Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, March 01, 1901, Sonntags-Blatt, Image 9

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Unmut-any
Verlier den Glauben anchtdie Menschheit
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Und wahre mn der In end Ideal-.
Schuf das Gemeine. ochiitz der Wahr
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Und tsie Idee stell über das Rente. »
Dein ganzes Sein dnrebiveh’ gerechter
Sinn,
Unlmttern Zwecken oikb Dich niemals
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Jn jeder Stunde dont nnd handle Hex
Friedrich Hon
pas geipkomene und das gewim
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Vrrnimm ein Wort der Warnung: Sen
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Den Lieben in der Ferne Schrift und
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Nicht wähle —-— so Tit- ttvcucr ihre Rufs
Dazu tschnmnths nachtnmhülltcStunde
Laß Deine Feder ruhcnl Schench vorbei
Den Geist der Rock-f auf seinem dunkeln
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Lös« erst den innern Mjßk anq und umch·
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Viel weniger Gefahr droht Dir das Wort
Max soll crutn jedes Wort nnd selbstbe
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MS reiner Klang ans- Tcincr Seele kom
men.
Wai- Dn dann Tktfbes onli verkünden
mußt. —
In haft den schärfsten Stachel ihm ge
nominens
Lusrnmnn Wackdom
Die Forelle.
Ein jymbolifiifibes Märchen non E. vor
Miidai«aö,»z.
—-,-- «
Es war in einem silberllaien Berg
bach der Schweiz, wo fie zum ersten
Male das Licht der Sonne erblickt.
Sie war fo frifch und lebnsfrcb, wie
nikr eben eine an Leib und Seele -——
denn-die orelle hatte auch eine Seele
·—— terng unde Forelle fein kann.
Jn dem majeftätifchen Tannenwals
de des hoben Gebirges, von dem das
Bächlein herniederraufchte, war in der
ozonreichen Luft Lein Atom Staub
vors-finden, und das Wasser des
Bächleins war frei von allen Bazillen.
Die Sonne aber überflubtete mit
ihren Strahlen den Wald, die Luft
nnd den Bach. Und die Forelle spielte
nnd badete sich in dem helllichten gol
digen Sonnenfchein, der ihr ganzes
tlares Wefen durchzulenchien schier-.
Ofi warf sie auch einen Blick in den
«rtzitallenen Wasserfpiegel des Baches
nnd beschaute ihr eigenes Bild.
Sie war ein wenig eitel auf fich, die
lleine Forelle. Sie gefiel sich- weil sie
eben so rein — kurz, sie war es zufrie
. den, daß fie gerade eine Forelle war.
Das größte Vergnügen machte es
ibr jedoch, Mr auf die Flutlien des
durch das Bergtbal mit bebender rast-«
lofer Eile dahinraufchenden Wassers
zu werfen und sich eine Streite mittei
ßen zu la .
Dabei a er laufchte sie dem Eier-lan
det der Wellen.
Sie sprachen von ihrem Endziele.
einer roßen, in ihren Tiefen uner
meßli e Schätze bergenden See, die
in fortwährendem Gäbren und Sieben
einer Fenerflutb ähnlich föbe und ibre
iWellen bis an das Himmelsgetbötbe
fchliige.
Sie sollte der Schaut-las Von ewi
qen Kämpfen und Stürmen fein, in
ibr jedoch sollten tstarte und mittlpige
Geschöpfe haufen, die in allen Käm
per Sieger blieben, nnd die sich auf
die Gipfel der mit den Sternen in
gleicher höbe siebenden Felsen schwän
gen und. allen Stürmen Trotz boten.
Die Wellen nannten die große See
die ,;Welt«, und das Treiben in ihr
,,Leden«.
Da erfaßte die kleine Forelle ein
namenlofes Verlangen . . . Sie wollte
sich satt-eh in der glühenden Fluth mit
den unermeßlichen Schätzen baden. ..
Sie wollte sich auch auf die Gipfel
schwingen, wollte den Stürmen des
Meeres Trotz bieten --— -— die dumme
tleine Forelle!
Die Wellen des Bächleins aber illi
fterten und waren:
»Komm mit, tomtn’ mitl«
Und sie- ließ sich von ihnen immer
nseiter nnd weiter fortfiihren, bis sie
den Weg zu dem Vergl-ach nicht mehr
.3urtictfinden konnte.
So lam fie in das Weltmeer. »
Wie groß war aber ihre Enttaufch
Ung!
, Wo waren denn die starken, beiden
daften Geschöpfe, nach denen sie ihre
Zetmfucht trieb, geblieben?
Und wer genoß die unermeßlichen
Scheide des Meeres?
Ja, es wimmelte in dem Meere von
Millionen von Geschöpfen der verschie:
den en Att, die sich aber alle darin
gl« . daß sie sich gegenseitiq sieben,
Mc en und sogar vertilcnm
Und dies fieberhafte, eüctsichts- und
erbot-nun lose Ringen nannte man
den Sei strkhaltungstrieb und den
Kampf um’s Dasein. Und hier galt
pur ein Recht, nicht das Recht des
Tcsppfekfmh sondern vas«desStäktfien!
Und die Lesteeen gehörten nicht im
nser auch der edelsten Rasse an.
· Oft sah die Welle große, direkt-Hu
the»Geschötzf-. die vvorher im Schlamm
, .7e2vei!flt, pleleeh —- ven allen beneidet
» mit »idea- enoemen Beute auf der
Oberfläche des Wassers erscheinen
»Auch heobachtete sie manchen edelen
. Fisch. wie er sich nur mit Mühe ein
· peiaebeitetr. einein dctstiaen Bissen
gewinn der ihm dann noch kml -
ten sagenhtiete von einem dicken Je
Ims wich-tappt tout-. .
Sonntags- cIsilisrtt
heilage Cles ,.Ilnzeiger uml Eerolckc
J. P( Windele Herausgehen
ka Marzien-» den 1. Miikz 1901.
Jahrgang 21. Ni. 26.
Mitunter kam es auch bor, daß die
rgen des Meeres plötrlich ein Ge-«
chöpf aus der unbekannten Tiefe mit
einemkRuck aus die Oberfläche brach
ten, ja es sogar dirett auf die Beute
warfen.
Von diesen hieß es sodann, sie hät
ten Glück.
Die Forelle hatte aber kein Glück.
Auclf war Fee zu zart den Stürmen
und Kämp en des Meeres gegenüber.
Es übertam sie ein unendlichez Ban
gen.
In dem Gewühl von Millionen
fühlte sie sich so ganz sich selbst über
lassen und vereinfamt. So darbte sie
Kießlich an Leib und Seele in dem
eere mit den unermeßlichen Schätzen
Der Sturm warf sie aus das
Troctene, und sie drohte in dem seich
ten, von der Ebbe zurückgelassenen Ge
wässer zu ersticken. Da gewahrte sie
unmittelbar neben sich einen Teich.
Das Wasser des Teiches war nicht
klar, aber die Forelle war so müde und
so hungrig, und sie wollte noch nicht
sterben. So hufchte sie in den Teich
hinein. Da war es so molliq, und sie
fand auch Nahrung, und sie ruhte sich
auf dem fchlainmiqen Rasen auss.
Sie betrachtete die Einwohner des
Teichesk Wie das doch toniische Ge-«
schöpse waren, die Frösche! Und wie
sie in dem trüben Wasser so stolz und
froh dahinwateten, als ob sie vdfn rh
tem Froschthum gar nichts wußten,
si ndern gar glaubten, Forellen zu
fein! Dann jedoch schämte sie» sich
ibres Spottes. Es packte sie eintretee
Mitleid mit den niedrigen Geichopsem
Denn es war doch zu traurig, daß auI
derWelt nicht alles Forelle sein konnte.
t
Auch schoß ihr der Gedanke durch
den Kopf, wie Manche doch so dumm
wären, zu bedankten, daß- die Forelle
im Sumpfe nicht zu leben vermöge.
Sie war doch eine Forelle und lebte
im Froschteich unsd fühlte sich wohl.
« Zu Anfangs bat es ihr zwar vor den
mit Schlamm bedeuten Bissen etwas
gegraut, die ihre Nahrung waren,
rann jedoch bat sie sich an das alles
gewöhnt Kurz, sie hat sich in dein
tiiiben Wasser attlimatisiri. .
Ueber dem Teiche aber schwebte ein
fortwährender dichter-, undurchdring
licher Nebel.
Es gibt jedoch Zeiten« wo die Sonne
alle Nebel durchreißt und selbst die
rerborgensten Moröste mit ihren
Strahlen aussucht. So beleuchtete sie
eines Tages auch ten Froschteich.
Aber selbst in den dumpfesten Säm
psen ist noch ein Tropfen klare-z Was «
ser vorzusindem um so eher in einem
nur triiben Teiche
Die Forelle sreute sich des Sonnen-·
scheines, und da sie eben an so einen
tleinen tlaren Wasserspieael heranaes
schwammen war, konnte sie nicht um
l«iii, einen Blick bineinzuwersen.
Doch welcher Schreit!
Das Bild, das ibr der kleine Was
setspiegel ividerstrahlte, zeigte kein-:
Forelle :nebr. sondern ioar dem eines
Frosches aus«-Z Haar ähnlich.
Ihr Körper war mit grünem
Schlamm bedeckt, und indem sie sich
im Sumpf altlimatisiri hatte, schien
sie sich selbst in einen Frosch beraten
deli zu haben. «
Da packte sie ein entsetzliche-Z Grauen l
und ein namenloser Esel vor sich selbst. i
Sie wollte sich nicht mebr’ von der l
Sinne bescheinen lassen, sondern l
tauchte in die Tiefe und stürzte mit
aller Kraft mit dem Kopfe an einen
seinen Stein aus dem Grunde des
Teiches.
Mit dein Prall an den Stein war
als-er die Larve des Irosches sammt
allein darantlebenden Schlamm von
ibr gewichen, und der kleine Leichnam,
den die Sonne nachher am Rande des
Teiches mit ihrem klaren, warmen
Schein bestrahlte, war doch der einer
Ferellr.
Das thniahr.
Novelle-ne von Hans Hnan
Frau Elife Lanoir war soeben von
einem Vlusganz zariickgekehrt Sie
drichtr -—- ja. wer weiß, tvas eine junge
Frau, die Wittwe ist, und fich manch
mal ein bischen iangweilt, alles in
ihrem hübschen Ron umherspale . ..
Dabei ftiitzte sie die Rechte inr schwar
zen Seidentiandschuh auf den kleinen
Acajoutisch, der mitten im Satan ge
rade unter dem venctianischexi Kron
leuchtek stand-. «
Indem ging die Thür des Vorzikn
mus, nnd mit einem Schritt, so Ein-,
daf, man ihn diesem kräftigen Ge
schöpf gar nicht zugetraut hätte, trat
Laura von Niegendokf unter der hell
farbenen Scmmetpoitiere hervor, in
den Satan. .
»Verzeih, daß ich mich nicht erst habe
anmelden lassen, aber unter Ver
wandten . . .«
»Ist das überflüssig, gewiß, liebe
Lautat«
»Du bist dych allein. Elise?«
die mtvtiidta dnntlen und ist-at
sen Augen des stattlichen Mädchens
flogen im Zimmer hin und her
»Ganz allein, Cousinchen. Willst
Du mir etwas anvertrauen?«
»Ich . . . ach nein, ich wollte nur
einmal sehen, ob Du schon wieder zu
Hause bist.««
»Das Lügen gelingt ihr wirklich
nicht!« dachte die junge Frau, während
sie die Handschuhe abstreifte, unter
denen schmale, weiße Pände zum Bor
schein kamen. anwi chen sa te "sie ein
spsar verbindliche Worte zu m inn
aön Mädchen, das enttäuscht schien
und sich offenbar Mühe gab, das Ge
spräch auf einen ganz bestimmten
Punkt hin zu dirigiren.
Fühlst Du Dich denn gar nicht ein
sam, immer so allein, Elise?«
Die junge Wittwe merkte recht gut,
wo das hinaus sollte.
»Aber gar nicht, liebes Herz. Die
weißt, fiir große Gesellschaften Habe
ich nie geschwärmt.«
»Nun ja, aber . . . man muß doch
. . irgend jemand muß man doch
haben, mit dein man sich aussprechen
kann.«
,,Dasiir hab’ ich meine gute, alte
Schwieaermama . . . wenn ich mit
der zusammen bin, nimmt das Aus
Jsprechen gar kein Ende . . . niema
steng von ihrer Seite! Außerdem be
suchst doch Du mich!«
Die junge Frau bog bei diesen Wor
ten ibr Mondes-, chic frisrrtes Haupt
ein wenig zur Seite und sab ihre
Consine lächelnd an . . . Schließlich,
trsarum sollte sie ihr denn den Gefal
len nicht thun?
»Und dann --—— hab’ ich doch auch
meinen Freund, den Hauptmann«
Dem jungen Mädchen stieg ein ver
rätlxrisches Noth in die Wangen. Jn
dcssen bemühte sie sich, so gleichgiltig,
tric möglich, aus-zusehen. An Frau
Elisevcriiberschaiiend und mit einer
Piiaste ihres Sessels spielend, fragte
ie:
»Meinst Du nicht« daß man seine
häufigen Besuche bei Dir mißdeiiicn
könnte?«
»Wer sollte denn, Laute? Jn der
Hinsicht habe ich mich überdies etwas
emanzipirt . . . Die Hauptsache ist
doch, daß man vor sich selber »Der-«
nsuisssrei dasteht . . . Aber Du ent
schuldigst mich jetzt siir ein paar Mi
nuten, nicht wahr? Ich will nur mal
in die Küche hinauåsehem die neue
Köchin findet sich gar nicht zurecht, es
. ist beinahe schon langweilig!«
Laura von Niegendorf sah den gra
ziösen Bewegungen der schlanten Ge
stalt voll heimlicheii Neides nach. Ach,
nsas hätte sie darum gegeben, etwa-J
«iveniger robust zu sein! Unmiithig
sprang sie aus nnd ging an den Ken
stallspiegeL der über einer kleinen, mit
tabaisarbeii gerippter Seide bezogenen
neuseiise hing Und ioie ihr aus dein
geschliffenen Glase im schwindendeii
Tageslicht ihr blühendes Gesicht ent
gegenblickte, mit der rothbrauiien
Haartrone« da wurde es in ihrem Her
zen wieder ruhiger. Nur hätte sie sich
gern noch besser gesehen. Die begin
iicnde Dämmerung ärgerte sie. Sie
ries das Mädchen.
»Ach machen Sie doch bitte Lichtl«
Und dann, als das Mädchen ihrem
Befehl nachtum:
-,,Jst denn meine Eoiifine draußen
noch nicht sertig.7-«
»Die gnädige Frau läßt bittern sie
nkch etwas zu entschuldigeii.«
»So, dann will ich . .
Die Eiitreeglocke ging« iind als isie
Rose hinaus-lief und öffnete ein-D drau
szen eine Stimme hörbar wurde, die
Laura nur zii gut kannte, da ergriff
die Hrrchende ein Beben.
Eine Minute später trat Haupt
mann Hochstätter ins Zimmer.
Es gelang Laura, seine Beariißung
heiter zii erwidern.
i
»Meine Consine ist noch mit ihrer
Wirtbschast beschäftigt,« erklärte sie.
»Sie müssen schon so lange init mir
verlieb nehmen, Herr Hauptmann.«
»Aber ich"bitte, mein gnädigesFeäu-«
lein. Der Ausdruck ,,vortieb nehmen«
ist doch da wirklich nicht statthaft-"
Eine tleine Pause entstand Das
junge Mädchen hätte sich ihrem Gegen
iiber so qern rcn einer angenehmen
Seite gezeigt, und sie war sonst nicht
einsältiq. Aber jetzt fiel ihr absoiut
nichts ein. Und doch verbreiteten die
von gelber Seide überhangenen beiden
Etilnderlanipen eine so reizende Stim
mung in dem behaglichen Gemach.
Zum Gtiick erinnerte sich der Haupt
mann der Preniiere eines Stückes, bei
der er die junge Dame in einer Loge
bemerkt hatte. Er sprach davon, aber
weit reichte auch dieses Thema nicht.
Und eine neue Pause entstand, in der
Laura von Niegendors, die solch ein
TAlleinsein mit dein Hauptmann beim
lich ost heiß ersehnt hatte, nichts än· st
licher wünschte, als daß ihre Cou ne
sie durch ihren Eintritt von der Qual
befreie, sich mit ihm über gleichgilttge
Dinge unterhalten zu müssen.
Der Hauptmann griss die Unter
haltung wieder aus und sing von einein
in Aussicht stehenden Fest in der japa
nischen Gesandtschast an. Aber er whr
auch nicht bei der Sache.
Bisher hatte ihm Laura von Nie
gendorf immer den Eindruck eines
großen, unbeholfenen und yiel zu stär
mischen jungen Mädchens qernachL
Heute, wie sie so still vor ihm saß, mit
ihren großen. dunklen Augen, die von
einem inneren Feuer leuchteten, und
die sie jedesmal scheu aufschlug, wenn
sie sich unbeohachtet glaubte — heute
erlitten seine bisherigen Eindrücke von
ihr eine sonderbare Verwirrung. Er
fand sie nicht mehr unschön, ihr mäch
tiges, in dem Licht der beiden Lampen
nocb mehr rothschimmerndes Haar er
regte seine Bewunderung, und dieser
vierzigjährige Junggeselle merkte es
gar nicht, wie der heiße Zauber des
in verschwiegener Leidenschaft glühen
den Mädchens sich langsam aus sein
Eint-finden übertrug. Der Bann, der
diese beiden so unmerklich umstrickte-,
brach erst, als Frau Elise in die Thiir
trat.
Mit einem Lächeln, das sie schön
machte, fragte sie:
,,Haben Sie meine Cousine gut un
terhalten, Hauptmann?«
»Ich fürchte nein, Frau Elise . .
Ia-: gnädige Fräulein ist heute aus-p
nebmend schweigsam«
»Aber nein! . . . ich weiß nicht« Erk
licitte das Gefühl, als hätte der Herr
Hauptmann Dich zu sehen erwartet.
Erise.«
«).-aura war uoec dag, wag sie da
eben gesagt hatte, selber erschrocken;
auch den andern war es peinlich« aber
im richtigen Takt machte die junge
Wittwe der Situation dadurch ein
rasches Ende, daß sie, --.in die Hände
klatschend, ausrief:
»Allons! Plaudern wir also jetzt
desto » vergnügtert Und Sie, here
Hauptmann, haben dabei das Ver
.iäiimte nachzuholen . . ·. Sie bleiben
och zum Dhee, nicht wahr? . .. und
Du auch. Laura?«
»Nein, danke, Elise, ich auf gar tei
nen Fall! Ich habe Mann versprochen,
daß ich zurZeit wieder da bin . . . wir
erwarten selbst Besuch.«
»Dann werde ich mir gestatten, das
gnädige Fräulein zu begleiten«
»Ich danke, Herr Hauptmann . .
Nefn schniufi Sie wirklich recht sehr
bitten, sich meinethalben nicht zu Ibe
«- U
mühen! . . . Elife ist so freundlich,
und giebt mir ihr Mädchen mit, nicht
wahr?«
»Gewiß, wenn Du durchaus fort
willst . . .Aber es ist schade . . .«
Lauert-schüttelte nervös den Kopf.
Sie hatte nur den einen Wunsch: fort
von hier! Eine so bittere Traurigkeit
erfüllte ihr Herz, daß sie kaum die
Thränen zurückhielL
Als sie fort war, meinte Frau Elise
noch einmal:
»Schade, daß sie schon gegangen ist!
Jch mag sie gern. Ihr ganzes Wesen
hat so etwas Urwiichsiges, man hat
dar- Gefhül, als ginge ein fortwähren
der Strom von Kraft von ihr -«ius.«
Und mit ihrem schlimmen Lächeln
fügte sie hinzu: »Nun müssen Sie sich
mit mir allein begnügen!«
Der Hauptmann strich seinen blon
den Vollbart und lachte herzlich.
Dann, sich der jungen Wittwe gegen
Tiber in einen Fauteiiil niederlassend,
meinte er launi«a:
»Das hat Ihre Cousine vorhin iuch
gesagt.«
Sie biß sich ein wenig aus die Lip
pen. I
»Musi man denn immer originell
sein, lieber Freund«?«
»Im Gegentheill Mir gefallen Die "
sogenannten Originale nur sehr selten
. . . Und ich möchte noch weiter gehen
und sagen: auch die Handlunan und
Entschlusse, die mit dein Anstrich der
Originalität austreten, sinde ich abge
schmackt . . . Ja . . . Aber Sie ha
len mir doch meine Bemerkung nicht
iibel genommen, Frau Elise Z«
,,Seh’ ich denn so ausk«
Er sah sie an, und der Blick in d:e
rerhcißungsvolle Lieblichkeit ihrer
Züge ließ ihn das Mädchen vergessen,
dessen tvortlosc Sehnsucht noch vor
wenig Augenblicken sein Herz nicht
ganz umsonst bestürmt hatte. Auch
jetzt wieder breitete das goldige Licht
der seidenverhangenen Lampen seine
Traumstimmuna über das Gemach;
das gesprochene Wort wurde »nur-ill
lürlich leiser, und die sacht tlingenden
Schwebungen der Seele, die Der Tag
ringt-hört verhallen läßt, fanden in
diesem sanfttvarmen Dämmertveden
willige Ohren.
Und dennoch kam nicht das erlösende
Wert, beide schienen sehr ergriffen·
Er sah die geliebte Frau mit heißen
Blicken an, dabei spielte seine Linle
nervös mit den zusammengeleaten wei
ßen Handschuhem Die vorsichtige Zu
riåckhaltung des Mannes, vielleicht ge
rade dasjenige, was Clise am meisten
an ihm gefiel, schien aus einmal ver
unden.
Und das verursachte der jungen
Frau ein Unbehagen. über das sie sich
nicht klar wurde. Sie wäre sicherlich i
entrüstet gewesen, wenn man ihr ge- H
sagt hätte, sie sei in diesem Momesnt
eiserfiichtig auf Laura vonNiekPendIrf
Und doch war der Widerwi e, en
seine feuchtschimmernden Augen und
die Unruhe·seiner Hände ishr jetzt ein-—
flößten, nichts anderes als ein heftiger
Protest ihres Gefühls gegen eine Anf
wallung, die nicht sie selbst, sondern
jene andere in ihm entsaeht hatte.
Als er dann von seiner iraurigen
Einsamkeit sprach und von seinem
Wunsch, ein Wesen zu finden, das ihn
verstehen würde und ihm gut wäre —
da hatte er sein Spiel schon Verloren.
Aber er merkte von alledem in sei
ner Berliebtheit nichts. Er kniete ne
ben ihr nieder. nahtn ihre Hände und
bat tie mit den ärilichsten Worten,
feine Frau zu we en.
Sie schwieg und schüttelte nur leise
den Kopf
»«ch will alles thin- fijr Sie . . .
alles . . . Sie sollen über mich gebie
ten, wie . . .a-ch, ci?lise!«
»Ich lann nicht . . .nein . . .jetzt
nicht . . .«
»Und warum? . . . Sagen Sie mir
dcch wenigstens, warum? !«
Sie zuctte die Achseln. Noch waren
es zwei Monate bis zum Ablauf ihres
Trauerjahres; war es nicht eine Takt
lrsigkeit von ihm, vorher überhaupt
nur zu fragen? !
Aber nun kam er selbst darauf.
»Die Trauer um Jhren Gatten
kann es doch nicht sein, Frau Elise,
Sie haben mir selber erzählt, dafz Sie
ein Opfer brachten mit dieser Ehe . ..
und wenn das Trauerjahr auch noch
nicht ganz herum ist... wir kennen
uns doch schon so lange . . .«
Ihre Mienen verdüsterten sich im
mer mehr.
,,Sind Sie mir denn böse?« fragte
er.
Sie schüttelte den Kopf, aber die
Falten aus der weißen Stirn straften
sie Lügen.
»Ich muß endlich Gewißheit haben,
Frau Elise,« fuhr der Hauptmann be
wegt fort, »Und wenn Sie mir auch
nur ein klein wenig gut sind, so faan
Sie wenigstens-, ob ich hoffen darf?«
Mit einer Hast, die ihr sonst nicht
einen war, fast brüst, erhob sic sich. «
»Wenn es Ihnen recht ist, Herr
Hauptmann, so sprechen wir jetzt von
etwas anderem!«
Hauptmann Hochstetter war aufaei
sprungen und einige Schritte zurückge
wichen in dienstlich-er Haltung, nur den
Kopf ein biåchen vorniiber, stand er
Vor ihr.
»Wie Sie wünschen, gnädige Frau
. . . Aber,« er zog feine Uhr, »ich
sehe eben, daß es die höchste Zeit ist,
mich zu verabschieden. Ein Kamerad
von mir...« Er murmelte etwas in
seinen blonden Bart, verbeugte sich mit
tadellosem Anstaanse unkd ging.
It
Die folgenden Tage nerliefen fiir
die junge Frau sehr unruhig. Der
Freund fehlte ihr an allen Enden.
Warum war sie nur so hart gegen ihn
gewesen? Eine bittere, schmerzliche
Reue hatte sie bald überkommen und
sie wünschte nichts sehnlicher, als ihn
wieder bei sich eintreten zu sehen.
Etundenlang saß sie in dem braunen
Ripsfauteuil, demselben, in dem sie
ihm zuletzt gegenüber gesessen, und
haderte mit sich selbst und fragte sich,
ob sie ihn wohl fiir immer Verloren
hätte?. ..
Aber nein, so ein Mann nimmt die
Liebe zu einer Frau, die er zwei Jahre
kennt, nicht aus seinem Herzen, wie
man eine Rose aus- dem Knopfloch
nimmt!
Doch dieTage vergingen, der Haupt
mann kam nicht wieder.
Und eines Morgens — Frau Elise
hatte sich eben an ihren kleinenSchreib
tisch gesetzt, um den Freund demüthig
selbst zurück-zurufen —- da kam ein
Brief von Laura, die sich seit jenem
Abend auch nicht mehr hatte sehen
lassen.
Sie schrieb-: «
Liede Unse:
Jch bin verlobt, mit Hauptmann
Hochstätteri Kannst Du’s Dir den
ken? Gestern ans dem Fest in der
japanischen Gesandtschast hat er
inich gefragt, ob ich seine Frau wer
den will. Ob ich will? ! Ach, liebste
beste Elise, Du weißt ja nicht, wie
von ganzem Herzen dankbar ich Dir
bin! Jch dummes Ding habe ja
immer aeala1:bt, Du wolltest ihn
haben! Und siehst Du, ich wäre da
ran gestorben! Wenn er eine an
dere, als mich aenommen hätte, das
bätte ich nicht überlebt . . .«
Vor Frau Elisens Auaen Ver
schwammen die stoßen, steilen Schrift
ziigr. «Re stand auf und ging mit
zitteinden Knien ans Fenster.
Draußen wirbelte der Schnee. Und
hinausblickend in die weißen, durch
einander fliegenden Fslocken murmelte
sie leise mit einem bitterm Lächeln:
«Nun —- ich werde wenigstens nicht
daran sterben-«
d Mspz
Betraurt-ten «
Den Gipfel des Modernismus hell
offenbar der höchste Sicherheitsbeantte
in Lyon, ein Monsieur Charlesillieher,
Vorstand der Polizeiabtheilung der
Rhone-Präfectur, erreicht. Dieserherr,·
der aus dem Unteoffizierftande her
vorgegangen ift, jedoch in Folge seiner
Anfchlägigkeit, Klugheit und Ge
wandtheit im Dienste der öffentlichen
: Sicherheit rasch eine hohe Rangftufe
erklomm, gerieth in der leFten Zeit in «
den Verdacht, die nationali tifchePtesse
von Lyon mit Amtsgeheimnissen zu
versehen, deren Beianntwerden kner
gierung äußerst unangenehm war.
Der Präfect wollte wissen. woran er
fei. Da Meyer dieser Tage krank war
und das Bett hüten mußte, ließ der
Präfect durch seinen Generalsecretär
die Schlüssel seiner Amtsstube von
ihm fordern. Der Beamte weigerte sich,
sie herauszugeben Daraufhin tWritt
der Präfect zur gewaltsamen Oeff
nung desRaumes und nahm inSchub
kosten und Schtänten eine gründliche
Durchsuchung vor. Er machte dabei
erstaunliche Entdeckungen unächst
fand er äußerst umfangreiche ufzeicky
nungen über sich selbstund alle ande
ren höheren Beamten des Departe
ments vor. Der treffliche Meyer hatte
die ihm unterstellten Polizisten haupt
sächlich zur gründlichen undausdam
ernden Beobachtung seiner Vorgesen
ten benutzt, über deren Thun und Laf
sen lüclenlose, nicht gerade wohlwol
lende Kundschaftsberichte vorlagen.
Aber diefe liebevolle Späherarbeit
war noch lange nicht alles. Es harrten
des Präfecten noch größere Ueberra
schungen. Er fand unter dem Schreib
tifch, sehr unauffällig angebracht, ei
nen Fernsprecher, dessen Leitmng
drähte zu verschiedenen Stellen der
Wände führten und sich in diese ver
loren. Der Apparat hatte nur einen
Empfänger, doch keinen Sprecher, auch
war keine Glocke zum Antlingen vor
handen. Es war also ein äußerst un
gewöhnliches »Wer-Zeug Sehr neugie
rig gemacht, befahl der Präsect, den
Leitunasdrähien nachzugehen, was
denn auch geschah, und zwar mit dem
Erfolge, daß man aus ihrer Spur in
das Amtscabinet des Präfeeten in sei
nen Speisesaal und sogar in sein
Schlafzimrner gelangte! Unter dem
Schreibtisch des Cabinets, hinter der
Credenz des Eßzimmers, unter dem
Bette des Alkovens waren kleine, aber
aus-gezeichnet arbeitende Schwingplat
ten angebracht, zu denen die Leitungs
drähte führten, deren anderes Ende in
den Apparat Mener’s miindete. Wenn
dieser Musterbeamte in seiner Stube
allein war, nahm er seinen Faust-re
cher vor und belauschte alle Gespräch-»
die der Präsect in seinem CabineL an
seinem Familientisch, ja in der Ver
traulichkeit des Schlafgemachs fiihrte.
Dem Präsecten vergingen bei dieser
Entdeckuna fast die Sinne. Er ordnete
sofort eine Untersuchung an. um den
oder die Arbeiter ausfindig zu ma
chen, die den tückischen Fernsprecher
eingerichtet hatten; bisher hat der
Schuldiae sich aber nicht greifen lassen.
Meyer wird voraussichtlich versetzt
werden, aber mit Beförderung; nicht
so sehr wegen seiner beruflichen Tüch
tigkeit, obschon sie nicht zu leugnen
ist, als wegen der verschiedenen Dinge,
die ihm sein vorlauter kleiner Fern
sprech-er aus dem Cabinet des Präsu
ten zugeraunt hat.
sie-Essi
f ÄY
;·- ««i33w:pskskåst
Nach dem bekannten Studentenlied
,,Knaster, den gelben« wäre Apollo der - «
Tabakgott. Andere beziehen das «
,,Apollo« auf eine Verstümmeluna des
Namens der Fabrikstadt Apolda. Die
Entstehung diese-Z StudentenliedeH
wird mindestens in das 17. Jahrhun
dert zurückgreifen Nach den Urkunden
der Handelszunst der vormals fürst
bisehdflichen salzburgiscbsen Stadt
Miihldorf wurde schon im Jahre 1678
in den kurfijrstlich baherischen Landen
von dem eingeführte-n Tobak ein Auf
schlag von 5 fl. aus den Centner erho
ben. Dieser Aufschlag wurde Apaldo
genannt. Es bestand eine Tabaksathi
commission zu München, deren Mit
glieder denTitel ,,Appaldatoken« führ
ten. Es äre nun nicht unmöglich, daß
das erwähnte Studentenlied im 17.
Jahrhundert oder friibcr in Jugen
stadt entstanden ist und gelautet hat:
Knaster, den gelben,
Hat uns Apaldo präparirt.
Die J-ena’fchen Studenten, welche
wahrscheinlich das Wort Apaldo nicht
kannten, werden daraus den Namen
der Nachbarstadt Apolda gemacht ha
ben. Erst im 18. Jahrhundert scheint
dann Apollo zum Tabatgott erhoben «
worden zu sein.
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Eine Erfindung, die vnn bedeutens
dem Werthe sowohl fiir kriegerische
als friedliche Zwecke sein kann, sind die
eigenartigen Lenchtbomben, die jetzt
Von einer anieritauifchen Firma berge
stellt werden. Sie sollen in erste
Linie dazu dienen, größere Flächen de-;
Ozeans zum Zwecke der Rettuna
Schiffbrüchiger zu beleuchten oder die
Entfernung eines feindlichen Schiffes
scstsustellen Die Bombe besteht aus
einem zylinderischen S-tahlkörpee, der
mit Calciuni-Carbid gefüllt ist« der,
sobald er in Berührung mit dem
Wasser kommt, Acetylenan erzeugt
Das eine Ende der Bombe bleibt über
dem Wasser und ins dieses Ende sind
Brenner eingefügt, die durch eine in
der Bombe enthaltene elektrische Vor
richtung angezündet werden. Das so
erzeugte Licht soll eine Lichtstärke von
two Kerzen haben und wird durch
das Wasser nicht ausgelöscht.