Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, December 28, 1900, Sonntags-Blatt, Image 13

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    - Offener Schreibebrief vo
« izzie Hanfstengei. T
-----------------
............
Well, Mister Edi
thor, ich in schon
lattse teims in Tru
bel gewese, awwer
in so en Truhel wie
in den Pesthaus do
sin ich doch ncch nich
ewese. Jch hen e
i."-« -allert wie trehsig,
Ell-c
iili hen geflucht un
hen geschickte un zioische Jhne un
mich gen ich auch c ganze Latt beese
ngwitsch geji:l;st. lLlwwer do soll en
Mensch nit wie-inv n·-er’n, wann mer
sicht, wir mer ««.::-:- bloße Nierertriich
tigleit un Mieiincß, so schandmäsiig
getriei werd. sich hen nit sortgederst
un hen auch nki schrciwe tönnc, bitahs
es derf tein Brief aus den Pesthaus
geniehlt wir n. Do könne Se sehn,
taß ich uitittr die Firtnmstenzes nicks
annerschtii hen du n kennt-» als wie
ZU hallern Uts en schiine Morgen hen
chdas Fenster iissgemacht un hen emol
en serchterliche Holler in die frische
Mozgeulust gelosse, daß die Leit an
tie stritt stehn gebliwwe sin. En
kleiner Bub hot sich ganz in die Näh
von das Fenster gewagt un den hen ich
,esagt, er gollt emol reiteweg zu den
iister We esweiler lause un ihn sage,
es wollt ihn e Lehdie wo in den Hotel
Pest wohne deht, gleich emol sehn. Er
srllt nur an das Fenster· toinnie.
»Lous —- Sonnie", hen ich gesagt, »der
Mister Wedesweiler gibt dich auch en
gute Print-« Do is der Bub ge
tr»nnt, wie der Dicken-s un in weniger
wie e halwe Stand is der Wedesweiler
da gewese. lJch hen ihn gesagt, daß
mir alle beide ganz gesund wäre un
daß es e Schehm wär, uns so einzu
spertm Der Wedesweiler hot arig
driwwergewunnrrt un hot gesagt, er
wollt gleich gehn den Heldassisser sehn
un do wollt eremol aiissinne, ob er
nit fertig kringe könnt, daß mir wid
der heim könnte gehn. Jch sin so froh
diiwwer gewese, daß ich den Wertes
weiler e Kußhcindche zugeworse h:n.
Der Unverschämte ordiniire Kerl hot
sich awwer mit sein Schnuff: durch sei
ne Schnitt abgeweipt un hot gesagt, ich
ollt mich noch emol unnerstehn ihn
azille an de Kopp zu schmeiße, dann
dcht er noch kein Stepp in niei Fehwer
duhn. Well, was denke Se, von so en
Kaisers Osf Kohrs sin ich in e Po
stschen gewese, daß ich nitrhbel war’n
ihn e Pies von mein Meind zu gewwe
un ich heii sor den Riesen gedenkt, es
werd schon emol e Zeit toinme, wann
ichihn heim pehe kann. Ich hen den
Wedestveiler noch emol gefragt hurrie
opp zu mache, daß mer aus den schreck
liche Loch eraiis komme dehte un ich
trallt auch nie nicks mehr scågh un
wannt »der Philipp die ganze acht in
f, ein Platz hrckc dePL Do hot er gesagt:
.ahlrecht« un is ort, awwer so schloh,
als wann’s ihn gar nit pressire deht.
Dann fin ich zu den Phil un hen ne
scgt, komm an, Phil, gett reddie pack
dei Gelnnips zusainme un dann könne
mer »Hu Jetzt denke Se nor emol
an, instett sich zu freue, hot der alte
Esel gesagt: »O ei dont noh, ich gleich
’s hier ganz gut. ich hien inei Biekche
un hen nieisilehpeifche un heii auch inei
Schnuff, ich brauche nicks zu schaffe,
warum soll ich aus so en gute Platz io
schnell fortgehn? Un dann denl nor
emol, was es hier so schön ruhig is.
Do is tei Gehaller von die sinds-· ich
brauch Niemand e Lickin zu getvwe, un
nach allen( was ich schon gesossert heu,
duht mich e kleine Nest ariq gut. Ih
wen e dich hin ich leinet Complehnt,
bikahs n host dich soweit ganz gut be
kessh also was is der Juhs daß mer
i e duht?« Do hen ich awwer doch
gefiehlt, als wann ich den Phil mit
leichene Fieß ins Gesicht tschuinpe
sollt. Heu Se dann jemals schon so
ekkes gehört? Wei ich glauwe schickst-.
der Feller is grehsig. Jch hen gesagt:
»Nun luckehier Phil, ich hen zwar von
dein Verstehstemich nie nit e Joh
Appinjien gehabt, ich hen sogar chon
ost gedenkt, daß du nit viel mehr Sen
s hättst, wie dem -Paster Schlepper
ei Taniiaett un die heißt Meit; aw
wer ich hätt doch nie gedenkt, daß du
so e dreieckiges Hornvieh un so en
rauriger Eselstiniibacketnoche wärst.
daß du Priesehre duhst in e Pesthaus
u stehn, wann dii en Tschens ost in
get haeppi Hohm zu komme. enkst
du denn nit an dei arme Bebbies?«
mer dann schon widdek e Bebie?
ot ter unverschämte Mensch gefragt.
Jch hen ihn gar leiiie Ennser mehr
Wor, aninser ich hen gestari alles
cittznpacke, iin das is verdollt nit viel
gewese, ich hen alles in e Schnupdech
nsfbondele getönnt. Der Phil hot sich
ein Schnuss nach den annere getiickelt
tm ot, als emol gesagt, ich kann gar
j; i ehn, daß du so eckseitet -wer’n
Umst. So e dummes Himmels Oech
-. gar nit zu ihn gesproche un n
an das Fenster gehcckt sor zu
mische, wann der Wedesweiler lominr
Behi. Es is eine Stund nach die an
« Here vorbeigepäßt un er is noch immer
is komme. Es is Zeit sor das Sop
komnie un do hen mer unser Was
- sippche kriegt un e droctenes Bißkitt
gleich Order kriegt reiteioea ins
..t zu gehn. Jch hen awiver gesagt
i Uiigebliwnse werd, bis der Wehes
iiet komme dicht. Der Phil bot sich
n teitia gemacht, sor schlose zu
un ich Tente zwisihe Jhne un
I " bot er auch en lleine Tichieit an
- bi, sonst hätt er auch nit so suhs
« - tabke gelennt. Jch hen ihn awioer
»Ist-—- «- — sk-».»
»Um
" W ssv T W
swwm
die S»ach aespeult un hen alles Beit
zeugin e Eck gewotfe un hen mich
i dru» gesetzt. us hot ntt lang genom
me, do is der Watfchmann komme un T
hol gesagt, mit könnte heimgehn. No,
I no, was hen ich mich awwer do gefxeitl
Eh daß met autieit gedotft hen, sin
ifet noch fummigehtet worde. Jch
iann Jhne sage, mich is bald der
J Wind ausga e! Schie wiß, was hot
; der Zeller en oht un en Stiem
l Hemachh das war nit mehr schön! Der
i Phil hot getofft wie en Hund un bot
aegreini. bikahs et hat gedenkt,er müßt
fiktive. Schließlich is das awwer
auch itvwet aneie un met hen gehn
derse. Der hi hot reiteweg in den
Wedesweiler sein Saluhn gehn wolle,
ein-wer der Wedesiveilek hot ihn enaus
geschmisse. Das war qanz gut. Mek
siu heim un ich hu gefieh1t,a1s wann
ich gedriemt hätt, mer hätte vier Ben
bieg uff ein Schlag kriegt un beim
llffwache hätt ich ausgefunne, daß es
nit wahr wär. Miste-r Edithor, hen
Sie auch schon einol so gefiehM
Mit beste Riegahrds
Lizzie Hanfsiengei.
-—-.«—
sie eifiie Silveihotiskeii.
Eine ruhn-geschichtliche Erzählung von
zllam Reichncr.
»Nanont«
Der rüsti e Mann mit dem Silber
haarsas die schonungslose Hand des
Alters bereits mit leichtem Reif be
streut hatte, rief es mit lauter Stim
me und langgezogenem Tone.
,.Na———non!!«
Es dauerte ein Weilchen, bis die
Thiir des Stalls sich öffnete und die
Gerufene mit einem großen Kübel
Milch erschien.
Wer sich aber unter dem zierlichen
Namen »Nanon« ein jugendliches
Ding n.it rothen Wangen und blitzen
dem Augenpaar vorgestcllt hätte wür
de sehr enttäufcht gewesen sein, denn
diese Nanon war nicht viel jünger als
der Bauer mit dem ergrauten Haar,
und wie bei ihm lag lichter Silber
schein, wenn auch in Fäden erst, aus
ihrem vollen Scheitel, so viel von die
sem unter der das Haar fast ganz der
hiillenden Kopfbedeckung zu sehen
war· Nur die Augen —- Augen al
tern nicht! — nur die Augen blickten
mit jenem Leuchten, das Leben und
Jugend iiberdauert, aus dem verblüh
ten Gesicht — gerade wie dort bei dem
alten Manne.
»Was giebt's, Didiert —- Fast
hätte ich die Milch verschüttet!« sagte
die Bäuerin.
»Nanon — unser Herr ist todt!« cr
widerte tut-i —- ohne weitere Einlei
tung — der Bauer.
Jetzt ließ Nation in der That den
Kübel so heftig zur Erde fallen, daf;
die schöne Milch hoch aussprihte und
über den Boden lief, und Didier sagte
gar kein Wort dazu, sondern seufzte
nur tief auf und wiederholte dann,
nach einer Pause, traurig mit dem
Kopfe itirtend:
»Ja —- der Herr ist todt!«
»Gott hab’ ihn selig, unsern guten
.L7errn!« rief Nanon, ihre Hände fal
tend.
»Amen!« sprach der Mann im Sil
berhaar, gen Himmel blickend. »Aber
— was nun?«
»Ja —— was wird nun aus uns
Beiden toerden?« fragte Nanon, sich
die Augen wifchend »Wer ist denn
der neue Herr?«
»Der seönigt« sagte kurz derBauer.
»Der stdnia?!« wiederholte ganz
bestürzt die Bäuerin.
Didier niette. »Ja -—— der König
ist nun Herr und Erbe von Allein,
was dem seligen Siuur gehört hat,
Ei festem wie beweglichem Hab« und
- ut.«
»Der König wird uns nicht ver
treiben wollen von der Meierei, die
wir so lange redlich für den seligen
Herrn verwaltet habent« meinte Na
non in dem echt weiblichen Bemühen,
ihn und sich zu trösten.
Der Alte schüttelte den Kopf.
»Wir tennen nicht die Welt da
draußen!« sprach er. »Aber man sagt,
das; wenn zwei Augen sich geschlossen
haben, oft alles anders wird. —- Der
König braucht uns nicht, uns zwei
alte Leute!«
»Du bist nicht ali, Didier!« wider
sprach Nanon eifrig.
»Ja — Du wohl auch nicht, Na
non!« sagte, sie anschauend, derBauer.
»Und wenn ich Dich so recht betrachte,
ist’s mir, als ob die früheren Jahre
Gott segne sie! — uns wiederkehren!
— Ja —--- damals, Nanon!«
Eine leichte Röthe überflog Nanons
grobe, aber nicht unschöne Züge und
ließ sie wirklich jung erscheinen. Doch
sie erwiderte kein Wort, sondern wen
dete sich schweigend ab, nahm ihren
Kübel mit dem Rest der Milch vom
Boden auf nnd ging dem Wohnhause
der Meieeei zu, in dessen Thiir sie
schnell verschwand.
Didier sah ihr nach.
Wie straff und stattlich sie doch im
mer noch einherfchrittt . . . . Schade!
— Es war doch schade, daß —- —
Langsam fuhr se dann mit der ar
beitsrauhen Hand über feinen Silber
scheiteL
»Ja« ja —— damals!« dachte er.
«Damals! Wärst- doch noch damals!«l
Didier dentt zurück.
Er sieht sich und Nanon in der Ju
gend wieder, —- als die Rosen blüh
ten —— für sie noch bliihtent Doch —
sie verhlühten, ungepslüettt
« Er war ein gehorfanrer Sohn gewe
sen. der damals reiche junge Didier,
ist-.- :
und seinem Vater —- vielleicht im
Stillen auch ihm selber —- war die
arme Magd nicht gut, nicht reich ge
nuå —- die hübs s,che brave Nanon.
o blieb Didier ledig.
»Dem ist Keine gut enug!« meinte
stollk der Vater; wenig cspäter starb er.
nd dann kam es gan? wunderlich:
daß der Didier nämlich e nen — Korb
erhielt, —- einen Korb von der armen
Mag d, der Nanon, die nichts hatte
und gbesaß auf dieser weiten Erde, als
ihre beiden geißigen Hände, und doch
den reichen auern nicht mehr wollte.
s Sie hatte auch ihren Stolz, die
Nanon, — so gut wie der K mig und -
die Königin, und —- sonderbari — «
dem Didier tam es nun o vor, als ob
erade darum sie no lieber hättet
Z och leiner sprach es aus, das
I Wort, das sie vereinte, und so blieben
s sie getrennt, bis das Leben eines Ta
ges wieder sie zusammensührie, hier,
auf dieser Meierei: Nanon als erste
Magd, Didier als Obertnecht
Schwer zudienen, hart und schwer
ist s fiir den, der sonst als Herr ge
schaltet und gewaltett — Didier war
lem reicher Bauer mehr Unglück ai
ler Art hatte ihn um Haus und Hof
gebracht; auch fehlte wohl die Hand
er Frau, die sorgsam zu erhalten
weiß, was des Mannes Kraft erwirbt
Nun standeni ie einan er gleich
So ver ingen ahre —- lange, kurze
ahre wischen ihnen blieb es wie
isher. —- Ja, die Zeit verändert viel,
doch nicht immer die Menschen!
Zu hoch war schon das Gras ge
wachsen, —- zu ferne lag der Jugend
sonnenscheiiy —- die Zeit der Ro
en — —
Der König war gekommen.
Auf der Jagd war er zufällig in
die Nähe einer neuen Meierei gelangt
und hatte mit Gefolge diese, die sein
Erbe nun geworden, zum ersten Mal
besucht.
Feierlich empfingen ihn Didier und
Ncnon —- ein gar stattliches Paar-,
das er fiir Mann und eib hielt.
»Nein, Herr König, wir sind beide
frei und ledigl« sagte auf des Herr
schers Frage in seiner kurzen Art der
alte Didier indem er dabei, ohne es
selbst zu wissen und zu wollen, einen
flüchtigen, fast vorwnrssvollenSeitens
blick auf Nanon warf, der dem König
nicht entging.
»Hm —- und 25 Jahre lebt Jhr
nun schon beide hier auf dieserMeierei
und habt sie, wie ich seh’ und höre mu
sterhaft verwaltet, —— mehr alsFrenni
de Eures Herrn, wie als Diener! —
Btav, —- sehr brab.«
Di: beiden Unbermählten blickten
ohne Scheu in die prüfend und wohl
wollend auf sie gerichteten Augen ihres
Knöias
»«— a, Herr Königi« erwiderte dann
Didie:«. »Es- rnag wohl soviel Zeit
her feint«
»iWr haben nichts gethan als un
sere Pflicht und Schuldigteit, Herr
Königi« murmelte bescheiden Nation.
,,Didier! —- Nanont — so heißt
Ihr ja wohl beide! sprach giitig der
Herrscher. »Ich sehe, die Sache hier
liegt in den besten Hindent —- Dein
Verdienst ist gros3, mein brave r Di
oier, doch das Deine, Nanon, ist nicht
minder groß, — ja, vielleicht noch hö:
ber! —- Wie soll ich also Eure Treue
lobnen?«
Die beiden durch des König-Z Mund
Gelobten schwiegen still, doch unwill
kürlich suchten und fanden sich ihre
Blute.
Der König sal)’s und lächelte.
»Was kann es Besseres für einen
braven Mann und ein tüchtiges Weit
aeben,« fuhr er nach einer kleinen
Pause fort, »als einen guten Einge
nossen und eine gute Mitgift? —- Bei
des soll Euch werden! -— Die Meierei
hier ist von diesem Augenblicke an
Dein Eigenthum, Nation, wenn Du
dem Manne zum Lebensbunde die
Hand reichst, der durch 25 Jahre der
treue Gefährte Deiner sleißigen Arbeit
war! — Mög' er Dir ein gleich guter
Gatte sein!«
»Ach, Herrl« rief Nanon, und die
Auaen strömten ihr über. »Jetzt
ietzt ——— da wir beide nun schon Silber
haare haben, —- jetzt sollten wir noch
heirathenÆ
Der König lächelte. — ,,Ei,« s prach
er freundlich, »so wird es eben eine
Silber-Hochzeit sein! —- Hier, nehmt
aus meiner, Eures Königs, Hand den
Rina zuni Ehebunde!«
Und einen kostbaren Silberreif, de:
mit Edelsteinen verziert war, voiii
Finger ziehend, steckte er ihn de:
treuen Hiiterin des Hauses an die ari
beitsharte Rechte und legte dann die
beiden Hände des »Silberpares« in
einander, in dessen Augen die Thra
nen der Freude standen. Denn alte
Liebe rostet nicht, wenn auch längst
das Gras darüberwuchsi
Nun war sie doch noch siir beide ge
kommen, wenn auch spät, —- die Zeit
der Rosen!
sitt
Diese wahre Ileine Geschichte datirt
sehr weit ziiriick. Gegen Ende des 10.
Jahrhunderts hat sie sich einst iii
Frankreich unter dessen erstem König
Hugo Capet, der durch die Ehestistuna
zwischen dein sitberhaarigen aPr den
tiistorischen Anlaß zur ersten ,,Silber
bochzeit« gab.
Von da ab verbreitete sich EnFranl
reich und Von dort aus weiter der
schöne Brauch: nach 25 Jahren treu-n
Zusaminrnhalteiis zwischen Mann
und Weib in e,s’5res.id’ und Leid die »sic
beriic Hochzeit« zu feiern, und ge
langte aus diese eWise schließli durch
die ganze Welt und bis zu uns
N D«
—
Die schöne Frau von W la.
sum-presse von J. Resa.
Der Maler Max Rainer war damit
beschäftigt, ,,geniale Unordnung« ein
zuraumen. Hin und her tru er Tisch
chen und Stühle. Der bre te Diwan
wurde mit dem Tigerfell bedeckt —
über Max Stolz, den alten, lederbezo
enen Wallensteinstuhl nachlässig ein
schimmerndes Brokat ewebe geworfen.
Pier ein tiirtisches Tischchen hinge cho
en — daraus eine torbumslo tene
Flasche Lacrimae-Christi und ein paar
ehlante venetianische Kelche.
Besiiedigt sah sich Max um, und
er sah, daß alles gut war. Dann
blieb er vor einer Venus stehen, die
schimmernd aus einer Gruppe grazid«
ser Palmen und Farnwedel ausragte.
Er griff in eine Schale prachtvoller
blasses Rosen und streute sie auf den
Teppich —- eine Huldigung für die,
» welche ljeute kommen wollten, Max’
neuestes Bild Fu sehen, das noch ver
hüllt aus derS affelei stand. Ein kunst
sinniger Prinz und ein paar Damen
der Gesellschaft! Da klopfte es. Auf
Max’ »herein!« öffnete sich die Thur
ein klein wenig und ein runzliges,
treuherziges, altes Gesicht guckte zag
hast herein — die kleine gebückte Ge
stalt, in einem hübsch dreieckig zusam
mengelegten türtis en Tuch, das sie
fast ganz verhüllte, olgte nach.
»Jesses — mei Mutterle!« schrie
Max und war mit einem Satz bei der
Alten, die er umhalste und sie dann
mit seinen beiden mächtigen Armen in
die Höhe hob. »Na aber die Freud’ —
und wo kommst denn her, mei’ gut’s
clt’5 Mutterle —- ?« ,
Der Alten tuaelten die Thränen
über die Backen.
,,Jesses —- mei Maxi! grad slennen
nsußi,« schluchzte sie, »weil halt der
Tltoosbauer sein Knecht halb erschlagen
hat, muß ich Zeugenschast leisten —
Und da hab’ ich Dich halt heimsuchen
wollen —- aelt, da schaust Du aber —«
Max Reincr war der Sohn armer
Bauern —- und er riihmte sich dessen.
Mit riihrender Liebe hätschelte er die
alte Frau — nahm ihr« selbst das Tuch
von den Schultern und zeigte ihr dann
sein Bild. Dann erst sah sich die alte
Frau im Aielier um. Nun aber schlug
sie vor Verwunderung die welken
Hände zusammen.
»So eine Pracht!« staunte sie, »amt
aufräumen möcht ma halt ein bissel.
lind so einen alten Großvaterstuhl
brauchst Du arad auch nit zu haben,«
meinte sie mitleidig, den Wallenftein
stuhl kopfschüttelnd betrachtend, »Man
schimmeln thut er schon —zum Christ
tindet kriegst einen neuen« — plötzlich
aber blieb er plaudernde Mund offen
stehen — denn ihr Blick war aus die
lebensgroße miloniscbe Benus inmitten
der Palmengruppe gefallen
»Jesses, Jesses, Maer -——,« stam
nxelte sie, Jetzt — wer is dann du«-Z«
Max kniff ein Ame zu. »Kennst die
kenn nit, Mutterle?« sraate er, »da(:—
ist ja die schöne Frau von Milo.«
Die alte Frau schlug die Hände über
dem Kopf zusammen. »Du mein lieb’5
Herrgöttle,« jammerte sie, «i5 denn
n«ahr! Die Frau non Milo —— und
auch nicht a einzig-CI Liimperla hat's
an —- jet3t, wbe sagt denn er dazu —
grad prügeln miith er sie ——?-«
»Wer müßte prügeth fragte Max
erstaunt.
»Na, ——— er halt —- der Herr von
Milo —«
Max lachte. »Mutterle," rief er »oeti
Herrn von Mier giebt’g ja nicht.«
»Ach du mei gutes Herrgottle,« jam
merte die alte Tran, »und nu is sie
noch gar eine Wiftsrau —und läßt sich
so abnehmen ——— Utaxel — mei guter.
guter Marel —- gelt — das thust dei’n1
alten Mütterle zulieb-— mit so schlech
ten Menschen giebst dich halt nit ab,
niedie Milo’n.«
,,Mutterle,« sagte Max. sich dies-tach
tlnsänen abtrocknend, ,,sei fein ruhig —
die »Milo’n« ist schen hübsch lanqe
todt —— deine Schwiegertcschiter kann sie
leider nicht mehr werden. Aber jetzt,
mei Mutterle, kommen seine Leute, dei
nes Maxels Bild ansehen. Ein Bild
——— denke nur — ein richtiger, lebendi
«c«er Prinz —- und ein paar Gräfinnen
obendrein· Da thust du mir schon die
Lieb’, und gehst in mein Stiibel —
ncchhcy wenn die Leut’ wieder fort
sind, erzählst mir von daheim. Schau«
-«- er schlug eine Portiere zuriiel —
»hier geht’s süns Stufen heraus, kannst
nachher hinter dem Vorhang gucken
nnd dir den Prinzen ansehen — horch,
da rollt schon der Wagen —- rasch
rasch, ich muß hinab, die Herrschaften
herauf zu geleit:n.«
Die alte Frau wars einen Blick hilf
losen Jammers aus die, ihr in so
hohem Grade anstöfziqe VenusJ --—— ließ
sich aber ihren tiirtisehen Slsalol über
wersen und hinnusschieben Max ent
eilte, sie aber stand seufzend und nn
schlüssig hinter der Portiere. »Grad
zum Gespött macht er sich, der Bub’
-«—« «ammerte sie leise —-— plötzlich flog
ein euchen des Triumphes über ihre
Züge ——- eilig schlich sie zurück ins Ate
lier. Ein-« Minute —— da klangen
schon Schritte vor der Thür, grade
noch Zeit hatte sie, die fünf Stufen
heran zu eilen und die Tliür des
Stühchens leise zu schließen —- dort
gedrückt, stehen.
»Wenn Hoheit gnädigst gestatten-«
hörte sie Max’ Stimme, und dann —
nIar das nicht ein KichernI —- und
dann ein schallendes Gelächter —- das
gar nicht enden wollte.
, »Pardon, liebster Rainer —- aber
das ist iiiiividerstehlich,« —- und von
neuem lachte man —- jetzt Max«
Stimme —— »aber um Gotte-J willen —
tvas ist das — ?«
Da stand die Benus — doch sie
—- . «-x
M
hatte sich den prosanen Blicken entzo- i
en. Züchtig, unter dem marmornen
inn zusammeng·esteckt, bedeckte ein
großes, dreieckiges Umschlagetuch die
ilassischen Glieder —- die rothen, grü
nen und gelben Frans en banrnelten bis
in die Farnwedel hinein.
Max« Faqjmg brach —- und er
lachte mit. nd sie lachten Alle, bis
sie nicht mehr konnten.
Oben aber rieb ich das alte Mütter
chen die Hände. » ie sie sich g’sreun!«
schmunzelte sie —- »ja, mei Maer grad
I zum Gespött hättest dich gemacht, und
. die Augen hättest dir müssen aus-schä
men, wegen dem nacketen Frauenvol —
aber, weil’st n a Mutterle hast —
die sorgt schon, aß d’ net zum Ge
spistt wirst — ja — weil d' noch a
Mutterle hasti« —
Humokistifchez
YOU-I stammt-näh
»Der kleinsten Wohlthat wissen wir
uns zu erinnern, weun wir der
Spender waren.«
I
Zwpr
i »Hören Sie das schöne Vogelkonzert,
Derr Goldsteiti?«-—»Der Herr ,Gold
stein hört tei' Konzert unter ZMark
z Entree.«
Bittjttgstellung.
»Hast Dri’S schon gehört? Der Gold
»birn hat wieder verdient iiu Hand
«umdrehen e’ Mit ionl«—,,Tu willst
; sagen im Hals ndreheu t«
str- dem Fries einer höherer
« Gar-liter.
»Liebste Freundin ! Da ich nur wenig
. Zeit habe, stenographire ich heute nicht,
, sondern muß tnrrent schreiben-«
I Zlndcrrlrtmv
A.: »Wenn ich so wenig wie Sie zu
« sagen hätte, da lies; ich mich scheiden l«
l-—P a ntosselhcld: ,,No’, da könnt’
ich bri »seiner Frau schön ankommen l«
s Qorrdolcnpzjisitm
! Freu udinx »T« leidest wohl sehr
darunter, daß Dein Mann gestorben?«
s-Junge Wittwe: »Ach ja, der
wußte aber auch zu reizende Karten
’tunststiicke i«
Er trennt die grrijwik zrrmüttcr
Da me: ,,Dars ich meinen Schwie
"gersohn iiin Krankenhaus nicht "nial de
turhen?«—Sanitätsrath: »Noch
nicht, gniirige Fran, vorläufig muß
er noch vor jeder Aufregung gehütet
werden!«
i Diplom ritin
i
Richter: »Ihr Alter?«—Zen -
g in: »Hm anch die Dame, die vor mir
vernommen wurde, ihr Alter angeben
miissen?« — R i ch te r: »Gewiß.« —
ZZen gin: »Nun, ich bin uni drei
- Jahre stinach
l
I Zu viel verlangt.
Fi«84 - fj
»Sie wünschen, gnädiges Fräulein?'·
—,,Jch möchte diese Photographie v e r -
q r ö sk er n lusseu. Die N a s e können
Sie ober lassen, wie sie ist !«
such ein Gerrriitiigmcnskt1.
Privatier (sich behaglich in den
Lehnstuhl- setzend): »So, Frau, jetzt
lang’ mir einmal die Zeitung her, tvill
schauen, wie viel ausderTingsIhausener
firmess tvohl wieder erstocheu worden
ind t«
Var- erstc ,,!1)u.«
Taute: »Wie mit bist Du denn
eigentlich mit Teinetn Assessor? Hat er
Joch uicht ,Tn’ zu Dir gesagt?«-—
Nichte (selig): »Heute ist et zum
ersten Mal damit hernusgeplntzh Tant
rheni Cr fragte mich nämlich: ,Wie
viel lriegst Tn eigentlich mit, Clse?’ «
Blodkrrte Hört-im
Guädine Frau (unerwnrtet in
die Kiiche tretend, wo das Dienstmäd
chen, anstatt zu arbeiten, in einem Ro
mune liei1): »Aber, Ceuzi, was ist
denn das? Ich deute, Du machst die
Küche rein?«--—(5enzi (gauz aufge
regt): »Ach, Madam, stören Sie mich
nur jeyt nicht-sie werden sich gleich
triegeni«
Motitttiätrr der Xblcrrsrtiheix
Jn einer tleinen Stadt lebte ein
armer Mann, Namens Mieste. Tieser
bezog von dem reichen Herrn Kommer
zienrath Meyer eine jährliche Unter
stützung von 500 Mart. Er starb nnd
hinterließ keine Erben, wohl aber ein
Testament, in dem sein letzter Wille
folgendermaßen uiedergelegtwnr: »Die
mir von Herrn linmmerzienruth Meyer
ansgesesten jährlichen 500 Mark ver
moche ich dcr Vi(Heutxtrsoinunqsnes
meiude unter dcut Namen .L«i.ieste-Stif
tuna.««
, Zucht mehr onst-tut
»Mein Fräulein, Ihnen muß ich
einen Kuß stehlen !«-—,,Jch habe bereits
einen Haus-dieb, meinen Bräutigam !.«
-
Händ-tsch- zhmekknecsix
Landwirth: »Ach, mein Fräu
lein, Jhre Schönheit und Lieben-wür
Zigkeit geben wirklich auf keine Kuh
aut.«
Itzt-r Versuch
K! sSIn
MS
Kranter Gebirgler: »Wennk
mi' die Kirchineihrciuserei morgen net
gesund macht, nacha geh i’ zum Dot
; tor t«
Z Fabel.
i »Beweise mir, dasz Du ein Weiser
ibist t« sprach der Sperling zumRaben.
; »O, nicht-s leichter als dast« antwortete
« der Rabe und —slog davon.
! gestraft-.
f Herr: »Was Fräulein Leichthin
i siir reizende Füße hatt Haben Sie
f schon jemals etwas Kleineres gesehen?«
j-D n iu c: »O ja, ihre Stiefeli«
f -.——-...—.-.
s Ein Ptfilmrttirow
I Schnaosniirtht »Noch einJahr
"solch’ gutes Geschäft, dann werde ich
Reutier nnd trete dem Verein gegen den
Mißbrauch geistiger Getränte bei. «
i Zier trleiue Idealist.
" »Der J idor wird nicht werden e'
guter Gects iäftsmann—er hat mer zu
viel’ Jdeiilel«——«Wie so?«—,,Nu, er
- hält sich ’n Kaiiarieiivoge1un’ ’ii Laub
Iiwicli!«
Ein treuer Freund.
« Geretteter: ,,Hab’ Dankt Du
Eliast mich aus dem Wasser gerettet,
trotzdem Dein eigenes Leben dabei in
Egräszte Gefahr gerieth und ich noch 5
iMart von Dir kriege l«
Trinttfprurii.
(Sehr gut als N audfpinch siirL Heiiistuben ge
eignet. )
Schliirfft Wein du, magst du mohl bedenken:
Nein Wirthf magd auiti der beste fein, ,
Wird dir darüber reinen Wein einschenken,
Lb er dir einfitieuit reinen Weint
Zu der Etrtkasrn
M u t ter: »Aber, The-kla, niiisz
denn Dein Bräutigam einmal unbe
dingt eiu Lieutenaut seiu?«——I h e k l a:
»Ja, Litauun ,Lieiiteuaut, Lieutenaut
über Alle-J, iiber Alles iu der Welt i’ «
Fett-irre Yorwprticsttrnrp
»Liebe-«- WeiberL diese Reissuvpe
schmeckt aber höchst eigeuthiimlich!«—s
»Ach, Männchen, sei nur nicht böse!
—Jch furchte, ich hab' mich vergriffen
und die Diite niit den Ameiseueiern er
wischt!«
Yaturat geistump
Z a hu o r zt: »Und so bitte ich dentr
Um die Hand ihrer Tochter Enima.« —
Vater der Bra iit: «Ja,eiuegroße
Mitgift kann ich meiner Tochter nicht
geben, jedoch bringt sie Jhuen eine sehr
große Verwandtschaft mit schlechten
Zähnen in Jhre Praxis.«
gindtirtie Anschauung.
r I-;ÆX«
»Sieh’ ’nml, Monta, diese reisenden
Schäfchen!«—-»Al«-kr, Kind, das sind
doch keine Gänschen-deS find ja
S chwe i n cl) e n ! «——«Wnrnm? Was
haben iie denn gethan ?«
Zur-:- riucr gnljmich
Bühnenvolontär (fich with-und
einer Probe vorsiellend): »(s5)esiott2n
Sie mir die Frages, Our Titeltotz
Was soll ich, nm mein Tulentzu zei
gen, s;:i-.«lkn?«——Di rektor: »Spielen
Sie wächst ’11ml einen Kavalier und
zahlen S« a« paar Maaß Bier t«