Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, January 04, 1901, Sonntags-Blatt, Image 9

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    j Mieter ver ders«
Novellette von Alexander Engel.
Ell war eine Vernunitelir. Man
tennt das. Das sind Eben, tei denen
immer nur der Eine die »gute Partie«
macht.
Sie hatten sich im handumdrehen
verlodt. Man wurde einander vor e
«ttellt man sprach ziemlich herzlich u r
die Eiern ratur des Tages und man
tauschte in qemiitdvoller Weise seine
An echten lider den Werth irdischer
Gitter aus.
Und darauf oerlobte man sich. So
feierlich als möglich. Die Eltern er
wiesen s· alt tiichtige Ilegilseure und
sorgten ··r etwas Stimmung und
Coulissen-Romantil.
Die Braut weigerte sich, in einem
seltsamen Ansalle schlecht ausgebuchtet
Brüdern dem Bräutigam den Verlo
ngstuß zu geben· Sie meinte, man
kenne einander erst so kurze Zeit. Papa
machte sie aufmerksam, dasi derlei ohne
Riietsicht auf irgend welche Nebenum
gtendh bei Verlobunaen so üblich lei.
r kleine Zwischeniall wurde von
den Wenigsten bemerkt, da man gerade
über eine interessante Börlentransab
tion die hin- und herfchwantenden
Meinungen aussprach
Alle Verwandten und Bclnnnten
Ziemmten darin iiberein, daß das
iidchen an dem liebenswürdigen,
gut besoldeten Banlbeamten eine
.,glänzende« Partie mache.
Und wie ut die Leutchen doch zu
sammen paßatem Er wird ihre Tot
letten, Juwelen und andere Rechnun
äån —— sogar mit den üblichen tausend
onnen —- bezablen können, kenn
ihre Mitgift erlaubt ihm das. Sie
wird einen schönen, geräus vollen
Haushalt mit so und so viel «- ienst- «
rniidchen führen, sein Gehalt gestattet
ihr das. Und sie freut sich unbändig
aus den drolligen, großen Haushalt,
an dessen Spitze sie stehen wird —— es
geht doch nichts itber das echt-, häus
liche Glück.
Man steht, das Paar ergänzte sich
in der realistischen Auffassung der
E Sie waren wahlvertoandte Na
turen, venn jedes wählte nach seiner
Neiaung — zum Wohlleben.
Eine glückliche Ehe schien bei sol
cher Basis gatantirt zu sein.
Wer iiimmert sich denn um die vor
urtheilsvolle wahre Liebe? Die mag
sich ihr bischen Gunst bei armen Leu
ten erbrinan Für die Reichen ist es
ein Luxus, aus den sie gerne verzich
iet.
Und die Ehe schien auch ganz glück
iich Zu sein. Für die Fernstehenden
bot te ein freundliches-, idnllischesBild.
Und auch das Paar strengte sich zu
äußerlicher Zufriedenheit an. Sie ver
schonten »sich damit. einander ihre See
len zu zeigen.
Sie hate Launen und das verdroß
Fa. Sie sah niemals ein. wenn sie
nrecht hatte. Jm Gegentheil, is sol
chen Fällen verzieh immer sie ihm.
Irr-Laufe der Zeit hatte sie ihm
ihre JnlonseauenY ihre Anlage zur
Klatschsucht und ahnliche ileine Cha
raktereigentlyiimlichteiten ihres Wesens
verziehen.
Es wäre ja soisst sehr leicht möglich
gewesen, daß die Ehe auch ohne Liebe
eine gewisse glückliche Physiognomie
gezeigt hätte. Denn es ging ihnen aut,
sie brauchten sich nichts abzusparen und
jtzcizersliichtiehen Naturen genügt ja
s — —- ...."..
Der Gatte war bei alledem ein rück
sichtsvoller Mensch. Er heuchelte Froh
sinn, lobte sie bei unvassenden Gele
genheiten und war mit allem einver
standen.
Er überraschte sie mit Geschenken
und Aufmerksamkeitem die so unbe
deutend waren, daß sie beinahe Liebe
hätten verrathen können.
Er las ihr jeden Wunsch von den
Augen ab. Und er war so froh, daß
er von ihren lachenden Auan eine
reichhalirge Bibliothei von Wünschen
ablesen lonute.
Wenn sie gewußt hätte, wie schwer
ihm ott diese Heuchelei lam, sie wäre
ihm aus Dantbarleit um den hals ge
sallen.
Manchmal spielte er den tollen
übermitthigen Haut-warst Er glaubte
das der jungen Ehe schuldig zu sein.
Man hört ja, daß die Pärchen am
Anfang ihres Glücks so närrisch und
ausgelassen sind.
Jn solchen Momenten, wo seine
Laune Ich in Uelsertkeibnnqen gefiel,
trug er see buchstäblich aus Händen
Armee Spaßinachetl
Und er scherzte und vlaudeete sich in
die Komödie lustig hinein, während er
doch am liebsten stumm geblieben
wäre. ·
Doch wenn er Paniornitne gespielt
hätte wäre sie ihm leicht aus seine walz
eexi Mühle gekommen. Und damit ;
noste er sie verschonen! —- —
Jitngst iiu erte sie die Sehnsn i,
einen Mal enball zu besuchen. r
nzar sest müde, verban es aber und
sichrte ie bin.
Sie amäsitte sich· Es war eine
dralllige Situation. unter dem Schuhe
des Gatten edeni zuzulachen und mit
dem Erstbe en zu loleiiren.
- Plötzlich sah sie sich allein im Ge
tümmel. Sie hatte ihn verloren. Er
war ihr unversehens entschlüpft und
hatte sich in eine Nische gestohlen. Er
konnte nicht länger gegen seine Müdig
leit antämpsen.
Er setzte sich aus einen Stuhl und
ver uchte sich »in zerstreuen, indem et
in as bunt-, Gcmoae schaute. Doch
von-Zeit zu Zeit fielen ihm die Augen
zu. wein Kovs wurde immer schweren
Hier und da blinzelte er noch NEMan
senaewiihl Er peobitte zu denien. Er
dachte an seine Ehe, wie ihm seine
heilage Ce- ,,aneiges· aml herolck«.
—
J. P. Wiudolph, Herausgehen
Grund Island, Nebr» den 4. Jan. 1900.
Jahrgang 21
-——«——...—
No. 18
Frau das Zusammenan verleide —
Er widerholte die Worte fast schon
im Halbschlafe und fuhr fort in sei
nem ziemlich lauten Denkens
· —— Ein — Komö — diant bin —
tn — ein —- ganz — er — börmlicher
— Komödiant
Da war er auch schon eingeschlafen
— — —- Aller Kampf war vergeblich.
Und er schlief ruhig. Nur um fein
Mtzndivinkel zuckte es zeitweilig und
sein Gesicht verfinsterte sich — — —
Endlich halte sie ihn in ienem stillen
Winkel gefunden.
Sie erschrack, als sie ihm in sein
Antlitz blickte.
Ein narimm, ein wilder Haß
priiate ich aus auf den Zügen des
Schläfers.
Es war ihr, als ob dies Antlitz sie
höhnte, als ob es die Geleaenheit ge
suht hätte, ihr einmal die Wahrheit
zuåagem
ie starrte unverwandt hin, um die
aanze Geschichte seiner Seele von sei-—
nen Zügen herabzulesen. «
Und nun erinnert spesich an das
und jenes —- — —- blitzartig fl en
bunte Geschehnisse vorüber -— —- ein
Benehmen damals. der seltsame Blick,
bei dem sia ihn erst vorgestern ertappt
Und immer fester und fester bohrte
sich ihr Auge in das Antlitz des Schla
fenden und begann zu beben vor s einem
plötzlichen Erwachen.
Hier am Maskenhalle also hatte er
ior zum ersten Male die Wahrheit kre
sagt. Hier hatte sie ihn erkannt, hier ;
hatte er sich demaslirt, ohne seinen T
Willen.
Und es übertam sie ein Grauen. orsr
dem Schläfer
,,«i’fris; —« —- -——-— —«. rief sie mit
stockendem Athern. »Füh« —- —-- wo
bei es ihr vorlam. als oo sie nicht
mehr das Recht hätte, ihn bei seinem
Vornamen zu nennen.
Und sie tippte ihn leicht aus die
Schulter.
Der Gatle erwachte und s·e er
kannte sofort an feinem ferundlichs
süßen Lächeln, daß er die Larve wie
der vorgenommen hatte.
Jus Cose Großeuwahn
Stizze aus der Berliner Boheme Von
Ltto Fischer-.
Es ift eigentich schon recht lange
r.
Die Glanzepoche des »Cafe Grä
ßenwahn« fiel mit der Blüthezeit des ;
Berliner Naturaltsmus zusammen. j
Irgend ein Wihbold hat es so getauft, l
aber der Name wurde vergessen, fo- »
bald »die Bedeutung dieses Cafe für s
die deutsche Literatur erlosch«. J
Das «Cafe Größenwahn« hat ja (
l
noch immer seine literarischenStamms
gäste. Aber um den alten braunen
Stammtisch breitet sich nicht mehr der
Glanz von ehedem. Ein kleiner
schwarzhaariger Ballettänzct, der ein
vortrefflicher Statspieler ift, weiß da
von zu erzählen. Wenn ein neuer
Zahltellner engagirt wird, oder sich
zufällig ein Fremder an den geheilig
ten Stammtisch setzt, dann weihte er
sie ein in die Geschichte des braunen
Tisches, an dem er schon länger als
zehn Jahre täglich ein Glas Melange
trinkt. »Wir hielten fest zusammen,«
erzählt er, »wir glaubten felsenfest an
den Sieg des Raturalismiis. Alle
fremden Literaten, denen es wirklich
ernst war um die Literatur, kamen zu
erst zu uns, wenn sie nach Berlin ta
men. An unserem Stammtisch waren
zu sehen: Einige Male in der Woche
Dr. Brahm —, der damals noch nicht
Direktor des Deutschen Theaters war
-—, Felix Hollander, Emanuel Rei
cher, Felix Dörmann, Georg Hirsch
f feld und einmal, einmal — allerdings
I und leider nur einmal —- Gerhart
hauptmann. Aber der war damals
noch nicht so berühmt wie «etzt. Aber
ich wußte, daß er berit mt werden
würde, ich glaubte an seinen Sieg. —
Ja. biegt Tisch- der hat seine Ge
schichte! ildenbruch, der iam ja auch
öfters her, aber der saß immer dort
drüben. an dem iteinen Marmortisch,
—- nikht bei uns, am Stammtisch!«-—
Das erzählt der kleine Ballettänzer
aus der großen Vergangenheit des
Tisch-s. Und der Zuhöter erschauert
in Ehrfurcht und läßt sich mehr erzäh
len. und er überträgt einen Theil der
Ehrfurcht auf den gewandten Chro
niaueur.
Die eigentliche Stammtischgesell
schaft war »allerdingö« etwas profa
net zusammengesetzt, als der Ballet
tänzer zu berichten weiß. Vor Allem
war er täglich da, neben ihm saß ein
Kaufmann, der nach der Börse »in
Literatur machte«, im Uebrigen war
die Gesellschaft eine wilde, zufällige:
Journalisten, die Anhänger der neuen
Richtuna waren, Literaten auBOester
reich, prosessionelle Schachspieler, Zu
kunftsvetlegek, unentdeckte Schau
spielergenieö und Etsch Schmidt be
aeisterte Literaturftudenten. Das
Leiboraan aller war die »Freie
Bühne«. Jeder Beitrag wurde gren
zenloö bewundert, und wer ein paar
Zeilen in dem Blatte hatte, wurde hei
liq gesprochen, für immer Das Prin- 4
zip war: Gesinnung ist mehr werth,
als Können. Und von dessen ehrlicher .
naturalistischer Gesinnun man nicht
überzeugt war, dessen Zeit-Wen
verdammt. Die hauptsache war eben
der Glaube an die Berufung und ein
zige Berechtigung der StammtischH
weltmärnfchauung »Nur abwarten, der
Mann wird sich schon entwickeln. Die
Ansätze sind da und fleißig ist er
auch.«
Mit der Zeit kamen die »Gröszen« «·
immer seltener in das »C-afe Größen
tvabn«. Viele bekleideten schon wohl
beftallte Stellungen in modernen Lite
ratur - Unternehmungen, andere hat
ten durch ihre Werte und mit Hilfe
befreundeter Journalisten Carriere ge
macht· Sie brauchten nicht mehr die
10 oder 12töpsige Bewunderung des
Stammtisches im »Case Größen
wahn«. Sie fingen an mit ganz
Deutschland zu rechnen. Und im ,,Cafe «
Größentvahn« wurde es immer einsa
mer. Mehr und mehr wurde es aus
schließlich das Cafe der Schachspieler,
der Rennleute und am Abend derAuf
enthalt der reichen »Philister« aus
Berlin W» die ihre Frauen und Töckk
ter mitbringen und bessere belegte
Brödchen essen.
Einer der letzten großen Tage des
..(!afe Größentvahn« schloß sich an die
erfolgreiche Premiere eines jungen
Schriftstellers. Man hatte immer so
viel von ihm gehalten, an demStamm
tifch. Er ist blond, hat etwas getö
thete Augen, er raucht nicht, er nippt
nur aus dem Bierglase, er spricht nur
selten, er war Kaufmann und sesitzt
eine auf dem Gipfel der Vollkommen
heit angelangte Temperamentlosigteit:
Also ein Mann, wie geschaffen fiir
den Naturalismus. Er hat teine
Phantasie, —- folglich wird er ruhig
beobachten können. Er hat nichts ge
lernt ——- demnach wird sein Stil nicht
verbildet, sondern ,,natiirlich« sein.
Folglich, demnach —- — man hatte
am Stammtifch wieder einmal nicht
aeirrt — derErfolg der Premiere war
ein durchschlagender.
Nun saßen sie am Nachmittag Alle
beisammen und warteten auf den
Dichter. Es war schon vier Uhr und
der Dichter war noch nicht da. Der
Ballettänzrr wurde nervös. »Wenn
er doch nicht kommen sollte? Wenn
ihn der Erfolg so angegriffen haben
sollte, daß er nicht in der Verfassung
sein wird, in’s Cafe zu komm n?« sp
Und der Ballettänzer mußte arten,
cr mußte den »Neiten« kommen sehen
und ihm zuerst die Hand drücken! An
dererseits dachte er daran, daß seine
Statpartner warteten und ungehalten
wurden, —- — welch’ ein Dilemina
fiir den Ballettiinzeri Aber schließlich
entschtoß er sich fiir die Literatur zu
Unaunften bis Statfpiels und er
hat-M aus-.
Der Vater des Dichters-, ein Fabri
lant, saß bereitH da. Aber er triuszte
nicht« wann der Sohn kommen werde.
Schließlich gqu er sogar, nachdem er
alle Gratulationen empfangen hatte,
ohne sagen zu können, ob man den
Dichter mit Sicherheit erwarten dürfe.
Nachdem der Vater fort war, hatte
man etwas freiere Hand in der Beur
theilung des ausgeführten Werkes.
Der Ballettiinzer bewunderte wie im
mer arenzenlos. Die Wirklichkeit der
Borqänge verblüsste ihn. Es war
Alles so schön zu verstehen, sür jeden.
Der Börsianer schloß sich dem Urtheil
an. »Das ist ein Dichter,« rief er,
.der läßt die Menschen auf der Bühne
so reden. wie wir reden. Der Mann
hat eine große Zukunst!« Andere hat
ten Manches an dem Werke auszu
sedem Die Technik sei eine mangel
hase. unbeholfene, der Name des Stü
ckes passe nicht recht zu dem Inhalt.
Der Schluß sei weichlich, sentimental.
Der zweite Akt sei zur Hälfte Füllsel,
schlecht angebrachte, völlig deplazirte
Detailmalerei.
Ein junger Mensch, der bis jetzt ge
schwiegen hatte, fing an heftig zu ge
siiluliren und überschrie nun den gan
zen Tisch: »Ich begreife nicht, meine
Herren, wie Sie sich so tiber das Stück
dieses Anfängers ausregen können· Es
ist drch gar nichts d’ran.« .,Oho!«
rief man dazwischen. »Ich werde be
weisen, das; nichts d’ran is,« rief der
junge Mann mit höhnischem Jucken
um den Mitndwinkeln. »Was sie als
Wirllichleit in dem Stücke bezeichnen,
ist FlachheiL Solche nichtiae Vor
aiinae dramatisirt eine höher veran
laate Intelligenz niemals! Was sie
als Wabreit in der Führuna des Dia
loas und im Ausdruck bezeichnen, ist
nur das llnvermöaen, Menschen mit.
Gedanken sprechen zu lassen. So wie
in dem Stücke geredet wird, reden nur
Hohltöpfe Trottel, Jdioten. Jtn übri
qen keftreite ich sogar die Wahrheit
der handlung. Sie ist eine Lüge,
welcher der Verfasser nur den Schein
der Wahrheit zu geben vermochte, in
dem er die Menschen berlinisch reden;
läßt und sie in unsere geschniacktosen «
Alliagstleider steckt. Kurznnn ich be
baut-te, daß der »Verfasser« ein —«
»Mit« rief der Ballettänzer, »der
Dichter kommt!« Und er kam. Mit
sanftem Lächeln um die gerötheten
Augen« Und alle gratizliren ihm aus
vollem Herzen.
Respekt vor ihm, denn er hat den
Erfolg!
Entstehung der hänsereherpnsth
Die Gänfeleberpasteten bilden be
kenntlich einen fiir Straßburg sehr
wichtigen HandelsartileL Ihre Ge
schichte ist nicht viel über 100 Jahre
ali. Bis ins letzte Viertel des 18.
Jahrhunderts stopften die Straßbur
aer Hausfrauen die Gänse nur zu dem
Zweck, um mehr Fett von ihnen zu er
alten, denn das Gänsefett kam billi
ger zu stehen als die Butter. Die bis
dahin als Nebensache angesehene Le
ber ward erst durch den Koch des Mar
schalls v. Contades, welch« Letzterer seit
1763 Gouverneur des Elsaß war. ih
rer höheren Bestimmung zugeführt.
Der Marschall traute der Kochlunst
der Elsässer wenig zu und hatte des
halb seinen, angeblich aus Sachsen
« stammenden Koch, Namens Kloie, mit
. nach Straßburg genommen. Dieser,
ein Künstler in seinem Beruf. erkannte
I bald, daß sich aus den schönen Gänsele
, been, die er in Straßburg fand, »et
was« machen lassen könne. Schon nach
, einigen Versuchen kam er denn auch
dahinter, daß sich mit Hülfe der Teils
I feln von Perigord eine treffliche Pa
stete daraus herstellen ließe. e»i! der
That fand eine solche Pastete so sehr
den Beifall des Marschalls und seiner
Gäste, daß Ersterer seinem Koch be-·
fahl, das Geheimniß der Zubereitung
streng sür sich zu behalten. Jn Folge
dessen tanien die Clvfeschen Gäiiseles
bernasteten nicht weiter als aus dieTa
sel des Gouverneiirs. Doch als dieser
I im Jahre 1788 Straßburg wieder
r-erließ, blieb sein Koch dort zuriiel
und fing nun an, Pasteten zum Ver
laus zu« bereiten. Er verheirathete
sich mit der Wittwe eines französischen
Kuchenbiickers und richtete in der
Straße Mesange einen bescheidenen
Laden ein.
Von hier aus begannen dann die
Ganseleberpasteten ihren Triunsiphzuq
durch die Welt. Seitdem erst ward in
Straßburg dass Gänseftopsen ein
sormliches Gewerbe Durch das Gan
I scstopsen erhält rie Frau eines Arbei
i
s
l
ters, der im Winter unbeschästigt ist,
. ihre Familie Andere Frauen, die
- ein kleines Capital besitzen, betreiben
dieses Gewerbe im Großen: sie hab-en
bisweilen 500 bis 2000 Gänse in der
Mast. Diese werfen einen schönen
Gewinn ab. Welche Arbeit nnd Muer
gehört aber csuch dekzut Die Gänse
stopserin lschläft niemals fest; sie muß
eine Zeit ang zwei- bis dreimal in der
Nacht aufstehen nnd in ihren Ställen
die Runde machen, denn in der letzten
J Periode der illiäftuna sind die Gänse
» Schlagsliissen ausgesetzt; daher nimmt
sie auf ihrem Ruudgana ein fcharfes
Messer mit, um der ersten besten Gans,
welche Miene macht, zu wanlen, den
Hals durchzuschneidcn. Jede Gans-,
die außer der Regel und Zeit, d. h.
durch einen Unlel stirbt,verursacht ih
rem Eigenthümer einen Verlust oon
PLOO bis sl.5i), ohne die verlorene
Zeit und Arbeit zu rechnen. Man
bricht von allen möglichen Quälereien.
ber nach maßgebender Versicherung
ist das abgeschmackt Eine mißhandelte
oder blos schlecht ver-pflegte Gans ge
deiht nicht, der geringste Druck wah
rend des Stopfens iviirde eine Ge
schwulst an der Leber erzeugen, und
dann -— gute Nacht. Pastetc!
«--——-.
Chinestfche Dienstbotem
»Es war in Peking,« so erzählt ein
Oxsiziey der jüngst aus China heim
ie rte, turze Zeit, ehe die verderblichen
Unruhen ausbrechen, in einer der dor
tigen Gesandtschasten. Zur Feier aus
wärtiger Gäste fand bei dcm Gesand
ten ein Diner statt, und es kam das
Gespräch aus die chinesischen Dienst
boten. Ihre Excellen,z, die Hausfrau. .
lobte dieselben sehr, als äusserst flei- s
MA, anspruchslos und intelligent.
»Alle meine Leute, auszer dem Kutscher
und Gärtner, sind momentan Chine
sen!« schlos; sie. »Und der Noch, Excels
lenz? Es ist doch unmöglich, dasz ein ;
Chinese dieses köstlichste und schmack- ;
hasteste aller Diners gekocht hat!« ——— !
Die Hausfrau lächelte· »Und doch ist «
es- so! Es herrscht zur Zeit hier große ;
Leutenoth, und war es mir unmöglach, »
einen europäischen Koch nach hier zu I
bekommen. Ich ließ also von meinem
alten Franzosen einen besonders ge
schickten Chinesen anlernen, und das
Resultat feiner Ausbildung kosten Sie
si;eben!« — Es mochte sich wohl etwas
Betroffenheit aus den Gesichtern der
Umsrtzenden malen,denn Excellenz fuhr
fert: »Die beriichtigte Unreinlichkeit
der Chinesen haben wir noch nie au
Trangprng bemerkt, im Gegentheil, er
muß gerader als ein Muster von
Reinlichkeii angesehen werden. Wenn
es- die Herrschaften interessirt, über
raschen wir ihn nachher einmal in der
Kuche, eine Stunde nach dem Dtner
lassen wir ihm Zeit zum Aufräumen,
dam iiberraschen wir ihn.« -—— Gesagt,
gethu«.. Ehre Excellen führte die
Gäste in iangping’s eich, und es
war allerdings fabelhaft, welche Ord
« nung tie Eintreteuden empfing, Alles
blitzte und blinkte in tadelloser Sau
berkeit, und die Fremden geizten nicht :
niit Staunen und Bewunderung.
»Und nun sehen Sie erst einmal die
Silbert-ammer!« lächelte Excellenz
stolz, öffnete schnell eine Seitenthür
und mai-. trat hastig ein. Plötzlich aber
ein Leut der Ueberraschung und dann
viele leise Schreie des Entsetzensl Jn
mitten der dämmrigen Kammer, zwi
schen all dem herrlich geordneten Sil
berzeug, saß Tiangping mit überrascht
glrtzenten Augen, vor ihm auf der
Crde die großmächtige silberne SUP
penterine —- und in derselben, das
Eßgefchirr als Badewanne benutzend
—- die . . . . Füße des Chinesen! —
Tableau! — —— —- — Tiangping soll
leut glaubhaster Versicherung der erste
und le te chinesische Koch In der Ge
j fandtf ft gewesen sem.
- ,A———.
Ein schlauer Barbier-.
Ein amiisantes Geschichtchen wird
von einem bekannten Pariser Schrift
steller erzählt. Er hatte lurzlich Sie
Bekanntschaft eines ausz Sudafrua
zitüclgelommenen Hollanders ge
macht Als dieser ihn um dre»Adresse
eines enirfehlenswertnen Barbiers er
suchte, schickte er ihn zu einem fasl)io
nablen Haarlünstler am Boulevard
des Italiens-. Mynheer van K . . ..
lteß sich rcsiren nnd fragte dann den
en der Kasse sitz-enden Ladeninhaber,
was er schuldig sei. Der Barbier mu
sterte das Gesicht des Kunden mit for
schendem Blick und winkte dann sei
un ersten Gehilfen herbei, der, gleich
ikm, SP·.-.nier ist. Nach kurzem spa
nisch geführten Wortwechsel wandte
sich der Figaro zu demWarienden und
cgte kühl: »F-"ini Francs, Mon
-eur." —- »Fiinf France-W wieder
olte erstaunt der Hollander. »Das ist
für einmalines Rasiren doch etwas
viel.« —- ,,Hm, hm,« meinte der Coif
feur, ,,nach Ihrem Accent möchte ich
Sie auch kaum fiir einen Deutschen
halten. Du hast Dich unbedingt ge
irrt, Maurill Also zwei Francs,
n ein Heir, bitte um Verzeihung« M.
rcn K. der. wie alle Niederlan
der, nicht sehr gesprächig ist, zahlte
das Gell- und verließ den Laden. Sei
nen neugewonnenen Freund bat er um
. Aufklärung über das seltsame Beneh
men des Friseurs ,,A ,« entgegnete
der Pariser lachend, »ich vergaß ganz,
I Ihnen zu sagen, daß dieser Herr ver
l schiedene Preise hat. Jedem Amerika
l ncr, Deutsch-en und Engländer nimmt
l er fiinf Francs ab, weil er diese drei
Nationen haßt. Ein Russe muß drei
Francs zahlen, sweil er in der Regel
den Fußboden des Rasiersalons als
Spucknavf benutzt. Franzosen und
Leute, über deren Nationalität der
Haarlünsiler im Unllaren ist, hab-n
zwei Francs zu entrichten. Ein Ita
liener wird siir einen Franc rafirt,
nnd ein Spanien selbst wenn er ein
Grande wäre, für 50 Centiines.«
Thierchan Pelz.
Zu den am meisten geschätzten Pel
zen gehört nach der heutigen Mode, die
den Pelzen überhaupt so viele Auf- .
merksamleit widmet, das Fell des i
Chinchilla. Dieses Thier gehört zur
Familie der Hasenmäuse und lebt in
ungeheuren Mengen in den höheren
Theilen des Adengebirges an der
Weftliiste von Siidamerica, besonders
von Peeu an südlich, wo oft alle Fel
sen mit den kleinen Nagern wie über
säet zu scin scheinen. Aus europäische
Art kann man den flinken Thieren
allerdings selten erso!greich zu Leibe
aehen, da es selbst nach einer Verwun
duna, wenn diese nicht unmittelbar
tödtlich ist, noch in seine Wohnung,
eine fiir den Jäger unzugiingliche Fel
senspalte, zu entrinnen vermag. Die
Trapver haben versucht, die Chinchil
las durch Anziindung großer Feuer in
der Nähe von ihnen als Wohnuna be
nutzten Felsspalten auszuräuchern,
aber auch dieses Mittel erwies sieh als
unvortheilhaft, indem das Fell der so
gewonnenen Thiere durch den Rauch
litt und sich seine Färbung in ein un
ansehnlichea Gelb verwandelte Die
Jndinner haben in neuester Zeit noch
ein anderes Verfahren erdacht dies ist
die Jagd mit Dynamit. Zunächst wird
M
ans GraskisIsnsets nnd Eisen W
blätteen ein Netz geflochten nnd dieses
über den Felsen, in detn sich dizji in
chilla- Höhlen befinden, dicht ge
spannt. Dann wird in der Mitte des
Netzes eine Dynamitpatrone mit lan
fam toirienden Zünder angebrachi, d e
sich nach einer bestimmten Zeit entladet
und die Nagethiere dermaßen erschreckt,
daß fte ihre Löcher verlassen und auf
der Innenseite des Netzes wie unsinnig
bin und her laufen. Alsbald eilen die
Indianer mit Keulen herbei und tödten
die Thiere, indem sie den Wehrlosen
einfach die Schädel einschlagen Dies
ist das rohefte, aber jedenfalls das
leichtxfte und in diesem Sinne beste
Verfcnreh zur Tödtung der Chinchils
lasd da das Fell dabei nicht verlehi
wir "
Pflanzen alOMusiksreunde.
Ein aniericanischer Professor bat die
gewiß überraschende Entdeckung ge
macht, daß auch die Pflanzen musikali
scher Genüsse fahi sind. ns Teiigen
—den Namen mu man ich also nier
len — hat in dem Zimmer eines seiner
Freunde in Boston eine Siuup lan e
beoba tet, die eine leiden chaftli »
Musik reundin ist. Diese Pssanze -
nicte entzückt ihreBlätter, wenn man in
ihrer Nähe u spielen anfing· aber sie
hatte einen sehr einfachen eschmael
und konnte aus der Musik der neuen
Schulen nicht klug werden, sobald sie
nur die leiseste Dissonang hörte, schloß
sie sich. Jm Anschluß an iese Beoba
tung forschte der americaniselfe Prof -
sor nun weiter und kam zu tilgen-dem
Resultat: Die meisten Pflanzen wach
sen beim Ton der Musik kräftigen Die
Tenleitern aus einem Clavier erhalten
die grünen Pflanzen; eine Symphonie
beschleunigt das Aufblühen einer Rose.
Ein Concertsaal wäre also ein wun
derbare-s Gewächshaus, für die Pflan
zen nicht weniger, wie die für men ch
liche Empfindungen So weit ein e
rscht des ,,Menestrel«. Wir stehen hier
aber erst vor den ersten Entdeckungen;
diese Forschungen können noch zu un
gahnten Resultaten führen. Wer weiß,
» was noch ftir tiefe Aehnlichkeiten zwi
- schen Menschen, Thieren und Pslan en
zu entdecken sind? Bald wird man« «
reu. daß auch die Minerale unsere me
lodischen Empfindungen theilen. Man
nird in den Kallgebirgen Böotiens den
neurasthenischen Kalkstein entdecken«
der der Leiter des Amphion gehorchte.
Die Entdeckung wird also große Fort
schritte zeitigen, nicht allein für die
Geologie, sondern auch für die allge
nteine Philosophie Und schließlich
Irird dies auch für unser Empfin
tungsleben nicht ohne Folge sein: wir
nerdeu unsere Brüder die Kiesel und
unsere Schwestern die Weiden mehr
lieben, wenn wir wissen, daß ihre
schweigende Seele sich wie die unsere
an dem Klange der Stimmen und den
Liedern des Windes erfreut , . »
Zur Geschichte der Retiqiom
Eine neue Statistik iiber dieReligio
nen der Erde ist aus dem internationa
len Congresz für Religionsgeschichte
aufgestellt worden, der in diesemSom
mer bei Gelegenheit der Pariser Welt
ausstellung gehalten wurde. Diesin
wohnerzahl der Erde wurde dabei mlt
1550 Millionen angenommen. Darun
ter sind 555 Millionen Christen. Ihre
Zahl vermehrt sich stärker als bei den
anderen Religionen. In den letzten 13
Jahren ist sie um 78 Millionen gestie
gen. Dieses Wachsthum erklärt sich
theils aus der starken natürlichen Ver
mehrung der christlichen Völker, theils
aus der eifrigen Missionsthätigkeit
der christlichen Kirche. Die 890 Mil
lionen BewohnerEuropas sind sämmt
lich Christen bis auf 7 Millionen Mo
hamedaner, 7 Millionen Juden nnd 2
Millionen Heiden (letztere hauptsächlich
« im Südosten und Norden Rußlands).
Amerika ist ebenfalls beinahe ganz
christlich, die willen heidnischen Volks
s«.ämme werden auf nur 2 Millionen
aeschätzt Dia meisten Heiden giebt es
in Asien. Von den beiden Riesenlän
dern Vorderindien und China kommt
jedes in seiner Bevölkerungszahl un
serem Erdtheil ziemlich gleich. Die
Zahl der Christen ist dort im Ver-»
gleich zum Heidenthum ungefähr noch
ebenso klein, mie es die Zahl der Fei
den in Europa ist. Während letz ere
aber beständig abnimmt, wächst das
Christenthum in jenen heidnischen
heidnischen Ländern mitimmer steigen
ter Schnelligkeit Das ist noch mehr
in Afrika der Fall, dessen Norden al
lerdings mohamedanisch und damit der
christlichen Mission sehr schwer zu
gänglich ist. Dafiir gewinnt aber in
Siidafrika das Christenthum mehr
nnd mehr die Oberhand. Die jetzt noch
heidnischen Völker in den mittleren
Theilen des dunklen Erdtheilg zeigen
im Ganzen wenig Widerstandgtrast
gegen die von allen Seiten einstriimem
den christlichen Einflüsse. Jn Austra
lien macht dass Christenthum ebenfalls
sichtliche Fortschritte
Eine Recension dir »N. Fr. Pr.«'
iiber den Clavierspieler Risler fängt
mit folgenden Sätzen an: »Als man
noch auf den alten sehwiichlichen Cla
vieren zart und sittsam spielte, sprach
man bon »Clabier schlagen«; jetzt in
der Zeit der Riesensliiael ist der Ans
dtnck ,,Clavier spielen« modern! Wie
lange er es noch bleiben wird? . . . .
Was Rikler in seinen letzten Manier
abenden that, hatte doch nichts mehr
non Spiel an sich! Dei-Z war Klavier
2111en, -Ste-hen, -Schies),en! Wie Fia
ns.-nendonner klangen lie tiefen Basse,
die er dem prachtvollen Besendorser
ent——s-loelte kann man nicht innen, also:
jkzentstiesk entschlng, entpriigelte, ent
tl .«