Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, November 23, 1900, Sonntags-Blatt, Image 16

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    osetzen-Zittern
» Mmdrmenossanoor.
Gortsesirngd
7.
Der here Direktor Corilte saß im
comptbir der Fabrik vor dem Schreib
stsch; er hatte eifrig gearbeitet und war
erst durch den Eintritt des jungen
Umtamh der ihm gegenüber jest
mchiiitsig in einem Stuhl lehnte, ans
testiirt worden. Seine Rechte spielte
mchtüssig mit dem Federhalter, während
stine Augen mit dem eigenen sasszinii
rendeu Ausdruck fest auf dem bl,afsen
nervbsen Gesicht des jungen Fabrikhe
siyers ruhten. »Sie sehen miserabel
aud, Wedeiamp!« sagte er nach länge
tem Schweigen.
»Was Wunde-ri« brummte der jun
ge.Herr »Die vielen durchwgchten
Nächte und das miserable Pech —- die
Sorgen! —- Sie haben ein Sauglück
Corille!—· Wieviel fchulde ich Jynen
denn eigentlich Ailes in Allem?«——
Corille fixirte den jungen Mann ei -
ne Zeitlang, ohne zu antworten.
»Hossentlich wissen Sie dies ebenso
gut wie ich,« sagte er nach einer Weile.
»Zum Teufel!« verschwor sich der
ge Herr, »mi: ist wahrhaftig der Fa
darüber ausgegangen; ich führe
kein Buch über meine Schulden!«
«Sch1imm sür einen Geschäftsmann!« !
sagte Corille gemessen.
Felix seufzte. »Nichts sür ungut, «
reund!" versetzte er gemäßigter. »Ich
sfe Sie drangialiren mich nicht; ich
trüble vergebens nach einem Ausweg,
Un Jhren Forderungen in- nächster Zeit
krecht zu werden; rechnen Sie doch
steil zusammen. Sie haben ja dies
verschied-um Wischng i
Corille zog sein Portefeuille hervor
und entnahm diesem eine Anzahl Pa
piere.- ,,Drei Wechsel u zwölftausend
Mark macht in Summa sechsunddrei
ßigtnnsend; zwei Schuldscheine auf je
acht- und sechstausendsünfhundert. da
zu einige kleinere Darlehen, im Gan
- sen sechzig Mark. «
»Donnerwetter!« entfuhr es Felix
corille blickte erstaunt auf. »Sie
laubten, es sei weniger?" fragte er ge
- nt. ,,Und ich habe noch nicht einmai
die Zinsen dazugerechnet!«
Eine flüchtige Röihe stieg in Felix’ :
Wangen. »Ich weiß«, sagte er, ,,es hat
seine Richtigkeit. Was ich aber nicht
weiß, gerade herausgesagt, das ist, wo
lnm ich Ihnen die immense Summe he
zahlen soll?!«
Corille stiitzte den Arm auf den
Schreibtisch und fuhr mit der linken
Hand glättend durch seinen langen,
schwarzen Vollbart.
. »Ich habe Sie bisher nicht gedrängt, «
sagte er, »aber offen gestanden, ist mein
Vermögen nicht so groß, daß ich derar
tige Summen, die Sie zum Theil baar
Un- mit erhalten haben, dauernd ent
iehren oder gar als verlorene Posten be
Kschten kann.«
«Beriange ich ja auch gar nicht!« un
s « Oel-each Felix ihn »Uebrigens habe
Ich im Ganzen noch keine zehntausend
Mark baut erhalten, das andere ist
Haielfchuldz Sie haben diel Geld an
verdient Corille!«
»Das soll heißen?« fragte der Di
rektor stirnrunzelnd, »ich verstehe Sie
nicht!«
»Na, man kann doch mal n faulen
Witz reißen?« entgegnete Felix einge
sschiichteM ,,sressen Sie mich deshan
nur nicht gleich aus!«
eben, den Sie in Jbrem eiacnen Jn- f
texesse aeeeptiren werden's sagte der DE
reiior ruhig. »Sie fchulden mir sechzig- T:
tausend Mari; ich lege noch eroanzi.«;: I
tausend Mark baar darauf, dafür be- Z
theiiigen Sie mich mit achtsigtansend I
Mark Einlage an cer Fabrik und m «- .I
Ehren das Geschäft in Zukunft unt-c l
r Firma Wedekamp ch Co Inhaber I
Wedekamp und Corille, weiter. Die I
zwanzigtausend Mark fs eßen in den
Betrieb, für den ohnehin demnächst I
; rößere Summen erforderlich sein wer
Durch solches Arrangement schla
- gen Sie zwei Fliegen mit einer Klar
pe. Sie werden Jhrer Schulden ledig
und fesseln mich dauernd an Jhr Ge- I
l
l
I »Ich will Ihnen einen Vorschlag kna- :
Gift. Was das bedeutet, werden Sie,
nie ich, ermessen iönnen.« »
; »Meine Schulden los-! Den Kuckuck «
? werde ich sie los!« sagte Felix ärgerlich;
«daz ist doch nur eine andere Art der
Schuldenverschreibung und Sie sichern
«Siisetn! si mir mein Geld nicht
Ehr« fragte Corille gelassen.
iran mein Anerbieten nicht
Weg-e ich mich allerdings ens
Forderungen gelten zu
Mitbenfallz ihre iniragnng als
u verlang en. Ob ich damit
Msicherheiig für mein Kapital
E ich nicht näher erörtern.
PG eigentlich nur Ihr Interesse
" UXM htwürde es nicht zuge
tten Sie, daß ich anderer Uns
W bin. Ich werde mit der
Senat-r redery nnd ich bin Tiber
een s- We
In
. www »F häpnden erstes-feig
" ·««- e atmend-n ,
- END WW
sumeli—yennsie
mitwian ist
KMMMUM
M
wage tegent« mnrrte Felix; »wir-etwa
gen können Sie Kompagnon werden,
Nie-n die Mama demit einverstanden
»Ich werde das Nöthige veran
lassen.«
Ein paar Minuten schwiegen Beide.
Also die An elegendeit wäre geord
net,« sagte jest lixz er erhob sich und
schob beide Hände in die Dosentaschern
.Wedetamp ö- Co.! Nicht iidelt Sie
wollen sich thatsächlich siie immer in
Neustadt vergraben. Corille?«
»Warum nichts Mir gesiillt es hier
ganz gut; leben wir hier nicht ganz er
träglich? —- Haben wir nicht angeneh
me Zerstreuungen? —- habe ich nicht
z Alles arrangirt, wie Sie es wünsch
; ten ?«
»Sie sind in der That ein Allerweltss
terl! — ein Genie, —- ein unbezahlbas
rer Mensch!« sagte Felix anerkennend.
»Mir ist es wirklich ein Räthsel, wie
Sie es angestellt haben, uns in den paar
Wochen einen so allerliebsien cercle zu
- sammenzutrommeln. Wenn ich nur
nicht immer solch verdammte-s Pech hät- «
; te! Aber die anderen trugen auch nichts
fort; Sie allein sitzen wie Hans im
H Glück immer mitten in der Wolle.«
»Ich hatte gerade in letzter Zeit einige
E gute Abende,«« entgegnete Coriile kalt- ·
.blütig, »aber so gefährlich, wie Sie es
machen, war es doch nicht· Sie wissen s
daß ich auch schon große Summen ver- ;
loren habe. Jlmen würde ich über-I
haupt rathen, vorläufig nicht mehr zu z«
spielen, oder doch nur ganz mäßig zu -
pointiren. Wenn man einmal im Pech
ist. soll man nicht zuviel ristiren. Anto
pos, da wurde mir gestern Abend Jhr ,
Herr Vetter, der Doktor Friedlieb vor- ;
gestellt; ich habe ihn eingeladen —« ;
»Der?« Felix machte eine wegwer- «
sende Bewegung. »Nichts vorn, nichts !
hinten, —- der lebt von seiner Pra-!
xis —«
« «.- — .
i »2Lllll, Msll still-last Dcll chly clllkl !
k Personlichleit nicht gerade immer nach s
lihrem Vorrath an tlingender Münze
Z zu taxiren!« sagte Corille im Bieder
x malnnstom .Jn Jhrem Interesse,
» mein junger Freund, möchte ich eigent
- lich unsere Abende etwas beschränken
. Jch habe es schon bereut, Jhren Wün
schen in dieser Hinsicht nachgetommen
zu sein. Sie hätten dann keine Gele
genheit gehabt, Jhren früheren Verlu
sten noch andere hinzuzufügen For
tuna ist eine Göttin, die, wenn sie nn
gniidig gelaunt ist, man nicht versuchen
soll; ich denke, wir setzen unsere Zu
sammeniiinste eine Zeitlang aus.«'
»Unsinn·!" fuhr Felix auf; »mus; ich
denn in...;er im Pech bleiben? —- Kann
sich die Sache nicht auch mal wenden?
— Außerdem komme ich morgen und
Dienstag ohnehin nicht; ich denke an
ganz andere Sachenl' Ein schwerer
Seufzer entfuhr seiner Brust.
l,,Habeu Sie Kummers« forschte Co
ri le.
»Und welchen!——Ungliickliche Bebel«
—- platzte Felix heraus.
»Ich dächte, Sie hätten von dem Ue
titel bereits genug gehabt.
»Von der landläufigen Sorte, ja.
Aber diese ist ein ganz anderes Geme·
magnisique, —- reizend, — aber leider
verslirt s pröde; zerbreche mir vergebens
den Kopf, wie ihr beizukommen ist!«
»Eure junge Dame aus guter Fami
lie?«
,J wo, —- ganz gewöhnlichen Schla
ges, aber dabei höllisch apart nnd oben
hinaus.«
m!«
Corille klopfte ungeduldig mit den
Fingern seiner rechten Hand auf die
Schreibtischplattr. »Ich habe noch zu
arbeiten. Wenn Sie vielleicht bis nach
her — Auf Ihrem Schreibtifch liegen
auch einige zu erledigende Sachen.«
»Dante. ich will mich jest empfehlen;
treffen wir uns vielleicht heute Abend
bei Frau Sörens?«
»Ich denke, ja!« -
»Na, dann adieu! Bis nachher!«
.Adieu!«
Hohn und Verachtung ipiegelten lich ,
in Corille’s Zügen wieder, während er z
. noch auf Die Thür blickte, hinter der Fe- «
; lix verschwunden war. «Schwachtops,
T—erbärm1icher!« murmelte er; dann
nahm er feine vorhin unterbrochene Ar
beit wieder auf.
Jn aller Stille zog er eine Bilanz
des Geschäfts. Das Resultat mußte ihn
befriedigen, denn seine Züge glätteten
sich immer mehr; ein paarmal nickte
er, wie in schweigender Beiahung seiner
Gedanken. Daraus tritzelte ee eine
Reihe Jan Zahlen auf ein Blatt Papier,
rechnete zusammen und nickte wieder.
Dann schloß er seine Schreibereien ein
und erhob sich, um im nächsten Augen
blick durch die Verbindung-thue in das
anstoßende Zimmer zu treten, wo der
alte Schiller arbeitete.
Der Proturist sah sofort, das-, die
Miene des Direktorg heute freundlicher
und sein Wesen viel verbirwlicher all ge
wöhnlich war.
»Ein paar Minuten, wenn ich bitten
dars, here Schüler«, sagte Cortli ;
»ich möchte einige Worte im Vertrauen
mit Ihnen reden. Sie nd nicht nur
der erste, fanden- voe A em der älteste
Beamte der Firma Weschnitz nicht
hri
»Der älteste im Dienst der Firma
bin ich,« antwortete der also Raserei-ein
i »der erste Angestellte war ich bis .
' Jhrer Intunsy herr Direktor.« .
Torille machte eine abwehrende hand
» ung. »Ich rechne Mitte n
vart Stellung nicht Mr vie
, lieber r Schmer, " stillen
III» filchet teile Ists
Mr eine sitt-. aus-am
W
Sie Irir ein e grasen ansrkchtis Sie
baden doch rat rau Wevctamp zussisri
nien die leste Bilanz gcmacht, nicht
wahrt
« reilich.«
« n Sie mir unumwunden. was
denken Sie til-er die Lage des Se
schästix —- ist die Firma gut sur-dikti«
Schiiler machte ein erstauntes Gesicht
,,Sie sind vielleicht besser in die augen
blicklitbe Geschäftslage eingeweiht als
l ich, Derr Direktor, und könnten dies so
mit arn besten selber beurtheilen.«
»Ich möchte aber gerade Jhr Urtheil
E hören,« betonte Corillr. Halten Sie
s dieses Geschäft, so wie es gegenwärtig i
. siebt, siir lebenssiihig?«
»Für lebenssähig?« wiederholte
Schüler »Das will ich meinen; wir
wären auch ohne die lostspieligen Neue
I rungen hier in der Provinz längst das ;
F leistungsfähigste und erste Haus unserer
Branche, wenn —«
»Nun wermäM
»Wenn wir nicht immer scviel Abfuhr
nach außerhalb gehabt hätten!« setzte
Schüler verstimmt hinzu
Ahal Ich verstehe! Wedelainp ju
nior! Man sollte meinen, das Geschäft
hätte einige Extraausgaben schon ertra
gen tönnen.«
»Es war zuviel! Wir hätten damals
all unsere finanziellen Mittel zusam
mennehmen und der Fabrik widmen
müssen; —- es war sv viel noihncnscig
— statt dessen s—« - .
Corille nicktr. ,Jawohl! Und heute
steht die Fabrik wieder vor einer kriti
schen Wende; wenn die Neuerunqen
Erfolg haben solle-n müssen wär »Poli
darnps voraus«, nichts darf gespart
werden! Die Einlage größerer Kapi
talien ist meiner Ansicht nach unbedingt
ersordertichl«
Schiller lächelte ein wenig; er hatte
das alles voraus-gesehen
»Ich harte mer —- nach den Lenz-e
rungen des jungen herrn Wedelarnxp —
die Fabrik nnd besonders die MLttel der
Familie anders vorgestellt,« fuhr To
rille fort. »Ich glaube lau-In daß ich
mich entschlossen hätte, her-zukommen
wenn ich gewußt hätte, mit wie geris
gern Betriebskapital wir uns hier einzu
richten baden. Soll etwas eroeicht wer
den, und ich erhoss grosse Erfolge von
der Zukunft, so missen neue Baarmib
tel beschafft werden!'
Schüler zuckte die Achseln.
»Ich würde dem Geschäft nrii Ver
gnügen einen Theil meines Vermö
gens zur Verfügung steiler-» unter der «
Bedingung natürlich, daß man mich.
zum Kompagnvn der Firma man:e,«
sprach Carille lanernd weiter. »Als-Zir
den Sie Ieir zn solchem Arrangensent
äuärichtig rathen können Herr Schü
t '
»Ich darf mir darriökr kein Wheil
erlauben, Herr Direktan entgesxnete der
Prokurist ausweichend. »Aus unser
Hans lasse ich nichts losnmenz wie ste
lken, soviel ich weiß, noch immer antr·
»Ich denke auch, nichts dabei zu ris
Iiren,« sagte Corille sinnend. Also
war user eben gesprochen habet-, bleibt
unter Ins, nicht III-bei hoffentlich
werden wir Beide noch manches Tal-.
Schulter an Schulter arbeitet-" Er
nickte Schiller freundlich vertraulich zu
nnd ging· Fssns Minuten später ver
ließ er die Fabrik nnd schlug den Weg
nach der Stadt ein.
Schüler Iersslgte vom Fenster aus
den Direktor eine Zeitlang rnit- den
Ungern »Was wohl wieder dahinter
steckt?« sliisterte er. W ers-mer
nur damit kam? Sonst fragt er doch
nicht nach meinen Rathschtiigesk und
meinem Urtheil; bis jetzt war ich Lust
für ihn. Wenn da mer nicht etwas an
deres zu Grunde liegt! Jch bal- ihn
site einen ganz gmebenen Schurken.
aber wenn 'er meint, Fett-innrer- Scheuer
sei mit der Dumrnteule getlsnsx so
schneidet er sich. Werde die Augen essen
halten. —- schon nm des gstm seligen
Herrn willenl«
Evrille begab lieb in Das Hang per
Frau Senain Wedekamp am Markt
platzx er iras die Dame allein nnd
wurde wie immer von ihr anfi- freund
lichsie und zuvorlommenvste begrüßt.
Beinabe zwei Stunden blieb Henn)
Coeille bei der Senatorix in denen
eine lange, inbalisfchwere Unterrrbuag
stattfand. Als er sich verabschiedete,
lag ein unverbohlenet Triumph in sei
nen Zügen. Er hatte erreicht. M er
erreichen wollte.
Die Senatorrn aber erwachbe wie aus
einein Traume, nachdem ber Direktor
sie verlassen hatte; sie fuhr sich mit der
Hand über die Stirn, gleichsam etwas
wegsireichend. was ibre Gedanken be
deckte, was sie hinderte, klar zu denken.
Sie wußte kaum mehr. was eben zwi
schen ibr unb Eveille gesprochen worden
war; nur eine Menge Unsstelluw
und Zahlen schwirrten an ihrem
bächtniß vorüber; nur io viel weihe fee,
es war von einer stichöitlichen Krise,
vor ber die Fabrik wiederum- Minde,
die Rede gewesen. Er selber, here To
rtlle, wollte Geld einichießes sechzi i,
achtzigtarslenb Mark. unv dann Tbe l- i
baber ber Fabrik werden. Sie hatte zu «
allein »ja« gesagt sich mit allen seinen -
Vorschlägen einverstanden erklärt.
Seltsam! Wie war ibr nur? Stand sie
bemi ·abrelang dem Betriebe seen, und
we e te nicht bis vor wenigen Wochen
ne i selbst die geistige Leiter-in, bie
Seele des Gelchiiiis gewesen? Ein un
liebes Gefühl elchlich sie, eine
ei si. von der sie selber nicht wußte,
m klaren over welche-e Art war.
Einer siintiven Eingebun vl end.
ein-al
das
-Weim. MMAIFM Us:
essen-i
Ratiirlich folgte er sogleich dem Rufe
tn der nächsten Minute stand er wieder
vor ihr. «Gniidige Frau besewa
Seine Augen senkten sich durchbohrend
in die ihren; eine wunderbare Macht
lag in dem harten, funtelnden Glanz
seines Blicke-.
Die rau Senaior verlor plii lich
Isiederi ire ganze Fassung. .Cntf al
dige n Sie, here CorilleA sagte sie un
f »aber mir ist einiges nachn
llae. ch bin in lester Zeit
ze reut. habe hnen etwas un
terschrieben. iirdees bnen sehr unbe
queni fein, Inir die Sachlage nochmals
auseinander zu seyen i«
»Die Sachlage?« Seine Frage i
maßlas verwundert. »Die ist
furchtbar einfach, gnädigfte Frau. Jch
bot Ihnen meine Theildaberschait an
Ihrer Fabrik an gegen eine Einlage
von sechzig- oder achtzigtauiend Mart.
Sie acceptirten oder erklärten mit Ide- «
nigsienS, nichts gegen eine solche Gestal
tung der Angelegenheit einzuwenden zu
haben. Wir setzten daraufhin eine Art
provisorischen Kontrakts auf, den Sie ;
unter eichneten, der aber jederzeit wi- F
derrueen werden« kann, zumal ich das «
giiltige Ablommen mit Herrn Felix
Wedelamv, dem gegenwärtigen Inhaber
der Fabrik, zu treffen habe. Darf ich ;
das Schriftstiick in Jizte Hände zurück
legen?«
Die Senatorin machte eine abwehren
de Handbewegung. »Nein. nein! Jch be
greise fest Alles!« preßte sie hervor;
»vetzeihen Sie mein unnwtivirtes An
sinnen: Sie sehen. ich werde nachgrrade
eine alte Frau, meine Gedanken schwin
denk«
Jn feiner Wohnung, iin Var-trete
der Villa Beate am See, angelangt,
vertauschte er den Kontorrock mit einem
bequemen hansiacket dann wars er sich
in einen Schantelftubl und zündete Ich
eine Cigarre an.
Be r venr ernmer war eine Betonu,
die auf Ien See hinausbliäen lies.
Eine Fluih von Ekel-ein Glyeinen und
Schlinng umucherie We Seit
des Hausei; breitösiige Plato-n unt-«
uralie Linden ich-kriegten ihre-dichtve
lcmbien Krsnen gegen das Dach; dass
viele Grün und der überdachte Veran
davor-san schuer eine ewige Dämme
rung in vers dahinter liegenden, tief
winleägen Zimmer.
Die Einrichtung des Gemachs war s;
geschmackvoll nnd lurnriös, Summe j
Polstermöbel in tiefre-them Samml, ;
gleichfcnbige Tapete- an den Wänden. «
Gewölbe in breiten Soldrahmen einge- ;
legte Tische uns Ziemöbel awstbem ;
holz. Der ganze Raum war wie ge- ;
Massen zu istitnera Gewaan oder Z
Zum Teijnnem zum Jn:iiu.s-seib’eever- l
holen. j-?
Auch Corillt trätmtez arg-nehme Zi
Zukunftssildee Mienen vor seinen l,
giftigen Augen nnd beschäftigten ihn. ·
Æ Wal- ptte ihn biKer. arg
umhergewirsbelr Aus weite-e Ferne .
dunkelte eine Mangenheit herüber,.·
vg- er sichheute m noch mit Wider
streben erinnerte. Diese Veramevlseit ;
wurzeln ineiuet esse- Großfadtgasse,. «
in der Armuth, Hunger, Lanckkhaustem E
is- ver das Elend in feinen ins-award H
sten Gestqu z- haufe war- Dort 7
have er eine Kindheit feine erste Ju
gnd verlsbix Menz, Unterneh
mungng und ein assgeprsgter bang
zum Abenteum fährien ihn sodann
auf absonderlichen Pfaden durch die-,
Welt Eine eiferk Wille-straft half
chrn in fIiiteren Jahren nich, die seh
let-den SchMisse nachzulwiem
Die Formen des eleganien Weltenau
Ies hatte er sich bald genug angeeignet-,
feine argen-ähnliche Beobachtungsgabe,
sein Seid-klären seine Menschenhand
niß und die vielseitiger-: Erfahrungen,
die er gestern-tell. machten ihn- zum
Herrn jeder Wien is- Leben;
Er war in Amerika Inehrwe Male
reich gewesen und wiedeesarm geworden.
Das Schicksal hatte ihn gerade da. wo
er sich ans dein Gipfel seines Glis-les
angelangt glaubte, ein- ptarmat mit
unfatftm Stoß wieder« in das Dunkel
der Inst-it geschleudert- aber feine
elastiiche Natur wan immer- wieder ent
pcrgefMiz er hatte es sich nicht ver
drießen lasen die Jagd nach dem-OR
von- Ren-in zu besinnen
III-I Wclllscll MUIIIIU Ost-Ich ists Mk
Tdfche kam er vor Jahresfrist wieder
nach Europa; das Glück schien thn in
der alten Welt mindesiens ebenso hold
gesonnen als vordern in der neuen.
Trotzalledem sehnt-ersieh nochRuhh
das rastlosez abenieueeliche Leben hatte
ihn ausgerieben, müde gemacht Seine
sWiiniche stiegen nicht stehe ganz so
l hoch wie ehemali; iie gis-fetten j in
einer bessean gesicherte-. ists en
Existenz einem ew, trauten
heim nnd einein Familie-leises
Fu da Seite einer sch vornehmen
eas.
Dei diesen- Pult feiner Träume en
gelangt, legte speise die Ei rre aus
der hand und derichriintte ie Arme
über der Brust ; seine Augen, die jeht
nicht durch Brillengliiiet bedeckt war-(
den, gaben deutlich feine Seelenregun- !
en wieder. Eine schöne, vornehseJ
ten-! Er dachte dabei an Parnaß
riet Centötichn deren tlassiichk spi
otratische Sicherheit ihn vorn ersten
Erblicken an ge engen enorntnes hatte.
Das war die Rechte iir ihn- hre
liihle Ruhe reizte hn, ihr vorne met
Wesens ihn on. Er hatte lich taro
einer Lie esleidenichafi mehe fahrg ge
halten, aber wenn er der en unga
ri chenAriiiplratin geg and. lara
spi Bis-P M K- Bis-M
Ieri ; ren -
seither als sites end-re cui der seit
Or dachte ernstlich daran? Inn se s
werben
s Edendelegäe er sifhuvie Frage defizits
eegeta oerau Wai- n
Ziel losgehern ob et sie im Sturme p
wiinen over langisn ihre Gunst ge
winnen wo . Da lchreckle ihn ein
leises Getön ch ans feinem Sinnen auf,
das liqlernde Rauschen eines Freven
tleides. Betroffen fuhr et her-u nnd
wie elslnnh keines Wortes Jst-H
leich am Hehre-dehnt blickte er an
chlanle umgeseh, welche, die er
tiere thei d, plöilich Ior ilnn a der
Schwelle M Linien-et M.
Die Dank-, deren OWIIU Anblick
hean Corille so aset Fassung be
raubte. mochte schon in der zweiten
hölfle der Dreißiget Men. Sie war
ohne Zweifel ein-nat sehe ichs- gewesen,
iiit manchen Geschmack war fee ei viel
leicht noch jetzt. Der blaßgellse Teint
paßte vorzüglich zu dem tiefschwarzem
schlicht geordneten Haar ; das eng an
schließende, eleganle Kleid ans dunklem
Stoff ließ die schönes Linien ihrer Fi
snr voll zur Geltun iommsew
«Jefus, Maria, Joseph l« entring
es sich Cakille’s erblaßten Lippen. »Ro
falie ! Um Gottes Will-n ! Wir lannnji
Da hierher ? -—— Und was willst Du
Unglückselige von mit ?v
8
Die Denke, deren plötzliches Etsch-et
nen Herrn Carille in suche Aufeegung
versetzt harte, lachie leise, Ghnifch ausf.
»Ein herzlichet Willkommengruß nach
langer Trennung, das muß ich sag-n l"
tief sie bitter ans ; «jnein Anblick mufz
Dich wohl sehr besiiitzem da Du sogar
die Msike äußerer Fassungsfallen läs
Hi.
»Ah-zu die Phrase ?« sagte er sin
sim »Um-sie knir, wie D- hierher
kammsi, wie Du mich gefunden hast Z«
»Ich tat-M antwortete sie liiliL »so
lange spionirt nnd nachgefoth; bis ich
Deine Spur fand. und diese verfolgte
ich. Seit drei Wochen wußte-ich, los-»
Dir zu finden bist !« z
»Was willst Dn jeyl hier Z« stießj
et heraus-. ;
«Cinfältiige Frage l" entgeesieie fiel
scharf- »Meine- Platz behaupten will !
ich ! hattest Du mich denn-wirt«
jchon so gasz und gar abgethanz da -
Du sie auf den Gedanlen kamst. ichs
-iönne eines Tages auftauchen und den i
Plas. der sit zukommt, wieder- bean- j
sprachen ?«
Corille Wlte etwas Unanständ
liches. »Es scheint Dir auch ohne mich
nicht schlecht ergangen zu fein l« sagte
er in hüsülchein Tone, mit einem Blick
»auf ihre elegante Toileitr.
Die Dame richtete sich stolz auf.
»Ich halte ehrlich gearbeitet !" sagte fee
hceb ; »zuletzt war ich in Wien enga
gitt ; ich bin jedoch des Theaters-beim
müde ! —- ich sehne mich nach Aal-» —
nach einem geordneten. stillen-Leda i«
»Und deshalb lotncnfl Du zu mitf«
»Dahalb konnte ich zu Dit- !« Sie
hatte sich auf das Sopha sie-fest und be
isbachtete gieichtnüthig n offenbar
Geschehn-e erregte- Mann.
»D- ntisielt wissen, daß « chen
; Ins jedes Bord chnitten ist· . te
Cotile mit sü am behekkfchiet Stim
me. »Im-IS ais —«
»Schweig dich davon,« schnitt ihm
Nosaäe jede-i weitere Wort als; »O
würde Dir schwer fallen, Wic- noch
Zeugen nnd Beweise für-jene Gescheh
sisse derkkzvschsssem und außerdem
wirst Du Dich hüten« noch an die Ge
schichte zv rühren. weil dabei auch an
dere Dinge Un Sprache-kümm, deren
Erwähwng Dir unmöglich lieb Lein
kenn. Mstens lönntefts Du Dich
doran verlassen, daß ich keine Diskre
tien üben vix-del Ich ljitte gar keine
Betaut-Kunz Dich zuschonensl Also
seit FWigleiten ist es- nichts; —
vik time- tns damit gesenfeitig nur
fchadeni — Viel klüger ist es. wenn
kir Whaltem Uns verbinden
- zu viele gemeinsame Erlebnisse —- C
tneinfame Erinnerungen!« Sie schwieg.
Caeille ging mit großen Schritten
aufgeregt im Zimmer aus und nieder.
»Rosatie, nimm Vernunft an !« sagte !
er endtich beinahe flehend. »Du sannst I
hier giebt bleiben ! — Was hättest Du ;
auch sie Vortbeil davon, mir meine biet j
niibsam ertungene, noch keineswegs bei »
sctiigte Position zu vernichten ? Komm, .
sei einsichtig und verständig wie ebe- J
» dein ; ich will siieDich sorgen. gut soe
gen. aber mache mir hin feine Unan
» nebmliebteiten !«
»Ich mache Dir keine Unannebmlichs
I seiten, -— abee ich bieibe i« «
Aus- det Stimme der jungen tau
tlang ein uneejchiitteeliebet Ents ins-.
Catille mußte Iebi das Vergebltche
weiterer Bitten einsehen denn et machte
keine weite-en Einwendungen sondern
feste schweigend seine aufgeregte Wan
derung M. das mmet kut. -St
bleibe meinetwegen « fast- et nach
längere-I Nachdenken »Du bist meine
Schweden Frau Rasalie dan dee Bre
ten ais New Yoet —- DI bist bezite un
emeeitet angeiomnmn tun auch zu
üben — Du bis eine til-beeint
jusge impe, und te in den besten
Verhältntsem BetIeb Du mich L«
Miemaien i« sagte Rosette late
ich.
»Und Du bist damit einverstanden ?«
Fluch das ! Aber eines ni« est Du
nimmer vergeIen : Ich habe D nicht
ge fürchten. denn sei versichert. ich bin
it gewachsen t«
Während sich diese Seene in dee
Wohnung des Ditetioes abspielte, ver
eint-selten sich ini Garten der Im
etit dieselben Personen die m
sit te mer-met bei des es
t
es Heils-set etnqefuns
Uselsattenss M idteser flbst fehlt-,
tie absagen Iaserh
s me am M ein kurzer-, er
autduwer Regen Iar gefalle-, und die
Linde der Frau Melittcki Gasstmhaus
dus teMser und imsi rals zuvor
Die innrerung des wendend-s
Islich til-a lsteag Erde: die Lust war
Darm und ftll und seqetts des Sees
litetin dir Nachtigallen san-eilen
rs ein leiser Windzug durch bat blit
benteg riine Gezweig; dass raus
die Blätter aut, als wollten-sie uani Its
gegen die bunte Last der Lam
protestttem Mdrnen hani den stra
artensein Dutzend unter ihne- plazirt
tte.
Unter der Linde stand ein weiss-than
gener Tisch mit emer riesigen Erdbeers
botple und spiegelblanten Gläsern, die
Jnna am Nachmittag eigenhändig ge
spiilt hatte. Außer den Anwesenden war
nach der Direktor Cnrtlle eingeladen wor
den, aber er ließ noch aus sich warten.
Die Kirchen-ihr schlug neun. Hans
holmgarten füllte zum zweitenmal die
Gläser, aber er wollte noch immer telne
; Stimmung kommen.
Fran Melitta bereitete sich eben vor,
T ihrem Unmutb über Cum-US unentsxub
dyuc Fekubieibeu Woka zu gehen, aus
die Gatteapsorte zuschlug nnd der Ver
mißte mit einem fröhliche-: »Gutes
Abend allerseits« meine Herrschaften!« zu
der Gesellschaft trat
.Wir hatten Sie schon beinahe ausge
"qebea. here Direttor!« rief Frau Me
lötta schwellend, aber so wm schnell be
sänftigt, alt Corille itu die Hand tüßte
and aus dem großen Rosenstrausz den-l
eraus einer Seidenpapierbülle schalte
einige herrliche Ermle zog, die er ihr
überreichte Auch Frau Busenbaeb und
era erhielten einzelne Rosen, das Bot
qset aber bekam Harriei.
»Ich den untröstlich um den verrate
der natürlich nur für mich in Frage
kunnt. gnädigste Frau«. antwortete dee
Direktor-. »Selbstredend«lonnten nn
gonz erhebliche Ursachen mich abbaltex
Ihrer freundlichen Einladsng rechtze. ,
zrr folge-. Denken Sie, welche Ueber u
ichrrngt Jch komme gegen sieben U
nach Hause nnd finde in meiner Wo
nnng meine einzige Schwester vor, die
oor einigen Tagen in hombmg von Nel
Yori eingetroffen ist und eine regelrecht
Ueberrrnnpelung geplont und zur Aus
führung gebracht bat.«
.Jbre Seinvesteri ——·Ach. wie interes
ianti' ries Frau Meltta; »in-rennt habe
Sie sie denn nicht mitgebrachtf
»Sie ist von oer Reise seh-e angegrif
fen und muß sich unbedingt einige Tage
ausruhen,« war Corille schnell mit einer
Antwort bei der Hand.
,Bon einer Schwester haben Sie ja
aber noch nie nur ein Sterbenewiirtchen
deriauten lassen?« wars Felix bin, wäh
rend Corille zwis .n ihm und Dankes
tust schm. .Jst is woraus-hübsch
—- noch zu badeni«
Corille lächelte, toobei seine weißen
Zähne ein wenig hinter deni fckjvarzen
Bart hervorblitztern »Amt«-Lebt gerads
jung mehrt« dersedte er gleicharti
tbig; ·ibren Frühlingbat sie jedenfalls
hinter sich. hübsch? Ja» darüber bis
ich leis tornpetenter Nichte-»du meine
brüderliche Zärtlichkeit sie vielleicht mit
anderen Augen ansieht, alt wie Fremde
dies thun würden. Noch zu habenf
Wohl kaum; sie ist seit drei Jahren
Wittwe. und obgleich ihr-Mann zwei De
ien älter war. als sie. detranert sie
rbn heute noch mit einer Jnnigteit, die
eigentlich rührend undergmkend ist, weil
man solche iiber daJGValr währende Lie
be heutzutage nur selten rsebr findet. Sie
bat seit dem Tode ihres Mannes einen
ausgesprochenen Han r Einsamkeit,
zur Schwetmutb, we « sie sich bislang
auch nicht entschließen konnte, den Ort.
in dem sie die Jahr-o ihres ebeiichen
Glückes derlebtez zu verlassen. Jch bin
sobr fkph- daß sie sich endlich nun doch
Wi- ZY««««"« II »Einh- ikhaliknthis
Iotr eint ’ " e en o -
sen. Meine-Win tritt ihr noch
einige Zimmer der ersten Etage ab.«
»Ich bin lebe begierig Ybee gran
Schtoesier kennen pr- lernen, ries rate.
Melittaz .in. einer kleinen Stadt ist man
so dankbar siir jede interessante Erweite
rnna des Verkauf s
.Gniidige Fee-n sind seht gitig!« Co
tille verdeu sich artig; »L- den ersten
Tagen wer ich mit erlauben, Ihnen
meine Schwester vorzustellen!«
Sie heißtk fragte Felix Wedeeumsp
»Frau Rosalie van dee Beeien; ihr
« Rette hatie ein Bantgecchäit in Argen
« tinienz später zogen fis nach New Dokt. «
Honigarten hatte unterdesen ein
neues Glas sowie i und reichte es
Tot-ice hin. Eine innde begeg
nete diesee dem behenden BM e tin-.
ten. blauen, fchasffichtifen Augen des
Ist-besinnt und ein eltlpmes Gefühl
bei Unbeha end iibeetatn ihm. Scho
bei frühere Wentiinsen mit-heim
zarten hatte dee Dieetm eine gewisse
neu nicht unterdeüäen tönnenz vie
Empfindung. daß dieser Mon- ihn
durchschaue- drang heute wie bei den soe
hegegklegeäeve ü egn chn Zvi W ihnen-;
neige m te ee , o attens
Blick strndznhalten
Ernste Dieeitse!« sagte Dolmgnetes
whic
.Wohlsein!« antwortete Speise. nndt
oWest-Heim Baeonesse site jeht nnd int
Ieeedaei« feste ee leiser hinzu« indes et
hqeeiet sein Glas hinhielt
Mit Wem Klingen stießen die W
stelme
GOMGW lsW