicht
davontrug.
irrderirtr Law Dtmsted.
selter III-Ists des »san- der users-III
Isms Lsntiqaitisüetueniw
Eine seltene Ehrung wurde unlängst
Frederick Law Olrnsted, dem »Vate: der
amerikanischen Landschaftsgiirtnerei«
u Theil, indem die Stadt Boston,
Zeiss-, einen ihrer schönsten Parte nach
ihm benannte.
Frederick Law Olmsted wurde 1822
zu Hartford, Conn» geboren. Er fuhr
1840 als Seemann nach Ostindien und
China, ftudirte 1845 bis 1846 auf der
M
Frederick kam Zwist-Ja
Yale·Universitiit Ingenieurwesen und
Agrikultuk und wandte sich der Land
wirthschast und der Göttmrei zu. Jn
1850 unternahm Okmsted eine Fußreise
durch Großbritannien,· als deren Ne
sultat er ein Buch veröffentlichte. Jn
1852 und 1853 bereiste er behufs Stu
dium-z der Sklavereisrage vom ökono
mischen Standpunkte aus zu Pferde
den Sikden der Bet. Staaten. Seine
Publikationen iiber diese Tour trugen
wesentlich zur Verstärkung des Anti
skladerei-Gesiihls im Norden hei. Jm
Jahre 1855 ging Olmsked abermals
nach Europa, tvo er insonderheit den
Paris in Frankreich, Deutschland und
Italien seine Aufmerksamkeit zu
wandte.
Die erste größere Gelegenheit, sich all
genialee Landschaktsgärtner zu bethätii
sen, bekam Olmsted 1857, alt et is
« einem Mir-nd zur Erlangung von
Plänen siir die Anlage des Central
Parles in New York den ersten Preis
erran. Vier Jahre war Olmfted mit
der E nrichtung dieses Partes beschäf
tigt. Beim Ausbruche des Bürgerme
.gez 1861 wurde Olmsted von Präsi
dent Lincoln zum Setretär und Ge
lchäsrgführer der Sanitäts-Kommis
ston ernannt, in welcher Stellung Olm
sted den ganzen Krieg mitmachte. Jn
1866 waret Bgtsitzendex der Yplemjtes
KomnTcffiom aw Welcher erkle« los-d
graphiiche Vermessung der Yosemite
i tg eTree Reservationen leitete und die
I Aufsicht über diese für den Staat über
i
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. nahnk
" Außer dem New Yorler Central
Parte verdanken noch eine ganze Reihe
; anderer gärtnerischet Anlagen den Ent
s wiirfen Olmfteds ihr Entstehen, so der
s Prospekt-Port in Brootlyn, N. Y» die
i Parte in Washington, D. C» Chicago,
I Louisoille, Ky» Montreal, Kanada,
« Buffalo, der dermaligen panarnerita
; nischen Aussiellungsstadt, und vor
- Allem das großartige Partsysteni Bo
s stons. Auch war es Olmsted, der die
J Pläne siir die prächtigen gärtnerischen
Anlagen der Chicagoer Weltausstellung
l 1893 geliefert hatte. Seinen Entwur
; fen entstammen endlich die berühmten
« Partanlagen auf dem Gelände der Le
land Stanford-Universität in Kalifov
nren.
Gegenwärtig wohnt Olmfted, der
trotz seines hohen Alters noch gesund
und rüstig ist, in Broolline, Mass., in
einem von Wein umranlten und von
einem herrlichen Garten umgebenen
Hause. ——l——
Der »in-Wische pngaitiiti.«
sein siebenten in feiner Vaterstadt du« ein
i Denkmal geehrt.
« Bemerkenswerth in zweifacher Be
ziehung ist eine Feier, die nnlängst in
der ehemaligen Hansastadt Bergen in
- Nortvegen stattfand Es wurde dort
j ein Denkmal fiir den 1810 in Bergen
» gebotenen ,,nordischen Paganini« nnd
»Geigertönig« Ole Bull enthüllt, eine
Ehre, die ausübenden Künstlern, auch
wenn sie weltberühmte Künstler sind,
nur selten zu Theil wird. Höchst be
it· I
j
j
i
l
. s-. : ws U e I - .
Statue cle Billig
merkenswerth ist auch, wie die beige
fügte Abbildung zeigt, das Denkmal
selbst.
Niemand bat es besser verstanden, der
nordischen Eigenart einen so ergreifen
den Ausdruck zu verleihen, als Ole
Bull. Schon frühzeitig war bei diesem
Heros der Tonkunst das musikalische
Genie zum Durchbruch gekommen.
Kaum acht Jechre alt, nahm er in seiner
Vaterstadt an Streichquartettö theil,
wobei er zum Erstaunen seiner Ange
hörigen schwierige Stücke, wie z. B.
Beethoven’sche Sonaten, spielte. Sein
Vater hatte ihn zum Geistlichen be
sstimmt, aber bald zeigte es sich, daß
Ole Bull fü »die Kunst bestimmt war.
Er ging nach Kassel, um den berühmten
Geigenvirtuosen und Komponisten
Spohr auszusuchen, und wandte sich
später nach Italien, wo er selbst mit
Paganini erfolgreich wetteiferte Einen
Glanzpunkt bildete indes; sein Aufent
ehalt· in Bologna, wo er dank der Laune
der Sängerin Malibran und ihres Be
gleiters, des Violinisten Beriot, die sich
Beide weigerten, in einem Konzert der
Vhilharmonischen Gesellschaft zu spie
len, aus einer elenden Gastwirthschaft,
·in die ihn miszliche Verhältnisse ge
I bracht hatten, geholt wurde, um Be
riotg Platz auszufüllen. Von diesem
, Auftreten ab, das Ole Bull großartige
Huldigungen einbrachte, beginnt sein
eigentlicher Triuniphzug, der ihn wie
derholt durch Europa und Amerika
führte und ihm ein großes Vermögen
einbrachtr. Besonders lange Zeit wirtte
er in Amerika, wo man ihn in erheben
der Weise feierte. Aber kurz vor sei
. nein Ende zog es ihn in die Heimath,
z und trotz ärztlicher Bedenken machte er
» die beschwerliche Reise über den Ozean.
Bald darauf, am 17. August 1880,
I
starb Ole Bull und wurde in Bergen
unter großartigen Trauerfeierlichleiten
beerdigt. Wie tief er im Herzen seiner
Landsleute lebt, davon zeugt nun das
Denkmal.
Russtsche Censur. Jn der
Stadt Borgo in Finnland konnten
kürzlich mehrere Tage hindurch keine
Zeitungen erscheinen, weil-der herr
eusor verreist war.
PrinzenTUd Prinzefsinen im Exil.
Die Zeiten sind vorüber, da der
arme gewöhnliche Sterbliche, der feine
Augen liebestoll zu einer Königstoch
ter zu erheben wagte, feine Verwegen
heit, wie Trenck und Lauzun, hinter
Kerkermauern büßen mußte. « Die
Zeiten sind vorüber, da die armen
önigstöchter, die den Huldigungen
eines schlanken Kavaliers allzu will
fiihrig Gehör geschenkt hatten, dafür,
wie die Prinzessin von Athen, in
einem einsamen Schlosse lebensläng
liche Gefangenschaft erleiden mußten.
Heut sperrt man sie höchsten-I in ein
Sanatorium, und auch das nur, wenn
der sStandal zu groß wurde. Die
Welt ist nicht untergegangen, als
Stesanie von Belgien, des österreichi
schen Krvnprinzen Wittwe, einem
simplen Grafen die Hand zum Ehe
bunde reichte und aus einer Prinzeffix
damit felbft eine simple Gräfin wurde.
Die Welt würde aller Wahrscheinlich
keit nach auch nicht untergehen, wenn
einmal ein fouveriiner Vrinz ein
»Mädchen aus dem Volke«, wozu in
diesem Falle auch die Gräfinnen ge
hören, als richtige, nicht »morgana
tische« Gemahlin heimführen dürfte
und die derart Beglückte damit wirk
liche Prinzefsin würde. Das s ei
aber vorläufig noch unmöglich zu ern.
Jn dieser Hinsicht sind wir weiter zu
rück als unsere Urgroßvater. Leopold
von Dessau konnte seine Luise Fösin
zu sich als Fürstin auf feinen kleinen
Thron heben, und Luife von Genetz
berg setzte es mit zähem Ehrgeize
durch, daß sie als Prinzessiii von Ba
den anertannt, ihre Kinder —- sie war
die Großmutter des jetzigen Großher
zogs Friedrich — für erbfolaeberech
tigt erklärt wurden. Das geht heut
zutage nicht mehr Die Prinzen von
Anhalt, B,aden Bayern, Sachsen,
Preußen Lippe, Waldeck, Hefer, Ol
denburg Nerli-» Württemberg n. s. w.,
die eine Lebensgefährtin außerhalb
der beiden ersten »ebenbiirtigen« Alb
theilungen des Gothaischen Hosiann
derg suchten, mußten sich damit beanii
gen, daß ihren Frauen, meist von ei
nem gefälliaen regierenden Coufin, ein
Freifrau- und Gräfin : Titel mit ir
gend einem phantaftischen, nach einem
Roman der Marlitt oder der schlim
rneren Efchstrutt klingenden Namen
geschentt wurde. So entstanden die
Grdfinnen von bohenan Grebenstein
Hagenburg, Tieffenbach, Wallersee,
Rhena, Reina, Zarnelau, -Ostern«burg,
Hohenstein, Doruburg, die Baronin
nen von Saalfeld, Dornfeld, Lichten
berg, Saalberg, Barnini, Ruttenstein
nnd wie sie sonst noch heißen mögen.
Vollzog der liebebediirftige Prinz den
Bund fiir’"g Leben aber gar ohne die
eingeholte Erlaubniß des Chefs seines
Hauses, so mußte er fortab anfierbatb
der mehr oder weniger enqen Grenzen
seines Baterlandes feinen Herd grün
den, und das that er oft gern, da er
damit die. die er zur Gattin genom
men, dem Dunstkreise veralterter höfi
Vorurthieile entzog, sich in Freiheit mit
ihr des Daseins freuen konnte. Die
Mitglieder des ehemals reichsständii
schen, den regierenden Familien eben
bürtigen Gefchlechtes mußten sich
außerdem oft noch eine Degradation
gefallen lassen, auf die Zugehörigkeit
zum hohen Adel verzichten. So ward
aus einem Prinzen Wittaenstein ein
Graf Altentirchen, einem Grafen
Stolberg ein Herr von Stapelbnrg,
was im Grunde gerade ebenso hübsch
llinot, aus einem Prinzen Solmg ein
Baron von Hungen, aus einem Prin
zen Hohenlohe ein Graf von Mulden
burg und dergleichen mehr.
Jn den regierenden Familien sebst
tam eine solche ,,Caviti5 Diminutio«
fast nie vor. Wir entsinnen uns nur
des einzigen Falles, als ein lebens
lustiger Prinz Reuß zum Entsetzen der
Seinen die fesche Cirlusretterin Loisser
zu Standesamt und Traualtar gelei
tete. Das kostete ihn seine purpurge
fütterteFiirstenirone, man verwandelte
ihn in einen Freiherrn von Reichen
fels. Das Entsetzen der Seinen war,
nebenbei bemerkt, durchaus gerechtfer
tigt. Der Freiherr und die Freifrau
von Reichenfels führten nur eine kurze,
aber um so bewegtere Ehe, in der die
Reitveitsche und zum Wurfe geeignete
Gegenstände eine wichtige Rolle ge
ivielt haben sollen. Was aus ihnen
ward, können wir nicht verrathen. Der
boflalender hüllt sich iiber sie in erklu
sives, vornehmes Schweigen.
Dieser soundfovielte Heinrich Reuß
hat einen Nachfolger erhalten. Prinz
Bernhard von Sachsen-Nieimar bat
seine Zugehörigkeit zum Hause Wei
mar ablegen müssen, aus Strafe ba
siir, daß er Unter seinem Stande, und
heimlich dazu, sich vermählte. »Sie«
ist zwar eine Gräfin, aber nur eine
vertvitttvete oder gar aeschiedene. Die
alten Hosoamen flüstern sich hinter
dem Fächer die furchtbare Neiiiaieit
zu: sie ist die Tochter eines (ijasttvirths,
und wenn sie auch nicht direkt Müller
heißt, so heißt sie doch beinah’ so.
,,Quelle Horreur!« . .. Es giebt keinen
Prinzen Bernhard von Sachsen-Weis
mar mehr, es giebt dafür einen ,,Gra
sen von Crayetu rg«. Der braune
Fürstenlalender ist um einen Namen
ärmer, der grüne Grafentaleuder um
einen Namen reicher...
Prinz Bernhard von Weimar war
stüber ein slotter, lebensfroher Husa
renofsizier ohne Standesdünkel, leicht
herzia und beim vollen Becher ein
prächtiger Kumpaw Auch dem Ewig
Weiblichen verschloß er sein Herd nicht.
»Er theilte es sogar lange mit einer
Priester-in Thaliens, die, wie böse
Dunqu behaupteten, ihm aber nur ein
Drittel des ihrigen lieh, das übrige
Drittel aber einem Finanzmann über
ließ, ver... sagen wir, Gotha hieß.
Sie sei immerfort Zwischen Gotha und
Weimar unterwegs, witzelten diese
bösen Zungen. Prinz Bernhard hatte
eine Apan«age, die ihn zu sden beschei
. densten Ansprüchen an das Dasein
« hätte zwingen müssen. Er sah sich ath
Ritimeister zum Abschied genöthigt·
Die kluge Großherzogin Sophie, seine
Tante, nahm ihn dann nach Weimar,
aber sein lustiges-, lautes Wesen paßte
nicht an den stillen Hof Karl Alexan
der’s. Später wurde er, wiees heißt.
entmündigt und lebte am Rhein. Er
hat von seiner Prinzenrviirrse wahrlich
wenig Freude gehabt. Was ist ein
armer Prinz im Zeitalter des Kapi
talismuk3, der Rothschild und Mor
gan . . .
TJIan liest, der Graf von Grauen
vBurg werde mit seiner Frau nach Eng
land über-sie.deln, ganz freiwillig na
tiirlich. Er würde dort einen Onkel,
den Wenigen Eduard von Weimar,
finden. Als der vor fünfzig Jahren.
selbst unvermdgend, die Tochter eines
der reichsten englischen Herzöge hei
rathete, des von Richmond, war die-H
für Weimar eine Mesalliance und die
Lady wurde zur Gräfin v. Dornburg
gemacht. Die verständige Königin
Bictrria meinte, der kleine deutsche
Prinz sollte froh sein, eine so gute
Parthie zu machen, und verlieh ihr
aus eigener Machtvolliommenheii den
Namen »Prinzessin von Sachsen-Wei
mar«. Und die Welt ging auch da
riiber nicht unter. Nur in Weimar
und an anderen kleinen Höer Deutsch
lands verspürte man eine leichte Er
schiitterung, die einige Zöpfe in’s
Wackeln brachte.
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Die weisse Stadt. (
Als weisse Stadt ist in Rnszlaud Ar
changelst bekannt, dar- während des greis
ten Theile-J des Jahres- lnenn Monate’
lang-« vollständig ,,uiit Schnee ivattirt«
ist. Die drei Wintertnonate werde-n dort ;
durch ununterbrochene Nacht repriiientirt, :
die drei Sonimermouate durch einen
ebenso ununterbrochen-zu Tag. Deswegen
itt Archangelst aber doch eine sehr civtli
sirte Stadt. Alle Gebäude sind ans un
bearbeitetein Holz, das tnit Moos ber
stopft ist. Die Zimmer aber sind selbst in
den Wohnungen des Mittelstandes nach
den letiten Anforderungen modernen
Comfortsz tabezirt, niöblirt u. s. w. Ja
der ganzen Stadt, die immerhin 20,W()
Seelen zählt, giebt es nicht ein einziges
HoteL Die Touristen, die sich nach Ar
changelsk verirren, iann man allerdings
zählen. Tasiir ist der Club geradezu
nionunienial. Tie Lssizierm die Beam
ten und die Mansleute haben, uni sich zu
betrinien, Marien zu spielen und zu can
eaniren, einen Palast hingestellt, der iui
ganzen Lande nicht seinesgleichen hat.
Archangelth ist dieZiadt der Gegensätze
Tie Löhne derVediensteten und die Preise
fiir eine Wagen-- oder Zchlittenfalth sind
lächerlich niedtinx aber der geringste
staniinerdiener oder sintscher trägt Pelz
wert, wie er- sich höchsten-Z- noch ein ame
rieanischer Millionär leisten kann- Das
Strasjetipslasier ist einstweilen noch iud
tlsisch, nnd man bat bis jetzt noch nicht
daran gedacht, Troitoirs und Giosien an
zulegen; aber der Feuerwehrdienst ist so
vortrefflich organisirt, das-, er den Neid
der größten Städte Europa-J nnd Ameri
cas erregen könnte. Terbjeneralgouveri
neur hat das Recht iioer Leben und Tod
seiner ,,Uniertltanen«; aber die Sitten
des Landes nöthigen ihn, wie ein Blöd
sinniger zu lachen, wenn sein sintscher
ilnn die grössten Grobheiteu sagt, oder
wenn sein Stoch ilin nistentatisch vergistet.
Tie siiriiientuppelii sind grün, mit ver
goldeteu strengen-, die von der nortvegi
schen und deutschen Colonie bewohnten
Häuser sind blau nnd roth, alle übrigen
Gebäude-. wie gros; sie auch sein und wel
chen Zweck sie ersiillen mögen, sind weiß
angestrichen. Aber die Farbenstnnphonie
gebt noch weiter. Im Sommer, wenn
matt den Pelz abgelegt lat, lonimen auf
einen Beamten oder Niilitän die mit
blauer oder grauer Uuisorni, mindestens
zehn· die vom stops bis zu den Füßen
weis-, gekleidet sind. Auch die Bauern sind
weiss gekleidet, im Princib wenigstens-,
denn die Sauberkeit ist nicht ihre Sache.
in Archangelsk ebenso wenig, wie in den
anderen· russischen Probinzen Eine
eigenarti e Farbeuzusammeusteuung lei- »
sten sich ie Frauen aus dein Volke und :
ihre siindcr. Die Sonnnernniform füri
diese ziategorie bon Bürgern ist: halbge
össnete»r»otl)c Blouse. die ein rothes Oemd
sehen laut, grüner Rock, orangefarbene
Schiirzez blaue-s .iiopstui«l)l Tag' Politische
und soriale Leben ist ebenso angenelnn
wie in St. Petersluirg Am Tage nach ’
deui Nanienöfeste des Maisersz oder der«
Kaiserin werden alle Bürger. die nicht:
-.
Ilsummirt oder geflaggt hatten, ohne-Wei
tere-I eingesperrt.
Jn Paris ist jüngst ein Buch von
Pansier über die »Geschichte der Bril
len« erschienen, worin auch die Frage
erörtert wird, ob sich Kaiser Nero eines
Monocles bedient habe. Nach dem
Schriftsteller Sueton hatte der Kaiser
blaue und schwache Augen. Wenn er
den Gladiatoren Kämpfen von der
Höhe seines Sitzes im Cirlng zuschan
- - «- y- 4- -««-««
te, bediente ex sieh dabei, wie Piinius I
erzählt, eines Smarang durch den er
hindurchsah. Man hat daraus vor
schnell den Schluß gezogen, daß dieser
Stein so geschliffen gewesen wäre, daß
er dem kurzsichtigen Kaiser als Ver
größerungsalag zu statten gekommen
wäre. Pansier hält diese Ansicht sijr
eine Phantasie und meint, das; Nero
vielmehr den grünen Smaragd nur
ans Eitelkeit, gleichsam als Monocle,
benutzt habe oder nur, um das Auge
gegen das blendende Licht zu schützen,
wie man noch heute geschwärzte Gläser
gegen die Wirkung der Sonnenstrahlen
gebraucht und wie man früher auch die ;
grünen Starabäen verwandte.
-—.-·.-—-.—--——
— Mehrere Philippinen - Kommis
säre stießen auf ihre türzlichen Zinsbet
tionsreise auf amerikanische Goldsu
eher. Ja, giebt es denn dort, von Sol
daten ab esehen, andere Ameritaner
als GoldsucherL
Gesthrlichkr Duns.
schryvsnlsmmsm sit die Arbeiter m
Nisus-illu- Pulvetlabkik.
Die vor einiger Zeit aus Griesheirm
Hessen-Nassau, gemeldete Katastrophe,
bei der in Folge einer Explosion in der
dortigen elektrctechnischen - Fabrik 29
Nottweiler Pulverarbeiter.
Personen getödtet und 56 verletzt wur
den, hat von Neuem die Aufmerksam
keit auf die Gefahren gelenkt, von denen
die Arbeiter in Explosivftoff-Fabriten
täglich und stündlich bedroht sind.
Daß übrigens bei jenem Unglück ein
besonderer, bislang unaufgeklärter
Umstand obgewaltet haben muß, erhellt
umso mehr, als gerade in Deutschland
sehr strenge gesetzliche Vorschriften,
nicht nur hinsichtlich der baulichen Be
schaffenheit der Räume solcher Fabri
ten, sondern auch bezüglich des Ber
haltens und der Kleidung der in ihnen
beschäftigten Arbeiter bestehen. Sie
dürfen z. B. keine Schuhe mit eisernen
Nägeln tragen, keine Zündhölzer, kei
nen Rauchtabak oder Cigarren bei sich
führen. Was die Kleidung betrifft, so
macht der Aufenthalt in ungeheizten
Räumen zunächst solche nothwendig,
die der Warmhaltung Rechnung tra
gen.
So liefert die Rottweiler Pulverfa
brik, Württemberg, ihren Arbeitern,
von denen zwei durch die beigefügte Ab
bildung dargestellt sind, zum Selbst
tostenpreise Lodenanziige mit einem
Aluminiumhelme. Dieser hält, mit
den vorgebundenen Schürzen, die um
herspritzenden Säuren vom Körper
fern. Die Aluminiumzange, welche der
eine-der beidenArbeiter in Händen hält,
dient zum Anfassen der Schießbaum
wolle und Cellulose.
Graf Cassini.
Seine Erklärung hinsichtlich des trefflich-ame
rikaniismi »39lltriege0.«
Durch die neueste Verfügung des
russifchen Finanzministers Witte, wo
nach der Zoll auf im Zarenreiche einge
führte amerikanische Fahrräder, Harze
u. s. w. erhöht wird, hat das amerika
nisch-russische Zollgeplänkel jedenfalls
eine Verschärfung erfahren, eine Aus
fafsung, die auch durch die Erklärung
deg russischen Botschafters in Washing
ton, Grafen Cassini, jene Verordnung
sei eine rein wirthschaftliche und von
keinem politischen Antagonismus gegen
die Ver. Staaten diktirt, kaum gemil
dert worden ist.
Graf Cassini. der zur Zeit 53 Jahre
alt ist, gilt als einer der geschicktesten
russischen Diplomaten. Er wurde in
St. Petersburg geboren, besuchte das
dortige Kaiserliche Lyceum und trat
in das Auswärtige Amt ein, in dessen
Diensten er Konsul in Berlin und dann
Minister-Refident in Hamburg war.
Jn 1892 wurde Eassini als Gesandter
nach Peking geschickt, wo er bis 1898
blieb, in welchem Jahre er als erster
russcscher Botschafter nach Washington,
D. C., versetzt wurde. Während seines
Akt-s —- .
Gras Caisini.
Ausenihaltes in China bewirkte Cas
sini die Abtretung Port Arthurs an
Nußland und sicherie diesem gleichzeitig
die Konzession zur Verlängerung der
imnssibirischen Eisenbahn nach dem ge
nannten Hafen.
Gras Cassini spricht nicht weniger
als sieben Sprachen, darunter Chines
sisch —
Vom Blitze erschlagen
wurden iiirzlich während eines schwe
ren Gewitters acht Kühe auf einer
Form nahe Potato Poini bei Apple
ton, Wis. Die Thiere standen in der
Nähe eines Drahtzaunes als der Blitz
in denselben schlug. Es ist ein seltenes
Votkomtnniß, daß ein Bliysttahl so
viele Thiere aus einmal tödtet
M
,,Drummkrs«-t!ag in Bussatm
sit-sinnt III sofern-us m MQNIM
senden is- solidarisch
Jm Festprogramrne der panaineritas
nischen Ansstellung in Bussalo ist ein
Tag, und zwar der 11. Juli, speziell
, den Geschäftsreisenden gewidmet. Man
" schätzt, daß sich an dem Tage etwa 25,
000 ,,Drumrners« in der ,,Biifselstadt«
einfinden werden, und man dürfte nicht
fehlgehen, wenn man annimmt, daß die
dermalige Ausstellungsstadt noch keine
sröhlichere Gesellschaft in ihren Mauern
gesehen hat, als diese ,,Gesandten und
Missionäre des Handels.«
Das beste Urtheil über diese Vertre
ter des- Handels hat wohl seiner Zeit
der Bürgermeister von Nashville,Tenn.,
gelegentlich eines von den dortigen Ge
« schästsreisenden gegebenen Banketts ge
fällt, indem er unter Anderem sagte:
»Die Geschäftsreisenden bilden die
Bindeglieder der Repräsentanten des
Welthandels. Sie sind gewissermaßen
« die Adern, durch welche das Blut des
Welthandels pulsirt, sie ermöglichen es,
daß dem produzirenden Arm, nicht
minder dem dirigirenden Gehirn die be
» lebende Kraft zugeführt werde, durch sie
pas siren die Erzeugnisse und die Ideen,
ehe dieselben zur Vertheilung und Aus
; nützung gelangen. Die Geschäftstä
« senden haben mehr, als die meisten an
- deren Männer, Gelegenheit, sich eine
richtige Ansicht über die Wirksamkeit
z der bestehenden Verhältnisse und die
I
l
s
l
s
H;—kq;»W;.W.D-w—szk-H««. ( si
—-—(-r-rw« -,-- .
A. H. Butt.
l Haupiaussichten des Landes zu bilden.«
Die Veranstaltungen der ,,Reiseon
« lels« in Buffalo werden aus einer gro
ßen Parade, einer Theatervorstellung
Und sonstigen Vergnügungen bestehen,
. wofür die Arrangements in Händen
3 eines Komites liegen, an dessen Spitze
- A. H. Burt steht.
pariskr Mon « «
Reizende Weisheiten aus dem Gebiete dir
Sommerhäir.
Zur Garnitur der heutigen Som
merhüte haben die Pariser Modistin
nen, mit verschwindenden Ausnahmen,
alle Blumen herangezogen, die im Gat
ten, im Wald und auf der Wiese blü
hen. Die großen «Capelines« aus fei
nem Roszhaargeflecht sind am Rande
innen mit Mousselinefalten belegt und
darüber ranlen sich die Blumen dem
M4MLØ
Pariser Sommerhüte.
Rande entlang. Manche Hüte sind ganz
Z aus Seidenrnousseline in Falten herge
I stellt oder sehr duftig aus gezogenem
j Tüll. Sie sind außerordentlich kleid
sam mit Kastanienblüthen in weiß und
rosa garnirt oder mit Kirschenblüthe
am Aste, während ein Biindek reifer -
i
s Kirschen unter dem Rande hervor
I kommt. Zu reicher Toilette ist ein gro
j ßer Hut mit weißen oder schwarzen
! Straußenfedern stets passend und kleid
sam. Sehr chic find die modernen
Plateaux aus ,,changeant« Stro e
flecht, die auf Mousseline- oder Juli
windungen ruhen. Durch Einschnitte
im Stroh sind lange Paletten hindurch
gesteckt, die flach, auf der Platte liegen,
oder es schlängeln sich schwarze Sam
metbijnder durch die Einschnitte und
fallen hinten in Schlingen und Enden
herab. Zum »tailleur«:-.5iostüm, über
haupt zur einfachen Toilette, gehört der
Marqizis-Hut aus leichtem Stroh, des
sen hochaufgeschlagener Rand von
· Sammetspangen mit Goldagraffen an
l drei Seiten beigehalten ist. Dazu Sam
l metbandschleifen neben am Haar und
oben eine Blumentouffc. Zum Reise
oder Sportanzug gehort der »Canoiier«
« aus dunklem Stroh mit weißem Stroh
unterrand. Der flache Kopf ist von
« gleichfarbigem Sammet - Strohband
z oder Kaschmirband umgeben und der
breite Rand ist neben über flach liegen
i. dem Flügelpaar leicht gehoben-.
Unsere Illustration zeigt links eine« «
» ,,Capeline« aus weißem Roßhaar. Jn
nen am Rand rosa Chiffonfalten mit
Chiffontnoten. Darüber weißeStraußi
federn von Sammetfpange mit Phan
» tafieagraffe gehalten. Rechts haben
; wir einen Hut aus hell - moosgriinem
: Bastgeslecht. Der Rand hinten hoch
gefchlagen und auf dem flachen Kopf
mit Blumen festgehalten. Hinten grünt
Sammetbandichleiietr.