Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, January 04, 1901, Sonntags-Blatt, Image 11

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    Is. If.
Mache Jhne denn
auch Keimes so
· viel Stubel wie
mich? Sie hen doch
auch e Fäinillie un
Kids sin Kids, wie
mei Groß-no immer
gesagt hoi, awiver
dieselbe Zeit lann
»s· ich doch nit denke.
·— daß annere Leit
ihre Kiunek so eilig un so hat zu sa
iigseie sin, wie unsere. Ganz pektickeler
zu die Krismezzeii do kann ichs fascht
nit siiinde mit die Feaetsch Jedes von
e hot e ganze Lait Wische-S un wann
alles iansc wollt, wag die wolle, ?
dann müßt ich den Misier Radefellet T
vor en Butter in Lah ben. Die allw- .
schlimmste sin die größte. Der Joha
nn hoi mich schon lang zetick gesagt,
ich sollt ihn nor nii widdet komme mit
e neie Saht oddet en Reech Den
Sioss dehi er doch irieae Isn das wör
ennihau iei KrismesWtessenL Hen
Se dann schon emol so ebbes gehört?
Wei ich sin doch auch emol e Kid ge- H
wese, awwer was sin ich stol) genese, 1
wann ich for e KrismesPresient e I
maxmes Peiiilohiche ltieai heu, daß T
ich mich mei Körperche nicht zu ver- I
stieke hen brauche. Odder wann ich
gar e Pein neie Schuhs kriegt den!
Wei do den ich gesiehli, als wann ich e .
Xeinzeß wör. eiizudaa do ssn die I
ids ganz anner chier wie zu meine
eite. Also der Johnnie will schöne
lehdinases. Jn die etschte Lein lni
et sor e keal Jnschein geseagi, wo mit
Stiehm aeronni werd. Dann will er e
Feierinschein hen un will e eleiirick
Väterie hin un en ganze Peilannere
Sioss, wo e schmales Fortschen koste
bellt, wann icb das all for ihn trwe
wollt. Der Willibeu der will c
Dromm den« arvwer keine for zwei
Schilling, er will eine ben, wie se tie
Solschers juhse un dann solle die ans
nere Kivs die annere Instruments
hen, dann will er e Band uffmache un
er will mit seine Drotnm den Lieder
nache. Bieseids das will er auch e
Zuniform hen mit plentie goldige
ottens dran, daß se auch inartsche
tönne un in Fäctt alles for Schon zu
mache. Ter Feller hotx mich so ge
quält, daß ich schließlich gesagt hen,
wann er en braver Bub wär, dann
vekyt er niebbie e Dromrn iriear. Er hot
n.i dann geprornmiszt, sich arig gut
zu ehehse Un Sie könne sich denke, er
is der allerfchlimmite von die ganze
Gang gewese. Der Feller bot mich ge
kwchsh daß ich for Werth grien un
chtvarz sin geworde. Sein Pa der hot
gar nii drunten aetiimrnert; der hot
He agt, ich sollt nor zu all das tende,
deht mehr davon nnnerstehn, als
e er. Well, ichhen mein Meind
ussgeinacht, daß der Kur-ne sei Dromm
nit trtege soll, mer vers sich von die
Ards doch auch nit uif die Nos erurn
tsanze lasse. Den Woa sin ich nit ge
bild. Was die annere Kids hen how
we wolle, da will ich lietoer gar nickö
von rede; die hen von en Marbel un
en Tapp bis zu en Hohrs un Bockie so
chaut alleg gewollt. was es nor in die
Naduhrgeschichi aennve duht. Der
P ilipp, wo mein Hast-and is, der hat
a agt« geb die Buwe doch all was se
wolle, die paar Ecksoenzes, die wolle
mir schnell gesehst den. Von heut an
nernm ich jeden Daa en Schnuss we
niger un wenn ich so, e Opfer bringe
das meint. wann ich mer das Geld an
die Nas krbsvare, dann. kannst dn ge
wg auch ebbes vuhn. um deine Rids
e paßvergniege zu mache. Die Buwe,
un in die erschte Lein der Willie, hen
sich hinnee ihren Pa un Butter gemacht
Lor ilkn zu battere, daß er dazu tend,
aß e all ihre Pressents teieäe dahin
Der Phil is so en einfelliaer erl un
hot se alles genannt-ihn aivtver ich ben
ja« das-, schuhr gewißt. daß er widder
verge e dunst, was er sie acwramniißt
htt. Der Wsllie is auch bei den Icar
tie un den Wedestreitek aelause un bot
gesagt. er deht sich nicki so bös mische
wie e große Dromm un sei Mo wollt
ihn teine taufe. Der Phil hot mich
emol gefragt, od ich dann den arme
Bad nit die Freid mache wollt un ihn
· e Dromm tause, sei Herzche deht doch
dran hänge. Jchden awwet gesa t,
nassen das deht mich auch noch seh e,
ich dente die z egetsch mache Neus ge
nu in den us, mitaus daß mer
noäi so enRappeitaschte dazuduhL Dzk
Phil bot dann nicks mehr gesagt un ich
auch nit mehr weiter dran gedenkt.
n mich dran gemacht scr e paar
ckteö sor Kiismes zu backe, die
Kids gleiche se aeig gut un ich muss
eidst sage, dasz ich se arig gleich-H Was
mit en Barte sot e Ectgpietienz
gehabt n, das will ich Jdne das
nächste tal eiepoete. Ich sini aiek
dauntaun gange. for e wenig tofs
soe die Kidi zu tauie un wie ich in den
Stolze sin komme, do den ich mit ein
mal gedenkt,«daß ich den Willie doch
das alletgto te Vergnieae nache
konnt, wann i doch e Dromm sot ihn
tause dedi; eckspeettet bot er teine
mehr un denn sin ich ia doch auch ieine
Rawemutier, wann mich auch der
» ( oft aemtg so tieprissente darst.
o, n also e Dromkn ·:etaust un die
let hot gesagt, se hätte schon e
anze LattDkomms vertaust nn sei
håiwiirdcåie letztef indus: fin die lHSeis
e. « mu age, — in fro ge
wese, daß ich die noch den tgctele
könne. Ich ben aeotdekt. daß se am
Das desohe Keismes in unser aus
deliwweet sollt wert-» isitahs die idz
den doch ntcks von merke solle. Dann
l
!
i
l
hen ich mci cnnete Dinaies getauft
un sin dann knit vollem her e«un lee
rem Poetetvuch heim gangr. i Kohei
I
hen mich die Buwe noch-arm gebattett, -
atvtvet Ich hen immer gesagt, daß ie
nickt kriege dehtr. E- pant Dag besoe
Keimes is der Phil heim komme un
bot etagt, et hätt Mitte an den arme
Wt te gewinme nn hätt e Damm-for
ihn getauft Do den ich mich ans-wer
zunz schrecklich gestrehlt So en alter
sel, sonst hot et sich nie nit um
Krismes bekümmert un jetzt endlich
hot et emol ebbes aevahn un hot gleich »
en Unsinnt gemacht. Atotvet es war
noch nit all. Der Katlie. unsern ver
heirathek Bub, is komme un hot gesagt,
et hätt fok den Willie e Drnmm ac
lnuft, weil er se sk- ariq gleiche hebt.
Wie der Katlie fort war, is der We
deswetlet komme un bot aesagt: laqu
. lein-. Deomm for den Willje, bilahs
f
ich hen schon eine for ihn aelauftl Jch
Inn Ietzt nach so e Wuth, das: ich ntt
ebel sm, weiter zu sclneuve Mit beste
. Nimmt-L
Lizzie HonfstenneL
----. ........
i» Aus Gewohnheit
Novelleite von Franz Wichinann.
Die Geschichte meiner Wandlung
soll ich dir erzählen, alter Freund
Und wie ich eingeflei«chter Junggeselle
doch noch zu einer Frau getommeni
Aus Gewohnheit sag’ ich Dir, nur aus
Gewohnheit Und weil Du so un
gläubig lachst, magst Du es meinet
iregen hören. Aber einen Sensations
rrman erwarte nicht.
Aus dem buntbewegten Treiben der
Weltstadt, wo ein paar Jahre unab
hängigen Lebens alle meine Mittel ver
chlungen hatten, wars mich die harte
Nothwendigteit in eine mittelgroße
diutsche Residenzstadt und schmiedete
mich an ein Bureau fest. Herauo crit
fen aus einem Kreise lieber, le us
fiober Betannter, sah ich mich unter
ivildfrenide Menschen versetzt, die mir
mit lühlem Mißtrauen begegneten.
Mit dem Gefühl gänzlicher Vereinsa
ninng ging ich abgestumpft meinem
täglichen Berufe nach.
Die Stadt mit ihrer peinlichen Sait
berleit, der öden Regelinäßigleit ihrer
Bauten, der Vorliebe fiir hohlen äuße
ren Prnnt und den Menschen, die
ebrnso mit dem Lineal in die Welt ges-«
zogen schienen, wie die fchnurgeraden
charakterlosen Straßen, verbreitete eine
unbeschreibliche Atmosphäre von Phi
listerthunn in der ich mich langsam
er ticlen sah. Selbst tie Wirthshäuser,
in denen man lange vor Mitternacht
schon die letzten Gäste mit mißfälligen
Blicken betrachtete, wurden mir verlei
det. Jsch zog mich ganz auf mich selbst
zi:iiick, vertiefte mich nur täglich im
Kasteehaus eine Stunde lang in die
Zeitungen und trank Abends das ge
wohnte Bier aus meinem Zimmer·
Wie ein Lastthier mit gesenktem
Kopfe machte ich tä lieb den gleichen
langen Weg von me ner Wohnung ins
Vureau, von da ins- Gasthans und
Cate, wieder an die Arbeit uno schließ
lich nach use zurück. Ten Weg lannte
icki förni ich auswendig, jedes Hans,
jeden Pfiagteersteim jedeStraßenlaterne
iznd beina auch jeden Menschen, der
mir entgegenkam. Denn da ich stets
zur gleichen Minute ging, begegneten
mir auch immer dieselben, die um die
Mittagspause von thfen Geschii ten
heim- und wieder ziiriicleiltm it
ziemlicher Genauigkeit tonnte ich die
Stellen berechnen, wo ich auf diesen
oder jenen stoßen mußte.
Die einzige Oase an der einförmigen
Straße bildete ein kleiner, von Anla
,en und Bänken umgebener Teich, der
en Stadträthen längst ein Dorn im
Airge war, weil er die schöne Regel
mäßigleit in dreister Weise störte und
sich wie eine lolette Dirne ausnahm,
die der ganzen öden Wohlgezosenheit
von Menschen und äusern ii ermü
tbig und spöttisch ins Gesicht lachte.
Seit Jahren planie man, diesen unge
ogenen Störenfried zu beseitigen, aoec
im hohen Rathe saßen noch immer ein
-aar entartete Elemente, die fiir sreie
iätze und frisches Grün schwärmend,
eine eigensinnige Opposition machten,
und so war es einstweilen beim alten
geblieben.
So oft ich die Stelle passirte, sah
mir aus dein grünlichen Spiegel des
stagnirenden Wa ers ein Gesicht von
auffallend fabler tässe entgegen. einer
Blössh die fdrmlich leuchtete und mir
stets eine unangenehme Empfindung
returfachte. Die Beacgnende, die of
fenbar aus einem Geschäfte lam, ging
immer um die gleiche Zeit dicht am
Ufer entlang und blickte von derStraße
treg in des Wasser. Es war ein noch
junges Mädchen in etwas abgetrage
nein Kleide, welches dsas grelle Weiß
ihrer Man en och unheimlicher hervor
hrsb. Die «v igur war laum mittel· roß
nnd von schlanter Ziertichteit, der( ang
leicht und elastisth doch auf dem Kopfe,
dem glattonlikgenkes afchblondes
ar etwas nonnenhaft Stren es ver
ieh, truq sie eine flache, bare tartiqe,
graue Miide, die ilw leineswejis stand,
und die aan e Erscheinung hatte durch
aus nichtst uffallendes, die Augen und
Sinne Fesselnrcs.
Dennoch prägte sie si mir hart
nikckig ein. Jch nannte ie im Stillen
nur das Todtengesicht und verband da
mit einen untlaren Begriff —- so et
was wie die Vertörperung ver chtimter
Armuth. n Wochen und ionden
gewöhnte i ; mich an den Anblick. er
chien mir gleichsam zum täflichen
" rod zu gehören Bis-weilen leß sie
tenckeradeaus ins Leere schtoeifenden
Bli zu mir herüberirren Aber ihr
mattgraues Auge blieb kühl, starr-,
leblos, als sei es auf einen Stein ge
fallen, der zufällig am Wege las. Und
W
lAiehlich ging ichs-ebenso an« ihr vor
i r, ohne :ech etwas bei ter Besen
nung zu lenken.
Da hatte tcheines Ta es ein unan
aenehmes Gefühl Der - eichlaas er.
kinter mir, chne daß ich ihren eg
gekreuzL Erschreett blickte ich aus ei
uhr, was sonst nie niii ia gewesen,
denn wir waren Beide gleich kititltltch
satte ich mich heute verspateti —
och nein — an mir lag ni t»die
Schuld. Ich blieb stehen und pahte
die Straße l,inab. Sie war nirgends
zu sehen. Eine seltsame Unruhe bexel
mich. So glei ültig uns die s e
wrhnheit macht, o ties erregt es uns
auch, wenn wir einmal aus iyr heraus
gerissen werden. Ganz niedergeschlw
gen, als ob mir ein Unalücl passirt
träte, setzte ich meinen Weg fort.
Mit einem Mal tauchte das graue
Barett dicht vor mir im Gedränge aus,
eiik Auslaus, den ein umgestiirzter Wa
,en verursacht, hatte ihr ten Weg ver:
» sperrt. Jetzt eilte sie mit ungewöhnlich
hastigen Schritten das Trottoir ent
; le—ng. Und der heiße Tag, das rasche
! Geben hatten ein Wunder vollbracht,
I das- Todtenaesicht hatte plötzlich die
siisze Farbe des Lebens gewonnen, die
ich wie ein matter lichter Rosenschem
tiber die weichen Wangen verbreitete.
So wie ich mochte einst Pygmalion ge
stutzt haben, als durch den harten Mar
mor seines Kunstwerks der warme
rathe Strom zu pulsiren begann.
Sie fühlte offenbar-, das-, ich sie schär
ser als sonst betrachtete. die Begegnnng
an einer gan, ungewohnten Stelle
mußte auch aus sie Eindruck machen,
denn in dem sonst so starren Gesichte
regte sich zumt erstenmle etwas-, ein lei
ses Zudem eine Bewegung, von der
man icht wußte, sollte sie den Anfang
eines Lächean oder eines Grußes sein.
Auch bei mir kam nicht mehr heraus,
obwohl meine Hand sich ein wenig dem
Hute näherte. Aber als sie voriiber
war, blieb ich stehen und! sal) ihr nach,
was mir noch niemals eingefallen war.
Dabei fand ich, dasz ihr Gang, ihre
ganze- Erscheinunq eigentlich etwas un
beschreiblich Zierliches hatten, wie eine
Nippfinnn die man immer wieder mit
Wohlgefallen betrachtet, ein so schlich
tec» harmlose-J Spielzeug sie auch ist.
—— Es mus-, wohl Blicke neben, die man
im Rücken fiilslt nnd die Einem unwill
tiirlich den Kopf drehen. Denn nach
einigen Schritten blickte anei- ste zurück,
sctseinbar nur nach dem Menschensti
scmmenlcuf, ohne mich zu bemerke-n
arer das Ue lebt-eben deuchte mich noch
statler geröt et als zuvor.
Das Todtengesicht war fortan ver
gessen, etzt war es fiir mich lebendia
und be eelt, wenn auch wieder Wochen
ohne ein neues Lebenszeichen ver in
gen. Dann aber kam wieder ein «u
genblick des Staunens, der Erregung.
Die unbekannte Bekannte erschien zum
erstenmal nicht in Schwarz, sie trug ein
helles Sommerlleid, das ihr ein volle
res. runderes Auskean verlieh. dem
Geschte eine gesun e Frische gab. Es
war, als ob ein Sonnenstrahl den
Schatten, der sie immer umgab, ver
drängt hätte.
Mein gar zu berwunderter Blick
machte einen Moment ihren Fuß
stecken, auch sie sah mir voll in’s Ge
ächt, nnd nun geschah etwas ganzSelt
amteT Unerwartetes. —- Wir lächelten
e. —
Ihr kleiner Mund, der dabei nur in
der Mitte sich ein wenig öffnete, zeigte
niedliche, schneeweiße Zähne, die mit
mattem Perlensehimmer leuchteten.
Ehe es mir recht zum Bewußtsein
kam, hatte ich den Hut ezogen uno sie
neigte ganz leicht den glondtopi rnit
dem grünen . ute, auf dem ein paar
rothe Mohnb umen sich wiegten. Es
war kein Wort gewechselt worden, aber
icli stand noch immer an der gleichen
Stelle, obwohl ihre Gestalt längst im
Gewühl der Passanien unteraetaucht
war. Ueber mir in den alten Linden
rauschte es wie von wundersamen Me
lrtsien, ein erfchlassend feuchter Dust
stieg aus dem Teiche und löste mir die
Glieder, ich fühlte mich wonnig ge
lähmt und mochte mich kaum rühren.
Und als ich endlich langsam in einem
halt-wachen Traumzustansd weiter ging,
schauten die eleganlen kalten Häuser
paläste so warm und traulicht aus, aus
ten Gesichtern aller Begegnenden lag
ein so gewinnend freundliches Lächeln,
daß mir die ganze Stadt verwandelt
schien. n meinem Innern dämmert
esJ aus, ein Gedanke, der das Wunder
, erklärte: »Du bist nicht mehr allein!«
Arn nächsten Tage begab sich wieder
etwas Neues. Ein zufalliger Seiten
blick hatte mich die überraschende Ent
dedung machen lassen, daß sie heute aus
der anderen Straßenseite daheriani.
Dicht an den Höusern eilte sie entlang-s
als wollte sie in ihrem Schatten Schutz
suchen. Es war u spät, die Straße
zu iiberqneren, i zog grüßend den
Hut, aber gerade ver sich hinblickend
bemerkte sie mich nicht. Oder«r,atte sie
mich nicht sehen wollen, fürchtete sie
eine nä re Bekanntschaft mit mir und
suchte ie einem sich aufdröngenden
Schicksal zu entslieheni Je mehr Fra
gen ich mir stellte, um so weniger wußte
ich eine Antwort. Sollte auch ich am
nächlsten Tage die andere Straßenseite
wäh en? Das konnte aufdringlich oder
lächerlich erscheinen. Es tte sie heute
einen besonderen Grun , so würde sie
Hort moren zum alten Wege zurück
e ren.
Jch sollte mich verrechnet haben.
Zwei Tage lang blieb sie aus der an
deren Seite, bemerkte zwar meinen
Gruß wieder, aber hatte nur ein leich
tes tüyies Kopsnieien dafür. Da un
terlag ich der Versuchung und wechselte
ebenfalls meinen Weg. Dicht streiften
trir aneinander vorbei und jetzt schien
niir ihr Gruß wieder freundlicher ge
worden, der warme Schimmer einer i
t,rimlie?-:3»Fre.r«:e in 2:,ren Augen« ·
leul··frn. —- Dann trat die Geer nheir
nieder i«i ihr Sie-Fig les rszliche ruß, «
ein gelegentliches leises, ;..it nnmert- t
bares Lächeln — ice war alles, nnd
drch hatte i.h die seste Uecexzengung
daß hier zwei Mensch-n die nie mit- s
einander ein Wort gewechselt, ja nicht
einmal einer Des andern Namen kann
ten. immerfort in Gedanken miteinan
der beschästigt waren.
Eines Tages bekam ichhe tigsesHerz
llorfem ein-: betlemmende ngst ver
folgte mich den ganzen Tag. Am Mit
tag war sie mir nicht begegnet. War
sie trank? — Konnte sie nicht gar todt
sein? Jch wußte ja nichts r«n ihr,
würde es nicht einmal erfahren, wenn
man sie begrub! Es schien mir ganz1
r·nnröglieh, den Gedanlen zu fassen, mii
einemSchlage siihlte ich, wie sehr sie
mit meinem Leben verwachsen war·
Und Pech war unsere ganze Bekannt
schaft nichts als ein täglich-es Begegnen
gewesen« nichts als eine Gewohnheit,
die mich nicht einmal daran hatt-e den
ken lassen, ihr nachzugehen, ihre Woh
nung, das Geschäft, wo sie angestellt
war, und ihren Namen zu erfahren.
Aber diese Gewohnheit war so mächtig
geworden, dasz ich ohne sie nicht mehr
leben konnte. Die Aufregung machte
mich wirklich krank. ein Schiittelfrost
befiel mich, am dritten Tage mußte ich
selbst zu Hause bleiben. Den nächsten
raffte ich mich wieder auf. Doch ich »
hatte lein: Hoffnung mehr.
Inzwischen schlug ich wieder den
Weg am Teiche ein« Plötzlich traf es
mich wie ein Blitzschlag der Freude,
daß ich am ganzen Leibe zitterte· Dicht
vor mir war ibre schlanke Gestalt aus
grtaucht, wie früher in schwarzem
Kleide, aber frisch und gesund. Dies
nial konnte ich mich nicht bezwingen, ich
mußte einen Laut freudiger Ueberra
schung ausstoßen und auch auf ihrem
Gesichte zeigte sich ein Lächeln stiller
Befriedigung wie es das plötzliche
Schwinden einer Sorge hervorruft.
Wir blieben Beide stehen, wir sahen
uns Beide an —- und auf einmal stieß
ich heraus: »Sie waren nicht trank,
Fraiilein?«
»Ich —- nein, Gott sei Dank —- aber
Sie, wo waren Sie gestern?« Jhre
Frage hatte den gleichen besrrgten Ton
nsiedte meine.
»Ich war m der That nnwohl —
nseil —- weil ——« —
,,.Himmel, so hat meine schlimme
Ahnung Recht gehabt. — Jehi war nur
zwei Tage abwesend, zum Vegräbniß
eines Oheims auf dein Lande, bei dein
ich aus etvachsen und der mir eine
kleine - rbschaft hinterlassen.«
»Und ich siirrhtete schon das
Schlimmste —- o weil Sie nnr nicht
trank waren!« — Jch hatte in der freu
digen Erregung ihre Hand ergriffen,
die sie mir mit leichtem Zuckem doch
ohne Widerstreben ließ. Wir sprachen
miteinander, als ob wir uns seit Jah
ren kunnten. Und ganz unwillkürlich
hatten wit, dem Straßengedränge aus
michend, uns einer Betst genähert, die
unter dem lanbigenSchJtten alter Lin-·
den am Ufer des Tei. es stand. Ein
träumerisches Bienensummen wob um
ihre bliithendnftigen Zweige, über de
nen si wie eine blaue Ewigkeit der
heiße Oommerhimmes spannte. Die
Vögel zwitscherten übermüthig in den
; Zweigen, die anze Natur schien ein
j Jubellied anzu timmen. Nie hatte ich
. die große Gewalt des Lebens in so be
seligender Weise empfunden.
»Fräulein —,« begann ich mit
stockender Stimme, Fräulein —«
»Evi heiß’ ich, Edi Winller,« sagte
si-. ganz Unbeson en.
Jch hätte den amen an meine Lip
« pen drücken mögen, wäre es möglich
» genesen -— so reizend tlang er mir.
»Wenn Sie einen Augenblick Zeit
hätten, Fräulein Ebi —«
, »O ja. es geht schon nrch, ich komme
noch recht in’s Geschäft.«
Ehe wires selbst recht wußten, saßen
trir schon nebeneinander auf der Bank.
Ganz alle-in, denn um diese Stunde,
da Jedermann nur an die Stillung
seines ungers dachte, fand Niemand
Zeit un Lust, sichs in den Anlagen zu
eigehem
Ein Fliederbusch der seine dustigen
weiße-n Blüthentrauben über uns beug
te, verdeckte uns den Passanten auf der -
Straße. Das Zittern meiner Hand,
tie noch immer «die ihre hielt, theilte
sich allmälig ihrem ganzen Körper mit;
ich bemerkte es mit süßem Schauer
und konnte im Augenblick keine Worte
finden.
»Wenn Este mir etwas sagen wol
len, Herr ——, Herr —- ——«
Jetzt erst fiel mir meine unaezogene
Versaumnisz ein,-ich nannte ihr auch
meinen Namen und Beruf.
»Aber warum sprechen Sie denn so
ernst und seierlich?« sagte sie mit Ver
haltener Stimme.
»Weil es die ernsteste Stunde meines
Lebens ist. Evi, ich muß Jhnen Alles
agen; kein zweites Mal ertrag’ ich
olch’ eine Angst, wie sie mich zwei
oge gesoltert tann Deinen An
bkick nicht mehr en hehren, ich muß Dich
täglich sehen, und darum mußt Du
mein werten, geliebtes Mädchen, oder
Du tödtest mich! Bis Du so plötzlich
mir sehltest, wußte ich es ja selbst noch
nicht, wie ich Dick- liebte. Noch immer
begreif ich es nicht, aber das ist eine
Macht, aegen die der Mensch vergeblich
ankämpst —«
»Ja vergeblich —'«, hauchte es ganz
lei e neben mir mit einer seinen, silber
. he en Stimme, ,,mir ahnte es auch nur
s dunkel, darum wollte ich Dir auswei
:chen und zugleich sehen, ob die Gewohn
» beit Dich mir nachziehen tvllrde.« Sie
sand as Du so natiirlich wie ich —
. und ihre Augen erhoben sich u mir
s mit einem wunderbar feuchten lanzr.
: »Was agst Du, Gott« rief ich außer
l mir vor reade.
» ß es mir grad’-·sa.-.gegangen isi
lrie Dir, daß wir Uns zu sei-r anein
ander gewohnt haben, um nicht behin
c.nder bleiben zu missen.!« -—-—
Unsere Arme halten sich plötzlich ver
schlungen, die Lippen aufeinander ge
preßt. Das Mittagessen fselbe-n wir
Beide an diesem Tage verge en. Wir
hatten uns ja so vier zu erzählen, so
unendlich viel. Illi- wit uns trennten,
kannte Jeder das Leben des Andern so
gut, als wären wir mitsammen ausge
wachsen. Sie stand so einsam in der
Welt wie ich, hatte seiih ihre Eltern
verloren, sich kümmerlich in lleinen
Ladengeschzficn durch-geschlagen —- bis
jetzt, wo sie die kleine Summe geerbt.
Und diese war zusammen mit dem,
was ich erspart halte und verdiente, ge
nü?end, um einen Bund siir’s Leben zu
sch ießen.
Die Geschichte lommt Dir roman
tisch, unglaublich vor; obwohl sie sich
gerade so schlicht und schmucklos zu
ttug, wie ich sie erzählte?——Jch glaube
auch die zweiselnte Frage in Deinem
liicbelnden Blick zu verstehen. —-»Ja
lisabrh-astig, alter Freund —- ich hatte
eg nie gedacht —- aber seit der Stunde,
da sie mein geworden, habe ich mich
daran gewöhnt, glücklich zu sein.
—-——..--»—-—
Yes-stirbt
»Hast Tn Titl) denn gestern Abend
im Biirgerkonzert Teiner Angebetenen
nähern lonnenP«-—»Eigenllich noch
nicht-aber inein Havcloel hat in der
Garlderobe neben ibreni Mantel gehan
gen «
Yielvcrsprechend
»Ihr Söhnchen, Herr Feldwebel,
wiro natürlich auch ein soricher Soldat
werden?«—,,Selbslversti1ndlich! Ven
gelchen entschliipsen schon beim Spielen
init seinen Bleisoldnlen Kasernenhcsfi
blüllsen.«
Dasein-Linnean
P r o s essor (oer die Treppe herab
gepnrzelt ist, sich belinnend): «Donner
weiter, was wollte ich denn nnn eigent
lich hier unten?«
Rezept
Felilt einein inst das richtige Wort
Und kann nian nicht melsr wettet-,
Dann sag’ man einfach: u. s. s.
Zinveilem n. s. w
Und bat man etwa allzn ost
Gebrauch gemacht von diesen,
So hat als praktisch sich schon oft
etc. erwiesen.
gcgünsttgunw
Anwalt: »Also der Müller hat
den Meier ein Kameel genannt,
und der Meter den Müller ein S cha s!
Nnn nimmt Jeder seine Beleidigung
znriirl. Sind Sie ziisrieden?«—
Meier: »Ja-—aber—-da ist ja der
Müller iin Vortheili «
Gemüthlirti.
Kolporteun »Hier bringe ich
wieder eine Liesernng vorn Konvers
salionslexilon l« —- K n nde (schiver
traut): »Ach, das wird wohl die letzte
sein, die ich annebinel«-Kolpors
ten r: »Unsinn, Sie werden doch jth
nicht sterben ! Was wollen S’ denn mit
dein nnvollständigen Wert aiisangeii«i«
Ytnmodprw
Frau Asseilorin: »Wie gesiel
Dir gestern das neue Stiict?«—-F r a u
J n spettor: ,,Gor nicht! Man sieht,
daß dem Verfasser die modernen Ver
hältnisse ganz unbekannt sind· Der
dritte Akt spieltdoch nin dreiJahre spö
ter als der zweite, nnd die Leute haben
immer noch ein- nnd dieselbe Dienst
magd l«
Damms auf der xandstrasien
III A
Erster Laut-streichen »Nami,
Du hast heute ja ganze Stiefel an?«—
Zweiter Landstreiche1: »Ja,
der moderne Luxus wirft auch in unsere
Meile Ieine Wellen.«
Ver schwor-nöthi
»Gnädiges Fräulein hoben O-".;s
Cis-beeren selin gepflückt weil ils Im
io süß sindisp
Gin »81nd" keiner Zeit.
»Musika, few mir doch auch ei
Stiick Totte!«-—«Neiu,· mein Kind
ich beste kein Geld inelztt«k-7«Idtt«
Monm, Du hast doch 20,000 Mars
mitbekommeu T«
Berechtigte gekorqniM
r anz« - l
Negerhäuntliug (der einen
Dichter verschluckt hat und nach eines
halben Stunde fortwährend stechendet
Echmerzgesühl on seiner Magenstelli
verspiirt): »Um Himmels willen, ich
werd’ noch keinen ,Gedauteif»«"’siter'
verschluckt haben i«
Der Pantojfrtiiolln sp·«: «
»Mit scheint, Sie vertrngen L "
gut mit Jhrem Gatten, Frau Noch
harin !«——«,,O, ja! Vormittags macht
er, was ich witt, nnd Nachmittags
mache ich, wag ich will.«
Bweohloeh
»Wie, Sie wollen ans dem Misszigs
leitsvereiu wieder aitstrete112«—»Ja,
es hat doch keinen Zweck; ich gehör«
ihm jetzt zwei Jahre km nnd trink noch
g’rnd’ so viel, wie seitheri«
Ein guter Yaugvators
Präsident: »Wie, gleich am
ersten Tage Jhrcr Entlassung haben
Sie wieder gestohlen?««——82l u geklags
ter: ,,Jcl)l Ja, ich mußte doch meinet
Familie ein Geschenk mitnehmen i« Z
Ersparnisj.
»Wo ist denn Jhr Sohn, der Stus
dent?«--»Ter schläft noch!«—,,Wasi
Jetzt noch nur ein Uhr Mittags?«—
»Um Gottes willen, lasieu Sie ihtt
schiafeni So lange er schläft, kostet et
nicht-IN -
gübfm gesagt
»Haben Sie schon gehört, der jrtngt
Miilter runsz jeden Tag mit seiner
Schwiegermutter Tandem fahren?«—
»Allerdings, er wird von ihr täglici
mindestens zwei Stunden aufs Rai
gestochteu t«
Ver trrnliegieriae Pier-alo.
I- f II l . Msl is — l ( — .
M - s«
; Ter Herr Obertellner, der dem
Pietola ans das Schärsste eingeprägt
hat, stets Alles so zu machen wie er,
rnitcht ans dein srischaewichsten Partei
boden aus-. Piccolo: »Wie haben
S’ jegt das gemacht, Herr Obertells
net?«
Yortlietlhaftester Zugwpw
Barterlelirtirig:« ,,HerrMeister,
Sie mitssen noch einen neuen XVI on
schassen; seitdem wir zwei nett III-d
sehasten haben, gehen nicht nt « Ille
Semmeln in den einen Korb !«- Hot
ster: ,,Tnmmer Buts, was C Un
sälltP Ta werden sie einfach tleiner ge
macht !«
Ver artige Otto.
,,(53elt, ctto,« mahnte die Mutter,
s «wenn Du wieder einmal den Derrn
s Lehrer bealeitest, so läßt Da ihn aus
s der rechten Seite gehen, nnd Du bleibst
s tinls.«—Cinige Tage später durfte
E Otto Die Schulheite in die Wohnung
sdeö Lehrers tragen. Dieser, der zur
stinken Seite des Btlrschleins dahin
schritt, stellte allerlei harmlose Fragen,
- die Otto treuherzig beantn«ortete. Da
ssiel Letzterem plötzlich die Mahnung der
Mutter ein. »Herr Leljrer,« sagte er,
»Sie miissen auf der rechten Seite
! sehens