Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, December 21, 1900, Sonntags-Blatt, Image 12

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    Drei Qeibnachtsbäume.
Von.Jcs0I-sn Tron
Ifannd-Im die vergangen.
cånglt ningelelnpunden lind.
Sen id- ein Bäumchen prangen.
Darunter ltelit ein Kind.
Des freut sn all den Haben
Der clteknliede lids
llnd kann nicht- sdidnekes nahen 's
Dss lkone Kind hin ich.
Es ward ds- liind zum Manne,
cänglt lind dei- Welt-entflicht»
Die einlt die lsleine Tanne
Mis- weinnadnlidi gelchmüclkn
Der Vogel list tin cnde
schaut lein eigen llelt,
Da kam mit lübek Spende
Einmal das Weihnachtslele
Jdi leli ein Bäumchen schimmern,
Viel goldne ciclitek lind
Darau, die freundlich lliknrnemt
Daruntet liebt ein Kind.
Ein Kind. ein zarte-, kleine-,
Heil lachend und beslüdm
Und dieles lcind ilt — meine-.
Dem ich den Sag-n gelebme
Wie gent doch ichneii und its-helles
Dahin les Lebens Zeit!
sales tin-nistet ist«-, bald helles-.
c- Iechletn Freud und ceiC
Die Sei-se ietzt lich niestte
Am bei-d to manches illa-.
si- tlss cie endlich wieder
, vertreibt ein Sonnenstrahl.
i
Viel Jahre find vergingen;
Da naht die beilge nacht;
lcb ieh ein Bäumchen prangen
In bunter Weihnachtspracht
Und unter cannenzveiqen
Die Silbergarn umMnnt
Steht —- o wie tät-Ist's mich ehen —
Mein liebes cakeiiiinä
O
Sagt; iit mit nicht beschieden
Ttionach tief Mensch begebni
ltb bin damit wirst-Lea
Was mir das Fest beleben
Us- ejntnnzts Imm- iin Traume
Mein hoffend Hm geschaut
Hans unt-an Weihnacthbaunie
Mit alles ausgebaut
Eine Weihnkichft eins-sent Goldfeldr.
Erzählung von Gustav Löffel.
cre goes for the last
, stroL:(-!« rief ich ;ngrim
e«’«z« miq und legte die ganze
» Kraft meiner Arme in
diesen einen Hieb, den
letzten am Weihnachts - Heiligabend,
und als auch der erfolgle war, warf
ich unwillig die Picke hin und ging
fort, es meinem Kumpan überlassend,
die letzte Erbe auszuheben.
Wieder ein vergeblicher Arbeitstaol
Während die Gruben mehr und
mehr verödejm entwickelte sich zwi
schen den selten und Baracken der neu
erster-denen Goldstadt jenes wilde, un
gezügelte Nachtleben, welches für die
Gelt-selber aller Welttheile charakte
ristisch ist« Jch fand für die üblichen
Zerstreuungen aber heute nicht die
rechte Stimmung, erwiderte denWeih
furchtsng unerses jungen Zelthüters
mit tin-m gleichgültigen »die same
to you!« Isd verließ nach flüchtiger
Ikbetmg unser gemeinschaftlicheå
Weihnachten!
Mich trieb es hinaus aus dem
Dunstkreis der schnapsduftigen Buben
und der rauchenden Lagerfeuer.
Bald war ich —- allein!
Ueber mir wölbten die breitstämmi
gen Eukalypten ihr majesfiätisches
Blätterdad), durch welches diesSterne
funkelten Das Geräusch des lustigen
Lagerlebens erstarb in der Ferne. Von
der Arbeit und der langenWanderung
erschöpr ließ ich mich endlich auf ei
nen qestürzten Baumstamm nieder,
« dessen Wurzeln mit der daran hän
.genden, ganz getrockneten Erde wie
eine Lehmwand emporragten, ver
schränkte die Arme und versank bald
in jenen angenehmen Zustand, in wel
eseni Traum und Wirklichkeit bunt
durcheinanderlausen Mit leisem Sin
gen strich der Nachtwind durch die
Halm - Büschel einer nahen Kasurine.
im Musen-Strauch flüsterten Wald
Itblde. Sie verwandelten sich, nah
men menschliche Stimmen an und be
gannen von dem zu reden, was mir
das setz erfüllte.
« »Die- tst die Stelle,«« hörte ich eint
Mist Stimme jenseits der Lehm
Isud ganz deutlich sagen, »du grabe·
..—«Id its-i Du da findest, ist Dein.
OOÆJU ver zeltartgem schwar
» ung. vte halb von
» " M W ist,»steckt ein Spa
« z TDie hier von den Wurzeln auf
Mte Erde erweckt nicht den Ver
« « daß da etwas vergraben sein
»Und was mich sselbft be
Hier verhallte die Stimme rot mei
nen schlaftruntenen Ohren. Jch hatte
nur noch den Eindruck, daß sie, nne
pishcy mit Anstrengung und von lei
sem Hüfteln unterbrochen, weiter
sptach, daß eine wie Musik klingende,
süße Frauenitimme ihr antwortete,
und daß es schließlich wieder nur der
Nachtwind war, de: im Malley
Strauch flüsterte und den langen Hal
men der Kafurine einen süßen, wie
Musik tlingenden Singsang entlockte.
Ich reckte mich, und nachdem ich
Mich wieder auf die noch etwas un
sicheren Füße gestellt hatte, warf ich
einen orientirenden Blick umher.
Plötzlich zuckte ich jäh zusammen
Da war ja wirklich ein Baum mit
einer zeltartigen, schwatzen Oeffnung,
halb von Farrentraut verdeckt!
Auf die Gefahr hin, die Ruhe einer
Schlange zu stören, durchbrach ich die
Pilanzenwand und blickte in das matt
erleuchtete Innere des schwarzen
Batimfpalts. » .
Das Eisen eines Spatens blintte
mir aus der dunklen Tiefe entgegen!
Träumte ich noch? Ich streckte mei
nen Arm aus Und — hielt den Spa
ten in meiner hand.
Sc mai denn der eine Theil meines
Traumgeblides lautete Wirklichkeit
Würde es auch der andere fein? Jch
kannte ja die Stelle genau, wo der
Schatz vergraben sein sollte. Jch warf
den Rock ab und machte mich unver
züglich an die Arbeit.
Nach kurzer Zeit stieß mein Spaten
auf einen harten Gegenstand, aber
ohne metallischen Klang.
Dann am ein Stück Sadlernwand
zum Vorschein.
Jch wars den Spaten weg, erfaßte
jenes mit beiden Händen und zog mit
ganzer Kraft daran.
Und wirklich —- es war ein Sack,
aus dessen Grund mehrere Dutzend
verschieden großer Goldnuggets ruh
ten!
Ich hatte nicht geträumt! Es wa
ren Menschen da gewesen nnd der
Zufall hatte mich zum Mitwisfet ihres
Geheimnisses gemacht.
»Nimm das Gele« rannte der Ber
sucher rnir zu. »The- Steine in den
Sack und stelle Alles wieder so her,
wie es war. Niemand weiß es, Nie
mand sieht’s. Wochen, Monate kön
nen vergehen, ehe der berechtigte Ei
genthümer ommt, um seinen Scha zu
beben. kBis dahin bist Du längst über
alle Berge, und wer will sagen, daß
Fuses warst, der den Schuh gestoh
n s
Wem wäre in gleicher Lage nicht
Aehnliches durch den Kopf gegangen.
Und doch, wer, dein noch ein Funken
von Chrgesühl in der Brust wohnte,
wiiee den Lockungen erlegen! «
Ulio hinein damit und fremdes Ei
genthum nicht antasteuL
Macht —- gethan!
,
FI
Jch richtete Alles wieder so her.
wie es gewesen. verbrag den Spaten
in der Baumdöhli, zog meinen Rock
an und ging eilends hinweg, ohne
; mich noch weiter umzusehein
. Ein merkwürdiges Angstgefiihl
war über mich gekommen. Es war
mir immer, ais schliche Jemand- hin
ter mir.
Als ich endlich nach mebrstiindiger
Wanderung das Lager wieder er
reicht, tönte mir Von allen Seiten
hellster Jubel entgegen.
»Da ist er! Da ist er!« schrie einer
dem anderen zu. »Paßt aus« Jun
gens-, jetzt giebt’s eine volle Runde!
Hur-rad, der Schaygriider ist wieder
da!«
Ich stand wie vom Donner gerührt.
Wie konnten diese Leute wissen-?
Schnell hatte sich ein halbtruntener
Haufe zusammengerottet. Jch wurde
von ihnen trotz meines Widerstrebens
auf die Schultern gehoben und im
Triumph durch das Lager getragen,
direkt nach dein sogenannten «Großen
Musitsalon'. Ein ohrenbetäubendee
Jubel umbrauste mich bei meinem
Eintritt. und dann stürzte mein Kum
van auf mich zu, urn mir zuzuschreien,
daß mein letzter verzweifelter hieb
von heute Abend beim hinwegtäumen
der Erde den größten Goldfund zu
Tage gefördert hatte, der je auf diesem
und wohl auch auf hundert anderen
Goldseldern gemacht worden war.
« »Ist es denn möglich —- diese
Weihnachtsfrende?!' stieß ich ciqu
Tiefste erschjittert hervor.
Am nächsten Tage kam ein Frem
der. ein alter-· grauhaariger Mann.
ins Lager, der eifrig mschau hielt
und dann Hemden-made mik Ins-n m
lum.
.Ein Landsmann, wie ich vermu
ihete!« sagte er auf deutsch zu mir.
Er sprach das schwach, mit einem lei
sen Mitteln.
»Ja,« gab ich zögernd zurück und
starrte ihn an. Das war die Stimme
aus meinem Traumbild! Kein Zwei
fel, er war der rechtmäßige Besiyer ;
» des Schatzes-, den ich für mich zu heben
» im Begriffe gestanden. «
; »Ich komme auch nur,« sagte er,
F wie in Bestätigung meiner Gedanken,
«um Jhnen zu sagen, daß ich meinen,
in jahrelanger, hattet Arbeit mühsam
erworbenen Schuh anderweit und
besser vergraben habet«
Sein Ton war beleidigend. (
(
l
»Mit-e ich ihn denn stehlen wollen2« »
rief ich ergrimmt.
»Nein,« entgegnete er kühl, »und
Sie hätten es auch gar nicht tönnen.« «
»So?« lachte ich. »Wer wollte mich
denn daran htndern7«
« »Ich-« sprach et eisig- »Ich hatte
meine Tochter, der ich bei meinem
nicht zu fernen Ende nichts Anderes
zu hinterlassen hatte, nach der Block
[hinte »in-begleitet Dann heim Aut
s
mal hinausgegangen um womöglich
siir die heutige Festtafel irgend etwas
su schießen. Jeh larn noch einmal in
die Riihe meines Schatzes und da sah
ich Sie. Gewehr in Anschlag stand
ich hinter den Büschem und hätten Sie
nur Miene gemacht, den Schuß zu
;entfiihren, wiirde ich Sie unfehlbar
niedergeschassen haben.« .
.Sehr sreundlich,« erwiderte ich rnrt
Galaenhumor. »Alle verdanke ich
Ihnen gewissermaßen meine Lebens
rettnnai«·
»Nicht mir, sondern Ihrer angebo
renen deutschen Ehrlichkeit. Sie sind
ein braver Kerl. Lassen Sie uns
Freunde sein!«
.Gern!«
Bei soviel beiderseitiger Offenheit
war es nicht schwer. rasch zu einer
vollen Verständigung zu kommen. Er
lud mich bei sich zum Mittagessen ein,
»wa! nicht unter dem Tannenbaunr«,
siiate er hinzu, »aber unter einem
ebnso hingerichteten Gunimibaum,
denn von guter alter deutscher Art
haben wir nie qelassen.'
.Ganz so wie ich!«
So gingen wir mitsarnmen bin
iiber. Er war ein alter Farmer, d:r
auch einmal rnit Erfolg auf Gold ge
araben hatte-. Was ihn an der
Schelle festhielt, war dass seine Gat
tin dort begraben laa. Er wollte
einmal neben ihr zur Ruhe gebettet
werden, die seine treueste Gefährtin
Cwesen in einein langen arbeitsamen
Lberc Dann mochte eine erwachsene
Tochter. sein einziges Kind. den ihr
benimmten Schatz heben und nach
Deutschland zurückkehren. —
Nun, heute bars ich es sagen, sie ist
dahin zurückgekehrt — als meine
Chitin Und das entspann sich in
der Weib-nacht aus dein Gall-selbe
--——-.-.
Weihnachtsseier iu Sibiricu.
Vnn Theabar Hernrartu Lange.
VM
gange des -Mondez war ich noch ein
lich unter dem grauen,
nebligen silnrischen
Dezember - Himmel
niird das Weih
nachissesr überaus fröhlich, ja ge
radezu lustig benangrn. Selbst in
den abgelegensten Dörfcrn bildet die
Weihnachtstvoche und die daran fol« .
aende eine lange Neide vvn Vergnü
aunaem die erst Unmittelbar nor dein
Treitöniastage ihr Ende finden. Die
jeniae Gegend des weiten Sibirien5,
in die ich heute den Leser nnd die Lese
rin im Geiste siihren lvilL ift der stic
liche Theil des Gouvernements ents
teilt und zwar der Kreis Minu inst.
Obschon hier das Klima verhältnis
mäßiq nicht gerade rauh ist« stillt doch
schon von Mitte Oktober ab vie!
Schnee und im November sind dreißig
Grad Celsius Kälte nichts ungewöhn—
tiefes-. Je näher Weihnachten heran
lommt. desto kalter wird es. Dann
steigt die Kälte rnitunter bis zu drei-s
undoierzig Grad Celsins. Indessen
schützt man sich gegen Eis find Frost
in ·ieder nur denkbaren Weise.
Ettva acht Tage vor dein Feste be
ainnen bereits die Vorbereitungen zu
demselben. Die Weihnachtstanne len
nen die Sibirier allerdings nicht, doch
findet fee sich hin und wieder in den
Familien der«höheren Ossiziere und
Beamten. die in diese Gegenden ans
einige Jahre abtvmtnandirt oder ver
sent worden md. Die fibirilchen
Bäuerinnen ba en zu den Feiertagen
Unmenaen von Kuchen und sonstige-n
Gebäck, letzteres in allerhand Figuren.
Die größte Rolle spielen dabei die
Piroaen. das heißt in Tei gebackene
Fische. Sämmtliches Ge "ck wird
ohne Gewürz zubereitet, denn die til-i
rilchen Bauern kennen wenig Gewürz.
Nur Butter, Hefe und Zucker findet bei
dem Gebiick Verwendun . Schon am
24. Dezember morgens ört die Arbeit
aut- Dann eilen Zunächst die Mönch
später die Frauen, in das Dampfbad,
das in jedem Dorfe Sibiriens sich be
findet. Jn dein viereckigen Raum steht
ein großer Verd, auf dessen Rost ge
waltiae Steine erhi t werden. Aug
mächtigen Kübeln wird Wasser auf
diese Steine gest-Lea nnd nunmehr
--A4-·1-IL E L L-—
VIIDIU Ukck IIW UGL OIIUIPIs JLIUIII Uclit !
herbe befindet sich ein hoher und lan
aer Tisch. Hieraus legt sich der Ba
dende und treibt sich mit Ruthen den
Dampf zu· Diese Ruthen werden i
schon im Frühjahr, sobald das junge
Laub sich entwickelt hat, geschnitten. »
Man trocknet sie und bewahrt sie auf. i
Vor dem Gebrauch werden diese Nu- !
then in tochendes Wasser ,etaucht, »w
durch sie ihre ursprünin e Elastizitiit :
zurück erhalten nnd die Blätter sich
wieder ausrellem Nach dem Dann-s
bade ersolnt eine vollständige Abtei
sunq tes Körpers nnd daraus eine
Abwaschuna mit taltern Wasser in
arofien Schüsseln, da man Wonnen in
diesen Bädern nicht kennt. Uebrigens
nimmt der Sibirier ein solches Bad
am Ende jeder Woche. Beim Amici
den zieht der Badende nach der be
kannten russischen Sitte das bunte
hemd über die Beintleider und legt.
dann einen Gürtel an.
Born Mittag des 24. Dezemberg ab
ift tote gesagt vollständiger Feiertag.
Ehe man sich zur Abendmahlzeit setzt,
- die verhältnismäßig zeitig eingenom
’ men wird nnd zwar schon, sobald sich
der erite Stern am himmel zeigt, eilen
.
—
see-M
die Kinder schnell zu ihren Pathe-n
denen sie als Geschenle die schon er
wähnten Pirogen und Mo ntlöße
ils-erbringen Der in den si UNM
Famulu- ser hoch ges-nähte Taut
paioe muß als Gegen es t cis
Bund oder das Geld r e n hemd
oder sür einige hemden geben. Ost
lausen daraus nach hause zurück.
Dort hat inzwischen die Mutter aus
ein Tischchen vor dem Jlon ——- dem in
einer Ecke des Zimmers angestellten
großen heiligenbilde —- eine Reihe
lecteeerWeilfnaaussbeisen au ebreitet.
Diese Speien werden tnde en von
der Familie nicht angeriidrt, sie steka
i dort bis zu dein Dueitiinigstage und
l werden schließlich anBetiler und Arme
: dstscbenth Vor Beginn der Mahlzeit
am Weihnachtsabend deschenten sich
die Familienmitglieder gegenseitig
Dann findet ein längeres gemein
schastliches Gebet statt und nunmehr
setzt man sich zu Tische. Sobald sich
am heiligen Abend die Familie asn
Speisetische niederlaßt, wird zugleieh
ein großes Gesäsz mit Wasser in d!e
Stube gestellt in der Hoffnung, dasz
sich dieses Wasser in der Christnacht
in Wein verwandelte würde. Da diese
Verwandlung nicht eintritt, so trösten
sich die Bauern damit, dass sie noch
nicht würdig genug gewesen seien und
die Verwandlung wohl im nächsten
Jahre erfolgen würde. Zum Beginn
der Mahlzeit am heiligen Abend ge-·
nieset man zunächst ein Glas Brannt
wein· Hierauf wird Hanssuppe geges
sen, daraus verspeist man die Pirogen,
Mahntlöße, Kuchen u. s. w. Kaum
aber ist der letzte Bissen herunter, so
eilt Alles schnell von den Tischen. um
sich Zu maslircm Zu Hause bleiben
nur wenige. Die meisten Vermummv
ten begeben sich in ein eigen-;- zu diesen-.
Mastenfesie gemiethetes Haus-, um
dort zi: tanzen, zu sinnen und in ihren
Verkleidunan allerhand Scherze und
Neaereien zu treiben. Grsichtssnasten .
benutzt oder der Sibrrter nicht, da er »
das Anleaen derselben siir sündbast »
ansieht Als Mnsilanten spielen bei -
diesen Tänzen ältere Bauern aus nnd ;
zwar aus der Balalajth der bekannten l
russischen Zither, die sich die Bauers-its
selbst herstellen. Diejeniaen bäuerli:l
chen Familien, die sich nicht in dieses
öffentliche Vergnügungslotal begeben· 4
sondern ihre Nachbarn besuchen aderi
sich von diesen besuchen lassen, bewir- «
tlien ibre Gaste mit Tbee und Zucker
gena. Auch selbstgebrautes duntles
Bier wird bei diesen Gastereien ge- s
trunken.
i
Natürlich pflegen diePersonen, wel
che in der Weihnachtszeit Besuche ab-.
statten, sich gehörig warm anzuzieben. »
Schon im Hause trägt nian einen
Präs. Gebt der Sibirier um diese i
Ja reszeit in’s Freie, so zieht er über j
den ersten Pelz noch einen zweiten mit !
den Haaren nach außen. Dieser zweite ’
Pelz ist außerordentlich weit, so dass
man sich sehr bequem darin einwickeln
tann. Ebenso trägt der Sibirier dop
pelte handschube, zunächst ein Paar ;
aervöbnliche wollene Fingerhandschuhe’
und darüber ein Paar lange Hand
schube aus hundesell bis zu den Ellen
boaen. Den Kopf bedeckt eine Pelz
rniitze· über welche· um den Hals und
die Obten zu schützen, der Kragen des
Oberkiele ausgetlappt wird. Ueber
ihren gewöhnlichen Lederschuhen tra
aen die Männer und Frauen, sobald
sie znnr Besuche ausgehen oder aut
sabren· außerordentlich warme Filz
schade, die ast siins Pfund nnd dar
itber wiegen. Viele Frauen traken
übrigens auch zn Haus schwere F lz
schade. Nach allein dem tann cnan sich
also vorstellen, daß die Sibirier in
ibrer Wintertleidung etwas geradezu
thieräbnlichet an sich haben. ;
Der eigentliche Weibnaebtstirch
kann —- in Sibirien ist es allerdings
häufiger eine Schlittensabrt nach der
Kirche —- ersolgt arn ersten Feiertag
Vormittags. Nachdem das Evange
lium verlesen, reicht der Pape den
Gläubiaens das Evangelienbuch zum
Küssen dar. Alsdann eelebrirt der
Pape die Messe nnd zum Schlusse des 1
Gotteidienstes er otgt ein wtängerer
Kirchengesans. ald nachdem der
Gotteödienst am ersten Feiertage vor
über ist, erscheinen in den Distsern die
Bettler —- stolz zu Pferde und mit
großen Schlitten. Die sibirischen Bett
ler betreiben they-Geschäft nur ian
Gronr. Ineuer nnd ja vie Werde m
Sihirien nicht. Gute Ackerpferve lauft
man schon von zehn Rubeln aufwärts
Die alten Gäule, welch: vor hie Bett
lerschlitten gespannt sind, kosten ettra
zwei bis vier Nulel. Die Bettler las-:
fen ihre Schlitten mitten auf derDori
ttraße stehen« gehen in die Häuser und
singen dort Weihnachtslieder. Da hie
Bettler qewdhnlich sehr schnell in die
Dörier hineingejagt tkmmem lo find
hie Thiere über und uher in. Schweiß
what-eh Trotzdem nun die ichwiåens
den Göule ohne Decken lange imWind
und Wetter stehet-» schadet ihnen dies
nicht im Geringsten Auch feine then
ersten Pferde behandelt der Sibirier
J nicht anders. Er läßt die ichwitzenden
’ Thiere ruhig im Freien stehen, bis lie
zu zittern aufgehört haben. Dann erst
füttert und tränlt er sie.
Bei ihren Rundgetungen sammeln
die Bettler ziemlich viel ein. Eier,
Butter. Mehl, Weißbrot u. t. to. Geld
wird ihnen jedoch nicht gegeben. Sind
die Schlitten mit Vortäthen gestillt
to fährt ver Bettler in die nächst.
Schönh verlautt dort seine Vorräthc
an den Kneipwirth und vertrinlt oft
den Erlös bis zur lesten Kopelr.
W
Die bäueriiehe Behälter-un tanzt
und vergnügt sich bis zum 5. unnat
Mit diesem Ahende enden die Mani
mereien und Tänze. Arn 6. Januar
findet die Wasserweihe oder das Jor
dqnifest statthm Erinnerung an die
Taufe Ieise Wi. Man hackt am
Morgen in das Eis eine rößeee
Wahne. die Bauern ol en in rozes
sion dein Dorfpopen a n, wel r an
der offenen Stelle »das Wasser egnet.
Viele der Männer-, die sieh an dem
Weibnnchts - Mummeeeienfchanz he
theiligt haben, entledigen sieh ihrer
Kleidung, springen in die eisigen Flu
tben und wollen damit symbolisch die
Sünden abwafchem die während der
Weihnachts - Munmieteien und Weih
nachtstanzahende begangen haben.
Mit dein Dreitsnigstage findet die
; Fesiperiode ihren Abschluß. Die jun
T gen Mädchen des Dorfes scheitern und
» reinigen das zu den Mummercien und
Tänzen grmiethete Haus gründlich
nnd übergeben es feinem Eigenthümer
wieder. Nach dem Dreitönigstagc
nimmt dann die gewöhnliche Tages
arbeit ihren üblichen weiteren Verlauf.
—-—.—
; Ists-kennten auf des Weins-time
!
. Correspondenz der Eine. Freie Preise
. Nach unserer Landnng in Manilce
» be o en wir das Lager »Deine-N nn
f efääe 4Meiten von des Stadt ent
fetnh wo wie zwei Tage verblieben;
des-se dfet Fing-T wizlncächhcsalamgm
4 ei en en tq- u inau , e
ver-ert, und am näxdften Tage na An
tunft hierher. Sante- Tomaz liegt 1
Meile von Cclamba entfernt —- im
Innern. Hier begannen die Schwierig
teiten sitt uns. Kaum angekommen,
wurde bee Befehl fiit einen Oiertögigen
,,·L:«ita" (Matsch) gegeben. »Hita« ist
etwas, das sich nicht in einein Brod
n«agen oder in einer Tkollevcae aus
führen läßt; es macht die Füße wund
und ruinitt das ganze System. Das
Gedäct jedes Soldaten auf einem
»Okta« besteht anf- dee »Poucha«
tBrodhes1te!), Gewehr und 100 Patro
nen.
Leseini Atmortme retniiitheten wir,
daß eine Million Patronen nöthig Lein
wurden, doch brachte jeder seine 00
Stiict iiiibeniith zurück. Seither sind
die »Hilas" aii der Tagesordnung.
Aus dem ersten »Hika" wurden nur
einige Schüsse in der Mit-e der Stadt
auf uns abgeseisert, doch stellte sich bald
l.eiaiis, das-. die .Guagu3« feine Hel
den find. Sie seuern einen oder zwei
Tat-Eise aus einein Hinterhalte ab und
verschwinden alsdann. Man könnte
leichter eine Nadel in einem Heiischader
als einen »l9uesau«1inden. Wir erhiel
teii den Beschl, den Ort niederziidrens
nen, in welchem die »Giig;iiis« sich ver
sieclt halten. Die Wams-us- Mitten
biennen wie Oel; sie lrachen lauier als
eine Gewehrsalve iind es lnatterte, als
ob ein Dutzend Gattin sGes ·tie in
Aktion seien. Wir mach-in viel ach ver
di«chtiae Eingeborene zu Gefangenen,
doch lassen dieselben die »Katze nicht
aus dein Sack springen« und aeriren
sie sich als harmlose »Ainigoö«. Es
loniiiit liiiiisig vor, daß irgend ein
,.Giikgu« ini Hauptqiiartier die An
wesenheit einer bewaffneten Rebellens
Lande an einem gewissen Punkte mel
det. Sodann ziehen wir iii aller Eile
aus —- 100 Mann Jnfaiiteiie iind 30
Mann Kavallerie — um die Bande
akzusangen und zu züchtigen, doch das
ist leichter gesagt als qetpam denn die
»GuFiis« sind sast eben o schnell auf
ten einen, als ein ainetitanis s
tiadalleriepierd. Wir »Moti« ii r
Hügel und Berge, durch Siinipge und
Thaler, iind finden bei Aiitiint aus«
dein angegebenen Punkte nicht einen
einzigen bewaffneten Nigger. Sodann
ini Eilschritt zurück zu den heimischen
Penaten. Diese wilde Jagd ist nahe
zii schrecklich! Bei unserer Ankunft in
Scnto Tonias schilderten uns die Po
liintiire die Einzelheiten von blutigen
Kämpsem welche sie bestanden, doch
haben wir seither ermittelt, daß sie
sinntertem uni uns Regularen den Ap
petit zii verdeiben, der» gottlod noch
iniiner der alte cis-blieben ist-· Wir hat
teii aus unterein ersten ,hitas« ganz
bestimmt einige Schätmüizkk OWNER
doch scheint es unmöglich zu sein, diese
nii erablen Niiaer in einen Kampf zu
li- en. Hehre einzige Kanipsiveise be
steht darin» vereinzelte tleizie Speis-che
lllcnls Auf clVgclcgcllcll Pllllllcll ZU
iiterralchrn und in großer Ueberzahl
cus Hintertzalten einzugreifen worauf ·
sie sckileunia Fersenaelo geben. Es la
intefxen nicht in meiner Absicht, miå
in tiefem Briefe zu beklagen, roch mu
ich offen gestehen, daß ein Soldat biet
nicht auf Polen gebettet ist. Man
. braucht leinen Kugeln auseuwetchen
und ist sicher vor den gelürch eten Be
lmnännerm aber man ist zum bestän
diaen «Htlan« gezwungen. und dabei
» läßt die Kost viel zu wünschen übrig,
s Das Land selbst übertrifft an Schön- »
j lzeit Und Fruchtbarkeit alles, was ich
bis jetzt gesehen habe. Alle Früchte
wachten in wilder Ueppiglett und die
Szenerie ist wunderbar.
— --- ---—--.
Auch der Schmuh ist glänzend,
wenn die Sonne scheint. ,
I l- s
Mancher llopft nett dem Dammes
I an ver Wand herum und glaubt, set
treffe jedesmal den Nagel auf ben
Korb « i «
Beine-he leben Tag verschwindet ir.
genb ein Calsiret oter steil mit einer«
riesigen Summe. Und da teißW im
mer. ein junger- Mann bittre heut u
toge seine ,,Gekegenbeit« mehr-, ein:
Fortkommen Zu finden