Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, January 25, 1901, Sonntags-Blatt, Image 11

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gesamten-Wechsel »
-"
cis-: dlolornttische Vertreter- Onkel
Seins in Staub-l nnd der Schutz.
-
Petri-dich- Löisesg eurer hellle- voluin
Ists ge—spe0sblet cost-be- — seitdem
um« card-Ieise und gest-eisiger Dipte
rnar—S-löre rote set. Staatenscelsnstn..
Jm diplomatischen Korpz der Ver.
Staaten-Regierung haben in Folge von
Resignationen, Beförderungen und
sonstigen Ernennungen in letzter Zeit
verschiedene Veränderungen stattgefun
den, von denen die Berufung des seit
herigen Gesandten John G. A. Leish
man in Bern nach Konstantinopeh an
Stelle des wegen der bekannten Dis
ferenzen zwischen Onkel Sam und dem
Großtiirlen von seinem Posten zurüc
getretenen Gesandten Ogtar S.
Strauß, augenblicklich das meiste Jn
teresse erregen diirftr. Leishman tritt,
nachdem die Missionö-Entschädigungss
frage auf Grund gegenseitiger Kon
zess onen gelöst ist, unter wesentlich an
genehmeren Verhältnissen in sein neues
Amt ein, als dies seiner Zeit sein Vor
gänger tvnnte.
John G. A. Letshman stammt aus
Allegheny, Pa» und wurde im dortigen
protestantischen Waisenhause erzogen.
Er trat sriih in das Stahlgeschäst ein
und hat als Präsident der Carnegie
Steel Company große Erfolge errun
gen. Diese lehtere Stellung behielt
er bis zum März 1897, als er von ihr
zurücktrat. Leishrnan ist sehr reich
und besiht den Ruf eines spendablen
Gastgeberk
An die Stelle Leishmans in Bern
tritt der bisherige Gesandte für Grie
chenland, Rumänien und Serbien, Ar
thur Sherburne hardy.
Arthur Sherburne Hardy ist gegen
wärtig 53 Jahre alt. Er graduirte
Sohn G. A. seist-main
an der Militär-Alademie zu West «
Point und trat in die Bandes-Armee
ein, quittirte aber, da er dem Militöri
Leben keinen Geschmack abgetpinnen
konnte, nach kurzer Zeit den Dienst. »
Krdy wurde hierauf Professor siir
athematit am Iowa College und ver
öffentlichte als solcher ein mathemati
sches Werk, welches in Fachtreisen
große Anerkennung fand. Er nahm
sann den Lehrstuhl sür Mathematik
am Dartmouth College ein, war nach- —
dem Dust-Redakteur am »Cosmopoli
tan Magazine« in New York und war I
eben in seine frühere Stellung am :
Dartmouth College zurückgekehrt, als
er von ver Bandes-Regierung als Ge
sandter nach Persien geschickt wurde.
Diese Vertrauens-Stellung vertauschte I
er später mit dem oben erwähnten Ge- ,
sandtschdstssPostem
hordy gilt als ein geschmeidiger, ge
wüster Diplornat und hat sich auch in -
r schöngeistigen Literatur einen Na
men erworben. Er hat eine Anzahl
anmuthige, gern gelesene Gedichte ge
macht und mehrere Romane geschrieben,
Anhnr Mut-le Dei-w
von denen »Nu: eine Frau« die wet
teste Verbreitung und den größten Er
fot errang
Tag Gehalt des Ver-. Staaten-Ge
sandten in der Schweiz beträ t 85000
vix-ich Der Posten als sandter
für chenland, Rumänten und Ser
bien ist mit einem Jahres-Samt von
86300 dottrt.· s -
Der vutgskischk nhkousotgeu »
set III-It sehn des Fürs-en Fee-instit il
Issscket Bursche.
Porirökks von Thronsolgern bean
spruchen Mit Recht besonderes Inte
resse; jugendliche Prinzen, die berufen
sind, dereinst das Geschick von Staaten,
ob groß, ob klein, zu leiten, wecken
die Frage, ob sich aus ihrem Aeußeren
Schlüsse aus die Entwickelung ihres
Charakters ziehen lassen.
Ueberaus anmuthig und frisch sieht
in seiner ersten Miliiär-Unisorm der
’ - -— ,
Prinz Boris von Brilgarien.
bulgarische Thronsolger, Prinz Bo
i ris, der älteste Sohn des Fürsten Fer
dinand aus, dessen Bild wir anbei
bringen.
Prinz Boriö wurde 1894 geboren
lEr entstammt der Ehe des Fürsten
.gerdinand mit der Prinzessin Maria
ouise von Parma, welche im Jahre
! 1899 starb.
l Es erregte im Jahre 1895 ziem
licheö Aussehen, als die Sobranje, die
FbulgarischeNationalversammlung, ver
langte, der Thronfolger, der, wie seine
Eltern, römisch-latholisch war, müsse
« m orthodoxen Glauben erzogen wer
en, was Fürst Ferdinano auch zu
sagte Es folgten Unterhandlungen
: mit Rom, doch war der Papst nicht zu
« bestimmen, den Uebertritt des Prinzen
zum griechisch-katholischen Ritus zu
estatten. So entschloß sich Fürst
.3erdinand ohne piipstliche Genehmi
gung dazu Der russische Kaiser über
. nahm aus die Bitte des Fürsten die
Pathenschast und entsandtc den Ge
neral Grafen Golenischtscheto- Kutus
son) als seinen Vertreter zu dem feier
lichen Alte.
Die bösen Generalstaaten
»Ou. Uilhelmtntle« und ihrem Zulsmstises
» wird eine Euttautchmm zu Theil.
Jn das Herzensidyll am holländi
schen Hofe ist in Folge der Verhandlun
gen in der zweiten Kammer der Ge
neralstaaten ein Mißton hineingeklun
gen, so daß der Verlobte der Königin,
Herzog Heinrich oon Mectlenburg
Schwerin, dessen Vertnählung mitWili
heltnina auf den 7. Februar d. J.
festgesetzt ist, vom Haag abreiste. Die
Versassun der Niederlande verlangt,
dasz das Jarlamenh die »Generalstaa
ten,« seine Zustimmung zu der Ber
bindung der jugendlichen Königin mit
dem ausländischen Herzog geben muß.
Jm Prinzip hatte zwar die Mehrzahl
der Mitglieder der oben genannten
Kammer gegen die heirath nichts ein
Zutoendem doch wirbelten die Forde
;
Herzog Heinrich von Mecklenbnrq.
tungen der Königin, Herzog Heinrich
solle alk- »Prinz-(sjemalzl« den Vor
ttitt vor ihrer Mutter, der Königin
Wittwe, haben und das Land solle
ihm eine Apanage gewähren, viel
Staub auf, und man kann wohl schon
seht als sicher annehmen, daß Herzog
heinrich, dessen Bild die meisten Zei
tungen kürzlich irrthümlicher Weise mit
stattlichem Schnurrbart ausgestattet
gebracht hatten, wenigstens vorderhand
wohl der erste Unterthan sei
ner Gemahlin, n i cht aber der E r sie
im R o n g e nach ihr werden wird. i
W
Mit der »auf-neu Liebe«.
»Ja, ich nehme Ihren Antrag an,
Herr Bergen, denn Sie fu«-d mir sym
pathisch, und ich glaube: daß ich Sie
lieb haben tann irnd wir aut harmoni
ren werden. Mir heben uns ja in den :
unten Wochen näher kennen gelernt; .
esJ hat wohl kein-O vor dein anderen J
Versteetens gespielt cder sich in schonen
Redensarten gesellei..« » .
— »Du machst mich sehr glueilcch
durch deine Einwilliaung, Anna,
glücklichen als Du in deiner·ruhigeu «
Art und Weise annehmen wirn.« i
—--« »Ruhig? Lieber Herr Bergen, j
Fritz« —- 1ierbessert sie sich -— ,,r·e·h bin s
25 Fahre, l as ist doch wohl alt sur ein «
urrrserheirathetcs, tveibliches Wesen »
von heutzutagef Ich habe also alles
Recht zum Bernihftiasein.«
Er schlinat den Arm um sie und
tüszt ihre Lippen.
—- »Kas:.in’ ietzt zu meiner Mutter-,
Fritz; sie wird sehr befriedigt kein· Hat
sie sich noch lange genug ge orgt um
die unverlobte Tochter.«
—- ,,Daß Du aber auch solch lange
Zeit zu diesem Cntschlusse aerauchtt
xlltädchen gleich Dir pfleat es doch
nicht an Freiern zu fehlen.«
— »Ja steh, das tam so, Fritz. Jch
bin init 17 Jahren lange trant gewe
sen nnd war dadurch oft auf meine
eigenen Gedanken allein angewiesen.
Und was dentt und träumt solch jun
ges Geschöpf nicht alles! Nenne es
iibersnannt, aber ich wollte tein All
taasaliiett Ich habe manchen aufrich
tiaen, guten Menschen zitrüetgetviesem
mit dcrn ieh vielleicht zufrieden hätte
leben können. War er mir auch werth,
so liebte ich ihn hoch nicht mit ver an
deren Liebe«, wie ich es nannte. Und
wenn ich mich nun verheirathet hätte
nnd es wäre neir nun ein Mann be
gegnet, der gzbäeterisch alle meine
Sinne aesangeu nenoinmen, was
dann? So ist rnir die Zeit verstei- ;
eben, und ich habe die ,,anoere Liebe« s
nicht kennen gelernt. Jeh alaube jetzt, «
fie lebt nur in den Werten der Dichter. ;
Nun aber will ich ch- Beste aus mei- i
nein Leben zu machen suchen, und das :
Besteist mir setzt, Dir ein autes Weib
zu ein.«
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t
i
Sie wurde eine sehr oergniigte
Braut, und wie sre es gelobt, ihm eine
treue Lebensqefährtin An das, wag «
sie Fritz bei der Verlobung gesagt,
dachte Anna kaum jemals wieder. Sie
war zufrieden, trotzdem es nur ein
lelltagsgliici war, wie sie solch Dasein
siijher nannte. Ganz alltäglich war
est genau go, wie sich das Leben unter
eesnnden seiitchen und in behaglichen
Vernziiaenszerhiiltnissen abspielt. Ein
hübsch:s, aaitlicheo Heim, aller-, wie es
auch die anderm besaßen, dazu dann
und wann eine Reite. Und wie bei
den meisten ihre: Bekannten, stellten
sich auch Kind-se ein, n«it ihnen Mut
ierfrenden, -:D’e::liersoraen! Unmerk
lich und doch rasch dersrrichen so 7
Jahre. Eines Vormittaas — kur-»
nachdem ihr Gatte sich in die Fabrik
begeben — bringt man ibn sei-werdet
wundet nach« Hause. Er hatte verge
bens versucht, einen Arbeiter zu retten,
der fahrlässig dern Räderaetriebe zu
nahe gekommen, und wäre dabei bei
nahe selbst des Todes gewesen. Die
Aerzte schiittelicn den Kopf. Würde
er aenesen, so bliebe er ern Krüppel,
des einen Armes beraubt und schreck
lich entstellt. Anna war um ilsn Tag
und Nacht; sie rana ihn dem Tod ab.
Als er zum ersten Mal wieder im
Sonnenschein auf der Veranda saß,
sal) er iriibselia auf den Armstumpf
herab und sagte sbittert »Warum habt
Ihr mich nicht sterben li:ssen, Antra,
Du und oie AerzteL Sie sagen ja,
Du habest durch deine Pflege mehr als
sie durch ihre Wissenschaft, das Un
niöcliche möglich gemacht. Warum
last Dn den Keikppel dem Leben er
halten?«
Da sit-langen sich zärtlich ihre Arme
um ihn, und innig, wie er es nie ge
hört, ilanaen ihre Worte: »Warum
ich mit dem Tode um Dich aestritten?
Füklst, weißt Tn es nicht? Er mußte
mir weichen, weil ich Dich liebe, liebe
mit der anderen L:ebe. Unter Schmerz
und Sorgen ward mir klar, was mir
ins Glücke unbewußt Jetzt habe ich
sie kennen gelernt, die andere Liebe.«
Tie Dämmerung Hat schon ange
«brr-chen, da saßin auf der Veranda
noch immer zwei Menschen, sich laut
los umschlunan haltend, ein uner
rveßliches Glücksziesiihl im Herzen.
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Aus dem ,-dunketsten Europa-a
Der Geograph der TübingerHoch
sehnte, Professor Dr· Kurt ts)assert, der
sich dietxrsorschung der westlichen Bal
tan - Halbinsel als Specialgebiet er
koren hat und erst vor Kurzem wieder
von einer Reise durch Montenegro zu
rückgekehrt ist, hat kürzlich in Liibiw
gen vor zahlreichem Publikum einen
Vortrag iiber seine letzten Reisen in
Oberalbanien gehalten. Als das
»dunlelste Europa« bezeichnet Profes
sor Dr. Hassert dieses wilde, vom
Schleier des Geheimnifzvollen um
hüllte Land, das in seinem Jnnern
theilweise noch unbekannter ist, als
das Innere Afrittg und in dem Men
schen und Natur sich vereinigen um
das Reisen auf das Aeußerste zu er
schweren. Trotzdem hat der Forscher-,
der von Stutari aus eine Anzahl
Wanderungen in’"s Innere, insbeson
dere auch in die tvildromantischen,
von einer räuberischenBevöllerung be
wohnten obertlbanischen Alpen unter
I nahm, eine reiche wissenschaftliche
J Ausbeute mitgebracht
; Den Kulturstand der Einwohner
schildert Pros. Hassert als einen un
glaublich niedri en, was hauptsächlich
« darauf zurückzusiihren ist« da ßdie Al
btnesen geradezu eisersiichtia um ihre
Whaelchlossenbeit von der Außentvelt
—
besorgt sind. Bei seinen eographi- «
schen Ausnahmen begegnete gProfHaf -
ert den größten Schwierigkeiten, weil
man in ihm einen Straßenbau-Jnge
nieur witterte; wiederholt wurde der
Versuch gemacht, ihm seine Auszeich
nungen zu rauben und zu zerstören.
Die furchtbarste Geißel des Lande-Hi
sei der tiefeinaewurzeltc Gebrauch der
Blutrache, gegen die sich tlle Einflüsse
auch die der Religion, als machtlos
erweisen. Mitunter werden durch sie
ganze Geschlechter ausgerotteL Ein
Menschenleben gilt so wenig, daß jähr
licb 25 bis 75 Procent aller Todes
fälle auf die Blutrache zurückzuführen
sind. Wegen der Blutrache sind in
den oberalbtnischen Bergen alle Häu
ser aus Steinen erbaut und statt mit
Fenstern mit Schießschartcn Verschen.
Niemand wagt M unbewasfnet in's
Freie, und wenn man den Albanesen
auch nur in den seltensten Fällen mit
einem Hemde bekleidet antrifft, ohne
Gewehr trifft man ihn nie.
Bemerkenswerth ist die Thatsache,
da in den weni en Stadien Ober
al aniens, wie z. . in Prizren, die
Mohamedanisirung immer weiter
sortschreitet, während ursprünglich-sich
alle Einwohner zum Christenthum be
« kunnten, allerdings einem eigentrtigen
Christenthum, das nur in allerlei
Aeußerlichteiten zumAUsdruck kommt,
im Uebrigen aber dem lrassesten Aber
alauben huldiat. Im Ganzen 8
Wanderungen hat Professor Hassert
in’s Innere des Landes unternom
men: dt er aber bei der achten ein be
denkliches Renlontre mit einer Räu
berbande hatte, verweigerte der Wali
der Provinz die Erlaubniß zu weite
ren Reisen in’s Innere, da er die
Verantwortung nicht mehr überneh
men zu können glaubte.
Ergebnisse der Volks-Mittag in
Deutschland.
Die größten Mittelstädte Deutsch
lanW sind, sojveit das Ergebniß der
Volkszählung schon bekannt ist, fol
grade:
Karlsruhe
Schönberg ..
Mit-vors
Acsngnkq .....
Majas .
Liibetk
Nörtik .....
Will-Ihnen .
.. Ist-Jens
gar-n
Blaue-I I. V Ihm-(
Dannstadt .. NUM
kudwiqähsfm .. ...... WANT
Freiher i. V. ....... . . liLsslkJ
München : Graf-Doch .. ’·«« sp«
Lieqnin ...........
Ost.nbkiick .......
cssskstbn-«) ..... .
wart-um .......
klieqenitbucq . .....
Vi.-Uhei111 .....
Ulm .........
Veombetq .. . .
Oeivelberg .. .....
Vesilbkunn
Jnfiekbnrq
Eis-nach
Häutuqu
Brot-um
Weimar .
thmbukg ........... .
Manchem ............ ".«-’-,477
Ward-.er ...... . ........... BUM
Quer-linkssku . . . IS'-Ums
Hin-kam ........... DREI-'
Neu-künst» ..
Jena ...... .
Meißen .
(«·clle ........... ist«-VII
IIUWI
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lti,.4-l·s
lssotsviuqen
Inn-visit .......
Rraihtmtlml ......
Baden : Baden ..
Ziibiccsm .....
Viebrich ......
--—-..——
EinwohnekzabU
M 000
nahme.
Zu IMMO
III-Ast
80 600
Der Knabe-innerlich
Von Italien aus wird wieder ein
mal die Aufmerksamkeit auf jenen
nschtswiirdigen Knabenhandek gelenkt,
der seit Jahren zwischen Italien, oer
Schweiz und Frankreich im Gange ist.
Der Selavenjäger, gewöhnlich ein im
Ausland gewesener, mit etwas Cardi
tal in sein Heimathsdorf zurückkehren
derJtalienei, iiberredet darbendeLente,
die Söhne im Alter von 9 bis 18 Jah
ren haben, ihm diese für ganz geringe
Summen zu überlassen. Er versichert
den Eltern, daß er im Stande sei, ih
ret. Kindern gut bezahlte Beschäfti
gung zu verschaffen, so daß sie in kur
zer Zeit ihre Angehörigen mit ihrem
Erwerb unterstützen könnten. So er
lxiilt der Sclavenhändler die nothwen
digen Pa iere und erlangt ohne
Schwierig eit von der Polizeibehörde
Auslandspiisse fiir sieh und seineOpfer.
Sein Ziel ist eine große Fabrikstadt
in Frankreich oder in der-Schweiz Feier
verliert er keine Peit, aus seiner le n
den Waare den .,k»aufprei5 hundertsach
wieder herauszuschlagen. Die älteren,
kräftigeren Bürsehehen bringt er inFa
bri en unter und die ,,Schwäichlinge"
richtet er dazu ab, in den Straßen zu
betteln. Am Ende der Woche streicht er
den Lohn der jugendlichen Fabrithand
lanqer ein. Während er diese mit der
nothdiirftigsten Nahrung undKleidung
versieht, verlangt er von den anderen
Kleinen, daß sie sieh alles, wagz sie zu
ihrer armseliaen Existenz benöthigen,
ern mildl)erziaen.Le1eten schenken las
sen, ihm aber täalieh den klingenden
Erlös ihres Bettelns abliefern. Jst der
Betrag an Kupfermünzen nur sehr ge
ring, so erhalten die armen, hungern
den Geschöpfe obendrein noch« Prügel.
Wiegut die »Einnahmen« eines solchen
Speeulanten meistentheils sind, eweist
der all eines Italieners-, der ein Ca
pita von 825,000 verdient hat. Ein
anderer Sclavenjäger trieb diseSache so
toll, daß ihm die Pariser Polizei
schließlich das Handwerk legte. Jn ei
ner engen Gasse des verrufensten Vier
tels wohnend, ließ er nicht weniger als
zwölf Knaben, die täglich zehn Stun
den in einer Glasfabrik arbeiteten, in
einem mit wei harten Matratzen aus
geftatteten fensterlosen Raum die Nacht
zubrin en. Als Polizeibeamte die miß
bundek en, in Schmutz ver-kommenden
kleinen Burschen entdeckten, befanden
ich drei von ihnen schon in so vorge
chrittenem Stadium derSchwindsucht,
aß sie wenige Tage später im Hofpis
teil starben.
III-.
Tigenartigesgunsttrxtrf
Isuqubeunum tu stimmt, Me
paupmase eine Rasmvsqtekstssh
Der Stadt Stuttgart ist kürzlich
vorn dortigen Verein zur Förderung
der Kunst ein ganz eigenartiges Kunst- l
wert zum Geschenk gemacht worden, l
ein Monumentalbrunnen, der aber zum
Unterschiede von so vielen anderen kei
xfz -
«- -x. Monumentalbrunuen.
netlei allegorische Eber mythologische »
Figuren zeigt.
Dieser neue Brunnen ist ganz in
den Formen der Renaissance gehalten,
das Mittelstiick bildet eine mächtige ge- ;
i wundene Säule, auf deren Plattform
sein-Nachtwächter steht! Die in Le
ibensgröße ausgeführte Figur ist so
F realistisch wie nur denkbar aufgefaßt.
FUm den dicken Wintermantel ist eine
Art Gürtel geschlungen, aus dem die
derben Fausthandschuhe hervorlugem
; an der Seite hängt das Horn, auf dem
et die Stunden tutete, in der Linken I
hält er die Hellebarde, den echten alten «
Wächterspietz, und in der Rechten die
» Laterne. Jhm zur Seite schreitet der
Wächterhund, eine Spielart von Spid
und Schnauzer, der mit seinem zot- ;
tigen Fell und seinem vertnisfenen «
Ausdruck von äußerst drolliger Wit- ;
kung ist.
Die Figur, deren Schöpfer der Bild
hauer Fremd ist, ist in Bronze als
Hohlgalvano ausgeführt und zur Er
höhung ihrer alterthümlichen Wir
kung mit einer künstlichen Patina ver- J
sehen
Kornstein ist nach einem Entwurfe des
Professor-B Halmhuber hergestellt, auf
Der Unterbau aus Würzburgeri
der einen Seite mit Sitzbänten Ver- E
sehen, während aus der entgegengesetz
en Seite sich das Becken befindet. An
den übrigen Seiten sind die in Stein
gehauenen Wappen Württembergs und J
der Stadt Stuttgart angebracht
. Der neue Brunnen ist auf dem
Leonhardtsplaxze an der alten gothi
schen Leonhardtskirche im Altstadtvier
» tel aufgestellt worden und bildet dort
i eine stimmungsvolle plastische Zierde.
Er paßt ganz vortrefflich in diese Um
gebung von hochgiebeligen Häusern, «
mit alten prächtigen Ertern, die schon j
auf die Hauptstätterstraße hinunter- -
blickten, als wirklich noch die Wächter
mit Schwert und Spieß ihre Runde
machten.
Schmanknnoth.
Immerhin- geiiederte Bewohner der pudel- ;
ieen und der Sprec
Laut einem Kabelgramm war die
ser Tage in Berlin plötzlich eine so
grimmige Kälte eingetreten, daß auf
der Spree 13 Schwäne erfroren
«Enten« mag mancher Leser gedacht .
l W I i
Befreiung angeircrener Schwänr. s
haben, der weiß, daß man Schwäne ge
meiniglich nur in geschlossenen Paris
antrifft. Jedem Besuch-er der schönen
Havelseen bei Potcidnm sind jedoch die
großen Schaaren dieser stolzen Wasser
vögel ausgesallen. Sie bauen sich im
Schilfe dieser Seen ihre Nester und
haben sich auch in die Sprec, die bei
Spandau in die Haoel mündet, hin
eingezogen. Selbst der Lärm von z
»Spreeathen« hat sie nicht abgeschreckt-s i
Sie sind innerhalb dieser Millionen
stadt gern gesehene Gäste, die von den
belebtesten Brücken herab gefüttert wer
den und auf den Gewässern der Ober
spree ebenso sicher nisten wie auf den
Havelstem
Diese Schwäne sind königliches
Eigenthum. Sie werden alljährlich
eingesungen und gernpft, und ihre
Daunen finden in der königlichen Bett
kaminer Verwendung. Dafür genießen
sie königlichen Schutz und königliche
Pflege— · · «
Jn der eisfreien Jahreszeit haben
die Schwäne nur wenig Feinde zu
fürchten. So verlockend ein Schwa
nenbraten, der im Mittelalter bekannt
lich bei keinem Prunkmahl fehlte, auch
ein mag, so selten ist es doch, daß ein
« Äwan gestohlen wird. So haben die
—, » .. . -.. Ä. l ' .
Alten nur ihre unge Brut gegen Min
der aus dem T ierreich zu schäthenJoon
denen die Wo erratten wohl am mei
sten Berhrerung unter den ganz jun
gen Schwänen anrichten. Aber im
Winter würde es ihnen doch manchmal
schlimm ergehen, wenn ihnen die Men
schen nicht zu Hilfe kämen.
Zur besonderen Aussicht und
Pflege der Thiere ist ein Oberpiqueur
und ein Schwanenmeister bestellt.
Außerdem sind die heimischen Fischer
verpflichtet, sich der Thiere nach Mög
lichkeit anzunehmen. Sobald die Ha
vel sich mit Eis bedeckt, haben die
Fischer die Schwäne einzufangen und
nach Potsdam zu bringen. Hier ist
eine Bucht mit sehr starrer Strömung,
die fast niemals ganz zusriert. sNach
nnd nach sammeln sich dort viele Hun
dert Schwäne an, die täglich vom
Schwanenmeister und seinen Leuten
reichlich gefüttert werden.
Jn einem Winter in den 90er Jah
ren war während der bittersten Kälte
diese Bucht derartig vom Eise einge
engt, daß sie die Men e der Schwäne
kaum zu fassen vermo ie und mehrere
Futterstellen ausgehauen werden muß
ten, zu denen die Vögel in gravitä;
ti chem Auszuge über das Eis nigr
s irten. Die Unvorsichgigen aber, die
sich Abends Uk dkm Jst zur Ruhe
niedergelegt strikten fanden stch nicht
selten am nächsten Mbrgen fest efroren
und mußten erst mit dem Me er aus
ihrer hilflosen Lage befreit werden. So
sind trotz aller Sorgfalt in jenem Win
ter eine Anzahl von Schwänen zu
Grunde gegangen und der biedere
Schwanenmeister, dem jeder einzelne
Vogel an’s Herz gewachsen war, schrieb
mit Trauer in sein Jahrbuch: »Stren
ger Winter, große Schwanennoth!«
Berliner Krisrngrrüchh
Der stüktrltt des preußischen siuauzministers
in Aussicht gestellt
Die wiederholt ausgetretenen Ge
rüchte, der preußische Finanzminister
und Unze-Präsident des Staatsmini
steriums, Dr. Johannes v. Miquel,
werde von seinem Posten zurücktreten,
scheinen in der letzten Zeit bestimm
tere Gestalt anzunehmen, denn es ist
Dr. Johannes v. Miquei.
kaum zu leugnen, daß zwischen ihm
und dem Reichskanzler Grafen v. Bü
low thatsächlich ernstliche Meinungs
verschiedenheiten in Fragen der inneren
Politik existiren.
Johannes Miquel wurde 1829 zu
Neuenhaus im damaligen Königreiche
Hannover geboren. Er studirte Ju
risprudenz und ließ sich als Anwalt
in Göttingen nieder. Jn 1864. wurde
er in die Hannöverische Zweite Kam
mer gewählt. Schon damals ent
wickelte Miquel eine hervorragende
Sachkenntniß, namentlich in sinanziel
len Fragen. Jm Jahre 1865 wurde
er zum Bürgermeister von Osnabriick
gewählt, in 1867 kam er in das preu
ßische Abgeordnetenhaus und in den
Reichstag.
Jn 1876 zum Oberbürgermeister
von Osnabriick wiedererwählt, wurde
er von der juristischen Fakultät der
Berliner Universität wegen seiner Ber
dienste um das Zustandekommen der
deutschen Justizgesetze zum Ehrendot
tor ernannt. Jsrn Jahre 1879 zum
Oberbürgermeister von Frankfurt a.
M. berufen, wirkte Miqnel namentlich
fiir Verbesserung der Wohnungsver
hältnisse der ärmeren Klassen. Jn
1882 erfolgte der Eintritt Miquels in
das prenszische Herrenhaus, 1884 seine
Berufung in den Staatsrath, am 24.
Juni 1890 wurde er zum Finanzmini
ster ernannt, als welcher er die bereits
im Januar desselben Jahres in der
Eröffnungsrede des preußischen Land
tages in Aussicht gestellte Steuerreform
durchführte.
Jn 1897 wurde Miquel BizesPrii
sident des Staatsministeriums-, anläsz
lich der Feier seines 70. Geburtstages
1899 erhielt er den Schwarzen Adler
orden und damit den Erbadei. Die
Erwartung Vieler, dasz v. Miquel der
Nachfolger Hohenlohes werden werde,
hat sich freilich nicht erfüllt.
Eine Staatsloge der »Ah-i
lanischenMonarchen« ist zitSiouÆity,
Ja» gegründet worden. Dies ist die
erste gegenseitige Versicherungsgeser
Ichafh die ausschließlich für Farbige
III Leben gerufen worden ist.