Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, December 28, 1900, Sonntags-Blatt, Image 15

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    Hernnkr phrlnnthropim
Was tot-We sum su- l
IIOIII des Gesteins-Dis
In Berlin hat neulich eine der vollg
lichslen dortigen Frauen, Lan
orgensiern, ihren 70. Geburtstag ge
rt.
Linn Bauer-Das war ihr Mädchen
ame--wnrde in Breslarpalg das dritte
sechs Geschwistern geboren. Jhr
er war ein wohlhabender Fabrikant,
Mutter eine iluge, seinsinnige,
tde Frau, die in der Tochter den
sum Ideal-u wie zur praktischen
lthiltigteif nährte.
Schon an ihrem 18. litebnrtstage
ndete Lina ihren ersten Verein, den
.... heute bestehenden Psennigverein,
« armen Schulkindein durch Gewäh
g von Kleidern nnd Büchern den
lbesnch erleichtern sollte. Auch ihre
christstellerische Begabung war schon in
r Schule entdeckt worden, alg ge
s gentlieh einer Prüfung eine Mitschiis
rin ihr Gedicht »Der heitere Lebens
end« vortrug.
Nachdem Liua Bauer 1814 ihren
trgendsreund Theodor Morgenstern
, heirathet hatte, iiberiiedelte das junge
hepaar nach Berlin, wo der Gatte ein
nsnsiinnis ches Geschäft größeren Stils
nriehtete. Jn Folge des atueriianischen
Krieges von 1861 bis 1865 verlor
orgenftern jedoch sein Vermögen und
nun nnnste die junge Frau ans der
»E-s-.schäfti isnng mit der Feder auch einen
Broderwerh machen Jhrer iyeder ent
flossen ins Laute der Jahre die Werte
riedrieh Fröbels Leben nnd seine
dagogische nnd soziale Bedentnng,««
ie Frauen des 15).Jahrlznnderts,«
,rniil;rungslel;re,« ,,.liulturgeschicht
iche Entwickelung der Kochlnnst,«
Schlüssel znin häusliche-i Glück, «
s; Paradies der Kindheit « ,,Hnndert
deschichten ans der Kindern-eit« und
andere. Seit 1874 ist Lina Morgen
« siern Leiterin der van ihr herausgegebe
nen Hanssranenzeitung
Liua Morgenstern griiudete 1859
s" it der Varaniuv. Mahrenhoissziilotv
en Frauenverein zur Förderung rer
rödel’schen Kindergärtem 1866 die
litter, Vollgiiichen nnd im Anschluß
l
Lina Morgenstern
bierarr eine linterstiigunggtasse zur
unentgeltlichen Stteiinng Notltleidens
der. Jn 1873 ries sie dett Berliner
Dangsranenvereim später eine Prit
tnieulasse siir brave Dienstboten und
eine Stellenverntitlelnng in«-3 Leben.
Für die wirthschaftliche Ausbildung
aruter Mädchen sorgte Frau Morgen
stern durch Begründung einer Dienst
botenichnle in Marienfelde.
Mit warmer Begeisternng schloß sieh
Liua Morgenstern der Friedensbetnes
k gung an. SiewnrdeVorstandsmitglied
der deutschen Friedensgeiellschait, Bise
vritlidentin des »llniversellen Frauen
Iriederrsbttnde5« in Paris nnd Lon
don, nnd ihrer Anregung entsprang
1896 die itinberusung des Internatio
nalen zrauentongreites in Berlin.
Und bei all’ dicier beruflichen Thit
tigleit war diese Frau eine sehr liebe
volle Mutter ihrer inns Kinder und ist
nun der Mittelpttnlt einer frohen
Entelschaar.
xT
5
e
partngalo polititr.
seit-ahnte hegt-hangen mete- Retorte-stets
t- solga des teaudvaattkteges.
Die Abreise des niedertandischen lite
sandten Barrn d. Harima-Keil von
Liitabon nnd des portugiesischen iste
Iandteu Grasen v. Selir vom Hang
hat begreiflicher Weise Aussehen erregt,
wenn der Vorfall auch nicht gerade alo
Vorbote eittiz Krieges zwischen den bei
den Staaten angesehen zu werden
braucht. Tie Ursache des didlontatischen
Zwischenialls ist die Streitsrage wegen
der Entstehung des Exeqnaturg des nie
derländischen Konsuls Pott in Lorenzo
Marqnez seitens der portugiesischen Ne
giernng, eine Maßnahme, die, wie
sz tttatt wohl als ziemlich sicher annehmen
bars, auf Betreiben Englands erfolgte,
zdas den Kouinl der aktiven Partei
nahme sitt die Trandvaalthtren ver
ds liste
. s er Vorfall ist ein neues Zeichen siir
) die nterttoiirdige Schwenkuug, die die
portugieiiiche Politik gegenüber Eng
land eingeschlagen hat. Vor etwa zehn
Jahren waren den Portngieten die
. nglander das berhaßteste Voll aut
»rden. Portugal war damals in einein
itzt-"-treite wegen eines Gebietes in Stids
airlta von England gerader brutal
, behandelt und dergewaltigt worden.
- selbst die von Portugal jener Zelt be
Entragte Cinseiung eines Schieds
s richtö ward von Lord Salittburh
roti surtietgewielem Die portugie
—- Bevölkerung gerieth darob ttt
Email-sie Wuih, eine tepublikoniiche
Agiiaiion inchte die Cnikiiiiung gegen
das Königthnni zn lenken. Man sprach
schon von der lnchi des Königs Karl
des Crsien—·deielben Monmchen, der
neulich anläßlich der Anwesenheit des
kritischen Visexidinimls Nawion im
Liiiaboner Daer bei einein Hofboniett
cinen höchst nntetwiitfigen Toan ans
die englische Königin angbmchie nnd
L
Karl I. von Portugal.
- dessen Regierung im April 1900 der
. englischen die Crlanlniisiertheilte, bri
tische Truppeu in Siidasrita iiber vor- s
» tngsesischesittebiet marschiren zu lassen, «
' Neutralitötsverlehung schuldig machte s
König Karl der Erste der 1889 sei- !
·«nem Vater Ludwig dem Ersten in der
«Regiernng folgte, steht gegenwärtig
zim 38. Lebensjahre. Seit 1886 ists
« er mit der in 1865 gebotenen Prin
zessin Amelie von Vonrbon-Orleans, -
Tochter des Grasen von Paris. ver
mählt. Karl der Erste betreibt, wie er «
selbst einmal sagte, sein »Kötiigshand
:werl« mehr aus Pstichtgesiihl, als
wegen-der mit dem Herrscherthum vers -
hnndeuen Vortheile. Er ist nach seiner
Beantaaung eher Künstler nnd Gelehr
ter. Wirllich hemertensiverthe Oel
gemälde nnd Pastelle sind unter seinem
- Pinsel entstanden, nnd seine Sprachen- :
; ienntnisz ist eine ansgedehnte
Dltssirte ans Kriegeschislem
Eise-strick Einrichtung sum Traun-erst Oper
wund-tot in ver deutschen Mai-ine
Ans den modernen Kriegsschissen
E wird, sobald in einein Gefecht mehrere
schwere Granaten einschlagen, die Zahl
i der Verwundeten gewöhnlich eine linder
hältuisnnijsiig hohe, da Hunderte von
Menschen ans einen engen Raum zu
snnnnengedmngt sind. Bei diesen
tiiaumverhitltuissen ist es ans ersicht
lichen tstrtinden zugleich eine Hauptsache,
E die Veriouneeten rasch und sicher ans
Edeu Verdandplag zu schasseu, welcher
selbstverstijndlich ties unten liegen musi,
damit er vor der Geschoßmirtnng ge
schützt ist. Nun sind aber die modernen
Schlachtschisse siir diesen Traneport
viel nndeaneiner eingerichtet, als eg die
alten hotssschisse mit ihren hreiten be
quemen Treppen und Luten waren, nnd
so mnszte aus ein Mittel gesonnen wer
den, die Berwundeten durch die schma
len Niedergange und Ihiiren hindurch
; zu schassen, ohne dass ihre Schmerzen
t
s
s
l
.s Æq
durch Anstoßen vermehrt werden
Ju der deutschen Marine ist nun im
Hinblick daraus nueh vielsachen Ver
snchen eine Trau porthiingeiuatte herge
Estellt worden, welche allen Anforderun
gen entspricht Dieselbe hat etwa die
doppelte Breite einer gewöhnlichen
Schissghäiigeiuatte, so daß der darin
Liegende ganz nnd gar eingeschnürt
Berwnndetentransport durch einen Mast.
werden tann. An der Aufzenieite der
bangen-alte iind oqu Kopf bis zum
Fußende Tafchen anfgeniiltt, in welche
zwei flache, biegsame Staugen einge
schoben iino, die ein Durchbiegen im
Mücken des Patienten verhindern, ohne
auf dieien einen Druck auszuüben.
Eine Kapuze hatt den tKopf fest.
Damit ader der Verwundete beim
Oeuintergeben durch die Listen nicht
nach unten rutichen kann, reitet er auf
dem sogenannten Sattel. Es ist dies
ein mit zwei breiten Bandern versehenes
Polster, welches durch die Bänder am
Kopfende Halt findet nnd, gleichzeitig
mit dem iilJer der Brust zusammen
geichntirten sogenannten Korsett, den
Mann trägt. Acht Handgriffe ander
Außenteite ermöglichen ein bequenies
Fortichaffen.
Tiefes Trangvortmittel gestattet eg,
Verwunoete ietbft durch Thüren von
nur 1 Fuß 8 Zoll Breite bequem und
sicher zu schaffen nnd tie auch aus den
Gefechtsmarien und von den Deckznnfs
bauten rofch und fchonend hinunter zu
befördern. Ter Tranguort nach unten
geschieht nämlich auf den größeren
Schiffen innerhalb deiJ Meiste-J, welcher
hohl nnd mit einer Wendettrevpe ver-,
selten ist, so daß die Verwunoeten auf
dem Wege zum Berbnnoplnn nach Mög
lichkeit vor weiteren Verletzungen ge
sichert iind.
Jn derselben Weite werden dann
später die Verbondeuen in's Lazaretb
gebracht wo breite Kojen sur Inf
mme Herett find.
Modern: Chinestnnern
III des Ist-me der sod- in In Oel-ils s
des siusuztuh »
Tas chinesische Voll httngt wie lannt i
ein anderes vietittvotl on den Sitten
und Gewohnheiten der Vorfahren.
Deshalb hält selbst der zum Christen
thum sich betennende Chinese die eng
anschliesiende Kleidung der Europäer
slir uulchirtlich und unterscheidet sich
namentlich im Inneren des Reiches
äußerlich tarnn von seinen airdersgläns
bigeu Landsleuten. Um leiu un nöthiges
Aussehen zu erregen, legen deswegen
au die Frauen der Missionitre chine
sische Tra t an und thun dies um so
lieber, als ieeinheimische Gewandung
in viel höherem Grade dem dortigen
Klisna angepaßt ist als die euroväische.
Tennoch gibt es auch iu dem hoch
konservatiben Chitin bei der Frauenwelt
eine Mode, deren Wechsel sich allerdings
weniger im Schnitt als im Auspup nnd
im Bean der Kleidung zeigt, wobei
namentlich intiindische Stickereien ver
wendet werden. So sind gegenwärtig
die Aermel sehr lang und auch enger als
frtther. Aussalteuder ist schon die Vor
liebe siir helle Kleider mit schrägem Be
satz. Ebensowerden heute selbst die wei
ten Beinlleider mit reichem Besay der
von dem man einen mächtigen Blick
tiber die Bai hat. Tie beiden Haupt
eiugiinge befinden sich an der östlichen
und westlichen Seite desJ Gebäudes.
Dieselben sind iu Form großer Bogen
s ausgeführt und tragen Adler und Waf
fengrnpbirungeu als Schmuck.
Mitgroszer Sorgfalt sind die inneren
Einrichtungen des-Gebäudes ausgeführt
worden, so daß der tomblizirte Dienst
sich mit svielender Leichtigkeit abwieteln
tann. Die einzelnen Bureaus des De
partements haben ihre til-geschlossenen
tliiiume siir sich und stehen unter ein
ander dennoch in engster Verbindung.
Von der Ossice des Kommissitrs süh
ren die Thüren nach den Zimmern sei
ner Alsistenten und der Reihe nach zum
Sanititts-, Finanz-, Prüfungs-, Eisen
bahn-, Untersuchungs- und anderen
Departements der Behörde.
Sobald als der Einwanderer landet,
schreitet er durch ein imposanteH Portal
nach dem zweiten Stock, dessen ganze
Mitte das Prtifungsdepartement ein«
nimmt. Jeder Zoll ist in diesem Raum
ausgenntzt, so daß mit Leichtigkeit zwei
Schiffsladungen Einst-anderer abgefers
tigt werden lonneu· Man veranschlagt,
daß 5000 Personen dort ohne Schwie
rigkeit, jn im Nothfatle noch weitere
3000 geprüft werden tonnen.
Die in diesem Raume befindlichen
Barrieren ans Eisen, in denen die Ein
manderer nach Nationalintten aluhabei
tisch geordnet werden, geben der Halle
das Aussehen eines nntchtigen Spinnen
gewebes. Eine Gallerie, von der die
Besucher ausJ das geschiistige Treiben
beobachten ltiunen, umgibt den ganzen
tituum. Von dieser Gallerie aus ge
langt man in die Schlafsale siir die
Eiutvanderer, welche 600 Personen
Unterlunst gewähren ttinnen.
Jn der siidwestlicheu Ecke des Gebäu
des befindet sich der Schreiten der Ein
mauderer, die Spezial-llutersnchungH
behörde. Tarau greuzen die Schlus
rijume sitr die Aermsten, die als »uicht
wiinschenswertl)« zuriictgewiesen wer
den. Daselbst ist auch eine Telegraphen
nnd eine Cisenbnlniossice, während die
Haiivtagentureu der Bahnen sich im
untersten Stock befinden. Auch die Ver
waltungsbureaus und der Gebiirlrauin
sind in diesem Stockwerk.
Besonders ist siir bassende tiiiinme siir
Jnsvettoren, Clerii-, Mutronen und
andere Angestellte gesorgt. Eine der
größten Verbesserungen ist jedoch die
Anlage einer Badeanstalt, in der 200
Cinwnnderer zu gleicher Zeit nnd unge
sithr 8000 Personen im Laufe des
Tages ein erfrischendes Bad nehmen
können. Jn einem besonderen Pavillon
sind das Nestaurant, die geritumige
Waschanstalt nnd andere nothwendige
Zweige des Dienstes untergebrncht.
Gegenüber von Goveruors Island
liegt das Hosbitah Ein tanggestrertter,
einfacher Bau, der jedoch in jeder Be
ziehung seinem Zweck entsprechend ein
gerichtet ist.
Alle Vnulichleiten auf der Jnsel sind
absolut seuersicher, nur die Möbel sind
der einzige brennbare Inhalt. Die Fuß
boden sind ausJ Steinmörtel, die Tren
ben und Verlleidungen ausJ Eisen, und
die Bettstelten aus Drahtgeslecht und
Eisen. -
Während indem neuen Gebäude dar
aus titiiclsicht genommen ist, daß viele
Freunde von Cinwanderern und andere
Besucher sich einstellen, ist die lästige
Schnur von Neugierigen, welche die
bisherigen Nitume belagerten und den
Dienst störten, serngehalten.
—.-—
Neunhuudert Jahre zurück
Wurde Amerika zum ersten Male von
Europäern enttectt.
Unter den zahlreichen werthvollen
Handschriften Standinaoiens befindet
sich auch, sorgfältig in Kopenhageu
verwahrt, der («0(lcx t·’lateyensis
oder die Flateyhandfchrift. Diefe
lenkt gerade je t die Aufmerksamkeit
der Welt auf ich, sind es doch 900
Jahre her, »daß Vltnerica zum erften
Male von Europäern entdeckt wurde,
wenn sich auch jenes historische Fal
tum für uns in nebelgrauer Ferne
verliert, und, wenn auch jene ersten
Entdecker nicht die Macht hatten, den
Namen Columbus aus seiner jahr
hundettlangen Popularttät zu ver
drängen, weil sie der Nachwelt keine
steif aren und für den Fortschritt der i
—
Menschheit bedeutungsvollen Ergeb
ni e zurückgelassen haben.
och im Jahre 1888, zur Zeit der
nordischen Aus tellung in Kopenhagen,
ging wohl der größte Theil der Besu
cher achtlos an dem Glastasten vor
über, der so werthvolle Kunde aus al
ter Zeit barg. Man wußte, Colum
bus hatte« Amerika entdeckt; man hatte
auch wohl vernommen, daß vor dem
kühnen Genuesen schon Nordländer
ihre Fahrten bis nach Grönland und
dem westlichen Continent ausgedehnt
hatten; aber die eigentliche Quelle je
ner Nachrichten, die alte Flateyhand
schrift war taum dem Namen nach be
kannt. Erst die Weltausftellung in
Chicago regte auf’s Neue die Fraae
nach den ersten Eutdeckern Americas
an. Man kam dabei einzig auf den
Codcx Flatcyensis zurück. Die
Union machte gewaltige Anstrengun
gen, das Buch während der Aus-stel
lutigszeit in Chicago zu haben. Ein
amerikanische-«- Krieggschiff sollte den
sicheren Hin- und Riicktransport zwi
schen Kopenhaaen und New York ge
währleisten, ein von Soldaten bewach
ter Ertrang die Ueberfiihrung nach
Chicago bewerkstelligen, und ein be
sonders beseitigte-T ron Militärposten
Tag und Nacht bewachteg Gebäude
zur Ilntertunft der kostbaren Sen
dung dienen. Noch ehe eine Einigung
erzielt war, brachten es die Protest:
der standinavischen nnd englischen
Presse zuwege, das-, man in Kopenhsp
gen endgiltig abschlagigen Bescheid er
theilte. Es geschah in der berechtigten
Befürchtung daß der alte Sel)af3,
durch einen unglücklichen Zufall ein
mal dem Meeresgrunde preisgegeben,
feil-ist durch die Darangabe eines
Kriegsschiffes nicht wieder zu ersetzen
gewesen wäre.
Schon im friihen Mittelalter liessen
es sich igliindische Priester angelegen
sein, die letzten Reste der alten Sagaz
zu sammeln.
Aus ihrer weltentlegenen Jnfcl hat-.
te allein noch die schauerlich erhabene,
altgermanische Poesie eine Zuflucht
und Heimstätte gesunden. Die Glanz
zeit der igländifchen Saga- und Ge
schichtsfchreibung fällt in die Zeit vom
11. bis zum 13. Jahrhundert, also in
die glücklichste Periode der Insel, in
das Friedenszeitalter der isländischen
Republit, wo Handel und Wandel,
Schifffahrt und Kunst in hoher Blit
the standen, wo ileändische Stalden
europäische Fürstenhöfe aufsuchten, is
ltindische Jünglinge ai deutschen,
französischen und italienischen Hoch
schulen ihren Studien ablegen
Auf diesen Reisen lernten die Js
länder die Kultur des Festlandeg schä
tzen und derpflanzten sie nach ihrer
fernen Insel. So schrieben auch im
14. Jahrhundert zwei dortige Bischof-:
das Flateyfahrbuch Diese Hand
schrift (auf Pergament) besteht aus
zwei dicken Foliobänden Vor allein
ist die Erzählung von den Grönlän
dern darin aufgenommen, in welcher
die Entdeckung des westlichen Erdwei
leS durch die Grönländer, beziehungs
weise Jsliinder, berichtet wird.
Dein dänischssnorwegischen Könige
Friedrich llt. blieb es erst vorbehalten,
diese größte aller isländischen Hand
schristen jahrhundertelangem Berges
senfein zu entreißen. Er hatte einen
isländischen Bischof, Brynjnlfr Svein
son, beauftragt, alle etwa noch vor
handenen altnordischen Handschriften
zu sammeln. Als dieser erfuhr, daß
eine solche auch von deni Bauer Fin
son auf der Flatey aufbewahrt würde,
machte er 1662 dort einen Besuch.
Flut-eh (d. i. flache Insel) ist das be
von Juseln in dem westlich von Js
land gelegenen Breidafjördur. Bron
julsr mußte große Ueberredungskunft
anwenden, ehe Finfon ihm das alte
Familienerbstüct überließ. Der islän
dische Geschichtsfchreiber Torfason
überbrachte es dann Friedrich lit. als
Geschenk nach Kopenhagen, wo es heu
te in der königlichen Bibliothet zu fin
den ist.
Us«.i Les-H-« si i. t
deutendste Eiland unter einer Gruppe «
c Uluscyrfuuusujust zeigte, uulz
wirklich und wahr gewesen, was bis
her nur als dunkle Sage und mar
chenhafte Ueberlieferung galt, dasz
Nordländer germanischen Stamme-Z
die- ersten Entdecker Americas waren.
Die hie und da vorkommenden Zeug
nisse für die Auffindung »Winland5«
gewannen nun an Kraft und Be
stimmtheit. Adam von Bremen, der
1040 an dem dänischen Königghofe
weilte und alle möglichen Berichte über
die Geographie der neuesten nordischen
Länder sammelte und dabei auch
»Winland« erwähnte, das so genannt
werde, weil Wein dort wild wachse
und Korn, ohne daß es aesäet werde,
schließt Egnen Bericht mit der wär-then
haften zählung vom norwegischen
Könige Harald, der das Ende der
Welt und die Ausdehnung des Oceanz
habe feststellen wollen« aber mit ge
nauer Noth dabei dem Schicksal ent
gangen sei, »in des unergriindlichen
Abgrundes Tiefe u fallen«. Auch die
Angaben norwegiicher und isländi-·
scher Verfasser über Winland waren
o liiclenhaft und theilweise abentener
lich, daß man schon ini 16. Jahrhun
dert auf dem Festlande die ,,hei1nlicbe
Sage von Winland« bezweifelte nnd
schließlich jede Erwähnung derselben
mit großer Scheu rimgina. Jn den
romanischen Ländern wurde« sie erst
gar nicht bekannt, sonst hätte wohl
Colunibus seinen Curs nach Norden
gerichtet.
" Dunächst wird in der Handschrift
« berichtet, wie Erik der Rothe, wegen
Gewaltthat aus Jsland vertrieben,
nach Westen segelt und dabei Grän
»land entdeckt. Erik und sein Freund
eælf machen sich dort in Bratteltd
eß ft. Bjarne, herjulf’5 Sohn, war
inzwischen in Norwegen, kommt nach
Island zurück, hört, daß sein Vater
in Grönland sei, und will ihn besu
chen. Von Nordftiirmen verschlagen,
elangt er unter dichten Nebeln in
füdwestlicher Richtung zu unbekann
ten Ländern, die nach seiner oberfläch:
lichen Schilderung das heutige Beif
fansland und Neufundland gewesen
sein müssen. Er landet indes ausfal
lenderweise nicht und findet endlich
wieder den Curs nach Grönland. Spä
ter erzählt er in Norwegen von den
neuen Ländern und wird getadett,
weil er nicht wißbegierig genug gewe
sen sei und sich nicht untersucht habe.
Nach ihm unternehmen Eriks des
Rothen Kinder weitere Efpeditionen
nach Westen Leifr, der Ae teste, kauft
Bjarne’s Schiff und gelangt mit 38
auserlesenen Männern erst nach dem
heutigen Labrador, dann nach Neu
fundland und endlich im Jahre 1000
nach Neuschottland. Er nennt diese
drei Länder nach ihren charakteristi
schen Merkmalen »Helluland« (Stein
land), »Markland« (Waldland) und
,,Winland«. Hier erbaut er Blockhäu
ser und läßt in Abtheilungen das
Land durchstreifen. Dabei entdeckt
Tyrker, ein Deutscher, den Leiir feinen
Pfleqevater nennt, Weintrauen und
erweckt dadurch bei den Wikingern
große Freude.
Es wird er ählt, daß sie im Win
ter nur wenig « rost hatten, so daß das
mitgefiihrte Vieh keine Ställe nöthig
hatte und im Freien noch Grasweide
fand. Tag und Nacht glichen sich in
ihrer Länge mehr als in Grönland
und Island. Sie sammeln Wein
trauben und Maserholz und fahren
nach Grönland zurück. Nun segelt
Thorwald, Eriks zweiter Sohn, nach
Winland, bezieht Leif’s Häuser, treibt
Lachsfang, recognoscirt das Land und
umsegelt Neuschottland sogar mit ei
nem Handelsschiff Jn einem Sturm
erleidet er Schiffbruch Während er
den Kiel aus-bessert, wird er von den
Eingeborenen überfallen. Tödtlich
verwundet, wird er seinem Wunsche
gemäß hier begraben. Thorstein, der
jüngste Bruder, will später Thor
wald’5 Leichnam holen, wird aber von
Stürmen wieder an die grönländische
Küste zurückgetrieben Darauf unter
nimmt 1007 der Norweger Thorfin
Karlsesne von Grönland aus mit 60
Männern und 5 Weibern eine Fahrt
nach Winland. Während er Maser
holz und Landesproducte sammelt,
macht er Bekanntschaft mit den Einge
borenen, die er Strälinger nennt.
Aus ihren Lebensgewohnheiten geht
hervor, daß sie nicht Estimos, sondern
Jndianer waren. Eskimos sind fried
liche Fischervölker; die Winland
Strälinger aber treten als Krieger
und Jäger auf, die im Frühjahre mit
Pelzwerk Tauschhandel treiben; beides
kennzeichnet noch jetzt den Jndianer
Nord - Americas. Aus dem Um
stande, daß- die Strälinger mit Freu
den ihre kostbaren Pelzwaaren für die
von den Wiiingöweibern dargebotene
Kuhmilch hergaben, kann man schlie
ßen, daß hier Rinder als Hausthiere
unbekannt waren.
Ebenso räthselhast waren den Ein
geborenen Waffen von Eisen. Da sie
sich späterhin feindlich zeigen, begegnet
ihnen Karlsefne in einer planmäßig
angelegten ,,Sch.lacht«» bei der er seine
Rinder vor sich hertreibt. Das Brül
len des mitgeführten Stieress versetzt
die Eingeborenen in derartige Panik,
daß sie alles Pelzwerk von sich werfen
und entfliehen. Karlsesne fährt
danach wieder in die Heimath Da
man sich von solchen Winlandfahrten
Güter und Ehren versprach, so unter
nahm bald darauf Freydis, Erik’s des
Rothen reckenhafte Tochter, eine neue
Fahrt, die letzte. Noch bis in’s 14.
Jahrhundert hinein fanden Züge nach
Winland statt, die theils den Handels
verkehr mit Grönland aufrecht erhal
ten, theils das Christenthum in den
neuen Kolonien stärken sollten. Das
Fehlen weiterer Nachrichten beweist
den allmählichen Verfall der normän:
nischen Niederlassungen, sowohl auf
Grönland als auch in America.
Cnglaitd’s Krteqskostcm
Die Jeremiade des englischenKriegs
silretärs Brodrict hat der liberalen
Opposition Muth zu etwas schärferer
Kritik der Butten-Politik der Regie
rung gemacht als sie bisher versucht
hat. Die geforderten Gelder wird sie
sieilich bewilligen, weil von den bis
herigen Maßnahmen und ihren Con
icquenzen nichts mehr zurück-zunehmen
ist, aber sie sucht doch den weiteren
Gang zu beeinflussen nnd setzt, wie
dies Sir Harcourt in der Dienstags
Sitzung deg Hauses gethan, dem grim
migen Haß Saligbury’g das Losungs
wori: Versöhnung! entgegen. Es mag
sein, daß die Macht der Umstände dag
Ministerium zwingt, mildere Maß
regeln als es beabsichtigte, Platz greifen
zu lassen.
Salisburrfs Absicht ist es, die annek
tirten Republiken in Kron-Colonien
umzutoandeln. Sir Alfred Milner,
Gouverneur der Kap-Colonie, soll
Gouverneur von Orcsnje und Trans
Vaal und für die erstere noch ein Vice
Gouverneur ernannt werden. Die Ver
waltung wird von einer Executivbe
hör-de gefiihrt werden, die Bevölkerung
aber keinerlei Antheil an der Regierung
haben, außer daß sie Steuern zahlen
muß. Die beiden Provinzen sollen
also auf die unterste Stufe der Regie
rungs-form gestellt werden, die Eng
land in seinem Coionialsyftem kennt
und die sie bei den uncivilisirten Völ
kerschaften anwenden Der Bnr wird
somit in seinem eigenen Lande willen
oset Unterthan der Krone sein. Man
ttlnnte es gelten lassen, wenn die bri
tische Regierung jetzt durchschn, was
die TransvaakRepublil den Uitlans
ders verweigerte, die gleiche Berechti
gung zur Antheilnahme an der Regie
rung, wenn sie beide Elemente auf glei
chem Fuße behandelte und sieh auf das
Uebergewichi der Uitländer verliexh
vor welchem die Buren so große e
srrgniß hatten, aber »in einen
Fetzen von Unabhängigkeit« it Salisss
but-W Motto und Sir Milner nimmt
mit ungnädi em Stirnrunzeln die Be
schlüsse derAsrikander entgegen,die ihm
freimiithig ihre Mißbiaigung der Art
der Kriegfiihrung aussprechen und die
Autonomie als die erste Grundbedin
gung zur Rückkehr zu geordneten Zu
ständen erllären. Er wird sie der eng
lischen Regierung übermitteln, weil er
das- muß, aber er wird hinzufügen,
das-, sie sein äußerstes Mißfallen er
regt haben. Herrn Salisbury bleibt es
dann überlassen, aus den Widersprü
chen eine Nutzanwendung zu destilliren,
ob er sein gefährlich-es Spiel weiter
treiben oder der Stimme der Mäßi
gtxng Gehör geben will.
Einen treffenden Vorwurf machte
Sir Harcourt der Regierung, indem er
erklärte,« der ganze Fehlschlag ihrer
Politik liege darin, daß sie gemeint
habe, es sei ein Krieg der Regierun
gen, während der Kampf in Wirklich
keit eiri Rassenconsliet geworden sei.
Damit hat er die Lage richtig charak
terisirt. Die Streitfrage um das
Stimmrecht der Auslönder hat die
verschiedenartigen Ziele der beiden
Rassen zu Tage gebracht, deren Unver
einbarkeit die englischen Staatsmin
ner nicht haben einsehen wollen, so klar
sie auch von Anfang an zu Tage lag.
Durch den Krieg ist das natian e Em
pfinden der Bitten nur intensiver ge
worden und die neuere Art der Krie -
fiil;rung, mit Deportation, Prang,
Verwüstung und allgemeiner Entrech
tung hat dasselbe auch bei den blutet
vserwandten Genossen in der Kap-Co
lenie in solchem Maße wach gerufen,
daß die Gefahr einer Vollserhebung
nahe liegt, Das holländische National
gefiihl im Kuh-Lande hat sich bisher
niemals so feindlich gegen England ge
zeigt wie jetzt. Die Beschlüsse der Afri
kander sind ein noch mäßiger Ausdruck
der Stimmung unter den Eingebore
nen. »Ihr werd-et Süd-Afrika verlie
ren!« ist dem Lord Salisbury, als er
seine nnervittlichen Absichten kundgab,
von der Seite der Liberalen zugerufen
worden. Mit seiner Entrechtungsz
litik wird er dass fertig bringen. Sir
Brodrirk hat im Parlamente erklärt,
die jetzt geforderte Bewilligung von
achtzig Millionen Dollarg werde die
letzte große Ausgabe sein, die der Krieg
erfordert Er mag sich tauschen und,
wenn das Ministerium weitere Forde
rrsngen stellen muß, dasselbe vom Volke
eine Antwort erhalten, welche die libe
rale Partei auf diePrcsbe stellen würde,
ob sie es mit der besiirworieten Ver
sdhnungspolitik ehrlich meint.
--..—-.
Tag Trauerspiel in Trauer-nah
Die »Lnstigen Blätter«, deren ern
ster Inhalt mitnnter nicht ihrem Na
men entspricht, enthalten das folgende
erareisende Gedicht über den ungleichen
Kampf in Tranevaak
xer Letzte.
Schon siekert durch die Fluren das letzte
cuellchen Blut; ·
Still wird’s im Land der Bitten, die
letzte Viichse ruht.
Kein Himmel hat Erbaunen, die Saat
liegt längst zerknickt,
Um die zerschossenen Farmen dieFlamme
leckt nnd zückt.
Zwei schlveiszbedeckte Pferde, am Berg
hang angepsloctt —
Und finster an der Erde ein alter Grau
bart hockt; , «
Hält sehtnerzvoll, eingegraben in seine
schivicl ge Hand
Tcn Blondkopf seines Knaben, den just
die Kugel fand
Und als sein Ansf gebrochen, sein letzter
Hauch verweht —
Der Alte hat gesprochen tein Wort und
kein Gebet.
Er hebt das Mind, vom Blute die Locken
wirr verklebt,
Stark vor sieh auf die Stute, als hätt· es
noch gelebt.
-1e schmalen Wiege trabend — die Gluth
loht ihm voraus —
Er reitet durch den Abend, er reitet still
nach Haus.
Die Sterne lachen heiter, ihn macht die
Thrline blind,
Und sliisternd spricht der-Reiter zu seinem
todten stinkt
,,Wir reiten, Pastet- reiten durch unsre »
kleine Welt,
Zum letzten Mal, wir Beiden, iveil’s
Gott nun so gefällt
Doch wo heut Nacht vom Pferde Dein
Blut hernieder-rollt,
Da sei in Fels-«- und Erde verflucht, ver
slndlt das Goldi
»Und wenn sit-I bald nun graben nnd
vackens llisiern an —
Blut klebt von meinem unaben, es klebt
mein Fluch dar.an
Es soll von Noth zu Nöthen sie hetzen und
veriuiri n,
Soll ihre Männer tödten und ihre Wei
ber kirr’n.
,,Soll ihrenStanun verderben, heb· ihnen
nimmer Ruh ,
Und slnaben möqu sterben, doch nicht
in stolz wie Tut
Und was sie heute suchen bei uns in
aeiler Gier,
Sie sollen’s einit verfluehen, mein todte-s
stinkt, luic wirl
»Wir reiten, Bitten reiten durch uns re
kleine Welt,
Zum letztenmal wir Beiden, weil«s Gott
nun so gefällt.
Doch wo heut Nacht vom Pferde Dein
Blut hernieder-rollt
Da sei in Fels und Erbe verflucht ver
flucht das Goldt«