Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, December 28, 1900, Sonntags-Blatt, Image 10

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WMS von Hei-m Heiberg.
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M war er tobt, Krifchan Pegel
Bisse hatte er in der Fliedev
c- c. P. H. The-tiefem hinten
» lager gearbeitet Aber nur
» chmetiagzl Vormittags fchlief er,
is war er Nachtwächter, und f agte
Ies- Eintoohnern so höflich guten
Wkd W fie in ber Dunkelheit lu
stnfchtvasenb oder ftvlpernb an ihm
herüberzogern daß man sich ihn gar
. Ieicht einem frechen Ruheftörer gegen
Ibet vorstellen konnte.
A Und wirkiich suchte et auch auf
b Mänge, Diebe unb ähnliches Ge
, del fleis mit gemüihlich zuredenden
eben zuzusprechen.
«; Amt aber war er todt, der brave,
· redliche genügsame Krifchan Pegei.
renann gönnte ihm um feiner
enfchaften willen ein gutes Anden
ken, namentlich aber deshalb, weil er
sen Geiz seiner Anna, gebotene Krück
sier, mit rührender Geduld ertragen·
hatte ;
S Jn einer kleinen Nebengasfe besa-;
«-« sen sie ein keines-, ganz von Wein um- I
singeltes Häuschen, in dem die Frau -«
san fräbxbis spät herumhantirte, selbst ’
der Katze, sofern sie dieselbe nicht auf
die Vögel in den Nebengärten verwies-,
mit Wasser verdünnte Milch vorsetzte, ?
nnd dem ihren Mann Nachts begleiten
den treuen Hund die XII-rasten Bissen
hinwarf. .
Und er, der alie Mann; batie je- -
de Woche seinen Lohn abliefern miif- «
feu, und seinen Wächtergehalt holte sie -
vom Rathhaus-, damit er es sich nicht ?
sbfchnacken ließ von Hungerleidern und ;
bettelnd-ern Nachtgesindel. k
Als sie ihn nun aber eines Morgens ,
san der Straße, allwo er, von einem
Schlaganfall plötzlich betroffen, sein.
Leben im harten Dienste der Stath
ausgehaucht, nach Hause brachten, dich-!
weinte sie erst jammernd um ihn nnd E
dann erst recht um die Einnahmen, die !
Inn fiir immer Verloren gegangen was- ;
«. ;-«-»i«-·å·-w-«;.«.iskpszkcs Enowsscwuhk »Vo
Ica.
Und unverschämt fand sie es, als ihr ;
sie Person. die ihr beim Waschen der T;
Leiche geholfen und dafür eben ihre ;
nf Groschen in die Tasche gesteckt, ;
«rn Fortgehen zuries, sie möge nun 4
dem braven Mann, dem sie im Leben I
nie etwas gegönnt, wenigsten-«- ini »
Tode einen ordentlichen Sarg und ein
ordentliche-«- Sterbehemo gönnen. Sie
dürfe ihn ohne ein solches nicht ein
sorgen. Wenn es geschiij kriirde sie,
die Wittwe, im Grabe keine Ruhe fin
den. -
Aber es hatten die Worte doch ne
wirkt. Die Vorstellung oerznaleinii
jede Nacht, von Aengsten und Reue
verfolgt« über die Kirchhofe husiiien ir:
müssen und erst mn die Zeit Des Häh
nekriihens wieder Frieden zu finden,
stößte ihr ein solches Grauen ein, daf;
sie zu Karl Fr. Erck in die Leinwand
handlung watschelte und ein Stück vom
besten Hemdleinen einhandelte.
Zwar gebot sie ihm, als er schon
titsch, ratsch das von ihr bezeichnete
Stück abreisen wollte, noch einmal in
neznhalten und eine viertel Elle weni
ger zu nehmen. Aber es reichte doch,
es wurde sogar ein vor ihr genäbtes
Sterbehemd, das dem Dahingeschie
denen noch über die Füße reichte.
Und am kommenden Vormittag s oll
te Krischan Pegel dann noch für die
Nachbarn ausgestellt, und am Nachmit
ta der Sarg zugeschraubt und in die
be e Stube, umgeben von Lichtern und
bedeckt mit den eingegangenen Kränzen,
untergebracht werden. Am dritten Ta
ge früh war die Beerdigung angesetzt.
Aber eben in dieser dem Tode folgen
den Nacht kam der Wittwe, daß es eine
große Verschwendung gewesen sei, dem
her-ed auch eine volle Rückseite gegeben
haben. Wenn sie die noch nachträg
lich herausschnitt, hatte sie vier seine
änschentiicher für festliches Gelegenhei
Und es ließ ihr auch keine Ruhe! Sie
fand ems, drehte den Todten mit ihren
« ehnigen Armen seitwärts und schnitt
aus dem Sterbehemd die ganze Rücken
Ivand heraus.
Und dann wurde Krischan Pegel
Mögestellh »verschraubt« und begra
ben, nnd einige Tage später dachte schon
kein Mensch mehr an den verstorbenen
pätter der Nacht.
Aber dann geschah etwas, wodurch
feine Frau an ihn und in einer Weise
erinnert wurde, daß sie keine Ruhe bei
Sag und keinen Schlaf bei Nacht ge
so
s: « Wittwe hatte in der Kirche ge
. neu und sich nach Absingen der Ge
sugbnchderse ihren Gedanken hingege
» Da aber wurde sie durch das
Meschreckt tvaj von der Kanzel her
si ertönte Der alte sagst Theodor
en spragniiber e userstehung
w ngsteu icht und schilderte die
ses Lvrgdax so anschanlich, als ob er
M wie Zeit dabei gewesen sei.
Er malte es der Gemeinde aus, wie
Ue seßorbenen von Petrus an der
Mr des sit-essen Gesichtssaalei em
. Erden, wie dort schon eine
, tot dem Scheiden der Ge
W von den Usgerechten vor Gottes
TM
exte- verde.
sk tsismstängehörtfhatä
" " UM - n en, » n
.- M- M M M KLEMde
HU . »
die re.
sp«««ui sinc- »si
j ; Hinweka «
Petrus aber würde ihnen nnd-schauen
und —- und — —- -—- O, du lieber
Diminelt
Mit einem angstvollcn Ausschrei. ei
nein Schrei, der die umhersihenden Ge
meindemitglieder mit wenig christlicher
Ratt-sieht in den Mienen emporschanen
ließ, schloß sie ihre sie bedrängenden Ge
danken ad und ging wie eine Gesangene
ans der Kirche nach Hause.
Und Wochen und Monate hielt die
Ueberlegnng an, wie das einst droben
werden solle! Ihr, ihr wiirde nicht nur
ihr Mann, sondern das Himmelsm
legiurn die Schande zuschieben, daß
i Krischan hinten — —
z Nun saß sie an einem Freitag Rach
; mittag dem ehrwürdigen Pasior Theo
i dor heinsen in seinem Arbeitszirnnrer
; gegenüber und hatte eben nach voraus
gegangenen schweren Kämpfen, ein Ge
ständniß über die Schandihat an dem
Todten abgelegt.
»Hm — hm ——" sprach Pasior Hein
sen, den Mund ziehend und den sonst
so milden Ausdruck in seinen Zügen
verändernd »und wo, sagen Sie, haben
Sie das Stück aus dem Sterbegewand
entfernt?«
»Ja, as it Se seggt herv, Herr Pa
stor. De Rügg un dat Achterdeel —- de
siind weg. — Und meenen Se nicht —
fuhr sie zaghaft, in tiefster Bedriicknng
fert, »dat he sit dat en beten stramm
treffen kann?«
,,Wieso? Wieso? Wieso stramm zie
hen -———« warf Heinsen, turz aufschau
end, zerstreut hin
»Ja, di de Auferstehung der Todten,
Herr Paftor. ször veriell it Se dat
II --—«
»Ah so, ah so! Das Henid am Auser
stehungstagr. Nein! Nein! Es wird
lYdoch bemerkt und Berdammnisz, heulen
und Zähneklappern wirthnen infolge
dessen werden. Der Todte gehörte be
reits Gott. Jdm einBierert wegznsrhneii
den, war nicht nur ein sündhafter Man
gel an Liebe und Pieiät an dem Gat
ten, sondern auch ein Vergehen gegen
den Höchsten«
I-f- L-« -I :- .
»Ju, zu, - u »p, Un u-. tu —
schluchzte die Alte in tiefer Zutritt
schung. »Wenn il man wuß, wi it de
Tode bekamen kunn, denn so tunn it
em noch en Hemd mit in de Sarg leg
aen —-—«
»Nein, nein, auch das ist nichts· Das
Veraehen ist nicht wieder gut zu ma
ckzen —-«
»Und da is wirklich gar nicks, gar
nickE di to malen. Herr Pastor. —
Kann be dat Heind nich stramrn tret
ien -«
,».Nein, nein. es reicht auch nicht —«
»Ja, dat riett wulls« Wenn he sit
Mögd aift ——"
Der Geistliche schüttelte den Kopf.
»Es giebt nur eines, was Sie retten
kann! Sie müssen sühnen, was Sie ge
than -— durch ein Opfer, was Sie brin
gen. Für heilige Kirchengesäße, die uns
" jüngst enttoendet worden sind, sehlt es
an Geld —-"
»Geld s— Geld? —- Ach, du lewe
Himmel. Jk wert ja so nich, wie it as
. Wittwe leb’n schall ———"
»Es wird sich schon etwas finden, es
muß sein«
»O Gott, o Gott. il armes Men
schenkind. Woveel, woveel, Herr Pa
storZ Mehr als en nües Hernd kosten
; deibt, kann it nich missen —«
’ »Frau, bedeutet! Gott sieht in die ge
i beimsten Schubladen, wie viel Ihr habt.
Er läßt sich nicht betrügen-« —
Zwiils Monate waren seit dieser Un
terredung vergangen. und nun lagAnna
Regel, gebotene Kriclbien ebenso wie ihr
Mann, — der Schöpfer hatte es so ge
wollte — aus dem Sterbebett. Der
Tischler, der alsbald gerufen wurde,
urn die Länge der Leiche für den Sarg
zu messen, sand, als er —- allein in der
Wohnung — neugierig in die Kommode
der Verstorbenen guckte. ein Stück Pa
pier, das »Testament« til-verschrieben
war und das unter anderem also lau
tete:
»Jn die Schublade links befinden sich
" zwei Sterbehemden· Wenn ich gewaschen
thun sein werde, so soll mich Tischler
Stummel die beiden anziehn thun. Er
soll dafür einen Thaler extra haben,
daß er das thun thut.«
Der,Tischler nickte.
Aber als er am nächsten Vormittag
die Verstorbene nach ihren Wünschen
bedienen wollte, vorher jedoch die schö
nen Hemden noch einmal betrachtete,
so kam ihm der Gedanke, daß es doch
akllzu schade sei, so schönes Leinen um
ts in die Gruft zu senten, daß er je
ensIlö doch ganz gut die Rückenstiickt
herausschneiden könne. Die sah Nie
mand, und seine Frau hatte ein Dutzend
Taschentiieberl
Und wie gedacht, so gethan! «
Er bettete die Wittwe Anna Pesel
allerdings rnit zwei Wdem «abers dat
Uchterdeeh dat fehlte ehe so and wi·
ehren Krischan sör den Das ount säug
ste Gericht --—t«
Archäologisches.
Au »Ach als Archäolosen wird ei
gewiß interessierte-. daß man bei der
le ten Ausgabenan in Regt-wen etni
enge von Draht gesunden bat, dessei
Besinne-Mag lange ern Ratt-sei blieb
bis eines:f unsererf siege-giesst Akte-:
t in eher an n en am
phi- aiien Aesypth titnnten mögliche
Weise schon die Telegraphie gekann:
ben.«
dass »Oh, das will nichts besagen
Bei den Auagrabun im alten Asso
riea, die noch viel ii er sind als die tr
, man gar keinen Draht
Its-, means doch si zu schlie
tf. das die atte- Il otter bereits
W ohne M tanan
Mein erster Untieai.
i —-e--—
tVon C. Chatelain. —- Autorisirte
Uebersetzung von A. Jriedheiim
Jnr Kollegentreiö saßen wir zusam
men, plauderten tiber Dieses undJenes,
und plötzlich hieß es: Doktorchen. ge
stehen Sie ’rnal, wer Jhr erster Patient
« war, und wie viel derselbe Jhnen einge
bracht hat?«
« »Mein ersies Honorarf« entgegnete
ich und lachte. »Es ist zwar schon eine
ganze Reihe von Jahren her, aber es ist
mir noch Alles lebhaft in der Erinne
- rang. und ich will Jhnen gern darüber
berichten."
»Mein erster Patient war Frau Du
bi, die Lumpensamnrlerin des Städt
chens, und Allen unter dem Namen
»Mutter Dubi" bekannt. Tag fiir Tag
» zog »Mutter Dubi« mit einem hand
larren durch die Straßen, und wenn sie
eine Fuhre voll Lumpen, Knochen und
i altem Papier zusammen hatte, so ver
; kaufte sie die Ladung an einen Groß
j händler. Die Alte war hiistenlahrn, sehr
häßlich. und um ihre Häßlichleit noch
abschreclender zu machen, hatte sie ein
Auge verloren und trug iiber der leeren
Augenljöhle eine schwarze Klappe. Der
k Mund war zahnlos, einzelne graugelbe -
Haarstriihnen hingen ihr beständig in «
- das gelbr Gesicht, kurz und gut, es war
s ein altes. entsetzliches Weib. —
Das Alter an und für sich will nichis
sagen ; ich lenne siebzigjährige Frauen, "
die angenehmer anzusehen sind, wie virle .
junge. Aber die Unordnung! Der .»
Schmuhi Ach, Freunde . . . es läßt sich l
nicht beschreiben, wie Mutter Dubi aus
sah. Sie lebte allein, hatte keine Vers ;
wandten. Jhre Wohnung trar ein Kel- z
ler, eine Art Höhle, deren Eingangss i
thiir stets ängsttich geschlossen war. i
denn Mutter Dubi fürchtete die srische j
Lust, weil sie an Rheumatismus litt. Z
Jn dem,Kellertaum schlief sie« sartirie F
ihre Lumpen und kochte auf einer Pe- s
troleumlampe ihre Mahlzeiten. Uns Z
glaublieher Dunst benahm Einem den H
Athem, wenn man in den Keller hinab- s
sting vergebens war das Suchen nach i
einem sauberen Fleckchen. um den Hut J
aus der Hand zu legen. Und so im s
Halbdunkel gesehen, machte die Alte aus ;
ihren Lumpen den Eindruck einer bit- ;
sen Here, die den Eingang zu ihrer s
«
Höhle bewachte.
Man konnte sich nicht-:- Aernilicherez
Pierzig Jahren betrieb sie ibrenLumpens
währen. Schweine Kaiser-, altes Brod
Gemüte, was Andere nicht mehr woll
gelüftet worden. sollte sie, wie es hieß«
ein großes Vermögen in Baar und meh
Dabei jammerte Mutter Dubi aber im
mer über dass elende Latein und nahm
mit freudigem Griuien einen Teller
Sappe, wenn er ihr auf ihren Gängen
hier und da geboten wurde.
Mutter Dubi war nun mein erster
Patient, als ich, ein noch recht junger
beim Abschied sagte er mir: »Liebe:
junger College, wenn Sie einen Rath
von rnir annehmen wollen, so seien Sie
sanft niit den Kindern und eduldi
mit den alten Frauen; das ind zwei
wichtige Verhattungsniaßregeln, die ich
Ihnen geben kann. Das Lächeln der
Kleinen gewinnt Jhnen die Herzen der
Mütter, und wenn eine alte verdrieß
liche Frau lobend von anen spricht, so
trägt das mehr zu Jhrein Rufe bei, als
alle Diplome der Welt."
An der hauöthiir neben der Klingel
ließ ich ein prachtvolles, neues Doktor
Schild anbringen. Ich prüite meine Jn
ftrurnente und —- —— wartete auf den
ersten Patienten. Meine Geduld sollte
auch aus keine zu lange Probe gestellt
werden. denn gleich atn ersten Abend ge
gen neun Uhr reißt es heftig an meiner
Klingel Eine erregte Stimme fragt
hastig nach dem Arzt . . . «Gleich . . . ein
Unfall bei Mutter Dubi . . . aber rasch
. . . bitte, sie stirbt fenst . . .«
Die Dämmerung hatte die Alte bei-n
Sortiren ihrer Lumpen überrascht
Sie hatte die Lampe angezündet und
dann gierig in ihren Schaden weiterge
wiihlt. Die Ernte war an deni Tage
gut gewesen, und vergnügt hatte das
alte Weib wohl eine unvorsichtige Be
wegung gemacht und dabei die Lampe
umgeftoßen Das brennende Petru
Jeuni hatte ihre Röcke ergriffen, und bei
ihrem entfehlichen hilfegeschrei waren
die Nachbarn herbeigeeilt. Es war ih
nen auch gelungen, das Feuer zu er
icken, aber die Beine der Frau waren
oft bis an die Kniee entsesltch der
brannt.
Ich hatte schon viel itn Leben gese
hen, viele elende Räume, viel Betten
; ohne Laien und Fußböden fast ohne
Dielen, aber so etwas wie bei Mutter
MAX-Mit ni t...Do
davon Och ch chgenug
Die Alte auf ihrem Lager litt ent
isM· W - Dsst IMM
nen«7» - s ( ede schlugtri
san M
DieBrandwunden waren M
« schwei- tvte sie überhaupt nur sel
nteu . . . Ich will nicht auf die Gin
txandeL ohne sich je dass Geringste zu ge- «
und dann und wann etwas-« verweiltes z
ten, das war ihre Nahrung Jn ihrem
Strohfack. der. seit sie ihn besaß, nicht ;
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darstellen, nnd- doch diefz es in der Nach- ;
barschait, das; sir reich sei. Seit iiber ;
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rere Spartassenbiicher versteckt haben.;
Arzt, in B. die Praxis übernahm. Mein »
Vorgäger war dort alt und grau gewor- ;
den, wollte sich zur Ruhe sehen, und
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zelheiten eingehen Zwei Monate hin
durch ging ich jeden Messen-zu der ar
men Frau und verband unden.
Die Cemahnungen meines Kollegen
waren mir noch frisch im Gedächtnis
und die Kranke, welche ihre Leiden
übrigens mit wirllichem heroismus er- -
trug, war mit ihrem jun en Arzt lehr
zufrieden und sagte das edem, der es
hören wollte. Ja, sie sagte so viel des
Guten von mir, daß eine alte Bek- ·
I wandte. die gleich nach dem Unnt auf
getauchi war «- kein Mensch wußte
woher-—- sasi eisersiichtig aus mich wur
de, obgleich sie doch, wie sie erklärte,
nur aus reinem Mitleid bei der Cou
sine Dubi blieb·
Ganz langsam fingen die Wunden
an zu heilen, aber allmählich sanlen die
Geistes-tröste von Mutter Dubi. Sie
begann Unsinn zu sprechen, hielt ihre
Consine für ihre Mutter-, versoechselte
die Tage und Namen. Manchmal war
sie seht aufgeregt, glaubte Diebe zu hö
ren, die unter ihrem Bett versteckt wa
ren, oder sah Menschen« die in denEcken
des Kellers herumsuchtm Dann tief
sie um Hilfe und wars aus dem einzigen ««
Auge einen unsagbaren Blick desSchw -
ciens und der Angst auf mich. Wenn
ich ihr dann gut zusprach, wurde sie -
wieder ruhig, und dankbar sah sie mich
An
»Wie gut Sie mit mir sind, zu einem J
alten Weib, wie ich es bin! Ach, das «
vergesse ich Ihnen nie, Herr Doktor,
davon können Sie überzeugt sein!«
Bei solchen und ähnlichen Reden
wurde die Verwandte immer sehr ver
drießlich und iagte dann wohl:
«Consine. Jhr sprecht zu viel, das
strengt Euch an.«
So waren neun Wochen vergangen.
da mußte ich als Reserve-Miit ter tnB
Manöver. Ein junger Arzt u knaan
während der Zeit meine Vertretung.
und am Tage meiner Abreise stellte ich
ihn in aller Form bei meinen Patien
ten vor. Als wir zur Mutter Dubi
dinabstiegen, hatte sie gerade einen kla
ren Moment und sah ganz freundlich
aus, soweit ein solchesGesicht iiberhaupt
freundlich aussehen konnte. Der An
blick eines Fremden schien sie jedoch
sehr zu erregen. Immerhin hörte sie
meine tleine Rede aber ganz ruhig an.
und dann, als ich fertig. da verzerrten
sich ihre Züge mit einem Male. und sie
schrie sast:
»So, also Du verbrennst mir die
Beine, damit ich Dir verrathen soll,
wo ich mein Geld have! Dieb! Räu
ber! Da hast Du rnein Geld!« Und
dabei fuhr sie wie ein Pfeil auf ihrem
Lager in die Höhe und sciplng mir« noch
ehe wir überhaupt wußten, wie es mög
lich war, mit der Hand ins Gesicht · . ·
..... Als ich vom Manöver zurück
tam, war Mutter Dnbi todt und aus
Gemeindeunlosten begraben. Jn ihrem
Strohsacl hatte man 6 Mart 35 Pfen
nig, sowie einen tteinen silbernen Lös
sel gesunden, den ihr Wirth mit Be
schlag belegt hatte
So, meine Herren nun wissen Sie
die Geschichte meines ersten Patienten,
und was mir der Anfang meiner
Praxis eingebracht hat «
-.0.--———-—
sit hoch hinan-.
Ost-—
l der blalenden höngelampe herab, die
- metllieh in die Runde kreist. Vor der
’ zwar ein tüchtiger Aber wie die Um
Slizze von OttoS chillingu
Eine tleine Tischlerwerlftott in Ber
lin N. — draußen ein frostiger naß-«
durchschauerter Novemberabend, drin
nen eine dicke, mit Holzstoub durchsehte,
bleischwere Luft, til-erhitzt von dem ei
sernen Ofen in der Stubenecke, den ein
brüllendes Spanfeuer mit dunlelrother
Gluth til-erzogen hat.
Ein trübgelber Lichtlegel fließt von
an einem dünnen Eifendraht fast un
Mitte der hobelhont, gerade in dem
Lichtlegel, steht Meister holtzmann
und bearbeitet mit dem Karnieshobel
sorgfältig die Schmalseite eines einge
tlemrnten Brette-L Er itt Meister, und
stände im Handwerk einmal sind, ift er
genöthigt, fiir ein renoinmirtes Bibl-el
rnagazin zu arbeiten. «- Harte Zei
ten!-——
Er ift ein Fünfziger, schmal, von
bleigrauer Gesichtsfarbr. Aus der ener
gisch vorspringenden Stirn pendelt eine
graue Haarlocle hin und her Die
Hemdsiirinel sind bis obenhin aufge
trempelt Bei jedem Ston des Hobels
sieht man die nicht eben träftige Mus
tulatur der Oberarme in Bewegung
Nicht weit von ihm bemüht sich ein
halbwiirhsiger Lehrhurfche, die große
Spannsiige durch eine dicke Bohle zu
führen. Von Zeit zu Zeit fährt er mit
dein recht-en Arm iiher die fehtoeißpep I
lende Stirn, oder er geht an den Ofen,
um neue Spähne auf das zusammenge
brannte Feuer zu werfen das jedesmal
laut aufbriillt wie ein wildes Thier,
das itn Schlummere estiirt wird.
Auf der anderen eite, ganz an das
Ende der hobelhant gerückt, fiht ein
jun er Mann von etwa 22 Jahren Der
on des Meisters Die mächtige
Stirn, das lang-, feintnochige Gesicht,
der fchwermiithige Zug in den Mund
ecen verrathen ei. Der Jüngling hat
Kopf tief über einen rohen
» » dem fe ne in·
« — Haft hin und
« s vor ihm
S- -« --...,«-..«.«-..««.—-l »—»..·SU
springenden Backentnochen lage-et eine E
bettische Mitbe. Max holnmann stu
diri.
Er war von tlein auf ein aufgeweck
ter Kopf, wie Meister holstnann zu sa
gen pflegte. Die friih verstorbene Mut
ter konnte das lluge Kind nur mit ei-·
ner Art von ehrfurchtsvoller Scheu be
trachten. Es wäre jammerfchade, sag
ten die Nachbarn. wenn er es nicht wei
ter bringen sollte als sein Vater-. Aus
Max müßte sich ettoas machen lassen,
sagten die Lehrer. Kurz. Max war von
der Natur nicht dazu bestimmt, das
trockene Brod des Handwerks zu essen·
Er mußte studiren » Oberlebrer,
Pfarrer, Arzt, gar wohl Regierungs
rath —- oder ·..na, die Zeit tviirde es
ja ausweisem Jedenfalls ging der
Sohn einer glänzenden Zukunft und
der Vater einem gesicherten Lebens
abend entgegen. Das stand unbedingt
fest.
Max wurde auf das Gymnasium ge
schickt. Er war ein Musterschiiler.
Jmmer eifrig, immer fleißig, immer
bescheiden, immer unter den ersten sei
ner Klasse, nicht selten Primuö. Un
aufhaltfam schritt er von Klasse zu
Klasse fort. Geist nnd Charakter ent
wickelte sich in ihm aufs Schönste.
Wenn nur auch sein Körper sich in glei
chem Maße gekräftigt hätte! Aber da
fehlte es.
Es · --«« - . »n- --.
»aus wan: ragte Lutrurer Pols- «
mann, wenn man ihn aus die langaus
geschossene, schmalbriistige Gestalt sei
nes Lieblingg ausmertsam machte. »Er
ist wie ich. Just so war ich auch in sei
nem Alter. tlnd ich bin doch tange
sund.« Dabei reate er die Arme mit
einem kräftigen Stoße in die Lust.
Freilich, um das hohe Schulgeld, die
theueren Bücher und die bessere Klei
dung zu beschaffen, mußte man seh an
allen Ecken und Enden einschranten.
denn Wohnung und Lebensunterhalt
sind theuer in einer Weltiia’ot, und der
Berdientt knapp. Der Alte toar so
gar genöthigt, siai den langgewohnten
Abendschobrien allmählich zu entziehen.
Es wurde ihm nicht leicht, dem Genusse
und der Erholung im Betanntentreise
zu entsagen. Aber was halfst Und
schließlich, mann konnte ia alles später
wieder nachholen, wenn Max . . . Bei
diesem Gedanken strahlte eine stolze
Heiterkeit aus den Zügen des einsamen
Mannes
Nunmehr hatteM at die erste Etappe
aus seiner Laufbahn zurückgelegt Er
hatte das Abiturientenscxamen mit
Auszeichnung bestanden. Gleich dar
aus ließ er sich in der philosophischen
Fatnltät der Universität einschreiben
Der Alte hätte lieber gesehen. wenn er
Jurist geworden wäre. Da standen
ihm sa alle Thüren aus« sogar zu einein
Ministerzirnmer. Allein Max hatte
seit Langem einen unüberwindliehen
Drang zum Studium des- tlassisrhen
Alterthums in sich gespürt. Der Mit
welt mit all ihren Zerstreuungen und
Oberstiichlichteit entrückt, hatte er sich
mit Leidenschaft in die Tiefe der anti
ten Welt versentt. Mit wahrer Jn
brunst sehnte er die Stunde herbei, too
er zum ersten Male vor einer Klasse
hochgesinnter Schüler die Schönheiten
omerz entfalten tönnte. Diesem
iele strebte er nach mit aller Energie
deren sein schmächticher Körper fähig
Wut. —- —
Ein kurzer, troetener husten mischte
sich in das Getreisch des hobels und
das Gesurre der Sage. Meister hold
mann sah naeh lints hinüber.
»Du hast Dich wieder ertiiltet.
Max,« sagte er. »He-be ich Dir nicht
gesagt, Du sollst den dicken Ueberzieher
anziehen? Aber so seid Ihr Jun
gensk —
Jn diesem Augenblicke hörte man
draußen aus dem Flur das Stapsen
von Fußtrittern
»Der alte Winterc sagte der Lehr
junge aushorchend.
»Der alte Neidhamrnelt« brummte
der Meister mißoergniigi. ——
Die Thitr ging aus, und herein trat
ein Keine-, versehrtempstes Männchen,
mit kahlem Schädel und arm-gestop
peltem Runzelgesithi. Der Alte schilt
telte sieh wie ein Pudel, der aus dem
Regenwetter in eine warme Stube
lament
«hundewetter!« sagte er indem er
ohne weitere Umstände aus einem hols
stuhl neben dem Osen Plas nahm
»Was haben Sie zu Max gesagt
Winter?« fragte der Tischler-, indem er
mit gemachter Gleichgiltigteit die Spö
ne aus der hobelossnung blies.
»Wiesot« fragte der Alte oberleeh
lith.
»Er hat ja doch das Abitutium be
stunk-ein«
«Hm!«
Mit Auszeichnung Er ist auch
schon ans ver Universität immitra —,
immatri —-«.
,. mtnateikulitt«, ekgänzte Max.
S soll er denn werden?«—-—
»Wo- et werden soll? Na, vors
etstr Ober-lehret und Professor dann
’ natürlich Direktor und dann kommt
ja wohl der Schulrath, und wenn's
« dann so weit ist.
.hm! Hml«
«hm! Zu hoch hinausk« mutmelte
Fee Alte zwischen den zahnlosen Kie
ern.
, »Wie meinten Sie, Winter?« sagte
hol monn mit Beziehung.
,,, ch? Ich fagte nichts. " —
ieder eine längere Pause. End
I lich nahm dek Meister das Gespräch
wieder daf. Seine Stimme hatte et
was derbes Gereiztei.
.su hoch Umsi« feste ee entt
X
.. »
weise, wie zu sich felbsti »Du-Ums Re
densart. Wir leben in anderen« ims.
Heutzutage geht Jeder sv hsch WIND
wie er will und tann. Mein Junge
sollte das ganze Leben lang an der Vo
belbant stehen? Solch ein ansgeweater
Kopf-c Profit Mahlzeit! Densoll tw
hek hinaus. Der tann gar Mchk hOch
genug hinaus!« »
Dekuhige Dich doch. Vater z tagte
Max, dem eine jähe Bluttvelle in den
Kopf gestiegen war. »Datel meint ett
ja,,riicht so.« «
»Den! hakt-· hüttette dass Mann-then
Man schwieg. Noch einiger Zeit
stand der alte Mann auf, schlug Pt
toeiten Mantelsalien sorgsam um seine
dürren Glieder und verabschiedete sich
turz. f
»Ja hoch hinan-! Viel zu hoch hin
aus!« murmette er auf der Treppe
kopfschüttelnd
.Alter Neidhammel!« sagte der Mei
ster zornig. Der hol-ei fuhr mit einein
lauten Austreisch iibee das olz wi
sehen den Schraubsiöcken. ie ant
zitterte, sodaß Max betroffen nach set
nein Vater hinübetsah.
Seit diesem Tage arbeitete Max mit
verdoppeltem Eifer. Es war, als ob
er eine feindliche Kraft zu überwinden
hatte, die sieh zwischen ihn und sein
Ziel gedrängt hatte. —- Ja, sein Ziel!
Wenn ee es nur erst erreicht hätte!
Wenn er nur erst h oben wäre!
Wenn doch endlich-die - tunde erschie
ne, wo er vor feinen Schülern stehen
und all-seine Ettenntniß. alt sein Em
pfinden aus der eigenen Brust in die
Herzen der ihm anvertraiiten Jugend
übersteiimen lassen könnte —— ! -—- Vor
dem schwierigen Eramen hatte er nicht
die mindeste Furcht. Er sehnte es her
an wie einen Feind, mit dem er sich im
Ringtampse messen wollte. Er war
des Siege-Z sicher
Endlich hatte er das Ziel erreicht.
Die Staatsexamina waren bestanden.
Die Exnminatoren hatten den Lands
daten zn dem ungewöhnlich glänzenden
Erfolge beglückwünscht. Er war oben!
Hoch oben! —— —
-n Os- k -««-s
einiges-Fu verrqu Irrun- cr utrr Pto
belandidat vor der Prinra des Ghin
nasiurns, dessen Schüler er einst gewe
sen war. Er vertrat den erkrankten
Ordinarius der Klasse. Er hielt einen
Vortrag iider oen Genius Donners-, sei
nes Lielslingsfiingers. Mit hegeistern
den Worten entrollte er vor der stau
nenden Ztihörerfchaft das Bild der ur
alten Griechenwelt, rnit ihren Göttern,
ihren Herden, ihren Kämpfen, ihren
Spielen. ihren Tempeln. ihren Alta
ren. Und darüber der rtvig aznrne
GriechenhimmelI --—s
Dabei leuchteten seine tiefliegenden
Augen in einem unheimlichen Feuer,
das aus der Tiefe seiner Seele tvie aus
einem Krater hervorzuhrechen schien.
Seine Wangen strahlten in verzehren
der Gluth. Jedes Glied seines Kör
pers war in sichernder Spannung.
Seine Zuhiirer waren wie bezaubern
Unverroandt hingen ihre Auaen an den
Lippen des jungen Mannes, der wie
ein Priester der Wahrheit und der
Schönheit vor ihnen stand. »So hatte
der trortene Ordinarius nie gesprochen!
Als Max in die rauhe Winterluft
hinaulttrat, trampfte plötzlich ein un
siigliches Gefühl der Angst und der Er
schöpfung zugleich seine Bruft zusam
men. Sein Uthern stockte. Es war
ihm, als ob er ersticken müßte. Sein
Herz schlug so schnell und so laut, daß
er glaubte, die Vorübergehenden könn
ten es hören. So eilte er nach haufe.
Er trat in die Werkstatt. Da stand
Meister Holgrnanm mit offenenArmem
Vatergliiel und Vaterstolz auf den
gen. Max wollte in seine Arme ft r
zen. Auf halbem Weg e hielt er inne,
tvie vorn Schlage getrof e.n Ein Seuf
zer entrang sich seiner tust lang und
tief. Sein Mund öffnete sich Eine
dunkle Bluttvelle brach hervor. Der
Jüngling brach zusammen, dicht an der
Hoheit-any gerade an der Stelle, too er
so oft gesessen hatte. —
Jn der folgenden Nacht saß der Ba
ter in ftuinrner Verzweiflung am Bette
des Sohnes Das Gesicht des Kran
ten war machst-leich. Seine Lippen
fchrnal nnd bläulich. Seine Augen
waren geschlossen. Aber er schlief nicht.
Sein Mund fliisterte unhörbar. Seine
Phantasie lustwandelte in den fernen
Gefilden des homerifchen Alterthunnt
Plötzlich öffnete er die Augen« Ein
überirdischer Glanz erhellte ste.
»Vatert« sagte er leise.
»Pf« Nicht reden, mein lieber
Sohn!« ftarnmelte der Alte. »Alles ist
gut!« —
Alles ist —- gut!« wiederholte der
Kranke. »All« —- gut. — Weißt Dit·
—- Vater — der alte Winter —- hatte
ja recht —- zu hoch hinauot —- Zu hoch
hinaus! — —- Aber es war —
ichön —- io M da obs-M
Sein Mund schloß sich. Sein Kör
per streckte sich. Seine Seele war —
hoch odent
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Lehmann Am Morgengkauen statt
angeheitert nach Hause tommend und
seineFtau im Bett liegend scheut-N »Ist
ilobe, wenn mir recht is, habe is die
schon itjendmo 'mal iesehen.«
J a —- K u ch e n !
hete: «Zräuiein, wie alt ist denn der
Kuchen schon?«
KellneriutzBMz der ist ganz fris .
m »Zw! Wenn nur der
lebt, der ihn gebacken hat« "«