Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, May 17, 1901, Sonntags-Blatt, Image 14

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    W
: ZUMFIEIHOIIIIIIQOI
s Vetmiichtes.
. I
Bsdsnøssønoongøoøuo
Vor der Einschiffung des englischen
Thronfolgerpaares nach Australien
auf der «Ophir« hatte sich ein wahrer
Regen von mehr oder weniger brauch
baren Liebesgaben über die Häupter
des Lprzogs und der Hnrzogui von
Corntvall und York ergossen, und
zwar aus den händen befreundeter
Persönlichkeiten sowohl, wie auch aus
jenen speculativer Geschäftsleute,wel
che die Weltteile des Thronfolgerpaa
res fin eine vorzügliche Gelegenheit
hielten, die Reclametrommel für ihre
absaybediirftigen abrikate zu rühren.
Selten war woh ein Sterblicher ge
plagter als der her ogliche Privatst
kretär, dem die Aufgabe zugefallen,
mit gleicher Verbindlichkeit für accep
tirte Reiserequifiten zu danken, wie
die Ablehnung einer Unmenge vonGe
genftiinden einzutleiden, die dem Her
zoge Anlaß zu witzigen Bemerkungen
gegeben hatten. So erhielt ein Che
miker als Spender mehrerer hundert
eigenz gegen die Seelranlheit herge
jtellter Pulver die Antwort. der Her
zog beklage, sie zurücksenden zu mäs
sen, da ihr Bericrtiger vergl-säumt
habe, den zu ihrer Resorption erfor
derlichen Magen beizufügen, und dem
Erfinder eines Lebensrettungsappai
rotes wurde der Bescheid zu theil,
Seine Hoheit fürchte, bei einer etwai
gen Katastrophe auf hoher See nicht
die anderthalb Stunden Zeit zusBer
fügung zu haben, die ihn das Auf
blasen des Monstrurns in York Hause
gekostet hätte.
IIIII
Ueder eine zeitgemäße Verwendung
des Telephons wird in London » das
folgende lustige Geschichtchen erzählt:
»3wei junge Damen kehrten kürzlich
von einem Theaterdesuche heim. Der
Vater hatte sich, in der Annahme, daß
seine Töchter mit einem Hausschliissel
versehen waren, rechtzeitig zu Bett be
eben, und auch das Dienstmädchen
fchli den Schlaf des Gerechten. Al
les lopfen und Läuten der beiden
jungen Damen war vergebliche Mühe,
und so ergaben sie sich denn in ihr
Schicksal. Wenige Minuten daraus
erschien am Parterrefenster jedoch die
weiße Gestalt des Nachbars, und aus
die Frage, was denn eigentlich los
sei, daß sie einen derartigen Lärm
machten, wurde ihm im Duett zur
Antwort: »Wir sind ausgeschlossen,
und Papa ist nicht wachzutriegen!«—
«Warten Sie, bitte, eine Minute,« er
tönte es vom Nachbarhause, »Ihr
Papa hat einen Fernsprecher in sei
nem Zimmer, und ich will versuchen,
ihn zu sprechen.« Gesagt, gethan!
»Geben Sie mir No. .. . .,« sagte der
Nachbar. Jn derselben Minute, als
er das Telephon läuten hörte, war
Herr X. aus dem Bette und am Ap
parat. »Halloh, wer ist dort?« —
,,Sind Sie es, Herr X.?« —- »Ja, und
wer ist denn dort?« — »Herr Y.! Jhre
beiden Töchter stehen draußen und
läuten vergeblich, daß man ihnen
öffne. Gute Nacht!« — »Dante, gute
Nacht!«
Die mexitanische Regierung hat
Schritte gethan, um die diplomatischen
Beziehungen mit südameritanischen
Ländern wieder aufzunehmen Zuvor
derst ist ein mexitanischer Gesandter
siit Ar entinien ernannt worden. Seit
vielen Zahren hat zwischen Mexico
und den südlichen Republiten kein di
plomatischer Verkehr bestanden, da der
Handelsaustausch zwischen ihnen sehr
gering war und auch nur wenige po
litische Fragen eine diplomatische Ver
tretun erheischten. Unlängst zei te je
doch rgentinien freundliches Entge
entommen, indem es sowohl in Wash
ington wie in der Stadt Mexico einen
Gesandten atkreditirte, und Uruguah
hat das Gleiche gethan. Die Wahl der
Stadt Mexico als Ort zur Abhaltung
des Congressesameritanischer Redu
bliten hat Mexico des Weiteren bewo
gen, seine Beziehungen zu südlichen
ändern auszudehnen. Daher jetzt die
Ernennung eines Gesandten für Ar
aentinien, und wahrscheinlich wird
auch binnen Kurzem einer iiir Uruguay
ernannt werden. Man erwartet, daß
dies in Milde zu einer Erweiterung
z der diplomatischen Beziehungen zwi
" Mexico und allen südameritani
. Ländern führen wird. Mexico
hat bekanntlich unliingst auch die di
Q
l—
plomatischen Beziehungen mit Vener
kiich wieder ans enommen, worin ein
ierneres Zeichen « ortschrittlichenGeistes
tu erblicken ist.
Jn der Kunstzeitschrist »Und Hol
land« (Alt Holland) theilt Dr. A.
predius ein Aktenstück mit, aus dem
sich die Bilderpreise in Amsterdam um
1664 ergeben. Danach verkaufte am
ic. Ma11664 »der ebrsame Zan
Jansz Alebrant für die ehrbare n
netje Nobel, Wittwe von Getrick No
bel, der «t seines Lebens Gastwirth
var«, so ende Gemälde zu den bei
zeseften reisen: »Ehe große Land
schat von Jakob Ruysdael für 60
Gulden. Ein Winter von Claes Mo
lenaer 30 Gulden. Ein Stück von
Jan van der Heyden 40 Gulden. Ein
Stück von Jan Wnnants 20 Gulden. .
Ein Seestück von Wilhelm v. d. Velde
20 Gulden. Eine Bauerngesellschast ;
oon Cornelius Be a 30 Gulden. Eine
Landschast von Flieyndert Hobbema
20 Gulden.« Heute werden diese Bil
der mit ebensoviel Tausenden be
zahlt. Freilich i lzu bedenken, daß es
sich um einen Nach aßvertauf handelte,
bei dem gewöhnlich nur kleinere Preise
erzielt werden. Aber den kleinsten
Ruysdael würde heute Jeder mit dem
hundertsachen bezahlen. Zum Ver
gleich sei daran erinnert, daß Leibls
»Dorfpolititer« 820,000 brachten.
Jn der Ortschaft Leganes, die an
der Bahn Madrid - Lissabon liegt,hat
sich kürzlich ein komischer Vorfall zu
getragen. Als nämlich der Zug in ge
nannten Bahnhos einfuhr, waren die
Passagiere nicht wenig erstaunt, an
statt des uniformirten Vorstehers ei
nen grotest als Frau verileideten
Mann aus dem Perron zu sehen, der
übrigens die Befehle eines Bahnvor
stehers gab. Der Vorsteher ver
schwand daraus rasch in seine Woh
nung Und kam bald in der vorschrifts
mäßigen tadellosen Kleidung wieder,
und aus seinen Erklärungen ergab sich
Folgendes: Herr Waren-, der Bahn
ossvorsteher, hat ein kleines Kind,
das mit Ziegenmilch ausgezogen wird,
weil die Mutter zu schwach ist, um
das Kind zu säugten Letztere hatte
nun die Gewohnheit, eine Ziege, die
sie hielt, jeden Morgen selbst zu mel
ten, aber vorgestrn mußte sie wegen
Einkaufe nach Madrid und beauf
tragte ihren Mann mit dem Melken
der Ziege und der Pflege des Kindes.
Der Babnhvfsvorsteher begab sich in
den Stall und schickte sich an, dieZiege
zu melten, diese aber scheute sich vor «
ihm,und wollte nicht stille stehen. Der
Säugling schrie aus Leibestriisten,
und der arme Mann wußte nicht, was
er anfangen sollte. Da plötzlich ver- »
Fiel er auf den Gedanken, die Kleider l
einer Frau anzuziehen — und rich- (
tig, die Ziege ließ sich nun ruhi von ?
ihm mellen. Während er also beschäf
tigt war, hörte er den Zug heran
brausen und, ohne an seine Verklei
dung zu denken, stürzte er aus den
Perron, um seinen Amtspslichten
nachzukommen
Jn einer Provinzialstadt beraumte
ein Temperenz-Berein eine Versamm
lung an. Der Hauptsprecher sicherte
sich den Saal eines Restaurantg sür
dieselbe. Dabei plauderte er mit dem
Besitzer und suchte dessen Meinung
über das Trinken zu ergründen. Der
Wirth bekannte vsseni Mir ist auf alle
"lle ein Temperenzler viel sympathi
cher, als ein Trinker. »Würden Sie
das morgen Abend in unserer Ver
sammlung wiederholen?« fragte der
Temperenzler. »Mit größtem Ver
niigen,« war die Antwort. Die Ber
ammlung sand statt, und als man
über den Alioholismus genügend los
gelegt, schloß der Redner: »Und nun,
meine Freunde, will ich Jhnen dieBe
stätigung meiner Behauptungen da
durch erbringen, daß der Besitzer die
ses Lotales dazu das Wort ergreift.«
Der Wirth bestieg unter lautem Bei
sall die Rednertribiihne und begann:
»Lieben Freunde! Jch will mit meiner
Ansicht nicht zurückhalten Ein Durch
schnittstrinler tommt in meine Gast
stube und be tellt einenWhisin, nimmt
den besten latz ein, sitzt eine .ganze
Stunde und durchblättert alle Zeitun
gen, geht dann und hat 10 Cents ver
zehrt. Ein Temperenzler schleicht von
hinten in mein Lokal, lauft sich eine
ganze Flasche Whisth, zahlt dasiir
und verschwindet schnell, wie er ge
kommen. Er bringt mir mehr Geld
und macht mir weniger Mühe." Der
Redner seste sich —- und im Saale
herrschte lange Stille.
M
Vexirbild.
JI
"Pwi. thue-sc Gedankens-ums
-- A
Auch im Dichterwald gibtses Laub
streu-Sammler.
III
Manches schlechte Ei hat eine gute
Schale.
( L O
Das nutzloseste Gut ist große —
Güte.
I I O
Auch Beständigkeii ist dem Geist
des Wechsels unterworfen
O O O
Zeit ist Gelt-. Damit scheinen die
Chinesen bezahien zu wollen«
O I f
I . F
Wie «gesund« der Krieg ist, eigt
die »ein-lese Reihe« in unseren en- »
ftosslistetn
is O s
Jest wollen auch die Pianofabti- :
lauten im Lande einen Ttuit bilden.«
Da liegt wenigstens Musik d«kin.
I O f
Ein Weltvekbesserer ist ein Mensch, ;
der die Welt nach sich selbst umändekn
möchte.
III II If
«Manchrnal genügt ein ganzes Leben
nicht, um einen dummen Streich von
einer Minute wieder gut zu machen.
sf I c
Ein jeder Mann betrachtet seine «
Frau als das Recensionsexemplar des ;
ganzen Geschlechts.
Ist
d,
Mancher hält des Gewissen iiir eine «
Kennleiten die nur in der höchsten I
oth betreten wird.
i O f
Was das Ende des Bureniriegesf
betrifft, so befindet sich John Ball
noch immer in der angenehmen Lage
eines Wartenden im Vorzimmer eines
Zahnarzies. .
Die Gesetzgeber in Virginia sind
zu der Ansicht gelangt, dair iokeitiren
(flirting) ungesetzlich ist, aber sie ha
ben kein Mittel vorgeschlagen, wie
das im Mairnonat zu verhindern ist.
Salzgiirten nnd Salzieen.
Von Benno Braun.
F Unter allen Mineralien die der
! Mensch sich nutzbar gemacht hat, ist
Jdag Salz, Kochsalz oder Chlorna
L trium, bei Weitem das wichtigste Ab
gesehen von seiner vielseitigenVerwen
I dung in der modernen Industrie, die
F hier gar nicht in Betracht kommt, ist
i es nicht nur das verbreitetste und un
entbehrlichste Gewürz, sondern das
« Kulturgewürz schlechthin, durch dessen
Gewinnung der Mensch erst in den
I Stand gesetzt wurde, sieh seßhast zu
machen und die Entwickelung vom
rohen Jäger oder Nomaden zum Acker
bauer zu vollziehen.
Der Jäger, der vom Fisch der ge
tödteten Thiere lebt, der ornade, den
der Ertrag seiner Herden nährt —sie
brauchen nicht unbedingt Salz.Fleisch,
Blut, Milch. Eier enthalten die zur
Bildung eines gesunden Blutes unent
behrlichen Nährsalze in genügender
Menge und leinen so großen Ueber
schuß an Kali, daß dieses dem Bestand
des Organismus» gefährlich werden
könnte. Aber mit den Körnersrtichten
steht es anders. Sobald der Mensch
von der reinen Fleisch- und Mil nah
rung zur vegetabilen oder gerni chten
Nahrung übergina —- also mit dem
Beginn der höheren Kultur —- be
durfte er des Kochsalzes, um durch das
Ratten desselben die mit dem Brode
und den Mehlspeisen ein esiihrten
überschüssigen Mengen von ali zu
neutralisiren und seinen Stoffwechsel
in slottem Gange zu erhalten.
Der lornbardische Luni-arbeiten der
fast nur von Maisme l in der Form
von Polenta lebt, versallt der Pellagra,
einer ausssayähnlirhen Krankheit,
wenn er nicht genug von dem durch die
Snuerxolitil der italienischen Regie
rung übermäßig thenren Satze tausen
kann, und Hunderte dieser Elenden
gehen jährlich dadut zu Grunde.
»Salgund Brod macht angen roth,«
aber rod ohne Salz macht bleich und
hinsällig. Daher die bestige Gier halb
wilder, ackerbanteeibender Stämme
nach dem Kochsalz, das in Halzarmen
Ländern, zum Beispiel in manchen
Theilen Jnnerasritai, der tostbarste
handetsartitel ist und höher als Gold
aeschänt wird.
Glllslteheetveise bietet die Natur
diesen unentbehrlichen Stoff satt al
lenthalben in retthlicher Wege dar.
Alt Steinsalz findet er sich in der Erde
—
und wird in neuerer Zeit dergrnännisch
in ungeheuren Quantitöten zu Tage
gefördert; aber bereits in den fernsten
Zeiten der Geschichte wußten die Men
schen Kochsalz aus den zahlreichen
Salzquellen, aus dem Meer und aus
den Sal seen der Kontinente mit ge
ringer ühe zu gewinnen. Es ist die
älteste, einsachste und billigste Art der
Salzerzeugung, auch heute noch wich
tiger als die bergmiinnische Salzpros
duttions An den Küsten Syriens,
Nordasritas, Siziliens, Dalmatienz,
Unteritaliens, Frankreichs, Spaniens,
Indiens, Ameritas, überhaupt fast
aller Länder heißerer Zone findet man
ausgedehnte Meeersalinen oder Salz
giirten, in denen durch Verdampsung,
welche die Sonnenwärme iosienlos be
sorgt, aus dem Meerwasser Salz nie
dergeschlagen wird. Jn den Steppen
der großen Kontingente aber, beson
ders in Russland und Sibirien zwi
schen dem Kaspischen Meere und dem
Altai, und in Südtalisornien finden
wir Binnenseen, die Salz in so start
tonzentrirter Lösung enthalten, daß es
in den Sommermonaten an der Ober
fläche aus dem Grunde in festen Schich
ten auslrystallisirt und nur entfernt
« nnd gereinigt zu werden braucht.
Eine der neuesten und vielleicht die
; interessanteste Salz undstötte ist der
; Saltonsee im südli n Californien; er
! hat nicht seinesgleichen. Man aewahrt
« kein Wasser, sondern nur eine unabseh
bare weißglänzende Fläche, die wie
Firnschnee die Strahlen der füdlichen
Sonne in siir die AWenIBchmerzhafter
und fast unerträglicher eise zurück
wirft. Es ist die Oberfläche des Salz
sees, gebildet aus einer dicken Schicht
austrystallisirten Salzes, deren Stätte
man daran ermessen kann, daß eine
Schmalspurbahn darauf entlang läuft.
Und wie auf einem Ackerfeld zieht auf
diesem Salzsee der Dampfpjlua seine
Furchen, statt in der Erde im Salz.
Arbeiter laden das abge flügte Salz
aus Handtarren nnd scha sen es zu den
barrenden Eisenbahnwagenx die Loko
motive befördert es dann ans Land zu
den Ausbereitungsstätten und Lager
bäusern. Es ist fast döllia rein. Die
Natur hat die Fabrikation hier selbst
stnkni nnd how Moos-Inn nen- ds
Mühe überlassen, die unaeheüren von
ihr aufgesdeicherten und stetig neu er
zeugten Schätze an Kochsalz fortzu
schaffen
Verschiedene günstige Umstände tra
gen zur Erzieluna eines solchen Ergeb
nisses dei. Der Saltensee liegt in der
catifornifchen Wüste, einem der heiße
sien Landstriche der Erde, und zwar
faft 300 Fuß unter dem Spiegel des
Stillen Ozeans· Zahlreiche Salzquel
len entfprin en dem Boden, füllen das
tiefgelegene decken und derdunsten
bei der anhaltenden trockenen hihe von
100 bis 120 Grad Fahrenheit ihr
Wasser mit fast märchenhafter Schnel
ligteit. während das Salz als feste
Decke von 10—20 Zoll Dicke austap
stallisirt. Bei der für Europöer un
erträglichen Temperatur wird die Ar
beit ausschließlich von Coahuila-Jn
dianern besorgt, die ehn Stunden täg
lich iiir billigen Lohn arbeiten, ohne
Schaden dadurch zu leiden Selbst ge
gen die Sonnenblenduna sind sie ganz
unempfindlich, während die weißen
E Aufseher ihre Auaen durch dunkle
Brillen schiigen müssen.
! Der Führer des Salzpfluges bedarf
einer gewiffen Geschicklichteit und Jn
fonfswns mskd hab-se knick- hskøf bi
zahlt als die« anderen Arbeiter. Er
führt feinen Salzpflug zuerst über die
Bahn, indem er mit der Pflugschar
nur ganz leicht die Oberfläche streift,
um den Wüstensand, den der Wind
darauf geworfen hat, zu entfernen;
dann erjt setzt er die Pflugschar tief
ein und zieht nun 6 Zoll tiefe Furcheru
Der Pflug vermag täglich 700 Tonnen
reinen Salzes loszuackern, das dann
zur Miihle gefahren, dort zerlleinert,
in Säcke gefüllt und versandt wird.
Nicht fo leicht ist die Salzgewin
nung in den Salzgärten bei Centre
ville an der californifchen Miste, die,
1864 angelegt, jetzt eine der großartigs
iten und moderniten derartigen Anla
gen darstellen. Das Verfahren, das
dort eingeschlagen wird, um aus dem
Meerwasser Salz zu gewinnen, ift das
feit alters her allgemein übliche.
Vom Meere her führt zunächst ein
Kanal bei hoher Fluth Wasser in eiu
ausgedehntes Sammelbecken. Er ist
durch eine thorförmige Schleufe ge
schlossen, die nur nach innen u aufgeht
und von der Fluthwelle fer geöffnet
wird. Das Meer dringt ein und füllt
das Sammelbecken Sobald Ebbe ein
tritt, verschließt das sich zurücksxauende
Wasser selbstthiitig die Schleufe wie
der. Mit dem Sammelbecken fteht das
Klarhecken in Verbindung, wo das
Meerwasser mitgefiihrte fefte Körper,
als Muscheln und Sand, Tang azä
w» fallen läßt; dann wird es dur
Kaniilchem die 4 bis 5 Zoll unter dem
Spiegel des Beetens liegen, in die An
reicherungibafsmc geleitet, wo der
Beedunstungdvorgang feinen Anfang
nimmt. Die Anreicherungsbafsins sin
große Teiche von 4 bis 7 Fuß Tiefe,
auf welche die heißeSonne des Südens
und die trockenen Winde voll einwirlen
können, so daß der Salzgehalt des
Meerwasser-L der ursprünglich im
Durchschnitt nur 4 Prozent beträgt,
darin schnell zunimmt. Zugleich schei
det sich dabei der Gips, der ebenfalls
irn Meerwasser enthalten ist-. in Masse
aus und bedeat den Boden des Bas
Pns Er wird von Zeit zu Zeit ent
ernt.
i— Ä
Sobald das Wasser, das nun Sole
enannt wird, einen Salzgehalt von 27
Prozent errei t hat, wird es durch
Schöpf- und umpnserte — Wink-mo
toren —- in die Krustalli ationsbecken
geschafft. Diese liegen her als die
Anreicherungibassins und stehen nicht
mit diesem, wohl aber untereinander
in Verbindung. Sie finb viereckig, 200
bis 800 Fufz lang und breit, haben
einen festen Thonboden und gemauerte
Wände, so daß sie wie Felder oder
Beete eines Garteno aussehen, daher sie
der Jtaliener Campi (Felder), der
Deutsche Salzgärten nennt. Jeden
Morgen wird so viel angereicherte Sols
in dieseKrystallisations ecken gepumpt,
als die Sonne tm Laufe eines Tages
völlig oerdunsten tann. Die gewon
nene Erfahrung giebt dafür den Maß
stab. Wä rrnd das Wasser verdunstet,
scheidet si das Salz in unzählige
Würfelchen ab, die anfänglich oben
schwimmen, bald aber zu Boden sinken
und dort als eine weiße, halt-durchsich
tige, eisartige Salzmafse liegen blei
ben, in welcher sich nicht selten die
prachtvollften Krystallisationen ent
wickeln. ·
Dieser Vorgang wiederholt sich nun
Tag für Tag, bis die Salzlate bis zum
Rande der Krhstallisationsbecken reicht.
Der Zeitraum dafiir ist« verschieden;
am Mittelmeer beter er 3 bis 6
Monate, in Südcalifornien im Durch
schnitt nur 2 Monate. Das Salz wird
dann herausgeschasft und auf pyrami
densörmiae Haufen gestürzt, die in
ihrer Größe sehr wechseln, aber bis 20
Fuß hoch angelegt werden. Diese
Haufen bedeckt man mit Ziegeln, mit
Rohr oder einer dünnen Thondecke, je
nachdem man das eine oder andere am
besten zur Hand hat, und läßt sie noch
längere Zeit, meist ein ganzes Jahr
liegen, damit die im Meersalz befind
lichen Bittersalze lich abscheiden. Da
das Chlormagnesium, aus denen diese
hauptsächlich bestehen, überaus leicht
löslich ist, so sehr, daß es schon an
der Luft arrslieszt, so genügt die in
jenen Gegenden aeringe Lustseuchtigteit
vollständig um die Auslaugung so
Wkll zu solvcllh Das clll Ucnlksollkcs
Kochsalz entsteht. Ganz seines Tafel
salz bedarf noch einer besonderen Ras
sination in der Fabrik.
· Dies ist der einfache Vorgang der
Salzgervinnung aus Salzseen und dem
Meerwasser. Jn Amerika wird die
Sache selbstverständlich mit den mo
dernsten Mitteln der Technik betrieben,
aber in der Hauptsache unterscheidet
e: sich in nichts Wesentlichem von den
gleichen Betrieben, wie sie seit Jahr
hunderten in der Alten Welt im Gange
sind. Unter den Salzseen der Alten
Welt ist« der wichtigste der Eltonsee oder
Jalton-nor dicht an der Grenze der
Kirgisensteppe im russischen Gouverne
ment Astrachan. Acht tleine Fliißchen
mit salzbaltigem Wasser ergießen Jich
in ihn, und sein Wasser bildet in sei
nen unteren Schichten eine gesättigte
Sole, aus der sich das Salz in festen
Lagen am Boden absetzt. Man bebt
diese Schicht, die sich stetig erneuert,
mit Schauseln beraus, drin t die
Salzstcke an’s User und sährt te nach
den großen Magazinen zu Saratow
und Kamdschin. Die Ausbeute beträgt
jährlich rund 100,000 Tonnen könnte
aber leicht aus das Doppelte und Drei
sache gesteigert werden. Aehnlich ber
bält es sich mit dem nahen Bastunt
schatstisee, der zwar viel tleiner, des
sen Salz aber noch reiner ist als das
des Eltonsees.
J Unt» den Moskfhlinsn nd» Galk .
gärten nehmen in Europa die italieni
schen aus Sizilien zwischen Trabani
und Marsala die erste Stelle ein; auch
die französischen beiMarseille, die öster
reichischen bei Triest und in Dalmatien
und die spanischen sind bedeutend. Alle
aber werden weit übertroffen durch die
gewaltigen Salzgiirten in Radschpu
tana, einem Gebiete im nordivestlichen
Theile Indiens-. Das Wasser, das in
diesen Salzgärten verdunstet wird,
entstammt dem großen Samvharsee,
und die Ausbeute ist ungeheuer. Der
Betrieb lieat in den Händen der anglo
indischen Regierung, alle Arbeiter sind
indische Kulis, nur die oberen Beam
tenstellen werden von Englandern be
setzt. Das Salz stellt sich insolge des
sen auch sehr billig, und die Werte in
Radschputana versorgen einen großen
Theil Jndienö mit wohlseilem Salz
Wie billia die Gewinnung des Koch
salzes aus Salzseen und Meersalinen
zu stehen kommt, mag rnan daraus er
sehen, daß die Produltionslosten eines
« tners Salz in den italienischen
alzgiirten sich nicht höher als aus 4
biss Cents belausen. Dieses unent
behrlichste allerGewürze würde daher
selbst siir den Aetnisten überall in zu
reichender Menge zu haben sein, wenn
nicht in den meisten Staaten dieser
wichtige-Zweig der Rohstossgetvinnung
durch die Steuergesekgebung beschränkt
wurde.
—--.-—
Der unendliche Use-bestem
Die Bevölkerung der Dominivn Ca- I
nada wurde durch den Census vom
Jahre 1871 aus 3,689,257 festgestellt;
zehn Jahre später war 4,324,810 da
raus geworden; itn Jahre 1891 zählte
man 4,833,239; wie viel wird der
Censui von 1901 aufweisen? Die
Frage beschäftigt nicht nur die eanadi
schen Behörden, deren Bestreben seit
ahren daraus gerichtet ist, eine starle
intvanderung nach Canada heranzu
ziehen und, wenn mbålich u behalten;
sie hat auch sür die er. taaten Jn
tuefse,» weil sich herausgestellt hat, dax
neuerdings ein Abslusz der diesseiti en
Bediilterung auf eanadischeg Ge iet
stattsindet. .
Bisher war davon nicht die Rede,
m GegntheihCanada hatte Ursache,
ich zu schweren, daß die Ber. Staa
ten auf seine Bevölkerung eine große
Anziehungsiraft ausübtem Nicht nur
geschah es häusgik daß Ein«cvanderer,
die mit vieler iihe und aroszen Zu
tunftöversprechungen nach Canada an
geloctt worden waren, nach kurzem
Aufenthalte ihr Bündel schniirten und
siidwiirts iiber die Grenze zogen, son
dern es fand auch ein stetiger Zug aus
den älteren Prootn en, Quebec und
Ontario, nach den er. Staaten statt,
speziell aus Quebec nach den Neu-Eng
land-Staaten, in deren Spinnereien
die Französisch - Canadier lohnenden
Verdienst fanden und nach und nach in
solcher Zahl herübertamen, daß sie dem
Charakter der bisherigen Bevölkerung
ein ganz anderes Gepräge gaben.
Ein Ersatz dafür fand von hier aus
nicht statt. Jetzt scheint sich die Sache
zu ändern. Die Erschliyeszung der nord
westlichen Provinzen anitoba, Assi
niboia, Alberta, Sastatchewan und
bessere Verbindungen mit Britisch
Columbia haben das zuwege gebracht.
Es wird berichtet, daß im vorigen
Jahre etwa 12,000 Personen aus un
serem Nordwesten naxsdem canadischen
iibergesiedelt sind. n diesem Jahre
sollen es 20,000 werden. Die Dato
tas, Minnesota, Nebraska, Jowa, Mi
chigan, Kansas-, Montana, Illinois
und auch unser Wisconsin liefern, den
Bei chten der canadischen Behörden
zufolge, die Zuziigler. Auf alle diese
Staaten vertheilt, ist zwar die Summe
nicht groß, aber doch immerhin als
Zeichen bemerkenswerth Der Zug
könnte leicht größere Dimensionen an
nehmen, wenn die Neu-Anaesiedeiten
sich in den neuen Gebieten heimisch und
zufrieden fühlen.
Die Dominialregierung wie die Lo
talregierungen der Provinzen lassen es
an Ermuthigung nicht fehlen. Der
Ansiedler tann dort nicht nur Land
unter denselben Bedingungen haben
wie hier unter dem Heimstättegesetz,
sondern erhält auch Regierungs-Unter
stützung, wenn er Oedland durch Be
wässerung unter Cultur bringt. Jn
folge dessen sind bereits 200 Bewiisse
rungscaniile entstanden und dadurch
Millionen von Acres der Eultur ge
wonnen worden. Das Klima ist das
selbe wie in unserem Nordwesten und
bei besser-en Nebst-minnen mpm «- d»
Dominion gelingen, Ansiedler in grö
ßerer Zahl heranzuziehen und uns
solche ablflpänftig zu machen, die sich
andernfa s diesseits der Grenze nie
dergelassen hätten. Unsere Staaten
sind aber bei Weitem noch nicht so
dicht besiedelt, daß fie auf den Zuwachs
verzichten, respektive von ihrem Ueber
fchufz abzugeben hätten. Es find noch
weite Strecken fruchtbaren Landes vor
handen, auf denen noch Millionen ihre
Zukunft aufbauen können. Wenn es
auch nicht Politik der Ver. Staaten
oder der einzelnen Staaten ist, Prä
mien auf die Einwanderung zu setzen,
und die Gesetze für Vergebung der
Ländereien liberal genug sind, syste
matische Bemühungen, neue Ansiedler
zu gewinnen, sollten nicht unterbleiben.
Es ift daher ganz in der Ordnung,
wenn unfere Staatsgesetzgebung die
staatliche Einwanderungsbehörde nicht
abtchaffen will.Allerdin s wird ja pri
vatirn viel gethan, die ändereien un
seres Nordens zu besiedeln, aber es ge
schieht dies nicht sowohl aus Gründen
staatlichen Fortschrittes, sondern sei
tens privater Interessen, die nur da
rauf bedacht sind, ihre Löndereien zu
annehmbarern Preise an den Mann zu
bringen. Wirtbschaftliche Rücksichten
spielen dabei teine Rolle. Solche zu
vertreten ist Sache einer staatlichen Be
hörde, die von dem Gesichtspunkte der
allgemeinen Wohlfahrt ausgehend, da
iiir zu soraen hat« daß der Ansiedler
nicht bloß Land ersteht, sondern das-,
ihm dort auch die Möglichkeit gegeben
ist zu gedeihlichem Fortkommen und
zur vortbeilhaften Entwicklung der
Hülfsauellen des Landes in seinem
und des Staates Interesse·
——.
Ueber die ausgedehnte Wirksamkeit
des Unfallversicherungs - Gesetzes in
Deutschland macht das dortige stati
stische Amt die folgenden interessanten
Angaben: »Es bestanden behuss
Durchführung der Unfallversicherung
113 Berussgenossenschaften mit 5,
154,374 Betrieben und 17,847,642
versicherten Personen, 425 Aut
siihrungsbehsrden mit 756,482 ver
sicherten Personen. Hiernach waren
182 Millionen Personen gegen Unsall
versichert, wozu die bei den dreizehn
Versicherungs - Anstalten der Bauge
tverlssBerufögenossenschasten und die
Tiefbau - Berufsgenossenschasten ver
sicherten Personen kommen. Zur An
meldung lamen 454J431 Unsiille, erst
en« lig entschödigt wurden 107,388Un
falle. Als Entschädigungen wurden
86,635,682 Mi. veraucgabh und
War an 543,146 Verlegte, 49,364
itttven lauch Wittwer) Getödteter,
82,855 Kinder Getödteter in ausstei
gender Linie. Daneben erhielten 11,
294 Ehefrauen, 24,438 Kinder, 236
» Verwandte der aufsteigenden Linie
i als Angehörige von in Krankenhau
; sern untergebrachten Verletzten die ge
J setzlichen Unterstii ungen. Bezüge aus
s Grund der Un tell-Versicherung sind
) Insgelatnrnt 705.294 Personen zuthell
geworden.