Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, January 04, 1901, Sonntags-Blatt, Image 10

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    y·assssnnmvnunmnøsøgg
I O . K
g Für dir Jugend. g
ZIQUHOQAOQEHNQQOAUZ
Ein tapfer-es Mädchen
Die Schule-rinnen der Mädchenschule
in Washington Village, einem kleinen
Orte Nordamerika-R waren in nicht
geringer Aufregung Der große »Ge
denttag« stand Bevor, den die Vereinig
ten Staaten von Nordamerika am 30.
Mai zur ehvenden Erinnerung an ihre
im Bürgerkriege von 1861—1865 ge
sallenen Helden festlich begehen·
In WashingtonVillage sollte diese
Feier unter anderm cine öffentliche Be
riinzung der Heldengräder in sich
schließen. Es waren hierzu Schulmäd
chen, «je eines als Vertreterin eines
Emzelstaates und in entsprechendem
Klftiim, ausersehen.
ünsundvierzig gräberschmückende
Ma dlein däuchten nun dem Feftaus
schu etwas allzuviel des guten, wes-«
halb man sich nach längerer Debatte
aus dreizehn, die Zahl der ursprünglich
Mr Union gehörigen Staaten, einigte.
it welchem vHerz-klopfen die vorhan
denen 52 Schü erinnen der Wahl ent
gegensahen, läizt sich denken. Dieselbe
wurde sehr vereinsacht durch den wei
teren Beschluß, nur Soldatentöchter zu
nehmen, und freudestrahlend nahmen
zwölf in der Schule ermittelte das
hrenamt an.
» ßt fehlt uns nur noch eine,« sagte
er Uptlehrer. »Ist denn keine mehr
unter euch, deren Vater im Bürger
triege mitgesochten hat?«
»Ich, Herr Lehrer,« sagte ein schüch
ternes Stimmchen, und Rhoda Ju
land, die neue Schülerin, erhob sich be
scheiden. Sie war erst wenige Tage
hier, und man wußte eigentlich nichts
von ihr, als daß sie eine Waise und
von auswärts gekommen sei, um in
Washington Billage bei ihrer Tante
zu wohnen. ,
«Kannlt du dag- zyregimenr deines
Vaters angeben, Rhoda?« fragte der
Haaptlehrer.
l-»Pvölftes Kavallerieregiment von
Ala ama,« sagte die tleine Fremde
ohne Zögern.
Peinliches Schweigen. Der Haupt
lehrer räusperte sich verlegen und fah
die Vorstands-huren hilflos an. Man
hörte tichernde Mädchenstimmem und
mehr als ein Augenpaar maß die
,,Fremde« fehr von oben herab. »Ma
bainait Eine aus dem ehemaligen
Stlavensiaate? Eine von der »andern
Seite«?« fagtenldie richtenden Blicke.
Die neue Schiilerin fühlte und ver
stand sie sehr gut. Jhre dunklen Au
en füllten sich mit Thränen, aber sie
herrschte sich und blieb aufrecht
stehen.
Da trat einer der Vorstandsherren
auf sie zu, faßte sie freundlich bei der
Hand und fagte mit echtem Herzens
tatt: »Nimm meinen Dant, mein Mäd
chen. Jch begrüße es, daß du mit uns
zusammenhalten willst. Die Zwölfek
von Alabama waren brave Soldaten,
Mann bei Mann, und der Gedenttaa
gilt allen, die damals getämpft uns
auf beiden Seiten treu ihre Pflicht ges
than haben.«
Dankbar sah Rhoda Jreland den
Sprecher an und alle Anwesenden
.fiihlten, daß dies das rechte Wort zu
er Zeit gewesen war. .
v wurde denn Rhoda zur dreizehn
4 ten der »griiberscheniickenden Jung
auen« bestimmt. Sie besiegte durch
hr fast ’schiichtern befcheidenes Wesen,
vereint mit einem sehr lieblichen Acri
rn, bald das anfängliche Vorurteil,
S natürlich mehr der Gedankenlosig
« -.leit, als dem bösen Willen entsprungen
· Dar. Jnfvlge ihrer zierlichen Gestalt
«- -« wurde sie als Rhode sland, der kleinste
unter den dreizehn Staaten, bezeichnet
und ließ sich auch ten Scherznamen
Pesselbem »Little Rhody«, gern gefal
en.
.- -«.--. «« - - - —
Wie allerliebst die »dreizehn Staa
ten« am Festtage in ihrem Kostüm aus
« sahen! Weiße Mulltleider mit breiten
roten Schärpen, dazu die kleidsamen
blauen Mützen, besät rnit goldenen
Sternen: es- war wirklich eine hübsch-:
Gruppe, als alle vor dem Schuld-arise
versammelt waren.
s « Ein Ruf des Entzückens —- der blu
Cin ta clwes Mädchen 2 —- Jugend-pr
jzuenge « ückte Wagen, mit vier schö
"; M Grauschimmeln bespannt, hielt an
;s"« der Treppe! -
i G war ein sogenannter Gepl
Rafmvagen mit zwdlf zu beiden Sei
verieilien Si n unsd einem drei
iThis-gen an der Irr-and des Kutsch
· Little Photin die immer Be
i dene, nahm mit dem zuletzt übrig
beiden Pia verlieb, jenes drei
hken iemli verxeecktem Was lag
spie-i ran ob Bestehen wurde,
ei doch r jie se so vie! zu
" « Die - Akte Menschenmenge,
r isn l amiedinounxforrmtllgäus
spM,Schnenun erenerni em
«- s« · s Sternbcnmer —- kurz, das
liche Treiben bot ein reiz- »
« zethebendes Bild.
CAN fuhren die dreizehn Staa- "
’ « it ils-Tegel Bierge pann die Straße
iiberäßitni freudigem Ber
det Straße-verke, wo der sing
" nackt dem ziemig mi
. er nen sollte, war bis
der Moment-vagen mit den
, . III-Jung der Gräber
Kr« Den nnd Gewinden
ci ne nmbiwarmaus
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is « . sie einen Schirm
MS seufze- Pennsyl
vquidn ve: p1 a sten- mnek den
Staaten Y M h
« nacht· siirnneien Connecticut,
Mark nd und andre ein. Nur Olivde
Island, an fasi wechsellose Sonnen lut
ge « t, fiihlie sich frisch wie ein isch
irr fser «
So, da langten noch mehr Wagen
an, bald wiirde es losgehem trösteten
sich die Staaten.
Da entdeckte der Kutscher, wie es
schien, irgend einen Fehler am Pferde
geschirr, dann, die Zügel sorgsam iider
den Kutschersitz legend, gab er die En
den derselben der leinen Rhoda in die
Band und sa te: »Einen Au endlich
leine.« Er chwang sich vom agen.
»Was wollen Sie, Kutscher? —Wenn
sie nun ar:stneisen!« rief Nord-Caro
lina ängstlich.
s »sich bin gleich wieder oben,« sagte
der osselenter gemächlich, »und für
diese Pferde stehe ich ein, davon tneifi
tei —«
Da lag er zur Seite geschleudert,
denn eines der Tiere war durch den
Musitwagen, der eben heranfuhr, scheu
gen orden, brachte die andren mit in
Aufregung — und fort ging es in
wilder Hast, so sckzrsirs um die Ecke,
daß das sührerlose , uhrweri auf ein
Haar umgerrorfen worden wäre.
Laut aufkreischend tlaminerten sich
die Staaten aneinander.
Ruhe, ihr Mädchen!« tonimandierte
da eine helle Stimme. Little Rhody ·
nat es, die ausrkcht in dem holpern
den, schwankenden Wagen stand. »Ihr
erschreckt die Pferde ja noch mehr! —
Sixsen bleiben! — Festhalten! —- Um
Himmelswillen nicht abspringen!«
Dabei Hatte sie selbst, die Zügel jin
mer in der Hand, sich federleichi, ein
paar vorspringende Verzierunan des
Wagens benützend, aus den Bock ge
schwungen, gerade als die Tiere in die
Zauptfirasze jagten. Ein wackerer alter
cmpsgenosse wollte die Vorderpferde
am Kon fassen; er wurde umgerissen
—Lnd weiter ging es.
Ass
Mit ftaunenswerter Geistes-geriss
trart ordnete Little Rhody die "gel
in den Händen, genau so, wie te es
von ihrem Vater gelernt, während sie,
o wie oft! neben ihm auf dem Bock
zesessen und das daheim landesübliche
espann von sechs Maultieren elentt
hatte, das ihr Vater mit ge endem
Zuruf antrieb, bis es dahinsaufte wie
toll. Wolgefiillig lachend, hatte der ein
fache Mann seine »kleine Ladh« auf den
Rücken geflopr wenn sie ihre Sache
gut machte. Ach, hätte sie ihn ietzt zur
Seite! Aber sie mußte sich allein hel
fen so gut fie konnte.
»Kannst du sie nicht zum Stehen
bringen, hatte ihr Vater gesagt, »so laß
die Raders laufen; suche nur sie in ge
rader Richtung zu erhalten, bis sie Von
selbst genug gekriegt haben.«
Nein, zum Stehen bringen konnte
Little Rhodh sie nicht, die großen Tiere
mit den vorgestreckten Hals-km gebläh-v
ten Nüfiern und angstgliihenden Art-·
pen. Sie flogen ja wie der Wind da
in mit dem langen, rasselnden Wa
gen, durch die belebte Straße, kein
Hindernis achtend. Mit lna per Not
arsweiehende Fuhrwerle, ent etzt auf
fchreiende Menschen, von denen keiner
helfen konnte, das Krachen eines zer
schmetterten Faudwaams den der Be
sitzer im Sti gelassen hatte; und dort
—o, ein von der Wärterin treulos
preisgegebener Kinderwagen —- wird
ihn das gleiche Schicksal ereilen? —
Gerettet! —- Denn die Pferde began
nen unbewußt der besonnenen Leitung
der kleinen treißen Mädchenaesialt zu
folgen, die mit flatternden schwarzen
Haaren, die sterngli ernde Freiheits
mütze im Nacken, stra f uriickgeftemmt,
auf dem Fußbrett stan und mit der
Kraft der Verzweiflung die Zügel an
zog.
Jetzt abermals ein Schrecken-mo
nentl Die Pferde machten Miene, in
eine zu ihren Ställen führende Straße
einzubiegen! Rhody fchauderte; blal
bis in die Lippen. mit zusammenge
bissenen Zähnen, berechnete sie den
Augenblick Ein wolbernessener Zügel
griff, ein laut gellender Zuruf, wie
ekemals in der Heimat —- noch einer
und noch einer ——— und die überraschten
Tiere, ihr unsinniges Verlangen ver
Passend, stiirmten an der gefährlichen
Ecke vorbei, auf der jetzt freien, gera
den Hauptstraße weiter.
»Jetzt laß die Raders nur laufen!«
niurmelte die Kleine, die Worte ihre-Z
Baters wiederholend.
Und sie liefen.
Anfangs in unveränderten dann
aler allmählich in etwas nachlassendem
Tempo. beginnende Ermüdung verra
tend. Litt e R ody aber war klug ge
nug, jetzt ihrer-MS nicht nachzugehen.
damit die Tiere nicht mit noch zu wenig
gebrochener Mast zum Stehen kämen.
Unerbittlich mu ten sie weiter —- auch
als es nun bergan ging, weiter, wei
ter! ——bis sie n nnd nach in Trab,
dann in den gewö lichen itt ver
fielen · und endlich in f ppendec
Gang-an die letzte Strecke bis zum
Kirchhof zurückgelegt hatten, wo ein
Dukend lräftigeMännerarme die dam
pfenden, kruchenden, jetzt völli gebän
drgten, aber vor Aufregung z tternden
Tiere Hinab-new -
- Gerettetl —- Jn wirrem Durchein
ander drängten sich die zwölf Staaten
aus dem Wagen, mehr tot als lebendig
nach der aus eftandenen A ft. Oben
auf dem Fuß rett aber lag n lleines,
rot-weiß-blaues "uflein — Little
Rhody, die lram haft in das Polster
des Kutfchbocks hineinweinte.
Nach und nach trafen die übrigen
Wagen, Reiter und Fu gänger, nicht
m geordneter Folge, andern bunt
durcheinander, jeder auf Eile bedacht.
anz« Krieaerbegräbnisplaz ein. Alles
vlkcrangte sich um dte junge heldim die
löslich gar nicht mehr heldenhaft,
andern san das schii terne, beschei
dene, kleine lmädel war.
»War» ich nur fort,« dachte sie ver
wirrt, während das Bett-andern und
Lrbpreisen kein Ende nahm. Sie at
mete auf, als endlich die Feier ihren
Anfang nehmen sollte; allein ehe sie
noch wußte, wie ihr geschah, hatte der
Herr riisident sie auf den Platz
neben m seinen befördert, gerade in
der Mitte der vorderstn Reihe auf der
Plattform, wo alle Leute sie ehen
konnten! —- Diese Plattform kam
Rshoda Jreland unheimlicher vor als
selbst der Kutschboit
Als aber der Festtedner etwas ein
cleiht von der jungen Soldatentochter
aus Alabama, die an Tapferkeit den
Helden auf Dem Schlachtfeld nicht
nachftände — da hätte diefeHeldin sich
am liebsten in ein Maufeloch vertro
chen. Doch es half nichts, sie muxzte
staut-halten, bis endlich das Hochru eii
und Tücherschwtnten.- und der freudi
ae Tumult und der Gefang: »O. du
sinnreiche-Z Banner'«, sich soweit legte,
laß der Redende fortfahren konnte.
Little Rhodn aber war fortan tein
Fieindlina mehr in Washington Vil
lcgez sie war bei ihren Mitschiilerin
s nen beliebt und allgemein gerichtet
QQQQQOQQQD QQQQUQQQQ
« Verntischtcs.
uøooooonoooaooooooa
Das gräßliche Unglück des Unter
cnges der Gneisena1;, das zahlreiche
« milien in Deutschland mit Schmerz
und Trauer erfüllt, das von der
DIE-DIE
Ucclcto
ganzen Welt bedauert wird, er-i
innert an eine ähnliche Kata
strophe, die sich im Jahre 1861 zutrug,
wo das preußisehe Kadettenschulschif
Arno on in einem Orkan an der hol
ländi chen Küste rnit Mann unt-Maus
unterging. Dem Wüthen der Elemente
lcllen Tausende zum Opfer, aber be
finderes Mitleid ruft ein solcher Zoll
hervor, wo so viele «unge Mens n
leken, Hoffnung und gztolz der Eltern,
ir. der Blüthe ihrer jungen Jahre mit
einem Schlage dahingerasft werden«
Rußland betreibt die Einführung
drahtloser Telegraphie für Mariae
«trecle mit aller Kraft. Sämmtliche
teuchtthürrne am Schwarzen Mle sol
len mit den Geräthen des Popos’schen
Systems ausgerüstet werden« wodurch
sie mit der Küste und den in der Nähe
befindlichen Krie sschiffen rn ständi
cser Verbindung leihen. , n der letzten
Woche wurden 200 do ständige Ge
räthe nach Bladivostot und Port Ar
tbur verschiffi. Die rufsifchen Kriegs
schiffe im Stillen Ocean sollen sämmt
lich solche erhalten und ferner sollen
Viodioostol und Port Arthur mit ein
ander durch mehrere Stationen ent
lon der loeeanischen Miste verbunden
wer en.
4
Ein Besuch führte mich, so erzählt
ein Reisender, türzlich nach Bordeaur.
den Straßen umherschlendernd,
etrachtete ich mir die Auslagen its
den Schaufenstem Hier erblickte ich
u. A. einelebilduna des Nieischekschen
Schiller- und Goethe-Denkmals in
Weimar; aber zu meinem nicht aerin
gen Erstaunen war es auf einem Zet
tel als Standbild can Frantlin und
Washington bezeichnet. Der Inhaber
des Geschäftes stand, frische Luft
schöpfend an dem schmälen Sommer
tage, an der geöffneten Ladenthii:.
Artig trat ich auf ihn zu und machte
ihn aufmerksam auf den Jrrthum.
»Ich weiß,« gab er mir verschenin lö
chelnd zur Antwort, »es wurde mir
schon gesagt. Doch ich habe meinen
auten Grund hsierfiirt ameritcnische
Freiheitshelden verraufen sich leichter
als deutsche Dichter.«
Ein griechischer Phisantrap, ver vor
einiger Zeit in Korfu gestorben ift .at
eine ziemlich beträchtliche Summe ,iir
eine tiftung ganz neuer Art hinter
lassen. Es handelt sich um eine Lotte
rie, deren Nummern arme Mädchen
repräsentiren, die-sich eines tadellosen
Ruer erfreuen; eine gewisse Unzahl
rrn ihnen deren Nummern ge oaen
werden, erhalten eine Mit-gift, die sie
zur Anschaffung ihrer Aussteuer ver
wenden tönnen. Jn jedem Jahre läßt
das zu diesemftwecke ernannte Cpmite, ;
an dessen Spitze der Erzbischof der ?
Insel sieht, in den Zeitungen ankündi
gen, wie viel Plätze frei sind und wie E
viel Candidatinnen also untergebraeht
nerden können. Darauf stellen sichdie
Bewerberinnen vor, es werden ganz
genaue Erlundiaungen iiber sie einne
zogenqund wenn das Ergebnis dersel
ben gunstig ist, so erhalten sie ihre
Nummern
Ein amüsantes Abenteuer hatte stö
nig Leopold von Belgien dieser Tage,
ais et mit feinem neuen Automobil m
Brüssel aujfuhr. Er kam durch vie
Avenue de Tervueren, da sauste plötz
lich ein Nadfahrer an feinem Anton-v
bil vorbei und rief ihm zu: »Polle!
(ein Dirninutiv für Leopold), wer zu
erst nach Quatre-Bras kommt, zahlt
vie Getrönte2« Und damit setzte er
noch kräftiger ein. König Leopold ver
stand die Herausforderung sehr gut
und lachte, und obwohl fein A utaut
über diese Respektlosigteit auf's «·ochste
entsetzt war, ging es mit voller Fahrt
. los, und es dauerte auch nicht lange,
bis er den Radfahrer drückte. Der
Letztere setzte alle seine Kraft ein,
mußte aber Bald» völlig »aus -
vnmpt«. aufgeben. Der Känig sah Ich
immer noch von Zeit zu Zeit um und
hielt auch in Quatre-Bras, um die
W
verdeißenen Getränke in Empfang zu
nehmen, aber derstadfadrer hatte es
woraus-gewisse Just-rücken
Eine Liga gegen die Seelrantheit
und als ihr Organ eine Seetrankheiw
Zeitung sind in Paris entstanden, die
Init aller Energie dem gefurchteten Ue
bel entgegenarbeiten wollen. Ein lan
er, langer ragebogen wird von der
ziga verfan t, um alle Erfahrun en
aller Seereifenden zu sammeln. in
Puck soll herausgegeben werden. Mit
arbeiter werden in allen Ländern ge
sucht. Als Mittel egen die Seetranl
heit werden em ohlen: Leibbinden
und überhaupt besonders dafür herge
stellte Ilntertleider, Lüfiungsvorrichs
jungen und Sauerstoff, starte Cotains
lösungew Die Franzosen scheinen
qanz besonderen Schreck vor der See
irantheit zu haben. Wenigstens ver
scchert das »Journal du Mal de Mer'«,
laß die Furcht vor der Seelrankdeit
ein sehr wesentliches Hindernis fiir die
Entwicklung der französischen Colo
nieen sei, da die urcht viele verhin
dere, auf ein Schi zu geben. Wer sich
am Kampf gegen die Seetrantheit be
tlseiligen will, möge sich mit Dr. Ma
deuf in Paris, 10, Nue Fontaine au
Nod in Verbindung setzen; ganz be
sonders willkommen sind dort edle
f Gönner oder öffentliche Körperschass
l ten, die einen Preis von 100,000
l Franken für Heilunq der Seekranlheit
« aussehen wollen.
Ein unlängft erfchienenes Buch
»Moltle und die Frauen«, enthält fol
gende Mitiheilunguen über die Kaise
rin Eugenir. Für die verfiihrerifche
Spanierin auf dem französischen
Thron fand Mollle Worte be eifierter
Anerkennun . »Eine überraf endeEe
fcheinung," chreibt er. »Sie ist schön
und elegant, als und Arme sind von
unübertreffli er Schönheit, die Figur
fchlanl, ihre oilette ausgesucht, ge
fchmaclvoll und reich, ohne überladen
zu fein. Sie lrug ein weißes Atlas
lleid von fo ketriichtlicheni Umfange.
daß die Damen künftig noch einige
Ellen Seidenfloff mehr gebrauchen
werden als bisher-. Jin Haare hatte
die Kaiserin einen fchaelachroihen
Kopfe-us undu um den Hals eine dop
pelte Schnur prachivoller Perlen. Sie
fptichi viel und lebhaft und zeigt dabei
mehr Lebendigkeit als man an fo ho
her Stelle gewohnt ist« 1856 wohnte
Moltle den ganz intirnen Abenden der
Kaiserin in Foniainehleau hei. Aus
diefer Zeit erzählt er folgende löfiliche
Aneldotu Einmal larn das GefpraO
auf den Magnetismus. Der Kammer
herr der Kaiserin wurde von einem
anwesenden Arzte magnetiftri. Er
mußte feine Rolle gut gespielt haben,
oder er fchlief wirklich, denn er
fchwileie und weinte dabei. Es entwi
ckelte sich folgendes Gespräch:
Der Arzt: »Sie leiden?'«
Der Kammer err: »Ja.«
Der Arzt: » o denn?«
Der Kammerhern »Am Herzen«
Doer Arzt: »Sie fchlafen hier nicht
Ute«
g Der Kammerherr: »Nein,«
· Der Arzt: »Wo toll-schen Sie zu
sein«-«
Die Kaiserin Euguenie weiter-bre
chend): »Ach ftellen Sie doch nicht fol
che Fragen! Er spricht bisweilen
Dummheiien.« » «
Fische, ebenso wie viele andere
Thiere, zeigen eine ausgeprägte Liebe
siir ihrs-heim« und sie haben die ge
beirnnißvolle Gabe, immer sicher und
schnell dahin zurückzukehren Fische,
die in Flüssen oder kleinen Strömen
leben, mögen sich dabei von der Ge
staltung des Grundes und der Ufer«
sowie von der Stromrichtung leiten
lassen. Wandersische aber, die in gro
szen Schvärmen weit durch das Meer
ziehen und,.o!)ne Land zu sehen, ge
nau nach derselben Stelle zurückkehren,
müssen durch eine Art Jnstintt gelei
tet werden. der nicht so leicht zu erklä
ren ist. Unzweiselhast haben sie einen
deroorranenden Ortssinn und ein
merkwürdiaeö Gedriichtniß siir die
don ihnen eingeschlagenewechselnde
Richtung, sowie eine getreue Vorstel
luna von der zurückgelegten Entset
nuna. Wie jeder andere Sinn, ist
auch dieser bei alten Fischen sicherlich
medr entwickelt als bei jungen und
wird atso wohl durch die Erfahrung
verfeinert, wie das ja auch z. B. von
der Brief-, selbst der gewöhnlichen
Haustaube belannt ist« Immerhin
erscheint ez als eine besondere Fähig
keit. die der Mensch mit den scharssten
Sinnen ohne Hilse von Instrumenten
auch nicht annähernd zu entwickeln
oermaa. Der Fi tann sichnicht, wie
der Voael, weitl; n umsehen, ein Um
stand· der es völlig ausschließt, dak er
sich von der Um ebung aus se nen
Weaen leiten l . -
An den Küsten von Schottland und
Walec hat man bänsin Ge enheit zu
beobachten, tote die von der iselierbei
oslterung gehaltenen Hunde nach Ein
tretenF ze- Ebbe drein slachän Strand-;
nach i n. vor a ern an eren na
Meeraalen, absuchezt. und die ost sehr
Bärten Vertreter dieser Art nach der
hausung der Fischer bringen Da
ein Aal von etwa 3 Fuß Länge bereits
ein sehr triisti es Thier ist. gehört be
deutender Kra taustvand seitens eines
Hundes dasm um einen solchen sich mit
aller Mach aeaen seine GesangennUF
me rvehrenden Fisch zu bewältigen. Die
an’s Land aespülten Aale suchen unter
den melyr oder weniger zahlreich den
Strand bedeckenden Steinen Zuflucht.
Die Hunde, die um Fischfang schon
dressirt d·· su n nun den Strand
ab und i jedem Stein überzeugen sie
i
Vexirbttsvy
,«';- s- --
l-« IVZZY
ssch durch Hin- und Herberoegeu, ob
unter ihm ein Aal steckt oder nicht. Jst
ersteres der all, so arniigt ein Ver
schieden des « teines, um den Aal zan
Verlassen seines Versteckes zu zwingen,
worauf dann der Kampf be i:int, ter
in den meisten Fällen zum « achtheile
des Aales endet. Die einma( an das
Fischen gewöhnten Hunde he innen,
ohne dazu besonders veranszißt zu
werden· nach jedesmaliaer skbbe den
Fang der Aale, und bringen jelen,der-.
re überwunden, dem betreffenden Be
sser, der aus diese Weise rft eine recht
ansehnliche Menae von Aalen erhält,
ohne sich mit deren Faun besassen zu
müssen. Die Hauptschwieriateie in- der
zum Fischfang nöthigen Dressur eines
hundes liegt in Ueberwindnng her
Scheu, einen-— isch anzusassen Jst das
einmal gesche n, dann ist der bestes
sende hund so qut wie serm, und der
Grad seiner Leistunaösiibiateit hängt
dann von Umständen ab. Jst der Hund
schneidig nnd wird ihm seiten-z eines
gefangenen Aales ein bedeutende-. Wi
derstand entgegengesetzt, dann ver
mehrt das seine Passion für den isch
sang, zu dem jedoch nur ältere sunde
heranzudres ren sind, nachdem re be
reits mit E be und Flutb vertraut ac
wotden, sich überhaupt an das Leben
an der See und an die Fifchtost ge
wöhnt haben. Bei jungen Hunden ist
der Ekel vor Fischen. und namentlich
sei-bald es sich um das Anfaisen eines
noch rohen, aleickwiel ob er lebt rder
nicht, handelt. kaum oder nu: sehr
schwer zu überwinden.
Auf dein Gipfel der Gier-eas
Jn San Francisco wird ein Pro"ett s
gepianh welches. wenn dur efii ri, ;
als ein Wunder der modernen echiiit j
bezeichnet werden wird. Jn den näch- »
sten Monaten läßt die Southern Pa
cisic-Bahn den Bau einer elektrischen
Bahn auf den Gipfel der Sierras iir
Californirn in Angriff nehmen. Tie
selbe wird eine , ortseyung der male
rischen Mount owe Railway bilden,
welche vor mehreren Monaten von der
Southern Parifie Gesellschaft ginge
tauft wurde. Ein Theil der neuen
Bahnlinie wird sich hoch oben frei in
den Lüften von Gebirgsspitze u Ge
birgsspitze hinziehen und den aäsagip
ten ein wunderbare-Z Panorania ·eten.
Auf der einen Seite steile, schwebe
deette Gebirge uan fruchtbare, 50 Mei
len lange Thäler, mit dem herrlichen
Duft der Orangen-« und Rosenhniiie
erfüllt; auf der anderen Seite das
weite blaue Meer, der stille Orkan
Wer dann noch den Muth hat« hinab
zu schauen, dem werden wilde silitste
und tiefe Schluchten von mehreren
Tausend Fuß Tiefe ein Grauen ein
slcißen Wie dieses unerhörte Wunder
einer Gebirgsdahn ausgeführt werden
foll, ist noch ein Geheimnisi der Juge
nieute, aber eine Anzahl derselben ist
texeits an der Arbeit, um diesen stroh
artigen Bau auszuführen Wenn man
aber die Erbauung der mulerischen
Mkunt Lowe Bahn Näher in’s Auge
fa t, so ist man überzeugt, daß auch
a Schwierigkeiten bei obigem Pro
jelt überwunden werden. Seit Jahren
war es die Sehnsucht der Bewohner
zwi chen dem Parifie chan und der
gro en Sierrn Mai-res. aus den wun
dervollen Mount Lowe Aussliige ina
chen u können. Professor T. S. Lotde
trar Mann. welcher diesem Wunsche
Lustige-he Ge altung gab und das
roxe i einer ahn· auf den Gipfel des
Echo Mountain iir Angrig nahen.
uerst wollte man eine ahI in
piralforni baue-, verwarf oder
« diese Jdee und entschied sich fkr eine
schiefe Ebene-Bahn Der Weg siir
dieselbe mußte ilber steile Alitste und
durch machtige lsen geboiet werden,
nnd zeigte die ahn bei ihrer Fertig
stellungeine Länge von 2860 Fuß mit
einer Oteigung von 1350 Fuß. Die
Bahn hat ein donveltes Geleise iiiit
einem Pothgeleise in der illtiiie zum
Ausweichem dieselbe wird iiiit Elektr
zitat betrieben, welche 90 Meilen da
von entfernt, in den Schluchten von
Santa. Ana, durch Wasserfälle gelte
sert wird. Nachdem diese Elektrizitiit
erst Los Angeles mit Licht. eizunq
und Betriebskrast versehen, lie ert sie
dkch noch genugend Kraft. um diese
Gebirqszlsabn zu betreiben. Die Carz
werden durch einen fchiräaen Aufzug
gehoben und ift die Maschinerie mit
einer Bremse versehen, welche nicht
allein den Zug zum sofortiges-« Still
stand bringen tann. sondern auch bei
Unfiillen die Betriebskraft abftellt, so
daß die Sicherheit der Bahn außer
allem Zweifel steht. Wiilyreno man
unten am Fuße der Mount Lowe
Bahn inmitten blühender Rosen und
einer milden Temperatur einstens-;
landet man vier Minuten später st
Fuß.i)och auf demGivfel in der Region
eines ewigen XII-eins Hier bietet sich
einem die herrli Aussicht auf das
liebliche Sau Gabriel That mit Pasi
j dena und Los Angeles am Fuße des
Gebirges; 35 Meilen weiter entfernt
H sieht man dasSanta Catalina Island,
welches aus dem unendlichen Ocean
emporragt. Blickt der Befucher um
sich, dann ift er erstaunt. fo nahe an
der Grenze des ewigen Schnees eine
reiche Flora zu finden. Hier stehen
Baumriefen von 20 Fqu Umfang,
welche 100 Fu doch emporragen. Ein
roßnrtiges bfervatorium ist eben
alls auf dem Gipfel errichtet worden
mit einem Reflettor von drejMillionen
Kerpenftiirle und einer Linie von-M
Pfund Gewi t, welcher feine Strahlen
auf eine Ent ernuna von 150 Meilen
hinausfendeL Von hier aus wird die
neue B hn weiter aufs den höchsten
Gipfel es Gebirges, bis zu einer hohe
von 8000 Fuß, geführt werden.
Tstrtischer Humor-.
Daß die Türken auch ihren Humor
haben, geht aus einigenAnetdoten ber
vor, die man in dem Buch »Die Tür
tei»in Europa« findet, das soeben er
schienen ist. Der Hodscha Nasreddtn
Effendi. eine Persönlichkeit aus dein
14. Jahrhundert, war ein veritabler
Humorift. An einem Freitag bestanden
die Dörfler darauf, daß der Hodscha
ihnen in der Moschee eine Predigt
halte; er hatte das nie zuvor gethan,
weil er teineRednergabe besaß. Wider
willig bestie er die Kanzel, warf sei
nen Blick ii r die Versammlung und
fra te in Verzweiflung: »Oh! Jhr
wa ren Gliiubtgen,v wißt - ht, was ich
auf dem Punkte bin zu agen?'« Na
türlich antworteten sie »Nein«. »Nun,
ich weiß es wahrlich auch nicht,'· chte
er und verließ eiligst die Moschee. ie
Gemeinde jedoch war entschlossen, eine
Predigt von ilnt zu haben und zwang
ihn am darau folgenden Freitag aber
mals, dieKanzel zu besteigen. Er stellte
ihnen dieselbe Frage, und dieGemeinde
antwortete mit Uebereinsiimmuna:
- »Ja!« ---— »Nun, wenn Jhr es wißt,
dann brauche ich es Euch nicht zu sa
gen,« und entiam abermals. Arn drit
; ten Freitag hatten die Dörfler, wie sie
- glaubten, einen unfehlbarenPlan aus
n
gedacht. Sie bekamen denhodscha wie
der aus die Kunkel und antworteten
aus seine gewohn eFrage: »Einiae von
uns wissen es und die Andern nicht,«
worauf der odscha antwortete:
»Dann mögen ieenigen, die es wis
sen. Denen berichten, die es nicht wis
en.« Die Gemeinde pla te ihn von da
an nicht mehr tun eine redigt —
einet heißen Nacht schlief der Hods
der Kuhle wegen auf der Veranda- Er
trachte plößlich auf und sah eine Ge
galg die er sur einen wetßgetlecdeten
äuber hielt. über seine Garterunauee
klettern. Er e rif erschrocken seinen
Bo en und scho so ort einen Pseti
au den vermeintli Einbrecher ab.
Als er as die Gartenniauer trat, fand
er, daß sein feil ein weißes Nacht
hemd durchbo rt hatte, das seine Frau
ewaschen und zum Trocknen an die
artenmauer gehängt hatte. Ver bod
fcha sing laut Gott zu preisen an.
Seine frommen «Worte steckten die
Nachbarn auf, die glaubten, daß man
sie zum Gebet rufe. Da es noch meh
rere Stunden vor Sonnenaufgang
war, schalten sie den Hat-schalt seiner
verfriihten Frömmigkeit wegen, wo
raus dieser st entschuldigte: »Ich
habe Gott daf r edanit, daß ich nicht
in dein hemd ges eckt, das ich mit dem
Pfeil durchbohrt-halsst
Der offizielle Nachruf eines-Mein
schen stimmt oft wema mit der ofstziö
sen Nachredr.