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About Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901 | View Entire Issue (Oct. 19, 1900)
MUI Ins Boder Erzählung von F. von Was-UT Essenthetn cl-« FortleknngJ Mr er siigte gleich hinzu, daß Maria sich in den zwei Jahren ihres Dresdener Aufenthaltes vortrefflich asfgesiihrt habe, auch etwas gelernt, auch ihr kleines Vermögen inEmpfang senommen —- sie war eben mündig ge worden. Nun suchte sie ein Engage mer-et. Sie wollte ganz weit fort, nach Russland oder auch nach Amerika ; hier » mochte sie nicht bleiben. Ernst wunderte sich über ihren Muth. Sie sei älter als sie scheine, meinte sie lächelnd. «Einundzwanzig vorbei,« warf hier der Ontel ein, »ich sagte es ja schon-— mündig.« Ein Schatten glitt über Marias schönes Gesicht. «Jeh hin innerlich viel älter,« sagte Und der Onkel ergänzte: »Weil sie zwei Jahre in Dresden var-. Die hat was erlebt.« Ernst begriff nicht,warum der Bor mund dieses schöne, wenn auch geseh lich mündige Geschöpf den Gefahren der Fremde preisgeben wollte. Mu thiq, lebhaft, leicht gesinnt, wie sie ihm erfchien, ging sie doch dem sicherean derhen entgegen. «Fräulein Maria sollte, müßte hier hleiben,« rief er lebhafter, als eigent lich zulässig war. «Die muß sich anstohen,« wieder holte phlegmatisch herr Wirth. ·,,Ontel ist froh, wenn er mich los wird, und ich bin ja auch ohnehin schon in Grund und Boden verdor ben. Beruhige dich, Onkel, ich unter zeichne morgen für Milwautee.« Aber Maria« rief Mart) mit ern stem Vorwurf. »Du wirsks noch he denken!« eWas giebt’3 da lange zu beden ken,« lachte Maria. »Ich halte nicht viel von dem allzu reislichen Erwä gen.« Wie sonderbar war das! Warum " war dies schöne und begabte Mädchen so losgelöst von der Familie? Aber, daß er, Ernst, unaufhörlich nur sie sah und hörte, das bemertte er selbst nicht. Vielleicht konnte er nicht an ders sein. Maria nahm wie selbst verständlich alle Aufmerksamkeit siir sich in Anspruch. fast stumm besorgte Mary den Si ch. ohne einen Versuch, sich geltend machen. Herr Wirth wollte jetzt Eine benachbarten Bauten ansehen. hatte nr Zeit auch einige Neubau ten am traloiehhof und war seit drei Tagen gar nicht hier gewesen. Er wußte ja, daß Mary das Haus allein in Ordnung brachte. Und Mary hatte das get an. Niemand ahnte, wie sie Tag un Nacht gearbeitet hatte, weil Truges Besuch in Aussicht stand. « hen wir mit,« sagte Maria, »was sollen wir sonst beginnen! Die Fauntage in Berlin sind so langwei tg—« — Wieder wechselte Ernst die Farbe. So interessirte er sie gar nichts Sie entschuldigte sich: »Ich singe und musiziere sehr gern, aber Sonntags kann ich das nicht so —- wegen der christlichen Mitmenschen. Und in einem Neubau bin ich noch nicht gewesen. Gehen wir!« Ob Ernst und Mary einverstanden, sragte sie gar nicht: Kehmnirk « Mary hatte einen schönen Strauß " aus künstlichen Blumen bereitet, der zum Richtfeft für das Nachbarhaus bestimmt war. Wegen des Umzuges hatte sie sich damit verspätet. Nun war die Krone auf dem Dachstuhl schon aufgerichtet Aber, man würde die Blumen noch anbringen. Und sie gingen, kletterten in dem Reubau herum, die Damen mit ge schürzten Kleidern, Herr Wirth mit seiner phlegmatischen Alltagsmiene alles untersuchend. .Das Haus ist ja genau so wie Nr. 31 A,« rief Maria enttäuscht »Es ist auch 31 B,« versetzte der Onkel lachend. »Nu: das Hinterhaus hat ein Stockwerk weniger. Sonst ist derselbe Grundriß benützt.« Maria kletterte dem Onlel nach· bis unter das Gebält des Dachfiuhls. Dort ragte die Maurertrone in- den llen Sommerhimmel hinein. Eine chwante Leiter lehnte zwischen den Sparren. « brin die Blumen hinauf,'« er bot Ern . Gewandt, wie er war, stieg er rasch or, um den Strauß mit Draht zu Rstigetn Mary schrie laut auf, denn die Leiter and nichts weniger alt fest, und rnft konnte mit dem Inmachen nicht gleich fetti werden. « ch helfe Jhnenl« rief aria und im u war auch sie oben. Ernst hatte die Leiter verlassen und stand fest aus einein lose daliegenden, wartet-den Ballen. Es sah halt-bre ekxttsch genug aut. Maria stand auf der obersten Sprosse ein wenia tiefer als er. Und sie beide, · plötzlich vom sollen Sonnenlicht umfluthet, 'mitien in heller Sommerlust — ganz allein —- tief unten die menschenwiniiiielnde Straße —- aus einem einzigen schau telnden Brette. »Sie werden stürzen,« hatte er ängstelich gerufen. « ein, antwortete sie gelassen. Und sie hielt mit ausgestreckter Hand den Strauß so lange fest, bis der Dra t ihn an das Holsweit band. » auineister Solneß.« rief sie. »Ich stütze nicht,« versetzte er. Und in weniger als einer Minute war das Wert vollendet. « Und nun sahen sie einander in die sirahlenden Augen. Sie waren fertig und sie stiegen och nicht herab. Jhre Seelen ihre Sinne tauchten ineinan der. Sie küßten sich, Hm daß um » Lippen sich berührten. it sinnimeiii ; Munde sagten sie einander tausend ! süße Worte. Unten untersuchte der Baumeisier Wirth die Balkenveranterungen· Und Marh blickte stumm empor. Sie hatte keinen Arzer der Angst mehr.... Erst au der meahrt entsann sich Ernst, da er te sich hatte Marh erklären oder mit ihr sprechen wollen Er hatte nicht weiter daran gedacht. Nein, Marh war nicht as Weib : für ihn. Maria hatte es ihm tlar gr ’ macht. Ein seiiri es, muthiges, ori ginelles, selbstbewu tes Weib brauchte er·. Fur seine Wirthschaft mochte sich leicht ein Ersaß finden. nicht für sein nach Glück und Freiide dürstendes Herz. Mama mußte sich fügen. Maria freilich war ihm vielleicht unerreichbar. Und doch wallte sein Blut auf bei der Vorstellung, daß sie sein werden könnte. Ohne ein Wort weiter zu fragen, würde er sie in sein-: Arme nehmen und heimführen auf der Stelle. Wo immer er sie gefunden hatte — aus der Straße — im Schmutze -——» er hätte sie an sein Herz gezdgen Wie eine Offenbarung hatte es ihn·erfaßt, wie einFrühlingssturin, dein nichts widersteht —- sie, nur sie, oder keine! J Die Wirth’sche Wohnun· war sehr Jeräumig Warum sich au beschrän cn in dem leeren Hauses Und je mehr Zimmer »trocken gewohnt« wur den, desto besser. So hatte man Maria — sie hieß auch Wirth — ein eigenes, wenn auch nicht reichlich mdblittes Zimmer eingeräumt. Man zog ja so oft und hatte nicht mehr· Möbel als man brauchte. Maria aber hatte diese Stube nur für ihre Musiliibungen eingerichtet und ihr Bett in das Zim mer ihrer Cousine bringen lassen. Denn sie liebte Marh in ihrer stiirtni schen Weise, liißte sie ab, srisierte sie neu und hätschelte sie wie ein Kind. Auch war Maria mittheilsam und liebte es, jemand um sich zu haben. der aufmerksam war für alle ihre Scherze und Launen. Wie die alten Opernheldinnen brauchte sie eine »Vertraute«. So hatten die beiden Mädchen ei nige Wochen heiter und vergnügt ver bracht. Nur an diesem Sonntag Abend waren sie still und schweigsam. Maria besonders war in sich selbst versunken, wie sonst nie —- sie saß da mit blitzen den Augen und glühenden Wan en. Sie berührte laum das Abende en, welches sie allein etnnahmen. herr Wirth hatte Ernst mit Gewalt nach einem nahe gelegenen Restaurant ver schle pt, wo ein Abnehmer greift- die For mann’sche Milch zu sin sein lagie. Und Ernst hatte sichs gefallen a en. - Maria hatte sich rasch enttleidet und war in’s Bett geschlüpst, während Mary noch die Wirthschast und die Geschwister zu versorgen hatte. Marys Leben gehörte der sreudlosen aus plage, wie das Maria’3 der Mu ti. Als sie jedt in das Schlaszinitner trat, in dem es noch nach Kleister roch, schien Maria zu schlafen. Aber Mary al) sehr wohl, daß sie noch wach war; gewohnt, au alles um sie her zu ach ten, kannte ie die leichter-, gleichmäßi en Athemztige der SchlafendeXL Sie feste sich an das Bett der Cousine. »Höre mich, Maria!« » as willst bu, Maus-« —- so Mary — »ich bin sehr mühel« »Du bist nicht nniIe — du willst nur ungestört an »Hm« denken!« Maria richtete sich aus. Sie war schön wie das Tramnaebilde eines Künstlers, mit ihan halb mit-lösten chultern, ihrem blassen, bron e ar ben schimmernden Leim- ihren unl len, träumerischen Augen. »Was wistst du, Maus Z« sragte sie noch einmal, aber schärfer, heller. Jn seltsam hartem, strengem Tone sagte Mard L »Diesen Maria, diesen wirst du I nicht beste cken —- ich aebe ed nicht gut Un weil ich nicht heucheln kann, so sagåich es dir aleich.« aria Ischelte jetzt. s »Du Wirtshaus sagte sie überlegen, »ich will ihn ja gar nicht. diesen ern sten Ernst . . .« »Sage nicht!« scamtnte Markt ans. s »Du willst ihn!« ) Miit-, min, ich mag ihn seiten-D n» Dei paßt nicht zu mir und i n zu ihm . . . Aber warum reg du dich so ausi Jst zwischen weh Achan ein entscheidendesWort gefallen « st eure Zum-M schon destimmtf Schon war arh entwasfnet, wi derlegt, besiegt. Denn ihre Zukunt war nicht bestimmt und kein entsche dendes Wort war gefallen. .Nein, nein!« sagte sie ehrlich, »ich gefalle ihm nicht —- das weiß ich. Aber ich kenne ihn —- ez wiite sein Tod, wenn du wenn ....« .Beruhige dich doch. Mausl Aengs stige dich doch nicht seinetwegen — ich thue ihm ja nichtö!« Sie lachte wieder. »Das hast du mir schon einmal ge sagt, Maria!« »Der-on wollten wir doch nicht mehr reden, Maus! Jch habe dir doch den anderen auch nicht genommen!« Marh ließ den Kopf hängen. Nein. nur ein paar Stunden lang hatte der «andere« mit ihr gescherzt und geschä tert und der Siebzehnjährigen den Raps verdreht. Dann war Maria dazu gekommen und — er sah Marh nicht mehr. Und schon damals sagte Maria: »Ich will ihn ja gar nichtl« Und es war doch so ganz anders ge kommen! i »Aber Maus, du bist doch sonst so klug. Was hattest du damals mit «ihm« mit dem anderen. beginnen sol len? Der wollte ja gar nicht heirathen! Er hätte dich nur unglücklich gemacht. Und das, siehst du, habe ich dir nur » ab enommen. Es ist ganz gut so sur ’ di Du bist nun noch werth, die Frau eines so braven Mannes u wer den, wie Ernst, und ich nicht. Also keinen Vorwurf weiter . . . .« »Ach Gott, Maria, ek- ist so schwer, dich zu widerlegen! Heute Nachmittag tachte ich mir: das darf nicht ge chehent Und nun weißt du wieder zalleg so zu drehen . . .« « ,Jch drehe gar nichts. Maus. Aber glaubst du wirklich, daß dieser Ernst dich liebt?" »Nein," gab Marh ofsen zu. »Aber, er hat auch nichts gegen mich. Er könnte mich lieben lernen!« Maria hatte sich oorniiber gebeugt und ihre blitzenden Augin bohrien sich ties in die melancholischin ZügeMatys em. »Du aber, du wiirdest ihn gern ba ben?« »Ja — ja,« jauchzte Marn anf. Und Maria seufzte: »Nun denn —- ich aebe dir mein Wort: ich lasse ihn dir!« Wie in orniger Erregung war Mary anfge prunaen. Maria hatte ganz harmless and unbewußt gespen chen, ohne Vorbei-acht Und doch, wie oerletzend war dies: »Ich lasse ihn dir,« Wenn sie wollte, so hatte sie ihn, hieß das doch mit anderen Worten. Und mit größlichern Web im herzen agte sich Mary, daß sie recht hatte. a, sie kannte auch diesen haben, wenn te wollte. Bis dann in dem jungen Mädchen die Scham ansstiea. Warum der Glücklicheren, Schöneren. streitig ma chen, was ibr vielleicht schon ganzoæes Bitte —- nach dein aebeimnißd en atnrrecht der Sympathie? Was nücte es auch, ihn ihr abzubetteln? Und sie sprach gefaßt: »Wenn er dich liebt. Maria, so lann ich ja freilich nichts dagegen thun. Jch hebe nicht das Recht dazu, würde es auch nicht wollen. Nur das eine mußt du mir versprechen: Wenn ihr euch finden srlltet —- du wirst ibrn nichts verschweigenk «Nein, Maus das gelobe ich dir seierlichstt Aber nur« nrn dich zu be ruhigen Denn er will mich 1a gar rri t Fdetin Träg-Xb i facht M er oyn und u ig e ary ihr Laser anf. Sie war sehr müde nnd a geplagt nnd schlief bald ein. Schon drei Tage später kam Ernst wieder und am nächstenSonntag eben alls. Es war klar, daß es wegen aria geschah, die ihm vorsang und vorspielte, mit ihm lachte nnd Kief s . terte. während Marv die Rolle — »Elefanten" spielte. Doch sagte tie tein Wort mehr. Sie fand auch tein Wort des Vorwurf-Z mehr für Maria trnn diefe unternahm nichts Besonde res — fie war nur eben reizend, un widerftehlich reizend, wie immer! Schön, lebenfpriihend. selbstbewußt, begabt — fo war sie· Und Ernst wurde sie heirathen, troß des Geständ niffes, das sie ihm ja machen mußte! Mußte . . . Es konnte wohl nicht an ders fein. Und doch wußte Math, daß auch sie anmuthig und liebenswerth war. Aber neben Maria verblich sie wie ein tleiner Stern vor der Sonne. Da blieb nichts, als schweigend dulden. Arn nächstfolgenden Sonntag lud Ernst die beiden jungen Damen nach dem Horfthofe ein. Kein Zweifel, er wollte Maria, die seit damals nicht drarsßen gewesen, seiner Mutter vor führen — als seine zukünftige Braut. »Wir wollen stacan sagte er. »Ich habe einen tleinen Mitter, rnit welchem ich mich leidlich einaeiibt habe.« Mertwijrd erweise zögerte Maria, tie kühne, rnu htae Maria. ,·Ach, err Vorstmann, was werden Sie nur aaeni sich-—- ich fahre nicht gern mit einernSeaelboot —- ich fürchte rn ·« « rnft fah sie unatäubia an. »Sie scherzen, Fräulein Martert« »Es ift mein voller Ernst,« ver sicherte fie. Und fie blickte finster finster drein. »Mit wirf· strahlte et sie an. .mtt mir. da fürchten Sie sich doch nichts« Und wie damals auf dern Baugeriift vertan-treu thg Biläcke tiitr Wunders l » —I m s neu n — wohi- Sie Zone-n- M —« Yaschiffchen heißt «Mariat« rief er froh »Es efaf Wart-mi« saate fti und ohne seine Antwort abzifiiewabratenk erganzte sie »sich: »Dort wohl Mari fufshrem die 1a Jhre Jugendgefpielin Sollte er erst sagen, daß er das Boot bereits mit dem Namen getauft hattef «Jedenfallt heißt es nun fo." ant woriete er mit einem vielsagenden Blick. .Und das tft schön —- fehr fchönl« Drittes Kapitel. Es war ein herrlicherSpiitfommer morgen, als die beiden Cousinen auf dem horfthofe anlangten. Frau horstmann zeigte sich sehr er reut, denn sie dachte, die Sache mit Marie chen würde heute ins Gleiche kommen. Des ausführlichen ertliirte sie beim Kaffee und nachher im Geflii elhofe, wie beschwerlich ihr die ganze irth Mast würde. Und sie freute sich, dafz ary mit dem ihr angeborenen Ta lent leich hier alles zu erfaffen schien. wie se udor beim Kaffeeeinfchenten iugegriffen hatte. Wie thöricht war Ernst, daß er sich » noch befann. Mit wachsendem Miß fallen gewahrte rau Horftmanm wie Ernst zuweist mit Maria sich beschäf tigte, als sie je t gemeinsam den hof besichtigten. it Stolz und Freude zeigte er fein haus. Der Vater war wegen eines Reif-tauer zu einem Nachbar geangen. Ernft führte die jungen Mädchen zu- feinen Maschinen, erklärte ihnen eine neue Entwiisse rungsanlagtz sprang wie eine Katze auf den «preisaeirb·nten« Birnbaum, der an der Grenze wifchen Garten und Wiefe stand. it ei ener band Führte er das wilde Fii en dor, ers aßte lachend den Stier bei den Hör nern. Alles schien ihm heute so reiz voll, beglückend, weil er es Maria zei gen konnte und sagen: »Das ift mein Wert!« Und sie jubelte geradezu. Wie schön das sein mußte, fo im eigenen Grund und Boden zu wurzeln, fo aus dem Bogen zu schaffen. Ohne daß sich die oerden ausspre chen tonntenj begriff Marn alles: Sie die Raplosy sie, der Wandervogel, siihlte Ich berückt durch diese fest de riindete Heimath, durch diesen ern ten, oertrauenswerthen Mann, der hier wurzelte wie eine Eiche. Ja, wie jene Eiche, die Frau Horstmann jetzt mit Freudenthranen zeigte und die man an Ernsts erstern Geburtstag ge pflanzt hatte. Er aber, mit seiner tres verborgenen Schwärmernatur, er — er ward bezaubert, sinnlos bethört von dieser, reizurnslossenen, schönen, siolzen Maria Maria und Ernst waren schon weit vorauz und Marn hörte, wie ihre Cousme jetzt ausjauchzte wie ein Kind; Poeshallh das lonnte sie hier nicht wis en. Ernst hatte eine Segelsahrt vorge schla en. das war der Grund zu isrern Freu enausbkuch. Ach, sie war noch nie in einem Segelboot gefahren — hatte sich ja immer davor gefürchtei.... Und hand in hand eilten die dei den dern Anterplatze zu. Die »Marie« schautelte sich leise aus dem sonnensunlelnden Gewässer des havelarmes, an dem der Horsthos lag. Draußen, aus dern großen Wasser-, tauchte ab und zu ein weißes Segel aus. Jrn goldenen Sonnenschein ho ben sich die waldigen User vorn blauen himmel ab. Ernst und Maria eilten wie über rniithige Kinder. Jn einiger Entset nung solåzen Mary und Frau hor - mann. ary still und blaß, denn e sah, daß schon alles entschieden. Frau horstrnann, sehr ärgerlich iiber iese »abenteuerliche« Fahrt, die sie niemals mitrnachen sollte. Schon waren die beiden ihren Bli cken entschwunden. Wie unpassend! Und Mary ging auch so langsam, so langsam . . . z »Zum-neu Sie doch, Mariochem " sanft fahren die beiden davon.« «Sicher, Frau Horftmanni Aber wir iönnen fie nicht «hindern, wenn sie es wirklich wallen-« Nein, sie konnte es nicht hindern-. Bevor sie ankamen, waren die beiden Lchon zusammen abgefegeii —- auf ern roßen Ozean der Liebe! , i es nicht schön hier?« hatte Ern t. arn Ufer angelangt, gesagt. » , wunderschön! Jch kann mir nichts Schöneres denken!« .Maria —- wolltesi du immer hier bleiben — bei mir?« Mit einem jubelnden Aufschrei sanl sie in seine offenen Arme. Ali Mama und Mary antamen, standen sie, selig lächelnd, lband in Zank-, mitten auf dem schwankenden oo . »Ernst, Ernst,« rief Frau erfi rnann, »du mußt mich hören.« h »Ganz-hätte Mtinixch ck Z « e ·nir ge i t zu a chenszchder Mensch der Christian muß «riiberionimen, r mit dem Boote Be kchetiä weiß, sonsi fahre ich nicht or . Bei dem Namen Zochen hatte sich Maria verfiirbt. »O. nein —- nein,« fiamrneiie fie, .nicht diefen —- nicht einen fremden Men chen. . . O, bitte, nein — tåenn Sie sich fürchten, so bleiben wir et s »Aber-, Mutter, ich ver-stehe das Boot zu behandeln —- fei anz ruhig! Wie würde i fonft euch a e drei . . .« »Du, Gen , mit dir allein fahre i nichi,« be rrte die Mutter; ,,i fürchte nii — das heißt, ich fürchte mich mit dein Zoan auch, aber doch . r weniger. Und upt weiter als bis zum Werder ahren wir nicht. Draizgen auf dem Flusse giebt es im mer ind. Siehst du dort den wei ßen Schaumi« Nochmals sagte Maria: ·— t«Weii«n Frau-horstmann sich fürch ,,So wird Mama uns drei allein ahren lassen,« erklärte Ernst entschie en. Und an seine Mutter gewendet, stige er hinzu: »Sei ganz unbesorgt, lie Mutter, Kirchte nichts« auch nichts Unpasken s. Denn — du weißt es, ahn es, mußtest es wenig ans ahnen, wenn du meine gute utter bist: Maria Wirth isi meine Braut! Und nun bleibe ruhig dort und bereite den Vater vor. Jn ein bis zwei Stunden ind wir zurück. Marti, unsere liebe chwester, kommt mit, nicht wahr, Sie gute Mary?« Und herzlich, wie noch nie, streckte er die Hände nach dein blassen, jungen te Mädchen aus, in seiner Freude ihre ; zarten Finger fast zerdriiclend. Bebend estieg auch sie das Schiff der Liebe. - Blrich, wortlos war rau Vorst mann am Ufer zurückgeb ieben. Sie sah dem Schisschen nach, welchesErnst mit einem kräftigen Stoß vom Ufer ablöste. Heirathen hatte ja der Junge sol len, aber do nicht diese Sängerin, dieses leicht ertige Mädchens Das war schlimmer als alles, was bisher gewesen Sinnlos vor Schreck und nisehem sant Frau Horstmann aus die kleine Bank am Landungsplaszr. « Inzwischen war Ernst schon mitten » im Fahrwasser des immerhin nicht - schmalen Flußarmes. Maria sieuerte « mit kräftiger dfand. Aus einmal surchtete sie si nicht mehr. ja, sie zeigte sich gewandt und vertraut mit ihrer Auf abe — es war erstaunlich. Ein traxitiger Ost fiillte dashaupts segel und pfeilschnell glitt das schlanke schön und kunftgerecht gebauie Boot dahin. Die spiegelglatte Fluth schien keinerlei Schivierigteitens zu bieten. Die drei Personen saßen einzeln, Mar in der Mitte, während Ernst mit usinertsamteit die Segelleinen führte. Nun wandte sich Mary zu ihrer Cousine; sie tonnte ungehört und un beobachtet alles sagen: »Du wirst ihm alles betennen, Maria?« »Ja, ja, Maus, aber es ändert nichts mehr! Er verzeiht mir alles — er muß mich haben —- es ist ein Schicksal, Mary, es mußte so korn menl" Mary vreßte die Lippen aufeinan der, um nicht auszuschreien Sie fühlte eB, wußte es, Maria würde nichts sa en, denn sie betrachtete es als über lässig. Und sie, Mary, fie, die Reine, die Würdige, die Gepriifte, Berufene, sie wurde verschmäht neben dieser Bematelten, Unwiirdigen, ne ben diser falschen, aber schönen Ma ria! as thun? Sollte man sie ent larven, verrathen — den Bethörten warnen? Sie waren, ravid dahinschießend, nahe an die Flußwindung gekommen. Da ragte aus dem Walde ern tleiner,. schöner, bizarrer Thurmbau empor, der eine winzige, aber reizende Billa krönte. Und doch gab’s hier keine »Villentolonie«, nichts Bewobntes weit und breit! Ein excentrischer Freund des Schönen hatte diesen Bau ier in die Einsamkeit von Wald und Wasser hingetriiumt. »Sie wissen vielleicht ar,« sagte Maria fest lachend, « aß es mein Onkel war, der diese Villa hier, die Van Zochen, gebaut hat? Man traut ihm immer nur billige Miethstasers nen zu.« »Ich weißes, Maria,' antwortete Ewstx «es,f1el zwar in meine Stu dienzeit, aber natürlich weiß ich es Jch habe den hübschen Bau oft be wundert. Wie glücklich sind doch die Menschen, die so den Eingebungen ihrer Phantasie folgen können!« wiary wari dazwischen: »Wen meinen Sie mit den aliickli chen Menschen, here horiimann Papa oder herrii von Zochen?« »Nicht Ihr n Vater, Fräulein! Der kann mehr a Miethsiasernen bauen« möchte wohl auch etwas anderes und kommt doch von den häuserblocks in Berlin W oder von den insiasten in Berlin 0 ebenso wenig os, wie ich von dein Horsthofe. Jch meine natür lich Herrn von Zochen.« Mit barter Stimme spann Mari deii angeknüpsten Faden weiter: »Sie wissen es ebenso wie ich, dasz rr von Zochen ruinirt ist, das; er einen Verpflichtungen seinen heilig ten Bervslichtiin en nur ungenügend nachkommt. ha en Sie dies Boot nicht von ihm getausi?« »Ja, Fräulein Mard. Vielleicht hat er es in inomentaner Verlegenheit vertaust, das lann »ein. Aber ent schuldigen Sie, Fr ulein Maro, ich habe gar keine Veranlassung, mich iiin die Privatangelegenheiten des Herrn ppg suchen zu tummern. Jch bin ihm n· i KuldigX . r tte das abweisend« beinahe schrofk gesagt. Un durch eine Wendun des Schiffcheiis stand, leuchten iin Abendsonnengold, die zierliche Van deutlich da, in allen ihren Einzelheiten scharf begrenzt, umwogt von schwärz ckåenn ie ern. aria that, als niilime sie keinen inneren Antbeil aii dem Gespräch. Sie sietierte mit tundi er band hinaus nach der großen avel. Mord subr gelassen spri M’ Je« . wie ich Ihnen i Mc r hotzftmann das» Werwrneinez aters —- darum mein Interesse — . er hat noch ein gut Theil es Baugels i des zu bekommen, oder vielmehr« er l ’ hat es verloren. Damals, Sie»waren ; in Eberswalde und machten wahrend « der Ferien eine Rei e nach Mecklens burg, wenn ich ni irre —- damals " waren wir sehr oft hier« ich und Ma ria, um apa zu begleiten, der nach dem ort chreiten des Baues lah. Das rnd nun drei Jahre den« Wieder ganz harrnlos nickte Ernst i r u: h» a, da waren Sie auch immer aukdem sprichon Sie und Marial' r dachte nichts weiter, als daß Ieine Mutter Maria eigentlich chon i an e kannte, und daß ihr Wider and i desgalb leichter zu besiegen sein würde. · « L Und nun mischte sich Maria ern: »Ja, wir waren auf dem Vorschon und auch auf dem Bauplaße . . .««sie Ziigertg fortzufahren, bis Mary ern re : »Und rr von Zochen war auch da —- aufdem Bauplatze —- er inte resgrte sich für den Bau persönlich.« rnst hor te verwundert auf. Was et früher sti schweigend angenommen, kam ihm nun doch befremdlich dor. »So tennen Sie Herrn von Zo chen?' »Ja, wir kennen ihn«, sagte Mary mit merkwürdiger Betonung. Und «jeßt begriff Ernst das »wir«. »L( , rief er, wie aus einem Traume erwachend, auch Maria kennt den Baron?« Maria steuerte und schien nichts zu hören. »Maria", wiederholte er, »Sie ten nen Herrn von Zocheni Davon haben Sie mir ja nichts erzählt.'« Schamhast. wie er war, sagte er vor Mary »Sie«. Aber ein glühen der Blick ru te auf der schonen Gestalt hinten am teuer. »Er hat uns beiden den Hof ge macht«, meinte Maria mit gutgespieli tem Gieichmut. »Erst Mary, dann mir.« Und die Wirkung ihres Tones blieb nicht aus. Auch Ernst nahm ihre Mitteilung ruhig; ganz ruhig hin. . A r sie war nur äußerlr fo ge lassen. Obgleich die Lu hier aus dem Wasser-kühl war —- Mary hatte schon den Plaid ausgenommen -· ei te Maria teine Spur von Fro Lte n. Jn dem hellen Sommertleide, as ihre prachtvolle Gestalt um spannte, saß sie da, rosig, glühend, mit blitzenden Augen« mit ihren schö nen, schlanten banden kräftig das Steuer lenkend, achtlos. wie eine Prinzessin. Sie fa nicht einmal, daß das ..-.«:.cte, gesti te, elfenbeinwei Kleid naß und schmutzig wurde, wii - rend Marh das ihre, ganz ähnliche. ängstlich zusammenfaßte, obgleich es Pier, inmitten des Bootes, kaum ge öhrdet war. »Natürlich lenne i ihn«, warf Maria« herrn von Zo en betreffend, hin; sie war durch die Ruhe Ernst nun rdllig sicher eworden. Aber ein lalter, trontger litt aus i ren schö nen Augen traf Math. ie atte diese solchen Blick an ihr gesehen. »So e doch, was du willst«, schien dieser I lick auszudrücken, «er wird die doch nichts glauben!« Und mit einer fast männlichen Kraft steuerte sie in das große Wasser hinaus. »Dein Kleid geht zu Grunde!« rief ihr Marh zu. »Was liegt daran, ich habe mehr Klgderss de d Schwi ch as war gera ie egerto ter für Frau horstmanm Aber Ernst achtete nicht darauf, obwohl sein« Blick an Marias Zügen hin . Mit einem tuhnen stack war jetzt Maria mitten in der Strömung der roßen adel, die ich schon aus der Ferne a s ein scha begrenztes Sil erband ankündigte. ie Van Zo chen war den Seglern entschwunden. »Sie steuern bewundernswert, Ma ria«, sagte Ernste Und Marn Lchleudertz siir Maria bestimmt, nur armherzig dazwischen; »Wir haben uns damals geübt — mit Herrn von Ists-den« Da segelten wir auch. Nur ch —- ich habe nichts elernt. Maria hat mehr davon pro itirt.« Jetzt erst wurde Ernst aufmerksam. »Und dieser herr Baron hatte sich also in Maria verliebt'i« sragte er liiiglnd « er Pfeil war abgeprallt. Dennoch schloß Mark hart ,,Davon ann Jhnen meine Couiine mehr erzählen.« Aber die resolute Maria ries jetzt mit lauter Stimme: »Schnell, Ernst, das Bramsegel, schnell, schnellt« Und ohne weiter zu überlegen, wie unter einer ypnose, gehorchte ek. Jn demselben ugenblicke auch bläkzie ein starker Windstoß das zweite Seael aus und blihschnell sauste das Boot hinaus. Entsetzung solgU —..-...—.« Bei den aroszen Manövern der stan dung zur Verwendung, welche Ani selzen machte, nämlich ein Automobcl mit einem kleinen Leuchthurm. welktser Nachts das Land aui ein-a zwei Mei len im Umkreise erhellt. Ein Dmnmo den 7 Pserdeträste liesert das Licht, das man bald da, bald dort erstraljlen lassen kann. Dabei macht das Aal-) mrbil über 80 Meilen pro Stunde. Der Ersinder des Automobil - Leucht thurms ist Marcel RenaulL