Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, June 07, 1901, Sonntags-Blatt, Image 13

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    cmtlenz Kritik-. I
m ims- mmi sinnen-eise- esu sm- l
l
u- snses Wsem
Die Ernennung des Direktors im
deutschen Reichsposiamh Kraetke, zum
Staatsseiretär und Chef dieses Res
sorts, an Stelle des zum Landwikth
Mosis-Minister ernannten seitherigen !
Inhabers dieses Postens, Generals v. ’
Podbielsti. hat in Deutschland allsei
k iige Befriedigung hervorgerufen. Kann
doch von dieser Berufung gesagt wer
den, daß sie im Geiste der besten Ste
phan’schen Tradition erfolgte. I
Kraetkr. der 1845 zu Berlin geboren
wurde und der deutschen Postverwal
tung seit 1864 zugehöri, tonnte sich
schon frühzeitig hervorragend bewäh
ren. als ihm die Ausgabe zusiel, an den
Arbeiten zur Uebersiihrung des Post
wesens im Königreich Sachsen in den
Posidienst des Norddeutschen Bundes
im Jahre 1867 Theil zu nehmen. Jn
1879 machte er im Austrage des dama
ligen Reichspostmeisiers Stephan eine
längere Reise durch Nordamerita, um
dort Verkehrsstudien zu machen. Nach
seiner Rückkehr wurde er 1881 in das
Reichspostamt einberufen; hier wurde
Kraetle allmälig die Hechte Hund«
Stephans. Seine Sporen im Reichs
tag verdiente er sich bei der Vertretung
der Reichspostdampferliniem die er vor
zugsweise vorzubereiten hatte. Jn
1887 nahm Kraetke den ihm angetra
genen Posten eines Gouverneurs von
Neu-Guinea an, den er nach 2zjäbtiger
r « I
klieictiepoftmetfter sit-aktiv
Thäiigkcit als solcher aus Gesund
heitsrücksichten wieder aufgab. Jm
Hinblick auf seine in Neu-Grimm ent
faltete fegensreiche Thätigteit erhielt
unter Anderem eine dortige Bergtette
den Namen »Kraetle-Gebirge.« Kraette
trat dann wieder in das Reichspostamt
ein, in dem er 1897 Direktor wurde.
Exeellenz Kraette ist kein nüchterner,
einseitiger Bureautrat. Er bat, außer .
Amerika, die meisten europiiischen Län- »
der, sowie Egypten, Indien und Java
bereist und sich eine breitete Lebens
anschauung angeeignet, als sie bei Bu
reaulraten von echtem Schrot und
Korn gewöhnlich gefunden wird.
Kraette gehört dem deutschen Kolo
nialrathe und dem Beirathe fiir das
Auswanderungstoesen als Mitglied an.
Seine Ernennung zum Staatssetretär
des Reichgpostamtes tam Manchem
insofern unerwartet, als er durch die
selbe in der amtlichen Stufenleiter den
Unterstaatssetretär jenes Ressorts,
Fritsch übersprang, welcher Letztere in
Folge dessen fein Entlassungsgesuch
einreichtr.
Eine Iriedenssvermittlrrim
sucht die Beendigung des säuselt-stiften
Ort-ges herbei-unserm
Eine neue Hoffnung für die Be
endigung des unglückseligen südafrila
nischen Krieges ist kürzlich durch die
Nachricht hervorgeruer worden, daß
Frau Botha, die Gattin des Oberbe
fehlshabers der Burenstreitträfte, des
General-Z Louis Both-» in Durban, «
Natal, sich auf dem englischen Dampfer
sicut kouis Bethei- I
»Duntvegan Castle« nach Southamp- i
ton eingeschifft habe, um sich zu dem l
in Holland weilenden Präsidenten
ikrüger zu begeben und diesen für den
Abschluß des Friedens zu bewegen.
Frau Verha, die 1870 zu hartn
smich im Oranje-Freiftaate als die
Tochter des Nechtsanwaltes Emrnett
geboren und in Paris erzogen wurde,
besitzt eine umfassende Bildung und ist
eine hervorragend schöne Erscheinung.
s- -
hr Vater war der Enkel des irischen
atrtoten Robert Emniett, der, na -
dem er 1.803 einen erso losen Au -
stand der rliinder gegen ie englls e
wtngherr chaft hervorgeruscn hatte,
nger chtet wurde.
Jhren ersten Versuch zur Beendi
nng des Krieges hatte Frau Botha
chon wenige Tage nach der Einnahme
Pretorias durch die Briten unternom
men, als sie, zur Ueberzeugung der
Fruchtlosigleit des Kampfes der Buren
gegen die englische Ueberrnacht gebracht,
Lord Roberts ihre Vermittlung zwi
schen ihm und ihrem Gatten anbot.
Jhr Anerbieten wurde englischerseits
acceptirt, ihr Gatte aber empfing sie in
seinem Lager Init den Worten: »Ich
bin über Deinen Besuch erfreut. Soll
test Du mich aber zur Aufgabe des
Kampfes überreden wollen, so hätte ich
mich Deiner zu schämen!«
Das Elend des Landes, die Liebe zu
ihrem Gatten und ihren vier Kindern,
sowie die Sorge um die schöne Farm
des Botha’schen Paares in Vryheid,
ließen Frau Botha nach Monaten »
einen zweiten Bermittelungsversuch s
wagen. Dies-mal brachte sie in der That .
zwischen Lord Kitchener und ihrem
Manne eine Zufamrnenlunft zu
Stande, die aber resultatlos verlief.
Ob Frau Bothas Zusammentreffen
mit Krüger bessere Erfolge aufweisen
wird, steht dahin. Jedenfalls wird
Frau Botho bei ihrem ererbten Antago
nismus gegen die Feinde ihres Landes
und ihrer Vorfahren nicht zur An
nahme von Bedingungen rathen, die
eine vollständige Demüthigung der III :
ren involviren.
Worgans Uivalr.
soc lu- Ksmhie um sie Rot-them Pulse
Qahn steger get-kleben Ietu.
Aus dem nnlängst in Wall Street
in New York stattgefundenen aufregen
den Kampf um die Suprematie über
die Northern Pacific-Eifenbahn ist, wie
es scheint, Edward H. Harrinian über
den Großfinanzier J. Pierpont Mor
gan als Sieger hervorgegangen Sach
kundige behaupten wenigstens, Harri
man fei jetzt ein »großerer Mann« als
Morgan. Thatsache ist, daß sich der
Einfluß Harrimans dermalen auf
Eifenbahnlinien von 20,245 Meilen
Gefammtlänge erstreckt, während Mor
gan Eifenbahnen in der Gefammtaus
dehnung von 19,073 Meilen kontrol
litt. Während Morgan zu feinen Un
ternehmungen, aufzer feinen eigenen
Millionen von Dollars, noch Hunderte
von Millionen Anderer zur Verfügung
stehen, heißt es von Harriman, daß er,
wenn nöthig, jeden Dollar, über den
Morgan zu disponiren vermag, durch
zwei Dollars ersetzen könne, wobei ihm
noch ein erkleckliches Sümrnlein übrig
bliebe. Man wird dies fchlechterdingg
glauben müssen, wenn man hört, daß
A
Edward H. Hat-einwa
zu dein sogenannten ,,Hartiman-Syni
dilate,« außer Harriman und dem New
Yorler Banlhaufe Ruhm Loeb F- Co.,
noch die Finanzgriiszen George J.
Gould, William K. Vanderbilt und die
beiden Rodefcllers zählen.
Es dürfte in Amerika kein anderer
Mann griindlichere Kenntnifse hinsicht
lich der finanziellen Verhältnisse und
Aussichten von Eifenbahnen besitzen,
als Harriman. Einen Beweis siir
diese Thatsache erbrachte Harriman
durch die vor drei Jahren mit vollen
detem Geschick bewerlstelligte Neorga
nisation der Union Pacific-Eisenbabn,
deren Geschäftsleitung er seitdem auch
innebat. Jni Ganzen belleidet Honi
man, der natürlich selbst Millioan ist,
bei nicht weniger als 21 Korporatio
nen den Posten eines Direktor-Z oder
ein sonstiges Amt.
Den Grundstein zu seinem Reich
thume legte Harriman, der vor 48
Jahren als Sohn eines vermögenslasen
Geistlichen in New Jersey geboren
wurde, im Bank- und Wechselgefchäftr.
Seine freie Zeit pflegt Harriman auf
seiner 10,000 Acker umfassenden Farm
in Orange County, N. Y» zu verbrin
gen, wo er Rassevieh ziithteL Sein
Steckenpierd bilden wissenschaftliche
Forschungen Jn 1890 riiftete er eine
Expedition nach Alaska aus, der meh
rere der berühmtesten amerikanischen
Wissenschaftler anfehiikten und die in
sonderlfeit fiir Etinologie und Forst
wirthschast bedeutende Resultate auf
«zuweifen hatte. Harriman begleitete
selbst mit seiner Familie die Expe
dition.
Passiongspiele werden im
Sommer dieses Jahres an jedem
Sonn- und Feiertage in Sahn-b Kan
ton Sololhurn, in der Schweiz ver
anstaltet werden.
I —
Ein under-net Niv von Winklr. —,Wie
ein Hundertishriser vie nie gesehene
Orsixstudt schildert.
Jsaac P. Butt, ein Farmer von
hundert Jahren aus dem Chemung
Eounty im Staate New York, ist nie
weit über die Grenzen seines Heimath-s
staates hinausgetommen. Vor Kur
zem erhielt er vom Eigenthümer des
New Yorker Morgen-Journais eine
Einladung, sich die öffentliche Mem
pole zu besehen. Er tam derselben
nach und in feine Heimath zurückge
kehrt, schilderte er die empfangenen
Eindrücke in einem Briefe, den das
Journal veröffentlicht. Nicht nur die
Schilderung der nie zuvor grfehenen
Großstadt, auch die Art Und Weise wie
der Hundertjährige schreibt, ift fesselnd
und unterhaltend. Folgendes sei da
raus entnommen:
Jn meinen jüngeren Tagen bin ich
viel herumgetommen. Einmal bin ich
aus einem Floß den Fluß herunterge
iomtnen, bis nach Harrisburg ein an
der Mal bin ich hinter einem Gespann
Ochsen nach Rochester gefahren, aber
wie ich nun nach New York und wieder
zurückgefahren bin, das übertraf doch
Alles.
Der Zug war ungefähr sechs Stun
den lang unterwegs, als mir der Por
ter sagte, daß wir bald in New York
sein würden, und einige Minuten spä
ter fuhr der Zug in ein Haus ein, in
welchem noch viele andere Züge stan
den. Nun hieß es aussteigen. Das
that ich und da fah ich vor mir den
größten Bach, den ich je gesehen. Ein
Boot lag da und da Alle auf das- Boot
gingen, folgte ich nach. Das Boot
nannten sie ein Fährboot, doch sah es
ganz anders aug, wie irgend ein Boot,
das ich je gesehen, und ich habe doch
auch viele Fährdoote gesehen. Dieses
Boot war arößer als 300 Kanalboote
zusammengenommen
Man sagte mir, New York liege
gerade vor uns-, auf der anderen Seite
des Flusses. Well, ich schaue den Bach
hinauf und dann herab und ich muß
sagen, daß das Dorf da vor uns gar
kein Ende zu haben schien. Und die
Zäuser waren auch alle so groß! Das
aus, in dem ich wohnte, nachdem ich
mich verheirathet hatte, war ein au er
gewöhnlich großes-. Es war 40j uß
tief, 20 Fuß breit und zwei Stockwerte
hoch. Es hatte ein-en großen Kamin
und zwei Feuerheerde auf jedem
. Stockwerle. Diese New Yorter Häu
ser aber sind bei Weitem größer.
Das Boot stoppte und wir gingen
Von demselben ab. Am Laiidung6
platz sah ich einen dieser Wagen ohne
Pferde und ich sagte zu mir selbst:
»Das ist das Ding, in dem du fahren
möchtest.« Jch stieg daher ein. Nun,
dieser Wagen übertraf jeden Wagen in
welchem ich je gefahren bin. Der lief
so leicht wie ein Uhrwerk und dazu
waren die Straßen so eben, wie der
Boden meiner Scheune —- wenigstens
einige derselben. Well, es dauerte
nicht lange, bis wir zum Gasthaus ta
men· Du lieber Himmel, war das ein
gloßes Gasthaus —— dieses Waldors
storia, wie sie es nannten. Jch hatte
meinen Namen in ein großes Buch ein
zuschreiben und dann heischte man ei
nen jungen Mann, mich auf mein
Zimmer zu bringen. Man sagte mir,
daH Zimmer liege auf dem sechzehnten
Stockwerte, doch erklärte ich sofort,
daß ich teine sechzehn Treppen hinauf
tlettern werde, um auf mein Zimmer
zu gelangen. Der junge Mann aber
nahm mich beim Arme, führte mich in
eine Art Hühnerverschlag in der
Mauer, und im nächsten Augenblick
hob sich derselbe und fort ging es, im
mer hoher und höher bis-, ehe ich mich
dessen versehen hatte, wir auf demi16.
Stockwerte waren, und der junge
Mann in Soldatenuniform mich wie
der beim Arm nahm und hinaus
suyrtr.
Das Schlafzimmer war freundlich
T genug, aber kalt; als ich mich nach
! dem Ofen umschaute, berührte ich zu
’ fällig eine neue Messingstange und so
fort empfand ich ein Eindringen der
Wärme. ,,Dampsheizung,« sagte der
junge Mann, und dann verschwand
er und ich war genau so klug wie vor
dem. Ein anderer Mann tam nun
» und frug, was ich zu essen wünsche.
Das Essen wurde mir gebracht und ich
erkundigte mich nach der Gastwirthin,
denn diese hatte ich noch gar nicht zu
Gesicht bekommen. Der Mann sagte
mir, die Wirthin sei eine vielbeschäs
tigte Frau und das glaube ich gern,
wenn sie mit dem Dienstmädchen für
das anze großeHaus zu sorgen hat.
Zch etzte mich zu Tische, nahm mein
Lssen ein und dann legte ich mich zu
. Bett, denn ich war sehr müde.
Wachte nicht aus bis anderen Mor
gens um 8 Uhr, und dann dachte ich
mir, daß die Leute des Hauses wohl «
schon alle würden gefriiisstüctt haben, «
daß man mir aber vielleicht (.Z«tkor15«
warm gehalten habe. Während ich
noch dariiver nachdachte, wurde mir T
das Frühstück aufs Zimmer gebracht.
Ueber’m Essen kam mir der Gedanke,
daß ich mein Bild abnehmen lassen
sollte-. Einer dieser neuen pserdclosen
Wagen brachte mich zu dem Photo- «
graphen, dcr auch in einem sehr dchen -
Hause wohnte und dazu direlt unter -
dem Dach desselben. Der Photograth "
meinte, ich sei ein ziemlich alterlttanm
aber, Du lieber Himmel, dem tann ich
doch nicht abhelsenl Nachdem der Bil
dermann mit mir fertig war, fuhr ich
zurück nach dem GasthauH.
Jch hatte mir vorgenomi·i·.en, dies
Leute nicht besonders zu bemithn und
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mich mit den übrigen Gästen an den :
großen Eßtisch zu setzen. Ich trat
also in das große Eßzimmer und feste
mich nieder. Es war dass größte Eß
zimmer, das ich mein Mng gesehen!
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Soweit i? nur sehen konnte, waren
da nur ische und an-den Tischen
Leute beim Essen. Jn den Ecken stan
den viele Bäume; wahrscheinlich sind
die Leute in New York an Bäume
nicht so gewöhnt, wie ich das bin, und
vielleicht darum nur stellen sie diesel
ben in ihren Häusern auf. Jch habe
schon früher gehört, daß Stadtleute
das thun.
Ein fein geschniegelter Mann trat
an meinen Tisch heran und legte mir
ein Papier hin, auf dem Egdruckt stand,
was es zu esssen gab. benan stand
Schildkröten uppe, und ich sagte dem
Manne, er solle mir so eine Suppe
bringen. Nun, die SupPe war gut,
aber die Crackers, die er mit der Suppe
brachte, waren hart wie Steine, und
ich wette, daß es zwanzig Minuten
dauerte, bis sie in der Suppe weich ge
nug geworden waren, daß ich sie essen
konnte.
Auf dem Papier waren auch Bach
sorellen angezeigt. Nun, ich habe mein
Leben lang in den Wassern daheim viel
Forellen gefangen, dieselben dann ge
otten und gegessen, und nur um aus
zufinden, wie die New Yorker Forel
len schmeckten, ließ ich mir den Fisch
kommen und dazu eine Tasse Ther, den
ich war durstig geworden. Der Fisch
war gut und nachdem ich denselben ge
gessen und den Thee dazu getrunken,
hatte ich genug. Jch srug den Ge
schniegelten, der hinter meinem Stuhl
stehen geblieben, was die Rechnung sei.
,,82.50,« sagte er.
,,2.50,« sagte ich. »Weil, da möchte
ich doch wissen, wie das 82.50 kosten
tann.« »Nun,« sagte er, »die Sappe
kostet einen Dollar, der Fisch auch ei
nen Dollar und der Thee 25 Cents,
macht zusammen 82.25.« Well, ich
zahlte, nahm mir aber vor, nicht län
ger in diesem Hause zu bteiben. Als
ich noch unter den Holzfällern war und
drei Mal an jedem Tage recht herzlich
essen konnte, habe ich nie mehr als
8200 die Woche für mein Essen bezah
len müssen.
Am Abend diesesTages ging ich in·s
Knickerbocker-Theater und da sah ich
die sonderbarsten Dinge-, von denen ich
je gehört habe. Als ich noch ein Junge
war, bin ich in Elmira einmal im
Cirtus gewesen; doch das war ganz
anders, wie in diesemTheater, der Cir
tus war in einem Zelt, dieses Theater
ist in einem regulärenHaus. Das Spiel
wurde »Casino Girl« genannt. Erst
spielte die Musik, dann ging ein gro
ßer Vorhang auf. Hinter dem Vor
hang hatten junge Mädels gestanden,
die nur wenig angekleidet waren und
nun sichtbar wurden. Wie diese Mä
dels ihre Beine herumwarfen und
,,ticlten«, das ging denn doch über
Alles! Einzelne der Mädels boben ihre
Füße bis über den Kopf und schienen
auch nichts darum zu geben, wer das
sehen würde. Dann tani ein alter
Mann und erzählte, daß er hundert
Frauen gehabt habe, wobei ich mir
dachte, daß dieser Alte ein größerer
Narr sein müßte, als er aussieht. Und
dann kaufte der Alte sich alle die Mä
dels, um mehr Frauen zu haben. Nach
und nach geberdeten die Mädels sich
noch schlimmer, anstatt besser, und
das war mehr als ich ertragen konnte;
ich stand auf und ging aus dem Thea
ter fort. Es gab eine Zeit, da ich
selbst tüchtig hinter den Mädels her
war, doch die führten sich nicht so
schlimm auf, wie die Mädchen vom
Theater.
—
Am nächsten Morgen ging ich aus,
um mir einige der hohen Gebäude an
zusehen.
Es dauerte nicht lange, ehe wir das
hohe Gebäude unten in der Stadt er
reicht hatten, das Part Rom-Gebäude
genannt wird. Dieses Haus ist so
hoch, daß von dem Flecken aus, aüf
dem wir unten standen, ich das Dach
gar nicht sehen konnte. Wir traten
ein. Mein Begleiter führte mich wie
der in enien der aus- und abschießen
den Käfige und, man sollte eg nicht
glauben, es dauerte keine Minute, da
waren wir schon auf dem 26. Stock
werle angelangt —:t()0 Fus; iiber der
Straße! Well, ich schaute aug, nach
allen Richtungen hin und so weit ich »
sehen konnte, war eine Grenze von
New York nich-t- zu erblicken. Ich
denke, daß Alles dag gebaut worden
ist, seitdem ich ein Zunge war — na
mentlich die hohen äuser· Und doch
düntt mir, daß das taurn möglich ge
wesen sein kann.
Hoch oben in diesem Psart Rom-Ge
bäude wurde ich einem Mann vorge
stestt, der sich Nthonald nannte. Das
ist der Mann, der die großen Loche-F
unter den Straßen auggräbt, durch
welche Cars laufen sollen. Herr inei
nes Lebens! Ich kann nicht einsehen,
warum die noch Cars unter den Stra
szen laufen lassen wollen, solan e sie
schon so ungeheuer viele auf den « tra
szen haben. Kommt mir vor. als ob
jetzt schon nicht-«- weiteres als Cars und
Wagen auf den Straßen seien und in
denselben Raum genug für Alle wäre,
aber vielleicht giebt’5 hier noch viel
mehr Leute, als ich bis jetzt gesehen
habe -—— vielleicht mehr als ich mir
Vorstellen kann.
Wir lauten zu einem Part, dort
unten bei der Townhalle, too der Mr.
McDonald auch begonnen hat, Höhlen
in den Grund zu graben. Daxz wird
siir denMann ein großes Stück Arbeit
sein, doch wird er wohl Leute genug
finden, die ihm hierbei helfen. Als ich
noch eni Junge war — vor nun bei
nahe hundert Jahren —- hatten wir
uns von einem solch’ großen Stück
Arbeit nicht träumen lassen! Von dem
Pakt aus gingen wir nach der Brool
ltiner Brücke, um uns diese anzusehen.
Du lieber Himmel, welch’ eine Brücke!
Eine ganze Meile lang über demFlußl
p
So hoch, und so groß! Jch kann nicht
einsehen, swie man ldie je hat fertig
bauen können!
Als ich nach einer Fahrt von 250
Meilen in einer Car wieder daheim»
ankam, war ich nicht so ermüdet, als "
ich gewöhnlich von einer Fahrt in einer j
Chaise nach Elmira und wieder zurück l
heimgekommen bin. Jch habe nicht-vie :
Hälfte von dem erzählt, was ich in s
New York Alles gesehen habe. Das ;
New York ist ein großer Platz; ichll
kann nicht einmal beginnen, Alles wie- .
der in’s Gedächtnisz zu rufen. Jch
werde mich nun in Acht nehmen und
den alten Körper schonen, vielleicht
wird mir dann nächstens Gelegenheit
geboten, nochmals nach New York zu
gehen. Und wenn das eintrisft, dann
werde ich sicherlich nicht ,,nein« sagen.
-——-.—-—
Unmenschliche Kriegfithrung.
Ein grauenhaftes Bild der engli
schen Kriegführung in Süd-Afrila
entrollt Karl Blind in einer Londo
ner Correfpondenz an die ,,Westliche
Pos «, indem er schreibt: Ein bekann
ter südafrikanischer Staatsmann, der
viele Jahre hindurch ein Ministeramt
in der Cap-Ansiedelung einnahm —
und zwar zuerst unter der Premier- »
schaft von Cecil Rhodes, als dieser sich
noch zur holländischen Partei hielt — !
verbürgt die folgende Thatsache: Als t
der Prinz von Wales mit dem frühe- ’
ren Oberbevollmächtigten und Ober
befehlshaber am Cap, Sir Hercules I
Robinson, zusammentraf, sagte er zu
diesem: i
,,Vergesfen Sie nicht: Diese Buren
müssen zerschmettert werden! (Mind! :
Those Boers must be fmashed!«)
Der Staatsmann, von dem wir
diese Mittheilung zukommt, genießt
der höchsten Achtung und war mit Sir »
Hercules Robinfon befreundet. Nun;
wird Jedermann, der hören will, voll- »
ends verstehen, wie die Dinge bei die- ;
fem verbrecherifchen Kriege zusammen
hängen.
Die Grausamkeit, mit der er von
englischer Seite geführt wird, über- »
steigt Alles-, was in neuerer Geschichte »
vorgekommen ist. Jn der Transvaal
Republil und im Oranie-Freistaat (so i
nennen wir sie immer noch, trotz der ’
papierenen Erklärung, daß sie jetzt
»Ansiedelungen (!) der englischen
Krone seien) ist die Sterblichkeit der
Männer, Frauen und Kinder in den
sog. Zuflucht-» Lagern wahrhaft
furchtbar. Diese angeblichen Zu- »
fluchtg -- Lager sind Einfriedigungen,
in die man einen Theil der Bevölke- »
rung als Gefangene unter soldatifcher I
Bewachung gesperrt hat. Die Frauen
und Kinder, deren Gatten und Väter
noch im Felde zur Landesvertheidi
gung stehen« sind bekanntlich auf
Hungerkost gesetzt worden. Der
Kriegsminisier hat dies im Unterhause
offen gestanden. Später wollte er, als
die Empörung darüber wuchs-, die
Sache wieder etwas vertuschen. Die
Ziffern aber sprechen mit überzeugen
der Gewalt für die Leiden dieser Ge
. l
Die Sterblichkeitsziffer ist in ge- s
wöhnlichen Verhältnissen 16 bis 20
aufs Tausend. Jn den »Zufluchts- .
Lagern« des Oranje-Freistaates aber, 1
von wo jetzt genaue statistische An- l
gaben vorliegen, beläuft sich die Sterb
lichkeit unter denMännern auf 175 im I
Tausend während des Jahres; unter I
den Frauen auf 170; unter den Kin
dern auf 260!
Es ist förmlicher Mord. Die
Kriegsgefangenen verschifft man jetzt«
nach Indien, wo die Pest noch wüthet,
und wo sich viele der dahin Geschlepp
ten an Heimweh verzehren werden. Die
Buren müssen »zerschmettert« werden.
So viele man ihrer umbringen kann
— um so besser!
Die lange Andauer des nichtswür
digen Krieges-, der bereits 150,000,000
Pfd. Sterl. verschlungen hat, jede
Woche weitere 1,25(), 000 Pfd. Sterl.
kostet und das Leben m England durch
Steuerdruck und Preigsteigerung un
ablässig vertheuert, fängt doch an, die
öffentliche Meinung stark zu veunrnhi
gen. Der ,,Liberale Frauen-Bund«,
von dem man freilich längst eine ent
schiedene Verwerfung dieses ungerech
ten, unmenschlich gesiihrten Krieges
hätte erwarten mögen, hat sich gestern
endlich aufgerafft und mit einer Drei
viertels-Mehrheit einen entsprechenden
Antrag angenommen.
Und bei solch’ bedrijckendem Finanz
Zustande des Landes wird auch noch
die Civil - Liste. des Könige- um 100,
000 Pfd. Sterl. erhöht! Da man die
vielen Millionen so verschlendert, .
scheint man es mit den Hunderttau
senden gar nicht mehr genau nehmen 1
stu müssen. Nur ein paar radikale ;
Abgeordnete hatten den Muth zum
entschiedensten Einspruch Die Herren
Keir Hardie und Cremer thaten dies,
indem sie sich als Republikaner be
kannten. »Eine königliche Familie-«
rief dercirstere aus, ,.ift so wenig mehr
am Platz, wie ein Mastodon.«
Frau Potter -— Palmer soll Stra
ßenreinigungg - Jns pector in Chicago
werden Warum nicht? Sie besitzt ge
wisz viele Schleppkleider
Ik sk
Ein weiblicher Arzt ist doch recht
traurig daran. Klagt ein Anbeter iiber
gebrochenes Herz, so wird er nur ana
totnisrhes Interesse erwecken.
st- sis Il
Seitdem HerrMorgan in das Dam
Pfergeschäst gegangen is« wird es Hl
mälig klar, warum seine Eltern ihn
»Pierpont« getauft haben.
—
Um AmtL »Zurück«-Myrr.
Ue sm- Iss us pas-·- m Its-m
Ion III Muse-.
Dem im August v. J. stattsindendm
Kampfe um den Besitz des »Unser-Eck
Bechets steht man mit umso ter
Spannung entgegen, als die P äne für
äieh für den Zwecksgepeziell ergnuttn
a tzeuge, die engli i am
Busch-II Zuch
rock 11.« und die ameri
ten .Conftitution,, und «Jndeken
n
Bomoin B. Crowninshielo.
George L. Watson. N. G. Herreghoss
denke,« sämmtlich von Männern von
Ruf herrühren.
Der Zeichner der »Shamrock ll.«
George L. Watson, wurde
1851 zu Glasgow geboren und absol
virte dort seine Lehrlingszeit im
Schiffsbau. Schon im Jahre 1872
etablirte er sich selbstständig als
Schiffsarchiteti. Zahlreiche Seefahr
zeuge wurden nach seinen Entwürfen
hergestellt.
Die Pläne für die unlängst aus dem
Herreshoff’schen Schiffsbauhofe zu
Bristol, R. -J., vom Stapel gelaufene
,,Constitution« stammen von N a t h a
niel G. Herreshoss, der mit
seinem erblindeten Bruder John B.
Herreshosf die Leitung jener Werfte
innehat. Die Herreshosfs entstammen
einer deutschen Familie, die 1800 in die
Ber. Staaten einwanderte. »Nat«
Perreshoff steht dermalen im 52. Le
ensjahre.
Für die »Jndepen«oence,« die letzter
Tage auf den Atlantic-Werken in
Boston vom Stapel lief, hat Bom
doin B. Crowninshield, ein
Sohn des verstorbenen Reak-Admirals
Crojvninshield, die Entwürfe gefer
tigt. Bowdoin B. Crotvninshield gra
duirte 1890 an der Harvard-Universt
tät und wandte sich nach dem Tode sei
nes Vaters der Schiffsarchitektur zu,
in der er bereits namhaste Erfolge zu
verzeichnen hat.
Reuartigeo deutsches Kriegsschiff.
Oel-Ihn Fahtsesqwinblqseit und verstärkt
Jeuemiktnns seine Hauptvorzüqr.
An Stelle des deutschen Linien
(Schlacht-)Schifer »Kaiser Friedrich
der Dritte,« das mit dem Vizeadmiral
Prinzen Heinrich von Preußen an
Bord bei einer Havarie bei Ariona an
der Nordspitze Rügens schwere Beschä
digungen erlitt und in’s Dock geschleppt
werden mußte, wurde das Linienschiff
,,Kaiser Wilhelm der Große« als
Flaggschiff des Prinzen gewählt.
»Kaiser Wilhelm der Große,« den
die beigesügte Abbildung in seinen ge
waltigen Maßen und seinen prächtigen
Formen zeigt, hat einen Raumgehalt
von 11,152 Tonnen, Maschinen von
13,000 Pferdekräften, eine Geschwin
digkeit von 18 Seemeilen und 651
Mann Besaizung Das Fahrzeug bil
det mit seinen drei Schwesterschifsen
»Kaiser Friedrich der Dritte,« »Kai
ser Wilhelm der Zweite« und »Kaiser
Barbarossa« erstmals eine Division
von Schiffen, die nur Dreischrauber
sind, welche erhebliche wirthschastliche
und militärische Voriheile bieten. Sie
ermöglichen bei der sogenannten
UJDnrschqeschwindigkeit einen geringeren
Kohlenverbrauch geben dem Linien
schisf somit ein größeres Thätigkeits
feld und steigern, wenn alle drei Ma
schinen gleichzeitig arbeiten, die Fahr
geschwindigleiL Die auszerordentlich
F JJHX 1
..«,:.1ijc1« Lilith-hu der Große-« im siirlcr Doc.
starke Attillerie ist nach ganz neuen
I-esichtspuntten m sechs Stockwerken
übereinander aufgebaut und gewährt
ein treffliches Rundfeuer nach allen
Geiferu Jede-J Schiff feuert in einer
Ilkiuute nach jeder Breitskisxe 148 Schuß
Irit einem Gefchoskaewicht von 9356
Pfund.