Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, December 28, 1900, Sonntags-Blatt, Image 14

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Ingenieur Horsimanwz
k Mikhekm Hegeken
.- flic-«-. -.-.-.-.LWII-L UMA-4I-.ILL.-«Iu-J
s. Intsetzsup
Die wirkliche Weltdanie ist ein eben
so seltener Typus. als der wirklich re
iguiie Mensch. oder der wirkliche
Künstler. Repräsentieren ist ein Be
ruf, zu dem die Frau geboren sein
muß. und den- sie in mancher schla to
Nacht zu erlernen bat. Er erfor
t die feinsten und seltensten Eigen
sten, wenn auch nicht gerade die
iefsien. Und in einer Stadt wie
Ditsseldors, wo in den siebziger Jahren
die Maler noch die erste Rolle spielten,
mußte die Frau, welche tonangebend T
sein wollte, noch etwas ganz Besonde
res haben, eine gewisse künstlerische
ntasie, eine seine Art. die steifen.
ge ellschaftlichen Formen durch freien
Uebermutb zu mildern.
Diese Eigenschaften waren Anna’s
Kardinaltugendem Sie besaß Kunst
derstöndrliß, liebte-Bilder und schwatzte
mit Geist darüber. Man atmete in
ihrem hause eine wirklich freie Luft.
ei von orurtbeilen und jeglicher
analität. Dabei besaß sie die thei
nifche Liebenswiirdigteit, die jedem
Menschen die Illusion gab, jahrelang
mit ihr bekannt zu sein.
Aber tonangebend in der-Gesellschaft «
zu sein, isi auch- eine Leidenschafi, bei
der der stärkste menschliche Trieb, die
Eitelkeit, mitspielt, und aus die Dauer
die ganzenKräfte derFrau auszehrt.So
kam es, daß Anna nicht nur ihre
ganze Zeit mit ihren Verpflichtungen
gegen die Gesellschaft binbrachte, son
dern das-, sie auch für nichts anderes
weg;1 Gefühl und Interesse behielt.
·e. Zuneigung zu ihrem Manne
war so gut wie erloschen. Das erste
Jahr hatte sie sich wirklich gegrcimt,
daßhorsimann den Leuten nicht gefiel
Es war ja nicht gerade nöthig, daß er
ein Löwe der Gesellschaft wurde, wenn
er nur eine so angenehme Null getrot
den wäre, wie etwa Herr Oewaxo,
uber den man gelegentlich witzeite, ten
aber alle gut leiden konnten. Warum
war gotstmann so unsbelieth Als
kluge rau merkte sie bald den Unter
schied. Der dicke Bierbrauer war eben
eine Null und trat als solche aus«
horsitnann war aber etwas und kehrte
das heraus. Jn seiner schweigsamen
rückhaltung lag ein Stolz, der die
exakter-erlesen »
--«I'- k--f-l L-- fu«-Is
All-tu tUuL few unsy- -.»-- wes-«
ilkres Mannes bewußt. Aber ganz J
Frau der Gesellschrft, wie sie damals I
war, fiir die die Mode die Zaubers-Ir- l
mel ist, der sich alles unterwirft, I
"·rnmte sie in die Meinung der Ge- »
ellschast ein und fand ihren Mann
ebenfo unverdaulich. wie die anderen.
Von dieser innerlichenEntfremdung
bis zum offenen Bruch war freilich
noch ein langer Weg. Aber es kam
schon damals manches dor, was dem
Mgenieur auffiel und ihn verstimmte
Esaus hingenommen von dem ewigen
Irr-bel. rernachlässigte Frau Herst
tnann ihren Mlann immer mehr. Sie
war zerstreut und müde in seiner Ge
rt. Sie vergaß ihre kleinen Ko
etterien und ließ ihm manchmal mer
ken. daß er sie lanaweile. Oder wenn
sie liebenswürdig war, so tam sie hin-·
tether stets mit einer Bitte, meistens
urn Geld. Er merkte nicht die Absicht
lichkeit in ihrem Benehmen, er fühlte
nur ein gewisses Unbehagen, daß es
anders war wie früher, einen dum
äfen Schmerz, als wenn ihm seine
rau entfrerndet würde.
Er b alles auf das neue Haus.
Das us hatte ein düsseldorfer Ar
ZItett gebaut, aber Beet hatte an den
läwen Verschiedenes geändert. Auch
an der inneren Einrichtung hatte er
mit wirkt, es stand nicht ein. Stück
Mö el anders, wie er es angeordnet
hatte, nicht eine Tapete, nicht ern Bild,
nicht eine Gardine war ausgesucht, die
er nicht bestimmt hötteHarstmann da
egen kam in dies Haus hinein, ohne
en geringsten Antheil gehabt zu ha
ben. Wenn er Anna feine Hilfe an
.bot, war ihre fteteAntworR
»Warum willst Du Dich damit qui
kxeäii Jch besorge das schan. Berr hilft
r.«
Eines Tages wurde in feiner «le
tveienhert der Umzua bewertstelligt,
Und statt nach der Sternftraße gin« er
nach der hosgartenitraße. Aber s
neue MW·bliW ihm fremd, daß er
steh ost verlrexz nnd erst auf der Trep
pe des alten iel ihm ein. daß er dort
ni me r wohnte.
r xh te sich nach den alten frü
heren unten zuriick. Sieht, wo er
sich den Palast ebaut hatte, der ihm
so rft in ter- hantasre vorgesehwebt
hatte, gestand er sich manchmal seuf
.nd, dal- er «r den Luxus nicht e
chcsiien er. on all den Leuten, 'e
seinem hause ans nnd ein gingen,
« sit-e- sse-essen esse-«
e e as o o e i «- ,
still-I zu senkten
Anker Einrichtung des Eßzimmert
. M er Bericht-dene- anvern wollen.
sie Miti- ««s WAR
" .;M U M n
M W. so wi- e« sei
· MJQ bcid M seit
«thY«-h
III tmwa .
Horstmann hegte seit einiger Zeit
eine gewisse Abneigung gegen seinen
; früheren Freund. dessen Namen er in
f Anna’s Munde allzu oft hörte.
- »Was geht mich holleder anl« ver
1 setzte er gereizt. »Holleder wohnt nicht
: hier, sondern ichs·
» »Aber Holleder hat Geschmack . . .«
»Was-i Willst Du behaupten, ich
hätte leinen?«
»Gott, das behaupte ich nicht. Aber
Holleder ist eben ein Künstler, der sich
aus diese Dinge versteht. Wenn wir's
anders machen. blamiren wir uns
kirgctich vor jedem Maler, der uns be
u .«
»Zum Donner-wetten so blamieeen
wir uns eben! Die Sachen werden so
rstellt, wie ich will. Verstehst Du!
nd wenn’S den Malern nicht paßt,
können sie ja weg bleiben.«
Noch an demselben Abend liesz er
von dem Diener und dem Kutscher die
Sachen umstell-n. Den ganzen Sonn
tag über Lfigarh Anna mit ihrem Man
ne kein rt. Z er wieder in Lu
ringen war, bereu er seineBarschheit.
Er sah das Ganze als eine Bagatelle
an und wollte deshalb keinen Groll
aufkommen lassen. Er schrieb an sei-—
ne Frau, sie sollte nicht mehr böse sein,
seinetwegen könne sie alles stellen, wie
sie wolle. Er hatte die Hoffnung, sie
iriirde zartfiihlend sein und ihm sei
nen Wunsch gewähren, aber am näch
sten Sonnabend fand er wirklich alles
wifeder ausgestellt Das verletzte ihn
tie .
Im Laufe des Winters mehrten snb
die Verstimniuiigen. Oft schrieb Anna
»ibm, sie sei am Sonnabend zu einer
Gesellschaft geladen, die sie unmöglich
absagen könne. Sie bat ihn zmm
mitzulommen, doch das war nur eine
Phrnsr. Sie wußte, daß er es doch
nicht thsm würde. Den ganzen Abend
saß er dann einsam in den Prachtrdm
men und dachte grollend, warum er
eigentlich eine Frau habe, da er lau-n
mit ihr zusammenlebte. Am nächsten
Tage wußte Anna dann freixirh durch
ihre Liebenswiirdigleit seinen Un
muth zu oerscheucbem Aber ein dunk
pfer Rest blieb doch immer zurück.
Noch schlimmer war es. wenn bei
ihm selbst eine Gesellschaft stattfand.
Ein Grauen iibertam ihn. sobald er
aus seinem Weg vorn Bahnhos in die
bof artenstraße einng and den hel
len ichterschein aus den Fenstern sei
nes Hauses im dunklen Wasser rer
Landstrone sich spiegeln sah. Er hatte
das Gefühl, als erwarteten ihn irgend
wel . Gefahren.
·,, as mag mir heute Abend nur
toreder passiren, worüber Anna sich
ärgert?« dachte Horstmann »Viel
leicht werse ich ern Glas um, oder
sage etwas, was dem Oberbürgermei
ster nicht gefällt, oder berwechsele zwei
dieser hanswiirste von Malern mit
einander. Der Teufel soll die ganze
Bande holen! Sie essen sieh bei mir
voll und thun noch, als wenn das eine
Gnade wäre.«
, Er hatte geglaubt, er würde sich
s nach und nach an den Ton der Leute
gewöhnen, aber er merkte, daß er zu
alt dazu war. Und mit der Zeit wür
den die Gesellscha ten ihm immer ver
haßter. Iriiher tte er doch immer,
wenn er unglücklich dasak, einen Blick
des Einberstiindnisses mit Anna aus
getan chi. Ueber die Kii se der Leute
ries e then mit ihren l« lnden Au
g: zu: »Dir lan weilst Dich wohl,
armer Kult« r rief urüa: »Es
ist nicht so schlimm!« Und ann war’s
wirtl’ nicht Iso chlimm Jn dem
Gedan en an re a te er iiber seinen
Unmuih nnd fand ie Leute erträg
III
Aber das war seit einiger Zeit an
ders. Bei Tisch bemerkte er ost, wenn
er sprach, daß der Blick seiner Frau
beobachtend, talt und seindselig auf
ihn gerichtet war. Ja, es kam soaar
vo-e, daß sie ihm in die Rede fiel und
ihm das Wort abschnitt. Jhm stieg
dann der Gedanke aus: Was fällt ihr
nur ein? Sie ist nicht so, wie eine
Frau sein sollte! ..... Doch die Ver
muthung, daß sie sich seiner schämte,
wies er noch unwillig zurück. Sie er
schien ihm zu ungeheuerlich. Aber zu
leicher Zeit bemerkte er, daß, je fro
Fti er sie sich gegen ihn verhielt, sie
de to freundlicher gegen Andere wurde.
Sie hatte eine Art, sich mit den junan
getreu zu unterhalten, daß ihm das
lut in's Gesicht schoß. Er wußte,
daß seine Frau kolett war, es hatte
ihm ogat gefallen. Aber während er
früher glaubte, das sei nur leeres
Spiel, bei dem die Männer die Ge
narrten waren, überlam ihn ’etzt oft
die Angst, einer dieser Gelbichnäbel
könne sich etwas erlauben, was seine
Ehre an riss. Für Augenblicke fühlte
er die ognniiichtt e Eifersucht des al
ten Mannes, zusg eieh mit der rasenden
Wuth des Bauern, der am liebsten so
sørt zum Messer greift.
Doch er hatte keinen Grund zur
Eifersucht Jn di er Zeit, tvo Anna
ganz in ihren aese schastliehen Initi
, in dem Kampf um den ersten
auftat , waren alle anderen Ge
a- er Eitelkeit in i erlo
s In dieser detagd von anti
gungen, in diesem ermüdenden Tau
mel von unruhigeii Tagen zu getäusch
dolleri Nächten lag ihre Sinnlichkeit
wie betäubt. Schon aus Berechnung,
um es mit den Anderen nicht zu ver
derben, ließ sie sich mit keinem näher
ein.
Jhr be er Freund blieb noch immer
Bert. Bitt der Zeit war ihr Groll
gegen ihn erlo chen —- sreilich auch
ihre Leidenscha t fiir ihn. Dafür
aber wurde er ihr unzertrennlicher
Begleiter, der Mitwisser ihrer Ge
imni e, der Berather in allen mög
ichen ingen. Seine weibische Ge
schmeidigleit machte ihn wie geschaf
sen siir diese Rolle, und er übte, wenn
auch in anderer Weise, eine ebenso
starke suggestioe Macht aus Anna aus
wie früher.
Horftmann fand seinen jungen
Freund aus die Dauer unlteauem, lä
tig, gefährlich. Er sah ihn all u osi
init Anna zusammen, er hörte zseinen
Namen allzu oft aus ihrem Mund.
Eines Tages im März besuchte
Frau Horstmann ihren Mann nach
langer Zeit wieder einmal in Latin
gen, um sich die Brücke an usehen, die
fest beinahe fertig awr. ert beglei
tete sie. Es war eine halsbrecherische
Kletterei aus der liiclenhaften Fahr
bahn; alle Augenblicke mußte man ei
nen kleinen S tun machen und sah
dann unter is in chwindelerregender
Tiefe das er der Wut-den Wäh
rend orstniann von einem Arbeiter
adberu en wurde, klammerte Inn-i
sich ängstlich an ihren Freund. Als
der Ingenieur zurückkam, hörte er,
wie ie den Maler duztr.
m ersten Augenblick ließ er sich
ni tz merken. Ader nachdem sie in
das Wirthshaus ein etehrt waren, wo
Anna sich ihr zerri eneö Kleid nähen
wollte, stellte er sie ernst zur Rede.
Sie waren allein im Wohnzirnmer des
Wirths. Anna meinte mit dem harm
losesten Gesicht:
»Was ist denn dabei? Holleder ist
doch mein ältester Freund. Da ent
schlüpft einem manchmal das »Du«.
Bist Du etwa eiserfiichtig?«
»Eifersiichtig nicht. Jch finde es
nur unpassend!«
Aber sie lachte ihm irr-J Gesicht:
»Ihr Männer seid wirtlich galant!
Erst läßt Du mich da in Lebensgesahr
tehen und läufst wegen irgend einer
Bagatelle davon, und dann inacbit Du
mir noch Vorwürfe. Du solltest mir
lieber Nadel und Zwirri besorgen.
Mit diesem Riß werde ich ja zum Gr
spött der Leute!'«
Während Anna ihr Kleid stopfte,
saßen die beiden Herren in der Gast
stube und tauchten schweigsam ihre
Cigarrm Plötzlich sagte Horstinaniu
»Ich möchte Sie doch bitten, here
Holleder, meine Frau nichtwieder zu
duzen.«
»Was? Jch Jhre Frau Gemahlin
duzen? Das ist mir ja nicht im
Traume eingefallen!«
»Nichts-«
»Me! Wie sollte ich dazu kommen?
Sie müssen sich wohl derhört haben!«
Einen Augenblick fühlte Hor mann
das Verlangen, seinem jungen k renn
de zu zeigen, wo der Zimmermann
das Loch gelassen habe. Aber sich be
zwingend, bemerlte er ganz ruhig:
»Anna sagte mir. in der Erinne
rung an die Jugendbetanntschaft ver
sprachen Sie sich manchmal. Das
tann ja passirm Jch finde ini Grun
de auch nichts dabei. Aber weil an
dere Leute es mißdeuten könnten,
möchte · Sie bitten, in Zukunft et
was vor chtiger zu sein.«
Bett hatte seine erste Verwirrung
unterdrückt und machte einige gleich
gülti e Bemerkungen. Gleich darauf
rat nna wieder ein. Sie las auf
den Mienen der beiden, daß es eine
Auseinandersehun gegeben hatte und
machte sich nun ii r die ganze Sache
lustig. Damit schien der Vorfall bei
ae ea .
Aber in Horsimann blieb eine unan
genebrne Erinnerun zurück. Seine
frühere Vertrauens eligleit war zer
stört, er dachte an holleder von nun
ab wie an einen Feind, vor dem man
sich hüten mußte
Wenige Wochen später trat ein an
deres Erei nifz ein, und diesmal brach
an dem E himmel wirklich ein schwe
res Gewitter los. Es war erade der
ahrestag ihrer Hochzeit vrsimann
fand sich im Bratenrocl. er saß im
Gartenzimnier und wartete aus seine
rau. Sie wollten den jour iixe der
rau Oberbürgermeister besuchen. Er
wäre an diesem Tage lieber zu han«
eblieben, doch Anna hatte ibn beredet,
te müßten wenigstens einige Stunden
hingeben, sie könnten dann ja friils
wieder ausbrechen. «
Es war ein wunderschöner April
nachmittng. Die dunkelrotbe Sonnen
scheibe schwamm in duniiigen Wollen.
Durch die geöffneten Fenstrr dran
mit der weichen, reaenieuclnen Lut
der Duft der h azintben berein. Izu
beu schwarzen weinen eines alten
Birnbautns ja eine Amsel ver eckt
und fang ihre ichluchzenden « öne·
Das herz des Mannes hatte sich ge
weitet, Augen Sorge, Werleltagge
denken hatten sich ROHR Er dachte —
in der Erinnerung dieser Augenblick
ruf bekenb —- an den Tun zur-lich wo
er ein Weib in den Armen gehalten
hatte. und wo ibrnnnch einem Leben
vkll Isla e und« Mitqu das wilde, be
rauschen Liebesglilck aufgegangen
wüt.
Da brachte der Diener iben einen
Brief. Er sah die quiaedruckte Firma
Ban us J. Æl.« O weiter
die-U resse u beachten, e et da
Souvert su . Das Schreiben ver In
freue Wart MW Der sus
W
like ersuehte unt Begleiehung der längst
salligen Schuld.
Jn duuivfer Bewunderung lar
HDrirstrnann den Brief ein paar Mal.
Was war dass Anna hatte im lehten
halben Jahr enortne Summen ver
braucht; wie war es möglich, daß sie
Schuld-en hatte?
Er schielte den Diener hinauf rnit
der Meldung, seine Frau möchte ihn
erwarten, er länie sogleich zur-Zitt.
Dann begab er sich zu ·dent Bantiern
Dieser wohnte nur einiae Schritte ent
grnn am Corneliusplast. Jn einer
iertetstunde hatte Hcrftniann alles
erfahren.
Es war ihm. als wenn plötzlicn e.ne
dicke Binde von seinen Augen gerisscn
wäre; er taumelte in diesem neuen
Licht wie ein Blinden der zuin ersten
Ml sieht. til-. Falte geglaubt, die
Tochter einer antiejetenesn in geordne
ten Verhältnissen lebenden Frau zu
heirathen -—- lud mag urac -.ie Mut
ter? Eine vor dem Bankirmt sieh-nor
Person« mit Schulten überhäuft In
diesem Augenblick kam ihm seine Eike
als eine ungeheure Liiae bor, aus Be
tru und Sel· inbel gegründet.
rau Hat tniann war gerade beim
Frrsieren gewesen« als der Diener ihr
die Meldun brachte. Erstaunt fragte
sie, was pa irt wäre. Der Diener
wußte nur, daß ein Brief elonnnen
sei, vom Banihrue Schzbe . Nichts
Gutes ahnend, warf Anna schnell ein
Sie li ee über und eilte hinunter, um
use en, ob der Brief vielleicht noch
lag. Dann rief sie ihre Mutter.
Die beiden Frauen berathschlagten
aufgeregt mit einander, ohne zu einem ’
Re ultat zu kommen. Frau Regie
ru stath befand sieh in großerAngxtz
als e den Jugenieur kommen hör e,
zog e sich schier-malt zurück»
orsimann war außerl rnz
ruhig, aber in feinem Innern e es
distv wilder. So bald er feine Frau
erblickte. wars er ihr den Brief hin:
«Ertliire mir dass«
Mit einem Blick überflog Anna ih
ten Mann und lab. wie es in feinen
Eeschwollenen Stirnadern hämmerte.
Iangsam schloß sie den Gürtel ihres
blauseidenen, lese aeössretenNe ligees,
strich die herunter hönarnden - pttzen
glatt, nahm dann vor ihrem Schreib
tisch Platz und lsraann den Brief la .
lesen. Sarafsiliia betrachtete sie jedes j
Wort. Sie wollte Zeit gewinnen, in
der · esfnung, er«wiirde sich inzwischen
beru iaein Als sie aelesen hatte, fal
tete sie das Papier zusammen
»Es hat seine Richtiaieit. Schade«
daß es gerade heute berauätornmL
Setz’ Dich, bitte, und last Dir erklä—
ren . . .«
Aber er fehl-Ja mit seiner Faust auf
den Schreibtisch, baß all’ die ierliehen
Vtippessiaiirchen von dein Aussatz her
unter hiipften und zerbrachern
»Zum Donners-Jena« unter was siir
Gauner bin ich gerathen!'«
»Gustav!« schrie sie, erschrocken in
die höhe sprinaend.
.,,Warum habt Jhr mich betrogeni«
»Um Gotteswillem sei stillt« bat sie.
«Tent' doch an die Dienstboten.«
»Ich will wissen, warum Ihr mich
betrogen habt?« schrie er noch lauter.
Trotz ihrer Angst versuchte Anna
Zieh egen ihn aufzulehnem Sie warf
en Finps aus und saate bebend vor
Wettb:
»Das lumpigen Geldes wegen sich so
Zu benehmen — das tann nur ein Ple
ejer!«
M fiiintk » mit dunseltoihmnovf
auf sie log, ergriss ihre Hand « un:
preßte die Finger zusammen, das ihr
Gesicht sich vor Schmerz verzerrte.
»Ich ein Plebrirä . . . Was seid
denn Jh7?'«
Dann ging er wild keuchend im
Zimmer auf nnd ab und stieß abge
brochen hervor:
»Deine Mutter verläßt mein Haus
noch heute... Jch mag nicht
mit einer Betrügerin zusammen hau
sen . . . Von dem Geld bezadle ich tei
rTen Pienniql Der Bantier soll sie
vertlagenl«
Anna erwiderte tein Wort. Jn sich
uiainmengetrochen saß sie da. Die
sem Ueber-naß von ern sühlte sie sich
nicht gewachsen.
»Steh’ aufl« herrschte er sie nn.
»Er-g'- ihr sie soll weg! Keine
wNacht will ich iie bedaltenl«
Aber sie blieb unbeweglich Wen,
n:.r ihre Augen irrten ängstli auf
nnd ad nnd verfolgten jeden einer
Schritte. Das Zimmer war ganz ge
fiillt von der rothen Glutd der unter
gehenden Sonne. Vorn Garten her
mischten sich in feine teuchenden
Athemziige die süßen Töne der Amsel.
Lange Minuten vergingen. Sie
hatte Furcht nnd fühlte sich rathlos.
Zugleich lauschte sie auf die Töne oon
draußen, h1ie man oft in der größten
Erregung seine Aufmerllomteit auf
anz nebens« iche Dinae richtet. Das
tter war o verbittern-, alles oth
nzete Ruhe. nnd nun mußte dieser
haßliche Streit dazwischen lomrnenl
Ein leiser Windhauch glitt durch
die lockere Seide til-er ihre nackte Haus
und spielte mit den betunterhsöngendeu
gar-rein Sie friiltelte ein wenig, dünn
kleidet, wie tie war.
Immer von Neuem tlana die Vogel
lhtiagme an ihrlen dEingz . t Erfing
eer ans eun zan- g Z
tet. Plosyirb aber lchlurlzrte er ans der
laut aus« alt wenn er mit dern
lockenden Wohllaut seiner Töne das
Märkten berücken wollte. Und F
schoß ein yet-gute durch Annat Ko ,
der teilt em Lächeln auf ihren Lippen
hervorri . Sie wurde sichder unwi
thti vix-ne vi- nk Mk sk
to t und schopite daraus schen
M Zool-oft teuer-nd M II
sich ihrem Manne und legte ihre
fchtanten Finger auf feine Unsel.
«G«attav!«
Er setitittelte sie ab, ohne sich tn sei
nem Hin- uno tzeraeven unterbrechen
zu lauen.
«Guttcw!« " »
Was willst Dut« s
Gewächsen in qebrochener Dalrun l
stand sie mitten im Zimmer, ihr Kop «
mit dem nufgetösten hour war ganz
in den brennenden Lichtstrom Der
Sonne getaucht.
»Du hast ja recht, mir böte zu feink« ·
flüsterte sie. »Was ich anban Halse. ·
nsar gewiß nicht aut. Aber meine :
Mutter hat keine Schuld. Sie hat l
durch ein Unqlzirt ihr Vermögen vers ;
Irren. Meine Erziehung tostete sc i
viel. Die Schulden bat sie inewrwe- f
gen gemacht! Vor der Hochzeit wollte !
sie Dir anei- gejnhm Ich tcwst wei- ?
ihr abgerochen Ich glaubte-, es wurde !
sich alles bealeichen lassen.'· l
Er blieb stehen und »Mir ihr mi-« s
furchtbarem Ernst Zins Gesicht. (
A »Du haft mich betrogen, Anna! !
Während der ganzen ziver Jahre ast (
Du mtch betoaent Wie toll ich ir ;
jetzt noch glauben?« ?
kJch habe Dich betone-L gewiß, aber f
nur aus Liebe zu Dir! Ich hatteesngst, E
Du würdet mich nicht nehmen, wenn 2
Du erführ , wir hätten Schutoen.« s
»Warum hattest Du tein Vers «
trauen? Jetzt habe ich alles Vertrauen
zu Ye«verlorent« -
—·-«c--— «--L h--I
?
«vc( lallt solch-It allku »von
ferne nd an ihre Wange.
; « war ja leichtsinnigl Aber ich
meinte es nicht schliman »
! Sie schlang ihren Arm tun feine -
Schulter und begleitete ihn. während -
er ununterbrochen anf nnd ah ging. "
Fast mit der ganzen Lafi ihres Mir
pers hing sie an ihm. ;
»Die wahre Liebe set-giebt Lin-findt ;
"ch habe ja fnlfch gehandelt. Jch bitte
Dich fest unt Verzeihung!«
Sie hatte anai den anderen Arm
um feinen Hals aefchinngen nnd zrg
nun feinen Kopf herunter. Er fühlte -
ihre Lippen nnf feinem Islandruhem »
diese leicht geöffneken warmen Lippen,
nnd er frq den Duft ihr-Z Körper-«
ein, der beranfchend, finnderwirrend, :
fiifz war, tvie der Duft der Erdschollen
der Blumen an diese-n duletigeiizrnl2
links-abend.
»Sei nicht wie . » heute . · . an «.:n
ferem Hochzeit-tragis« fliiiirne fie nnd
fah ihn mit feuchten Aussen ca.
Jn feinem Innern nurmeiten die
Stimmen in vumpfcr Verwirrung.
. Er ahnte Dunkel, daf: ihre Liede nicht
f echt War, nicht ans deniHerzen tatst.
Sie erinnerte ihn an den Hochzeitstag!
Aber hatte fie daran gesucht, als fie
in die Gesellschaft aetten Iooiltei Und
er fühlte, wie fein Jnnerez sich em
pörte, daß fein Wille gebrochen wer
den sollte, daß er sich taufihen ließ,
daß er fah-nach gemacht wurde. Und
dennoch kannte-er sich nicht wehren. Er
fog den Laut-er ein, der von ihr aus
ging, dieses filße, einfchläfernde, mus
tellcfende Gift, das ihm Willen, Ver
stand, Besinnung raubte. Er he
rithte ihren Mund und zuckte zufam
»nnn nnd lich feine Lippen dennoch
darauf ruhen.
Sie zog ihn auf einen Stuhl nieder
und pre te feinen Kopf gegen ihre
weiche ruft, ihn ganz einhüllend in
ihre arifgeloftcnæaare, in die zerflie
ßenden espihen res New-Terz« die
breiten, seidenen Aermet iiher i rn ou
fannnen f lagend. toie das affer
eher dein ffer zufammrn fchliigt,
ten eine Nixe in ihre dunllr Tiefe hän
ahgezogen hat. -
Es nur«-e dunkler nnd tuntler. Die
Umfel hatte aufgehört zu singen. Die
Sonne war längst untcrqenangen Ein
heller Lichtfireifen fiet durch die Thür
rihe des Eßzinrrners. Das Asdent-essen
narieie bereits. Zum streiten Male
llapfte der Diener dizlret an. End
lich stanan die beiden auf nnd festen
fich zu Tisch. «
Er» fah noch immer ernfi und finster
and. in feinen Züaen arbeitete ein tie
fer Schmerz. Sie ließ die Augen nicht
von ihm ah, während fie manchmal
mit verfchleierier Stimme ein paar
Worte-sprach Erinnerunaen an die
Ereianisie, die sich var zwei Jahren an
tiefem Taae ahaefpieli hatten.
Nack- dem Essen verschwand sie einen
Augenblick. Sie bufchie zu ihrer Mut
ier in’s Zimmer nnd flüilerte ihr zu:
»Hm-e nur leine Anan Es pageirt
Dir nichiki Ach habe ihn fchcn :
1-mgelriegi. Er ifi doch ein guter
J Keim —
Dann llcs IN Wulcc Mllllllch
«Wa tratst Du?« fragte et.
Sie lächelte.
see lfcile nur nacheelehem ob pag
Sch a zimmer schen in Ordnung Ist.«
Sie legten sich bald zu Bett. »Ehe es
Blättern-IV schlug, halte chtmann
feiner Frau nicht nur versprochen, daß
et die Schulden bezahlen, fendem
a1.ch. daß ee wequ dieser Sache Frau
Regierungsralb niemals Vorwürfe
machen würde.
Aber während« Anna, gefällile im
Gefühl ihres Strumpf-L eingesch aer
war, lag er ruhelos und itaktle mit
gerunzeltee Stirn gegen va- Ienster.
er fühlte sich beleidigt, erriet-et betro
en, wie Simses-h dem Delila das
Haar abgeschnitten. Er geämte Ich
bet seine Schwäche Er geollte ei
nem Weil-, das ihn verführt hatte,
witee eine bessere Einsicht zu handelt-.
Und n lövtltcher Daß fcktooll gegen
ihn auf egen die Alle. an deren See
lenrnhe einer Frau so viel lag, um
verentwillen sie idem Mann betrogen
hatte.
VII.
We si · di le l
MUM MkåkkfsWEks
W
ltche erlebt hatte. to irae ihm war
rinnt sinn Bewußtsein gekommen, wie
et eigentlich mit seiner Ehe stand. « irr
gehörte zu den einfachen. tiefgriinoig:»
Naturen« die langiani begreifen .ri
denen viele Eindrücke unter ce
3ct,s.oelle des Bewußtseins dteideii Ist's
dumpfes Unbehagen. als gunltince
Schmerz nagende Angst, ohne dasz
der Verstand sie an's Liebt zieht isnr
sich io ein zusammenhängenden Lide
von il,nen schnitt. Bei soteden Leuten
hättst sieh der Groll sehr hoch an, wah
rend sie außerlith ruhig bleiben, bis
pttihlich das Gewitter los bricht. Dann
kommen sie in ein furchtbares Rasen,
ans ihrem Innern steigen alte· sit-ein
t«,«.-.r längst dergesseneSidmerzem lknqst
vergessene Händel ans, und mit einein
Mal nehmen sie Rast-: für lange Zeit.
An seiner Langmiith hanc auch noch
dir Umstand schuld. daf-, den Haupt
theil seiner Gedanlen nnd Sorgen iie
Arbeit in Anspruch nahm. Wein
machte er sich manchmal, wenn er
Abends allein in leincr Miit-te saß,
Gedanken iiber seine lide nnd sagte
s«ch, daß Wandel geschafft werden
n.iisse. Wenn die Briiete fertig war,
tritlte er sich Ruhe gönnen nnd
mehr seiner Hanslick-lett wir-isten Sie
nürden dann einfacher leben. Auch
nahm er sich vor, seine Tochter Lotte
aus Eisenach krinniin zii lassen. Er
hatte zwar tein innerliches Verhdxtniß
zu dem Kind, doch machte es ihm Ge
wissensbisse, daß es obne Grund das
Vaterhauit entbehren sollte.
Aber diese Pläne schob er hinaus
siir später, lässig und schwach in allen
anderen Dingen und nur start in dein
einen: im Gedanken an sein Werk.
Ansangd Juni wurde das iehte
Erhliißstiia am Bogen eingefügt. Die
Briiete fund fertig da. nnd atten, die
dem Bau waren. wurde ein Richiiest
gegeben. Es war eine wahre Fami
lienseier. Zwei Jahre hatten die Mens.
schen in vielem itillen Gebirgathal zu
sammen gei;aiist, Strapazen, Gefahren
und die Freude am gelingendeii Wert
mit einander getheilt — nun iroilien
sie bald auseinander fliegen und sich
in die vier Winde zerstreuen. Des
breitete über den Festiubel eine beinahe
iisehmiithige nnd herzliche Stimmung.
Ansioärtige Ingenieure Ivaren an
gekommen. horitinann war der Ge
genstand vieler halbtot-sagen Er ge
noß jth schon den Vorgeschmack ier
eigentlichen Irstlichteitem die zwei
Wochen später beiErdfsnung ver neuen
Bahnlinie stattfinden sollten. Der Mi
nister siir öffentliche Arbeiten, der
Qdewriisident. die Landriithe der Uni
gegend, die Bürgermeister der Nach
riistiidte hatten ihr Erscheinen zuge
sagt und inan sprach von großen Eh
riinaen, die dein tiibnen Baumeitter
j zu Theil werden lollten. Man neckte
I ihn mit dein Orden. den er bekommen
würde, man erzählte als gewiß, dass
f unter der Hand bei ihm ungefragt se ,
ob er geneigt wäre, in den Staats
dierrst einzutreten. borstinann war
siir dieie Dinge sehr empiringlih . n
diesem Punkt-war er ganz der drin le
Emportiirnmling der nicht mildern
Beivußtxin der eigenen Größe zufrie
den ist, ondern seine Macht aueh durch
äußere been bestätigt sehen will.
Auf halber hohe des Berges hatte
eiii ingenioser Unternehmer ein oszez
Restanrant :rbaiit. in derho snnng
aiiL die Aassliigler aus den Nachbar
siä ten, die schon während des Baues
in Schauen herbeigeitrörnt waren.
In diesem Rridaurant sat- der auds
gewa ie Theil im Gestank-ask ist-zip
rend iir die Arbeiter iin Thalgruna
eine Kantine errichtet war. Anna war
mit ihrer Schwester, Debin iiird Bett
herüber gekommen und zeigte sich ih
rein Manne gegeniider. der heute der .
Mittelpunkt des Festis war, in der
ganzen Liebenewiirdigteit, die sie aris
dieten konnte.
eck- clizssssois du«- Eiisuinoklos III-n
so wos----- s-- —- ------------
eine begeisterte Rede aus Horstmann,
feierte ihn als den tiihnsten. unterneh
mendsien Baume-isten desgleichen we
sek Amerita, noch vie Schweiz, noch
irgend ein anderes Land Maße. s dek,
der an dem Wert mitaeholfen tie,
fühlte sich durch diese Watte mitgeelprt
und gönnte dem Baumeistee das Lob.
Dazu heitte man bei ver hitse scharf
getrunken und der Seit that Je t feine
Wirkung in erhöhtem Maße. in un
geheures Jubel brach los. Als Vorst
mann antwcrten wollte, tonnte et nur
wenige Worte hervorbringen, seine
Stimme war von Thrönen erstickt.
Er fühlte sich wie im Traum, wie
empor gehoben aui eine unezeeahnte
Höhe; sem ganzes bisheriaes Le n lag
in tiefen Abaründen unter ihm. Sein
Herz pochte in immer starteren Schlä
qen, fieberyait und tin-»Wind im Ye
iiiijl, daß dieses Uebeemask von Glück
feine Brust aus einander spren en
würde. Aber bat- Gluck steigerte .ch
nacht Als die Annales-. die seinem
Namen galten, und die unten im Thal
ein vietstirntniaec, heiteres Echo her
vorriesen, verklungen waren, schlang
seine Frau unter dem Jubel Allet ils-te
Arme um seinen halt und tiißte tHsk «
CFortsetzung folgt.)
-»«..-—.
Auch die Schweiz beginnt mit du
Persiaaiiichung der Cisenbahnen. Dei
Anfang ist nnt der Centralba se
macht worden. Dieselbe geht m dem
l. Januar 1901 in den Bests des BU
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Jbsen hat sich absprechend ttbee
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