-.'- er teingr txt-einnim. rw..«-.——-— Vuenoregle von E. h. Lange» —---O———— l ! Frau Lottchen ist frisch vom Landel weg nach Berlin importirt worden — und zwar durch ihren Ehemann, den herrn Geometer Heinrich Birlhuhn. Die kleine Frau wandelt noch immer in den Straßen der Großstadt wie ein lebendig gewordenes Fragezeichen und kann sich gar nicht darüber beruhigt-m daß es so unsiiglich viel Häuser und Menschen auf seinem Fleck giebt. Jhre großen, runden Augen sind während ihres hierseins in folge des unausgesetzten Staunens und Bewunderns womöglich noch runder ge worden : —- ja, Berlin imponirt ihr un geheuer. Natürlich ift sie. wie ihre ländliche Ab stammung. ahnen läßt, eine vorzügliche Hausfrau, die in ihren Mann und ihre feinen neuen Möbel bis über die Ohren verliebt ist; nur schade, daß sie ausz schlagen — nämlich die Möbel, und das ist der einzige Wermuthgtropfen in dem Becher ihres Glücke-. Eines Tages — die junge Frau ist ac rade Strohwittwe. denn ihren Mann führt sein Beruf häufig von Hause weg —- wird die Korridnrglocke heftia in Be wegung gesetzt. Sie öffnet und befolgt dabei gewissenhast die Mahnung des vor sichtigen Gatten. die Sicherheitgtette vor zulafsen. io lanae sie über die Qualifika tion ihrer Beiucher nicht im Klaren ist. Durch den Spalt sieht sie sicb indessen drei biederen Arbeits-lenken in blauen Blusen und Lederlchiirzen gegenüber, so daß sie leine Bedenken trägt, die Zug briicke zu ihrer häuslichen Burg herun terzulassen «Eene scheene Empfehlung von Morrtz F- Co. ldas ist die Firma, wo sie vor seinem halben Jahre ibre Einrichtung er standen hat) und sie bitten um die krie benste Erlaubnis, det wir die Möbel ass laden dürfen, sie sollen nämlich usfpolirt werden." »Ah l« — meint« Frau Lotteisen nach einer Pause sprachloser Ueberraschung mit aufdämmerndem Verständniß, »das hat mein Mann wohl bestellt ?« »Nu, det nu wen·jer," erwiderte der Wortsiihrer der Blusenrnänner, ein vier schrätiger Mensch mit rothem Gesicht —, »det is so Jeschäftsbrauch bei Moritz ä Co.; jede Jnrichtung« die sie vertooft haben, wird nach einem halben Jahre jraiis und sranlo ufsnolirt." Frau Virlbuhn tann nicht mithin, id rer Hochachtung für eine derartige Koti lanz beaeistertenAusDruck zu verleihen. »Das«'Lntgegentommrn der Berliner Geschäftsleute ist ja wirklich groß.:rtig.« »Du lieber Jott, da is niicht zu wol ten, det macht die Kontutrenz,« erwider: der Abgesandte der noblen Firma mit ge ringschänigem Achselznrten »Aber es wird doch nicht zu lange dauern?« fragt Frau Lartchen nach ei nem sprgenvollen Gedanken an die be vorstehende Verwüstung des traulichen Heims und die Rückkehr des Gatten. »J Jott bewahre! übermorjen Abend haben Sie allens wieder retour.«« Das paßte-ja prächtig —- gerade am Abend vor Männchens Heimtehr — na, der wird Augen machen! Dann beginnt eine sieberhafte Thä tigieit. Sämmtliche Gelasse werden ent leert und ihr mannigfacher Inhalt aus dem Fußboden angehäuft. Inzwischen stiftet die junge Frau den fleißig Schleppenden eine große Weiße, denn Blusenmänner und Möbel hat sie bis her immer nur in Verbindung mit Wer szen gesehen. Nach Verlauf einer knap pen Stunde angeftrengter Tbätigteit steht Frau Leutchen aufatbmend zwi schen leeren Wänden; nur im Satan prangt die Pliischgarnitur, an welcher es nichts aufzupoliren gab, in einsamer Press - nieder-die pruntvollen Bettftellen Ein großartiges Scheuerfefb wie es ähnlich gründlich nur unter den obwal tendenVerhältnisfen vor fich gehen kann, hilft tiber die doppelte Oede der nächsten Tage hinweg. Der für die Ablieferung bestimmte Abend kommt heran, aber die Möbel nicht. »Daß Gefchäftgleute doch nie pünkt lich sein tönnen", denlt Frau Bitt huhn, und ihre Hochachtung vor Moritz und Co. finlt um einige Grade· Sie hat es sich doch so schön gedacht, Männchen mit der blihblanten Einrichtung zu überrafchen. —- Fiir den Augenblick ift jedoch nichts mehr zu machen; felbft wenn sie sich noch auf den Weg zu Mo ris u. Co. machen wollte, so miitzte fie risliren, das Gefchäftslolal geschlqssen u finden, und auch wenn dies nicht der all wäre, lönnten die Möbel doch nicht tn der Dunkelheit verladen werden. Mit einein starken Gefühl der Enttäufchung darüber, daß ihr der Haupteffett der geplanten Ueberraschung verloren Pe ngen ift, legt sie sieh auf ihre auf b - er Diele befindliche Matrahe zur Ruhe findnatitrlich auch zu Moritz u. Co. gewandert. Arn Moc en mit dein frühesten trifft Männchen e n. Lottchen richtet es fa ein« daß der Schauplah der erften Begrif ßung ver Korridor bleibt ; sie läßt da her auch an Wärme und Ausfübrlichteii nichts zu wünschen übrig. Als Herr Heinrich Birlhuhn dann aber die Thitr zum Wobnzimmer öffnet, bleibt ilzm das leste Wort in der Kehle stecken. Erst ! nach einer ganzen Weile rinat sichein ! Humneelndez »Nam! "?« von feinen Lip- ’ Lattchen liefert eine liberftitrzte Ertlä f r , die aber leider gar tein freudiges « L· ln in ihres Gatten erstarrtes An aeftcht saubern trill. W .Wo ist der Brief von der Firma '.·«« fragt er merkwürdiger Weise nur. »Der Brief — der Brief —- ich hab’ ketnen Brief t« « »Um Gottesroillen, Frau«, —- es war das erste Mal während ihrer Ebe. dasz « er blosz »Frau« sagte —- ,,du wirft doch « nicht auf eins mündliche Bestellung hin die Sachen herausgegeben haben Z« »Aber solchem alten bekannten Ge schäft kann man doch vertrauen«, meint Frau Birthuhn. und ihre Stimme be ginnt bereits stark zu vibriren. »Dem Geschäft wohl, aber wer bürgt uns dafür, daß die Männer wirklich von der Firma geschickt waren?« Die tleine Frau starrt entgeistert in ihres Mannes erregtes Gesicht. Sein Argwohn ist so furchtbar, daß ihr harmloses Gemüth sich sträubt, ihm Raum zu geben. »Das ist ja nicht möglich!« »Ich muß augenblicklich zu Moritz ! efe Co» um Licht in diese Sache zu bringen; gebe Gott, daß ich mich irre!« Z Lottchen stammelt noch etwas von « Kaffeetrinlen und Ueberrniidetsein, aber Herr Birthuhn hört nicht mehr, stülpt wortlos den Hut auf den Kopf und rennt davon, seine Frau in na- . menlofer Verwirrung zurücklassend. Nach einer halben Stunde aufgeregten Wartens ertönt das bekannte Klopfen ihres Mannes, nur härter und stürmi- s scher als sonst. Ein Blick in fein blei- - ches, entftelltes Gesicht sagt ihr Alles. « ; Einen Augenblick läßt Herr Birthuhn’ » feine Blicke durch den Raum schweifen, T als suche er nach einem Gegenstand, aus welchem er feinen gebrochenen irdischen » Menschen niedersenken lassen könne. Da . ihm nur die Wahl bleibt zwischen den ; Mairatzen und dem hölzernen Küchen ftuhl, wählt er der Bequemlichkeit wegen den leskterem Frau Birthuhn, die vor Angst ast vergeht, wagt endlich stam melnd die Frage: »Nun, was bringst du für Nachricht?« l Eine Weile bleibt die Antwort aug. Muth und Empötung scheinen ihm die Kehle zugeschniirt zu haben. Dann stößt i er kurz und schneidend hervors »Es ist so, wie ich es mir gedacht habe; die Fir ma weiß von nichts.« »Um Gotteswillen,« schreit die er schütterte Frau in Thränen ausbrechend, »aber die Leute sagen doch, die —- die Möbel sollen polirt ——« »Ach, polirt, politi, lackirt,« höhnt ihr Mann und ässt grausam ihren weiner lichen Ton nach, ,,es kommt blos Darauf an, wer laclirt ist — die Möbel nicht, s aber wir.« ! »So meinst du, daß die Männer — T »Gauner waren, die aus deine Dumm- s s heit spetuliri Ezaben.« l i »Aber woher konnte sie denn wissen,i . daß wir unsere Möbel bei Moritz und ; Co. getauft haben?« i « ,,Entlassene Llrbeiter jedenfalls, die dein Handel beigelvohnt haben und die dir das Gönzchen dont Lande an der Nase angesehen halten« Frau Birtbuhn weiß nun keine an dere Lösung dieser unbeiloollen Verwi ckelung, als in einen Thränenstrdm aus zubrechen. « »Das Heulen bringt unsere Möbel nicht zurück,« meint der einst so galante Gatte, den das schauderhaste Erlebniss» völlig verwandelt hat. »Neujahr tiindis ’ gen wir die Wohnung; siir diesen Mi chenstuhl werden wir ja wohl nicht drei Satans brauchen. Wir hausen dann von Ostern ab in der Küche, wenn du deren Einrichtung inzwischen nicht auch etwa einem hallunten widmen solltest.« Lottchen bricht das Herz beinahe un ter dem bitteren Hohn ihres Mannes. Es ist ihr, als hätte sie mit den Möbeln zugleich auch seine Liebe verloren. Als er wenige Augenblicke nachher wieder den hut aus den Kopf drückt, um nach der Polizei zu gehen, wagt sie nicht mehr, ihn an das unberührte Frühstück zu er innern. Sie sinkt aus den Köchenstuhl, aus dem der Davongegangene so finster brütend gesessen, und die Verzweiflung übermannt sie. » .- -« -« - « due Stimmung oer uacyfren Lage lIr eine gewitterhaft schwüle. Männchen spricht in den wenigen Minuten, die er außer des Nachts in seinem ,.traulichen Heim« zubringt, kaum das Allernoth wendigste, und fein Gesicht zeigt einen Ausdruck, der Lottchen befürchten läßt, daß ihr Mann mit Scheidunggplänen umgeht. Geht so fürchterlich indessen, wie Frau Birlhuhn glaubt, sieht es in ihres Gal ten Seele nicht mehr aus-« Zuerst war er freilich facht-wild; aber nach und nach jrniniert ihn doch die arme, kleine Frau, die, kvie von einer Centnerlaft gebeugt, im leeren Haufe umherschleicht, und er geht schon mit sich zu Rathe, wie er, ohne feiner Würde etwas zu ver eben, diplomatifch einienlen könne. eine Versuche, durch die Hilfe der Polizei wieder in den Besitz der gestohlenen Mii bel zu gelangen, führen leider zu keinem Resultate, und fo bleibt denn eben nichts anderes übrig, —- tvill man nicht noch länger die lahlen Wände anstarren, — als eine neue Einrichtung zu beschaffen. An dem Tag-, als er den großherzigen Entschluß saß , bemerkt er, daß seine Frau den Kon weniger hängen läßt, und daß in die vermeinten Augen die ihn öfters verstohlen forschend von re: Seite betrachten, ein eigenthümäiches Glänzen gekommen ist. Er macht feine Neflexionen über die Leichtfertigieit des weiblichen Geschlechts irn Allgemeinen und feiner Frau im Befondeten und be rnitht fich, wieder extra unnahbar drein znschauen. Ach, er ahnt fa nicht, welch ein glückiicher Umstand Lottchrns tiefge sunkenen Lebensmuth wieder gehoben hat« — Sie hat nämlich am Vormittag unerwarteten Besuch gehabt von einem alten, reichen, freundlichen Onkel dont Lande, der sich ein paar Tage in Berlin amiisiren wollte, und der, gerührt von Lottchenz unter Thränenstriimen er zähltem Mißgeschick, einen Tausend martscljein aus der ansehnlich gefüllten Briestasche gezogen hatte, damit das arme Kind neue Möbel laufen könnte. Das will sie in aller Heimlichteit besor gen, und sie hofft, mit den neu-en Möbeln das Herz des Gatten zurückzugewinnen. Am nächsten Morgen sitzen sie beim Kasfee am Frühstückstisch Die Stille, die seit der siirchterlichen Aatastropbe iiber dem Hause laftet, wird nur unter- « brochen durch das Knistern der Morgen- i zeitung, die Herr Birlhuhn mit Andacht ftudirt. Er hat den einzig verfügbaren . Stuhl mit Beschlag belegt, seine Frau ! muß sich mit dem Schemel begnügen, der fiir gewöhnlich die Abwaschroanne trägt. l Beim letzten Schluck fällt Herrn Birk- s huhns Blick aus ein Jnserat, das wie fiir ihn gemacht scheint. — Eine Nuß- l baumeinrichiung, fast neu, spoitbillig zu verkaufen. Waldemarstraße94, Hinter haus, parterre. Halt, denkt Herr Birlhuhn, das wäre so was. Warum auch neue Sachen lau fen, gebrauchte bekommt man fiir die Hälfte. Er schreibt sich die Adresse in sein Notizbuch und geht — und zwar nicht auf sein Bureau, wie seine Frau annimmt, sondern diretten Weges nach der Waldemarstraße, genau am entge gengesetzten Ende Berl ins Er kommt nicht, wie er vermuthet, in eine Privatwohnung sondern zu einem Händler, denn an der Thür steht: Alte und neue Möbel handlung von Schleicher Fa Co. Drinnen sind et er neben höchst anständigen Sachen primitive Tische und Stühle im bunten Durch-einander stehen. Herr Birll,uhn trifft seine Auswahl und hat damit eigentlich auch den Bestand an anständigen Möbel n erschopr An dem Preise, den der Händler stellt, hat er nichts auszusctzeiu fiir die gestohlenen Möbel haben seine Schwiegereltern mal gerade das Doppelte gezahlt, und er be glückwiinscht sich im Stillen zu seinem blonomischen Einfall. Man sah es den Möbeln laum an, daß sie bereits benutzt worden, höchstens, daß sie hier und da ein bischen blind waren, was-«- neue Sa chen ja aber —- wie er aus eigener Er fahrung wußte —- manchmal sehr bald werden. Jhm wird doch eigen behaglich zu Muthe bei der Vorstellung, daß die schwergepriifie Kleine daheim bald wie der alle-Z- so haben wiirde wie früher. Ein Schreibtisch war ja eigentlich Lu xus, da er gewöhnlich im Bnreau ar beitete, aber da ein ebensolcher wie sein verflossener, sogar auch mit grüner Tuchplaite, zu haben war, brachte er es nicht iiher das Herz, auf denselben zu verzichten. « Der ,,aebrauchte Möbelhijndler«, ein massiver Kerl, der aus den Nähten sei nes schädigen schwarzen Röckchens her auszuplatzen droht, sieht aus, wie ein Komplimenten-Antomat; denn seine etwas ungeschickten Biidlinge erso gten in Abständen von zehn zu zehn Sekun den mit tödtlicher Sicherheit. Als der Kauf zu einem befriedigenden Abschluß gelangt ist, meint Herr Max Schleicher unter dem eben fällig-en Bückling in sei nem gebildetsten Berliner Deutsch: . »Nun möchte ick Ihnen gütigst ersuchen, mir eene tleene Anzahlung anjedeihen » zu lassen. Jcl.muß Sie nämlich die Sachen noch ufspoliren lassen, eh ick sie Jhnen abliefere. Det is eenmal so Je schäftsbrauch bei Schleicher eke- Co.« Die Kompagnie scheint der Entwickelung des Kaufgeschästs in einem anstoßenden Raume mit gespannter Aufmerksamkeit zu folgen, denn dann und wann erschei nen im Thürspalt zwei schmunzelnde Gesichter-. —- Herr Birihuhn, der durch die soliden Preise wohlwollend ge stimmt ist, findet an dieser Forderung nichts aus-Zusehen und zahlt ihm gegen4 Quittung 200 Mart aus den Tisch. Der Rest von 500 Mark soll nach der Ab uekerung ver Sachen gezahlt werden. Als er sich eben entfernen will, fällt ihm ein, ob das Wäscheschriintchen in seinem Innern auch die Einrichtung hat, die seine Frau besonders liebt. Während er das Versännite nachhalt, klopft es an die Thür, und auf das ,,Herein« des »alten und neuen Möbelhiindlers« tritt zu seinem namenlosen Erstaunen — feine Frau ein. Er hat gerade noch so viel Besinnung-, um wie ein geölter Blitz hinter den Schrank zu fahren. »Guten Taa,« sagte indessen Frau Birthuhn zu dem Ijlöbelhändley wel cher die Augen plötzlich weit ausreißt, um sich danu mit langsamer Rück wärtsbewegung nach der Thür des Ne benzinimers zu lonzentrircn. »Ich iomme wegen der Mö —- —--« Plötzlich reißt sie ihrerseits die Au gen weit auf. »Herrjeh!« schreit sie, »Sie sind ja der Mann —« Weiter lommt sie nicht, denn der Mann ist be reits im Nebenzimmer verschwunden, eine Scheibe klirrt, und Frau Birihuhn sieht, als sie an das Fenster tritt, ein undeutliches Durcheinander von Armen und Beinen: die Firma Max Schleicher öl- Co· befindet sich in wilder Flucht. Einen Augenblick lang zeigte Frau Lottchen in ihrer ganzen Haltung eine frappante Aehnlichkeit mit Lot’s Weib, nachdem es zur Salzsiiule erstarrt war; dann aber rafst sie sich zusammen, lehnt sich weit aus dem Fenster und schreit, so laut sie tann: ,,Diebe, Diebe! haltet die Mehrl« Ein halbes-« Dutzend Jungen, die « hoffnunggvrsllxn Zpröszlinge des-Hin terhauses, die an der Teppichtlopfstange turnerische Uebung-en machen, ergreifen begeistert die Gelegenheit zu einer der gnitglichen Dege. Von Frau Virt W shuhnkö ausdrucksuollen Gesten ermu thigt,, sehen sie hinter den Fliehenden her. Jhr Geschrei:. »,Diebe, Diebek pflanzt sich auf die Straße sort,. wo just ein Hüter des Gesetzes steht, der es I diesem alarmirenden Rufe gegenüber siir seine Pflicht hält, sich energisch an der Jagd zu betheiligen. Inzwischen ist der glückliche Käufer völlig tonsternirt über das Unerilär liche des eben Erlebten aus seinem Ver steck hervorgekommen und macht ein so eminent geistreiche-s Gesicht, wie es seine Frau nie vor oder nach diesem Ereig niß an ihrem Gatten gesehen hat. Die ! beiden Birkhiihner stehen einander ge- ! genäher« als wenn eben ein Hagel- I l schauer über sie niedergegangen wäre. ' Eine Weile starren sie sich sprachlos an, I dann stottert er: »Wie kommst du hierher?« · d ZJch wollte die Möbel taufen —- und u " s »Ich habe sie bereits getauft.« Ein I schneller Blick fliegt nach der grünen Platte des Schreibtisches — da lag ja . seine Anzahlung noch. - Die Frau folgt seinem Blick. »Gott sei Dani, dafz er das Geld noch nicht weg hat. Das war ja der Mann, der unsere Möbel geholt hat« »Dann sind das hier auch wohl un sere Möbel?« meint Herr Birkhuhn,-s1ch kläglich umsehend. »Na natiirlich, die hast du nicht er kannt?« ,,N —- n —— nee!« Dann schlägt er sich plötzlich an die Stirn. »O ,ich Esel! Das war diimmer, als es die Polizei erlaubt. Unsere eigenen Möbel hätte ich beinahe zum zweiten Mal gelaustl'« Er fährt sich wild in die Haare. »Aber ich muß nach, ich muß doch sehen, ob man sie gekriegt hat.« Da vertiindet Triumphgeschrei, erst sern, dann näher und näher kommend, daß die Jagd erfolgreich gewesen und daß man Max Schleicher Fr- Co. zur Strecke gebracht hat. Herr Birkhuhn will hinaus-stürzen, aber Lottchen’s Ra chegefühle sind gar nicht so brennend. Sie fällt dem wild nach seinem Hut Umhersuchenden lachend um den Hals. »Ach, Männchen, ich lann dir nicht sa gen, wie ich mich freue, daß dir auch eine Dummheit passirt ist.« Herr Birkhuhn sieht mit einem grim migen Gesichtsaukjdruch der aber mehr den Gaunerei, als seinem Lottchen gilt, auf sie nieder. Langsam wandelt sich seine Zornesmiene in Milde und Ver söhnlichkeit, und plötzlich driiclt er einen herzhaften Aus-, aus die rothen Lippen, die sich seinen bärtiaen auf halbem Weae nähern. Die Herzen haben sich wiedergefunden «-...——« -- Tier mililiirilrtse Zchiiscrlsund. ’ —- »H. ..-—» Slizze aus dem Soldaten eben von ) Frhrn. v. Schlichi ; —. —.— i Es ist im Manöver. Seine Excel lenz der tommandirende Herr General wohnt fiir einen Tag den Uebungen als l Zuschauer bei und zur Feier dieses fest slichen Ereignisses haben die Mann schasten sich am Morgen besonders gründlich waschen und kämmen müssen — auch eine Excellenz sieht nur, was vor Augen ist. Sogar die Zä hn e haben die Leute sich putzen müssen und bei dem Antreten der Kompagnien er- « hielten die Herren Leutnants den Be schl, sich durch leibeigenen Augenschein ’ davon zu überzeugen, ob die Kerls sich auch die Fingernägel gereinigt hätten. Sauberleit ist bein: Militär noch mehr als halbes Wissen, — ich er innere mich aus meiner Dienstzeit mei nes alten Oberst, der bei der Worin struttion nie zuhörte, sondern jeden Mann nur daraufhin ansah, ob seine« Ohren rein waren. Von dem Ergeb- . niß dieser Untersuchung hing die Kri til ab. A-- «- » k- pssk V Das Pelz Oc. Uxtcucuz qu sum-; ,,Proppert(s.« im Anzug und in der Er scheinung gerührt werden, aber als die Leute nun durch das Gelände dahin ziehen und mit ihren vorschriftsniäszig beschlagenen Kommißstiefeln einen wahren Staubsturm auswirbeln, sagen sie sich: ,,Na,’die Mühe, uns hübsch zu machen, hätten wir uns sparen kön nen, man sieht ja doch schon wieder wie ein erwachsenes Ferlel aus.« Und so unrecht haben die Leute nicht. Schön ist es nicht, die Hitze ist ge radezu unerträglich; kein Luftng rührt sich und am ganzen Himmel ist auch nicht eine einzige Wolke zu sehen, die sich, wenn auch nur sür Seiunden, vor die Sonne legte und deren Strah len abhielte, die armen Krieger fort während zu peinigen. Die Leute haben keinen Spaß mehr am Marschiren, die sechzig Pfund, die sie im Toruister aus dem Rücken tragen, ziehen ganz niederträchtig —- am lieb sten würden sich Viele mit einem »Ich kann nicht mehr« an den Grabenrand niederwerfen, aber das gibt es nicht, in Anwesenheit Se. Excellenz darf man nicht schlapp werden. Die Leute haben in des Wortes ver wegenster Bedeutung die Nase voll und die Herren Leutnants erst recht. An der Queue seiner Kompagnie marschirt der Oberleutnant v. Aberg. Er theilt die Freude, bei einem Haupt mann, den er nicht riechen kann, zu ste hen, nur noch mit einem anderen Raine raden; wenn nur zwei Ossiziere da sind, mus; einer vorn, der andere hinten wandern. Und er wandert, er piut schert egal vorwärts, mechanisch seht er einen Fuß immer vor den anderen, und er wundert sich darüber, daß die W Knochen sich das gefallen lassen und nicht einfach streiten. ’ Der Herr Ober ist kein Jüngling mehr, er hat die einunddreißig bereits beim Kragen und immer noch keine Aussicht, Hauptmann zu werden. Es ist ’ne Thriinenweltl Man wandelt nicht nur nicht unge straft unterPalmen, sondern man wan delt als Leutnant auch nicht ungestraft Jahr aus Jahr ein im Manöver und bei den Garnifoniibungen durch das Gelände, das geht auf die-Gebeine, die werden steif und lahm. » Selbst eine Lokomotive muß, wenn ich richtig unterrichtet bin, alle zwei Jahre einer gründlichen Reparatur un terzogen werden, sonst hat sie die nöthi ge Puste nicht mehr: die Puste eines Leutnants aber «musz, ohne daß er re parirt wird, bis zum Hauptmann aus halten. Bringt er das Kunststück nicht fertig, geht er kaput, dann geht er ent weder zu den Bezirtsofsizieren oder er geht in die Pension. Gegangen muß bei der Jnfanterie werden, entweder so oder so. - Der Herr Ober ist eine große, schöne Erscheinung und bei seiner mächtigen Figur wirkt der kleine Tornister, den er auf seinen breiten Schultern spa zieren trägt, noch lächerlicher als bei den anderen Herren. »Es ist wahrhaftig eine Affenschan de, daß man wie ein Schulbube mit sei nem Ränzel herumlaufen muß!« flucht er ingrimmig vor sich hin, ,,im Kriege lasse ich mir das gefallen, da ist es sehr praktisch, das Allernothwendigste bei sich zu haben, aber im Frieden ist die Chose schon mehr als lächerlich. Und warum wird dieser Unfug gemacht? Weil Excellenz heute da ist, da müssen auch die Offiziere feldmarschmäßig erscheinen. Gott schütze Flandern und erhalte den Vorgesetzten ihren Glau ben, daß ein Leutnant mit Tornister ein besserer Krieger ist als ein Leut nant ohne Schulranzen.« Aus seinen Grübeleien weckt ihn die Stimme seines Hauptmanns. »Herr Leumtmh m Der Kompagnie wird nicht auf Vbrdermann marschirt, warum halten Sie nicht darauf, daß Ordnung herrscht? Glauben Sie, daß Sie zum Spaß hier an der Queue marschiren?« » »Wenn ich das glaubte, müßte ich so wahnsinnig sein, wie Du es nach meiner Meinung bist,« denkt der Ober, i »an den Gedanken, daß ich hier zum Spaß marschire, bin ich noch nicht ge - kommen. Spaß macht mir die Sache « absolut nicht« Dann aber ruft er mit lauter Stimme: ,,Vordermanns-Vor t dermann, Leute, marschirt auf Vorder imann, Jhr erleichtert Euch selbst die s Sache dadurch!« » »Dieser letzte Nachsatz war überflüs ’sig«, fährt ihn sein Hauptmann an, »der Teufel soll die Kerls holen, wenn sie noch nicht wissen, w a r u m sie auf ) Vordermann gehen, sollen. Jm Uebrigen merke ich bei dieser Gelegen heit von Neuem, daß Sie es absolut nicht verstanden haben, sich bei den Leu ten Autorität zu verschaffen, überzeu gen Sie sich selbst davon, daß Jhre ? Ermahnung völlig wirkungslos ge blieben ist.« « Er überzeugt sich davon, was bleibt ihm Anderes übrig, und als er sieht, daß die Leute immer noch nicht so marschiren, wie sie sollen, wird er wü thend, zumal ihm die Nähe des ihm höchst unsympathifchen Vorgesetzten die gute Laune raubt. ,,Wollt Jhr infamen Himmelhunde wohl Marfchordnung halten, wie man es Euch in den Jnftruktionsstunden bis zum Erbrechen vorgelallt hat«, ruft er zornig den Leuten zu, »Vordermann — Kreuzhimmeldonnerwetter noch ein mal -— Vor — der — mann!« Aufmerksam hat der Häuptling zu gehört, nun wendet er sich wieder an feinen Unterthanen: »Die Einleitung hätten Sie sich schenken können, sie war überflüssig· Im Uebrigen wundert es mich nicht, wenn Ihre Leute in der Jn struktionsstnnde nichts lernten und jetzt demgemäß handeln! Wenn Jhnen schon der Lehrftoff, wie Sie sagen, zum Erbrechen war, dürfen Sie sich nicht wundern, wenn die Mannfchasten an Ihrem Unterricht keinen Gefallen fanden.« -... . « -- A is-« ,,).«Ust", stoylll Der Uner, »Um . ,,Dieser Mann tödtet mich und treibt mich dazu, nach Patagonien aus-zuwan dern. Jst es zu glauben, daß solche Schwätzer, die über jede Kleinigkeit ei ne halbe Stunde reden, noch nicht in der Wurst sind? Wenn der Mensch nur » ein einziges Mal grob werden wollte, ’ dann wüßte man, woran man ist und ; fertig wäre die Laube. Aber so? Der ’ Mensch bringt mich zur Verzweiflung ! Luft, oder ist ersticke!« ’ Und er öffnet den vierten Knopf sei nes Waffenrocls. Der Hauptmann sieht’s. s »Bitte Herr Oberleutnant, machen ( Sie den Knopf wieder zu ; sich eigen- ( mächtig Erleichterungen am Anzug zu’ gestatten-, ist verboten, das könnten, nein, das müßten Sie eigentlich wissen. Aber ins Ihrem Zug, Herr Oberleutnant, ist J immer noch keine Ordnung, bitte, gehen s Sie einmal hin und sorgen Sie mit da- s für, daß die Kerls aus Bordermann i nmrschiren.« ; »Dieser Vletftrag ist ebenso unange- i nehm wie wenig ebrenvoll,« denkt der J Ober. »Um zu meinem Zuge zu gelan- T gen, muß ich laufen, laufen, jetzt beginnt T die Thätigleit des militärischen Schäfer- J hundes. Es ist ein wahres Glück, daß das Leben eines Leutnants nicht ewig( — M ! dauert, daß entweder hans Mus, der Tod, oder die Beförderung die ein Da sein, um das nur ganz junge lldchen uns beneiden können, eines schönen Ta ges ein Ende macht.« »Herr Oberleutnant, ich hatte Sie ge beten, sich zu Ihrem Zuge zu begeben und dort Ordnung zu schaffen !« wiederholt der Häuptling im strengen Ton. »Mus; den-n das gleich sein, hat’s nicht noch Zeit,« denkt der Ober, ,,unser Leben ist noch so lang und der Weg, den wir heute zurücklegen müssen, noch viel län ger. Jch kenne den Rammel. Wie sagt doch Schiller oder wer es sonst ist : »Hal) ich zu laufen angefangen, hab ich zu ge hen aufgehört.« Bin ich erst einmal als bellsender Schäferhund um meine Kinder herumgesprungen, dann muß ich wettet springen und dazu habe ich ausgerechnet nicht die leiseste Neigung. Wird man auch manchmal wie ein Hund behandelt, so ist damit noch nicht gesagt, daß matt auch wirklich solch Thier ist.« »Na, wird’s bald I« donnert der Hauptmann. »Willst nicht lieber gleich pseisen ?« knurrt der Ober, »aber mit bleibt wohl nichts Anderes mehr übrig, ich muß mich in Bewegung setzen, ob gleich ich mich nicht entsinnen kann, in den letzten zwei Stunden auch nur eine Sekunde gestanden zu haben. Aber wie heißt es doch in den Kriegsartikelnst »Muth bei allen Dienstobliegenheiten, Tapferkeit im Kriege, Gehorsam gegen die Vorgesetzten. ehrenhafte Führung in und außer dem Dienst.« Also los : Muth« Er holt noch einmal Athem, oder rich tiger gesagt, er schluckt noch eine große Portion Staub in sich hinein, dann gibt er sich im Geiste die Sporen und trabt die Front entlang. Endlich ist er bei seinem Zuge angelangt und mit heiserer Stimme hellt er seine Leute an : »Kerls, Bordermann — Vordermann—Marsch ordnung —- Ordnung —- Vor —- der — mann !« - . . Unid drohend und scheltend umspringt er die Sein-en : bald ist er bei der ersten - Sektion, bald bei der letzten, bald bei der Mitte. Nun springt er sogar geschickt durch die Kolonne hin-durch und begiebt sich aus die andere Seite, denn dort de merkt er einen Bleisoldaten, der absolut nicht aus Vordermann geht, sondern ein sam im Gelände herumstreicht und »be tanisirt«. Als der Leutnant plötzlich neben ihm austaucht, springt der Soldat erschrocken in sein ,,Loch« zuriich er giebt alle Ge danken an einen Nebenausslug auf und troddelt weiter in der großen Menge. Spähend blickt der Ober sich um, er bleibt fiir einen Augenblick stehen und läßt die Kolonne an sich vorüberziehen. Da sieht er inder zweiten Sektion einen Mann, der absolut nicht so marichirt, wie er für seine zweiundzwanzig Pfennig Löhnung im Interesse des preußischen Staates und siir das Wohlergehen seiner Kolonien zu marschiren gesetzlich und moralisch verpflichtet ist: der Mann torkelt und schwankt hin und her, bald tritt er seinen rechten, bald seinen linken Nebenmansn auf den großen Onkel und der brave Krieger soll geradeaus gehen, immer gerade aus, auf erdermanm »Wenn Du nun doch einmal unter wegs bist,« denkt der«Ober, »kannst Du auch diesem Jüngling gleich einen Besuch abstatten.« Wieder springt er durch das Gelände und ermahnt durch den Ruf : ,,Vorder mann« den Soldaten, seine Pflicht zu thun, damit seine Vorgesebten und seine Angehörigen sich seiner nicht zu schämen brauchen. Endlich ist Ordnung in der Kolonne und wie der Schäferhund, wenn er die rebellischen Schafe zur Vernunft gebracht s hat, gehorsam zu seinem Herrn zurück s kehrt und geduldig neben ihm an der t Quene der Heerde dahintrottet; bis ein neuer Befehl ihn wieder auf Reisen : schickt, so kehrt jetzt auch der Herr Ober J an seinen Platz zurück. An der Quene seiner Kompagnie marschirt er neben sei nem Hauptmann. dessen Pferd ihm den » Staub ins Gesicht wirbelt, weiter. Der Herr Ober ist gar nicht so dumm, er weiß, daß nichts auf Erden ewig dauert, am allerwenigsten die Ordnung in der Kompagnie Bald wird es wieder hei ßen : »Die Leute marschiren nicht auf Vordermann,« und dann muß er von Neuem laufen und springen und die Seinen umkreisen. Wie der wirkliche Schäferhund, so hat auch der militärische Schäferhund erst Ruhe, wenn die Heerde am Ziel ange langt ist: fiir die Schafe ist dies die Weide oder der Stall, sijr die marschi rende Truppe ist das Ziel der ,,niartirte« Feind, den es unter den Augen Sr. Ex cellenz mit Heldenmuth niederzulämpfen gilt. » ———--— , Gefüllte Kohlrabi.——Man bereitet einige Kohlrabi vor, läßt sie ganz und schneidet nur oben ein Deckelchen ab, höhlt das untere Stück aus und legt das Herausgenommene bei Seite. Am Deckel muß etwas Grünes bleiben. Nun kocht man die Untertheile und Deckel in Salz wasser halbgar, nimmt sie dann heraus und füllt sie mit einer ziemlich scharf ge würzten Fleifchfijlle, bindet die Deckel darauf und dämpft die Kohlrabi in But ter und Fleischbrühe vollends fertig. Gefiilltes Hahn. Man kann das Hulfn auf Verschiedene Weise füllen, am besten ist die Farce von Kalb- oder Hiilmerfleifci), die man mit einaeweichtem und zu steifem Brei Verkochten Mund ln«od, Clsalottcn und Peteriilie, Fiale mileh nnd Pötelzunqe, sowie Salz.Mu-Z latnusi und Eiern Vermischt, woraus man die Oeffnung znnäht und den ge spickten oder mit Speck umbundenen Ka paun in Butter brät.