Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, October 26, 1900, Sonntags-Blatt, Image 12

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    III Mist Butten prophezeit-nun
——-s
We von Ehrisiine Bel
- seis.
—-—---.--s--—
Das schöne Modell, das zu ihm ge
sungen, um malen zu lernen. das schö
Ise, herrliche Weib war bereits die Gat
tin des Künstlers. Von jeder Wand
feines Ateliers schauten ihre schönen,
tehbraunen Augen aus die Vesucher,
tauchten sie das Gesicht einer Zigeune
rin oder Königin beleben. Den Maler
durchbebte nicht nur irdische Liebe, s on
dern wahre Andacht, wenn er seine
Frau erblickte.
Sein Glück war ein doppelies Das
des Gatten und das des Künstlers der
das Ideal sein nannte, welches seine
Seele erhob.
Und die schöne Frau weidete sich an
dieser Huldigung, an dieser Anbetung.
Sie nahm allen Weihrauch hin, wie
Eine, die da fühlt, daß er ihr gebühre.
Der Maler nahm blos deshalb die
Palette zur Hand, rieb blos deshalb
die Farben, suchte blos deshalb die bi
iarrsten Farbenkombinationen, um in
deren Rahmen dieses süße Gesicht pla
ciren zu können. Er war verliebt in
seine Bilder. Er wäre im Stand ge
wesen, sie zu küssen . . . Aber e atte .
doch das Original.
Dieses Original war nicht immer
anwesend. Die Frau langweilte sich
irn Atelier und besuchte angeblich im
mer eine deutsche Tante in Ofen.
An den Tagen, an welchen sie das
Ins nicht verließ, schickte ihr diese lie
olle Tante stets ein Briefchen, das
der arme Maler nicht lesen konnte, weil
er die deutsche Sprache nicht verstand.
Auch das fand der verliebte Gatte
eigenthiimlich, daß seine Frau ihm nie
zesiatteie die deutsche Tanie kennen zu
rnen.
»Du bist ein Ungar, sie ist eine Deut
sche! Sie ist eine hausbackene Bür
gerssrau, die zur Kirche geht und die
Einstler nicht leiden kann.'·
Das gab ihm die junge Frau stets
Hur Antwort, und der Maler vertraute
chr.
-.-..»..» ----s--- -..
Jn das Atelier des Maler-s kam oft s
ein Herr, der den Mäcen spielte, indem
er bei dem jungen Maler viele Bilder
bestellte, fin feinen Salon und für sei
ne Bekannten. Wenn dieser Herr dort
war, ging die Frau niemals zu ihrer
Ofener Tantez doch wenn sie einige
Tage nicht dort gewesen, schrieb die
Tante ihr recht häufig Briefe, die sie
riefen.
»Wo wohnt Deine Tante, Liebste?«
fragte der Gatte einmal, als seine Frau
nach Hause kam.
»Ja Ofen, in der Türkengasse,« ant
wortete die Fran.
Am andern Tage, als die Frau wie
der einen deutschen Brief bekommen
nnd nach Ofen gegangen. faßte den
Gatten ein unbezwingliches Verlangen,
diese Tante kennen zu lernen.
Er nahm ’nen Wagen und fuhr in
die Türkenga e. Längs derselben schau
ten viele, viele Tanten aus dem Fenster,
dåch keine, die den rechten Namen geführt
·« te.
Geiirgert kehrte er heim und suchte die
deutschen Briefe seiner Fran. Er fand
dieselben. Hierauf kaufte er sich ein
Wörterhuch. Und so oft ein deutscher
Brief kam und seine Frau ihn nachlässig
wegwarf, begann er, sobald er sich allein
wußte, den Brief zu buchstabiren
Brennende Liebe war in diesen Brie
fm, Stelldicheins. Der Gatie litt und
auch der Künstler.
Er entdeckte, daß die Ofener Tante
nnd der Mäcen ein und dieselbe Person
find. Er sagte nichts.
Er wartete bis feine Frau nach Hause
lam.
Man brach-te eben wieder einen deut
schen Brief, den der Gatte buchstabirte.
Er übergab ihn der Frau. Diese ahnte
n Z. Sie setzten sich zu Tische.
lö sie sich niedersetzten, sprach der
Saite deutsch :
zitmspdrei Ulyt !««
Die Frau sah ihn erschrocken an.
»Was willst Du ?« fragte sie. »Du
sprichst Deutsch? Was willst Du sa
gen ?«
»Um drei Uhr gehst Du mit jenem
falschen Mitten zum Stelldichein, bleibe
also gleich dort. « Diese deutsche Tante
wird von nun an für Dich sorgen. »
Die Frau erstarrte fast zur Salzsäule
Sie bat, sie flehte, aber der verletzte
Künstler setzte sie selbst in den Wagen,
führte sie thatsächlich nach Osen zu jenem
Menschen und verlangte mit donnernder «
Stimme, dsaß er sie heirathe.
Der Liebhaber war halb erfreut und
lb erschrocken. Er versprach, sie zur
tin zu nehmen« Aber gleichzeitig hat
er um Verzeihung, daß er ihn des Mo
dells seiner Bilder beraube.
«Lassen wir das«, antwortete der
, ler»die Frau wird arn besten Ort
sein bei den Bildern, die Sie zum Arna
terir sen-acht haben. Guten Tag-t«
Usdmdethiicen litels ihärjii nach und
Iris a I einen e en enschen,der
M Gleichen sucht Und er bat ihn,
M san-d zu reichen, weil er ihn
We e htund schätze, und weil er von
M miter scheiden wolle.
Werber Mler vers riinkte die
nnd antwortete: ch
THE
Liebt . lieberherr W Ihrer hand
W Mich Läg-Im Sie Iicht
M hat-steigt eine kommen,
eide smal«
Jeenr ein-ew
M
chen überfiedett Indessen tebte’ die
Frau des Mai-en- heiter und lustig da
hin. In dem hause, wo tie wohnte, war
ein junger Maler. Er war ein italieni
cher Künstler. Diesen Künstler fah die
rau des Mäcens.
Sie erinnerte sich ihres ersten Gatten.
Der Farbengeruch verführte sie. Sie
hatte genug von dem opferbereiten
Mann, der kein Künstler war. Von
Neuem sehnte sie sich nach einer Liebe,
wie deren nur ein Boheme fähig wär.
Die schöne Frau tlopste bei dem jun
gen Jtaliener an, der gerade für eine
Serenade eine ideale Gestalt suchte . . .
Das Bild wurde fertig. Aber diese
italienischen Maler sind feurig und ei
sersiichtigL
Der schöne Maler brannte vor Liebe.
Jhn schmerzte der Gedanke, daß diese
Frau auch . . . ihrem Gatten angehöre
und er stellte sie vor die Alternative:
Entweder oder. Und die Frau zögert-I
Beim Gatten war Wohlstand, beim
Künstler die Liebe. Beim Gatten war
die Langeweile, beim Künstler die Le
bensfreude. Sie zögerte. Sie betrach
tete ihre kleine Hand, auf der Diaman
ten blihtew welche der Gatte ihr gege
ben und sie dachte nach, ob das Auge
des Geliebten tiefer glänze, als das
strahlende Juwel? Und sie beschloß —
Beide zu behalten.
Sie sagte das auch dem Italiener.
Als Der erfuhr, daß sie ' ibn nicht
liebte, wie seine Liebe es verdiente, er
ichvß et sich.
»Ich mag Dich nicht« wenn Du nicht
mein Weib werden willst!« schrieb er
im letiten Briefe. »Da ich aber Dir
nicht entsagen kann —- sterbe ich!«
Und die Zeitungen beweinten ihn; sie
schrieben Feuilletonartikel über den
schönen taliener und seinen Selbst
mord. a. sie deuteten sogar an, daß
s dies der chönen Frau wegen geschehen.
Was die Zeitungen schrieben, trug oie
Post nach München, in das Reiter eines
Künstlers, der, alz er von dem neuen
Opfer seiner Gattin las, Farben und
Pilzirsel beiseite wars und —- nach Hause
fu .
L
Man trug den italienischen Künstler
in den Friedhof. Das schöne Jdeal lag
trank und wälzte siry weinend Im Bette.
Sie schickte einen Kranz Rosen dem ;
jungen Trohkops der lieber zu den :
Todten gezogen war·
Und beim Begräbniß flüsterte man !
viel von der Frau, die einen Künstler H
ins Grab getrieben. Der Mann. der »
brave Mäcenas war dort. Seine Brust j
war von Stolz geichwellt, denn seine z
Frau gefiel ihm nochmals so gut, seit- I
dem sie die Heldin eines Sensations
dramas geworden.
Er bemerkte es gar nicht, daß die
Menschen ihn mieden. Doch nein, ein
here im Neisennzng stürzt ihm entgegen
und faßt, noch über dem frischen Grad,
seine beiden Hände mit den Worten:
»Da bin ich! Rennen Sie mich nicht?
ch bin der erste Gotte Jbrer Fran.
est bin ich gekommen, denn jetzt darf
ich Ihnen die Hand drücken!«
oc-———i
Itie Konkurrenten
Sitz-e nach dem Leben von A. G a b e r.
»Gott, nein, wie braun! Wie zwei
Ahlbecker U undernk Tant e Mars e hob
erst das- za ppelnde Bübchen dann das
geduld iae Schwesterchen m d:e Höhe und
gab jezern einen eherz aften Ausz. Dann
Linien Schwester und Schwager zur Be
griißuna an die Reihe. »Und Ihr auch!
War’«5 schön? Na, Jhr lönnt lachen!«
»Warum bist Du denn nicht nachge
tornmen nach Ahlbeck? Wir hatten so
schön Piatz·« . «
»Ach, das ging ja nicht; absolut nicht
Jch mußte inzwischen ja Wohnung su
chen.«
»Ach so ·—- ja richtig! Ich begreise
aber nicht, daß Martia sich wieder die
Last mit der eigenen Wohnung machen
will. Wo sie doch so gut bei uns sein
tönntet Das Gartenzirnrner steht sast «
immer nnbenutzt!«
»Das ist ja recht nett von Tir, Lisa!
Einen guten Mann, zwei reizende Kin
der, und dazu Martia-s klugen Kopf und
praktische Hände!-— Und ich?«
»Herr du meines Lebens« —- brauste
da der Schwager aus. »Mitßt Jhr Euch
denn gleich wieder zanten? Du hättest
ja auch mit herkommen können! —- Habt
Jhr denn schon was gesunden?«
»Ach ja, etwas ganz Reizendes. Hier,
garnicht weit von Euch, in der Potsdai
mer Straße. Gartenwohnung, herrli
(
i
eher Blick. Schöne Zimmer — und ganz !
neu hergerichtet. Jch will jetzt gleich hin f
und abschließen.«
»Ja, ja, macht schnell. Wenn erst
Alles aus der Sommersrische zurück
tornrnt, geht der Sturm los. Heute
Abend seid Jhr doch bei unz?«
Marie nickt ihnen nochmais händes
schüttelnd zu, dann geht sie Die Kinder
drücken die Näschen an die Scheiben und
; blicken ihr nach.
Seit Verheirathung der jüngeren
Schwester lebt. Marie mit der Mutter
zusammen. Sie hat ein sehr gutes Aut
tonuneu als Geichii Ireisende in herren
artileler. Doch iiski nicht allein.
Niemand versteht es so wie sie, die ein
tön , schablonenhaste. niederm herren
tr durch geschmckvolte Varianten zu
beleben, und in Gesinde- splcher ist sie
Meisterin. Die Its-Oe
Mem sie neu neue fee, auf den
Vielen W tu des ta arbei
Muster vor allen anderen Unssichtzans
re· nden Uhsasp
est zunächst die Wohnung. Sie
wird doch nicht schon oermiethet sein?
Bei ihrem anerkannten Pech in deriei
Dingen —- sie tonunt leider immer einen
Positag zu spät! —.—- Als sie die Woh
nung desichtigte, tras sie schon einen
Konkurrenten. Herrn Win Meyer, et
nen ihrer besten Kunden und alten Be
kannten. Auch er hatte Absichten, ent
schieden; denn wie sollte sonst sein pa
« thetisches »Hier laßt uns hätten bauen«
s zu deuten sein?
« Sie beflügelt ihren Schritt. Und da
i steht sie auch schon vor der Hausthür,
um gleich daraus die teppichbelegten
! Stusen herauszusteigen zum hochparii
j terre, wo der Verwalter wohnt.
; Durch das geöffnete Schiebefensterchen
: schaut ihr ein runzeligeö Faungesicht
I mürrisch entgegen. Sie tcnnt den Mann
; noch nicht« da sie bis jetzt nur mit der
Frau gesprochen hat. So sagt sie denn
höflich: ,.Entschuidi;aen Sie, ich totnine
k wegen der Gartenwohnung.«
«Weg!« sagt der Mann latcnäsch
»Nicht möglich! Schon vermiethet?·'
»Weg!« tönt es wieder von oben. l
» »Ach, das ist mir aber furchtbar leid! i
Jch reflettirte schon lange daraus undz
habe es auch Ihrer Frau -gesagt. Jch
hätte mich ja auch gern erkenntlich ge
zeigt, wenn Sie auf meine desinitive
Entscheidung gewartet hätten!«
Das Gesicht des Cerderuz erhellt sich
etwai.
.Na, denn kommen St man tust«
Doch ehe sie die Treppe ganz erklom
men hat, öffnet sich die Thier zur Woh
nung des Verwalterö, und ein here tritt
heraus — Wilhelm Meyer. Jn der
Rechten hält er ein attentniißig ern-sehen
des Schristsiiich den Miethztontratt,
den er zu Hause durchstudiren und un
terschreiben will.
l »Sie Fräulein Marie? Sie kom
men wohl wegen der Wohnt-nat Nichts
s zu machent Hier —-— erreicht!
» Und er streckt ihr fröhlich lachend den
; Kontratt entgegen. Doch sie geht aus
; seine Scherze heute nicht ein- »
T »Nein, das ist schlecht von Ihnen,
here Meyer, ganz abscheulich! Wo ich «
mich so auf die Wohnung gefreut habet ?
Was wollen Sie denn damit? Am Tage
sind Sie im Geschäft und Abends —
wer weiß wo?«
.So? Na, Sie müssen’5 ja wissen.
Jch tann Ihnen nur sagen, unsereiner
will auch mal Mensch sein und ein hiibi
sches heim haben. Da hört das Mei
peniehen dann von selbst aus. Von mei
ner Tante habe ich etwas Geld und hüb
sche Möbel geerbt —-—«
Eber ich hätte die Wohnung doch gar
zu gern gehabt!«
Er sieht sie mit eigenem Blick an.
»Na, dann müssen wir sie eben zufam
men heziehent«
Sie zuckt die Achseln. Ein fauler
Wis, denkt ste.
.Ganz einfach, Fräulein, wirtiich..
Ne ganz leichte Sache. Wir brauchen
uns nur zu heirathen!"
Mit einem plötzlichen Ruck wendet sie
sich um. Was ist das nun wieder? Ein
neuer Scherz oder Ernst, süßer, beglü
ckender, wirklicher Ernst? Da tönt wie
der seine Stimme an ihr Ohr, mit einem
warmen Klang, der sie erschauern macht
«Wollen Sie?«
Er sagte nichts von Liede. Aber dae1
will sie auch gar nicht. Sie hat schon
so trübe, traurige Erfahrungen hinter
sieht Und sie erinnert sich jenes stürmt
schen Winterabends, da sie, von ihren
weiten Wegen ermit:«et, in seinem Laden
gesessen. Still, mit verweinten Augen
Und in ihrem Mufs tnistert und raschelt
es leise, ein zeetniilltes Papier. Der
Abschiedsbries
Da hat er ihr die Hand über den La
dentisch entgegengestrecki. »Ich weiß,
was Sie drückt. So was muß man
verwinden können, Fräulein. Man
lerni’s. Jch hat« auch gemußt.«
Seitdem sind sie gute Freunde gewe
sen« treue Kameraden. Manche trau
liche Abendstunde haben sie zusammen
oerplaudert.
Sie wendet sich ihm wieder zu, und
ihre Blicke begegnen sich. Da nickt sie.
Und er zieht sanft ihren Arm durch den
seinen
,.C-so, nun mussen wer Konkurrenten
uns die Wohnung doch noch mal zusam
men ansehen!« meint er dann. »Sie ist
ja leer, mir stören also Niemanden!«
.Unv uns auch Keiner!« denkt er sür
sich
Und oben in dem stillen, traulichen
Erkerstübchen, zu dessen Fenstern die al
ten Kastnnäen hereingrüßen, giebt Wit
belrn Meyer seinem Bräutchen den ersten
Kuß.
———---...--—-—
D i e E r st e n.
«Trinten Sie Ferne schwarz oder weiß,
. Fräulein Laura « »
Lamm »Bitte, die ersten sechs Tasse-r
z schwatzt«
Gewissentsragk
Richter: »Wie alt, Zeugin?«
Zeugin: «Run'v dreißigt«
Richter: »Sie runden wohl nach wi
ten ab2« ·
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Von Bieente Blazeonanez.
. - »,...—. ....,-....
Autorisitte Uebersetung von Dein-ich
Sievers.
. ..-.... .
Bierzehn Monate schmachtete Nasael
in seiner engen Zelle.
Seine ganze Welt waren die vier kno
chensablen Wände, deren Nisse und Lö
cher er aus dem Gedächtnis- hiitte aus
ziihlen und genau beschreiben lonnen,
seine Sonne die hohe Fensterlule, deren
Eisengiiter den blauen Fleck des Him
mels durchlreuzten, und von dem nur
wenige Fuß.im Geviert messenden Fuß
boden gehörte ihm taum die hölfte;
denn die schweren, bei jeder Bewegung
ilirrenden Ketten machten ihm weite
Spaziergange unmöglich, da ihre Schel
len sich ties in sein Fleisch eingeschnitten
hatten.
Er war zum Tode verurtheilt wor
den, und walrrend man in Madrid die
Alten seines Prozesses zum letzten Mal
durchblätterte, verbrachte er Monate
und Monate nls ein lebendig Begrabe
ner in dem feuchten Sargr. Nur einen
Wunsch hegte er : ein einziger furchtba
rer Augenblick möge seinen ständigen
Qualen ein schnelles Ende bereiten.
. Was ihn am meisten belästigte, war
die Reinlichteitx jeden Morgen segie
und splilte man den Fußboden, so daß ’
die Feuchtigleit seinen Strohsack durchs i
sickerte und ihm in die Knochen drang ; 1
nicht einmal an den Wänden ließ man i
ein Staubes-se Mem hatte ihn, des-!
Gesangenen, sogar der Gesellschaft des
Schmutzes beraubt und ihn zu absoluter
Einsamkeit verdammt. Wenn man doch z
Mäusen und Ratten den Eingang ge- «
währt hätte ; zum Trost siir seine Ein
samkeit hätte er mit ihnen sein larges
Mai-l getheilt und zu ihnen als guten
Freunden und Kameraden gesprochen.
Warum wollte man leine Spinngezvebe
dulden, hätte er doch eine Spinne sich
zur treuen Freundin erzogen ? —
i Jn diesem Grabe aber wollte man
lein anderes-Leben, als das feine. Eines
schönen Tages ——- und Rafael erinnerte
sich desselben stündlich wohl tausendmal
—- hatte sich ein neugieriger Spaß nach
dem Gitter einer Fenfterlute gewagt ;
aber der Streich des Luftraumez war
gleich unter lautern Schreien davonge
flogen. Das bleiche und schwache We
sen, das trog dem heißen Sommertage
da unten in seiner tiefen Gruft vor
Frost zitterte, halte den frechen Strolch
mit Entsetzen erfüllt, so daß er fein
schmutziges Federgewand schüttelte und
eiligst den Modergeruch, der dem Gitter
der unterirdischen Gruft entströmte,
floh und sich in die helle Sonne rettete.
Als einziges Geräusch des Lebens
drangen die Stimmen seiner Gefährten,
sein Ohr. Sie sahen wenigstens den
offenen Himmel über ihrem Haupte und
brauchten nicht die feuchte Luft hinter
einem schmalen hohen Gitter zu athinen;
ihnen nicht an Personen. mit denen sie
sprechen konnten. Selbst hier im Ge
fängniß hatte das Unglück seine Ab
stufungen. Den ewig unzufriedenen
Menschen, der im Vollgenufz der Frei
heit da draußen sich dieser nicht bewußt
wurde, beneidete Rafael, wie jener den
glücklichsten Menschen beneidete. Wie
verdiente es, daß man ihn in dieser
Gruft gefangen hielt.
Auf der letzten Stufe des menschlichen
Unglücks war er angelangt Jn einem
Uns-all von Verzweiflung hatte er einen
aussichtslosen Fluchtverfuch in Seene
sehen wollen, indem er den Boden seiner
Zelle aufwiihlte. Seit dieser Zeit wurde
er ständig und aufs Strengste liber
wacht. Wenn er sang, gebot man ihm
Schweigen Um sich zu zerstreuen,
leierte er die Gebete, die ihn seine Mutter
elehrt hatte und deren er sich nur bruch
frilsweise erinnerte, in dem gebräuch
lichen Singsang her; aber auch dies
wurde ihm verboten. Wollte er etwa die
Rolle eines, der Wahnsinn simulirt, spie
len? Keine albernen Spößh Knabe!
Er wußte es, man wollte ihn gesund an
Leib und Geist erhalten, damit der den
ter sich nicht an verdorbenem Fleische zu
vergreifen brauche.
ihre Beine waren frei, und es fehlte
tostbar war die Freiheit! . . .. Aber er
welche im Hofe wandeln durften. an .
Er wahnsinnig? Nein, er wollte es
nicht sein; aber dieses Begräbniß, diese
regungslose Einsamkeit dieses täkgliche
und schlechte Essen waren störter a'å
seine einst robuste Gesundheit Er litt
an hallucinationem in manchen Näch
ten,wenn er dieAugen schloß,da ihn das
vorgeschriebene Licht, trotzdem er es seit
vierzehn Monaten kannte, ohne sich das z
ran gewöhnen zu können, belästigte, war
es ihm, als ob ihm unbekannte Feinde«
welche ibn morden wollten« seinen Ma
gen umgekehrt hatten. und er stöhnte
aus unter der Qual eingebitbeter Peini
gungen, bis die Wärter ihn gewaltsam
ausrüttelten.
Ueber Tag dachte er fast immer an
seine Vergangenheit; aber sein Gedächt
nis war so unklar, baß et glaubter
Geaschichte eines Anderen vor sich auszu
ro en
se Er erinnertet sich Les Tages tkostete nach
mein nna or uru e e war,
nachvethe seit-; erst: Geisenmtißstrase
wegen Musereien abgemacht hatte. Alle
achteten ihn mit scheuer Furcht und
Iestpety wohl die Pers-den« weiche den
über aus dem Mal-H
anlassen Jetlbiettm als an diejeni
welche ständig tu den Ja
t nen; der rann-se und uner
Raufbold tte es Ilse- ange
U sW MM del Vu
Ewig-« W « W »
rrrcht nnd Respekt al ans Lteiez der
rfrath ernannte ihn znni Ieidhiltee
nnd bediente sich feiner Brntalitlit bei
den Wahlen. Solange die Partei feiner
Gönner am Ruder war, erfreute er sich
einer fast unnmfchränlten Herrschaft
Aber als die Regierung in Madrid ne
stiirzt wurde, fielen auch feine Gönner,
und die andere Partei, welche ihn bis da
hin gefürchtet hatte, ernannte einen an
deren verwegenen Burschen, der anch aus
dem Gefängniß lam, an feiner Stelle
zum Feldhiiter.
Seine Existenz gerieth in’s Schwan
ken. Er mußte es jenem frechen Bur
fchen, der ihm das tägliche Brot geraubt
hatte, hinter die Ohren schreiben. Es
war eine nur zu natürliche Folg-, daß
er feinem Feinde eines Abends auf
lauerte« einen sicheren Schuß auf ihn ah
gad und dem Sterbenden mit dem Kol
ben den Rest gab.
Das waren ccfas de hombres
sMänneranaelegenheiten), wie sie vorzu
lammen pflegen. Er wanderte in’iz Ge
fängniß nnd traf dort alte Bekannte.
Endlich tam die Schwurgerichlsverhand
lung und alle, die ihn früher gefürchtet
hatten, rächten sich an ihm, indem sie be-.
laftend gegen ihn ausfagtem dann das
furchtbare Urtheil nnd die vierzehn »
schrecklichen Monate. welche er auf die ;
Bestätigung des Todesuktheils, an wel- H
cher er nicht zu zweifeln wagte, wartete, ;
und während welcher Zeit er sich ständig T
auf dem Schafft-l fah.
Er war nicht feig. Ständig dachte er
an Juan Portela, an Francizco Eim
dan nnd alle die anderen großen hel
den des Verbrecherthum.s, deren Tha
ten in den vollsthiimlichrn Romanzen
befangen werden« und die er stets mit
Enthusiasmus hatte singen hören, und ’
fühlte sich ebenso muthig als diese und S
fah darum seiner letzten Stunde mit
Ruhe entgegen.
Troßdem sprang er des Nachts Z
manchmal von seinem Strohsaet, als
von einer verborgenen Macht emporge
schleudert, aus, und das Klirren seiner
Ketten erfüllte ihn mit Entsetzen. Er
schrie wie ein Kind, um in demselben
Augenblick seine Feigheit zu bereuen;
aber es war ihm nicht möglich, seine
Seufzer zu unterdrücken. Es war ein
Anderer, der in ihm schrie; ein Ande
rer, den er bisher nicht getannt hatte.
war es. der Furcht hatte und wie ein
Weib stennte, und er beruhigte sich nicht
eher, als bis man ihm ein halbes
Dunend Tassen jenes Gebraus. das
man im Gefängniß Kassee zu nennen
beliebte, gegeben hatte.
Von dem alten RafaeL der den Tod
als Erlösung von seiner Qual herbei
sehnte, war nichts mehr als die äußere
Hülle geblieben. Der neue, der sich in
der entsehlichen unterirdischen Gruft
entwickelt hatte: dachte mit Schrecken
daran, daß schon vierzehn Monate seit
dem furchtbaren Urtheil vergangen wa
ren. und daß das Ende immer näher
rückte. Mit Freuden würde er weitere
vierzehn Monate in diesem Grab zuge
bracht haben.
Eine namenlose Todesangst erfaßte
ihn; und an Allem glaubte er sein na
hes Ende zu ahnen« so in den neugieri
gen Gesichtern, welche durch das Gurt
loch der Thiir schauten, und in dem
Priester, welcher jetzt jeden Nachmittag
zu ihm kam. als ob feine Zelle der ge
eignetfte Ort wäre, um mit einem
Manne zu plaudern und seine Zigarette
zu rauchen. Schlimme, schlimme An
zeichentsp
Die sjkclgcll Des Plisflcls lslllllcll
nicht beunruhigender fein. Ob er ein
guter Christ wäret Ja Vater. Er
achte die Priester und habe ihnen gegen
iiber niemals auch nur in dern Allerge
ringsten geschli; und das-selbe gelte von
seiner Familie; alle die Seinigen hätten
sich in die Berge geschlagen, um den le
gitimen König zu vertheidigen; denn so
habe es der Dorfgeiftliche befohlen.
Und zur Bestätigung feiner christlichen
Gesinnung zog er aus den Lumpen, die
seine Brust bedecktem eine Reihe von
Slapulieren und Medaillen hervor.
Dann erzählte ihm der Geistliche von
Jesus, der als Sohn Gottes sich in ei
ner ähnlichen Lage befunden habe, wie
er, und dieser Vergleich ermuthigte den
artnen Teufel. Welche Ehre! ......
Und wenn ihtn der Vergleich des Prie
sters auch schmeichelte, so wünschte er
doch, daß sich das schreckliche Ende mög
lichst spät einstellen möge.
Wie ein Gewitter brach es über ihn
herein, als er eines Tages die schreckliche
Nachricht erfuhr. Die Angelegenheit
war in Madrid zum Abschluß gekom
men, Vollstreckung des Todesurtheils,
so hatte der Telegraph in seiner lurzen
Sprache gesagt.
Und als ihm ein Beamter sagte, daß
seine Frau mit denr Kinde, das wäh
rend seiner Gefangenschaft geboren
worden war, das Gefängniß umschlei
che und ihn zu sehen wünsche, da zwei
felte er nicht mehr. Wenn sie ihr Dorf
verlassen hatte, so war es sicher, daß
das Ende nahe bevorstand.
Man hielt ihm die Möglichkeit einer
Begnadigung vor; und er tlarntnerte sich
wie alle Berzweifelten mit einer wahren
Muth an diefe lehte hoffnung. Waren
Andere nicht be nadigt wordeni Warum
sollte ihm die gnadi uns vers-a t blei
beni Und der guten rrin in adrid
koste es ja nichts weiter, als eine Un
terschrift, um ihni das Leben zu retten.
Und alle die offiiiellen Todtengriihen
die ihre Neugier oder ihr Amt zu ihm
brachten. die Ida-taten Priester nnd
Wicht-then its-te er Ward und
als oh es is ihrer eht läge,
zu rette-.
ter rlt hergeben?«
Mr- fnächsten Tage würde« man ihn »
efesselt und bewacht, tote ein elendes
hier« das zur Schlachtbonl geführt
wird,nachseinemHeimathsorte bringen.
Derhenter war schon da, nett seinen
furchtbaren Ave-armen Jn der Thük
des Gefängnisse-z wartete seine Frau
mit dem Kinde, um den Verbrecher noch
einmal zu sehen.
Nicht in der Thüre des Gefängnisies
seines Heiniathsdorfes, aber in ver Tküs
re Des Provinzialgefängnisses weilte et
ne Frau, eine lräfti und üppige GL
stz:t, mit ileischigen Leippen und geschlols
senen Aiinenbrouenx ihren armsel -
gen Kleidern entströmte ein Dust nnch
Stallluft. Entsetzen erfaßte sie, sich hier
an diesem nnäeinilichen Orte zu wissen.
Jn ils-rein blödm Gesicht sprach sich mehr
furchtbare Verzweiflung als Schmerz
aug; und nur, wenn sie das llrine Miit-H
chen, das sie an iLfre Brust preßte, pe
trachtete, entsxossen ihren Augen einige
Thriinem
Gott! Welche Schande siir die Fa
milie! Sie kniete es gewußt, daß Dieser
Mann so enden würde! O, wäre das
Kind niemals geboren worden!
Der Gefängnißpriester suchte sie zu
trösten. Czriitiiche Ergebung: als Witt
we lönnte sie noch einen Mann finden,
der sie glücklich machen würde. Daf
schien sie zu ermuntern; und sie sing an
von ihrem ersten Bräutigam zu erzäh
len. einem braven Burschen, der sich aus
Furcht vor Rasan zurückgezogen hatte,
und der sich iär jetzt wieder näherte, als
ob er ihr etwas zu sagen habe.
Nein, gewiß nicht; an Männern fehlte
es ihr nicht — sagte sie ruhig mit einem
leichten Lächeln — aber ich bin eine gute
Christia, und wenn ein anderer Mann
mir bestimmt ist, so soll es so sein, wie
Gott befiehlt
Als sie aber bei dem Priester und dem
Gesangnißveamten den Ausdruck des Er
staunens bemerkte, erinnerte sie sich ihrer
Situation und begann aufs Neue zu
weinen, wag ihr einige Milbe kostete. .
Am Abend traf vie Nachricht ein, daß
die Unterschrift ersalgt war. Jene Her
rin, weiche sich Rafael in Madrid, um
geben mit allem Glanz und aller Pracht,
wie die Heiligenbilder aus den Altaren
seiner Kirche, vorstellie, hatte aus Grund
der vielen Bitten unv Telexrrrmrne das
Leben des Verurtbeilten derm st.
Jn demGesängniß entstand eine s..che
Bewegung, als ad alle Gefangenen die
Freiheit wieder erlangt hätten.
«Sei vergnügt, Frauf sagte derPrie
ster zu dem Weibe des Begnadigten, I
»Deinem Gatten wird das Leben nicht
genommen, und Du wirst nicht Wittwkq
ein."
i Tit Frau blieb schweigsam· als vd sie
in idrem Gehirn mit Ideen tämvste.
welche sie nur langsam verarbeiten
konnte
.Gut,« sagte sie endlich und ru 's, ·
»und wann verläßt er das Gesängni i« .
»Das Gefängniß verlassen? —- —
Bist Du verrückt? Niemals! Er kann
srob sein, daß er sein Leben gerettet hat.
Er wird nach Afritatwandernz und dc
er jung und start ist, kann er noch zwar-« s
zig Jahre leben. «
Und zum ersten Mal sing die Frei H
an, aus vollem Herzen zu weinen; aber
das waren teine Tbränen der Traurig
teit, sondern Tlmänen der Verzweifluns
und ver Wutb.
»Bei Gatt, Weib.« ries der Priester -
voll Zorn, »das beißt Gott versuchen.
Man bat ihm das Leben gerettet, ver
stebst Du das-? Er ist nicht mehr zum
Tode verurtlzeilt Und doch beklagst Du
Dicht«
Das Weib unterbrach die Thränem
und in ihren Augen sprach sich wilder
Haß aus.
»Gut, man tödtet ihn nicht; das freut
mich. Er ist gerettet. Aber was wird
aus mir?«
Und nach einer langen Pause siigte sie
unter Seufzern, welche ihren Körper er
schütterten, schreiend hinzu
«Die Verurtlzeilte bin ich!«
B o B h a f i.
Dichterling: »Ich glaube, mein Atl
testcr beginne demnächst auch schon zu
dichten."
Bekannten »Ach, ist der auch schon
papierkorbteif?"
Ein derber Hieb
Kundin wie lange gefeiifchi, ohne ei
was zu tausen): «Haben Sie vielleicht
Stockfisch?"
Fischfram »Nu, Madam-tiefem bat
habe ick leider im Mommang nich, aber
wenn ick ’nen Spiegel hier hätte, lönnt’
ick Ihnen einen zeigen!«
Umichreibung.
.Man hört ja garnichts von Ihrem
Freunde, dem Dtamntiter? -— Seins
Stücke werden wohl nicht oft geaeben?«
»Nein, Gnädigsie, der schreibt nur
Premieren!«
herausgeredet
Pan-um (aaginich): »De- sah-Hefe
iehen thut wohl sehe weh, ich Arie
gen herrn eben immer »Auch Idee-!
schreien!«
prinzi- «Gewiß, aber nicht vor
erz. der hat nämlich während der
»O itaki-In in einem Wisblstt schien
ge en.«
A n e r i e n n u n g.
»W« i denn
EIN-WITH . «
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scheu Lea-In- « iw