Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, October 26, 1900, Sonntags-Blatt, Image 15

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Vuenoregle von E. h. Lange»
—---O———— l
!
Frau Lottchen ist frisch vom Landel
weg nach Berlin importirt worden —
und zwar durch ihren Ehemann, den
herrn Geometer Heinrich Birlhuhn. Die
kleine Frau wandelt noch immer in den
Straßen der Großstadt wie ein lebendig
gewordenes Fragezeichen und kann sich
gar nicht darüber beruhigt-m daß es so
unsiiglich viel Häuser und Menschen auf
seinem Fleck giebt. Jhre großen, runden
Augen sind während ihres hierseins in
folge des unausgesetzten Staunens und
Bewunderns womöglich noch runder ge
worden : —- ja, Berlin imponirt ihr un
geheuer.
Natürlich ift sie. wie ihre ländliche Ab
stammung. ahnen läßt, eine vorzügliche
Hausfrau, die in ihren Mann und ihre
feinen neuen Möbel bis über die Ohren
verliebt ist; nur schade, daß sie ausz
schlagen — nämlich die Möbel, und das
ist der einzige Wermuthgtropfen in dem
Becher ihres Glücke-.
Eines Tages — die junge Frau ist ac
rade Strohwittwe. denn ihren Mann
führt sein Beruf häufig von Hause weg
—- wird die Korridnrglocke heftia in Be
wegung gesetzt. Sie öffnet und befolgt
dabei gewissenhast die Mahnung des vor
sichtigen Gatten. die Sicherheitgtette vor
zulafsen. io lanae sie über die Qualifika
tion ihrer Beiucher nicht im Klaren ist.
Durch den Spalt sieht sie sicb indessen
drei biederen Arbeits-lenken in blauen
Blusen und Lederlchiirzen gegenüber, so
daß sie leine Bedenken trägt, die Zug
briicke zu ihrer häuslichen Burg herun
terzulassen
«Eene scheene Empfehlung von Morrtz
F- Co. ldas ist die Firma, wo sie vor
seinem halben Jahre ibre Einrichtung er
standen hat) und sie bitten um die krie
benste Erlaubnis, det wir die Möbel ass
laden dürfen, sie sollen nämlich usfpolirt
werden."
»Ah l« — meint« Frau Lotteisen nach
einer Pause sprachloser Ueberraschung
mit aufdämmerndem Verständniß, »das
hat mein Mann wohl bestellt ?«
»Nu, det nu wen·jer," erwiderte der
Wortsiihrer der Blusenrnänner, ein vier
schrätiger Mensch mit rothem Gesicht —,
»det is so Jeschäftsbrauch bei Moritz ä
Co.; jede Jnrichtung« die sie vertooft
haben, wird nach einem halben Jahre
jraiis und sranlo ufsnolirt."
Frau Virlbuhn tann nicht mithin, id
rer Hochachtung für eine derartige Koti
lanz beaeistertenAusDruck zu verleihen.
»Das«'Lntgegentommrn der Berliner
Geschäftsleute ist ja wirklich groß.:rtig.«
»Du lieber Jott, da is niicht zu wol
ten, det macht die Kontutrenz,« erwider:
der Abgesandte der noblen Firma mit ge
ringschänigem Achselznrten
»Aber es wird doch nicht zu lange
dauern?« fragt Frau Lartchen nach ei
nem sprgenvollen Gedanken an die be
vorstehende Verwüstung des traulichen
Heims und die Rückkehr des Gatten.
»J Jott bewahre! übermorjen Abend
haben Sie allens wieder retour.««
Das paßte-ja prächtig —- gerade am
Abend vor Männchens Heimtehr — na,
der wird Augen machen!
Dann beginnt eine sieberhafte Thä
tigieit. Sämmtliche Gelasse werden ent
leert und ihr mannigfacher Inhalt aus
dem Fußboden angehäuft. Inzwischen
stiftet die junge Frau den fleißig
Schleppenden eine große Weiße, denn
Blusenmänner und Möbel hat sie bis
her immer nur in Verbindung mit Wer
szen gesehen. Nach Verlauf einer knap
pen Stunde angeftrengter Tbätigteit
steht Frau Leutchen aufatbmend zwi
schen leeren Wänden; nur im Satan
prangt die Pliischgarnitur, an welcher
es nichts aufzupoliren gab, in einsamer
Press
- nieder-die pruntvollen Bettftellen
Ein großartiges Scheuerfefb wie es
ähnlich gründlich nur unter den obwal
tendenVerhältnisfen vor fich gehen kann,
hilft tiber die doppelte Oede der nächsten
Tage hinweg.
Der für die Ablieferung bestimmte
Abend kommt heran, aber die Möbel
nicht.
»Daß Gefchäftgleute doch nie pünkt
lich sein tönnen", denlt Frau Bitt
huhn, und ihre Hochachtung vor Moritz
und Co. finlt um einige Grade· Sie hat
es sich doch so schön gedacht, Männchen
mit der blihblanten Einrichtung zu
überrafchen. —- Fiir den Augenblick ift
jedoch nichts mehr zu machen; felbft
wenn sie sich noch auf den Weg zu Mo
ris u. Co. machen wollte, so miitzte fie
risliren, das Gefchäftslolal geschlqssen
u finden, und auch wenn dies nicht der
all wäre, lönnten die Möbel doch nicht
tn der Dunkelheit verladen werden. Mit
einein starken Gefühl der Enttäufchung
darüber, daß ihr der Haupteffett der
geplanten Ueberraschung verloren Pe
ngen ift, legt sie sieh auf ihre auf b -
er Diele befindliche Matrahe zur Ruhe
findnatitrlich auch zu Moritz u. Co.
gewandert.
Arn Moc en mit dein frühesten trifft
Männchen e n. Lottchen richtet es fa ein«
daß der Schauplah der erften Begrif
ßung ver Korridor bleibt ; sie läßt da
her auch an Wärme und Ausfübrlichteii
nichts zu wünschen übrig. Als Herr
Heinrich Birlhuhn dann aber die Thitr
zum Wobnzimmer öffnet, bleibt ilzm das
leste Wort in der Kehle stecken. Erst !
nach einer ganzen Weile rinat sichein !
Humneelndez »Nam! "?« von feinen Lip- ’
Lattchen liefert eine liberftitrzte Ertlä f
r , die aber leider gar tein freudiges «
L· ln in ihres Gatten erstarrtes An
aeftcht saubern trill.
W
.Wo ist der Brief von der Firma '.·««
fragt er merkwürdiger Weise nur.
»Der Brief — der Brief —- ich hab’
ketnen Brief t« «
»Um Gottesroillen, Frau«, —- es war
das erste Mal während ihrer Ebe. dasz «
er blosz »Frau« sagte —- ,,du wirft doch «
nicht auf eins mündliche Bestellung hin
die Sachen herausgegeben haben Z«
»Aber solchem alten bekannten Ge
schäft kann man doch vertrauen«, meint
Frau Birthuhn. und ihre Stimme be
ginnt bereits stark zu vibriren.
»Dem Geschäft wohl, aber wer bürgt
uns dafür, daß die Männer wirklich
von der Firma geschickt waren?«
Die tleine Frau starrt entgeistert in
ihres Mannes erregtes Gesicht. Sein
Argwohn ist so furchtbar, daß ihr
harmloses Gemüth sich sträubt, ihm
Raum zu geben.
»Das ist ja nicht möglich!«
»Ich muß augenblicklich zu Moritz !
efe Co» um Licht in diese Sache zu
bringen; gebe Gott, daß ich mich irre!« Z
Lottchen stammelt noch etwas von «
Kaffeetrinlen und Ueberrniidetsein,
aber Herr Birthuhn hört nicht mehr,
stülpt wortlos den Hut auf den Kopf
und rennt davon, seine Frau in na- .
menlofer Verwirrung zurücklassend.
Nach einer halben Stunde aufgeregten
Wartens ertönt das bekannte Klopfen
ihres Mannes, nur härter und stürmi- s
scher als sonst. Ein Blick in fein blei- -
ches, entftelltes Gesicht sagt ihr Alles. «
; Einen Augenblick läßt Herr Birthuhn’
» feine Blicke durch den Raum schweifen,
T als suche er nach einem Gegenstand, aus
welchem er feinen gebrochenen irdischen »
Menschen niedersenken lassen könne. Da .
ihm nur die Wahl bleibt zwischen den ;
Mairatzen und dem hölzernen Küchen
ftuhl, wählt er der Bequemlichkeit wegen
den leskterem Frau Birthuhn, die vor
Angst ast vergeht, wagt endlich stam
melnd die Frage: »Nun, was bringst du
für Nachricht?«
l
Eine Weile bleibt die Antwort aug.
Muth und Empötung scheinen ihm die
Kehle zugeschniirt zu haben. Dann stößt i
er kurz und schneidend hervors »Es ist
so, wie ich es mir gedacht habe; die Fir
ma weiß von nichts.«
»Um Gotteswillen,« schreit die er
schütterte Frau in Thränen ausbrechend,
»aber die Leute sagen doch, die —- die
Möbel sollen polirt ——«
»Ach, polirt, politi, lackirt,« höhnt ihr
Mann und ässt grausam ihren weiner
lichen Ton nach, ,,es kommt blos Darauf
an, wer laclirt ist — die Möbel nicht,
s aber wir.«
! »So meinst du, daß die Männer —
T »Gauner waren, die aus deine Dumm- s
s heit spetuliri Ezaben.« l
i »Aber woher konnte sie denn wissen,i
. daß wir unsere Möbel bei Moritz und ;
Co. getauft haben?« i
«
,,Entlassene Llrbeiter jedenfalls, die
dein Handel beigelvohnt haben und die
dir das Gönzchen dont Lande an der
Nase angesehen halten«
Frau Birtbuhn weiß nun keine an
dere Lösung dieser unbeiloollen Verwi
ckelung, als in einen Thränenstrdm aus
zubrechen. «
»Das Heulen bringt unsere Möbel
nicht zurück,« meint der einst so galante
Gatte, den das schauderhaste Erlebniss»
völlig verwandelt hat. »Neujahr tiindis ’
gen wir die Wohnung; siir diesen Mi
chenstuhl werden wir ja wohl nicht drei
Satans brauchen. Wir hausen dann von
Ostern ab in der Küche, wenn du deren
Einrichtung inzwischen nicht auch etwa
einem hallunten widmen solltest.«
Lottchen bricht das Herz beinahe un
ter dem bitteren Hohn ihres Mannes.
Es ist ihr, als hätte sie mit den Möbeln
zugleich auch seine Liebe verloren. Als
er wenige Augenblicke nachher wieder den
hut aus den Kopf drückt, um nach der
Polizei zu gehen, wagt sie nicht mehr,
ihn an das unberührte Frühstück zu er
innern. Sie sinkt aus den Köchenstuhl,
aus dem der Davongegangene so finster
brütend gesessen, und die Verzweiflung
übermannt sie.
» .- -« -« - «
due Stimmung oer uacyfren Lage lIr
eine gewitterhaft schwüle. Männchen
spricht in den wenigen Minuten, die er
außer des Nachts in seinem ,.traulichen
Heim« zubringt, kaum das Allernoth
wendigste, und fein Gesicht zeigt einen
Ausdruck, der Lottchen befürchten läßt,
daß ihr Mann mit Scheidunggplänen
umgeht.
Geht so fürchterlich indessen, wie Frau
Birlhuhn glaubt, sieht es in ihres Gal
ten Seele nicht mehr aus-« Zuerst war
er freilich facht-wild; aber nach und nach
jrniniert ihn doch die arme, kleine Frau,
die, kvie von einer Centnerlaft gebeugt,
im leeren Haufe umherschleicht, und er
geht schon mit sich zu Rathe, wie er,
ohne feiner Würde etwas zu ver eben,
diplomatifch einienlen könne. eine
Versuche, durch die Hilfe der Polizei
wieder in den Besitz der gestohlenen Mii
bel zu gelangen, führen leider zu keinem
Resultate, und fo bleibt denn eben nichts
anderes übrig, —- tvill man nicht noch
länger die lahlen Wände anstarren, —
als eine neue Einrichtung zu beschaffen.
An dem Tag-, als er den großherzigen
Entschluß saß , bemerkt er, daß seine
Frau den Kon weniger hängen läßt,
und daß in die vermeinten Augen die
ihn öfters verstohlen forschend von re:
Seite betrachten, ein eigenthümäiches
Glänzen gekommen ist. Er macht feine
Neflexionen über die Leichtfertigieit des
weiblichen Geschlechts irn Allgemeinen
und feiner Frau im Befondeten und be
rnitht fich, wieder extra unnahbar drein
znschauen. Ach, er ahnt fa nicht, welch
ein glückiicher Umstand Lottchrns tiefge
sunkenen Lebensmuth wieder gehoben
hat« — Sie hat nämlich am Vormittag
unerwarteten Besuch gehabt von einem
alten, reichen, freundlichen Onkel dont
Lande, der sich ein paar Tage in Berlin
amiisiren wollte, und der, gerührt von
Lottchenz unter Thränenstriimen er
zähltem Mißgeschick, einen Tausend
martscljein aus der ansehnlich gefüllten
Briestasche gezogen hatte, damit das
arme Kind neue Möbel laufen könnte.
Das will sie in aller Heimlichteit besor
gen, und sie hofft, mit den neu-en Möbeln
das Herz des Gatten zurückzugewinnen.
Am nächsten Morgen sitzen sie beim
Kasfee am Frühstückstisch Die Stille,
die seit der siirchterlichen Aatastropbe
iiber dem Hause laftet, wird nur unter- «
brochen durch das Knistern der Morgen- i
zeitung, die Herr Birlhuhn mit Andacht
ftudirt. Er hat den einzig verfügbaren .
Stuhl mit Beschlag belegt, seine Frau !
muß sich mit dem Schemel begnügen, der
fiir gewöhnlich die Abwaschroanne trägt. l
Beim letzten Schluck fällt Herrn Birk- s
huhns Blick aus ein Jnserat, das wie
fiir ihn gemacht scheint. — Eine Nuß- l
baumeinrichiung, fast neu, spoitbillig zu
verkaufen. Waldemarstraße94, Hinter
haus, parterre.
Halt, denkt Herr Birlhuhn, das wäre
so was. Warum auch neue Sachen lau
fen, gebrauchte bekommt man fiir die
Hälfte. Er schreibt sich die Adresse in
sein Notizbuch und geht — und zwar
nicht auf sein Bureau, wie seine Frau
annimmt, sondern diretten Weges nach
der Waldemarstraße, genau am entge
gengesetzten Ende Berl ins
Er kommt nicht, wie er vermuthet, in
eine Privatwohnung sondern zu einem
Händler, denn an der Thür steht: Alte
und neue Möbel handlung von Schleicher
Fa Co. Drinnen sind et er neben höchst
anständigen Sachen primitive Tische und
Stühle im bunten Durch-einander stehen.
Herr Birll,uhn trifft seine Auswahl und
hat damit eigentlich auch den Bestand an
anständigen Möbel n erschopr An dem
Preise, den der Händler stellt, hat er
nichts auszusctzeiu fiir die gestohlenen
Möbel haben seine Schwiegereltern mal
gerade das Doppelte gezahlt, und er be
glückwiinscht sich im Stillen zu seinem
blonomischen Einfall. Man sah es den
Möbeln laum an, daß sie bereits benutzt
worden, höchstens, daß sie hier und da
ein bischen blind waren, was-«- neue Sa
chen ja aber —- wie er aus eigener Er
fahrung wußte —- manchmal sehr bald
werden.
Jhm wird doch eigen behaglich zu
Muthe bei der Vorstellung, daß die
schwergepriifie Kleine daheim bald wie
der alle-Z- so haben wiirde wie früher.
Ein Schreibtisch war ja eigentlich Lu
xus, da er gewöhnlich im Bnreau ar
beitete, aber da ein ebensolcher wie sein
verflossener, sogar auch mit grüner
Tuchplaite, zu haben war, brachte er es
nicht iiher das Herz, auf denselben zu
verzichten. «
Der ,,aebrauchte Möbelhijndler«, ein
massiver Kerl, der aus den Nähten sei
nes schädigen schwarzen Röckchens her
auszuplatzen droht, sieht aus, wie ein
Komplimenten-Antomat; denn seine
etwas ungeschickten Biidlinge erso gten
in Abständen von zehn zu zehn Sekun
den mit tödtlicher Sicherheit. Als der
Kauf zu einem befriedigenden Abschluß
gelangt ist, meint Herr Max Schleicher
unter dem eben fällig-en Bückling in sei
nem gebildetsten Berliner Deutsch: .
»Nun möchte ick Ihnen gütigst ersuchen,
mir eene tleene Anzahlung anjedeihen »
zu lassen. Jcl.muß Sie nämlich die
Sachen noch ufspoliren lassen, eh ick sie
Jhnen abliefere. Det is eenmal so Je
schäftsbrauch bei Schleicher eke- Co.« Die
Kompagnie scheint der Entwickelung
des Kaufgeschästs in einem anstoßenden
Raume mit gespannter Aufmerksamkeit
zu folgen, denn dann und wann erschei
nen im Thürspalt zwei schmunzelnde
Gesichter-. —- Herr Birihuhn, der durch
die soliden Preise wohlwollend ge
stimmt ist, findet an dieser Forderung
nichts aus-Zusehen und zahlt ihm gegen4
Quittung 200 Mart aus den Tisch. Der
Rest von 500 Mark soll nach der Ab
uekerung ver Sachen gezahlt werden.
Als er sich eben entfernen will, fällt ihm
ein, ob das Wäscheschriintchen in seinem
Innern auch die Einrichtung hat, die
seine Frau besonders liebt. Während
er das Versännite nachhalt, klopft es an
die Thür, und auf das ,,Herein« des
»alten und neuen Möbelhiindlers« tritt
zu seinem namenlosen Erstaunen —
feine Frau ein. Er hat gerade noch so
viel Besinnung-, um wie ein geölter Blitz
hinter den Schrank zu fahren.
»Guten Taa,« sagte indessen Frau
Birthuhn zu dem Ijlöbelhändley wel
cher die Augen plötzlich weit ausreißt,
um sich danu mit langsamer Rück
wärtsbewegung nach der Thür des Ne
benzinimers zu lonzentrircn. »Ich
iomme wegen der Mö —- —--«
Plötzlich reißt sie ihrerseits die Au
gen weit auf. »Herrjeh!« schreit sie,
»Sie sind ja der Mann —« Weiter
lommt sie nicht, denn der Mann ist be
reits im Nebenzimmer verschwunden,
eine Scheibe klirrt, und Frau Birihuhn
sieht, als sie an das Fenster tritt, ein
undeutliches Durcheinander von Armen
und Beinen: die Firma Max Schleicher
öl- Co· befindet sich in wilder Flucht.
Einen Augenblick lang zeigte Frau
Lottchen in ihrer ganzen Haltung eine
frappante Aehnlichkeit mit Lot’s Weib,
nachdem es zur Salzsiiule erstarrt war;
dann aber rafst sie sich zusammen,
lehnt sich weit aus dem Fenster und
schreit, so laut sie tann: ,,Diebe, Diebe!
haltet die Mehrl«
Ein halbes-« Dutzend Jungen, die «
hoffnunggvrsllxn Zpröszlinge des-Hin
terhauses, die an der Teppichtlopfstange
turnerische Uebung-en machen, ergreifen
begeistert die Gelegenheit zu einer der
gnitglichen Dege. Von Frau Virt
W
shuhnkö ausdrucksuollen Gesten ermu
thigt,, sehen sie hinter den Fliehenden
her. Jhr Geschrei:. »,Diebe, Diebek
pflanzt sich auf die Straße sort,. wo
just ein Hüter des Gesetzes steht, der es I
diesem alarmirenden Rufe gegenüber
siir seine Pflicht hält, sich energisch an
der Jagd zu betheiligen.
Inzwischen ist der glückliche Käufer
völlig tonsternirt über das Unerilär
liche des eben Erlebten aus seinem Ver
steck hervorgekommen und macht ein so
eminent geistreiche-s Gesicht, wie es seine
Frau nie vor oder nach diesem Ereig
niß an ihrem Gatten gesehen hat. Die !
beiden Birkhiihner stehen einander ge- !
genäher« als wenn eben ein Hagel- I
l
schauer über sie niedergegangen wäre. '
Eine Weile starren sie sich sprachlos an, I
dann stottert er:
»Wie kommst du hierher?« ·
d ZJch wollte die Möbel taufen —- und
u " s
»Ich habe sie bereits getauft.« Ein I
schneller Blick fliegt nach der grünen
Platte des Schreibtisches — da lag ja .
seine Anzahlung noch. -
Die Frau folgt seinem Blick. »Gott
sei Dani, dafz er das Geld noch nicht
weg hat. Das war ja der Mann, der
unsere Möbel geholt hat«
»Dann sind das hier auch wohl un
sere Möbel?« meint Herr Birkhuhn,-s1ch
kläglich umsehend.
»Na natiirlich, die hast du nicht er
kannt?«
,,N —- n —— nee!« Dann schlägt er
sich plötzlich an die Stirn. »O ,ich Esel!
Das war diimmer, als es die Polizei
erlaubt. Unsere eigenen Möbel hätte
ich beinahe zum zweiten Mal gelaustl'«
Er fährt sich wild in die Haare. »Aber
ich muß nach, ich muß doch sehen, ob
man sie gekriegt hat.«
Da vertiindet Triumphgeschrei, erst
sern, dann näher und näher kommend,
daß die Jagd erfolgreich gewesen und
daß man Max Schleicher Fr- Co. zur
Strecke gebracht hat. Herr Birkhuhn
will hinaus-stürzen, aber Lottchen’s Ra
chegefühle sind gar nicht so brennend.
Sie fällt dem wild nach seinem Hut
Umhersuchenden lachend um den Hals.
»Ach, Männchen, ich lann dir nicht sa
gen, wie ich mich freue, daß dir auch eine
Dummheit passirt ist.«
Herr Birkhuhn sieht mit einem grim
migen Gesichtsaukjdruch der aber mehr
den Gaunerei, als seinem Lottchen gilt,
auf sie nieder. Langsam wandelt sich
seine Zornesmiene in Milde und Ver
söhnlichkeit, und plötzlich driiclt er einen
herzhaften Aus-, aus die rothen Lippen,
die sich seinen bärtiaen auf halbem
Weae nähern. Die Herzen haben sich
wiedergefunden
«-...——« --
Tier mililiirilrtse Zchiiscrlsund.
’ —- »H. ..-—»
Slizze aus dem Soldaten eben von
) Frhrn. v. Schlichi
; —. —.—
i Es ist im Manöver. Seine Excel
lenz der tommandirende Herr General
wohnt fiir einen Tag den Uebungen als
l Zuschauer bei und zur Feier dieses fest
slichen Ereignisses haben die Mann
schasten sich am Morgen besonders
gründlich waschen und kämmen müssen
— auch eine Excellenz sieht nur, was
vor Augen ist. Sogar die Zä hn e
haben die Leute sich putzen müssen und
bei dem Antreten der Kompagnien er- «
hielten die Herren Leutnants den Be
schl, sich durch leibeigenen Augenschein ’
davon zu überzeugen, ob die Kerls sich
auch die Fingernägel gereinigt
hätten. Sauberleit ist bein: Militär
noch mehr als halbes Wissen, — ich er
innere mich aus meiner Dienstzeit mei
nes alten Oberst, der bei der Worin
struttion nie zuhörte, sondern jeden
Mann nur daraufhin ansah, ob seine«
Ohren rein waren. Von dem Ergeb- .
niß dieser Untersuchung hing die Kri
til ab.
A-- «- » k- pssk V
Das Pelz Oc. Uxtcucuz qu sum-;
,,Proppert(s.« im Anzug und in der Er
scheinung gerührt werden, aber als die
Leute nun durch das Gelände dahin
ziehen und mit ihren vorschriftsniäszig
beschlagenen Kommißstiefeln einen
wahren Staubsturm auswirbeln, sagen
sie sich: ,,Na,’die Mühe, uns hübsch
zu machen, hätten wir uns sparen kön
nen, man sieht ja doch schon wieder wie
ein erwachsenes Ferlel aus.«
Und so unrecht haben die Leute nicht.
Schön ist es nicht, die Hitze ist ge
radezu unerträglich; kein Luftng
rührt sich und am ganzen Himmel ist
auch nicht eine einzige Wolke zu sehen,
die sich, wenn auch nur sür Seiunden,
vor die Sonne legte und deren Strah
len abhielte, die armen Krieger fort
während zu peinigen.
Die Leute haben keinen Spaß mehr
am Marschiren, die sechzig Pfund, die
sie im Toruister aus dem Rücken tragen,
ziehen ganz niederträchtig —- am lieb
sten würden sich Viele mit einem »Ich
kann nicht mehr« an den Grabenrand
niederwerfen, aber das gibt es nicht, in
Anwesenheit Se. Excellenz darf man
nicht schlapp werden.
Die Leute haben in des Wortes ver
wegenster Bedeutung die Nase voll und
die Herren Leutnants erst recht.
An der Queue seiner Kompagnie
marschirt der Oberleutnant v. Aberg.
Er theilt die Freude, bei einem Haupt
mann, den er nicht riechen kann, zu ste
hen, nur noch mit einem anderen Raine
raden; wenn nur zwei Ossiziere da
sind, mus; einer vorn, der andere hinten
wandern. Und er wandert, er piut
schert egal vorwärts, mechanisch seht
er einen Fuß immer vor den anderen,
und er wundert sich darüber, daß die
W
Knochen sich das gefallen lassen und
nicht einfach streiten. ’
Der Herr Ober ist kein Jüngling
mehr, er hat die einunddreißig bereits
beim Kragen und immer noch keine
Aussicht, Hauptmann zu werden. Es
ist ’ne Thriinenweltl
Man wandelt nicht nur nicht unge
straft unterPalmen, sondern man wan
delt als Leutnant auch nicht ungestraft
Jahr aus Jahr ein im Manöver und
bei den Garnifoniibungen durch das
Gelände, das geht auf die-Gebeine, die
werden steif und lahm. »
Selbst eine Lokomotive muß, wenn
ich richtig unterrichtet bin, alle zwei
Jahre einer gründlichen Reparatur un
terzogen werden, sonst hat sie die nöthi
ge Puste nicht mehr: die Puste eines
Leutnants aber «musz, ohne daß er re
parirt wird, bis zum Hauptmann aus
halten. Bringt er das Kunststück nicht
fertig, geht er kaput, dann geht er ent
weder zu den Bezirtsofsizieren oder er
geht in die Pension. Gegangen muß
bei der Jnfanterie werden, entweder so
oder so. -
Der Herr Ober ist eine große, schöne
Erscheinung und bei seiner mächtigen
Figur wirkt der kleine Tornister, den
er auf seinen breiten Schultern spa
zieren trägt, noch lächerlicher als bei
den anderen Herren.
»Es ist wahrhaftig eine Affenschan
de, daß man wie ein Schulbube mit sei
nem Ränzel herumlaufen muß!« flucht
er ingrimmig vor sich hin, ,,im Kriege
lasse ich mir das gefallen, da ist es sehr
praktisch, das Allernothwendigste bei
sich zu haben, aber im Frieden ist die
Chose schon mehr als lächerlich. Und
warum wird dieser Unfug gemacht?
Weil Excellenz heute da ist, da müssen
auch die Offiziere feldmarschmäßig
erscheinen. Gott schütze Flandern und
erhalte den Vorgesetzten ihren Glau
ben, daß ein Leutnant mit Tornister
ein besserer Krieger ist als ein Leut
nant ohne Schulranzen.«
Aus seinen Grübeleien weckt ihn die
Stimme seines Hauptmanns.
»Herr Leumtmh m Der Kompagnie
wird nicht auf Vbrdermann marschirt,
warum halten Sie nicht darauf, daß
Ordnung herrscht? Glauben Sie, daß
Sie zum Spaß hier an der Queue
marschiren?«
» »Wenn ich das glaubte, müßte ich
so wahnsinnig sein, wie Du es nach
meiner Meinung bist,« denkt der Ober,
i »an den Gedanken, daß ich hier zum
Spaß marschire, bin ich noch nicht ge
- kommen. Spaß macht mir die Sache
« absolut nicht« Dann aber ruft er mit
lauter Stimme: ,,Vordermanns-Vor
t dermann, Leute, marschirt auf Vorder
imann, Jhr erleichtert Euch selbst die
s Sache dadurch!«
» »Dieser letzte Nachsatz war überflüs
’sig«, fährt ihn sein Hauptmann an,
»der Teufel soll die Kerls holen, wenn
sie noch nicht wissen, w a r u m sie auf
) Vordermann gehen, sollen. Jm
Uebrigen merke ich bei dieser Gelegen
heit von Neuem, daß Sie es absolut
nicht verstanden haben, sich bei den Leu
ten Autorität zu verschaffen, überzeu
gen Sie sich selbst davon, daß Jhre
? Ermahnung völlig wirkungslos ge
blieben ist.« «
Er überzeugt sich davon, was bleibt
ihm Anderes übrig, und als er sieht,
daß die Leute immer noch nicht so
marschiren, wie sie sollen, wird er wü
thend, zumal ihm die Nähe des ihm
höchst unsympathifchen Vorgesetzten die
gute Laune raubt.
,,Wollt Jhr infamen Himmelhunde
wohl Marfchordnung halten, wie man
es Euch in den Jnftruktionsstunden
bis zum Erbrechen vorgelallt hat«, ruft
er zornig den Leuten zu, »Vordermann
— Kreuzhimmeldonnerwetter noch ein
mal -— Vor — der — mann!«
Aufmerksam hat der Häuptling zu
gehört, nun wendet er sich wieder an
feinen Unterthanen: »Die Einleitung
hätten Sie sich schenken können, sie war
überflüssig· Im Uebrigen wundert es
mich nicht, wenn Ihre Leute in der Jn
struktionsstnnde nichts lernten und jetzt
demgemäß handeln! Wenn Jhnen
schon der Lehrftoff, wie Sie sagen, zum
Erbrechen war, dürfen Sie sich nicht
wundern, wenn die Mannfchasten an
Ihrem Unterricht keinen Gefallen
fanden.«
-... . « -- A is-«
,,).«Ust", stoylll Der Uner, »Um .
,,Dieser Mann tödtet mich und treibt
mich dazu, nach Patagonien aus-zuwan
dern. Jst es zu glauben, daß solche
Schwätzer, die über jede Kleinigkeit ei
ne halbe Stunde reden, noch nicht in
der Wurst sind? Wenn der Mensch nur »
ein einziges Mal grob werden wollte, ’
dann wüßte man, woran man ist und ;
fertig wäre die Laube. Aber so? Der ’
Mensch bringt mich zur Verzweiflung !
Luft, oder ist ersticke!« ’
Und er öffnet den vierten Knopf sei
nes Waffenrocls.
Der Hauptmann sieht’s. s
»Bitte Herr Oberleutnant, machen (
Sie den Knopf wieder zu ; sich eigen- (
mächtig Erleichterungen am Anzug zu’
gestatten-, ist verboten, das könnten, nein,
das müßten Sie eigentlich wissen. Aber
ins Ihrem Zug, Herr Oberleutnant, ist J
immer noch keine Ordnung, bitte, gehen s
Sie einmal hin und sorgen Sie mit da- s
für, daß die Kerls aus Bordermann i
nmrschiren.« ;
»Dieser Vletftrag ist ebenso unange- i
nehm wie wenig ebrenvoll,« denkt der J
Ober. »Um zu meinem Zuge zu gelan- T
gen, muß ich laufen, laufen, jetzt beginnt T
die Thätigleit des militärischen Schäfer- J
hundes. Es ist ein wahres Glück, daß
das Leben eines Leutnants nicht ewig(
— M
! dauert, daß entweder hans Mus, der
Tod, oder die Beförderung die ein Da
sein, um das nur ganz junge lldchen
uns beneiden können, eines schönen Ta
ges ein Ende macht.«
»Herr Oberleutnant, ich hatte Sie ge
beten, sich zu Ihrem Zuge zu begeben und
dort Ordnung zu schaffen !« wiederholt
der Häuptling im strengen Ton.
»Mus; den-n das gleich sein, hat’s nicht
noch Zeit,« denkt der Ober, ,,unser Leben
ist noch so lang und der Weg, den wir
heute zurücklegen müssen, noch viel län
ger. Jch kenne den Rammel. Wie sagt
doch Schiller oder wer es sonst ist : »Hal)
ich zu laufen angefangen, hab ich zu ge
hen aufgehört.« Bin ich erst einmal als
bellsender Schäferhund um meine Kinder
herumgesprungen, dann muß ich wettet
springen und dazu habe ich ausgerechnet
nicht die leiseste Neigung. Wird man
auch manchmal wie ein Hund behandelt,
so ist damit noch nicht gesagt, daß matt
auch wirklich solch Thier ist.«
»Na, wird’s bald I« donnert der
Hauptmann. »Willst nicht lieber gleich
pseisen ?« knurrt der Ober, »aber mit
bleibt wohl nichts Anderes mehr übrig,
ich muß mich in Bewegung setzen, ob
gleich ich mich nicht entsinnen kann, in
den letzten zwei Stunden auch nur eine
Sekunde gestanden zu haben. Aber wie
heißt es doch in den Kriegsartikelnst
»Muth bei allen Dienstobliegenheiten,
Tapferkeit im Kriege, Gehorsam gegen
die Vorgesetzten. ehrenhafte Führung in
und außer dem Dienst.« Also los :
Muth«
Er holt noch einmal Athem, oder rich
tiger gesagt, er schluckt noch eine große
Portion Staub in sich hinein, dann gibt
er sich im Geiste die Sporen und trabt
die Front entlang. Endlich ist er bei
seinem Zuge angelangt und mit heiserer
Stimme hellt er seine Leute an : »Kerls,
Bordermann — Vordermann—Marsch
ordnung —- Ordnung —- Vor —- der —
mann !«
- . .
Unid drohend und scheltend umspringt
er die Sein-en : bald ist er bei der ersten
- Sektion, bald bei der letzten, bald bei der
Mitte. Nun springt er sogar geschickt
durch die Kolonne hin-durch und begiebt
sich aus die andere Seite, denn dort de
merkt er einen Bleisoldaten, der absolut
nicht aus Vordermann geht, sondern ein
sam im Gelände herumstreicht und »be
tanisirt«.
Als der Leutnant plötzlich neben ihm
austaucht, springt der Soldat erschrocken
in sein ,,Loch« zuriich er giebt alle Ge
danken an einen Nebenausslug auf und
troddelt weiter in der großen Menge.
Spähend blickt der Ober sich um, er
bleibt fiir einen Augenblick stehen und
läßt die Kolonne an sich vorüberziehen.
Da sieht er inder zweiten Sektion einen
Mann, der absolut nicht so marichirt,
wie er für seine zweiundzwanzig Pfennig
Löhnung im Interesse des preußischen
Staates und siir das Wohlergehen seiner
Kolonien zu marschiren gesetzlich und
moralisch verpflichtet ist: der Mann
torkelt und schwankt hin und her, bald
tritt er seinen rechten, bald seinen linken
Nebenmansn auf den großen Onkel und
der brave Krieger soll geradeaus gehen,
immer gerade aus, auf erdermanm
»Wenn Du nun doch einmal unter
wegs bist,« denkt der«Ober, »kannst Du
auch diesem Jüngling gleich einen Besuch
abstatten.«
Wieder springt er durch das Gelände
und ermahnt durch den Ruf : ,,Vorder
mann« den Soldaten, seine Pflicht zu
thun, damit seine Vorgesebten und seine
Angehörigen sich seiner nicht zu schämen
brauchen.
Endlich ist Ordnung in der Kolonne
und wie der Schäferhund, wenn er die
rebellischen Schafe zur Vernunft gebracht
s hat, gehorsam zu seinem Herrn zurück
s kehrt und geduldig neben ihm an der
t
Quene der Heerde dahintrottet; bis ein
neuer Befehl ihn wieder auf Reisen
: schickt, so kehrt jetzt auch der Herr Ober
J an seinen Platz zurück. An der Quene
seiner Kompagnie marschirt er neben sei
nem Hauptmann. dessen Pferd ihm den
» Staub ins Gesicht wirbelt, weiter. Der
Herr Ober ist gar nicht so dumm, er
weiß, daß nichts auf Erden ewig dauert,
am allerwenigsten die Ordnung in der
Kompagnie Bald wird es wieder hei
ßen : »Die Leute marschiren nicht auf
Vordermann,« und dann muß er von
Neuem laufen und springen und die
Seinen umkreisen.
Wie der wirkliche Schäferhund, so hat
auch der militärische Schäferhund erst
Ruhe, wenn die Heerde am Ziel ange
langt ist: fiir die Schafe ist dies die
Weide oder der Stall, sijr die marschi
rende Truppe ist das Ziel der ,,niartirte«
Feind, den es unter den Augen Sr. Ex
cellenz mit Heldenmuth niederzulämpfen
gilt.
» ———--— ,
Gefüllte Kohlrabi.——Man
bereitet einige Kohlrabi vor, läßt sie ganz
und schneidet nur oben ein Deckelchen ab,
höhlt das untere Stück aus und legt das
Herausgenommene bei Seite. Am Deckel
muß etwas Grünes bleiben. Nun kocht
man die Untertheile und Deckel in Salz
wasser halbgar, nimmt sie dann heraus
und füllt sie mit einer ziemlich scharf ge
würzten Fleifchfijlle, bindet die Deckel
darauf und dämpft die Kohlrabi in But
ter und Fleischbrühe vollends fertig.
Gefiilltes Hahn. Man kann
das Hulfn auf Verschiedene Weise füllen,
am besten ist die Farce von Kalb- oder
Hiilmerfleifci), die man mit einaeweichtem
und zu steifem Brei Verkochten Mund
ln«od, Clsalottcn und Peteriilie, Fiale
mileh nnd Pötelzunqe, sowie Salz.Mu-Z
latnusi und Eiern Vermischt, woraus
man die Oeffnung znnäht und den ge
spickten oder mit Speck umbundenen Ka
paun in Butter brät.